Stars of Exploitation # 56 - Jess Franco
Moderator: jogiwan
Stars of Exploitation # 56 - Jess Franco
Jess Franco
(* 12. Mai 1930 - † 2. April 2013)
Der am 12. Mai 1930 in Madrid geborene und multi-talentierte Jesús Franco Manera war neben seiner Tätigkeit als Drehbuchautor, Schauspieler, Musiker und Produzent wohl einer der fleißigsten Regisseure der internationalen Kinolandschaft. Als Jess Franco und unter zahlreichen anderen Pseudonymen realisierte der Regisseur in internationaler Kooperation und mit den unterschiedlichsten Darstellern an die 200 Filme, wobei man die endgültige Zahl aufgrund diverser Schnittfassungen, Nachbearbeitungen durch andere Regisseure und teils bislang unveröffentlichter und/oder oder niemals fertig gestellter Werke wohl niemals endgültig ermitteln wird können.
In den Fünfziger-Jahren begann Jazz-Liebhaber Franco, als Regie-Assistent und Soundtrack-Komponist beim Film zu arbeiten und ab dem Jahre 1957 auch seine eigenen Projekte zu realisieren. Nach einigen Kurzfilmen entstanden die ersten abendfüllenden Filme wie z.B. „Der schreckliche Dr. Orloff“, dessen Figur und „Mad Scientist“-Thematik Franco immer wieder durch seine gesamte Karriere begleitete. Ende der Sechziger entstanden auch Werke wie „Necronomicon – Geträumte Sünden“ und „Küss mich, Monster“, die mit ihrer traumartigen, surrealistischen Atmosphäre und (soft-)sexuellen Inhalten mit Themen wie Sadismus und Masochismus bereits auf ein größeres Publikumsinteresse und Kritikerlob stießen.
Diese damals noch recht kontroversen Inhalte wie Sex und Gewalt begleiteten den Regisseur auch über alle Jahrzehnte seiner Schaffensperioden und er realisierte zahlreiche, von erotischer und klassischer Horrorliteratur inspirierte Werke. Mit dem Streifen „Der heiße Tod“ a.k.a. „99 Women“ aus dem Jahre 1969 schuf Franco auch einen der ersten Frauengefängnis-Filme, der mit seinem wirtschaftlichen Erfolg in den darauffolgenden Jahren auch zahlreichen Nachahmer und Nachfolgefilme fand. Franco selbst drehte pro Jahr und scheinbar unermüdlich Filme der unterschiedlichsten Genres und schuf Filme wie „Die Folterkammer des Dr. Fu Man Chu“ und „Die Nacht, in der Dracula erwacht“ mit Christopher Lee oder auch „Venus in Furs“ mit Klaus Kinski und verwirrte seine zahlreichen Darsteller mit oftmals etwas unorthodoxen Produktionsmethoden.
Anfang der Siebziger traf Franco auch auf die zauberhafte Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin Soledad Miranda, der er zu einem Comeback als Schauspielerin überredete und mit der er auch zwei seiner bekanntesten Werke mit den Titeln „Vampyros Lesbos“ und „Sie tötete in Ekstase“ realisierte, ehe diese im Alter von 27 Jahren und viel zu früh bei einem Autounfall auf tragische Weise verstarb. Im Jahr 1972 wiederum lernte Franco die katalanische Schauspielerin Lina Romay kennen, die er fortan als Lebensgefährtin in fast allen seinen Werken besetzte und nach der Scheidung seiner ersten Ehe mit der Schauspielerin Nicole Guettard („Midnight Party“) im Jahre 2008 heiratete.
Francos Werke wurden im Verlauf seiner Karriere jedoch wilder und sleaziger und waren zunehmend auch mit pornografischen Elementen versetzt, die dem Regisseur auch sein heute bekanntes Image verpassten. Selbst reine Fleischfilme wurden von dem spanischen Regisseur realisiert, der vom Report-Film („Jungraufen-Report“), Edgar-Wallace-Streifen („Der Teufel kam aus Akasava“´) über Zombie-Streifen („Sumpf der lebenden Toten“) bis zum Kannibalen-Schnarcher („Mondo Cannibale 3 – Die blonde Göttin der Kannibalen“) auch kaum ein Genre ausließ, das sich in den Siebzigern und Achtzigern irgendwelcher Beliebtheit erfreute.
Obwohl danach das Interesse an seinen inflationär entstandenen Werken schwand, drehte Franco unermüdlich weiter und realisierte mit Video-Technik billig-budgetierte Werke, deren Hauptrollen er auch weiter mit seiner Gattin besetzte und die sich auch nur noch in eingeschränkten Kreisen Beliebtheit erfreuten. Er wirkte in deutschen Schmodder-Billigproduktionen von Andreas Bethman genauso wie in spanischen Indie-Horrorfilmen wie „Kárate a muerte en Torremolinos“ und erhielt im Jahre 2009 als Dank für seine Leistungen für die spanische Filmlandschaft und als Höhepunkt seiner Karriere auch den Ehren-Goya für sein Lebenswerk.
Im Jahre 2012 machte dann die Nachricht des überraschenden Krebs-Todes von Romay die Runde und Jess Franco war zu diesem Zeitpunkt bereits sichtlich angeschlagen. Als Fan machte man sich über die Zukunft des Filmemachers zwangsläufig so seine Gedanken. Es folgten noch vereinzelt Auftritte auf Festivals und Retrospektiven wie z.B. in Berlin im Jahre 2012, die jedoch von den Fans aufgrund seines angeschlagenen Gesamteindrucks bereits zwiespältig aufgenommen wurden. Ende März 2013 wurde Franco nach einem Schlaganfall in ein Spital in Malága eingeliefert, wo er am Vormittag des 2. Aprils an den Folgen und Komplikationen verstarb.
Obwohl Jess Franco gemeinhin als Schmuddelfilmer verschrien ist und ihn der Vatikan einst neben Luis Bunuel sogar als „gefährlichsten Regisseur für alle anständigen Katholiken“ bezeichnete, so darf man doch nicht vergessen, dass der scheinbar getriebene Filmemacher abseits seiner bekannten Softsex-Filme auch so manchen Film gedreht hat, den man vielleicht nicht vom spanischen Regisseur erwarten würde und der neben Kreativität und Fantasie auch den aufstrebenden Geist der damaligen Entstehungszeit wiederspiegelt. In den 1990 auf der IMDB gelisteten Filmen sind zweifelsfrei viele Ausfälle dabei und dennoch gibt es noch immer Werke, die erst durch würdige Veröffentlichungen wieder ins Bewusstsein des Genre-Freunds zurückgeholt werden und seinen Ruf als abwechslungsreichen Filmemacher und kreativen Freigeist festigen.
Wohl kein zweiter Regisseur hat aber auch mit größerer Leidenschaft den weiblichen Körper in den Mittelpunkt seiner Filme gerückt, und selbst wenn der umtriebige Regisseur, Architektur- und Musikliebhaber nun seinen irdischen Körper verlassen hat, so lebt er doch in den Herzen der weltweiten Fans weiter. Ich für meinen Teil behalte Jess Franco als sympathischen Menschen in Erinnerung, der mich mit seinen Werken immer wieder aufs Neue überrascht und trotz aller Widrigkeiten und Probleme bis zum Schluss seiner großen Leidenschaft für den Film treu geblieben ist. Mach's gut, Jess - wo immer du jetzt wieder mit deiner Lina vereint bist, und vielen Dank für deinen Enthusiasmus und filmischen Output, mit dem du Generationen von Filmfreunden Freude beschert hast und noch bescheren wirst.
Lesenswerte Nachrufe im Netz:
Arkschi: http://www.filmforum-bremen.de/2013/04/ ... 1930-2013/
Tim Lucas: http://videowatchdog.blogspot.co.at/201 ... -jess.html
Christian Keßler:
Kimberly Lindberg: http://moviemorlocks.com/2013/04/04/in- ... 1930-2013/
Stephen Thrower: http://www.guardian.co.uk/film/2013/apr ... que-vision
http://www.taz.de/Zum-Tod-Jess-Francos/!113928/
http://www.spiegel.de/kultur/kino/nachr ... 92030.html
http://diepresse.com/home/kultur/klassi ... k/index.do
http://orf.at/stories/2174819/
http://derstandard.at/1363706702240/Spa ... -gestorben
http://perezhilton.com/2013-04-02-spani ... Vvc-Vewf0U
Speziellen Dank auch an den werten Bux fürs Korrekturlesen!
Filmografie (Auswahl laut deutscher Wikipedia-Seite)
• 1957: El árbol de España (Kurzfilm)
• 1958: El destierro del Cid (Kurzfilm)
• 1958: Estampas giupuzcoanas no.2: Pio Baroja (Kurzfilm)
• 1959: Las playas vacías (Kurzfilm)
• 1959: Oro español (Kurzfilm)
• 1959: Tenemos 18 años
• 1960: La reina del Tabarín
• 1960: Labios rojos
• 1961: Der schreckliche Dr. Orloff (Gritos en la noche)
• 1962: La mano de un hombre muerto
• 1962: Vampiresas 1930
• 1963: El llanero
• 1963: Rififi en la ciudad
• 1964: El secreto del Dr. Orloff
• 1964: La muerte silba un blues
• 1965: Das Geheimnis des Dr. Z (Miss Muerte)
• 1965: Karten auf den Tisch (Cartas boca arriba)
• 1966: Residencia para espías
• 1966: Necronomicon (Succubus)
• 1967: Lucky M. Füllt alle Särge (Lucky, el intrépido)
• 1967: Rote Lippen – Sadisterotica (El caso de las dos bellezas)
• 1967: Rote Lippen – Küss mich, Monster (Bésame monstruo)
• 1968: Der Todeskuss des Dr. Fu Man Chu (The Blood of Fu Manchu)
• 1968: Die sieben Männer der Sumuru (The Girl from Rio)
• 1968: Der heiße Tod (99 Women)
• 1969: Marquis de Sade: Justine (Marquis de Sade's Justine)
• 1969: Die Folterkammer des Dr. Fu Man Chu (The Castle of Fu Manchu)
• 1969: Venus in Furs
• 1969: Die Jungfrau und die Peitsche (Philosophy in the Boudoir)
• 1969: Der Hexentöter von Blackmoor (El proceso de las brujas)
• 1970: Nachts, wenn Dracula erwacht (Count Dracula)
• 1970: Les cauchemars naissent la nuit
• 1970: Sex Charade
• 1970: Eugenie de Sade (Eugénie)
• 1970: Dr. M schlägt zu
• 1970: Vampyros Lesbos – Erbin des Dracula (Las vampiras)
• 1970: Sie tötete in Ekstase
• 1970: Der Teufel kam aus Akasava
• 1970: X312 – Flug zur Hölle
• 1971: Der Todesrächer von Soho
• 1971: Eine Jungfrau in den Krallen von Zombies (Christina, princesse de l’érotisme)
• 1971: Jungfrauen-Report
• 1971: Robinson und seine wilden Sklavinnen
• 1972: Die Nacht der offenen Särge (Dracúla contra Frankenstein)
• 1972: Eine Jungfrau in den Krallen von Frankenstein (Les expériences érotiques de Frankenstein)
• 1972: Los amantes de la isla del diablo
• 1972: Eine Jungfrau in den Krallen von Vampiren (La fille de Dracula)
• 1972: Die Nonnen von Clichy (Les demons)
• 1972: Un capitán de quince años
• 1972: Les ebranlées
• 1972: Le journal intime d’une nymphomane
• 1972: Un silencio de tumba
• 1973: Plaisir à trois
• 1973: La comtesse perverse
• 1973: Al otro lado del espejo
• 1973: Maciste contre la reine des Amazones
• 1973: Im Schatten des Mörders (La noche de los asesinos)
• 1973: Perverse Emanuelle (Tendre et perverse Emanuelle)
• 1973: Kiss Me Killer
• 1973: Entfesselte Begierde (Les avaleuses)
• 1973: Les gloutonnes
• 1974: Les nuits brûlantes de Linda
• 1974: Exorcisme
• 1974: Mädchen für intime Stunden (Célestine, bonne à tout faire)
• 1974: Lorna, l’exorciste
• 1974: Le jouisseur
• 1974: Les chatouilleuses
• 1975: Les emmerdeuses
• 1975: Shining Sex
• 1975: Heiße Berührungen (Midnight Party)
• 1975: Frauengefängnis
• 1975: Frauengefängnis 3 (Des diamants pour l’enfer)
• 1975: Downtown – Die nackten Puppen der Unterwelt
• 1976: Mädchen im Nachtverkehr
• 1976: Jack the Ripper – Der Dirnenmörder von London
• 1976: Greta – Haus ohne Männer
• 1976: Die Sklavinnen
• 1976: Das Bildnis der Doriana Gray (Doriana Grey)
• 1976: Weisse Haut auf schwarzen Schenkeln (unerwähnt)
• 1977: Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne
• 1977: Das Frauenhaus
• 1977: Der Ruf der blonden Göttin
• 1977: Die teuflischen Schwestern
• 1977: Frauen für Zellenblock 9
• 1977: Frauen im Liebeslager
• 1977: Frauen ohne Unschuld
• 1978: Feuchte Lippen (Cocktail spécial)
• 1979: Sinfonía erótica
• 1980: Mondo Cannibale 3 – Die blonde Göttin der Kannibalen (Mondo Cannibale 3)
• 1980: Jungfrau unter Kannibalen (Sexo caníbal)
• 1980: Die Säge des Todes
• 1980: Sadomania – Hölle der Lust
• 1980: Lolita am Scheideweg (Eugenie, historia de una perversión)
• 1981: Cecilia (Aberraciones sexuales de una mujer casada)
• 1981: Die nackten Superhexen vom Rio Amore (Linda)
• 1982: Die Rache des Hauses Usher (El hundimiento de la casa Usher)
• 1982: Las orgías inconfesables de Emmanuelle
• 1983: Diamonds of Kilimandjaro (El tesoro de la diosa blanca)
• 1983: Macumba sexual
• 1983: Oase der Zombies (La tumba de los muertos vivientes)
• 1984: Historia sexual de O
• 1985: Die Auferstehung der reitenden Leichen (La mansión de los muertos vivientes)
• 1986: Der goldene Tempel der Amazonen (Les amazones du temple d’or)
• 1988: Dark Mission
• 1989: Esmeralda Bay (La bahía esmeralda)
• 1989: La chute des aigles
• 1992: Don Quixote de Orson Welles
• 1994: Ciudad Baja [Downtown Heat]
• 1996: Killer Barbys
• 1997: Tender Flesh
• 1998: Lust für Frankenstein (Lust for Frankenstein)
• 1999: Vampire Sex – Lady Dracula 3 (Vampire Blues)
• 2002: Killer Barbies vs Dracula
• 2003: Jess Francos Passion (Flores de la pasión)
• 2003: Jess Francos Perversion (Flores de perversión)
• 2005: Snakewoman
• 2008: La cripta de las mujeres malditas
• 2010: Paula-Paula
(* 12. Mai 1930 - † 2. April 2013)
Der am 12. Mai 1930 in Madrid geborene und multi-talentierte Jesús Franco Manera war neben seiner Tätigkeit als Drehbuchautor, Schauspieler, Musiker und Produzent wohl einer der fleißigsten Regisseure der internationalen Kinolandschaft. Als Jess Franco und unter zahlreichen anderen Pseudonymen realisierte der Regisseur in internationaler Kooperation und mit den unterschiedlichsten Darstellern an die 200 Filme, wobei man die endgültige Zahl aufgrund diverser Schnittfassungen, Nachbearbeitungen durch andere Regisseure und teils bislang unveröffentlichter und/oder oder niemals fertig gestellter Werke wohl niemals endgültig ermitteln wird können.
In den Fünfziger-Jahren begann Jazz-Liebhaber Franco, als Regie-Assistent und Soundtrack-Komponist beim Film zu arbeiten und ab dem Jahre 1957 auch seine eigenen Projekte zu realisieren. Nach einigen Kurzfilmen entstanden die ersten abendfüllenden Filme wie z.B. „Der schreckliche Dr. Orloff“, dessen Figur und „Mad Scientist“-Thematik Franco immer wieder durch seine gesamte Karriere begleitete. Ende der Sechziger entstanden auch Werke wie „Necronomicon – Geträumte Sünden“ und „Küss mich, Monster“, die mit ihrer traumartigen, surrealistischen Atmosphäre und (soft-)sexuellen Inhalten mit Themen wie Sadismus und Masochismus bereits auf ein größeres Publikumsinteresse und Kritikerlob stießen.
Diese damals noch recht kontroversen Inhalte wie Sex und Gewalt begleiteten den Regisseur auch über alle Jahrzehnte seiner Schaffensperioden und er realisierte zahlreiche, von erotischer und klassischer Horrorliteratur inspirierte Werke. Mit dem Streifen „Der heiße Tod“ a.k.a. „99 Women“ aus dem Jahre 1969 schuf Franco auch einen der ersten Frauengefängnis-Filme, der mit seinem wirtschaftlichen Erfolg in den darauffolgenden Jahren auch zahlreichen Nachahmer und Nachfolgefilme fand. Franco selbst drehte pro Jahr und scheinbar unermüdlich Filme der unterschiedlichsten Genres und schuf Filme wie „Die Folterkammer des Dr. Fu Man Chu“ und „Die Nacht, in der Dracula erwacht“ mit Christopher Lee oder auch „Venus in Furs“ mit Klaus Kinski und verwirrte seine zahlreichen Darsteller mit oftmals etwas unorthodoxen Produktionsmethoden.
Anfang der Siebziger traf Franco auch auf die zauberhafte Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin Soledad Miranda, der er zu einem Comeback als Schauspielerin überredete und mit der er auch zwei seiner bekanntesten Werke mit den Titeln „Vampyros Lesbos“ und „Sie tötete in Ekstase“ realisierte, ehe diese im Alter von 27 Jahren und viel zu früh bei einem Autounfall auf tragische Weise verstarb. Im Jahr 1972 wiederum lernte Franco die katalanische Schauspielerin Lina Romay kennen, die er fortan als Lebensgefährtin in fast allen seinen Werken besetzte und nach der Scheidung seiner ersten Ehe mit der Schauspielerin Nicole Guettard („Midnight Party“) im Jahre 2008 heiratete.
Francos Werke wurden im Verlauf seiner Karriere jedoch wilder und sleaziger und waren zunehmend auch mit pornografischen Elementen versetzt, die dem Regisseur auch sein heute bekanntes Image verpassten. Selbst reine Fleischfilme wurden von dem spanischen Regisseur realisiert, der vom Report-Film („Jungraufen-Report“), Edgar-Wallace-Streifen („Der Teufel kam aus Akasava“´) über Zombie-Streifen („Sumpf der lebenden Toten“) bis zum Kannibalen-Schnarcher („Mondo Cannibale 3 – Die blonde Göttin der Kannibalen“) auch kaum ein Genre ausließ, das sich in den Siebzigern und Achtzigern irgendwelcher Beliebtheit erfreute.
Obwohl danach das Interesse an seinen inflationär entstandenen Werken schwand, drehte Franco unermüdlich weiter und realisierte mit Video-Technik billig-budgetierte Werke, deren Hauptrollen er auch weiter mit seiner Gattin besetzte und die sich auch nur noch in eingeschränkten Kreisen Beliebtheit erfreuten. Er wirkte in deutschen Schmodder-Billigproduktionen von Andreas Bethman genauso wie in spanischen Indie-Horrorfilmen wie „Kárate a muerte en Torremolinos“ und erhielt im Jahre 2009 als Dank für seine Leistungen für die spanische Filmlandschaft und als Höhepunkt seiner Karriere auch den Ehren-Goya für sein Lebenswerk.
Im Jahre 2012 machte dann die Nachricht des überraschenden Krebs-Todes von Romay die Runde und Jess Franco war zu diesem Zeitpunkt bereits sichtlich angeschlagen. Als Fan machte man sich über die Zukunft des Filmemachers zwangsläufig so seine Gedanken. Es folgten noch vereinzelt Auftritte auf Festivals und Retrospektiven wie z.B. in Berlin im Jahre 2012, die jedoch von den Fans aufgrund seines angeschlagenen Gesamteindrucks bereits zwiespältig aufgenommen wurden. Ende März 2013 wurde Franco nach einem Schlaganfall in ein Spital in Malága eingeliefert, wo er am Vormittag des 2. Aprils an den Folgen und Komplikationen verstarb.
Obwohl Jess Franco gemeinhin als Schmuddelfilmer verschrien ist und ihn der Vatikan einst neben Luis Bunuel sogar als „gefährlichsten Regisseur für alle anständigen Katholiken“ bezeichnete, so darf man doch nicht vergessen, dass der scheinbar getriebene Filmemacher abseits seiner bekannten Softsex-Filme auch so manchen Film gedreht hat, den man vielleicht nicht vom spanischen Regisseur erwarten würde und der neben Kreativität und Fantasie auch den aufstrebenden Geist der damaligen Entstehungszeit wiederspiegelt. In den 1990 auf der IMDB gelisteten Filmen sind zweifelsfrei viele Ausfälle dabei und dennoch gibt es noch immer Werke, die erst durch würdige Veröffentlichungen wieder ins Bewusstsein des Genre-Freunds zurückgeholt werden und seinen Ruf als abwechslungsreichen Filmemacher und kreativen Freigeist festigen.
Wohl kein zweiter Regisseur hat aber auch mit größerer Leidenschaft den weiblichen Körper in den Mittelpunkt seiner Filme gerückt, und selbst wenn der umtriebige Regisseur, Architektur- und Musikliebhaber nun seinen irdischen Körper verlassen hat, so lebt er doch in den Herzen der weltweiten Fans weiter. Ich für meinen Teil behalte Jess Franco als sympathischen Menschen in Erinnerung, der mich mit seinen Werken immer wieder aufs Neue überrascht und trotz aller Widrigkeiten und Probleme bis zum Schluss seiner großen Leidenschaft für den Film treu geblieben ist. Mach's gut, Jess - wo immer du jetzt wieder mit deiner Lina vereint bist, und vielen Dank für deinen Enthusiasmus und filmischen Output, mit dem du Generationen von Filmfreunden Freude beschert hast und noch bescheren wirst.
Lesenswerte Nachrufe im Netz:
Arkschi: http://www.filmforum-bremen.de/2013/04/ ... 1930-2013/
Tim Lucas: http://videowatchdog.blogspot.co.at/201 ... -jess.html
Christian Keßler:
Kimberly Lindberg: http://moviemorlocks.com/2013/04/04/in- ... 1930-2013/
Stephen Thrower: http://www.guardian.co.uk/film/2013/apr ... que-vision
http://www.taz.de/Zum-Tod-Jess-Francos/!113928/
http://www.spiegel.de/kultur/kino/nachr ... 92030.html
http://diepresse.com/home/kultur/klassi ... k/index.do
http://orf.at/stories/2174819/
http://derstandard.at/1363706702240/Spa ... -gestorben
http://perezhilton.com/2013-04-02-spani ... Vvc-Vewf0U
Speziellen Dank auch an den werten Bux fürs Korrekturlesen!
Filmografie (Auswahl laut deutscher Wikipedia-Seite)
• 1957: El árbol de España (Kurzfilm)
• 1958: El destierro del Cid (Kurzfilm)
• 1958: Estampas giupuzcoanas no.2: Pio Baroja (Kurzfilm)
• 1959: Las playas vacías (Kurzfilm)
• 1959: Oro español (Kurzfilm)
• 1959: Tenemos 18 años
• 1960: La reina del Tabarín
• 1960: Labios rojos
• 1961: Der schreckliche Dr. Orloff (Gritos en la noche)
• 1962: La mano de un hombre muerto
• 1962: Vampiresas 1930
• 1963: El llanero
• 1963: Rififi en la ciudad
• 1964: El secreto del Dr. Orloff
• 1964: La muerte silba un blues
• 1965: Das Geheimnis des Dr. Z (Miss Muerte)
• 1965: Karten auf den Tisch (Cartas boca arriba)
• 1966: Residencia para espías
• 1966: Necronomicon (Succubus)
• 1967: Lucky M. Füllt alle Särge (Lucky, el intrépido)
• 1967: Rote Lippen – Sadisterotica (El caso de las dos bellezas)
• 1967: Rote Lippen – Küss mich, Monster (Bésame monstruo)
• 1968: Der Todeskuss des Dr. Fu Man Chu (The Blood of Fu Manchu)
• 1968: Die sieben Männer der Sumuru (The Girl from Rio)
• 1968: Der heiße Tod (99 Women)
• 1969: Marquis de Sade: Justine (Marquis de Sade's Justine)
• 1969: Die Folterkammer des Dr. Fu Man Chu (The Castle of Fu Manchu)
• 1969: Venus in Furs
• 1969: Die Jungfrau und die Peitsche (Philosophy in the Boudoir)
• 1969: Der Hexentöter von Blackmoor (El proceso de las brujas)
• 1970: Nachts, wenn Dracula erwacht (Count Dracula)
• 1970: Les cauchemars naissent la nuit
• 1970: Sex Charade
• 1970: Eugenie de Sade (Eugénie)
• 1970: Dr. M schlägt zu
• 1970: Vampyros Lesbos – Erbin des Dracula (Las vampiras)
• 1970: Sie tötete in Ekstase
• 1970: Der Teufel kam aus Akasava
• 1970: X312 – Flug zur Hölle
• 1971: Der Todesrächer von Soho
• 1971: Eine Jungfrau in den Krallen von Zombies (Christina, princesse de l’érotisme)
• 1971: Jungfrauen-Report
• 1971: Robinson und seine wilden Sklavinnen
• 1972: Die Nacht der offenen Särge (Dracúla contra Frankenstein)
• 1972: Eine Jungfrau in den Krallen von Frankenstein (Les expériences érotiques de Frankenstein)
• 1972: Los amantes de la isla del diablo
• 1972: Eine Jungfrau in den Krallen von Vampiren (La fille de Dracula)
• 1972: Die Nonnen von Clichy (Les demons)
• 1972: Un capitán de quince años
• 1972: Les ebranlées
• 1972: Le journal intime d’une nymphomane
• 1972: Un silencio de tumba
• 1973: Plaisir à trois
• 1973: La comtesse perverse
• 1973: Al otro lado del espejo
• 1973: Maciste contre la reine des Amazones
• 1973: Im Schatten des Mörders (La noche de los asesinos)
• 1973: Perverse Emanuelle (Tendre et perverse Emanuelle)
• 1973: Kiss Me Killer
• 1973: Entfesselte Begierde (Les avaleuses)
• 1973: Les gloutonnes
• 1974: Les nuits brûlantes de Linda
• 1974: Exorcisme
• 1974: Mädchen für intime Stunden (Célestine, bonne à tout faire)
• 1974: Lorna, l’exorciste
• 1974: Le jouisseur
• 1974: Les chatouilleuses
• 1975: Les emmerdeuses
• 1975: Shining Sex
• 1975: Heiße Berührungen (Midnight Party)
• 1975: Frauengefängnis
• 1975: Frauengefängnis 3 (Des diamants pour l’enfer)
• 1975: Downtown – Die nackten Puppen der Unterwelt
• 1976: Mädchen im Nachtverkehr
• 1976: Jack the Ripper – Der Dirnenmörder von London
• 1976: Greta – Haus ohne Männer
• 1976: Die Sklavinnen
• 1976: Das Bildnis der Doriana Gray (Doriana Grey)
• 1976: Weisse Haut auf schwarzen Schenkeln (unerwähnt)
• 1977: Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne
• 1977: Das Frauenhaus
• 1977: Der Ruf der blonden Göttin
• 1977: Die teuflischen Schwestern
• 1977: Frauen für Zellenblock 9
• 1977: Frauen im Liebeslager
• 1977: Frauen ohne Unschuld
• 1978: Feuchte Lippen (Cocktail spécial)
• 1979: Sinfonía erótica
• 1980: Mondo Cannibale 3 – Die blonde Göttin der Kannibalen (Mondo Cannibale 3)
• 1980: Jungfrau unter Kannibalen (Sexo caníbal)
• 1980: Die Säge des Todes
• 1980: Sadomania – Hölle der Lust
• 1980: Lolita am Scheideweg (Eugenie, historia de una perversión)
• 1981: Cecilia (Aberraciones sexuales de una mujer casada)
• 1981: Die nackten Superhexen vom Rio Amore (Linda)
• 1982: Die Rache des Hauses Usher (El hundimiento de la casa Usher)
• 1982: Las orgías inconfesables de Emmanuelle
• 1983: Diamonds of Kilimandjaro (El tesoro de la diosa blanca)
• 1983: Macumba sexual
• 1983: Oase der Zombies (La tumba de los muertos vivientes)
• 1984: Historia sexual de O
• 1985: Die Auferstehung der reitenden Leichen (La mansión de los muertos vivientes)
• 1986: Der goldene Tempel der Amazonen (Les amazones du temple d’or)
• 1988: Dark Mission
• 1989: Esmeralda Bay (La bahía esmeralda)
• 1989: La chute des aigles
• 1992: Don Quixote de Orson Welles
• 1994: Ciudad Baja [Downtown Heat]
• 1996: Killer Barbys
• 1997: Tender Flesh
• 1998: Lust für Frankenstein (Lust for Frankenstein)
• 1999: Vampire Sex – Lady Dracula 3 (Vampire Blues)
• 2002: Killer Barbies vs Dracula
• 2003: Jess Francos Passion (Flores de la pasión)
• 2003: Jess Francos Perversion (Flores de perversión)
• 2005: Snakewoman
• 2008: La cripta de las mujeres malditas
• 2010: Paula-Paula
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Re: Stars of Exploitation # 56 - Jess Franco
fehlte hier noch wirklich. Da könnte auch noch der Nachruf vom Arkschy mit rein Sehr schön, so traurig der Anlass auch sein mag. Allein seine Filmographie dient mir als Anregung für meinen Einkaufszettel.
i love you
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Re: Stars of Exploitation # 56 - Jess Franco
ist schon drin - vor der Filmografie! Unser werter Arkschi hat es ja besonders schön und treffend formuliert:
filmforum-bremen hat geschrieben: Jess Francos Filme kann man weniger über den Kopf verstehen, man muss sie sich erfühlen. Und ich fordere jeden auf, es zu wagen, die obskure, bizarre, erotische, manische Welt des Jesús Franco Manera zu betreten. Wer guten Herzens ist, der wird belohnt.
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Re: Stars of Exploitation # 56 - Jess Franco
O stimmt ja (Arkschys Nachruf, meinen kann ich ja wieder löschen ) und auch erst jetzt gesehen, der Bux ist seinem Lieblingsjob nachgegangen Korrektur bestellt oder nicht bestellt
Zuletzt geändert von dr. freudstein am Fr 5. Apr 2013, 21:07, insgesamt 1-mal geändert.
- CamperVan.Helsing
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Re: Stars of Exploitation # 56 - Jess Franco
Mal genial, mal grottig, mal beides im gleichen Film (Die Fehler in "Eugenie de Sade" sind ja nicht zu zählen, aber ich mag den Film). Jess Franco war ein Original im Filmgeschäft, und auch wenn es lange gedauert hat, sich sein Werk halbwegs zu erschließen und hierfür erstmal gewisse moralische Klippen umschifft werden müssen: Es gibt Filme aus Francos Schaffen, die niemals mehr missen möchte. Da verzeihe ich glatt auch, dass er manchmal übers Ziel hinausschoß ("Frauen für Zellenblock 9" war jenseits meiner Geschmacksgrenze) oder sich bei Andreas Bethmann anbiederte.
Farewell, Onkel Jess!
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Re: Stars of Exploitation # 56 - Jess Franco
Ugooooo
Hat dich der Jess nicht sprachlos, sondern blind gemacht???
O weh, da sieht der gute Jess ja noch fitter aus
Keßlers Spruch auch genial
Hat dich der Jess nicht sprachlos, sondern blind gemacht???
O weh, da sieht der gute Jess ja noch fitter aus
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Re: Stars of Exploitation # 56 - Jess Franco
Ganz tolle Arbeit, jogschi!
Und auch ich finde Arkschis Nachruf besonders lesenswert:
http://www.filmforum-bremen.de/2013/04/ ... 1930-2013/
Und auch ich finde Arkschis Nachruf besonders lesenswert:
http://www.filmforum-bremen.de/2013/04/ ... 1930-2013/
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!