Stars of Exploitation # 73 - Russ Meyer
Moderator: jogiwan
Stars of Exploitation # 73 - Russ Meyer
Hört man den Namen Russ Meyer denkt man als einschlägig geprägter Filmfan wohl zuallererst an sehr üppige Oberweiten, die vor allem in seinen letzten Filmen augenscheinlich ähm… doch eine sehr große Rolle spielten. Das am 21. März 1922 in Kalifornien geborene und am 18. September in Los Angeles verstorbene Multitalent und Filmemacher liebte offensichtlich die Überzeichnung und egal, ob es Charaktere in seinen Filmen oder die Inszenierung seines eigenen Mythos betraf, war wohl immer alles etwas „larger than life“, auch wenn sein Schaffen bei näherer Betrachtung doch weit mehr zu bieten hat als lediglich große Brüste oder billig produzierte Drive-Inn-Schmuddelfilme, auf die sein Schaffen gerne reduziert wird. Klar ist der Name Russ Meyer untrennbar mit dem Sexploitation-Genre verbunden, doch Filme wie „The Seven Minutes“ oder auch „Beyond the Valley of the Dolls“ beweisen doch sehr eindrucksvoll, dass der Regisseur doch weit mehr liefern konnte, als vergleichbare Regisseure aus der Ecke.
Schon der erste, mit seiner ersten Frau Eve produzierte Streifen „Der unmoralische Mr. Teas“ war mit seiner Mischung aus nackter Haut und verfilmter Herrenwitz der augenzwinkernden, aber niemals plumpen Sorte, ein großer Erfolg und gab die Richtung vor, in die die beispiellose Karriere des ehemaligen Kriegsreporters und Dokumentarfilmers gehen sollte. Später folgten Werke, die sich wahlweise einfachen Menschen, Stripperinnen, sadistischen Bösewichten oder einfach nur alles zusammen widmeten und dem sensationslüsternen Publikum das boten, was sie wollten und die Zensur der Staaten erlaubte. Beispielhaft dafür ist sein 1965 entstandene „Faster Pussycat! Kill! Kill!“, der mit seinen starken Frauenfiguren und seinem Szenario aus Sex und Gewalt andere Filmemacher maßgeblich beeinflusst hat und popkulturell große Spuren hinterlassen hat. Auch sein 1970 gedrehte „Beyond the Valley of the Dolls“ war am Puls der Zeit und ein Box-Office-Hit, der als große Studio-Produktion neben dem ungleich ernsthafteren Bestseller-Verfilmung „The Seven Minutes“ auch alle „Trademarks“ des Regisseurs vereinigte.
(Russ Meyer mit Roger Ebert)
Nach diesem Erfolg widmete sich Meyer aber wieder dem Indie-Film, in denen er seine Visionen ohne Studio-Vorgaben und sonstigen Einschränkungen drehen konnte und es entstanden die Werke, für die Meyer in unseren Breiten dank Mitternachtsprogrammen von privaten Fernsehsendern bei uns bekannt wurde. Diese bisweilen überdrehten, bissigen und nicht immer geschmackvollen Sexploitation-Werke mit Titeln von Super- bis Mega-Vixens und sexhungrigen Frauen mit üppigen Brüsten und potenten Männern, die diesen hilflos ausgeliefert waren, brachten Meyer auch den Ruf des Tittenfilmers ein, mit dem er sich offensichtlich auch Zeit seines Lebens immer gerne schmückte. Dennoch sind seine Filme mehr als reine Männerfantasien, sondern zeugen gleichzeitig auch stets von einem guten Humor und Menschenkenntnis und sind auch von der technischen Seite stets sehr ansprechend gemacht.
Langeweile, Zurückhaltung und Spießigkeit stand bei Russ Meyer, der Zeit seines Lebens Zensur, wie auch Pornographie ablehnte, ohnehin nie am Programm und dennoch drängte sich der Regisseur, der auch immer wieder mit seinen Darstellerinnen liiert war, nie selbst in den Vordergrund, sondern ließ wohl seinen geliebten Darstellerinnen und der Erotik seiner Filme den Vortritt. Laut Wikipedia beschrieb Russ Meyer im Jahr 1993 im Interview mit der Süddeutschen Zeitung seine Karriere mit den Worten: „Hätte ich mich nicht so sehr für Titten interessiert, wäre aus mir vielleicht ein großer Filmemacher geworden.“ Werter Russ, du bist meines Erachtens auch so ein großer Regisseur, der ein sympathisches, unterhaltsames und interessantes Schaffen hinterlassen hat, dass nur vordergründig den schlechten Geschmack bedient und man(n) daher keinesfalls nur auf Oberweiten und Körbchengröße reduzieren sollte. Leutchen, guckt mehr (frühe) Russ Meyer Filme!
Filmografie:
Pandora Peaks / Pandora Peaks (Doku) - 2001
Im tiefen Tal der Superhexen / Beneath the Valley of the Ultra-Vixens - 1979
Drüber, drunter und drauf / Up! - 1976
Supervixens – Eruptions / Supervixens - 1975
Black Snakes / Black Snake - 1973
The Seven Minutes - 1971
Blumen ohne Duft / Beyond the Valley of the Dolls - 1970
Megavixens / Cherry, Harry & Raquel! - 1970
Ohne Gnade – Schätzchen / Vixen! - 1968
Null Null Sex / Finders Keepers, Lovers Weepers! - 1968
Good Morning... and Goodbye! - 1967
How Much Loving Does a Normal Couple Need? – 1967
Mondo Topless (Doku) - 1966
Skyscrapers and Brassieres (Kurzfilm) - 1966
Die Satansweiber von Tittfield / Faster, Pussycat! Kill! Kill! - 1965
Motor-Psycho – Wie wilde Hengste / Motorpsycho! - 1965
Im Garten der Lust / Mudhoney - 1965
Fanny Hill / Fanny Hill - 1964
Lorna - 1964
Heavenly Bodies! - 1963
Europe in the Raw (Doku) - 1963
Wilde Mädchen des nackten Westens / Wild Gals of the Naked West - 1962
Erotica - 1961
Eva und der Mann für alles / Eve and the Handyman - 1961
Der unmoralische Mr. Teas / The Immoral Mr. Teas - 1959
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Re: Stars of Exploitation # 73 - Russ Meyer
Hier noch rasch und chronologisch zusammengefasst die Eindrücke meiner beschaulichen Russ Meyer Retrospektive. Einfach entspoilern:
The Immoral Mister Teas
Eva and the Handyman
Wild Gals of the Naked West
Lorna
Fanny Hill
Mudhoney
Motorpsycho
Faster Pussycat... Kill! Kill!
Good Morning... and Goodbye!
Common Law Cabin
Mondo Topless
Vixen
Finders Keepers, Lovers Weepers
Beyond the Valley of the Dolls
The Seven Minutes
Cherry, Harry & Raquel
Black Snake
Supervixens
Up!
Beneath the Valley of the Ultra-Vixens
Pandora Peaks
The Immoral Mister Teas
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- buxtebrawler
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Re: Stars of Exploitation # 73 - Russ Meyer
Danke für diese schöne Übersicht, Jogschi!
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
Re: Stars of Exploitation # 73 - Russ Meyer
Bitte - gerne! Eine kleine Retrospektive wollte ich ja immer schon machen und jetzt sind glatt 21 Filme daraus geworden. Hoffentlich kommt irgendwann auch im deutschsprachigen Raum mal eine Box mit den ungekürzten Filmen, die nicht so lieblos ausgefallen ist, wie die bisher verfügbaren Editionen...
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- CamperVan.Helsing
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Re: Stars of Exploitation # 73 - Russ Meyer
In den 80ern wurde immer wieder berichtet, Meyer würde an einem 8(?)-stündigen Mammutwerk namens "The breast of Russ Meyer" arbeiten. Weiß jemand, warum der nie fertiggestellt wurde?
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