MARISA MELL als JUANITA
"Der letzte Ritt nach Santa Cruz" war damals meine erst dritte Begegnung mit Marisa Mell im Film, nachdem die Sichtungen der zwei Edgar Wallace-Filme "Das Rätsel der roten Orchidee" und "Das Rätsel des silbernen Halbmonds" auch bereits ein paar Jahre zurücklagen. Auch wenn ich Olsens Film nicht als den großen Wurf einstufe, so ist dieser Beitrag trotzdem eigentlich der Grundsteinin für meine hochtourige Marisa Mell-Affinität gewesen. Aber Juanita hinterlässt ja auch einen bleibenden Eindruck. Bereits ihre erste Szene im Saloon, wo sie plötzlich in ihrem feuerroten Kleid aus dem Nichts auftaucht, zeigt sie von ihrer besten Seite. Sie hat die Kundschaft im Griff und man kann ihr so schnell nichts vormachen. Feuer in ihren Augen sieht man, als Pedro auftaucht, der für sie die personifizierte Garantie darstellt, sich bald in ein besseres Leben zu verabschieden, und die bürgerlichen Konventionen hinter sich zu lassen. Marisa Mell gibt ihrer Figur einen Aufsehen erregenden Schliff, welcher zusammen mit der Optik eine bestechende Allianz eingeht. Die Regie inszenierte sie zwar immer wieder als Blickfang, aber die Rolle der Juanita wirkt zugunsten der Hauptrollen deutlich untergeordnet. So sieht man nicht die üblichen Strecken der berüchtigten Mell-Großaufnahmen und auch nicht die übliche Exposition.
Als Kontrast zu Marianne Koch, deren Elizabeth alles Gute dieser Erde zu vereinen scheint, funktioniert Juanita recht gut, sie wirkt hin- und hergerissen zwischen Gut und Böse, Zuneigung und Verachtung. Aber sie besitzt ihren eigenen Kopf mit dem sie in bestimmten Situationen am liebsten durch die Wand möchte, Stolz und Temperament sind nicht zu bändigen. Juanita ist im Endeffekt eine der wenigen Personen der anderen Seite, bei der man etwas Aufrichtigkeit sehen kann, jedoch wird der Gerechtigkeitssinn durch die blühenden Träume einer jungen Frau überlagert, die den Alltag einfach nur satt zu haben scheint. Unterm Strich bleibt eine sehr schöne 60er-Jahre Rolle von Marisa Mell, die vor allem in den Bereichen Attraktivität und Schönheit sehr erfreuliche Akzente setzen kann. Der Charakter Juanita wird zwar leider nicht übermäßig gut reflektiert, allerdings nimmt man dem letztlich sympathischen Ganoven-Liebchen mit gutem Kern den Hauch von Nachhaltigkeit und Tragik ganz gerne ab. Außerdem ist es immer wieder sehr schön einen Auftritt mit Marisa Mell zu haben, in dem man sie mit ihrer einprägsamen Originalstimme hören kann!