bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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buxtebrawler
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

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Der Amerikaner

„Großvater ist sogar noch älter als du!“

Für seinen dritten Spielfilm begab sich US-Regisseur Richard Donner („Superman“, „Das Omen“, „Lethal Weapon“) nach zahlreichen Arbeiten für TV-Serien auf das verminte, damals jedoch noch offenherziger, gleichwohl nicht selten eher fragwürdig beackerte Feld der Liebe zwischen einem minderjährigen Mädchen und einem Mann, der dessen Vater sein könnte: Die britische Produktion „Der Amerikaner“ mit Charles Bronson („Spiel mir das Lied vom Tod“) in der männlichen Hauptrolle erschien im Jahre 1970.

„Du verliebt dich leichtsinnigerweise in ein süßes 16-jähriges Kind und schon steht die ganze Welt Kopf!“

Die 16-jährige Schülerin Twinky (Susan George, „Im Banne des Dr. Monserrat“) verliebt sich in den 38-jährigen Scott (Charles Bronson), einen ebenfalls in London lebenden New Yorker Autor von Erotikliteratur. Ihre Eltern sind gegen die Beziehung und verständigen die Polizei. Scotts Visum ist abgelaufen und seine Bücher sind in England verboten, sodass er Twinky kurzerhand im schottischen Glasgow ehelicht. Gemeinsam ziehen sie daraufhin nach New York und leben zusammen, doch das junge Eheglück bekommt rasch Risse…

„Das hier ist keine Liebesaffäre, sondern die langsame Hinrichtung eines Unschuldigen!“

Im Prolog liest Twinky am familiären Esstisch Scotts Bücher, was ein kleiner Skandal ist – doch ihr Großvater (Trevor Howard, „Der dritte Mann“) beginnt, sich selbst dafür zu interessieren, und ihre Mutter (Honor Blackman, „Jason und die Argonauten“) findet’s erst mal ok. Als Titellied ertönt ein leichtfüßiger, von Jim Dale gesungener Popsong über Twinky, im Vorspann sehen wir dazu radelnde Mädchen in Schuluniformen. Zunächst wirkt alles sehr komödiantisch; in der Postproduktion arbeitete man sowohl mit kurzen Zeitlupen als auch mit Zeitraffern, letzteres bei einem in der Pfanne verbrennenden Frühstück. Durch Rückblenden zur Esstischszene wird klar, dass bereits der Prolog eine solche war und dass Twinkys Eltern von der Liebelei Wind bekamen, weil sie ihr Tagebuch lasen. Auch der Ärger mit der englischen Justiz wird in Rückblenden abgehandelt. Die seltsame Montage erweist sich als etwas nervig.

„Na dann bin ich eben kindisch!“

Twinky verkennt in ihrer Infantilität den Ernst der Lage, man streitet und verträgt sich – und wird nach der Heirat zum öffentlichen Gesprächsthema. Zeitweise überwiegt der Drama-Anteil, bis es wieder komödiantisch wird, als Scott Twinkys Eltern besucht oder ihre neugierigen Mitschülerinnen ihn kennenlernen wollen und ihn sich – filmisch kurz angedeutet – mit freiem Oberkörper vorstellen. Eigentlich sind die beiden ganz süß miteinander, schön verliebt und nicht unsympathisch. In New York lernt sie auch seine Familie kennen – so weit die Normalität einer Beziehung. Als Twinky sich jedoch spontan und naiverweise ohne zu wissen, worum es überhaupt geht, an einer puertoricanischen Demonstration beteiligt, will Scott sie dort herausholen, wird aber selbst verhaftet und landet für satte 30 Tage hinter Gittern.

Dieses Mäandern zwischen Komödie und Drama wird typisch für den Film, der inhaltlich sowohl Twinkys Unreife als auch Scott eher väterliche Instinkte zum Ausdruck bringt. In Scotts justizbedingter Abwesenheit zieht sie jedoch eine supergünstige Wohnung an Land, weil der Vermieter scharf auf sie ist, aber nicht ahnt, dass sie verheiratet ist. In der Folge tischt man uns zunächst Idylle und Romantik auf, nur um diese wieder einzureißen – denn erwartungsgemäß treten dann doch altersunterschiedsbedingte Konflikte auf. Hauptproblem: Er kann sich in Anwesenheit seiner quirligen Frau nicht auf die Schriftstellerei konzentrieren. Twinky indes benimmt sich nicht mehr jugendlich, sondern völlig kindisch, als habe sie sich zurückentwickelt. Mit diesem Unfug beweist der Film leider auch, dass er kein echtes Gespür für die Jugend besitzt. Die Beziehung wird aber auch generell wenig leidenschaftlich geführt und was Scott an seiner Frau eigentlich findet, bleibt völlig unklar.

Dies dürfte in der Oberflächlichkeit des Films begründet liegen, der, anstatt die Befindlichkeiten, Erwartungen, Bedürfnisse und Träume seiner Protagonisten zu vertiefen, lieber immer wieder auf Humor setzt. Interessanterweise formuliert die Handlung als einziges Argument gegen eine solche Beziehung die oben beschriebenen Konflikte und überlässt die moralischen Bedenken als Spießern skizzierten Moralaposteln. Apropos Moral: Susan George war zum Drehzeitpunkt bereits 20 Jahre alt, davon unabhängig kommt der Film komplett ohne Nackt- oder Erotikszenen aus – lediglich ein paar kurze Röcke sind zu sehen.

Schauspielerisch gibt insbesondere George sehr respektabel zum Besten, was das Drehbuch von ihr fordert. In seiner Gesamtheit ist „Der Amerikaner“ inhaltlich wie technisch mitunter recht verspielt, dramaturgisch dabei aber kein großer Wurf und als eigenwillige Mischung aus Drama ohne Tiefgang und nun auch nicht übermäßig amüsanter Komödie nicht sonderlich gelungen. Als Kind seiner Zeit ist Donners Film aber filmhistorisch nicht uninteressant.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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