Filmdaten:
Originaltitel: Jodaeiye Nader az Simin
Herstellungsland: Iran
Erscheinungsjahr: 2011
Regie: Asghar Farhadi
Darsteller: Peyman Moaadi, Leila Hatami, Sareh Bayat, Shahab Hosseini, u. a.
Handlung:
Simin (Laila Hatami) und Nader (Peyman Moaadi) sitzen vor dem Scheidungsrichter in Teheran, weil Simin sich scheiden lassen will. Nach langer Zeit hat sie endlich die Ausreisepapiere aus dem Iran für ihre Familie erhalten - dazu gehört noch die gemeinsame 12jährige Tochter - und jetzt will ihr Mann nicht mehr mitkommen. Dieser möchte sich weiter um seinen schwer an Alzheimer erkrankten Vater kümmern, der in ihrer Wohnung lebt.
Dem Scheidungsrichter genügen ihre Argumente nicht, weshalb Simin erst einmal zu ihrer Mutter zieht, während ihre Tochter bei ihrem Vater bleibt. Doch dieser benötigt einen Ersatz für die Pflege des Vaters, wenn er tagsüber seiner Arbeit nachgeht. Über Simin erhält er einen Kontakt zu Razieh (Sareh Bayat), die dringend eine Arbeit benötigt, da ihr Mann arbeitslos ist. Doch die streng religiöse Frau darf es ihrem Mann nicht verraten, da dieser niemals einwilligen würde, dass sie bei einem Mann arbeitet, der keine Frau hat, und dazu noch einen kranken Mann pflegt.
Diese Situation überfordert Razieh, die zudem schwanger ist, so sehr, dass sie den alten Mann ans Bett fesselt, als sie tagsüber etwas Wichtiges erledigen muss, denn am Tag zuvor war er aus der Wohnung ausgebrochen und sie musste den verwirrten Mann auf der Straße wieder auflesen. Als Nader an diesem Tag etwas früher nach Hause kommt, findet er seinen Vater, gefesselt, vom Bett gefallen und ohne Bewusstsein wieder, was ihn so zornig macht, dass es zu einem verhängnisvollen Streit mit Razieh kommt, als sie wieder zurückkehrt...
Quelle: http://www.ofdb.de/film/210307,Nader-un ... e-Trennung
Kritik:
Denkt man bei dem Titel an ein reines Ehedrama à la '"Kramer gegen Kramer", entwickelt sich dieses Werk von Asghar Farhadi zu einem spannenden Konflikt zwischen 2 Familien und letztendlich auch zu einem Thriller.
Farhadi wählt hierbei einen dokumentarischen Stil, der dem Zuschauer aber das eine oder andere quasi vorenthält, da entscheidende Momente nicht in den Fokus gerückt werden, sondern nebenbei passieren, sodass dem Zuschauer erst später klar wird, dass er zum einen besser hätte aufpassen müssen und zum anderen solche "Nebensächlichkeiten" enorme Auswirkungen haben können.
Dieser zurückhaltende Erzählstil fordert dem Zuschauer sehr viel ab, sorgt aber auch für einen gleichbleibenden Spannungsbogen. Die Verknüpfung von Drama- und Thrillerelementen gelingt dabei meisterlich, die angedeutete Sozialstudie (Nadar und Simin gehören zur Mittelschicht, Razieh und Hodjat gehören zur Unterschicht) fügt Farhadi gelungen in diesen Kontext ein. Gewissensfragen müssen sich dabei alle Protagonisten stellen, der Zusammenhalt der Familie, (juristische) Schuld- und auch Glaubensfragen stehen im Raum.
Angenehm dabei ist, dass Regime-spezifische Themen außen vor bleiben, lediglich Glaubensfragen, die sich Razieh stellt, werden angerissen; von Kleinigkeiten, die den Alltag beeinflussen bis hin zur entscheidenden, die Razieh dazu bewegt,
Absolut sehenswert - 9/10