DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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Moderator: jogiwan

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DrDjangoMD
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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SIEBEN JUNGFRAUEN FÜR DEN TEUFEL

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Originaltitel: Nude…si muore
Alternativtitel: Schoolgirl Killer
Land: Italien
Jahr: 1968
Genre: Giallo
Regie: Antinio Margheriti

Handlung:
In einem Mädcheninternat werden Morde begangen. Die Polizei steht vor einem ebenso großen Rätsel wie die junge Waise Lucille (Eleonora Brown), die langsam fürchten muss, dass der von ihr geliebte Lehrer Richard (Mark Damon) nicht so unschuldig ist, wie er immer tut…

Kritik:
Ich schwärme ja immer davon wie wichtig es ist, dass ein Giallo eine Identifikationsfigur aufweist, eine sympathische Person, die uns durch den Film geleitet, deren Ängste und Hoffnungen wir teilen können. Und es freut mich endlich einen Film gefunden zu haben, der mich mit solchen Figuren mehr als genug versorgt:
Eleonora Brown spielt Lucille sehr unschuldig und verletzlich, sie zeigt sich als sympathisches Mädchen, welches viel mitmachen musste und daher unseren Beschützerinstinkt weckt. Dies treibt die Spannung ins Unermessliche, wenn wir ihr Leben in Gefahr sehen.
Mark Damons Richard ist eine sehr liebenswerte Figur. Sehr verspielt und einfühlsam erobert er zeitgleich Lucilles Herz und das der Zuseher; und zu guter letzt haben wir in Sally Smiths Jill eine naseweiße vorlaute Draufgängerin, die man einfach gern haben muss, sehr lebensfroh und keck, bringt sie eine humoristische Note in den Film.
Als Gegenpol zu diesen Sympathieträgern stellt Margheriti die anderen Figuren so verdächtig und undurchsichtig wie nur möglich da. Der voyeuristische Gärtner (Luciano Pigozzi, bekannt aus „Einer gegen das Imperium“ und einigen anderen Margheriti-Filmen), die tiefstimmige Aufseherin, die gestrenge Leiterin und in der letzten halben Stunde Mark Damon selbst scheinen alle den Gärtner aus „Pieces“ in Sachen verdächtiges Verhalten übertreffen zu wollen. Dies verschleiert die Identität des wahren Mörders und ist andererseits auch recht unterhaltsam mit anzusehen.
In Sachen Spannungsaufbau hat Margheriti Großartiges geleistet: Er arbeitet, sich offenbar Mario Bava (welcher übrigens am Drehbuch beteiligt war) zum Vorbild nehmend, sehr viel mit Licht und Perspektive um das Internat in einen unheimlichen Ort zu verwandeln. Point-Of-View-Kamerafahrten und schwindelerregende Einstellungen steigern das beklemmende Gefühl ungemein und sorgen dafür, dass keine Langeweile aufkommt.
Gore und nackte Haut halten sich (trotz des reißerischen Originaltitels) eher zurück, was aber nicht weiter auffällt, da die Regie es vermag, aus den unextremsten Bildern, mit Hilfe einiger Stilmittel, das Möglichste an Spannung und Horror herauszuholen. Auch wenn die Handlung nicht immer nachvollziehbar ist, verzeihen wir das gerne, da wir ja so ein tolles Ergebnis bekommen.
Der Schluss ist ordentlich kitschig ausgefallen,
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Aber, so feindlich ich Kitsch in der Regel gesinnt bin, wir haben diese Charaktere so lieb gewonnen, wir mussten so lange fürchten, dass sie den Film nicht überstehen, dass wir ihnen nun ohne weiteres die paar Minuten voller Sonnenschein, Lollipops und Regenbögen gönnen.
Fazit: Der Film bezeiht seine enorme Spannung einerseits aus der tief atmosphärischen Regie und andererseits aus den sympathischen Charakteren, mit denen wir mitfiebern können. 9/10
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DrDjangoMD
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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DER HEXENTÖTER VON BLACKMOOR

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Originaltitel: Il trono di fuoco
Alternativtitel: Der Henker und die Nonne
Land: Italien, Spanien, Deutschland, Großbritannien
Jahr: 1969
Genre: Jess Franco

Handlung:
In dem durch Bürgerkrieg zerrütteten England des 17. Jahrhunderts kommt Lord George Jeffreys (Christopher Lee) an die Macht. Als oberster Richter lässt er einen Feind des Königs nach dem anderen auf grausamste Weise hinrichten. Können unsere Helden (Maria Rohm und Hans Hass Jr.) seinem üblen Treiben ein Ende bereiten oder landen sie am Ende selbst auf dem Scheiterhaufen?

Kritik:
Glaubt’s oder nicht, aber irgendein Produzent scheint die Idee gehabt zu haben, Jess Franco mal mit einem richtigen Budget auszustatten! Im Gegensatz zu den meisten Franco Filmen, die ich bis jetzt gesehen habe, kann „Der Hexentöter von Blackmoor“ mit prächtigen Kostümen, Heerscharen von Statisten und einigen bekannten Namen aufwarten: Neben den Hauptdarstellern Christopher Lee, Maria Rohm und Hans Hass Jr. haben wir Leo Genn, als verständnisvollen Lord; Maria Schell, als blinde Kräuterfrau; Howard Vernon, der in seiner Rolle als sadistischer Folterknecht sichtlich Freude hat und uns ein paar schöne Over-Acting-Momente beschert; sowie einen junger Peter Martell, der in einer Minirolle kurz vorbeischaut :winke: .
Der Größte Star des Filmes ist und bleibt aber natürlich Lee, der als mächtiger Oberrichter hier eine der besten Performances seiner ganzen Karriere abliefert. Er kann diabolisch sein, wenn er es will, in den Gerichtsverhandlungen fällt er Todesurteile ohne mit der Wimper zu zucken, bleibt stets gelassen, als ob ihm das Leid, welches er über die Menschen bringt, völlig kalt ließe. Um der Bestie auch eine menschliche Komponente zu geben, sehen wir ihn ein wenig bei privaten Beschäftigungen, bei denen er plötzlich normal auf uns scheint. Seine späteren Schuldgefühle und diverse innere Monologe, die er kurz vor Schluss hält, deuten an, dass er, so unmenschlich grausam er uns auch erscheint, nicht von Grund auf Böse ist, sondern durch sein verdrehtes Weltbild seine Taten gerechtfertigt sieht.
Die Helden sind, wie meistens, nicht ganz so faszinierend wie ihr Gegenspieler, jedoch erträglich. Hans Hass Jr. spielt den üblichen von Grund auf guten Jüngling, ohne der Rolle irgendetwas Besonderes abzugewinnen. Maria Rohm auf der anderen Seite versteht es eine leidende Figur mitreißend darzustellen. Die Hölle, durch die sie geht, spiegelt sich in ihrer Mimik wieder, welche glaubhaft Bestürzung und Verzweiflung auf ihr hübsches Gesicht zaubert.
Die Darsteller reichen also von gut bis hervorragend, die Kameraarbeit ist auch ganz nett, nur leider leisten sich Regie, Drehbuch und Schnitt einige Schnitzer:
Zunächst mal legt Franco meiner Meinung nach zu viel Wert auf den historischen Hintergrund seines Hexenjägerstreifens. Die elendiglich lange Einleitung ist viel zu detailliert, als dass ich mir, sofern ich kein Hintergrundwissen gehabt hätte 8-) , irgendwas hätte merken können. Zudem inszeniert Franco einzelne Scharmützel so ungeschickt, dass ich keine Ahnung habe wer gegen wen kämpft, zu welcher der beiden Heere die Protagonisten gehören, wer eigentlich gewinnt oder verliert und letzten Endes zu wem ich halten soll, was die Schlachtenszenen mehr langweilig als mitreißend macht.
Davon abgesehen hat er diverse Prozessszenen oder die sich entwickelnde Liebesgeschichte zwischen Hass und Rohm vielleicht nicht hervorragend, aber immerhin ordentlich annehmbar in Szene gesetzt. Dummerweise schien er sich ab der Hälfte gedacht zu haben: „Hey, wer braucht eigentlich Atmosphäre und Spannung wenn ich sinnlose Folter und nackte Frauen zeigen kann?“ :palm: . Und so bekommen wir in der letzten Dreiviertelstunde ein übermaß an Grausamkeiten und nackter Haut zu sehen, deren einzige Aufgabe es ist, den Film abstoßend und kontrovers zu machen. Wenn ich unsern Jess nicht besser kennen würde, könnte ich zu der Annahme kommen, dass er die Schrecken der Hexenverfolgung mit dem Mittel der Übertreibung versucht einprägsam darzustellen, doch auch wenn er so noble Ziele verfolgen würde, es gelingt ihm nicht. Die Brutalitäten am Ende wirken nicht tragisch sondern ekelig und fehl am Platz. Es gibt keine betrübliche Stimmung, der Film lässt keinen Zweifel daran, dass am Ende Held und Heldin siegen werden, was dem Schluss einiges an möglicher Spannung kostet. Ein gutes Gegenbeispiel wäre „Der Hexenjäger“ von Michael Reeves, welcher weniger auf gefolterte Frauen setzt und mehr auf einen düsteren Grundton, was in meinen Augen wesentlich zielführender war.
Fazit: Christopher Lee in einer seiner besten Rollen, unterstützt von einigen anderen guten Darstellern; dummerweise hapert es ein wenig von Seiten der Regie. 7/10
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DrDjangoMD
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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DAS AUGE DES BÖSEN

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Originaltitel: Casa D’Appuntamento
Alternativtitel: Im Zeichen des Raben
Land: Italien, Deutschland
Jahr: 1973
Genre: Giallo
Regie: Ferdinando Merighi

Handlung:
Ein junger Mann (Peter Martell), welcher trotz seiner Unschuld des Mordes an einer Prostituierten beschuldigt wurde, erleidet auf der Flucht vor der Polizei einen tödlichen Unfall. Als kurz darauf einige Personen, denen er Rache geschworen hatte das Zeitliche segnen ist es Zeit für ein wenig Robert-Sacchi-Investigation…

Kritik:
Der Film erzeugt Spannung durch eine verstrickte, aus mehreren Subplots zusammengefügte Handlung. Leider verzichtete der Drehbuchautor/Produzent Dick Randall darauf all diese Plots zu einem befriedigenden Ende zu führen und so bekommen wir eine Auflösung, die weder nach dem anspruchsvollen Prinzip des Mordes nach Plan, noch dem anspruchslosen Prinzip des Triebtäters folgt, sondern nach dem Schema des dämlichen Prinzips des Triebtäters nach Plan abläuft. Noch dazu ist die Auflösung ziemlich offensichtlich, da wir diese verzwickte Situation haben, von zwei Männern, die sich um eine Frau streiten und da die wenigsten Drehbuchautoren so einen Konflikt in Frieden lösen können, stellt sich in der Regel einer der beiden Herren als Mörder heraus.
So dumm das ganze auch streckenweise daherkommt, langweilig ist es nicht, wir bekommen ziemlich viele interessante Handlungsfacetten und spannende Figurenkonstellationen, die uns anderthalb Stunden bestens Unterhalten, bevor das Ende als kleiner Downer eingefügt wird.
Großes Plus bekommt der Film noch von Seiten seiner Darsteller allen voran Robert Sacchis. Der Typ ist vielleicht weder ein besonders talentierter Charakterdarsteller noch ein spaßiger Liebling, aber sieht wie Humphrey Bogart aus und das macht eben auch Laune. Nur sein Aussehen reicht aber nicht, es geht auch darum sich wie Bogart zu benehmen und daher bekommen wir in Sacchis Inspektor nicht den 0815-Ermittler, sondern einen lässigen Draufgänger, der sein Ding durchzieht, ungeachtet, was ihm die Vorgesetzten sagen und mit einer Mixtur aus gepflegtem Äußeren und heruntergekommenen Dackelblick spaßige Erinnerung an diverse Bogart-Performances weckt.
Sacchi zur Seite stehen eine lange Reihe bekannter Namen wie Peter Martell, Howard Vernon, Anita Ekberg, Rosalba Neri und selbst Gordon Mitchell schaut kurz mal vorbei, welche in den diversen Subplots das ihrige zur Unterhaltung beitragen.
Trashig wird der Film bei seinen Spezialeffekten. Wobei der stürzende Mann vom Eifelturm vielleicht nicht realistisch aber zumindest interessant und ziemlich originell umgesetzt wurde (die Puppe, die man einfach herunterwirft, war nämlich in den 40ern schon ein alter Hut) und auch das zerschnittene Auge geht ziemlich unter die Haut und lässt selbst „Ein Andalusischer Hund“ alt aussehen. Die Mordszenen hingegen muten ziemlich merkwürdig an. Einige geschehen nämlich Off-Screen, andere allerdings werden mehrmals hintereinander, in unterschiedliches buntes Licht getaucht, abgespielt. Ersteres ist vielleicht nicht mitreißend aber zu verzeihen, letzteres hingegen hebt das billige Aussehen einiger Effekte hervor und kommt letzten Endes mehr trashig-spaßig herüber als atmosphärisch…ich frage mich, ob der Cutter, der für diesen verwirrenden, aber witzigen Schnitt zuständig war jemals selbst Regie bei irgendwelchen Filme gefüh…ES IST BRUNO MATTEI!!!
Fazit: Intellektuell wird man vielleicht nicht sonderlich gefordert, durch den interessanten Handlungsaufbau, die merkwürdige Schnitttechnik und dem Typen, der wie Humphrey Bogart aussieht, kann „Das Auge des Bösen“ aber trotzdem bestens unterhalten. 7/10
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DrDjangoMD
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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DIE LETZTE KUGEL TRAF DEN BESTEN

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Originaltitel: Aventuras del Oeste
Land: Italien, Spanien
Jahr: 1965
Genre: Western
Regie: Joaquin Luis Romero Marchent

Handlung:
Skrupellose Waffenhändler verkaufen den kriegerischen Comanchen Gewehre und Munition, worauf diese beginnen wehrlose Siedler niederzumetzeln. Während eine neue Rotte Pioniere ihr Glück versucht, beauftragt die Regierung den Alkoholiker und Meisterschützen Gunn die Waffenhändler ausfindig zu machen und auszuschalten…

Kritik:
Dieser Film ist komisch! Und damit meine ich weniger das „Der letzte Zug nach Durango“-Komisch sonder mehr das „Ich will deinen Kopf“-Komisch. Nicht dass der Film technisch so schlecht gemacht wäre wie ein Fidani aber er ist genauso unberechenbar, ebenso voll von seltsamen Zeugs und man weiß nicht wirklich, in welche Richtung der Ton des Filmes eigentlich zielt.
Die erste Stunde scheinen wir uns noch in einem Winnetou Film zu befinden, denn neben den diversen Topoi der deutschen Western, wie den skrupellosen weißen Bastarden, den unschuldigen weißen Siedlern, den leichtgläubigen und aggressiven Indianern, den treuherzigen anderen Indianern, den liebenswerten witzigen Nebencharakteren und dem typischen jugendlichen Liebespaar haben wir sogar noch in den Figuren des Bill Hickock und des Utah-Häuptlings zwei eindeutige Old Shatterhand und Winnetou Rip-Offs.
Die einzige Figur die nicht komplettes Klischee ist, ist Gunn selbst, welcher von Rik Van Nutter gespielt wird. Angeblich ist er ein hervorragender Schütze mit messerscharfem Verstand, durch sein Alkoholproblem wird er allerdings auch launisch und unberechenbar. Trotzdem verfolgt er vorbildlich sein Ziel und scheint überhaupt und außerdem auch einiges drauf zu haben. Noch dazu haben sie ihm in der deutschen Synchro eine herrliche kleinlaute Säuferstimme verpasst, die das ihrige zu dieser außergewöhnlichen Figur beiträgt.
Zwanzig Minuten vor Schluss wird der Film aber plötzlich ziemlich düster. Ohne Vorwarnung startet aus dem Nichts plötzlich ein Gemetzel, bei dem ein Charakter nach dem anderen umgebracht wird ungeachtet Alter, Geschlecht, Sächsischem Akzent :o und Rolle in der Geschichte :shock: . Selbst vor witzigen Nebencharakteren oder jugendlichen Liebhabern wird nicht halt gemacht. In Filmen wie „Django“ mag das ja ganz nett und stimmig sein Sympathieträger umzubringen, in einem Film, der bis jetzt eines dieser stilisierten positiven Winnetou-Rip-Offs gewesen ist, wirkt es dann aber doch ziemlich fehl am Platz. Ich frage mich welcher Regisseur nur so unglaublich deprimierend sein kann um dem Film plötzlich so eine Wendung zu…oh der selbe Typ der „Todesmarsch der Bestien“ gemacht hat, sieh mal einer an.
Auch sonst weiß man nicht wirklich, was man mit diesem Film anfangen soll: Es gibt drei (!) Erzähler, von welchen einer komischerweise vor Schluss stirbt; Ortsangaben erstrecken sich riesig über den ganzen Bildschirm und der Schnitt ist ziemlich abgehackt und unästhetisch, wobei letzteres wohl an meiner stark getrimmten DVD liegt.
An einen typischen Italowestern gemahnen, neben dem verdammt harten Ton gegen Ende, nur diverse bekannte Gesichter wie Francisco Sanz, Cris Huerta und vor allem ein junger Raf Baldassarre. Das freut natürlich, meine Kritik ist nur: Welchen Sinn macht es Raf Baldassarre in einem Film zu haben, ohne ihn auch nur einmal manisch lachen zu lassen??? Das ist genauso schlimm wie Vincent Price zu verbieten seine Augenbrauen zu heben oder Malcolm McDowell zu sagen, er müsse sich seinen britischen Akzent abgewöhnen.
Fazit: Obwohl der Film durchaus seine atmosphärischen Momente hat, scheint man sich nicht klar darüber gewesen zu sein, was man jetzt eigentlich machen will, wodurch das Endprodukt ziemlich obskur ausgefallen ist. 5/10
purgatorio
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Beitrag von purgatorio »

du legst hier aber einen wahnsinns Output hin :shock:
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
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DrDjangoMD
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Beitrag von DrDjangoMD »

DAS GEHEIMNIS DER BLUTIGEN LILIE

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Originaltitel: Perché quelle strane gocce di sangue sul corpo di Jennifer?
Alternativtitel: Der Satan mit dem Skalpell; The Case of the Bloody Iris
Land: Italien
Jahr: 1971
Genre: Giallo
Regie: Giuliano Carnimeo

Handlung:
Als die Tänzerin Mizar (Carla Brait) in ihrem Appartement ermordet wurde, nutzen die wohnungssuchenden Models Jennifer (Edwige Fenech) und Marilyn (Paola Quattrini) die Chance und ziehen in die Behausung der Ermordeten ein. Während sich Jennifer mit dem Architekten des Hauses Andrea Barto (George Hilton) anfreundet, schließt Marilyn Bekanntschaften mit den restlichen Hausbewohnern; doch der Blutdurst des Mörders ist noch nicht gestillt…

Kritik:
„Das Geheimnis der blutigen Lilie“ ist ein unglaublich spannender, hervorragend besetzter, mitreißender Giallo, der sich von Seiten der Cast und Crew durch fast vollkommene Perfektion auszeichnet:
Giuliano Carnimeo verließ für diesen Film kurz mal sein geliebtes Western-Genre und zaubert zusammen mit seinem Kameramann Nr. 1 Stelvio Massi beunruhigende Bilder auf die Leinwand. Nicht selten fährt die Kamera in schwindelerregende Höhen, zoomt schnell in ein Detail hinein oder verwendet in engen Räumen die Totale, was einen klaustrophobisch surrealen Effekt hat. Ein Mario Bava am Gerät ist Massi zwar nicht, viele Zooms und Fahrten kommen ein wenig verwackelt herüber, aber ihre Wirkung verfehlen sie trotzdem nicht. Carnimeo hat dazu ein gutes Zeitgefühl und timed die aufregenden Szenen genau richtig, ihm und seinem Cutter ist es zu verdanken, dass wir dadurch in Szenen der Gefahr oder Mordszenen stets mit den Opfern mitfiebern können, was den Film, auch wenn er in Sachen Gore alles andere als übertreibt, hier und da ziemlich unter die Haut gehen lässt.
Bruno Nicolai steigert die schon vorhandene Spannung dann noch mit seiner herrlichen Musik (Mein Lieblings nicht-Goblin-Giallo-Thema! Ja ich weiß, dass Ennio Morricone auch welche gemacht hat) ins Unermessliche.
Das Team hinter der Kamera leistet also das Bestmögliche, doch es sind in diesem Film besonders die Schauspieler, die mir besonders aufgefallen sind, allen voran natürlich die hinreißende Edwige Fenech.
Edwige besitzt zwei Gottesgaben, die sie für die Hauptrolle in einem Giallo perfekt machen: Ihre Schönheit und ihr schauspielerisches Talent. Sie sieht umwerfend aus und da Giuliano Carnimeo Augen im Kopf hat, weiß er das und bringt uns ihre Göttlichkeit in diversen, nicht immer ganz jugendfreien Szenen, nahe. Doch davon mal abgesehen versteht sie es auch noch meisterhaft komplexe Rollen glaubhaft darzustellen. Ihre Jennifer ist eine Frau, die mal jung und dumm war und in dieser Zeit durchaus Fehler gemacht hat, der Subplot mit der Sekte zeigt dies deutlich, nun aber aus diesen Fehlern gelernt hat und welterfahrener wurde. Nicht, dass sie durch ihre Vergangenheit verbittert oder spießig wurde, aber sie hat sich Tugenden wie Vorsicht und Intelligenz angeeignet. Dadurch wirkt ihr Verhältnis mit George Hiltons Charakter auch ernst und glaubhaft auf uns, da wir überzeugt sind, dass Jennifer durchaus zwischen wahrer Liebe und flatterhaften Tändeleien unterscheiden kann. Wenn sie also Vertrauen zu dem Architekten zeigt, schieben wir es nicht auf ihre vor Liebe verblendete Wahrnehmung, sonder darauf, dass sie Grund hat, ihm zu vertrauen und das macht aus ihrem Verhältnis eine sehr glaubhafte, seriöse und zukunftsträchtige Romanze.
An George Hilton selbst gibt es natürlich auch wie immer nichts zu meckern, er ist charmant wie eh und je, versteht es aber in den richtigen Momenten auch unheimlich und zwielichtig zu erscheinen, so, dass wir einerseits seine Beziehung mit Edwige neidlos mit ansehen können, andererseits auch Angst vor ihm haben können, wenn es in die Szene passt.
Der Humor kommt diesmal weder von den Hauptpersonen noch von unwichtigen aber spaßigen Nebencharakteren, sondern von Seiten der Ermittler, gespielt von Giampiero Albertini und Franco Agostini. Die beiden verfügen als Kommissar und Assistent über eine tolle Chemie und halten den Spaßfaktor des Filmes sehr hoch, ohne dabei ins Alberne abzudriften (zugegeben, bei Agostini ist es schon ein wenig an der Grenze zum Klamauk). Besonders Giampiero Albertini spielt eine interessante und seriöse Figur. Sein Kommissar Erici begegnet uns zunächst als gutmütiger alternder Ermittler, komplett mit Briefmarkensammlung und Unzufriedenheit mit seinem schlecht bezahlten Beruf. Später jedoch, bei den Verhören zeigt er seine Dunkle Seite, wird ausfallen und sogar handgreiflich. Ähnlich wie George Hilton, kann er charmant/witzig wirken aber auch überzeugend bedrohliche Züge zeigen.
Das Drehbuch allein ist leider nicht so ausbalanciert. Der Sektensubplot verzieht sich ziemlich schnell ins Nichts und der Mordverdacht unter dem George Hilton steht kommt für mich etwas zu spät ins Spiel (zumal der Trailer es so aussehen ließ, als ob sich der ganze Film darum drehen würde). Andererseits versorgt uns das Drehbuch mit einer Fülle von zwielichtigen Charakteren die wir alle mit Freuden verdächtigen. Neben den üblichen Verdächtigen, den Hausbewohnern, bekommen wir auch eine Fülle kleinerer Minirollen, wie beispielsweise Luciano Pigozzis Nachtclubbesitzer, denen wir nicht ganz über den Weg trauen. Carnimeo schafft es dann noch zusätzlich Hilton und Albertini an Stellen und in einer Weise auftreten zu lassen, die wir eigentlich vom Killer erwartet hätten, wodurch selbst diese beiden Hauptpersonen nicht ganz koscher auf uns wirken. Dadurch gibt es genug Opfer, um den ganzen Film lang die Spannung aufrechtzuerhalten, es bleiben aber auch genug übrig, um auch die Auflösung nicht eindeutig zu machen. Das Motiv des Killers selbst entbehrt zwar wie meistens Logik, aber betrachtet man (haha, „betrachten“…das Motiv von „Labyrinth des Schreckens“ :lol: ) die Intentionen der Killer in Filmen wie „Labyrinth des Schreckens“ oder „Die Nacht der langen Messer“ sind diese in meinen Augen (haha, „meine Augen“…„Labyrinth des Schreckens“ :lol: :palm: ) noch viel unlogischer und schwerer zu glauben. Hat man also eine gewisse Erfahrung mit Gialli sollte man sich am Ende von „Das Geheimnis der blutigen Lilie“ nicht stören.
Fazit: Rundum gelungener Giallo, der durch durchgehende Spannung und eine bezaubernde Edwige Fenech, nebst einigen anderen hervorragenden Darstellern, hervorsticht. 10/10 :thup:
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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SODOMAS TÖDLICHE RACHE

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Originaltitel: I fantasmi di Sodoma
Land: Italien
Jahr: 1988
Genre: Horror
Regie: Lucio Fulci

Handlung:
40er: Nazis feiern eine Party. Nazis sehen sich einen Film an. Nazis sterben oder so? :doof:
80er: Idioten machen Autofahrt. Idioten finden Nazivilla. Idioten kommen in die Villa, weil die Nazis den Schlüssel unter der Fußmatte gelassen haben. :doof: Idioten schlafen in den Betten der Nazis, was diese wieder zum Leben erweckt, oder so ähnlich. :doof: Nazigeister spielen Psychospielchen mit Idioten. Idiot Nr. 3 stirbt. :cry: Deus ex machina Ende :| …und alles ist gut! :mrgreen:

Kritik:
„Sodomas tödliche Rache“ ist einer jener Filme, die mir persönlich total gut gefallen haben, bei denen ich es aber nachvollziehen kann, wenn andere sie verdammen. Die Handlung ist gaga, die Inszenierung lässt zu wünschen übrig und die Darsteller scheinen alle ihrer Zeit den Schauspielunterricht geschwänzt zu haben (natürlich bis auf Al Cliver in seiner bewegenden Rolle als (Zitat: ofdb) „Drunken Nazi (uncredited)“ :thup: )!
Doch die Art und Weise, wie uns dieser unglaubliche Talentmangel von allen Seiten bedrängt, hat etwas äußerst Spaßiges an sich. Diverse Längen, die der Film hier und da zeigt, sind zwar unverzeihlich, doch die meisten Szenen sind einfach witzig anzusehen. Die drei männlichen Idioten (allen voran der unübertroffene Idiot Nr. 3, Marc) sind zwar alle dumm wie Stroh, doch es macht Laune ihnen zuzusehen, wie sie versuchen betrunken ein Zimmer „aufzuräumen“ oder zu dumm dazu sind zielführend ein Telephonat zu führen. :doof: :kicher:
Das Drehbuch hat zwar versucht ihnen einzelne Charaktere zu verpassen, durch die Unfähigkeit des Schreiberlings werden diese Persönlichkeiten aber immer hin- und hergetauscht, so dass sich zum Beispiel Idiot Nr. 1, welcher anfangs gegen das Einbrechen in die Nazi-Villa war, plötzlich mit Freuden über deren Vorräte hermacht, während ihm Idiot Nr. 2, vor wenigen Minuten noch die antreibende Kraft, versucht das auszureden. :doof:
Die Zuseher hätten durch diverse Logiklücken unter Verwirrung leiden können, doch der Film überschüttet uns so dermaßen mit unsinnigem Zeugs, dass wir irgendwann automatisch aufhören uns darüber Gedanken zu machen und ungestört das herrliche Over-Acting des Idioten Nr. 3 genießen können. Wäre das Ende das einzige vollkommen Unsinnige an dem Film gewesen, hätte man es als Downer empfinden können, doch durch all das komische Zeugs zwischendurch (Warum liegt der Schlüssel 50 Jahre unter der Fußmatte? :? Warum ist 50 Jahre altes Essen genießbar? :? Was zum Teufel ist mit Idiotin Nr. 5 geschehen? :? Warum töten die Nazis die Idioten nicht einfach, sie scheinen die Kraft dazu zu haben? :? Was haben die Nazis überhaupt gegen die Idioten? :? Wer zum Teufel ist eigentlich dieser Sodoma? :? Was, warum, wieso??? :palm: ) sind wir aber daran gewöhnt, dass wir kein großes Gewicht auf Sinn zu legen haben, so dass selbst das abstruse Ende genießbar bleibt.
An Fulcis Inszenierung fällt auf, neben der Tatsache, dass der Meister seine Begabung irgendwie Ende der 80er verloren haben muss, dass Fulci versucht so viel Softcore-Erotik in den Streifen hineinzubringen wie nur irgend möglich. Diese Szenen sind zwar keinesfalls stimulierend oder in irgendeiner Weise erregend, jedoch muss fairer Weise gesagt werden, dass Fulci in dieser Beziehung immerhin noch mehr drauf hat (und seine Darstellerin mehr dran haben), als sein Kollege Joe D’Amato.
Dass der Film hier und da ziemlich träge verläuft wurde schon erwähnt. Angefangen mit den langweiligen musiklosen Anfangstiteln :schnarch: , über unzählige Szenen in denen die Idioten miteinander reden bis hin zu noch mehr Szenen in denen die Idioten miteinander reden. Es dauert ziemlich lange bis der erste von ihnen das Zeitliche segnet, was den Film für jeden, der nicht wie ich seinen Spaß am Verhalten der Jugendlichen hat, unerträglich macht.
Wenigstens hält die Handlung stets Überraschungen bereit, diverse Szenen wie beispielsweise das Ende sind alles andere als vorhersehbar; da dies allerdings an einigen Logiklücken liegt weiß ich nicht, ob dies für oder gegen den Film spricht.
Fazit: Sichtlich einer von Fulcis schlechtesten Filmen mit vielen Längen und wenig Atmosphäre aber mit einigen amüsant unlogischen Handlungsverläufen und sechs strunzdummen Hauptcharakteren zum gerne haben. 5/10
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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KILLER SIND UNSERE GÄSTE

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Originaltitel: Gli assassini sono nostri ospiti
Land: Italien
Jahr: 1974
Genre: Thriller
Regie: Vincenzo Rigo

Handlung:
Dr. Guido Malerva (the one and only ANTHONY STEFFEN) hat es mit seiner hassenswerten Gattin (Livia Cerini) weiß Gott nicht leicht. Doch größere Probleme nahen als eines Abends zwei Gangster (Margaret Lee und Giuseppe Castellano) vor seiner Türe stehen und ihn zwingen ihren, bei einem Raubüberfall verwundeten Kumpanen, zu behandeln. Kann Inspector Di Stefano (Luigi Pistilli) die Verbrecher ausfindig machen, bevor sie dem Doc ein Haar krümmen oder muss sich der Gutste selbst aus dieser misslichen Lage befreien?

Kritik:
Da meine oberste Intention, diesen Film zu sehen, der Name meines Anthönchens auf dem Cover war beginn ich gleich mal mit den Darstellern: Anfangs war ich von Steffens Rolle ein klein wenig enttäuscht. Der Typ hat nichts weiter zu tun als wahlweise dazusitzen oder dazustehen und einen (erraten!) leidenden Blick aufzusetzen. Gegen Ende jedoch erlebt seine Rolle einen interessanten Wandel, der ihm sichtlich Freude bereitet. Kurz vor Schluss stapft er mal erfreut, mal besorgt durchs Bild, bringt seine Mimik dazu, Emotionen darzustellen :o und bringt hier und da sogar einen echten Grinser zusammen :D …außerdem trägt er ein lustiges Käppchen und so etwas wird immer gerne gesehen. :mrgreen:
Die größte Schwäche des Filmes liegt in der Performance von Livia Cerini, welche als des Doktors Gattin einfach unerträglich ist! Stets hat sie so einen abweisenden Blick, schimpft ununterbrochen mit dem armen Anthönchen, schert sich einen Dreck um das Leid anderer, erkennt die Gefahr, die von den Gangstern ausgeht, nicht und und und. Jetzt könnte man argumentieren: „Aber ihre Rolle soll ja unsympathisch sein, betrachtet man, was am Ende mit ihr geschieht.“ Ja, das stimmt schon und es ist gut, dass Cerini ihre Rolle nicht liebenswert angelegt hat aber 1) übertreibt sie die Unausstehlichkeit über alle Maßen und 2) erkennen wir erst gegen Schluss den Sinn dahinter die Rolle so hassenswert zu gestalten, was uns die ersten drei Viertel des Filmes einfach nur unter ihrer Performance leiden lässt. Um auszudrücken wie unglaublich hassenswert Livia Cerinis Charakter in diesem Film rüberkommt, hier eine Liste mit Personen, welche mir sympathischer sind als sie:
► Text zeigen
Zum Glück sind die restlichen Darsteller und ihre Rollen wesentlich besser: Luigi Pistilli ist immer gerne gesehen und macht hier wie immer gehörig Laune, ebenso Giuseppe Castellano, welcher einen cartoonhaften Fiesling spielen darf und, da er mit seiner Rolle sichtlich Freude hat, für einige Lacher sorgt; und last but not least weiß Margaret Lee zu überzeugen: Sie versteht es skrupellos herüberzukommen, dass wir ihr einen mehrfachen Mord zutrauen und gleichsam ist sie stets charmant und liebenswürdig und schmeichelt sich damit erfolgreich in das Herz der Zuseher.
Kommen wir nun zur Inszenierung, für die sich Vincenzo Rigo verantwortlich zeichnet, dessen Werke als Regisseur bedauernswerter Weise an einer Hand abzuzählen sind. Mit einigen ungewöhnlichen Ideen schafft er es die altbekannte Prämisse interessant umzusetzen. Hier und da sind seine Einfälle allerdings auch ziemlich komisch und steigern eher den Trash-Wert des Filmes. So lässt er das Bild mehrmals einfrieren, nicht immer an wichtigen Stellen, zeigt am Schluss eine rücklaufende Aufnahme von abhebenden Tauben (eine recht plumpe Symbolik) und einmal lässt er völlig aus dem Nichts eine Lesbenszene zwischen Lee und Cerini einfließen, die keinen Sinn ergibt und den Zuseher letzten Endes mehr verwirrt als sonst was (Sehr geehrter Herr Rigo, ich heiße es gut, dass Sie sich ein Vorbild suchen, ABER MUSSTE DIESES VORBILD AUSGERECHNET JOE D’AMATO SEIN??? :palm: ). Sonst zeichnet sich seine Regie allerdings durch eine dichte Atmosphäre aus, so dass wir ihm einige Anfängerfehler (hier und da wissen wir nicht genau worauf er mit einzelnen Einstellungen hinaus will) gerne verzeihen.
Noch zu erwähnen ist der Soundtrack, welcher das Geschehen mit einem schönen spannenden Thema untermalt, welches gut die Stimmung des Filmes einfängt…nur in einer Szene beschloss man „Eine Nacht auf dem kahlen Berge“ von Mussorgski zu spielen, was dann doch ziemlich fehl am Platz wirkt. Sicher, wenn Tinto Brass und Stanley Kubrick für ihre epochalen Meisterwerke mit klassischer Musik aufwarten wirkt es grandios, aber wenn Vincenzo Rigo in seinem kleinen Gangsterdramachen solch großen Melodien auflegt verstimmt es mehr als dass es passt.
Fazit: Vincenzo Rigo konnte bei seinem ersten Film mit einigen hervorragenden Darstellern (und mit Livia Cerini)zusammenarbeiten, die er mit einer talentierten Regie versorgt. Diverse Unstimmigkeiten scheinen nur typische Anfängerfehler zu sein. 7/10
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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SS GIRLS

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Originaltitel: Casa privata per le SS
Alternativtitel: Private House of the SS Girls; Das Freudenhaus der SS Mädchen
Land: Italien
Jahr: 1977
Genre: N-Sploitation
Regie: Bruno Mattei

Handlung:
Der Offizier Hans Schellenberg (Gabriele Carrara) bekommt den Auftrag, Verräter in den Reihen hoher Nationalsozialisten ausfindig zu machen und auszuschalten. Um dies zu bewerkstelligen, lässt er sich eine Gruppe Prostituierter beschaffen und eröffnet ein Bordell mit der Hoffnung, abtrünnige Offiziere während obszöner Festivitäten zum Reden zu bringen…

Anmerkung:
Obwohl ich um das gesamte Genre der N-Sploitation in der Regel einen Bogen mache, habe ich über diesen speziellen Film so viel Gutes gehört, dass ich ihn doch mal angesehen habe und angenehm überrascht wurde…

Kritik:
Behandelt man ein so ernstes und kontroverses Thema wie den Nationalsozialismus kann man drei Wege eingehen: Entweder man bleibt seriös und versucht in bewegenden Bildern die Schrecken des dritten Reiches auf die Leinwand zu bannen; oder man will schockieren und lässt eine kontroverse Ekelszene auf die nächste folgen; oder man vergisst den Ernst der Prämisse, augagiert eine Reihe Over-Acting-Künstler und versucht einfach Spaß beim Drehen zu haben…Bruno Mattei entschied sich zum Glück für letzteres!
Nie wirkt der Film bedrückend oder deprimierend; sicher, es gibt Szenen die dies anbieten würden, wie die abartige „Ausbildung“ der Freudenmädchen oder die brutale Schlussszene, Mattei inszeniert solche Szenen jedoch so absurd und übertrieben, dass man sie einfach nicht mehr ernst nehmen kann und zu guter letzt sogar unterhalten wird. Beispielsweise wirkt der Anblick eines Hackenkreuzes erschreckend auf uns, der Anblick eines Zimmers in dem auf allem, sogar auf der Bettdecke Hackenkreuze abgebildet sind, ist dann aber doch mehr zum Lachen. Überall wird einfach so lange übertrieben, bis sich die ganze Szenerie, aus der durchaus ein seriöses Drama hätte werden können (Was Tinto Brass ja in seinem ähnlichen „Salon Kitty“ gemacht hat), zu einem bunten Durcheinander voller spaßiger Verrücktheiten wird.
Die Art, wie hier mit dem historischen Hintergrund umgegangen wird, würde ich am ehesten mit „Sein oder Nichtsein“ oder „Der Große Diktator“ vergleichen, er rückt nie wirklich in den Vordergrund. Die Stellung des Filmes ist selbstverständlich ablehnend dem Nationalsozialismus gegenüber, doch dieses Belehren scheint dem Regisseur nie so wichtig zu sein wie das Unterhalten.
Die meiste Laune macht Gabriele Carrara, dessen Rolle in der Theorie eine interessante und originelle Stellung zum politischen Geschehen einnimmt, der uns aber in der Praxis einen Grimassen schneidenden Cartooncharakter präsentiert, dessen überzeichnete Mimik beim geneigten Zuseher schallendes Lachen hervorruft. In den düstersten Momenten, in den furchtbarsten Situationen verhält er sich wie Kenneth Branagh im Kaffeerausch und das macht einfach Spaß.
Diverse Nebenrollen sind genauso absurd und übertrieben. Ein einäugiger Offizier beispielsweise spielt seine Rolle mit so einem diabolischen Wahnsinn, dass sich jeder Bond-Bösewicht zu schämen hat, nicht zuletzt weil sich an seiner Seite zwei Gehilfen (einer davon ein asiatischer Ninja oder so :doof: ) befinden, die eindeutig einem Bond-Film entsprungen zu sein scheinen.
Bei all diesen Albernheiten gerät der Film jedoch nie in Gefahr unerträglich dämlich oder einfach schlecht zu wirken, denn so phantastisch diverse Übertreibungen auch sein mögen, die ganze Crew leistet äußerst professionelle Arbeit. Die Szenerie ist so ästhetisch ausgeleuchtet und die Kameraeinstellungen sind meist so perfekt gesetzt, dass der Film fast schon wie ein Argento oder Bava wirkt (ich sagte FAST! :opa: ). Auch wenn er den Intellekt nicht allzu umgarnt, schmeichelt sich der Film wenigstens im Auge ein, wodurch er an keiner Stelle mies oder amateurhaft wirkt.
Der Soundtrack besteht neben dem mehrmals eingespielten „Toccata und Fuge in D-Moll“ aus netten jazzigen Klaviergeklimper, das gewisse Entspannung von den überzeichneten Bildern, zu denen es gespielt wird, bringt.
Fazit: Mattei und sein Team haben den Film, den sie liebevoll umgesetzt haben, nicht wirklich ernst genommen; und wenn der Zuseher ihn auch nicht ernst nimmt, wird er einen großen Spaß damit haben. 9/10 (Unterhaltungswert)
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Beitrag von DrDjangoMD »

DAS SYNDIKAT DES GRAUENS

Bild

Originaltitel: Luca il Contrabbandiere
Alternativtitel: Kokain – Der Weg zum Jenseits
Land: Italien
Jahr: 1988
Genre: Poliziesco
Regie: Lucio Fulci

Handlung:
Neapel ist ein wahres Paradies für Zigarettenschmuggler. Mit ganzen Flotten kleiner Boote rücken Luca (Fabio Testi) und seine Kollegen aus, um die verbotene Wahre zu übernehmen. Doch das abenteuerlich wonnige Verbrecherleben nimmt ein rasches Ende als ein französischer Drogenschmuggler sich in Neapel breit macht und auf äußerst grausame Art beginnt, einen heimischen Zigarettenschmuggler nach dem anderen ins Jenseits zu befördern…

Kritik:
Dieser Film stellt Fulci vor das Problem, dass nahezu alle Protagonisten Gesetzlose sind, was die Trennung von Gut und Böse theoretisch sehr schwierig macht. Durch seine Erfahrung und sein Talent schafft es seine Regie jedoch meisterhaft unsere Sympathie für Testi und seine Kumpanen und unsere Abneigung gegen die üblen Drogenschmuggler zu wecken, wodurch wir den Konflikt dieser beiden Parteien voller Spannung verfolgen können.
Um die Schmuggler Neapels vorzustellen nahm sich Fulci recht viel Zeit. Das erste Drittel des Filmes hat mit der Haupthandlung recht wenig zu tun, macht den Zuseher aber zielführend mit der vorherrschenden Situation und unseren Helden vertraut. Damit es trotzdem nicht langweilig wird hat Fulci der Unterhaltung wegen ein paar kleinere und unbedeutende Actionszenen, wie die Verfolgungsjagd mit der Polizei, eingebaut. Wir lernen die Schmuggler als anständige Leutchen kennen, die ihre Tätigkeit betreiben, da sie Arbeit brauchen und mit dem Zigarettenschmuggel keinen größeren Schaden anrichten. Wir erhaschen auch kurze Blicke auf ihre Familien und lernen sie nicht als üble Verbrecher, sondern als fleißige brave Familienväter kennen.
Durch diese recht ereignislose (ich sagte „ereignislos“, ich sagte nicht „langweilig“) Einleitung wird der Zuseher ein wenig eingelullt, wodurch uns der erste Mord wie ein Donnerschlag trifft. Sicher, wir haben erwartet, dass der Film irgendwann unangenehm wird (spätestens als im Vorspann der Name Fulcis zu lesen war konnte man davon ausgehen ;) ), dennoch scheint die erste Bluttat durch die lange Einleitung aus dem Nichts zu kommen und wirkt dadurch umso erschreckender.
Weitere Grausamkeiten folgen Schlag auf Schlag und in Sachen Ekeleffekte hat man sich hier wirklich Mühe gegeben. Da fällt einer in heißen Schwefel, Gesichter werden zerschossen oder abgebrannt und eine Vergewaltigung wird durch Fulcis geschickte Umsetzung so bedrückend dargestellt, dass das Hinsehen an manchen Stellen schwer fällt. „Das Syndikat des Grauens“ zählt sicher zu den brutalsten Filmen, die ich außerhalb des Horror-Genres gesehen habe. Die Gewalt verfolgt jedoch auch ihren Sinn: Das Publikum ist Morde gewohnt, besonders in Mafia-Filmen, durch diese Übertreibung der Mordszenen, dieses an die Spitze Treiben der Gewalt, entsteht allerdings eine Atmosphäre die widerspiegelt, wie erschreckend die Mordserie auf unsere armen kleinen Schmuggler wirken muss.
Die Bluttaten gehen von einem Drogenhändler aus Marseille aus, eine Figur deren Einführung sie geschickt als diabolischen Sadisten auftreten lässt. Die ersten Morde werden nämlich ähnlich einem Krimi aufgenommen, der Mörder wird unter den ansässigen Schmugglern vermutet und wir erwarten schon eine nette Ermittlung zu sehen, als unsere Illusionen plötzlich von einem Mann durchbrochen werden, der gleich in seiner ersten Szene einer taffen hübschen Frau die Haut mittels Bunsenbrenner vom Gesicht brennt. Seine Herkunft steigert seine Personifikation des Bösen. Im Gegensatz zu dem Feind in den eigenen Reihen (den wir in der ersten Hälfte des Filmes erwartet haben), bekommen wir einen Mann, der gleich nachdem er in ein fremdes Land gekommen ist, unverzüglich beginnt die heimischen Konkurrenten auszuschalten – ein erschreckendes Verhalten.
Fulci schaffte es also dass wir unsere Helden mögen und ihre Gegenspieler verabscheuen…beste Vorraussetzungen für einen der tollsten Showdowns überhaupt: Eine Gruppe Ex-Schmuggler im Ruhestand bewaffnet sich bis an die Zähne und diese Rotte alter Männer macht die Drogenhändler, die wir so schön hassen gelernt haben, fertig. Einer von den ehemaligen Schmugglern wird übrigens von Fulci selbst gespielt (Kleiner alter dicker Mann mit Brille, welcher ein Maschinengewehr schwingt…BESTER AUFTRITT IN DER GESCHICHTE DES CAMEO!!! :mrgreen: )
Eine Botschaft vermittelt der Film nur halbherzig, er macht das Offensichtliche ziemlich deutlich: Kleinkriminelle sind auch nur Menschen und Drogen sind böse (Zitat: „Was brauchen wir Drogen, wenn wir die Sonne haben“). Prinzipiell keine Einwände, doch erstens ist dies weder sonderlich neu, noch wird es sonderlich originell dargestellt; aber hey, es ist offensichtlich, dass der Film nur zweitrangig belehren will und in erster Linie unterhält und das schafft er ja mit Perfektion.
Freunde des italienischen Kinos entdecken als kleinen Bonus neben dem wunderbaren Fabio Testi in der Hauptrolle einige bekannte Gesichter hier und da über den Bildschirm flimmern, wie den Pupposchen Romano, den Pazzafinischen Nello oder den Rossischen Luciano und das freut ja immer.
Fazit: Wer einen gesellschaftskritischen Film mit Tiefgang sucht, dem empfehle ich eher das Grauen wegzulassen und sich „Das Syndikat“ von Stefano Vanzina anzusehen. Wer jedoch einen unglaublich mitreißenden Thriller voller Spannung und Action sucht, der wird mit Fulcis „Das Syndikat des Grauens“ seine helle Freude haben. 9/10
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