Originaltitel: The House That Dripped Blood
Land: Großbritannien
Jahr: 1971
Genre: Horror
Regie: Peter Duffell
Handlung:
Ein Inspektor aus London begibt sich in eine kleine Stadt, um dort das Verschwinden eines Filmstars aufzuklären. Dort wird er mit allerlei Aberglauben konfrontiert, denn die Einwohner schieben den Grund auf das Haus, in dem der Schauspieler zuletzt gewohnt hatte. Die Besitzer besagten Hauses, trafen nämlich schon häufig tragische und mysteriöse Schicksale, wie man dem skeptischen Inspektor anhand von vier unheimlichen Geschichten weißmachen will.
Kritik:
„Totentanz der Vampire“ ist so gut, dass nicht mal das Lexikon des Internationalen Filmes seinem Charme widerstehen konnte und das will was heißen. Tatsächlich vermittelt er unter anderem durch seine ambitionierte Ausleuchtung von Anfang an eine angenehm gruselige Stimmung, was sich schon in der ersten Episode „Method for Murder“ zeigt. Darin wird das Haus von einem Horrorschriftsteller und seiner Frau erworben. Der Göttergatte arbeitet gerade an einem Roman über einen verrückten Massenmörder und scheint sich so darin hineinzusteigern, dass er irgendwann beginnt, seine eigene Figur auf dem Grundstück herumschleichen zu sehen.
Die Geschichte selbst ist nicht sonderlich neu und die Handlung konnte mich nicht allzu fesseln. Dies übernahm die Darstellung der beiden Eheleute. Er hervorragend gespielt von Denholm Elliott aka. Dr. Marcus Brody aus „Indiana Jones“ und sie von Joanna Dunham. Die beiden wirken sehr putzig miteinander, was das Unheil, das sich deutlich über ihnen zusammenbraut umso furchteinflößender macht. Am Ende kommt es dann zu einem Twist, der weder originell noch überraschend ist, allerdings folgt auf diesen gleich ein zweiter Twist, der trotz subtiler Andeutung den vorher gemissten Überraschungseffekt nachholt.
In der zweiten Geschichten „Waxworks“ kommt es zu einem LCE. Der LCE ist ein medienwissenschaftliches Phänomen, das absolut, 100% wirklich existiert und nicht bloß meiner Fanfiction-Fantasie entsprungen ist, ehrlich, ganz sicher, versprochen, *hüstel*. Ich darf hierzu eine Publikation zitieren:
Will sagen, wenn Peter Cushing mitspielt hat der Regisseur im Grunde genommen Narrenfreiheit, weil ich mich sowieso nur darauf konzentriere Peter Cushing anzuhimmeln. Doch der Regisseur gönnt sich keine Narrenfreiheit, sondern geht auf die Coolness seines Hauptdarstellers ein: Die ganze Episode ist in erster Linie eine glorreiche One-Man-Show inklusive einer Traumsequenz, bei dem Großaufnahmen Cushings mit einem Weitwinkelobjektiv gefilmt wurden. Wie geil ist das? Am Ende kommt es sogar zu einem Kampf zwischen Cushing und einem Axt schwingenden Wahnsinnigen. Doch ich fand es ein wenig unglaubwürdig, dass Cushing seine Peter-Power nicht einsetzt und einfach nur den Schlägen ausweicht. Schließlich hat uns „Der Embryo des Bösen“ gezeigt, dass Cushing, wenn er sich in so einer Situation findet, unbewaffnet den Kampf aufnimmt und den Axt schwingenden Irren mit seinen bloßen, dürren Alte-Leute-Händen besiegt. Die Story selbst in dieser Episode ist nett, aber nicht so gelungen wie die in der nächsten.Eine ganz bestimmt wirklich existierende medienwissenschaftliche Monografie hat geschrieben:Der LCE oder „Lee-Cushing-Effekt“ bezeichnet in der Filmwissenschaft die Tendenz der Rezipienten das Lichtbild mit gesteigerten Glückshormonen aufzunehmen, sofern in einem Frame die britischen Schauspieler Christopher Lee und/oder Peter Cushing zu sehen sind. Forscher in Cambridge, die sich länger mit diesen Phänomen beschäftigt haben, kamen nach jahrelanger Untersuchung zu dem Ergebnis, dass der Grund dafür in der „awesomeness“ der beiden Darsteller zu finden ist.
„Sweets to sweet“ ist jene Episode, bei der sämtliche Zuseher zu Hause wie wild nach ihren Fernbedienungen greifen, um die Tonspur von Deutsch auf Englisch umzuschalten, denn Christopher Lee spielt mit. Durch den LCE hätte diese Geschichte allein deswegen schon gewonnen, aber auch wenn wir Christopher Lees Coolness außer Acht lassen würden (ich weiß, dass das schwer ist), finde ich diese Episode mit Abstand die beste der vier. Im Gegensatz zu den anderen Storys kann man bei dieser noch nicht wirklich ahnen, worauf sie hinausläuft, auch wenn an einigen Stellen clevere Hinweise auf den Ausgang versteckt sind. Permanent wird jedoch der Eindruck vermittelt, dass hier irgendwas Sinisteres im Gange ist. Figuren benehmen sich äußerst geheimnisvoll, während eine unwissende Protagonistin eine gute Trägerin für unsere Verwirrung bietet. Auch wenn die Geschehnisse über weite Teile unspektakulär blieben, bewirkte dies, dass ich von der ersten bis zur letzten Minute voll Spannung involviert war.
Die Darsteller sind wieder hervorragend. Selbst die Kinderdarstellerin Chloe Franks, deren Filmografie hauptsächlich aus Kinderrollen besteht, kommt hier beinahe einer britischen Nicoletta Elmi gleich. Und dann haben wir natürlich Christopher Lee. Er spielt einen sehr interessanten Charakter, meistens elegant-stoisch, gegen Ende kann er sich dann aber auch etwas austoben. Und seine Stimme, mein Gott, seine Stimme. Es tut mir leid, ich muss kurz die Kritik stoppen, um mir „The Tinker in the Rye“ anzuhören… https://www.youtube.com/watch?v=jM5HOA5N94M ahh, großartig. Geht sich noch „The Raven“ aus? https://www.youtube.com/watch?v=ofSOul1NB8Q Wunderbar, kommen wir zur letzten Episode.
„The Cloak“ über einen Horrordarsteller, der einen Umhang kauft, der ihn zu einem wirklich Vampir macht, riss mich emotional nicht so mit wie die anderen drei Geschichten. Konnte ich bei den vorhergehenden Episoden sehr stark mit den Hauptfiguren mitfühlen, was die Andeutungen der Katastrophe umso unheimlicher machte, blieb dieser Effekt hier aus. Das wird allerdings mehr als wett gemacht, durch die komödiantischen und besonders satirischen Ansätze, die der Film in seinem letzten Viertel anstrebt.
Jon Pertwee ist für den exzentrischen Briten eine hervorragende Besetzung und der Darsteller hat sichtlichen Spaß bei seiner Rolle, genau wie die hier auftretende Ingrid Pitt, die ihre Figur mit einer mitreißenden Freude verkörpert. Außerdem fällt die Schönheit von Frau Pitt mehr ins Auge, wenn ich nicht, wie in „Gruft der Vampire“, von der neben ihr stehenden Madeline Smith abgelenkt werde. Die Handlung um den Horrorfilmdreh bietet unendliche Möglichkeiten, die blühende Horrorproduktion Englands aufs Korn zu nehmen und Verweise auf „Totentanz der Vampire“ anzustellen (der fiktive Regisseur kam wie der reale aus dem Fernsehen). Besonders amüsant beispielsweise, wenn Pertwee einen Vergleich zwischen Bela Lugosi und dem neuen, laut ihm schlechteren, Dracula-Darsteller anstellt.
Auf dieser humoristisch-verspielten Note endet der Film und lässt den Zuseher nicht mit der Depression, die er nach den Episoden 1-3 gespürt hat, zurück, sondern mit dem befriedigten Gefühl einen durch und durch gelungenen Film gesehen zu haben. Auf meiner DVD von Koch Media befindet sich ein Audiokommentar des Regisseurs Peter Duffell. Aufgrund von Zeitmangel konnte ich mir dieses noch nicht anhören, freue mich aber schon sehr darauf, da man sich mit einem Film wie diesem gerne länger beschäftigt.
Fazit: Großartiger Episodenfilm, der gekonnt einen Bogen von Tragik zu Humor spannt, mitreißende, unheimlich Geschichten erzählt ohne davor zurückzuschrecken, sich hier und da über sich selbst lustig zu machen. Man könnte ihm vielleicht vorwerfen, dass die Episoden selbst spektakulärer sein könnten, da er stattdessen eine schön klassische angenehm-gruselige Stimmung vermittelt, hat es mich jedoch nicht gestört. Selbst ohne die Partizipation von Christopher Lee und Peter Cushing wäre er eine Empfehlung werd, da Lee und Cushing nun aber einmal dabei sind, muss diese Empfehlung gleich verdoppelt werden!