Patrik Pacard
Patrik Pacard ist ein aufgeweckter Junge, der nach einer Blinddarm-Operation mit seinen Eltern ein paar ruhige Tage in einem norwegischen Fjord verbringen möchte. Dort gerät er jedoch mitten in internationale Spionage-Konflikte um den genialen Wissenschaftler Dr. Gunström, der es in der Abgeschiedenheit geschafft hat, den DNA-Code von Obst und Gemüse so zu verändern, dass diese sogar noch in höchst unwirtlichen Umständen gedeihen. Als der korrupter Spion Dimitri den Professor mit einer Droge außer Gefecht setzt, die begehrte Formel entlockt und mittels Laser in die Fußsohle des Jungen brennt, wird dieser auf einmal zum Spielball internationale Mächte und quer über den Erdball gejagt. Gemeinsam mit seinen Eltern und der beherzten Wissenschaftlerin Giovanna ist er Spionen und Geheimdiensten aber immer einen Schritt voraus und verhindert so auch stets, dass die begehrte Formel in falsche Hände gerät.
Aus der Abteilung zerstörte Jugenderinnerungen präsentiere ich heute die Weihnachtsserie „Patrik Pacard“ die seinerzeit im Jahr 1984 doch bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat. Mit knapp 35 Jahren Abstand ist die Jugend-Serie über eine bahnbrechende Formel und internationale Spionage aber gar nicht mehr so prickelnd, sondern eher peinlich, haarsträubend und vor allem auch ziemlich langweilig. Die Geschichte über einen aufgeweckten Jungen inmitten einer Spionage-Sache ist ja eigentlich völlig daneben und so präsentiert, wie man sich als achtjähriger Jungen ein aufregendes Abenteuer inmitten internationale Spionage vorstellen würde. Man will ja gar nicht erst damit anfangen, was hier alles nicht zusammengeht und bei näherer Betrachtung auch gar keinen Sinn ergibt. Das fängt bei der ominösen Wahrheitsdroge an und hört damit auf, dass hier ständig die gleiche Handvoll Leute immer und überall auf der Welt zur scheinbar richtigen Zeit auftaucht. Im Verlauf der sechs Folgen mit je 50 Minuten überzeugt der Junge mit seinem Mut, Tapferkeit und einnehmenden Art auch noch den griessgrämigsten Spion, sodass am Ende dann auch das vermeintlich Gute siegen darf. Statt die ungerechte Umverteilung der Welt-Ressourcen auf den Kopf zu stellen, bleibt man einfach dabei, dass bisherige System so weiterzuführen, wie bisher. Lustig auch, wie oberflächlich Themen wie Korruption, Kapitalismus, Ertragsmaximierung bis hin zu totalitären Gesellschaftssystemen alles abgehandelt wird und dabei auch noch permanent in Anwesenheit von Jugendlichen geraucht wird. 1984 war die Welt wirklich noch scheinbar unbedarft und die TV-Unterhaltung grenzenlos naiv. Auweia!
Gummo
Seitdem Xenia in Ohio in den Siebzigern von einem Tornado verwüstet wurde, ist die Kleinstadt ein seltsamer Ort geworden, der sich von dieser Katastrophe nie wieder erholt hat. Die jungen Leute wachsen ohne Ideale, Moral oder Erziehung heran und vertreiben sich die Zeit mit herumlungern in abbruchreifen und vergammelten Häusern und Schrottplätzen, sowie dem Töten von Haustieren, die an den örtlichen Fleischhändler verkauft werden. „Gummo“ zeigt in kleine Episoden das Leben der Bevölkerung des Ortes, die auf unterschiedliche Weise versuchen die Leere in ihrem Leben zu füllen und dabei auf der Suche nach Liebe, Anerkennung und Abwechslung auch vor drastischen Mitteln nicht zurückschrecken.
Irgendwo zwischen Lars von Trier, John Waters und Ulrich Seidl platziert sich Harmony Korines Regie-Debüt aus dem Jahr 1997, dass eine Gruppe von sehr seltsamen und jungen Leuten in den Fokus stellt. Diese wachsen in einer Stadt heran, die sich von einer Tornado-Katastrophe nie mehr erholt hat und wie ein Freakshow-White-Trash-Parallel-Universum aus der Sozialempfänger-Hölle wirkt. Doch anstatt Elends-Porno entwickelt Harmony Korine Sympathie für seine Figuren und begleitet die Laiendarsteller wertfrei, während sie ihren zweifelhaften Freizeitaktivitäten fernab elterlicher Autorität, Moral oder Gesetzen nachgehen. Dabei ist Fremdschämen genauso angesagt wie Humor, der jedoch immer wieder im Halse steckenbleibt, wenn unschöne Dinge scheinbar ganz beiläufig präsentiert werden. Als Zuschauer ist man ebenfalls ständig hin- und hergerissen zwischen Neugier, Ekel und Abscheu, jedoch paradoxerweise nie in einer Weise, die das Schauen von „Gummo“ irgendwie unerträglich oder unbequem macht und Mitleid ist hier ebenfalls fehl am Platz. Der Streifen hätte für meinen Geschmack mit seinen spannenden Figuren auch noch ewig so weiter gehen können, ohne dass es mir langweilig geworden wäre. Schon ein sehr seltsamer und einzigartiger Streifen, der fern jeglichen Mainstream-Gedankens hier entstanden ist und natürlich auch dazu gemacht ist, um vom Zuschauer extreme Reaktionen zu provozieren.