Rausch der Begierde / Obsession - Taste of Fear / Pathos
In nicht allzu ferner Zukunft ist die ebenso hübsche, resolute wie sexuell aufgeschlossene Fotografin Diane Spezialistin für abstrakt-erotische Fotografien, die es versteht ihre Models ins beste Licht zu rücken. Als sie eines Tages für ihren Ex-Mann George, ein Regisseur für Bondage-Filme einen anderen Mann verführen soll, bekommt sie als fragwürdige Gegenleistung Bodybuilderin Teagan für ihre Arbeit angeboten. Daraus entwickelt sich aber bald eine Affäre und als Teagan gefesselt und ermordet aufgefunden wird und ein Video des Mordes auftaucht, ist der Schrecken bei der Fotografin und ihrem beruflichen Umfeld groß. Als Diane selbst mit Nachforschungen beginnt, führt sie das in den neonfarbenen Untergrund der futuristischen Großstadt und schon wenig später gibt es den nächsten Mord, der wieder im Zusammenhang mit Dianes Arbeit steht.
Die Kiste der italienischen Filme ist ja immer für eine Überraschung gut und „Rausch der Begierde“ entpuppt sich doch tatsächlich als schwül-fiebriger Erotik-Giallo mit futuristischem Einschlag, der so sonderbar daherkommt, dass einem fast die Worte fehlen. Zuallererst ist Raffaninis Streifen aus dem Jahr 1988 ein Erotik-Streifen mit Hochglanz-Ästhetik, der sehr ausgiebig den Modezeitungen seiner Entstehungszeit frönt. Dazu kommen Giallo-eske Morde mit psychosexuellem Motiv und eine farbenfrohe Ausleuchtung Bava-esker Prägung, die alle Darsteller stets in ein völlig entrücktes Ambiente hüllt. Und weil das alles noch nicht reicht, gibt es auch noch eine Sci-Fi-Komponente mit futuristischen Automobilen, Technik-Krimskrams und Laserkanone (!). Das alles wird recht mutig zu einem wilden Genre-Cocktail zusammengerührt, der stets sehr krude erscheint. Dennoch ist der stets auch etwas sperrige „Rausch der Begierde“ nicht trashig, sondern eher ernsthaft gemacht, huldigt schwelgerisch glänzenden Körpern und als Zuschauer kommt man auch aufgrund der seltsamen Ereignisse aus dem Staunen ohnehin nicht heraus. Sicherlich kann man über den wilden Ritt durch viele Genres durchaus geteilter Meinung sein und irgendwie ist der Streifen von allem nur ein bisschen, aber so etwas Sonderbares bekommt man ja auch nicht alle Tage vor die Linse.
Eine Unmoralische Frau
Die dralle Diana hat mit 19 ihren große Liebe Paolo geheiratet, doch nach fünf Jahren Ehe tritt langsam die Routine in das Leben der sexuell aufgeschlossenen Frau mit überbordenden Fantasien, die auch immer und überall den sexuellen Avancen ihrer Umwelt ausgesetzt ist. Also beschließt sie kurzerhand die Zahlreichen Möglichkeiten zu nutzen, Paolo untreu zu werden um ihre eigene Ehe wieder aufzupeppen. Das geht so lange gut, bis Paolo entdeckt, dass Dianas abenteuerlichen Geschichten nicht nur ausgedacht sind, sondern der Wahrheit entsprechend. Rasend vor Eifersucht verlässt er Diana, doch mit Hilfe ihrer Freundinnen kann Paolo zur Besinnung gebracht und die junge Ehe natürlich gerettet werden.
Erfrischend unverklemmter Erotikstreifen von Tinto Brass, der sich hier spießbürgerliche Moralvorstellungen zur Brust nimmt und seine Frauen als sexuell selbstbewusst und selbstbestimmt zeichnet. Dabei ist „Eine unmoralische Frau“ immer recht hübsch in Szene gesetzt und obwohl es natürlich auch meist nur darum geht, dralle Frauenkörper ins beste Licht zu rücken, vermeidet es Brass in irgendeiner Weise billig oder plump zu sein. Stattdessen gibt es nach Motiven von „Cosi fan tutte“ auch Verweise auf die Klassiker der erotischen Literatur, viel Spaß und jede Menge schöner Frauen, die sich auch gerne vor der Kamera mit ihren Reizen präsentieren. Die Rolle von Claudia Knoll wirkt zwar immer etwas naiv, aber auch lebensfroh und ist von einer ansteckenden Fröhlichkeit, die sich durch den positiv gestimmten Film zieht. Zwar kann man zur offensiven Aufforderung des Ehebruchs auch durchaus geteilter Meinung sein und so unproblematisch ist ein derartiger Lebenswandel ist der Praxis wohl nicht, aber für knapp neunzig Minuten macht „Eine unmoralische Frau“ doch sehr viel Spaß und verbreitet schwüle Erotik mit etwas Anspruch, für die man sich auch keiner schämen muss.