Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Luminous Procuress

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Zwei junge Männer klingeln eines Tages an der Türe eines geräumigen Hauses. Sie werden eingelassen und von einer mysteriösen Frau empfangen und in weiterer Folge in eine surreale Welt voller ausschweifender Sexualität und verschwommener Geschlechtergrenzen entführt. Vor den staunenden und zugleich leuchtenden Augen der Besucher erschließt sich ein Panoptikum an gelebten Hedonismus, eher sich alle zu einem Festmahl versammeln, bei dem ebenfalls kein Genuss zu kurz kommt.

„Luminous Procuress“ – die leuchtende Kupplerin – ist ein experimenteller Avantgarde-Streifen für sexuell aufgeschlossene Menschen, geradewegs aus der pulsierenden Underground-, Queer- und Hippie-Szene San Franciscos und der einzige Streifen von Steven Arnold, der hier mit der Hilfe von Kunst-affinen Menschen einen durchaus interessanten Film geschaffen hat, der nach herkömmlichen Gesichtspunkten nicht zu bewerten ist. Eine Handlung gibt es nur rudimentär, statt Dialogen gibt es einen multilingualen Kauderwelsch aus Fantasiesprachen, dazu ertönen fiepsige Klänge und ob Männlein oder Weiblein ist ebenfalls nebensächlich. Genderfluid und Pansexualität sind ja eigentlich Zeitgeist-Themen möchte man meinen, aber schon Anfang der Siebziger waren das Themen, die hier in hübschen Bildern aufbereitet werden. „Luminous Procuress“ erinnert dabei an Kenneth Anger und bietet auch eine Szene mit „echtem“ Gepoppe, die seinerzeit abgedunkelt werden musste und erst Jahrzehnte später wieder in all ihrer Fleischigkeit präsentiert wurde. Wer dieser Art von Kunst- und Mitternachtsfilm aufgeschlossen ist, kann ja durchaus ein Auge riskieren und sich an schrägen Kostümen und noch schrägeren Vögeln – in diesem Fall Menschen – erfreuen.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

X

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Ein Satz mit X – das war wohl nix und der gleichnamige Retro-Slasher von Ti West beweist eigentlich nur zwei Dinge: das im Slasher-Genre wohl endgültig alle Ideen ausgegangen sind und man mit Sex auch einfach alles verkaufen kann. Ich fand den eigentlich nicht uninteressant, aber bei den Charakteren wird ja so ziemlich alles liegen gelassen und spannend fand ich den leider auch gar nicht. Eher alles etwas bemüht auf originell gezimmert, egal ob es sich um die Übergänge, die Art der Bedrohung oder blutigen Morde handelt. Statt wohligen Nostalgie-Charakter hat man eher das Gefühl, alles schon mal an anderer Stelle besser gesehen zu haben. Vielleicht waren auch meine Erwartungen zu hoch, aber „X“ gibt einfach so vieles vor zu sein, was der Film aber nicht einmal im Ansatz einlösen kann und konnte bei mir auch irgendwie gar nicht punkten. Schade.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Das Cabinet des Dr. Caligari

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Als nicht so großer Stummfilmfan diese Bildungslücke gestern endlich geschlossen und „Das Cabinet des Dr. Caligari“ ist natürlich schon ein sehr seltsam anmutender, außergewöhnlicher und zugleich visionärer Film, wenn man seine Entstehungszeit betrachtet. Die verzerrten Kulissen, die theatralisch anmutenden Figuren und die in alle möglichen Richtungen deutbare Geschichte, die ebenfalls nur schwer greifbar ist und bei der man sich fragen muss, wie das unbedarfte Publikum seinerzeit darauf so reagierte. Hier ist schon sprichwörtlich alles ganz großes Kino, dass sich in sechs Akten den Augen des Zuschauers offenbart und daher ist es auch wenig verwunderlich, dass dieser besondere Film auch einen großen Stellenwert in der Filmgeschichte einnimmt. Alles wesentliche wurde hier auch schon erwähnt und viel Worte muss man hier wohl auch nicht mehr verlieren. Auch nach über 100 Jahren hat „Das Cabinet des Dr. Caligari“ nichts von seiner Strahlkraft verloren und wirkt passender- und berechtigterweise auch wie ein Film aus einer anderen Zeit.

Dr. Caligari

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Mrs. Van Houten ist nicht nur nymphoman, sondern auch am Rande eines Nervenzusammenbruchs und wird von ihren treusorgenden Gatten in die Klinik von Dr. Caligari gebracht. Diese arbeitet als Nachfahrin des ominösen Wissenschaftlers an ihren eigenen Hormon-Forschungen und schreckt dabei auch vor Elektroschocks nicht zurück, die selbst von der Anstandsleitung und Kollegen kritisch beäugt werden. Doch Caligari lässt sich nicht beirren und Mrs. Van Houten ist auch das perfekte Objekt für ihre Forschungen und Versuche, die wenig später auch vollends aus dem Ruder laufen…

Stephen Sayadian zählt ja zu den wenigen Regisseuren, die es geschafft haben Fleischfilm und Arthouse zusammen zu bringen und sein apokalyptischer „Cafe Flesh“ zählt sicherlich zu den ungewöhnlichsten Filmen aller Zeiten. Der lose auf dem deutschen Stummfilmklassiker aufbauende „Dr. Caligari“ ist ebenfalls ein völlig unkonventionelles und sperriges Kunstfilmprojekt, dass den Zuschauer ebenfalls geplättet zurücklässt. Gänzlich im Studio und in schrägen Kulissen gedreht, bietet das Low-Budget-Werk eine verwirrende Handlung über Sex, Hormontherapie und Wahnsinn, der zwar keine HC-Elemente besitzt, aber sich dennoch an ein hinlänglich aufgeschlossenes Publikum richtet, die sich auch von Low-Budget, einer Extraportion theatralischer Verrücktheit, einer völlig kruden Geschichte und überbordender Fantasie bei der Umsetzung nicht abschrecken lassen. Die Akteure agieren teils wie Puppen drappiert, haben ständig eine Fluppe in der Hand und spreche wirre Sätze über Sex und Medizin, bis man als Zuschauer auch keine Ahnung mehr hat, wie einem überhaupt geschieht. Im Spannungsfeld von Cronenberg, Almodóvar und MTV stand der Film ja auch lange auf meiner Want-List und hat nun eine schicke VÖ mit allerlei Bonusmaterial bekommen. Tja und was soll ich sagen, das Warten hat sich definitiv gelohnt und so etwas Verrücktes, Entrücktes, Unorthodoxes und zugleich Spannendes bekommt man auch nicht alle Tage zu sehen. Tipp!
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Drive-In Massacre / Drive-In Killer

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Trotz des blumigen Titels ist „Drive-In Massacre“ leider ein sehr lahmer Streifen, der auch nur maximal mit seinen gorigen Momenten punkten kann und sich ansonsten als Luftbeutel-Nummer entpuppt. Die Geschichte über mysteriöse Morde im Autokino fängt zwar gut an, aber mangels Verdächtiger gibt es keine Spannung und dass das ermittelte Polizei-Duo in ihrer Berufskarriere jemals einen Fall lösen konnte, wagt man angesichts der angewandten Methoden ebenfalls zu Bezweifeln. Stattdessen gibt es ausgedehnte Dialog-Sequenzen, die mühsam und improvisiert wirken und das Ende setzt dem Ganzen dann endgültig noch die Krone auf. Ein Film, der abgesehen von seinen Special-Effects eigentlich alles falsch macht und maximal noch mit seinem altbackenen Charme und seiner Location punkten kann. Der Rest ist zu vergessen und der Streifen ist es spätestens morgen auch. Unglaublich, dass der sogar mal auf einer Beschlagnahmungsliste war, auch wenn man es andererseits irgendwie verstehen kann, dass man Genre-Zuschauer vor diesem desaströsen Werk beschützen wollte.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

5 Women for the Killer / Day Killer - Pulsschlag des Todes

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01.png (161.63 KiB) 162 mal betrachtet
„5 Donne per l’assassino“ kennt man ja hierzulande ja auch als John Carpenters „Day Killer – Pulsschlag des Todes“, schlicht „Ghostkiller“ oder auch als in allen Varianten gekürzten Giallo in eher bescheidener Qualität. Im Jahr 2023 sind nun eine Reihe von ungekürzten Veröffentlichungen angekündigt und Vinegar Sydnrome präsentiert nun als Erster Stelvio Massis durchschnittlichen Genre-Beitrag in seiner ganzen Pracht und kruden Story über eine Mordserie an schwangeren Frauen im Umfeld eines Schriftstellers, der rasch als Verdächtiger ins Visier der ermittelnden Beamten gerät. Ich hab mich ja schon sehr auf das Teil gefreut und auch wenn die fünf Frauen für den Killer nicht in der Oberliga spielt, so bietet er doch sehr solide Unterhaltung, ein durchaus spannende Ausgangslage und eine Überraschung am Ende, die man so nicht unbedingt sehen kann. Stelvio Massi hat mit seiner Darsteller-Riege aus britischen Charakterdarstellern, hübschen Frauen und italienischen Stamm-Ensemble jedenfalls alles richtig gemacht und bietet Sleaze, J&B und stylische Settings, die routiniert in Szene gesetzt wurden. Ich freu mich seit Jahrzehnten auf eine schöne VÖ, seit ich vor vielen Jahren die bescheidene Murks-DVD mit den wirren Cover-Angaben in den Player steckte und auch international nix Brauchbares verfügbar war. Nun ist aber alles absolut im grünen Bereich und mit dieser tollen Veröffentlichung und dem hübschen Bonusmaterial inkl. Wiedersehen mit Renato Rossini/Howard Ross sollte es nun auch mit der breiteren Masse klappen. Ich freu mich auch schon auf die deutsche Fassung.

PS: rangiert sogar noch vor „Die Klapperschlange“ in meiner persönlichen Carpenter-Top 5 :kicher:
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Geschichten aus der Schattenwelt

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jogiwan hat geschrieben: Do 17. Feb 2011, 19:25 Menno... das volle Star-Aufgebot mit Julianne Moore, Christian Slater und Konsorten, Stephen King und George A. Romero an der Schreibmaschine und dann kommen unterm Strich drei halbgare Geschichten heraus, die durch eine vierte mit Deborah Harry als Hexe mehr schlecht als recht verbunden werden. Wäre nicht der etwas erhöhte Gore-Gehalt der zweiten Geschichte, würde das Teil glatt als TV-Produktion durchgehen. Die erste Geschichte mit der Mumie funzt gar nicht, die Zweite mit der Katze ist doof und vorhersehbar und das dritte Filmchen mit "Warrior" James Remar ist bei "Kwaidan" abgekupfert! Nö, das war wohl nix! Unispiriert und leider ziemlich langweilig! 4-5/10
Jeder hat mal einen schlechten Tag und ich hatten den wohl bei der ersten Sichtung von "Geschichten aus der Schattenwelt", wenn ich mir die verhaltende Wertung anschaue. Episodenhorror geht ja immer und da macht auch der hier keine Ausnahme, selbst wenn nach oben hin doch etwas Luft erscheint. Die erste Episode bietet ein Star-Aufgebot und eine alte Mumie, die Zweite zwei alte Männer und eine böse Mietz und die dritte Geschichte James Remar, Rae Dawn Chong und einen Twist, den man auch recht gut erahnen kann. Alles zusammengehalten, von einer kleinen Rahmengeschichte, die meines Erachtens leider etwas vernachlässigt wird und ebenfalls größere Potential gehabt hätte. Dazu ein paar recht gorige Effekte und Verwandlungen und fertig ist ein Werk, dass Fans der Serie nicht enttäuschen wird. Ich erhöhe meine Fehlbewertung auf ein gutes Mittelmaß!

PS: danke nochmals an dieser Stelle an den Günni :prost:
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Son of the Stars

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Im Jahre 6470 ist ein Raumschiff der Erde in den unendlichen Welten des Weltalls unterwegs und empfängt ein SOS von einem Planeten, der von einem gefährlichen Graviationsfeld umgeben ist. Die Besatzung, bestehend aus einem Ehepaar, ihrem Sohn Dan und einem Supercomputer namens Bob beschließt dem Signal nachzugehen und der Rettungsversuch endet in einer Katastrophe. So strandet der minderjährige Dan alleine auf einem fremden Planeten, der von telepathischen Kreaturen bewohnt wird, die das Kind unter ihre Fittiche nehmen. Zum Mann gereift, erfährt Dan jedoch von seiner Vergangenheit und auch die Geheimnisse des gefährlichen Graviationsfeldes, der die Wesen auf dem Planeten gefangen hält und seinem Schicksal, dieser Gefangenschaft ein Ende zu setzen…

Nach „Delta Space Mission“ ist „Son of the Stars” nun bereits der zweite rumänische Animationsstreifen, der in meinem Region-A-Player landet. Als Zusammenschnitt (?), Compilation (?) oder Fortsetzung (?) einer Sci-Fi-Serie entpuppt sich auch „Fiul Steleor“ als sehr hübsche Sache und ich stehe einfach auf diesen nüchternen und dennoch verspielten Zeichenstil, der mich an meine eigene Jugend und Zeichentrick-Serien erinnert. Mittlerweile sagt man ja Anime dazu und auch „Fiul Steleor“ richtet sich eher an ein erwachsenes Publikum, das hier mit psychedelischen Elementen förmlich bombardiert wird. Den Faden kann man angesichts turbulenter Ereignisse am Ende ja durchaus verlieren und ich hatte bisweilen auch keinen Tau mehr, um was es hier eigentlich geht. Ist auch egal, wenn am Ende nicht nur sprichwörtlich nach den Sternen gegriffen wird und man aus dem Staunen nicht mehr rauskommt. Die Geschichte ist zwar aus altbekannten Elementen zusammengesetzt und beinhaltet die üblichen Zutaten, aber Zeichenstil und fiepsige Klänge machen auch „Son of the Stars“ zur lohnenden Sache. Bitte noch viel mehr aus dieser Ecke!
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Das Belko Experiment

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Der amerikanische und Arbeitskräfte-vermittelnde Belko Konzern unterhält in Bogota eine Niederlassung mit 80 amerikanischen Arbeitskräften, die eines Arbeitstages feststellen, dass alle ihre kolumbianischen Arbeitskollegen nach Hause geschickt werden. Was zuerst noch als Sicherheitsproblem wahrgenommen wird, entpuppt sich jedoch rasch als soziales und sehr fragwürdiges Experiment, als die Arbeitskräfte aufgefordert werden, sich gegenseitig zu meucheln, da ansonsten Chips explodieren, die ihnen als eine Art Tracker implantiert wurden. Zuerst agieren die unterschiedlichen Menschen noch besonnen, doch als die ersten Köpfe explodieren kommen auch rasch die bösen und egoistischen Seiten zum Vorschein und das Meucheln beginnt…

Ein rabenschwarzer, blutiger und auch sehr zynischer Film, der uns hier von Drehbuchautor James Gunn unter dem Deckmantel einer Komödie verkauft wird. Über die Geschichte sollte man ja nicht groß nachdenken und ist das Gebäude erst einmal verriegelt, startet auch bald das „Battle Royale“ für Büroangestellte, die sich auch den unterschiedlichsten Charakteren zusammensetzen, in der man wohl viele Kollegen wiederfinden kann. Positiv sind die vielen dichten Momente, in denen man mit den Figuren mitfiebert, negativ ist die Tatsache, dass Gunn es wohl witzig fand fast alle auf eine fast schon willkürlich erscheinende Abfolge abkratzen zu lassen. Lustig fand ich „Das Belko Experiment“ ja überhaupt nicht und auch sonst wirkt das Geschehen nicht wirklich unterhaltsam, sondern eher etwas bedrückend auf eine eher unsympathische Weise. Technisch und darstellerisch hingegen gibt es nicht viel zu meckern, geschmoddert wird ordentlich und wer wieder einmal abseits der täglichen Nachrichten eine Bestätigung braucht, wie schlecht die Menschheit doch ist, bekommt hier eine sehr eindeutige Bestätigung serviert.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Men

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Alex Garland ist ja für mich einer der interessantesten Regisseure der letzten Jahre und da ist es auch wenig verwunderlich, dass mich der kryptische „Men“ ebenfalls gepackt hat. Anfangs sind es die schönen Naturbilder und die Ruhe, die mich ansprachen und dann abrupt durch das Eindringen eines unbekannten Mannes gestört werden. Was dann folgt wird immer mehr zum kafkaesken Alptraum in einem kleinen Dorf für die Frau aus der Stadt mit traumatisierendem Erlebnis aus ihrer Vergangenheit. Ich glaube, man sollte sich gar nicht groß Gedanken über alles machen, sondern die Geschichte mit seinem eigenen Empfinden interpretieren. Garland lässt in seiner Geschichte auch vieles offen, was Figuren, Handlung und dessen Verlauf und aus dem Film kann man allerlei herauslesen, was nicht zwangsläufig immer zu einem gleichen Ergebnis führen muss. Dabei wirkt „Men“ zugleich zeitgeistig und erinnert doch wieder an die psychologischen Horrorfilme der Siebziger. So oder so eine schöne und lohnende Sache für jeden, der sich darauf einlassen mag.

Black Phone - Sprich nie mit Fremden

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02.jpg (52.34 KiB) 109 mal betrachtet
Der dreizehnjährige Finney wächst gemeinsam mit seiner kleineren Schwester ohne Mutter, dafür mit suchtgefährdetem und strengem Vater in Colorado der Siebzigerjahre heran und bekommt eher beiläufig mit, wie immer wieder Kinder aus seiner Schule verschwinden. Diese werden von einem Serienkiller entführt, der diese im Keller eines Hauses gefangen hält. Wenig später erwischt es auch Finney, der auf dem Weg von der Schule nach Hause dem Killer sprichwörtlich in die Arme läuft. Doch Finney ist bereit zu kämpfen und während dessen jüngere Schwester im Schlaf Visionen des Killers hat, bekommt Finney auch von unerwarteter Seite Hilfe, als sich dessen frühere und verstorbene Opfer bei einem eigentlich nicht funktionierenden Telefon bei ihm melden, um ihn in seinen dunkelsten Stunden zur Seite zu stehen.

„The Black Phone“ von „Sinister”-Regisseur Scott Derrickson nach einer Geschichte von Stephen King-Spross Joe Hill ist ein durchaus sympathischer Serienkiller-Thriller, irgendwo im Spannungsfeld von „Es“, "Stand by me" und „Stranger Things“, wobei die Ereignisse hier aber in den Siebzigern spielen. Der Look und die jugendlichen Darsteller sind toll, die Geschichte mit übernatürlicher Komponente durchaus solide erzählt und dennoch wollte der Funke nicht so richtig überspringen, weil das Ganze doch auch etwas bemüht und konstruiert daherkommt. Man fühlt sich im Verlauf der fast schon märchenhaft-anmutenden Geschichte teils sogar etwas an die eher schlechteren Werke eines M. Night Shyamalan erinnert, wenn auf einmal alle aus allen Richtungen anpacken um dem Serienkiller das Handwerk zu legen. Ich möchte dem Streifen nicht Unrecht tun, aber für einen guten Serienkiller-Thriller, braucht es nun eben auch einen guten Serienkiller und die Figur des Masken-tragenden und namenlosen Greifers erfüllt diese Funktion meines Erachtens nur bedingt. Für Mainstream-Horror geht das aber alles okay und die generell sehr guten Bewertungen beweisen auch, dass Derrickson den Nerv des Publikums getroffen hat. Ich hätte es mir gerne alles etwas düsterer gewünscht.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Slaxx

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Libby beginnt ihre eines Abends ihre Arbeit bei dem Textilunternehmen CCC, dass am nächsten Morgen ihre langerwartete Supershaper-Jeans launchen möchte und dazu auch eine bekannte Influencerin geladen hat. Doch während sich die ambitionierte Belegschaft in dem Geschäft einbunkert und aus Marketinggründen der Kontakt zur Außenwelt abgebrochen wird, entwickeln die Jeans ein merkwürdiges und menschenfressendes Eigenleben und gehen auf die Belegschaft. Während man sich also mit Killerjeans herumschlagen muss, kommen auch noch die unschönen Eigenschaften der Menschen zum Vorschein, während Libby versucht hinter das Geheimnis der Hosen zu kommen und dabei auch entdecken muss, dass es im Mode-Business mit der ökologischen und ökonomischen Wahrheit nicht immer so genau genommen wird…

Autsch! Was hätte man aus „Slaxx“ doch alles machen können – einen bissigen Kommentar zur Wegwerfgesellschaft, eine bitterböse Abrechnung mit Greenwashing, überkorrekten Unternehmensphilosophien und sonstigen Versprechungen der Industrie, die Persiflage von Influencers, Markengier, Verknappungswahn oder auch nur einen spaßig-trashigen Horrorfilm in der Tradition von Killertomaten oder Killer-Kühlschränken und dann sowas… „Slaxx“ ist irgendwie nicht davon, sondern versucht alles mitzunehmen um dann gekonnt in allen Punken zu scheitern. Der Streifen ist im Gegensatz zu den Killerjeans weder bissig, noch lustig, noch unterhaltsam, sondern einfach nur erschreckend lahm wenn man bedenkt, was die Grundthematik von A wie Ausbeutung bis Z wie Z-Promi-Werbebotschafter so alles hergegeben hätte. Da hilft auch der ein oder andere gute Ansatz nicht, wenn auf der anderen Seite irgendwie alles mehr schlecht als recht zu Ende gebracht wird Herausgekommen ist passenderweise ein wenig gehaltvoller Film für den Grabbeltisch oder Diskonter, der von Nachhaltigkeit ebenfalls weit entfernt ist.
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