Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

This Night I'll possess your Corpse

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01.png (168.83 KiB) 110 mal betrachtet
Coffin Joe überlebt die gewittrige Nacht, in der von den Seelen seiner gequälten Opfer heimgesucht wird mit schweren Verletzungen und kehrt nach einem längeren Krankenhausaufenthalt in sein Heimatdorf zurück. Dort wird seine Rückkehr alles andere als wohlwollend aufgenommen und als kurz darauf sechs junge Frauen spurlos verschwinden, fällt der Verdacht auch zuallererst auf ihn. Doch Coffin Joe gibt sich ahnungslos und streut gezielt Gerüchte, während er insgeheim noch immer an den Plan arbeitet, einen männlichen Stammhalter zu bekommen. Als später auch noch die Tochter des reichen Colonel erscheint, die mit ihrem Interessa an abgründigen Dingen ideal für Coffin Joes diabolischen Pläne erscheint, versucht dessen Bruder die junge Dame aus den Krallen des Leichenbestatters zu befreien, der sich jedoch bereits einen perfiden Plan ausgedacht hat, um seine Ziele zu erreichen und es den Dorfbewohnern auch so richtig heimzuzahlen…

Der zweite Teil der „Coffin Joe“ ist zwar nicht so gut wie der Auftakt und mit 108 Minuten auch etwas zu lange, allerdings dreht unser Sarg Josef auch hier nach der fast schon etwas verhaltenen ersten Halbzeit auch so richtig auf um die religiöse wie abergläubische Dorfgemeinschaft so richtig aufzumischen. Dabei schreckt der Sadist auch vor wenig zurück und der Bodycount ist wieder recht hoch. Highlight von „This Night I’ll possess your Corpse“ ist natürlich die farbige Höllensequenz, die an den japanischen „Jigoku – Das Tor zur Hölle“ erinnert, der ja ansonsten ebenfalls in S/W gehalten ist. Auch hier ist die Hölle ein knallbunter wie furchtbarer Ort gequälter Seelen und Coffin Joe erlebt hier auch gar sonderliche Dinge, die angesichts seines irdischen Treibens auch mehr als gerechtfertigt erscheinen. Ich muss aber auch ehrlich gestehen, dass der zweite Teil zuweilen auch etwas selbstverliebt wirkt und Coffin Joe seine sehr ausgedehnte Screentime für Monologe nutzt um sein kaputtes Weltbild gegen Kirche, Politik und Gesetze auch immer und immer wieder aufs Neue zu betonen. Das zieht den Film auch mangels neuer Erfahrungswerte unnötig in die Länge und von der flotten Erzählweise seines Vorgängers und Mut zum Tabubruch ist „This Night I’ll possess your Corpse“ dann leider auch etwas entfernt. So bleiben aber immer noch genug Schauwerte, viel sadistische Brutalität und unser Sarg Josef ist ja auch ziemlich einmalig in der Filmgeschichte, sodass ich hier auch nicht auf hohen Niveau herum meckern möchte.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Early Man - Steinzeit bereit

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01.jpg (145.33 KiB) 97 mal betrachtet
Steinzeitmensch Dug lebt mit seinem Stamm in einem fruchtbaren Tal und vertreibt sich die Zeit mit Kaninchenjagd. Eines Tages ist die Idylle jedoch bedroht, als Menschen der Bronzezeit erscheinen und Lord Nooth den Stamm vertreibt. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände landet Dug in der Stadt von Nooth und wird dort Zeuge eines neuartigen Fußballspiels, dass er nur von den Höhlenmalereien seiner Ahnen kennt. Als er entdeckt wird, schlägt er Nooth den Deal vor, dass er mit seiner Mannschaft gegen das ungleich erfolgreichere Team Real Bronze antreten soll um bei einem unrealistischen Gewinn das Tal zurückzubekommen. Die Menge ist begeistert und so kommt es wenig später zur ungewöhnlichsten sportlichen Begegnung aller Zeiten…

Über die Aardman-Studios und ihre Stop-Motion-Filme und Serien muss man wohl nicht mehr viel Worte verlieren. Hier widmet sich Nick Park mit seiner Mannschaft der Magie des Fußballspiels und verpackt dieses in eine Culture-Clash-Komödie in der Steinzeit auf Bronze-Zeit trifft. Gewohnt detailverliebt und technisch auf hohem Niveau gibt es auch nicht viel zu meckern, auch wenn die Geschichte mit „nett“ wohl am Besten umschrieben ist. Ecken und Kanten gibt es wenige, dafür viele Lacher und skurrile Momente, die natürlich familientauglich ausgefallen sind. Eben die typische Aardman-Produktion für die ganze Familie, dass bei aller Sympathie und dem hohen Niveau des Outputs aber auch etwas mittelmäßig und maximal systemerhaltend ausgefallen ist. Für Fussball-affine Menschen ist „Early Man“ nach etwas Anlaufzeit aber sicherlich die sportliche Underdog-Geschichte mit viel Wiedererkennungswert der sportlichen Welt und dem ein- oder anderen Augenzwinkerer in Richtung übertriebener Personenkult, Schauspielerei am Feld und wirtschaftlicher Kommerz.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

EuroTrip

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Bei der Graduierungs-Feier am letzten Tag seines College-Besuchs wird Scott von seiner umtriebigen Freundin Fiona sitzengelassen und muss zudem erfahren, dass er langweilig und vorhersehbar ist. Also beschließt er kurzerhand den Sommer nicht bei seinem Vater eine Praxis zu machen, sondern mit seinem besten Freund Cooper und zwei weiteren Freunden Europa zu besuchen um in Berlin seine Brieffreundin zu suchen. Gesagt getan, landen die Freunde zuerst in London, wo sie einer Horde Hooligans über den Weg laufen. Doch das ist erst der Beginn eine Reise durch Europa, in der natürlich auch kein amerikanisches Klischee über Europa und Europäer ausgelassen wird.

Amerikas Sicht auf die Welt ist bisweilen eine recht eigentümliche und auch „EuroTrip“ strotzt eigentlich nur so vor Klischees und Vorurteilen, wie sie Amerikaner so gerne über Europäer haben. Allerdings ist der Streifen auch schwer unterhaltsam und in jedem Vorurteil steckt ja auch meistens ein nicht so kleiner Funken Wahrheit, der hier genüsslich vorgeführt wird. Vom Fussball-vernarrten Engländer, über unfreundliche Franzosen, Holländer und ihren offenen Umgang mit Sex und Drogen bis hin zu den Deutschen und dem Umgang mit ihrer Vergangenheit. Ach nein, diese Szenen waren dem deutschsprachigen Publikum wohl nicht zuzumuten, sodass diese kurzerhand rausgeschnitten wurden und so auch dieses wieder bestätigen. Zwar sind diese Frühnuller-Jahre Roadmovie-Komödien aus den Staaten meistens etwas doof, aber hier bekommen alle brav ihr Fett ab und „EuroTrip“ ist wirklich eine kompakte Ansammlung von unterhaltsamen Vorurteilen, wie man sie in einem überraschend freizügigen Film ja nicht so oft vor die Linse bekommt. Muss man aufgrund der Sprachbarrieren und den damit verbundenen Peinlichkeiten ohnehin im Original gucken. Wer selbstironisch darüber lachen kann, ist hier an der richtigen Stelle und Österreich steht ja zum Glück nicht auf dem Reiseplan der Amerikaner – wer weiß, was ich über das beliebteste europäische Volk und Reiseland sonst noch so alles erfahren hätte.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Road Trip

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01.jpg (19.97 KiB) 82 mal betrachtet
Josh ist seit Ewigkeiten mit seiner Jugendliebe Tiffany liiert, doch unterschiedliche Colleges und die große Distanz führen dazu, dass sich der junge Mann irgendwann in den Armen der attraktiven Beth landet. Da es auch Videoaufnahmen von dem Techtelmechtel gibt, die durch eine Verkettung unglücklicher Umstände in einem Kuvert für Tiffany landen, macht sich der Student mit seinen Freunden auf dem Weg um die kompromittierende Sendung abzufangen und erlebt dabei einen Road Trip durch mehrere Bundesstaaten, bei dem auch Turbulenzen und sonstige Verwicklungen nicht ausbleiben.

„Road Trip“ ist ja auch ein Film, den wohl jeder Anfang der Zweitausenderjahre gesehen hat und den man in den hintersten Regionen seines Gehirns als halbwegs humorvoll abgespeichert hat. Das Wiedersehen hat diesem Eindruck aber gar nicht gutgetan und der Film entpuppt sich leider als wenig unterhaltsame und lahme Ansammlung von Klischees und müden Witzen, die auch mit ihren handelnden Protagonisten sehr schlecht gealtert sind. Wie man außerdem so jemanden wie Tom Green auch nur witzig finden kann, wissen hierzulande wohl nur Mario Barth-Fans und die Szenen mit dem entpuppen sich allesamt als absolut furchtbar unlustig und eigentlich ziemlich doof. Auch ansonsten wirkt hier alles recht episodenhaft und simpel gestrickt und Todd Phillips schafft es meines Erachtens auch nicht, seinen Figuren irgendwie Leben einzuhauchen oder diese als Freunde erscheinen zu lassen. Die Hauptfiguren bleiben eigentlich völlig blass und es bleibt auch stets den überzeichneten Nebenfiguren überlassen, dem Film dramaturgisch irgendwie weiter zu bringen und für etwaige Lacher zu sorgen. „Road Trip“ ist dabei völlig oberflächlich, sagenhaft unlustig, wenig gehaltvoll und das Wiedersehen hätte ich mir auch genauso gut sparen können.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Die Gangster Gang

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01.jpg (43.25 KiB) 75 mal betrachtet
Mr. Wolf ist mit seiner Gang aus Safeknackern, Hackern und Meister der Verwandlungen die gefürchtetste Gangster-Gruppe im ganzen Land. Kein Safe oder Schmuckstück ist vor ihnen sicher, während die Coups mit einer routinierten Selbstverständlichkeit verübt werden. Doch eines Tages läuft etwas schief und anstatt einer goldenen Trophäe warten schwedische Gardinen und der Versuch eines umtriebigen Professors, gemeinsam mit der Bürgermeisterin, die kriminellen Elemente wieder auf den Pfad der Tugend zu bringen.

„Die Gangster Gang“ ist der gelungene Versuch eine animierte Heist-Komödie im Stil von Tarantino oder „Oceans Eleven“ für die ganze Familie auf die Leinwand zu bringen. Der Streifen lebt natürlich davon, dass es hier einmal um keine Helden, sondern Kriminelle geht, die auch nach Herzenslust böse sein dürfen. Die Geschichte wird ja sehr flott erzählt und die Figuren aus Wolf, Schlange, Spinne, Piranhia und Hai sind ja auch allesamt eher Spezies, denen mit denen man sich sonst eher weniger identifizieren kann und/oder gemeinhin nicht als Sympathieträger gelten. Doch hier funzt das ja ganz gut und der Streifen ist auch immer sehr unterhaltsam, auch wenn ich das vor kurzem veröffentlichte Weihnachtsspecial „Schurkische Weihnachten“ fast noch einen Ticken turbulenter und witziger fand. Auf dem Schirm ist immer was los und die wendungsreiche Geschichte über wandlungsfähige Gangster bietet auch genügend Stoff für Action und Witz. „Die Gangster Gang“ macht Spaß und Heist-Movies gehen ja ohnehin immer – warum also nicht auch mal in animierter Form.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Freddy got Fingered

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Der 28jährige Gord lebt noch bei seinen Eltern in Portland und würde gerne als Comic-Zeichner durchstarten. Leider klaffen Talent und Selbsteinschätzung weit auseinander, sodass sein Versuch in Hollywood Fuß zu fassen leider nicht von Erfolg gekrönt ist. So landet er wenig später wieder in der Käsefabrik bzw. bei seinen Eltern im Keller und verursacht überall Chaos und Zerstörung. Als er sich bei einem Krankenhausbesuch in die querschnittgelähmte Betty verliebt, gibt diese ihm neuen Mut, seinen Traum entgegen den Anordnungen seines strengen Vaters doch noch zu verwirklichen und tatsächlich scheint sein großer Traum kurz darauf in Erfüllung zu gehen.

Es gibt Filme, die sind schlimm, welche die sind furchtbar und dann gibt es noch miesere, eigentlich unschaubare Machwerke wie „Freddy got fingered“ von Tom Green, der hier versucht im Komödienformat die Grenzen des schlechten Geschmacks auszuloten. Schon klar, dass der Film den Zuschauer natürlich provozieren möchte und ihn mit einer Geschmacklosigkeit nach der anderen konfrontiert. Selten ist das Endergebnis aber so derart unlustig und daneben, dass man dafür eigentlich eine eigene Kategorie erfinden müsste. Die Art von Humor, die Tom Green wohl großartig findet ist weder witzig noch unterhaltsam, sondern eigentlich nur destruktiv, macht sich über Menschen mit Handicaps lustig und langweilt bereits in den ersten Minuten mit dem ständigen Versuch irgendwelche Tabus weit hinter sich zu lassen. Gleich in den ersten Minuten rennt Tom Green manisch grinsend und schreiend auf eine Pferdekoppel, um einem Hengst an den Penis zu fassen und dass ist aber erst der Anfang einer „Tour de Force“ für den Zuschauer, die so unglaublich ausgefallen ist, dass man es eigentlich mit eigenen Augen sehen müsste, wenn ich nicht dringend davor warnen müsste. „Freddy got fingered“ ist nicht nur in Punkto Komödie der absolute Bodensatz, ein Film zum Abgewöhnen, sondern auch sonst völlig entbehrliches Werk für ein vorpubertäres Zielpublikum und Leutchen, die prinzipiell alles abfeiern, was von anderen abgelehnt wird. Avoid!
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Strange World of Coffin Joe

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coffin.png (168.83 KiB) 54 mal betrachtet
Coffin Joe ist ja nicht gerade als Menschenfreund bekannt und präsentiert uns hier drei düsteren Erzählungen des Makabren, die seine nihilistische Sicht auf die Welt bestätigen. In der ersten Episode treffen wir auf einen alten Puppenmacher mit seinen vier hübschen Töchtern, bei der sich eine Einbrecherbande vermeintlich leichtes Spiel erwarten. In Episode zwei treffen wir auf einen traurigen Mann, dessen Liebe zu einer unnahbaren Frau über den Tod hinausgeht und in Episode drei trifft ein Journalist und dessen Ehefrau auf einem ominösen Professor, der mit durchaus drastischen Mitteln beweisen möchte, dass so etwas wie Liebe nicht existiert.

Eigentlich unvorstellbar, was der werte Herr José Mojica Marins bereits in den Sechzigerjahren dem staunenden Publikum so alles zugemutet hat und nach seinen beiden Coffin-Joe-Filmen war die Welt wohl bereits für beliebten Anthologie-Horror, in der die titelgebende Figur jedoch nur zu Beginn einen kurzen Auftritt hat. Die drei Episoden haben es ja thematisch durchaus in sich und geizen auch nicht mit entsprechenden Schauwerten. Episode eins wirkt ja noch recht konventionell, während es in der zweiten Episode mit dem Thema Nekrophilie schon mehr ans Eingemachte geht. Highlight ist dann aber die dritte Geschichte, in der Regisseur Marins einen Professor darstellt, der auch der Zwillingsbruder von dem werten Sarg-Josef sein könnte und die Liebe eines Ehepaares drastisch auf die Probe stellt. In der dritten Episode wird dann auch nichts ausgelassen und man kann sich die entsetzten Blicke der eher konservativ, abergläubisch und religiösen Brasilianer förmlich vorstellen. Coffin Joe schenkt seinen Protagonisten und dem Publikum ja nichts und auch meine Begeisterung kennt abermals keine Grenzen. Sicherlich wirken die Kulissen billig, die Darstellungen meist überzogen und auch der Schmodder ist immer leicht zu durchschauen, aber andererseits kommt man aus dem Staunen nicht heraus, mit welcher Konsequenz hier alles durchgezogen wird.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Awakening of the Beast

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coffin.png (168.83 KiB) 46 mal betrachtet
Im Jahr 1970 hat sich nicht nur Coffin Joe mit seinen Filmen und Comics in Brasilien etabliert, auch eine weitere Gefahr droht die Jugend und Gesellschaft zu verderben: Drogen! Immer mehr junge Leute nehmen LSD, Hasch und Kokain um dem tristen Alltag hinter sich zu lassen um geradewegs ins Verderben zu laufen. Eine Gruppe von Psychiatern diskutieren über die schlimmsten Fälle aus ihrer Praxis, ehe einer von ihnen ein Experiment mit vier Drogensüchtigen und LSD startet, in dem auch Coffin Joe eine tragende Rolle spielt…

Mit „Awakening of the Beast“ hat Regisseur José Mojica Marins in bester Report-Tradition einen Film über Drogenkonsum geschaffen, der in seinem Entstehungsland wohl auch gleich einmal von der Zensur einkassiert wurde. Wer sich jetzt angesichts der vorangegangenen Werke eine herben Streifen erwartet, wird angesichts des Streifens aber wohl eher enttäuscht sein. Statt wilder Schauwerte, entpuppt sich „Awakening of the Beast“ ja eher etwas verhalten und überlässt es dem Kopfkino, sich die schlimmen Momente auszumalen, in denen sich die unterschiedlichsten Menschen mit ihren Drogenkonsum manövrieren. Am Ende gibt es dann ein Experiment mit vier Probanden, in denen abermals der ansonsten in Schwarzweiß gedrehte Streifen in Farbe verwandelt und den Zuschauer mit einer farbenfrohen Sequenz überrascht, die auch Mario Bava nicht besser ausleuchten hätte können und natürlich gibt es am Ende auch wieder eine böse Überraschung. „Awakening of the Beast“ erzählt aber keine herkömmliche Geschichte und wer mit unserem Sarg-Josef bisher keine Berührungspunkte hatte, wird mit dem Streifen wohl noch weniger anfangen können. Als Experimentalfilm mit großen Exploitation-Einschlag ist der Anti-Drogen-Film schon okay und ungewöhnlich ist das alles allemal – allerdings wiederholen sich die Ereignisse auch bis zum Schluss und die bisherigen Werke haben mir aber schon besser gemundet.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The End of Man

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coffin.png (168.83 KiB) 37 mal betrachtet
Ein nackter Mann entsteigt aus dem Wasser der Küste von Santo, streift durch die Gegend und erweckt auch mit seinem durchdringenden Blick die Aufmerksamkeit der Bevölkerung. Immer wieder häufen sich Sichtungen und unter der Bevölkerung verbreitet sich rasch Nachrichten und Gerüchte über den mysteriösen Mann. Wenig später wird der auf „Finis Hominis“ getaufte Mann zur Sensation von Presse und Medien und wird von der Bevölkerung wegen seiner teils selbstlosen, teils wundersamen Handlungen als neuer Messias zunehmend kultisch verehrt, während sich auch die Politik zunehmend für den Mann interessiert um ihn für ihre Zwecke zu instrumentalisieren…

Regisseur und Darsteller José Mojica Marins war wohl Zeit seines Lebens auf die Kirche und Politik nie gut zu sprechen und seine Coffin-Joe-Filme sind ja im Grunde ein einziges Statement gegen Religion, Aberglaube und blinder Gehorsam gegenüber Obrigkeiten. Auch in seinem experimentellen Drama „The End of Men“ geht es um falsche Vorbilder und um die Tatsache, wie schnell die Menschen im Glauben nach Erlösung irgendwelchen anderen Menschen blindlings folgen und sich bedingungslos unterordnen. Nachdem sich die staatliche Zensur ja massiv in die bisherigen Werke von Marins eingemischt hat, verzichtet er hier auch völlig auf schmoddrige Elemente und dennoch gibt es auch hier seine nihilistische Handschrift und am Ende auch eine bitterböse Auflösung. Wer sich aufgrund der Sarg-Josef-Filme für dieses Werk interessiert, mag vielleicht mangelnder Schauwerte enttäuscht sein, andererseits ist auch „The End of Man“ ein sehr interessantes Zeitdokument über eine Wohlstandsgesellschaft am Abgrund, die nicht so recht weiß, in welche Richtung sie sich bewegen soll und durch die Ankunft eines mysteriösen Fremden rasche gefesselt scheint. Egal ob man das Geschehen in Richtung Religion oder Politik interpretieren möchte, so geht es doch im beiden Fällen um sprichwörtliche Rattenfänger, die es ja im Laufe der Geschichte immer wieder gab und geben wird.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Wolfkin

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01.png (97.7 KiB) 27 mal betrachtet
Elaine lebt mit ihrem zehnjährigen Sohn Martin in Brüssel und versucht als alleinerziehende Mutter ihr Leben so gut es geht im Griff zu haben. Als Martin zunehmend aggressives Verhalten zeigt, von anderen Kindern gemobbt wird und Elaine einfach nicht mehr weiterweiß, fährt sie mit ihrem Sohn nach Luxemburg zum Weingut der Eltern von Martin biologischem Vater, den sie nur flüchtig gekannt hat. Dort angekommen scheinen die Eltern nicht sonderlich überrascht, sondern wirken eher verwundert, dass sich Elaine nicht schon früher gemeldet hat. Martin scheint sich ebenfalls wohl zu fühlen und so bleibt Elaine ein paar Tage und erfährt schreckliche Dinge über einen Fluch, den die männlichen Nachkommen der Familie zu ertragen haben…

Europäischer Horrorstreifen mit Arthouse-Einschlag und hohem Drama-Anteil, dass wieder einmal versucht dem Werwolf-Mythos neue Facetten abzugewinnen. Erzählt wird die Coming-of-Age-artige Geschichte aber aus der Perspektive einer alleinerziehenden Mutter, die durch die Familie des biologischen Vaters erfahren muss, dass ihr Sohn sich in einem Werwolf verwandelt und diese animalischen Triebe auch nicht mehr im Griff hat. Die Ausgangslage ist eigentlich auch spannend und das Treiben schön eingefangen, allerdings wirkt „Wolfkin“ immer etwas verhalten und man hat das Gefühl, dass mit zunehmender Laufzeit auf die Bremse getreten wird, damit man ja nicht in konventionelle Werwolf-Gefilde abgedriftet wird. Nach einem durchaus starken Auftakt tritt der Film auch irgendwie auf der Stelle und verzettelt sich etwas in der etwas diffus erscheinenden Familiengeschichte, in denen weibliche Mitglieder und Außenstehende nur wenig zu melden haben und unbedingt noch ein zeitgeistiges Mäntelchen umgehängt werden muss. Aus der starken Frau, wie wir zu Beginn kennengelernt haben, wird eine bieder-brave Befehlsempfängerin, was vielleicht beabsichtigt, aber nicht gerade sympathisch ist und dann wird „Wolfkin“ auch auf einmal auch irgendwie zum Abgesang auf das Patriachat, wobei ich mir nicht sicher bin, ob nur ich das so empfunden habe oder tatsächlich so beabsichtigt ist. So oder so bleibt zum Teil auch ein unbefriedigendes Gefühl zurück und „Wolfkin“ scheint mir auch hinter seinen Möglichkeiten zurückgeblieben oder irgendwo falsch abgebogen zu sein. Mittelprächtig!
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