Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Hexen von heute

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Silvana Mangano in fünf höchst unterschiedlichen Kurzfilmen von italienischen Regie-Größen: in „Hexen verbrennt man lebendig“ spielt sie für Visconti eine Film-Diva, die für einen kurzen Moment in den österreichischen Bergen dem Ruhm und Verpflichtungen entfliehen möchte. In „Praktische Hilfsbereitschaft“ hilft sie einem verunfallten Handwerker um schneller durch den Frühverkehr zu kommen. „Die Erde vom Mond aus betrachtet“ zeigt sie als Taubstumme in einer clownesken Parallelwelt von Pasolini, ehe sie in „Die Sizilianerin“ für ein Massaker verantwortlich ist. Als Abschluss liest sie in „Ein Abend wie jeder andere“ ihren müden Ehemann Clint Eastwood in blumigen und sexuell aufgeladenen Tagträumen ordentlich die Leviten, eher sie wieder zurück in ihren eher tristen Alltag kehrt.

Etwas durchwachsener Episodenfilm mit Silvana Mangano als zentraler Punkt bzw. wandlungsfähige Schauspielerin, die ihres Zeichens ja mit dem Produzenten den Ganzen, dem werten Dino di Laurentiis verheiratet war und vier Kinder geschenkt hat. „Hexen von heute“ ist trotz des eher ungewöhnlichen Titels wohl auch so etwas wie ein Geschenk für die Gattin, die hier teils auch – aber nicht nur – in wunderbarem Licht präsentiert wird. Die Visconti-Episode in Kitzbühel ist zwar schön anzusehen, aber hat irgendwie keinen Handlungsbogen, dafür aber Helmut Berger als Helmut Steinbergher (!) in seiner ersten Rolle für seinen späteren Lebenspartner Visconti. Die zweite Episode ist mehr ein verfilmter Sketch und eher zu vernachlässigen. Die Pasolini-Episode wirkt wie eine entrückte Parabel auf gesellschaftliche Probleme, wobei Pidax hier leider die italienischen Einblendungen und Zwischentitel nicht übersetzt hat, die wohl wesentlich zum besseren Verständnis beigetragen hätten. Danach folgt mit „Die Sizilianerin“ nochmals eine sehr kurze Episode, die wohl eine Parodie auf Mafiafilme darstellt und auch recht augenzwinkernd daherkommt. Highlight ist aber die letzte Episode mit Clint Eastwood, wo Mangano nochmals voll aufdreht und einerseits eine gelangweilte Hausfrau und wieder eine Diven-hafte Figur gibt, die Männern reihenweise den Kopf verdreht. Interessant und schön gemacht ist das alles auch, allerdings fehlt etwas der gemeinsame Nenner, der Episodenfilme irgendwie zusammenhalten sollte. So wirkt das wie fünf selbständige Werke mit einer Laufzeit von wenigen Minuten bis zu einer halben Stunde, die hier irgendwie zusammengebracht wurden. Ich hab mich aber sehr auf den Film gefreut und wurde auch nicht enttäuscht.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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