horror's Reise durch die große Welt der Filme

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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Tödliche Umarmung
(Last Embrace)
mit Roy Scheider, Janet Margolin, John Glover, Sam Levene, Charles Napier, Christopher Walken, Jacqueline Brookes, David Margulies, Andrew Duncan, Marcia Rodd, Gary Goetzman, Lou Gilbert, Mandy Patinkin
Regie: Jonathan Demme
Drehbuch: Murray Teigh Bloom / David Shaber
Kamera: Tak Fujimoto
Musik: Miklós Rózsa
FSK 16
USA / 1979

Fünf Menschen, die sich noch nie begegnet waren, starben auf geheimnisvolle Weise. Als sechster steht der Versicherungsagent Harry Hannan (Roy Scheider) auf der Liste. Der Geheimagent Hannan stellt erst nach einer Kur, der er sich wegen eines Nervenzusammenbruchs unterzogen hatte, fest, dass der Anschlag, bei dem seine Frau Dorothy umgekommen ist, eigentlich ihm gegolten haben könnte. Er erhält eine geheimnisvolle Notiz, die mit "ZM"in aramäischer Schrift unterzeichnet ist. Der Zettel erweist sich als Morddrohung. Zusammen mit der jungen Studentin Ellie (Janet Margolin), die sich während seiner Abwesenheit in seiner Wohnung häuslich niedergelassen hat, kommt er einem Rachekomplott auf die Spur...


Der Name Jonathan Demme dürfte den meisten wohl im Zusammenhang mit "Das Schweigen der Lämmer" bekannt sein, denn immerhin schuf der gute Mann damit wohl einen der besten Thriller der Filmgeschichte. Der vorliegende Beitrag "Tödliche Umarmung" zählt hingegen zu den Frühwerken des guten Mannes und hat nun dank dem Label OFDB Filmworks endlich den Weg auf eine deutsche DVD gefunden. Zugegebenermaßen handelt es sich hier nicht um einen Thriller der allerersten Kategorie, doch einige eher unterdurchschnittliche Bewertungen kann ich ehrlich gesagt nicht so ganz nachvollziehen. Die Erzählung weist ziemlich starke Anlehnungen an Werke von Altmeister Alfred Hitchcock erkennen, wobei in vorliegendem Fall jedoch das gesamte Szenario eine Klasse tiefer anzusiedeln ist. Dennoch beinhaltet die Geschichte einen durchaus gelungenen Spannungsaufbau, denn Demme versteht es doch geschickt, die Hintergründe und Motive für die in der Inhaltsangabe erwähnten Morde äußerst lange im Dunkeln zu halten. So beziehen sich die Ereignisse auch in der Hauptsache auf die Hauptfigur Harry Hannan, denn Unbekannte scheinen dem Agenten nach dem Leben zu trachten, ohne das dabei frühzeitig die Gründe dafür verraten werden. Viel eher gestalten sich die Ereignisse herrlich ineinander verschachtelt und erst im letzten Drittel des Filmes geben sich die Zusammenhänge zu erkennen, so das man fast durchgehend mit Interesse bei der Sache ist.

"Tödliche Umarmung" mag auf manch einen durchaus den Eindruck eines behäbig aufgebauten Thrillers hinterlassen, doch wer einen eher ruhigen Geschichtsaufbau zu schätzen weiß, der wird hier definitiv auf seine Kosten kommen. Das Einzige was man je nach persönlichem Geschmack eventuell bemängeln könnte sind die fehlenden Action-Passagen, denn bis auf eine kleinere Schießerei und eher harmlos Verfolgungsjagden hat der Plot in dieser Beziehung herzlich wenig zu bieten. Dafür bekommt man allerdings ein atmosphärisch sehr stimmiges Gesamtbild geboten, denn rein von der Grundstimmung her lässt Demme schon zur damaligen Zeit sein Gespür für echten Thrill erkennen. Und dieser muss nun nicht immer zwangsläufig spektakulär in Erscheinung treten, denn manchmal sind es gerade die kleinen und eher unauffälligen Dinge, die beim Zuschauer auf jede Menge Gegenliebe treffen. Hier ist das der Fall, denn die Geschichte bezieht ihren Reiz ganz eindeutig aus der Tatsache, das man sich zusammen mit dem Haupt-Charakter auf die Suche macht, um endlich Licht in die ominösen Ereignisse zu bringen und das Rätsel zu lösen.

Das man dabei ohne herausragende Höhepunkte auskommen muss hat mich persönlich überhaupt nicht weiter gestört, denn auch wenn kein spektakuläres Action-Feuerwerk auf der Tagesordnung steht gestaltet sich das Szenario durchgehend gut und ein routiniert agierender Roy Scheider in der Hauptrolle versteht es jederzeit zu überzeugen. Auch die eingebaute und zu keiner Zeit zu sehr in den Vordergrund tretende Romanze zwischen ihm und Janet Margolin in der Rolle der Ellie erscheint keinesfalls störend, da sie eher dezent beleuchtet wird. Ganz generell ist der Charakter der Ellie für mich das Reizvollste innerhalb der Story gewesen, weiß man doch über eine relativ lange Zeitspanne nie so richtig wie man die junge Frau einzuordnen hat und welche tatsächliche Gewichtung ihrer Figur letztendlich zugedacht ist. So ergibt sich dann also auch meiner persönlichen Meinung nach ein ganzzeitig interessantes und spannendes Szenario und von der von manchen angesprochenen Langeweile oder Zähflüssigkeit der Abläufe konnte ich ehrlich gesagt nichts erkennen. An dieser Stelle ist man dann aber auch wieder beim subjektiven Empfinden angelangt, denn jeder Betrachter geht wohl mit anderen Erwartungen an einen Film heran, die nicht immer alle erfüllt werden können.

Im Endeffekt ist es jedenfalls eine schöne Sache, das nun auch endlich dieser Film zu einer Veröffentlichung auf DVD und Blu-ray gelangen konnte und ein jeder kann sich nun selbst ein Bild darüber machen, ob dieser Thriller mit Anlehnungen an Hitchcock seinen Erwartungen entspricht. Ich fühlte mich jedenfalls sehr gut und auch kurzweilig unterhalten und konnte keine größeren Unzulänglichkeiten in einer Geschichte feststellen, die auch ohne große Action und Höhepunkte eine immer spannende Geschichte erzählt, die sich erst einige Minuten vor dem Ende als vollständig zusammen gesetztes Puzzle erkennen lässt. Jonathan Demme hat mit "Tödliche Umarmung" sicherlich nicht sein bestes Werk vorgelegt, aber der Film ist auf jeden Fall viel besser als manche Kritik es eventuell vermuten lässt.


Fazit:


Für die Fans einer eher ruhigen Erzählung ist die Geschichte bestens geeignet, denn auch ohne spektakuläre Höhepunkte bekommt man genügend Thrill geboten, um am Ende zu einem überdurchschnittlich guten Gesamteindruck zu gelangen.


7/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Der Frauenmörder
(Criminal Law)
mit Gary Oldman, Kevin Bacon, Tess Harper, Karen Young, Joe Don Baker, Sean McCann, Ron Lea, Michael Sinelnikoff, Karen Woolridge, Ali Giron, Rob Roy, Terrence Labrosse, Barbara Jones, Jeannie Walker
Regie: Martin Campbell
Drehbuch: Mark Kasdan
Kamera: Phil Meheux
Musik: Jerry Goldsmith
FSK 16
USA / 1988

Dem Strafverteidiger Chase gelingt ein Freispruch für den Millionärssohn Thiel, der des Mordes an einer Frau angeklagt ist. Die Morde gehen weiter - und Thiel offenbart sich Chase als der psychopathische Täter. Chase erkennt, daß nur er in der Lage ist, seinen ehemaligen Mandanten zur Strecke zu bringen. Ein mörderisches Katz und Maus Spiel entbrennt. Thiel tötet seine Mutter, deren illegale Abtreibungen das Trauma ihres Sohns in seiner Kindheit ausgelöst haben, und macht schließlich Jagd auf Chases Freundin. In letzter Sekunde kann der Anwalt sie retten.


Wie man schon der Inhaltsangabe unschwer entnehmen kann ist die Identität des Killers in "Der Frauenmörder" eher nebensächlich. Regisseur Martin Campbell legt den Fokus seiner Erzählung vielmehr auf die Beziehung zwischen Anwalt und Mandant und baut aus diesem Aspekt heraus ein perfides Katz und Mausspiel auf, das die Charaktere der beiden vollkommen unterschiedlichen Männer eingehend beleuchtet. Das Ergebnis ist ein durchgehend spannender Psychothriller, der in der Hauptsache von seinen beiden exzellent agierenden Hauptdarstellern getragen wird, denn die damals jungen Hollywood-Stars Gary Oldman und Kevin Bacon warten hier mit wirklich grandiosen Performances auf. Gleichzeitig beleuchtet die Geschichte auch die Unterschiede zwischen Recht und Gerechtigkeit, denn das im Bezug auf diese beiden Begriffe erhebliche Unterschiede bestehen kommt hier mehr als nur deutlich zum Ausdruck. Vor allem die Situation des Anwalts zeigt auf, das durch die mit dem Beruf verbundene Schweigepflicht einen starken Zwiespalt hervor rufen kann und Gary Oldman stellt diese Seite des Geschehens durch sein tolles Schauspiel äußerst stark in den Fokus.

So schmiedet er dann auch seinen ganz eigenen Plan um den Täter zu überführen und bewegt sich damit immer wieder auf sehr dünnem Eis. Es ist nämlich ein schmaler Grat zwischen der pflichtbewussten Ausübung seiner Arbeit und den menschlichen Emotionen die in streckenweise fast an den Rand des Wahnsinns führen. Ihm gegenüber steht mit Kevin Bacon ein scheinbar emotionsloser und eiskalter Killer, der gleichzeitig keinerlei Hehl aus seinen Taten macht und seinen Anwalt somit in eine scheinbar aussichtslose Situation bringt die mit zunehmender Laufzeit immer verzwickter wird. Die Motive für die Taten des Killers hat Campbell zunächst ziemlich geschickt im Dunkel gehalten und erst in der zweiten Hälfte der Story sieht man die Morde auch durch die Augen des Täters, denn die dann erkennbaren Motive sorgen zumindest dafür das man eine gewisse Vorstellung dafür entwickeln kann, welch schlimmes Trauma letztendlich dafür verantwortlich zeichnet, das aus einem unschuldigen Kind später einmal ein gnadenloser Killer wird.

Natürlich werden die Morde an mehreren Frauen dadurch keinesfalls gerechtfertigt, doch wenn der Zuschauer erst einmal den Auslöser dafür erfährt, dann ergibt sich ein zumindest nachvollziehbarer Grund für die psychische Störung die beim Täter definitiv vorhanden ist. Unwillkürlich stellt man sich zu diesem Zeitpunkt auch immer wieder die Schuldfrage, wobei die Ausübung der Handlungen selbstverständlich geklärt ist. Dennoch rücken auch andere Personen aus der Familie in den Vordergrund, die doch durch diverse Taten in der Vergangenheit zumindest eine gewisse Teilschuld an der Entwicklung einer Gewaltspirale haben, die sich im Laufe der Jahre in der Psyche eines jungen Mannes manifestiert hat, bis die aufgestaute Wut dann in Form etlicher Tötungen in Erscheinung getreten ist. "Der Frauenmörder" zeigt dabei nicht einen einzigen der Morde im Bild so das man lediglich durch etliche Dialoge auf diese hingewiesen wird. Manch einen mag das eventuell stören, doch das Szenario hat erst gar keine expliziten Gewaltdarstellungen nötig um den Betrachter durchgehend für sich einzunehmen, denn die extrem dichte und knisternde Grundstimmung zieht einen ganz automatisch in ihren Bann und die Darbietungen der beiden Hauptfiguren tun ihr Übriges, um eine ungeheuer starke Faszination auszustrahlen, der man sich nicht entziehen kann.

Wie immer sollte sich jeder sein eigenes Bild von diesem gelungenen Psychothriller machen, der nun endlich auch dank dem Label OFDB Filmworks eine längst überfällige Veröffentlichung auf DVD und Blu-ray erhält, doch wer ein Faible für gut aufgebaute Thriller hat kommt an diesem Werk nicht vorbei. Erstklassige Darsteller, eine gut aufgebaute Story und jede Menge Spannung dürften ausreichende Gründe dafür darstellen das man diesem Film zumindest eine faire Chance gibt. Manch einer wird vielleicht sogar ein echtes Kleinod des Genres entdecken, denn obwohl "Der Frauenmörder" mittlerweile schon über 25 Jahre auf dem Buckel hat, kann die Geschichte immer wieder aufs Neue faszinieren.


Fazit:


Keine reißerische Gewalt und keine visuell dargestellten Morde, dafür jedoch eine tiefe Beleuchtung von Begriffen wie Schuld, Moral und Gerechtigkeit, das sind die Hauptzutaten eines Psychothrillers, in dem Gary Oldman und Kevin Bacon durch herausragende Performances ins Auge fallen. Für mich persönlich ist dieses Werk ein kleines, aber sehr feines Genre-Juwel, das man sich nicht ungesehen durch die Finger gleiten lassen sollte.


8,5/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Der Satan ohne Gesicht
(La Bambola di Satana)
mit Erna Schurer, Roland Carey, Aurora Bautista, Ettore Ribotta, Lucia Bomez, Manlio Salvatori, Franco Daddi, Beverly Fuller, Eugenio Galadini, Giorgio Gennari, Domenico Ravenna, Teresa Ronchi, Giovanni Ivan Scratuglia
Regie: Ferruccio Casapinta
Drehbuch: Ferruccio Casapinta / Giorgio Cristallini / Carlo M. Lori
Kamera: Francesco Attenni
Musik: Franco Potenza
ungeprüft
Italien / 1969

Die junge Elisabeth fährt zusammen mit ihrem Freund Jack zwecks Testamentseröffnung ihres verstorbenen Onkels zur ländlich gelegenen Burg ihrer Familie. Die alten Gemäuer verbergen immer noch zahlreiche Geheimnisse, die sie noch nicht entdeckt hat, obwohl sie die meiste Zeit ihrer Kindheit dort verbrachte. Es geschehen merkwürdige Dinge. Elisabeth wird obendrein von seltsamen Träumen heimgesucht. Und wer ist der vermummte Mörder, der auf dem Schloss umher geht? Jack vermutet, dass alles mit dem Erbe zu tun haben könnte und stellt Nachforschungen an. Die Bewohner des Schlosses geraten in Lebensgefahr.


"La Bambola di Satana" ist die erste und gleichzeitig auch einzige Regiearbeit von Ferruccio Casapinta und dürfte zudem auch noch zu den wirklich raren Gialli zählen, die selbst eingefleischten Genre-Fans eher unbekannt sein dürften. Umso schöner ist die Tatsache, das nun eine deutschsprachige Veröffentlichung erschienen ist, die laut den Einträgen bei der OFDB anscheinend auch die einzige bekannte darstellen dürfte. Wie dem aber auch sei, der Film ist sicherlich nicht zu den absoluten Größen des Sub-Genres zu zählen und weicht außerdem in seiner Erzählung auch ziemlich vom ansonsten üblichen Schema ab. Eine ständig andauernde Mordserie ist ebenso wenig zu erwarten wie der handelsübliche Killer mit schwarzen Handschuhen, vielmehr erzählt Casapinta eine Geschichte, die eine größtenteils recht ansprechende Kombination aus Gialli, Gothic Horror und einigen surrealen Elementen darbietet. Für ein Erstlingswerk ist der Film dann auch ganz gut gelungen, so das hier sicherlich nicht der Grund dafür liegen kann, das Ferruccio Casapinta in der Folge keinen weiteren Film mehr auf den Weg gebracht hat. Ihre Stärken offenbart die Story ganz eindeutig in der gelungenen Atmosphäre, wobei der Schauplatz des riesigen Schlosses sicherlich sehr gut gewählt ist, denn so kommen die Anteile des Gothic Horror so richtig schön zur Geltung. Der hervorragend passende Score von Franco Potenza verleiht dem Ganzen dann noch zusätzlich eine äußerst stimmige Note, so das sich in einigen Momenten sogar ein echtes Gänsehautgefühl beim Zuschauer einstellt, das man auch nur zu gern annimmt.

Was dem Geschehen ein wenig abgeht ist ein richtig konstant ansteigender Spannungsbogen, denn wenn man nicht ganz auf den Kopf gefallen ist, kann man diverse Zusammenhänge schon recht frühzeitig erahnen. Dennoch gestaltet sich die Chose keineswegs vollkommen vorhersehbar, denn Casapinta hat sehr wohl darauf geachtet nur bestimmte Dinge preis zu geben, so bleibt beispielsweise die Identität des eigentlichen Mörders bis kurz vor dem Ende im Dunkeln was man absolut als positiven Aspekt betrachten kann. Nun kommt "La Bambola di Satana" nicht unbedingt als Vertreter seiner Art daher in dem es vor Höhepunkten nur so wimmelt, aber die Inszenierung ist sehr solide und dürfte den meisten Liebhabern durchaus zusagen. Die Darsteller liefern durch die Bank gute darstellerische Leistungen ab, wobei sich der Betrachter aber von Beginn an darauf einstellen sollte, das an diversen Stellen auch ein gewisses Overacting und der Hang zur leichten Thetralik zu erkennen ist. Das fällt aber nicht sonderlich ins Gewicht und in gewisser Weise verleiht es dem Film sogar seinen ganz eigenen Charme, der im Prinzip durchgehend zu erkennen ist.

Nicht ganz überzeugt hat mich hingegen die deutsche Synchronisation, was aber durchaus ein rein subjektives Empfinden sein könnte. Dennoch hat man einigen Figuren Stimmen verliehen die in meinen Augen nicht vollkommen passend erscheinen. Dieses Geühl überträgt sich dann fast zwangsläufig auch auf diverse Dialoge, denn phasenweise erscheinen einem die Gespräche doch ein wenig zu sehr aufgesetzt um nicht zu sagen künstlich. Das mag aber jeder anders sehen und insgesamt soll das auch den insgesamt äußerst positiven Eindruck dieses Früh-Gialli keinesfalls schmälern, der von Ferruccio Casapinta meiner persönlichen Meinung nach überdurchschnittlich gut ins Bild gesetzt wurde. Man sollte an dieser Stelle viel lieber dankbar dafür sein, das auch diese eher seltenen und unbekannten Vertreter des Genres zu einer Veröffentlichung gelangen, die man übrigens von der Aufmachung her als absolut gelungen bezeichnen kann. Und auch wenn das Szenario nicht mit den absoluten Größen des Gialli mithalten kann, ist allein schon die Abweichung vom üblichen Muster ein Grund dafür, das eines der beiden schicken Mediabooks in der heimischen Sammlung landen sollte.

Letztendlich sollte sich jeder selbst ein Bild von diesem Film machen, der die Meinungen sicherlich ein klein wenig spalten wird. Nicht jedem wird die eher unübliche Mixtur gefallen, wobei doch gerade dieser Aspekt dem Ganzen einen besonderen Reiz verleiht. Mich selbst hat "Der Satan ohne Gesicht" (so der deutsche Titel) jedenfalls überzeugt, so das ich nur eine Empfehlung an jeden Fan aussprechen kann, der auch einmal einen etwas anders gestrickten Gialli sehen möchte. Die Zusammensetzung aus Gothic Horror, leichten Mystery Elementen und Gialli ist definitiv als gelungen zu bezeichnen und insbesondere in atmosphärischer Hinsicht gibt es überhaupt nichts zu bemängeln, so das man dem guten Regisseur für sein erstes und leider auch einziges Werk ein durchaus gutes Zeugnis ausstellen kann.


Fazit:


Eher unbekannt und anscheinend sehr rar kommt hier ein Vertreter des Sub-Genres daher, der weitaus besser ist als viele Leute eventuell vermuten werden. Kein filmisches Meisterwerk, aber eine gut erzählte Geschichte die zudem auch in ihrer Gesamtheit einen überzeugenden und stimmigen Eindruck hinterlässt.


7/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Wrong Cops
(Wrong Cops)
mit Mark Burnham, Eric Judor, Steve Little, Marilyn Manson, Grace Zabriskie, Arden Myrin, Eric Roberts, Eric Wareheim, Daniel Quinn, Izzy Palmieri, Hillary Tuck, Jennifer Blanc, Tim Trobec, Ray Wise
Regie: Quentin Dupieux
Drehbuch: Quentin Dupieux
Kamera: Quentin Dupieux
Musik: Quentin Dupieux
FSK 16
USA / 2013

Wenn Polizeiwachtmeister Duke nicht gerade Gras verpackt in toten Ratten verkauft, verleiht er zum Beispiel seinem Faible für Technomusik Ausdruck, in dem er den nächstbesten Rockmusikfan kidnappt und zum Zuhören zwingt. Als so einer zu entkommen droht, schießt Duke versehentlich den Nachbarn nieder. Jetzt ist guter Rat teuer. Doch Duke hat Freunde bei der Polizei, und kennt Opfer, die ihm etwas schulden. Doch den Halbtoten unter die Erde zu bringen entpuppt sich schwieriger als erwartet.


Regisseur Quentin Dupieux spaltet von jeher die Meinungen der Zuschauer, denn der in seinen Filmen enthaltene Humor ist nun längst nicht jedermanns Sache. Am besten kommt dieser Umstand wohl in seinem bisher bekanntesten Werk "Rubber" zum Ausdruck, in dem seinerzeit ein Killer-Reifen die Gegend unsicher machte und dabei etliche Menschen um ihr Leben erleichterte. Sind die Geschichten des Franzosen für die einen der totale Schwachsinn, so ergibt sich für andere eine ganz neue Art der Komödie und auch in vorliegendem "Wrong Cops" kommt dieser Aspekt mehr als deutlich zum Ausdruck. Mit einigen bekannten Gesichtern (Eric Roberts, Ray Wise) besetzt erzählt Dupieux hier eine Story über die Spezies Cops und offenbart einem dabei eine Ansammlung der skurrilsten Charaktere, die eine extrem gewöhnungsbedürftige Arbeitsauffassung vertritt. Von der Arbeit gelangweilt gehen die verschiedenen Beamten dann ihren ganz eigenen Bedürfnissen nach, wobei es der Betrachter beispielsweise mit dem Verkauf von Drogen, Nötigung von Passanten oder auch homosexuellen Neigungen zu tun bekommt. Es bringt allerdings nicht sehr viel die dabei entstehenden Situationen zu beschreiben, denn man muss sich schon selbst ein Bild von diesem Sammelsurium an Absurditäten machen, um auch den darin enthaltenen Humor zu erkennen.

Dieser wird dabei aber längst nicht jedem gefallen, denn das vollkommen hanebüchene Szenario erscheint dann doch ein wenig gewöhnungsbedürftig, so das es einmal mehr ganz verstärkt auf den ganz persönlichen Geschmack ankommt. Die Skurrilität der Ereignisse kommt insbesondere in teil bitter-bösen Dialogen zum Ausdruck in denen auch mit Kraftausdrücken keinesfalls gegeizt wird und andererseits präsentiert sich fast durchgehend diese aberwitzige Situationskomik, die einem schon aus "Rubber" bekannt sein dürfte. Wie damals tritt Dupieux hier nicht nur als Regisseur auf, sondern zeichnet auch gleichzeitig für das Drehbuch, die Kameraarbeit und auch die musikalische Untermalung verantwortlich, die einem in vorliegendem Fall als dröhnende Techno-Musik entgegen schlägt. Damit drückt er dieser Geschichte auch einmal mehr ihren ganz unverwechselbaren Stempel auf, so das die Ähnlichkeiten von der Machart her ganz eindeutig auf einen Film wie "Rubber" verweisen. Die bekannten Stilmittel sind deutlich erkennbar und ebenso tritt auch der vorhandene Humor zuweilen auf extrem trockene Art und Weise in den Vordergrund, ist aber auch in etlichen Passagen nicht unbedingt auf den ersten Blick zu erkennen.. Im eigentlichen Sinne bekommt es der Zuschauer mit dem puren Nonsens zu tun, doch an diversen Stellen vermeint man auch diverse kritische Ansätze und unverhohlenen Sarkasmus zu erkennen.

Besonders imposant habe ich persönlich den Umstand empfunden, mit welcher Ernsthaftigkeit die Protagonisten den Humbug darstellen, den sie hier selbst die gesamte Laufzeit über verzapfen. Mit stoischer und fast schon unbeweglicher Mimik wird dabei der Eindruck von Selbstverständlichkeit erzeugt, die dem absurden Handeln der einzelnen Figuren ganz augenscheinlich zu Grunde liegt. Komischerweise hat mir dieser Stil bei "Wrong Cops" sehr zugesagt, obwohl ich bei meiner damaligen Sichtung von "Rubber" noch überhaupt nichts mit dieser Art von Komödie anfangen konnte. Wie dem aber auch sei, mittlerweile scheine ich mich mit den Filmen eines Quentin Dupieux durchaus anfreunden zu können, denn die vorliegende Geschichte konnte mich doch durchgehend gut und kurzweilig unterhalten. Viele werden das sicherlich völlig anders sehen, doch wenn man sich auf einen Film wie "Wrong Cops" einlassen kann, dann dürfte man auch seine Freude an diesem trocken-witzigen Schabernack haben.

Letztendlich kommt es bei Komödien von Dupieux äußerst stark auf den eigenen Geschmack an und ohne eigentlich zu wissen warum, wurde meiner in diesem Fall voll getroffen. Man sollte nur schon im Vorfeld dieses episodenartig dargestellten Szenarios das eigene Gehirn leer laufen lassen, um genügend Freiraum für verbalen und visuellen Nonsens zu schaffen, mit dem man hier gut 80 Minuten lang regelrecht überschüttet wird. Eine rein objektive Bewertung fällt dabei extrem schwer, denn diese Story bietet entweder ein hanebüchenes Highlight, oder man kann überhaupt nichts mit dem Gebotenen anfangen. Auf jeden Fall aber sollte man dem Film eine faire Chance geben, denn vielleicht kommt der ein oder andere überraschenderweise auf den Geschmack und wird mit einem Feuerwerk der Absurditäten belohnt. Ich persönlich werde jedenfalls auch dem von mir gescholtenen "Rubber" eine zweite Chance geben, denn eventuell habe ich ja jetzt erst den Zugang zu dem Humor eines Quentin Dupieux gefunden.


Fazit:


Entweder totaler Schrott oder ein cineastisches Highlight, anders lässt sich diese Komödie kaum einordnen. Man muss schon eine Vorliebe für an den Haaren herbei gezogenen Szenarien haben, denn ansonsten wird man mit "Wrong Cops" nicht allzu viel anfangen können. Wer jedoch seine Freude daran hat, wird definitiv mit vollkommen schrägen Charakteren und deren obskuren Machenschaften belohnt und dürfte seine helle Freude an diesem Werk haben.


8/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Goal of the Dead - Elf Zombies müsst ihr sein
(Goal of the Dead)
mit Alban Lenoir, Charlie Bruneau, Tiphaine Daviot, Ahmed Sylla, Bruno Salomone, Patrick Ligardes, Xavier Laurent, Sebastien Vandenberghe, Alexandre Philip, Vincent Debost, Benoît Moret, Renaud Rutten, Jean-François Cayrey
Regie: Thierry Poiraud / Benjamin Rocher
Drehbuch: Tristan Schulmann / Nicolas Peufaillit
Kamera: Matias Boucard
Musik: Thomas Couzinier / Frédéric Kooshmanian

Ein Freundschaftsspiel führt die Fußballprofis von Olympique Paris in die Provinz nach Caplongue, wo der Starspieler Sam Lorit aufgewachsen ist und seinen Sport von der Pieke auf gelernt hat, bevor er ihn vor 17 Jahren hinter sich gelassen hat, um Karriere zu machen. Für das Örtchen ist die Anreise der Topmannschaft das Ereignis des Jahres. Doch was so unbeschwert und positiv beginnt, schlägt jäh in nacktes Entsetzen um, als Fans und Spieler aus heiterem Himmel von einem Zombievirus befallen werden. Auf einmal geht es auf dem Platz und auf den Rängen buchstäblich ans Eingemachte.


Passend zur Fußball WM 2014 in Brasilien präsentierten uns die Franzosen mit "Goal of the Dead" eine passende Zombiekomödie, deren Geschichte eigentlich genügend Potential beinhaltet um den Zuschauer mit einem witzigen und kurzweiligen Filmchen zu konfrontieren. Nur leider hat es das Regie-Duo Thierry Poiraud und Benjamin Rocher größtenteils versäumt das Ganze mit den entsprechenden Zutaten so anzureichern, das sich letztendlich ein durchgehend interessantes Szenario offenbart. Wie für die Sportart Fußball selbstverständlich, hat man auch das Geschehen rein filmisch in zwei Halbzeiten aufgeteilt und dabei frappierende und manchmal oft nicht nachvollziehbare Ähnlichkeiten zu einem echten Fußballspiel entstehen lassen. Das bezieht sich aber leider nur auf zwei vollkommen verschiedene Filmhälften, von denen man die erste im Prinzip besser verschweigen sollte. Diese entbehrt nämlich so ziemlich alles was einen Film dieses Strickmusters auszeichnet, denn "Goal of the dead" ist während der ersten Halbzeit weder witzig, noch zeigen sich nennenswerte Schauelemente im Bezug auf die enthaltene Zombie-Thematik. Vielmehr bekommt man eine recht dröge und uninspirierte Story geboten, in der weder bissiger Wortwitz noch geschliffene Dialoge vorkommen und auch in Sachen Situationskomik gibt es bis auf ein oder zwei kleine Ausnahmen nichts Nennenswertes zu begutachten. In dieser Phase handelt es sich bei genauerer Betrachtung sogar fast schon um einen waschechten Rohrkrepierer, der wirklich keine der in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen kann.

Das ändert sich dann auch erst in Halbzeit zwei, denn nun kommt die Chose zumindest ein wenig auf Touren und belohnt den Betrachter auch mit den Dingen, die man sich schon viel früher erhofft hatte. Auf einmal gibt es mehrere skurrile Situationen, die Dialoge lassen zumindest ansatzweise Dinge wie Sarkasmus und Humor erkennen und stellenweise bekommt man nun endlich auch ein wenig Action und Untote präsentiert, wobei in manchen Passagen sogar ein angemessener Blutgehalt zu erkennen ist. Ganz unweigerlich muss man sich an dieser Stelle die Frage stellen, warum die Macher praktisch die gesamte erste Stunde kaum etwas davon haben erkennen lassen und die Spielzeit mit eher banalen und unwichtigen Dingen vergeudet haben? An einer ausführlichen Einführung der einzelnen Charaktere kann es nicht gelegen haben da eine solche im Grunde überhaupt nicht vorliegt. Bis auf die Figur des Sam Lorit sind nämlich sämtliche anderen Figuren durchaus zu vernachlässigen, zudem schält sich auch während der Gesamtlaufzeit von immerhin knapp zwei Stunden nicht ein einziger Sympathieträger heraus, so das einem das Mitfiebern in diesem Film sichtlich schwer fällt.

Es ist schwer in Worte zu fassen, aber diese französische Produktion kommt einem seltsam leblos vor und es fehlt der nötige Charme um sich in die Riege gelungener Zombiekomödien einzureihen. Normalerweise findet man in diesem Sub-Genre immer etwas was man besonders hervor heben kann oder zumindest einen Aspekt, der einen gewissen Wiedererkennungswert in Erscheinung treten lässt, doch in vorliegendem Fall ist das Außergewöhnlichste schon damit aufgezählt, das die zweite Filmhälfte sich weitaus kurzweiliger darstellt als die erste. Das ist aber auch nicht sonderlich schwer, denn der erste Teilabschnitt hat wirklich herzlich wenig zu bieten. Ein weiterer Minuspunkt ist sicherlich darin zu finden, das "Goal of the Dead" mit einer Laufzeit von knapp zwei Stunden viel zu sehr künstlich aufgebläht wurde, denn selbst eine Spieldauer von ansonsten üblichen 90 Minuten wäre schon zu viel des guten gewesen. So aber muss man eine gefühlte Ewigkeit auf die rar gesäten Höhepunkte des Werkes warten und wird ansonsten streckenweise mit etlichen langatmigen Sequenzen konfrontiert. Für mich persönlich ist es absolut unverständlich, das man so viel vorhandenes Potential so sinnlos im sande verlaufen lässt, denn was hätte man nicht alles aus der vorliegenden Thematik heraus holen können.

Letztendlich bleibt ein Film bei dem man sich die erste Stunde getrost ersparen kann und der selbst danach nur eine mittelmäßige Zombiekomödie darstellt, die sich höchsten an der unteren Schwelle des Durchschnitts ansiedelt. Hier wäre viel mehr drin gewesen, doch leider nur selten zündender Humor und viel zu wenig Zombie-Action lassen kein besseres Gesamturteil zu. Und so wird dieser Film dann wohl auch nur bei wenigen Leuten einen bleibenden Eindruck hinterlassen, für alle anderen handelt es sich definitiv um ein einmaliges Filmerlebnis, das weit hinter den Erwartungen und Möglichkeiten zurück bleibt.


Fazit:


Es hätte so schön sein können, endlich einmal Untote auf dem Fußballplatz erleben zu können. Doch die eingeschlagene Richtung des Geschehens lässt dies leider nicht zu und offeriert so eine vielmehr an unzähligen Stellen langatmige Erzählung ohne jegliche Innovation. Blasse Darsteller, größtenteils schwache Dialoge und in der Gesamtheit viel zu wenig Humor verhageln einem die Laune, so das "Goal of the Dead" sicherlich nicht zu den Filmen zu zählen ist die man unbedingt gesehen haben sollte.


4/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Kidnapped - Die Entführung des Reagan Pearce
(Catch Hell)
mit Ryan Phillippe, Tig Notaro, Joyful Drake, James DuMont, Stephen Louis Grush, Hakim Callender, Russ Russo, Ian Barford, Heidi Brook Myers, Skipper Landry, Ramona Tyler, Forrest Forte, Michael Boyne, James Ourso
Regie: Ryan Phillippe
Drehbuch: Ryan Phillippe / Ryan Phillippe
Kamera: Steve Gainer
Musik: The Newton Brothers / Sid Wilson
FSK 16
USA / 2014

Es ist schon ein Weilchen her, dass Hollwood-Star Reagan Pearce in seinem letzten Blockbuster zu sehen war. Im Augenblick fährt er missgelaunt in die Provinz, um mit C-Produzenten, die sich wie schlechte Gangsterkarikaturen aufführen, einen billigen Horrorfilm zu drehen. Doch der Wagen, der ihn am Morgen abholt, fährt ihn nicht zum Dreh, sondern zu einer einsamen Waldhütte. Dort nehmen zwei fiese Hinterwäldler, die er zuvor nie sah, Pearce so richtig in die Mangel. Und was das Beunruhigendste ist: Sie wollen anscheinend kein Geld.


Der Name Ryan Phillippe dürfte den meisten wohl noch aus Filmen wie "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast" oder auch "Eiskalte Engel" bekannt sein, in denen der gute Mann mitwirkte. Nun spielt er in vorliegender Produktion mal wieder die Hauptrolle und legt gleichzeitig auch seinen Regieerstling vor, bei dem er noch noch für das Drehbuch mit verantwortlich zeichnet. In erster Linie stellt "Kidnapped - Die Entführung des Reagan Pearce" dabei einen Entführungsthriller mit leichten Folteranleihen dar, dient aber im gleichen Atemzug durch unzählige Anspielungen wie eine durchaus gelungene Abrechnung mit der Traumfabrik Hollywood. Phillippe spielt einen recht erfolgreichen Darsteller, der aber durch unzählige Verfehlungen auf dem absteigenden Ast ist und performt diesen Charakter auch äußerst glaubwürdig. Eine seiner Verfehlungen aus der Vergangenheit holt ihn allerdings mit voller Wucht ein und sorgt für seine Entführung durch zwei Männer, deren Beweggründe für die Tat sich auch schon frühzeitig zu erkennen leben.

Dennoch gestaltet sich die Geschichte einigermaßen spannend, legt ihr Hauptaugenmerk allerdings hauptsächlich auf die unter den Männern entstehenden Beziehungen und die offensichtlichen Seitenhiebe gegen Hollywoods, die einem in etlichen Passagen schon wie eine persönliche Abrechnung erscheinen. Wie dem aber auch sei, Phillippe hat seine Erzählung mit einigen visuellen Härtespitzen angereichert die sich insbesondere in der ersten Filmhälfte zu erkennen geben. Dadurch wird die Note des Folterfilmes hervorgehoben, jedoch bewegt sich das Ganze in einem überschaubaren Rahmen. Was der Chose dafür ein wenig abgeht sind einige echte Überraschungsmomente, denn das Szenario wartet nicht unbedingt mit einem Ausbund von Innovation auf und beinhaltet auch nichts wirklich Spektakuläres, das dem Zuschauer auch nachhaltig in Erinnerung bleiben würde.

Der Film präsentiert sich als sehr solide inszeniert, bietet aber keinerlei Neuerungen die das vorliegende Geschehen von ähnlich gelagerten Genre-Vertretern abheben würde. Der einzige Unterschied zu anderen Filmen dieser Art liegt dann ausschließlich in dem Aspekt begründet, das die Entführer zusätzlich zu ihrer Folter auch noch im Internet den Ruf des Opfers vollkommen zerstören wollen, was ihnen zumindest teilweise auch gelingt. Als pure Innovation kann man diese Idee bestimmt nicht bezeichnen, jedoch verleiht es den Ereignissen durchaus eine gewisse Würze und lässt zudem auch Anlehnungen an das reale Leben erkennen. Ansonsten sind die Abläufe allerdings relativ leicht vorhersehbar und wenn man nicht ganz auf den Kopf gefallen ist kann man sich frühzeitig denken, wie die ganze Chose ausgehen wird. Dennoch strahlt "Kidnapped - Die Entführung des Reagan Pearce" eine ganz eigene Faszination auf den Betrachter aus, deren Herkunft man allerdings nicht wirklich beschreiben könnte.

Letztendlich handelt es sich bei diesem Regiedebüt sicherlich um kein Meisterwerk und der film bietet auch kaum Etwas das man nicht schon einmal gesehen hat, doch das gelungene Schauspiel des Hauptdarstellers und die sarkastischen Seitenhiebe gegen die Filmindustrie sind es allemal wert, diesem Werk eine faire Chance zu geben. Die Bewertungen werden ganz bestimmt auseinander gehen, doch mir persönlich hat das Szenario insgesamt gesehen durchaus gefallen, so das man am Ende ohne Gewissensbisse eine Empfehlung aussprechen kann.


Fazit:


"Kidnapped - Die Entführung des Reagan Pearce" ist ein solides und kurzweiliges Regiedebüt, in dem es jedoch an wirklichen Höhepunkten etwas mangelt. Trotzdem wird man durchgehend gut unterhalten und hat in den letzten Jahren schon weitaus schlechtere Produktionen zu Gesicht bekommen.


6,5/10
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Predestination
(Predestination)
mit Ethan Hawke, Sarah Snook, Christopher Kirby, Christopher Sommers, Kuni Hashimoto, Sara El-Yafi, Paul Moder, Grant Piro, Christopher Bunworth, Jamie Gleeson, Christina Tan, Dennis Coard, Milla Simmonds
Regie: Michael Spierig / Peter Spierig
Drehbuch: Michael Spierig / Peter Spierig
Kamera: Ben Nott
Musik: Peter Spierig
FSK 16
Australien / 2014

Er ist ein Zeitreise-Agent und soll Verbrechen verhindern, bevor sie geschehen. Nun muss er zurück in das New York der 1970er Jahre, um die tödlichen Anschläge eines berüchtigten Terroristen zu stoppen, der ihm bereits mehrfach entkommen konnte. Von seiner Mission hängt das Leben von zehntausenden Menschen ab. In New York trifft er auf einen mysteriösen jungen Mann, der ihn auf seiner nächsten Zeitreise begleitet, um eine alte Rechnung zu begleichen. Wer aber den Lauf der Vergangenheit ändert, kann auch sein eigenes Schicksal aus der Bahn werfen...


Die australischen Spierig Brothers zählen nun nicht gerade zu den Regisseuren die einen Film nach dem anderen auf den Markt werfen und so ist vorliegender "Predestination" nach "Undead (2003)" und "Daybreakers (2010)" auch erst das dritte Werk der Brüder. Basierend auf einer Kurzgeschichte des amerikanischen Science-Fiction Schriftstellers Robert A. Henlein widmet sich die Geschichte der Thematik von Zeitreisen, hebt sich aber sehr wohlwollend von anderen Genre-Vertretern ab. Ganz generell offenbaren Filme dieser Art immer ihren ganz besonderen Reiz und stellen aber gleichzeitig auch eine Denksportaufgabe an den Zuschauer dar, der sich in Werken wie beispielsweise "Donnie Darko" oft genug mit Fragen herum schlagen musste, die er sich selbst bis heute nicht gänzlich beantworten konnte. Genau bei diesem Aspekt liegt gleichzeitig auch der angenehme Unterschied, denn wo diverse andere Vertreter viele Dinge immer nur anschneiden und der Interpretation des Betrachters überlassen geht die vorliegende Story einen etwas anderen Weg und versucht dabei, aufkommende Fragen möglichst auch zu beantworten. Das ist bei der Komplexität der Ereignisse gar nicht einmal so leicht, doch die Umsetzung des offensichtlich nicht leicht zu verfilmenden Stoffes ist meiner Meinung nach als absolut gelungen anzusehen.

Dennoch wird "Predestination" die Meinungen sicher in zwei Lager spalten, denn es präsentiert sich keinesfalls ein extrem actionreicher SCI/FI Thriller, den man aufgrund der Inhaltsangabe durchaus erwarten könnte. SpIerig und Spierig haben ihr Hauptaugenmerk aber vielmehr auf eine sehr gute und inhaltsvolle Geschichte gelegt, die in diversen Passagen schon einen regelrechten Hirnverbieger darstellen kann. Das ist jetzt aber absolut positiv gemeint, wird man doch praktisch von Beginn an zum mitdenken angeregt und macht sich die ganze Zeit über seine eigene Gedanken, wie die einzelnen Personen und die Abläufe in Zusammenhang zu bringen sind. Dabei konzentriert sich eigentlich alles auf die beiden Hauptfiguren, die von Ethan Hawke und Sarah Snook nahezu grandios dargestellt werden. Manch einer wird dieser Produktion eventuell den Vorwurf machen, das die eigentliche Thematik erst ziemlich spät ausführlicher beleuchtet wird und der erste Teil des Szenarios praktisch aus einem einzigen Dialog der Haupt-Charaktere besteht, der mit etlichen Rückblenden garniert wurde, um einem den Einstieg in das später Folgende zu erleichtern. Für mich ist insbesondere dieser erste Teil der Erzählung eminent wichtig, bekommt man hier doch das Grundgerüst dafür geliefert, auf dem sich die gesamte Erzählung aufbaut. Ansonsten wären nämlich die später folgenden Wendungen und Verwirrungen kaum zu verstehen und man würde in einem regelrechten Wirrwar versinken.

Ein weiteres Merkmal das "Predestination" von anderen Vertretern abhebt ist der Umstand, das hier auch genügend Freiraum für emotionale Momente gelassen wird, denn streckenweise geht einem das Ganze auch spürbar unter die Haut. Dinge wie Liebe, Trauer und Sühne werden äußerst gut thematisiert und ergeben im Zusammenspiel mit dem eigentlichen Thema eine Mixtur, die man in der vorliegender Form so noch nicht zu Gesicht bekommen hat. Besonders wichtig ist dabei die glaubwürdige Umsetzung und das unglaublich authentische Schauspiel der beiden Haupt-Protagonisten, die mit ihren gelungenen Performances den insgesamt schon sehr guten Gesamteindruck noch einmal zusätzlich aufwerten. Insbesondere die letzten Minuten des Filmes machen einem richtig zu schaffen, denn in dieser letzten Phase wandelt sich die Erzählung fast schon zu einer menschlichen Tragödie und präsentiert dramatische Züge, die den Zuschauer keinesfalls kalt lassen. Weiter kann man leider nicht darauf eingehen, denn ansonsten würde man jedem einen Großteil der Spannung nehmen, da erst wenige Minuten vor dem Ende die ganzen Zusammenhänge endgültig zu erkennen sind. Man kann sich zwar durchaus schon vorher gedanklich auf die richtige spur begeben, doch ehrlich gesagt sind sämtliche Abläufe so wunderbar ineinander verschachtelt, das man sich zu keiner Zeit wirklich sicher sein kann ob man mit den eigenen Vermutungen auch wirklich richtig liegt.

Insgesamt gesehen hat mich diese eher unscheinbare Produktion wirklich nachhaltig beeindruckt, denn die Gebrüder Spierig haben an dieser Stelle wirklich Mut bewiesen und eine schwer zu verfilmende Thematik nahezu brillant in Szene gesetzt. Doch obwohl am Ende das Ganze relativ logisch erscheint, kann man auch in diesem Film einige Fragen aufwerfen, die letztendlich jeder nach seiner eigenen Auslegung beantworten muss. Definitiv wird der Betrachter aber keinesfalls mit einem Kopf voller Fragezeichen zurück gelassen und kann sich im nachhinein darüber freuen, das er gerade einen richtig gelungenen SCI/FI Thriller gesehen hat, der sich auch jederzeit für eine neuerliche Sichtung eignet. Für mich persönlich handelt es sich sogar schon zu diesem frühen Zeitpunkt um eine der positivsten Überraschungen des noch jungen Jahres 2015, die Spannung, eine tolle Geschichte und menschliche Emotionen in eine Thematik einflechtet, die an dieser Stelle absolut grandios eingefangen wurde. Eine dicke Empfehlung kann man also ohne Bedenken aussprechen und jeder der auch Wert auf etwas Anspruch legt kann hier bedenkenlos zugreifen.


Fazit:


Auch wenn es sich hier um keinen Mega-Blockbuster handelt, ist "Predestination" ein absolut herausragender Film, der durch die Art und Weise seiner Erzählung auch durchaus ein Alleinstellungsmerkmal für sich verbuchen kann. Viele mögen das bestimmt anders sehen, doch in meinen Augen hat das Regie-Duo Spierig und Spierig hier seine mit Abstand beste Arbeit abgeliefert und eine Geschichte abgeliefert, die den Betrachter von der ersten bis zur letzten Minute dermaßen fasziniert, das man auch im nachhinein noch lange über sie nachdenkt.


10/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Black Swan
(Black Swan)
mit Natalie Portman, Mila Kunis, Vincent Cassel, Barbara Hershey, Winona Ryder, Benjamin Millepied, Ksenia Solo, Kristina Anapau, Janet Montgomery, Sebastian Stan, Toby Hemingway, Sergio Torrado, Mark Margolis
Regie: Darren Aronofsky
Drehbuch: Mark Heyman / Andres Heinz / John J. McLaughlin
Kamera: Matthew Libatique
Musik: Clint Mansell
FSK 16
USA / 2010

Primaballerina Nina will unbedingt die Doppelrolle als weißer und schwarzer Schwan in der neuen "Schwanensee"-Produktion. Der Konkurrenzkampf mit ihrer Mutter, die ihre eigene Tänzerinnenkarriere wegen der Schwangerschaft mit Nina aufgeben musste, schürt noch Ninas eigenen Ehrgeiz. Doch Kolleginnen und Chef werfen Nina einen Mangel an Sex-Appeal vor. Nach einem Biss beim Kuss vom Chef bekommt sie die Traumrolle unerwartet doch. Ihre Freude ist nur kurz, glaubt sie ihre Position als Star der Truppe gefährdet - insbesondere durch das neu engagierte Talent Lilly, die viel lockerer als sie selbst ist und sie verführt.


In regelmäßigen Abständen trifft man immer wieder auf Filme, deren Klasse sich einem erst nach einer wiederholten Sichtung zu erkennen gibt. Für mich persönlich gehört Darren Aronofsky's "Black Swan" zu diesen Werken, konnte ich doch bei der Erstsichtung vor einigen Jahren so gut wie gar nichts mit diesem Werk anfangen. Wahrscheinlich lag das am eigenen persönlichen Schubladendenken, hatte ich die Geschichte doch schon im Vorfeld als höchstens mittelmäßiges Tanzfilmchen abgetan. Mittlerweile sieht das Urteil dann aber doch erheblich anders aus, denn was der Regisseur hier aus einer zugegebenermaßen recht dünnen Geschichte heraus geholt hat ist schon bewundernswert, denn was im ersten Moment wirklich wie ein normaler Ballettfilm beginnt, entwickelt sich mit zunehmender Laufzeit immer mehr zu einem packenden Paranoia Thriller mit leichten Mystery Elementen, in dem die Obsession seiner Hauptfigur einfach nur grandios in den Mittelpunkt gerückt wird. In der Hauptsache lebt die Erzählung dabei von den erstklassigen schauspielerischen Leistungen, die von einer durch die Bank überzeugenden Darsteller-Riege zum Besten gegeben werden. Besonders hervorheben muss man jedoch Hauptdarstellerin Natalie Portman die für ihre Performance der Primaballerina Nina vollkommen berechtigt den Oscar als beste Hauptdarstellerin erhalten hat. In Sachen Ausdruck und Authentizität kaum zu überbieten spielt sie perfekt eine junge Frau, die ganz offensichtlich Probleme damit hat ihre wahren Emotionen zu zeigen und dadurch auch nicht die in sie gesetzten Hoffnungen erfüllen kann. Aronofsky legt den Fokus des Geschehens auch vollkommen bewusst auf seine Hauptfigur und verleiht ihr so auch gleichzeitig eine Omnipräsenz, die man in vorliegendem Fall als nahezu genialen Schachzug ansehen muss. Bekommt der Zuschauer doch nur so einen tiefen Einblick in das Seelenleben der zerbrechlich wirkenden Frau und kann so viel intensiver die Wandlung wahrnehmen, die mit zunehmender Laufzeit von der Hauptfigur förmlich Besitz ergreift.

Dabei handelt es sich allerdings nicht wie so oft um eine dezente Wesensänderung der Protagonistin, in vorliegendem Fall wird die Person von einer wahren Besessenheit ergriffen, ihre inneren Gefühle im wahrsten Sinne des Wortes nach Außen zu kehren und dabei mit der von ihr selbst verlangten Perfektion in Einklang zu bringen. Die visuelle Umsetzung des Ganzen ist dabei eine absolute Stärke dieses Filmes und wird durch die grandiose darstellerische Leistung von Portman noch zusätzlich intensiviert. So entwickelt sich mit zunehmender Laufzeit ein Szenario, das sich von einem zu Beginn scheinbar normalen Tanzfilm in ein herausragendes Psycho Drama verwandelt, das durch den Zusatz diverser Mystery Anleihen und manchmal schon surreal erscheinender Passagen seine volle Kraft entfalten kann. Steht man der Geschichte am Anfang noch eher neutral gegenüber, so macht sich immer stärker eine sogartige Wirkung breit, die den Betrachter immer tiefer in die Ereignisse hinein zieht und gleichzeitig mit einer kaum in Worte zu fassenden Faszination belegt. Streckenweise entfaltet "Black Swan" fast schon eine hypnotische Wirkung und selbst die als Mittel zum Zweck vorhandenen Tanzszenen lösen regelrechte Begeisterung aus, die musikalische Untermalung durch den grandiosen Klassik-Score tut dann ihr Übriges dafür, das man zwangsläufig selbst ein Teil dieser Geschichte wird und dabei immer tiefer in die Abgründe der menschlichen Seele eintaucht.

Der Aufbau des Szenarios ist als nahezu perfekt zu bezeichnen, denn nach dem anfänglich eher banalen Beginn wird der vorhandene Spannungsbogen kontinuierlich gesteigert und in atmosphärischer Hinsicht stellt sich das Werk immer mehr als eine wahre Granate heraus. Die immer stärker ansteigende Paranoia der Hauptfigur sorgt phasenweise für jede Menge Suspense und gleichzeitig präsentiert sich auch für jeden ersichtlich ein menschliches Drama, das zum Ende hin im Prinzip nur in einer Tragödie enden kann. Ein weiterer Pluspunkt der Story ist sicherlich die glaubwürdige Darstellung darüber wie es in der Welt eines Berufstänzers zugehen muss, denn neid, Missgunst und ständige Intrigen werden von Aronofsky wirklich authentisch ins Bild gesetzt. Natürlich werden damit einerseits sämtliche von diesem Berufszweig vorhandenen Klischees bedient, doch auf der anderen Seite wird keinerlei Zweifel daran gelassen, das in diesem Job wirklich nur die Harten und Skrupellosen dieser Welt eine echte Karriere ins Auge fassen können. Man kann darüber denken wie man will, aber "Black Swan" bietet in meinen Augen einen absolut glaubwürdigen Einblick in ein Metier, das man ansonsten wohl eher nur als perfekte und sehenswerte Inszenierung kennt und dabei noch nicht einmal den Schweiß und die Entbehrungen erahnen kann die hinter der nach Außen hin glamourösen Welt auf sich genommen werden müssen, um Besuchern eine perfekte Aufführung zu bieten.

Letztendlich kann ich durchaus nachvollziehen, das ein Film wie "Black Swan" die Meinungen spaltet, denn was für den einen ein stinklangweiliger Tanzfilm ist, offenbart sich dem anderen als genial aufgebauter Psycho Thriller, der die Obsession seiner Hauptfigur brillant darstellt. Überdurchschnittlich gutes Schauspiel der Protagonisten und eine alles überragende Natalie Portman machen diesen Film zu einem echten Erlebnis, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Und selbst wenn man so wie ich bei der ersten Sichtung keinen sonderlichen Gefallen an dem Werk finden sollte ist ein neuerliches Einlegen der Scheibe durchaus ratsam, denn vielleicht entdeckt man dann die unzähligen Qualitäten eines Szenarios, das nahe der Perfektion angesiedelt ist und eine unglaubliche Faszination auf den Zuschauer ausübt.


Fazit:


Manchmal ist es wirklich ratsam einen Film nicht schon im Vorfeld in eine bestimmte Schublade zu stecken, denn eine vollkommen falsche Erwartungshaltung und diverse Vorurteile lassen keinen wirklich objektiven Blick auf einen Film zu, der diese Sichtweise aber auf jeden Fall verdient hat. "Black Swan" bietet jedenfalls viel mehr als man auf den ersten Blick vermuten mag und bietet ein Filmerlebnis, das man sicherlich nicht so schnell vergessen wird.


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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Contracted
(Contracted)
mit Najarra Townsend, Caroline Williams, Alice Macdonald, Katie Stegeman, Matt Mercer, Charley Koontz, Simon Barrett, Ruben Pla, Dave Holmes, Celia Finkelstein, Laura Baggett, David Baughman, Matt Blackwood
Regie. Eric England
Drehbuch: Eric England
Kamera: Mike Testin
Musik: Kevin Riepl
keine Jugendfreigabe
USA / 2013

Samantha ist eine junge und hübsche Frau. Eines nachts begeht sie den Fehler ihres Lebens: Sie lässt sich ohne Verhütung auf einen One-Night-Stand ein. Bald schon stellt sie fest, dass sie sich mit einer seltsamen Krankheit infiziert hat. Ohne dass sie etwas dagegen unternehmen kann, wird sie langsam von innen her aufgefressen - Samantha beginnt zu zerfallen.


Das Label Mad Dimension hat sich mittlerweile einen Namen dadurch gemacht, das man immer wieder kleine, aber in der Regel recht gute Low Budget Produktionen heraus bringt. Auch "Contracted" fällt in diese Kategorie und im Prinzip bietet Regisseur Eric England ein waschechtes Horrordrama, das aber gleichzeitig Body Horror und Anleihen des Zombiefilmes in sich vereinigt. So präsentiert sich eine interessante, aber keineswegs neue Mixtur in der Hauptfigur Samantha ganz eindeutig im Fokus des Geschehens steht. Die kurze Inhaltsangabe deutet an das es sich um eine ziemlich simple Geschichte handelt, was in vorliegendem Fall aber keinesfalls als negativ zu bewerten ist. England konzentriert sich völlig auf seine Hauptdarstellerin Najarra Townsend die eine wirklich überzeugende Performance an den Tag legt und die Figur der an einer rätselhaften Krankheit leidenden Samantha sehr gut darstellt. Die anderen Protagonisten dienen hier eher als notwendige Staffage und sind so auch mit eher geringen Spielanteilen ausgestattet worden, da sich eigentlich alles auf die erkrankte Frau fokussiert und das Szenario deren innerlichen Zerfall eingehend beleuchtet.

Die daraus entstehende Story ist überraschend gut gelungen, nur sollte man sich von Beginn an darüber im Klaren sein, das man auf keinen Fall mit einem actionreichen und extrem blutigen Film konfrontiert wird, denn bis auf wenige blutigere Szenen bekommt man in dieser Hinsicht eher wenig geboten. Statt expliziten Splatter-und Gore Einlagen den Vorzug zu geben versucht man an dieser Stelle viel eher, den Zuschauer mit einem gewissen Ekelfaktor zu bedienen und diesen Schachzug kann man auch als durchaus gelungen bezeichnen. Auch wenn die meisten Dinge nur in Ansätzen zu erkennen sind ist das vollkommen ausreichend, um gerade in der Vorstellung des Betrachters eine Spirale in Gang zu setzen, die einen mit zunehmender Laufzeit immer stärker mit einem beklemmenden Gefühl belegt. Man fühlt sich im wahrsten Sinne des Wortes nicht wohl in seiner Haut und fragt sich ganz unwillkürlich, wie es erst der Protagonistin dieses Szenarios ergehen muss. Durch diesen Umstand erhält das Ganze eine ungeheure Intensität und das relativ schnelle dahin siechen der Hauptfigur sorgt gleichzeitig dafür, das die Chose einen starken Anstrich von Tristesse und Hoffnungslosigkeit erhält.

Lediglich drei Tage ziehen filmisch gesehen ins Land, in denen aus einer lebensfrohen Frau ein absolutes Wrack wird und auch die visuelle Umsetzung dieses Aspektes kann man lobenswert hervorheben. Wenn "Contracted" einen negativen Kritikpunkt beinhaltet, dann ist es höchstwahrscheinlich die Tatsache, das man zu keiner Zeit irgendwelche Erklärungsversuche dafür präsentiert bekommt, um was für eine mysteriöse Infektion es sich eigentlich handelt. Sicher, der Zeitpunkt und der Auslöser dafür liegen offen auf der Hand, doch ansonsten kommt England mit keinerlei Erklärungen um die Ecke. Vielleicht ist das aber auch ganz gut so, kann man sich so doch vielmehr auf die Hauptfigur und deren Leiden konzentrieren und sucht nicht nach diversen logischen Erklärungen für die Übertragung eines offensichtlich tödlichen Virus.

Wie dem auch sei, "Contracted" ist jedenfalls ein ziemlich fieser und teils ekliger Mix aus verschiedenen Horror Elementen, die insgesamt gesehen ein intensives Filmerlebnis bescheren, das auch durchaus einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Mir persönlich hat dieses Werk ziemlich gut gefallen und wer Filme zu schätzen weiß in denen sich der echte Horror hauptsächlich im Kopf des Betrachters abspielt, der dürfte an dieser Stelle zu der gleichen Meinung gelangen. Für die Freunde der explizit harten visuellen Gangart wird hingegen nicht viel geboten, was der Klasse dieses Beitrags jedoch keinerlei Abbruch tut. Es sollte sich aber jeder selbst ein Bild von diesem Szenario machen, das einem phasenweise ganz schön auf den Magen schlagen kann.


Fazit:


"Contracted" erfindet das Genre sicherlich nicht neu, ist aber ein intensiver und fieser Beitrag, der höchst intensiv auf den Zuschauer einwirkt. Gut 80 Minuten voller Beklemmung und Ekel sind trotz aller vorhandenen Tristesse dennoch auch mit einigen humorigen Momenten ausgestattet, die man jedoch nicht immer gleich auf den ersten Blick erkennt.


7/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Noah
(Noah)
mit Russell Crowe, Jennifer Connelly, Ray Winstone, Anthony Hopkins, Emma Watson, Logan Lerman, Douglas Booth, Kevin Durand, Leo McHugh Carroll, Marton Csokas, Finn Wittrock, Madison Davenport, Gavin Casalegno
Regie: Darren Aronofsky
Drehbuch: Darren Aronofsky / Ari Handel
Kamera: Matthew Libatique
Musik: Clint Mansell
FSK 12
USA / 2014

Noah lebt mit Frau und drei Söhnen im Einklang mit der Natur und den Geboten seines Schöpfers. Dass die Menschen ihr Paradies verraten haben und ein Leben in Gewalt und Laster führen, steht für Noah außer Frage. Wie auch die Mission, die ihm sein Schöpfer durch Visionen vermittelt. Eine Sintflut soll den Menschen auslöschen, Noah eine Arche für seine Familie und alle Tiere bauen. Gnade, die auch Unschuldige unter den Lasterhaften retten würde, ignoriert Noah konsequent, bis ihn ein Wunder in seiner Familie zum Umdenken zwingt.


Die Zeit monumentaler Bibelverfilmungen liegt ja nun schon einige Jahrzehnte zurück und so war es wohl mal wieder an der Zeit, sich einer Thematik aus der heiligen Schrift zu widmen. In vorliegendem Fall handelt es sich um die Geschichte von Noah, der im Auftrag Gottes die gigantische Arche baute und als Regisseur für dieses Spektakel nahm Hollywood Darren Aronofsky (Black Swan) in die Verantwortung. Und auch wenn das Ergebnis von den meisten Leuten eher zerrissen wird kann sich dieser Film durchaus sehen lassen, nur sollte man sich auf jeden Fall darüber im Klaren sein, das man seine Erwartungshaltung in eine eindeutige Richtung lenken sollte. "Noah" kann nämlich keinesfalls mit Bibelverfilmungen früherer Tage verglichen werden, denn dazu ist das Werk zu sehr auf Unterhaltung und Mainstream ausgerichtet worden. Darunter leidet dann fast zwangsläufig auch ein wenig die Kern-Thematik des Ganzen, denn der biblische Aspekt kommt in der vorliegenden Story doch etwas zu kurz.

Aronofsky richtet sein Hauptaugenmerk vielmehr auf seine Hauptfigur und beleuchtet dabei die innere Zerrissenheit Noah's, der vor allem im letzten Drittel des Geschehens mit seiner ihm gestellten Aufgabe zu kämpfen hat. Dieser Punkt wurde allerdings sehr gut in Szene gesetzt und auch Russell Crowe liefert auf seine alten Tage noch einmal eine recht überzeugende Leistung ab. Ansonsten besticht die Chose hauptsächlich durch die gut gelungenen Effekte und bietet dabei trotz einer Laufzeit von gut 130 Minuten durchgehend kurzweilige Unterhaltung. Über die Erzählweise der Abläufe an sich kann man jedoch durchaus geteilter Meinung sein, gestaltet sich das Szenario doch an mehreren Stellen ein wenig fahrig und erscheint streckenweise fast schon ein bisschen unausgegoren. Bibelfeste Zuschauer dürften darin wohl auch den größten negativen Kritikpunkt sehen, ein weiterer ergibt sich durch diverse Passagen, in denen schon so Etwas wie eine unfreiwillige Komik zu erkennen ist. Bei einem Film dieser Art ist das auch sicherlich gewöhnungsbedürftig, doch insgesamt gesehen sollte man keinesfalls außer acht lassen, das die Geschichte in der heutigen Zeit möglichst so umgesetzt wurde, das sie ein größeres Publikum anspricht. Dieser Schachzug ist dann auch definitiv gelungen, dafür gibt es jedoch einige Dinge, die man ganz bestimmt hätte besser machen können.

So wirken beispielsweise die in einer steinernen Hülle gefangenen Erzengel fast schon abstrus und auch die Form der riesigen Arche ähnelt viel eher einem Container, als das sie noch Ähnlichkeit mit einem Schiffe hätte. Über diese Sachen kann man sich nun aufregen, oder sie ganz einfach übersehen wobei der gesunde Mittelweg wohl einmal mehr die beste Wahl darstellt. Ganz generell mangelt es dem Film ein wenig an Logik und die wesentlichen Aspekte des Themas kommen auch definitiv zu kurz, so bekommt der Zuschauer von der "Besatzung der Arche so gut wie nichts zu sehen. Einige Tierarten werden zwar ab und zu einmal eingeblendet, aber das war es dann auch schon mit der Herrlichkeit. Wenn man sich dann auch noch richtig erinnert, stimmen auch die ursprünglichen Zahlen der Tiere nicht wirklich und an dieser Stelle hätte man sich schon etwas mehr an die eigentlichen Hintergründe halten können.

Wie dem aber auch sei, "Noah" zählt ganz bestimmt nicht zu den besten Verfilmungen einer biblischen Thematik und gibt diese schon gar nicht wahrheitsgetreu wieder, dafür präsentiert sich aber ein durchweg gut unterhaltender Film, dessen Inhalt man jedoch keinesfalls auf die Goldwaage legen sollte. Aronofsky hat mehr auf Effekte und Kurzweil gesetzt und dabei recht stark den biblischen Teil in den Hintergrund rücken lassen. Das mag nicht jedem gefallen und so wird "Noah" auch ganz bestimmt die Meinungen extrem spalten. Logik und Glaubwürdigkeit werden hier eher vernachlässigt, dafür entstehen während der gesamten Laufzeit aber auch keinerlei langatmige Passagen, so das man eine Bibelverfilmung im Popcorn-Kino Format geboten bekommt, die man sich gern und gut anschauen kann.


Fazit:


Die Klasse von Meisterwerken wie "Ben Hur" oder auch "Die zehn Gebote" wird hier keinesfalls und noch nicht einmal ansatzweise erreicht, denn dafür hakt es innerhalb der Geschichte doch an zu vielen Stellen. Für ein seichtes und kurzweiliges Filmerlebnis eignet sich das Werk aber auf jeden Fall, nur sollte man nicht mit zu großen Erwartungen an die biblische Komponente an das Szenario heran gehen.


6/10
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