horror's Reise durch die große Welt der Filme

Euer Filmtagebuch, Kommentare zu Filmen, Reviews

Moderator: jogiwan

Benutzeravatar
horror1966
Beiträge: 5597
Registriert: Mo 7. Jun 2010, 01:46
Wohnort: Hildesheim

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

Bild




Good
(Good)
mit Viggo Mortensen, Jason Isaacs, Jodie Whittaker, Steven Macintosh, Mark Strong, Gemma Jones, Anastasia Hille, Ruth Gemmell, Ralph Riach, Steven Elder, Kevin Doyle, David de Keyser, Guy Henry, Adrian Schiller, Rick Warden
Regie: Vicente Amorim
Drehbuch: C.P Taylor / John Wrathall
Kamera: Andrew Dunn
Musik: Simon Lacey
FSK 12
Gro0britannien / 2008

Stell dir vor, du wachst auf und bist ein Nazi. So ergeht es Literaturprofessor John Halder, als er sich eines Tages in SS-Uniform in einem Konzentrationslager wiederfindet. Dabei hatte alles so harmlos angefangen. Nur ein kurzer Aufsatz zum Thema aktive Sterbehilfe, ein kleiner Gefallen für die Parteipropaganda, um die prekäre Familiensituation zu erleichtern, ein erster Karriereschub, der Parteieintritt, die Aufnahme in die SS als Lohn für erwiesene Dienste, weiter nach oben auf der Karriereleiter. Irgendwann ist es zu spät, um noch Nein zu sagen. Dabei ist John Halder kein Teufel, sein Abstieg in die Hölle besteht aus vielen kleinen Kompromissen...


GOOD - Das Gute bewahren, wenn das Böse immer stärker wird


Vor dieser schweren Aufgabe steht hier Viggo Mortensen in der Rolle eines Literaturprofessors, der ohne es eigentlich wirklich zu wollen zum Nazi wird. Es ist bei der vorhandenen Klasse dieses Filmes schon wirklich erstaunlich das er es nicht in die deutschen Kinos geschafft hat, aber wahrscheinlich ist die Thematik gerade für die jüngeren Zuschauer nicht sonderlich interessant. Dabei bekommt man ein äusserst interessantes Szenario geboten, das zwar eine sehr ruhige und bedächtige Erzählstruktur an den Tag legt, aber dennoch ein hohes Maß an Intensität freisetzt, die sich ganz automatisch auf einen selbst überträgt. Einen Großteil seiner Stärke bezieht das Geschehen aus dem hervorragenden Schauspiel der Darsteller, denn bis in die kleinsten Nebenrollen ist das Werk von Vicente Amorim absolut perfekt besetzt. Herausragend agiert dabei ein sehr spielfreudiger Viggo Mortensen, der in überragender Manier einen Mann darstellt, der im Prinzip gegen den Nationalsozialismus ist, aber durch menschliche Schwächen immer mehr in den Dunstkreis der Nazis gerät.

Dabei ist Professor Halder ein herzensguter Mensch, der trotz eines äusserst desolaten Privatlebens in jeder Situation die Ruhe bewahrt und es jedem seiner Mitmenschen recht machen möchte. Er pflegt seine kranke Mutter, kümmert sich liebevoll um seine Kinder und nimmt seiner Ehefrau sogar die Hausarbeit ab, da diese anscheinend nicht gerade die beste Hausfrau zu sein scheint. Insbesondere diese Passagen der Geschichte werden sehr gründlich herausgearbeitet und eröffnen dem Zuschauer einen tiefen Einblick in den gutmütigen Charakter der Hauptfigur. Als die Nazis an Halder herantreten und ihn um einen kleinen Gefallen bitten, ändert sich sein Leben schlagartig und es wird eine Spirale in Gang gesetzt, die durch nichts mehr aufzuhalten ist. Er trennt sich von seiner Frau, heiratet eine ehemalige Studentin und tritt sogar in die Partei ein. Man merkt jedoch während der gesamten Laufzeit, das sich Halder nie richtig wohl in seiner Haut fühlt, plagen ihn doch riesige Gewissensbisse, da sein neues Leben sich überhaupt nicht mit seinem eigentlichen Charakter vereinbaren lässt. Mortensen bringt diese innerliche Zwiespältigkeit brillant zum Ausdruck, als Zuschauer kann man die Zerrissenheit des Mannes richtiggehend nachempfinden und möchte keinesfalls mit ihm tauschen. Der Bezug zur Hauptfigur verstärkt sich von Minute zu Minute und man leidet mit dem immer symphatischen Mann mit, der wie ein fremdes Wesen im eigenen Körper erscheint.

Am meisten belastet ihn ganz offensichtlich das Schicksal seines besten Freundes Maurice, der durch seine jüdische Abstammung in das Visier der Nazis gerät. Hin-und hergerissen muss Halder feststellen, das Gut und Böse so dicht beieinander liegen und er selbst lediglich ein kleiner Spielball in einer unaufhaltsamen Maschinerie ist, die sich unaufhaltsam immer weiterentwickelt und scheinbar nicht aufzuhalten ist. "Good" ist ein Paradebeispiel dafür, wie schnell ein gutmütiger Mensch eher durch Zufall zwischen die Fronten gerät und dabei einen innerlichen Kampf mit sich selbst führen muss, bei dem er auf jeden Fall immer der Verlierer ist. Es ist eine auswegslose Situation, die von Regisseur Vicente Amorim erstklassig in Szene gesetzt wurde und vor allem durch ihre ruhige Erzählweise nachhaltig zur Wirkung kommt. Selbst lange nach dem Ende des Filmes denkt man noch über das Geschehen nach und stellt sich dabei ganz automatisch die frage, wie man sich selbst in einer solchen Situation fühlen würde. Dabei kann man allerdings nur ansatzweise nachempfinden, wie sich ein Mensch in einer solchen Lage fühlen muss, die doch durch die damalige Lage in Deutschland einen unglaublich starken psychischen Druck erzeugt haben muss. Zu einem echten Ergebnis kann man dabei jedoch nicht gelangen, wenn man selbst noch nie einer so extremen Situation ausgesetzt war, in der man aus Angst vor negativen Konsequenzen alles tut, um selbst ein sorgenfreies Leben zu führen.

"Good" ist in meinen Augen ein kleines Meisterwerk, das in erster Linie von einem grandiosen Viggo Mortensen lebt, der hier in einer seiner besten Rollen zu sehen ist. Seine Darstellung eines innerlich zerrissenen Mannes ist so unglaublich authentisch-und überzeugend, das sich eine äusserst starke Bindung zwischen dem Zuschauer und der Hauptfigur entwickelt. Phasenweise wird man dadurch zu einem Teil des Geschehens und fühlt sich bei den dabei entstehenden Emotionen nicht sonderlich woh in der eigenen Haut. Dieses ergreifende Drama über menschliche Schwächen legt sich wie ein bleierner Mantel über die eigenen Schultern und hüllt einen dabei so fest ein, das man in diversen Momenten kaum noch richtig Luft bekommt. Dieses beklemmende Gefühl wird man erst lange nach dem Ende wieder los, denn die nachhaltige Wirkung des Szenarios muss erst einmal richtig sacken, bevor man wieder befreit aufatmen kann.


Fazit:


Ruhig und ohne großartigen Aktionismus wird hier eine Geschichte erzählt, die kaum eine stärkere Wirkung hinterlassen könnte. Eindrucksvoll wird dabei die schmale Grenze zwischen Gut und Böse nachgezeichnet, die man ohne es wirklich zu merken, extrem schnell überschreiten kann. Die dadurch für einen selbst entstehenden Folgen werden hier grandios herausgearbeitet und beschäftigen einen noch für eine lange Zeit. "Good" ist ein sehr emotionales Drama, das mit einem überragenden Viggo Mortensen in der Hauptrolle ein tief beeindruckendes Filmerlebnis darstellt, das man sich unbedingt anschauen sollte.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DTS, DD 5.1 / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 92 Minuten
Extras: Interviews, B-Roll, Originaltrailer, Trailershow
Big Brother is watching you
Benutzeravatar
horror1966
Beiträge: 5597
Registriert: Mo 7. Jun 2010, 01:46
Wohnort: Hildesheim

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

Bild




Sturm auf die Festung Brest
(Brestskaya krepost)
mit Andrey Merzlikin, Pavel Derevyanko, Veronika Nikonova, Aleksei Kopashov, Anna Tsukanova, Yana Yesipovich, Madlen Dzhabrailova, Aleksandr Sirin, Aleksandr, Korshunov, Anatoly Kot, Vladimir Kapustin
Regie: Alexander Kott
Drehbuch: Igor Ugolnikov / Konstantin Vorobyov
Kamera: Vkadimir Bashta
Musik: Yuri Krasavin
FSK 16
Russland / 2010

22. Juni 1941: Die Festung der weißrussischen Stadt Brest ist eines der ersten Ziele der Deutschen Wehrmacht zu Beginn des Russlandfeldzuges. Die in der Festung stationierten 300 Offiziersfamilien und 9000 Soldaten werden von dem Angriff im Schlaf überrascht und erleiden heftige Verluste. Es herrscht Panik, doch den Offizieren Gawrilow, Kischewatow und Fomin gelingt es, die Verteidigung an drei Frontabschnitten zu organisieren und die Deutschen zurückzudrängen. Die Wehrmacht reagiert auf die unerwartet starke Gegenwehr mit dem Einsatz von Stukas und Panzern. In der Festung werden Munition, Essen und Wasser knapp, die ärztliche Versorgung ist katastrophal. Die drei Offiziere entscheiden sich zum Ausbruch aus dem deutschen Kessel. Ein Kampf bis zum letzten Mann beginnt ...


Spannend und aufwendig inszeniert (TV Movie)


Diesen einen Satz kann man nach Sichtung dieses erstklassigen Kriegsdramas sofort unterschreiben, präsentiert sich dem Zuschauer doch ein aufwendig ausgestattetes Kriegsgeschehen. Besonders positiv fällt dabei schon nach wenigen Minuten auf, das es sich hier um eine Produktion handelt, die jenseits jeglicher Hollywood-Klischees angeiedelt ist. Natürlich beinhaltet auch diese Geschichte, die sich übrigens sehr realitätsnah an den wirklichen Ereignissen orientiert, eine gewisse Portion Patriotismus, was sich bei Filmen dieser Art wohl nie ganz vermeiden lässt. Im Gegensatz zu etlichen US-Produktionen wirkt dieser hier allerdings keinesfalls zu dick aufgetragen, denn der aufopferungsvolle Kampf der russischen Soldaten gegen die deutsche Übermacht, drückt lediglich das Herzblut aus, mit dem die Männer ihre Heimat verteidigen. Regisseur Alexander Kott hat es dabei hervorragend verstanden, die allgemeinen Kampfhandlungen autjenstisch-und überzeugend in Szene zu setzen und gleichzeitig einige Hauptcharaktere in den Mittelpunkt zu stellen, ohne dabei die Nebenrollen zu sehr zu vernachlässigen.

Im Mittelpunkt steht der kleine Sashka Akimov, der auch gleichzeitig als Erzähler der Geschichte auftritt und die Ereignisse aus seiner Sicht schildert. Zudem stehen 3 russische Offiziere im Focus, die mit ihren jeweiligen Soldaten an verschiedenen Standpunkten innerhalb der Festung eingeschlossen sind und sich gegen die deutschen Angriffe erwehren müssen. Den Offizieren ist es überhaupt zu verdanken, das eine Verteidigung der Festung möglich ist, hat der Angriff die Russen doch vollkommen überrascht. Die dabei ausgebrochene Panik und Hilflosigkeit wurde sehr gut in Szene gesetzt und hinterlässt einen äusserst glaubwürdigen Eindruck beim Zuschauer. Das kann man aber auch ganz generell auf das gesamte Szenario ummünzen, offenbaren sich einem doch sehr kräftige und intensive Bilder, die einem streckenweise richtig unter die Haut gehen. Untermalt von einem erstklassigen Score erzielen bestimmte Passagen eine besonders starke Intensität, so das einem teilweise ein dicker Kloß im Halse entsteht, denn die Grausamkeit und Härte des ungleichen Kampfes geht nicht spurlos an einem vorbei und hinterlässt durchaus einige Spuren.

Trotz einer Laufzeit von gut 130 Minuten beinhaltet "Sturm auf die Festung Brest" keinerlei Längen, die Erzählstruktur ist jederzeit flüssig und bietet keinerlei Grund zur Beanstandung. Eine weitere Stärke sind ganz sicher die hervorragenden Schauspieler, die durch die Bank einen tollen Job erledigen und dabei immer authentisch agieren. Über die vorhandenen Kampfpassagen braucht man nicht groß zu diskutieren, sie sind herausragend umgesetzt worden und unterstreichen nur den hohen Qualitätsstandard des Filmes, der meiner Meinung nach zu den besten Antikriegsfilmen überhaupt gehört. Das liegt ganz sicher an der hervorragenden Mischung, die Alexander Kott hier gelungen ist, den neben den zahlreichen Kampfhandlungen bietet die Geschichte auch genügend Spielraum für zwischenmenschliche Momente und starke Emotionen. Das Schöne daran ist, das diese immer wieder eingestreuten Phasen zu keiner Zeit auch nur annähernd kitschig oder übertrieben erscheinen, sie unterstreichen sogar noch zusätzlich die realistische Note, die diesem Werk beiwohnt. Eher das Gegenteil ist der Fall, lösen diese Phasen doch sogar ein starkes Gefühl der Beklemmung beim Zuschauer aus, der man sich beim besten Willen nicht erwehren kann.

Insgesamt gesehen gibt es eigentlich nichts, was man "Sturm auf die Festung Brest" negativ ankreiden könnte, wenn überhaupt dürfte der enthaltene Patriotismus einigen leuten etwas schwer im Magen liegen. Vergleicht man diesen allerdings mit amerikanischen Werken, so hält er sich doch in überschaubearen Grenzen und lässt sich im Prinzip auch gar nicht vermeiden. Zudem sind die Stärken des Filmes einfach zu groß, um sich an einer solch kleinen Sache aufzuhängen, die den äusserst guten Gesamteindruck noch nicht einmal wirklich trüben kann. In meinen Augen zählt diese russische Produktion auf jeden Fall zu den herausragendsten Beiträgen im Genre des Antikriegsfilmes, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.


Fazit:


Starke Charaktere, hervorragende Kampfszenen und eine insgesamt äusserst spannend erzählte Geschichte sind die hervorstechendsten Merkmale dieses Filmes. Faszinierende-und kräftige Bilder und eine ergreifende musikalische Untermalung der Ereignisse sorgen streckenweise sogar für eine gepflegte Gänsehaut, denn die Situation der Eingeschlossenen kriecht einem doch schleichend unter die Haut und macht einen auch irgendwie befangen. Man sollte sich diesen Film auf jeden Fall anschauen, der auch nachhaltig im Kopf des Betrachters nachwirken wird.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot elite
Sprache / Ton: Deutsch DTS, DD 5.1 / Russisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 132 Minuten
Extras: Making Of, Kinotrailer
Big Brother is watching you
Benutzeravatar
horror1966
Beiträge: 5597
Registriert: Mo 7. Jun 2010, 01:46
Wohnort: Hildesheim

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

Bild




Der Fluch von Siniestro
(The Curse of the Werewolf)
mit Oliver Reed, Clifford Evans, Yvonne Romain, Catherine Feller, Anthony Dawson, Josephine Llewellyn, Richard Wordaworth, Hira Takfray, Justin Walters, John Gabriel, Warren Mitchell, Anne Blake, George Woodbridge, Michael Ripper, Ewen Solon
Regie: Terence Fisher
Drehbuch: Guy Endore / Anthony Hinds
Kamera: Arthur Grant
Musik: Benjamin Frankel
FSK 16
Großbritannien / 1961

Spanien im 18. Jahrhundert. Ein taubstummes Serviermädchen, vom Schlossherrn ins Verlies gesperrt, wird dort von einem Landstreicher vergewaltigt, entkommt und bringt im Haus des Arztes Carido Sohn Leon zur Welt. Leon verwandelt sich als Teenager bei Vollmond in einen Werwolf und tötet Menschen. Als ihm sein Unwesen bewusst wird, lässt er sich im Kloster einsperren. Er entkommt, wird ins Gefängnis geworfen, bricht aus und tobt über den Dächern der Stadt Siniestro. Damit er nicht dem Mob in die Hände fällt, tötet ihn Carion mit einer Silberkugel.


Bei diesem herrlichen Klassiker handelt es sich um den einzigen Werwolffilm der je in den legendären Hammer Studios produziert wurde, aus denen uns so viele unvergleichliche Horrorfilme präsentiert wurden. Unter der Regie des legendären Terence Fisher, der für etliche prägende Filme aus dem Hause Hammer verantwortlich zeichnet, entstand hier ein eher unüblicher Vertreter des Genres. Der Werwolf an sich steht nämlich gar nicht einmal so sehr im Focus der Geschichte, sondern vielmehr die menschliche Tragödie des jungen Leon, der viele Jahre überhaupt nichts von seiner Veranlagung weiss. Auch der Umstand, wie aus dem Jungen ein Lycanthrop wurde, weicht sehr stark von den ansonsten üblichen Geschichten ab. Hier geschieht die Verwandlung in eine mordende Bestie nämlich nicht durch den Biss eines anderen Werwolfs, sondern durch einen Fluch, was dem Geschehen einen ganz besonderen Reiz verleiht.

Darum stört es auch gar nicht weiter, das man die Bestie erst gut 10 Minuten vor dem Ende das erste Mal wirklich zu Gesicht bekommt und davor lediglich den Schatten des Unholds zu sehen bekommt. Das Hauptaugenmerk des Szenarios legt sich ganz eindeutig auf den Menschen Leon, der schon als kleines Kind scheinbar von Albträumen gequält wird, an die er sich am nächsten Morgen nicht mehr erinnern kann. Nachdem die Träume dann für einige Jahre aufhören, äussert sich der Zustand erst wieder, als aus dem Kind ein junger Mann geworden ist, der zu diesem Zeitpunkt aber immer noch nichts von seinem Zustand ahnt. Nun wird die Story so richtig interessant, setzt Fisher doch gekonnt die seelische Tragödie des jungen mannes in den Mittelpunkt der weiteren Ereignisse. Die Tragik und das Seelenleben des Mannes wird hervorragend herausgearbeitet und man stellt eine starke Verbindung zur Hauptfigur her, die im erwachsenen Alter von einem grandiosen Oliver Reed dargestellt wird.

Bei den tragischen Anteilen die der Film enthält, kann es hier unweigerlich kein Happy End geben, was aber ehrlich gesagt auch vollkommen deplaciert gewesen wäre und den insgesamt tollen Gesamteindruck beeinträchtigt hätte. So aber präsentiert sich nicht nur ein aussergewöhnlicher, sondern auch ein hochklassiger Vertreter des Werwolffilms, der jederzeit spannend und interessant erzählt wird. Im Zusammenklang mit einer teils herrlich gruseligen Grundstimmung und äusserst kraftvollen Bildern kann man im Prinzip nur zu einem sehr guten Gesamturteil gelangen, was ja bei Filmen aus den berühmten hammer Stusdios nicht gerade eine Seltenheit ist.

Fazit:


Terence Fisher hat mit "Der Fluch von Siniestro" einmal mehr seine herausragenden Fähigkeiten als Regisseur unter Beweis gestellt und einen absolut zeitlosen Klassiker geschaffen. Selbst in der heutigen Zeit hat die Geschichte nichts von ihrer Faszination-und ihrem Reiz eingebüßt und ist jederzeit für eine Sichtung zu empfehlen.


9/10
Big Brother is watching you
Benutzeravatar
horror1966
Beiträge: 5597
Registriert: Mo 7. Jun 2010, 01:46
Wohnort: Hildesheim

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

Bild




M - Eine Stadt sucht einen Mörder
(M)
mit Peter Lorre, Ellen Widmann, Inge Landgut, Otto Wernicke, Theodor Loos, Gustav Gründgens, Friedrich Gnaß, Fritz Odemar, Paul Kemp, Theo Lingen, Rudolf Blümner, Georg John, Franz Stein, Ernst Stahl-Nachbaur, Gerhard Bienert
Regie: Fritz Lang
Drehbuch: Thea von Harbou / Fritz Lang
Kamera: Fritz Arno Wagner
Musik: Keine Information
FSK 12
Deutschland / 1931

Berlin, 1930. Die Stadt wird in Folge einer Reihe von unaufgeklärten Kindermorden in ihren Grundfesten erschüttert. Gepackt von der zunehmend um sich greifenden Hysterie bezichtigen sich selbst langjährige Nachbarn und "Freunde", der Mörder zu sein. Panik erfasst auch die Unterwelt, die ihrerseits - durch die zunehmenden Razzien der im Dunkeln tappenden Polizei - ihre "Geschäftsgrundlage" als gefährdet erachtet. Die Jagd auf den Mörder beginnt.



Es dürfte sich wohl um eine unumstößliche Tatsache handeln, das Fritz Langs erster Tonfilm einer der größten deutschen Filmklassiker ist. Allein die Thematik des Filmes ist auch in der heutigen Zeit aktueller denn je, dreht sich die Geschichte doch um einen scheinbar kranken Kindermörder, der Berlin in Angst und Schrecken versetzt. Maßgeblich beeinflusst wurde die Story vom realen Fall des Serienmörders Peter Kürten, der auch unter dem Namen "Vampir von Düsseldorf" in die deutsche Kriminalgeschichte eingegangen ist. Auch wenn sich der Film gerade bei der ersten Sichtung eventuell als stinknormaler Kriminalfilm darstellt, der in einigen Pasasagen noch nicht einmal wirkliche Spannung aufkommen lässt, so entpuppt sich das Werk doch bei genauerer Betrachtung als wahres Meisterwerk. Hier steht nicht wie so oft die Identität des Mörders im Vordergrund, denn diese lüftet sich für den Zuschauer schon recht schnell. Vielmehr ist es die vorherrschende Hysterie in der Großstadt und die sich darus ergebenden Handlungsweisen der Bewohner, die von Lang hervorragend in Szene gesetzt wurden. Durch die offensichtliche Hilflosigkeit der Polizei ergreifen die Bürger die Initiative, so das es letztendlich den Ganoven und Bettlern der Stadt zu verdanken ist, das der Mörder gefasst werden kann. Besonders hervorzuheben ist hier die absolut grandiose Kameraarbeit, die selbst unscheinbar wirkenden Momenten eine unglaubliche Intensität verleiht. Einige Szenen wirken dabei schon wie Standbilder und hinterlassen eine unglaublich starke Wirkung beim Zuschauer, der sich der vom Geschehen ausgehenden Faszination auf keinen Fall entziehen kann.

Doch auch wenn die in der Stadt herrschende Stimmung im Focus der Ereignisse steht, so nimmt auch die Person des Killers eine immer stärker in den Vordergrund rückende Rolle ein. Beim ersten Erscheinen noch als Schatten an einer Häuserwand dargestellt, bekommt die Figur mit dem bis dahin eher unbekannten Peter Lorre auch schnell ein Gesicht. Und gerade dieses Gesicht mit den überdimensional erscheinenden Glubschaugen jagt einem eine wahre Gänsehaut über den Rücken. Das kommt besonders in der letzten Phase der Geschichte äusserst gut zum Ausdruck, als Lorre vor einer Art Tribunal der Berliner Unterwelt für seine taten zur Rechenschaft gezogen werden soll. Die dabei entstehende Mimik kann man lediglich als grandios bezeichnen, spiegelst sich doch in seinem gesicht eine Mischung aus Wahnsinn und Verzweiflung wieder. Die Inbrunst, mit der er dann seinen innerlichen Zwang zu töten beschreibt, ist an Klasse kaum zu überbieten und brennt sich nachhaltig im Gedächtnis des Betrachters ein.

Das kann man allerdings auf den gesamten Film beziehen, der ansonsten seine größte Stärke sicherlich in der äusserst düsteren-und bedrohlichen Grundstimmung hat, die sich von der ersten Minute an verbreitet. Wunderbar in Szene gesetzte Schattenspiele steigern dabei die Intensität des Szenarios fast ins Unermessliche. Hinzu kommt die spannende Jagd auf den Kindesmörder und auch die sehr aufwendige Ermittlungsarbeit der Polizei, die sowohl verbal wie auch im Bild extrem gut dargestellt wird. So wird man zum Beispiel Zeuge eines Telefonats zwischen dem Polizeipräsidenten und einem Minister, in dem die Arbeit der Behörden akribisch dargelegt wird. Gerade in der damaligen Zeit und den zu der Zeit möglichen Ermittlungsmethoden kann man erahnen, welch ein immenser Aufwand betrieben wurde, um dem Täter auf die Spur zu kommen. Doch letztendlich ist es doch der sogenannten Bürgerwehr zu verdanken, das man durch einen eher glücklichen Zufall auf den Täter stößt, der dann vor dem schon erwähnten Tribunal für seine Greueltaten einstehen muss. Dabei bekommt man dann auch den ganzen Hass des Mobs zu spüren der sich gegenseitig anstachelt und das Urteil schon längst gefällt hat. Lediglich der sogenannte Verteidiger des Killers wirft dann den Aspekt ein, das man einen kranken Menschen nicht für seine Taten bestrafen kann, sondern ihm sogar helfen müsste. Man sieht also, das auch schon vor über 80 Jahren die gleichen Dinge zu verschiedenen Sichtweisen führten, die auch in der heutigen Zeit die Meinungen spalten.

Die Rolle des Mobs nimmt allerdings die ganze Laufzeit über den stärksten Anteil ein, wobei die Angst und die teilweise schon blinde Wut über die Hilflosigkeit der Polizei überhaupt erst dazu führt, das die Menschen selbst aktiv werden. Äusserst gut hat Fritz Lang hier den Aspekt des totalen Misstrauens herausgearbeitet, der sowohl in Wort und Bild äusserst gut zur Geltung kommt. So wird einfach jeder verdächtigt, der sich auch nur irgendwie in die Nähe eines Kindes begibt und selbst die Verbrecher wissen nicht, wem sie überhaupt trauen können. So entseht eine bedrohliche Atmosphäre, die sich wie ein roter Faden durch das ganze Szenario zieht und sich wie ein bleerner Mantel über die Schultern des Zuschauers legt. Das dabei entstehende-und sehr beklemmende Gefühl kriecht einem regelrecht unter die Haut und lässt einen nicht mehr los.

Schlußendlich ist "M" ein Film mit einer immer aktuellen Thematik, die schon damals brillant umgesetzt wurde. Der Film wirft dabei Fragen auf, die auch heute immer wieder zu Diskussionen führen und wohl niemals eine einheitliche Antwort bekommen. Fritz Lang hat hier eine echte Sternstunde des deutschen Filmes geschaffen, die auch nach 8 Jahrzehnten nichts von ihrem Reiz und ihrer Faszination eingebüßt hat. Die Neuauflage zum 80-Jährigen Jubiläum präsentiert sich in erstklassiger Qualität, so das man wirklich von einem echten Filmgenuss sprechen kann, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.


Fazit:


"M - Eine Stadt sucht einen Mörder" ist eine der ersten deutschen Tonproduktionen überhaupt und ist nun endlich auch in einer würdigen Veröffentlichung erschienen, die dieser Klassiker schon längst verdient hatte. Trotz seines Alters aktueller denn je offenbart sich eine Geschichte, die den Zuschauer von der ersten bis zur letzten Einstellung in ihren Bann zieht. Hervorragende Schauspieler und eine erstklassige Kameraarbeit sorgen für Unterhaltung auf allerhöchstem Niveau, so das dieser Film in keiner gut sortierten Sammlung fehlen sollte.


10/10
Big Brother is watching you
Benutzeravatar
horror1966
Beiträge: 5597
Registriert: Mo 7. Jun 2010, 01:46
Wohnort: Hildesheim

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

Bild




Shock Waves - Die aus der Tiefe kamen
(Shock Waves)
mit Peter Cushing, Brooke Adams, Fred Buch, Jack Davidson, Luke Halpin, D.J Sidney, Don Stout, John Carradine, Clarence Thomas, Sammy Graham, Preston White, Reid Finger, Mike Kennedy, Donahue Guillory, Jay Maeder
Regie: Ken Wiederhorn
Drehbuch: John Kent Harrison / Ken Wiederhorn
Kamera: Keine Information
Musik: Richard Einhorn
FSK 16
USA / 1977

Die Besatzung eines kleinen Ausflug-Dampfers entdeckt eine kleine, scheinbar verlassene Insel, nachdem ihr Schiff durch ein seltsames Seebeben auf eine Schlammbank gelaufen ist. Dort finden sie auch die Leiche ihres verschwundenen Kapitäns und treffen auf einen mysteriösen Inselbewohner, der sie auffordert, das Eiland so schnell wie möglich wieder zu verlassen. Die Touristen übernachten in einem alten Hotel und erkunden die unerforschte Wildnis. Aber eine dunkle Bedrohung lauert auf die Urlauber, denn die Insel birgt ein tödliches Geheimnis. Aus den Untiefen vor den Stränden entsteigen untote Kampfsoldaten einer deutschen Eliteeinheit aus dem Zweiten Weltkrieg und machen Jagt auf die ungebetenen Gäste. Ein grauenvoller Alptraum beginnt...


Untote Nazi-Soldaten die unter Wasser leben, das ist prinzipiell schon eine Thematik, die für jede Menge Spaß sorgen könnt, die Umsetzung der vorliegenden Geschichte entpuppt sich aber letztendlich doch eher langweilig. Jen Wiederhorn hat mit "Shock Waves" zwar einen sehr trashigen Film auf den Weg gebracht, doch die wirklich heiteren Phasen des Werkes sind mehr als nur überschaubar. Zum einen dauert es eine geraume Weile, bis die Zombies überhaupt einmal zu sehen sind und andererseits bietet das Szenario ganz generell nicht viel, was für einen hohen Unterhaltungswert sorgen würde. Es handelt sich schon um einen äusserst gewöhnungsbedürftige Zombie-Variante, die streckenweise schon diverse Ähnlichkeiten zu einem Film wie "Universal Soldiers" erkennen lässt, denn auch bei den Nazi-Zombies handelt es sich um eine Art gezüchteter Kampfmaschinen. Der größte Schwachpunkt ist sicherlich die fehlende Action, denn bis auf ganz wenige Ausnahmen bekommt man in dieser Beziehung nichts geboten. Und auch die wenigen enthaldenen Action-Passagen sorgen nicht unbedingt für eine sonderliche Azfwertung des Filmes.

Vor allem die erste halbe Stunde gestaltet sich äusserst langatmig und sorgt beim Zuschauer schon für diverse Ermüdungserscheinungen. Lediglich die vorherrschende Grundstimmung ist einigermaßen gelungen und schürt die Hoffnung auf Besserung. Doch trotz der vorhandenen Versuche die Spannung ordentlich aufzubauen, verläuft das Geschehen eher langatmig und belanglos und man quält sich eigentlich mehr durch die höhepunktarme Story. Der Funke will zu keiner Zeit so richtig überspringen und auch ein Wiedersehen mit dem unvergessenen Peter Cushing kann den unterdurchschnittlichen Eindruck nicht aufwerten, den man von diesem Film gewinnt. Viel eher stellt man sich die Frage, wie einer der ehemaligen Stras der Hammer-Produktionen sich dafür hergegeben hat, in einem solchen Werk mitzuwirken. So belanglos wie die Geschichte gestaltet sich dann auch das Schauspiel der Darsteller, von denen kein einziger auch nur annähernd überzeugen kann. Durch die Bank agieren die Protagonisten eher lustlos und uninspiriert, was aber perfekt in das gewonnene Gesamtbild hineinpasst. Eines muss man Ken Wiederhorn allerdings lassen, er lässt immer wieder durch einige bedrohliche Momente die Hoffnung aufkommen, das hier noch irgendetwas passieren könnte. Das ist der einzige Aspekt, warum man nicht lange vor dem Ende die Stop-Taste betätigt und auf den Rest der öden Story verzichtet.

Nun darf man das nidrige Budget des Filmes nicht ganz aus den Augen verlieren, denn mit gerade einmal geschätzten 200.000$ handelt es sich doch um eine Low Budget Produktion, dennoch hätte man mit dem Geld sicher eine Menge mehr herausholen können. Wenn es sich wenigstens um kurzweilige Unterhaltung handeln würde und der trashige Humor zünden könnte, dann gäbe es ja kaum Grund zur beanstandung. So aber entsteht ein eher zwiespältiger Eindruck, denn "Shock Waves" funktioniert weder als ernstzunehmender Genrebeitrag, noch als waschechter Trashfilm. Das Werk ist irgendwo dazwischen anzusiedeln und genau darin besteht auch das größte Problem. Eine eher langatmige Erzählstrutur behindert immer wieder einen kontinuirlichen Spannungsaufbau und schlechte Schauspieler tun ihr Übriges, um ein gelungens Filmvergnügen zustande kommen zu lassen.

Letztendlich handelt es sich um einen Zombiefilm, den man nicht wirklich gesehen haben muss, denn einige nette Ansätze sind keinesfalls ausreichend, um den eher schlechten Gesamteindruck irgendwie aufzuwerten. Und so bekommt man gut 85 Minuten Zombiefilm präsentiert, die sich hauptsächlich in die Länge ziehen und keinerlei Höhepunkte beinhalten, die man positiv hervorheben könnte.


Fazit:


Selten habe ich einen Trashifilm gesehen, bei dem so wenig funktioniert. Nicht funktionierender Humor, schlechte Darsteller und eine vollkommen belanglose Geschichte sind hier als Gründe anzusehen, die einen wirklichen Filmgenuss verhindern, so das man sich diesen Film durchaus ersparen kann.


3/10
Big Brother is watching you
Benutzeravatar
horror1966
Beiträge: 5597
Registriert: Mo 7. Jun 2010, 01:46
Wohnort: Hildesheim

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

Bild




Stolen Lives - Tödliche Augenblicke
(Stolen Lives)
mit Jon Hamm, Josh Lucas, Rhona Mitra, James Van Der Beek, Jessica Chastain, Joanna Cassidy, Jimmy Bennett, Morena Baccarin, Michael Cudlitz, Andy Milder, Holt McCallany, Jude Ciccolella, Rick Gomez, Marcus Thomas, Graham Phillips
Regie: Anders Anderson
Drehbuch: Glenn Taranto
Kamera: Andy Steinman
Musik: Trevor Morris
FSK 16
USA / 2009

Ein düsterer Schatten lastet auf dem Leben von Detective Tom Adkins seit sein Sohn vor acht Jahren verschwand. Es fehlt jede Spur von Tom Jr. Wenn er schon nicht fähig ist, das Verschwinden seines eigenen Kindes aufzuklären, wird Adkins nun alles daran setzen, das Rätsel um den kleinen John Wakefield zu lösen. Die Leiche des Jungen war 50 Jahre lang in einer Holzkiste vergraben, bis sie von Bauarbeitern gefunden wurde. Wie ein Besessener stürzt sich der Ermittler auf den Fall. Als könnte er sich selbst durch die Aufklärung dieses mysteriösen Todes von seinem eigenen Verlust befreien. Doch dann findet er tatsächlich Hinweise, dass es einen Zusammenhang zwischen beiden Fällen geben könnte …


Mit "Stolen Lives" ist Anders Anderson ein in allen Belangen gelungenes Regiedebüt gelungen, das aufgrund seiner Intensität einen nachhaltigen Eindruck beim Zuschauer hinterlässt. Dabei handelt es sich um ein Thriller / Drama das eine eher ruhige Erzählstruktur offenbart, was bei der vorliegenden Geschichte als absoluter Pluspunkt anzusehen ist. Auf zwei verschiedenen Erzählebenen werden einem dabei ein gegenwärtiger-und ein Entführungsfall aus der Vergangenheit geschildert, die auf eine scheinbar geheimnisvolle Art und Weise zusammenhängen. Der ständige Wechsel der beiden Zeitebenen wirkt dabei keinesfalls störend, harmonieren doch beide Erzählstränge absolut perfekt miteinander, so das der Erzählfluss zu keiner Zeit ins stocken gerät. Im Mittelpunkt des Geschehens steht der Detective Tom Adkins (Jon Hamm), der einfach nicht über die 8 Jahre zuvor stattfindende Entführung seines Sohnes hinwegkommt. Durch den Fund einer Kinderleiche kommt er auf die Spur eines Falles, der mindestens 50 Jahre zurückliegt und im Laufe der Geschichte erstaunliche Parallelen zum Fall seines Sohnes aufweist.

Mit sehr viel Feingefühl und dem richtigen Gespür, gerade die emotionale Lage der Väter in den Mittelpunkt zu stellen, präsentiert Anders Anderson nun 2 Fälle, die einen keinesfalls unberührt lassen. Man bekommt dabei einen tiefen Einblick in die Seele zweier Männer, die scheinbar an ihrem Schmerz zu zerbrechen drohen. Besonders die erstklassigen darstellerischen Leistungen der Hauptfiguren sorgt dafür, das die Geschehnisse absolut glaubwürdig und authentisch wirken. Die Qual der Ungewissheit über das Schicksal ihrer Söhne kommt besonders gut zur Geltung und man kann das unglaubliche Leid der Männer fast körperlich nachvollziehen. Ohne es eigentlich zu wollen, taucht man immer tiefer in die Geschichte ein und kann sich dabei eines immer stärker werdenden Gefühls der Beklemmung nicht erwehren. Wie eine zentnerschwere Last legt sich der psychische Ausnahmezustand der Väter auf die eigenen Schultern, wobei einen diese ungeheure Last fast zu erdrücken droht. Dennoch kann man sich die innerliche zerrissenheit nur annähernd vorstellen und möchte sich keinesfalls jemals in einer solchen Situation befinden. Es muss eine regelrechte innerliche Hölle sein, wenn man rein gar nichts über den Verbleib des eigenen Kindes weiss und die dabei entstehende Mischung aus Hoffnung und Ungewissheit zermürbt einen innerlich.

Es sind insbesondere diese Emotionen, die während des gesamten Filmes äusserst gut zum Vorschein kommen und dem Ganzen eine ungeheure Intensität verleihen, die sich ganz automatisch auf einen selbst überträgt. Die dabei immer stärker werdende Spannung ist in einigen Phasen kaum noch auszuhalten und obwohl man sich eigentlich denken kann das es hier kein Happy End geben wird, bewahrt man sich doch bis zum Ende einen Funken Resthoffnung auf, das der aktuelle Fall gut ausgehen wird. Es ist ganz einfach ein gewaltiges Gefühl, diese gefühlvolle Geschichte miterleben zu dürfen, die trotz der äusserst stark vertretenen emotionalen Anteile nie kitschig oder übertrieben erscheint und in der Hauptsache von ihren extrem starken Charakteren lebt. So überzeugt selbst eine in einer für sie ungewohnten Rolle agierende Rhona Mitra als trauernde Mutter, die einfach nur wieder ein normales Leben führen möchte. Im Gegensatz zu ihrem Mann (Adkins) will sie einfach nur loslassen, wohingegen sich ihr Gatte immer noch verzweifelt an die Hoffnung klammert, das sein Sohn noch am Leben ist. Auch die dadurch entstehenden Spannungen zwischen den Eheleuten kommen sehr gut zur Geltung und zeichnen ein Bild einer Ehe, die kurz vor dem Zerbrechen steht, da sich die Partner immer weiter voneinander entfernen.

Es ist wirklich sehr erstaunlich, mit wieviel Fingerspitzengefühl das gesamte Szenario umgesetzt wurde, Anders Anderson hat hier wirklich viel Talent für das Wesentliche erkennen lassen. Dies bezieht sich allein schon auf die hervorragende Zusammenstellung der Darsteller-Riege, denn bis in die kleinsten Nebenrollen ist der Film perfekt besetzt. Zum anderen ist es das Gespür für eine exzellente Dramaturgie der Ereignisse und die gelungene Harmonie der einzelnen Erzählstränge. So ergibt sich letztendlich ein Gesamtbild, das man uneingeschränkt als sehr gut bezeichnen kann. "Stolen Lives" ist ein Thriller / Drama auf höchstem Niveau, das gerade wegen seiner ruhigen-und bedächtigen Töne einen sehr nachhaltigen Eindruck hinterlässt und den Zuschauer auch noch lange nach dem Ende stark beeindruckt. Wer intensive Filme zu schätzen weiss, sollte sich diesen Leckerbissen auf keinen Fall entgehen lassen.


Fazit:


"Stolen Lives" erzählt eine eindrucksvolle Geschichte in ruhigen Tönen, entfesselt dabei aber eine ungeheure Intensität, die den Zuschauer unweigerlich zu einem teil der Geschehnisse machen. Stark in das Szenario eingebunden erlebt man dabei die Emotionen der Protagonisten am eigenen leib und taucht in eine Gefühlswelt ein, in der Schmerz, Leid und Ungewissheit an der Tagesordnung stehen. Insgesamt gesehen handelt es sich um einen Film, den man uneingeschränkt weiterempfehlen kann.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DTS, DD 5.1 / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 84 Minuten
Extras: Originaltrailer, Trailershow
Zuletzt geändert von horror1966 am Do 1. Sep 2011, 14:59, insgesamt 1-mal geändert.
Big Brother is watching you
Benutzeravatar
Vinz Clortho
Beiträge: 1486
Registriert: Mi 25. Mai 2011, 21:27
Wohnort: NRW

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von Vinz Clortho »

horror1966 hat geschrieben:Unsfesamt gesehen
Und? War gut? :kicher:
Noch Sand und schon warm drauf.
Benutzeravatar
horror1966
Beiträge: 5597
Registriert: Mo 7. Jun 2010, 01:46
Wohnort: Hildesheim

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

Auf jeden Fall :mrgreen:
Big Brother is watching you
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 39057
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von jogiwan »

"unsfesamt" ich mag das Wort! :)
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
horror1966
Beiträge: 5597
Registriert: Mo 7. Jun 2010, 01:46
Wohnort: Hildesheim

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

jogiwan hat geschrieben:"unsfesamt" ich mag das Wort! :)

Manchmal kreiere ich halt ein paar neue Wortschöpfungen. :mrgreen:
Big Brother is watching you
Antworten