horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Moderator: jogiwan

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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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The Tall Man
(The Tall Man)
mit Jessica Biel, Jodelle Ferland, Stephen McHattie, William B. Davis, Samantha Ferris, Colleen Wheeler, Eve Harlow, Janet Wright, Ferne Downey, John Mann, Teach Grant, Garwin Sanford, Jakob Davies, Lucas Myers
Regie: Pascal Laugier
Drehbuch: Pascal Laugier
Kamera: Kamal Derkaoui
Musik: Todd Bryanton
FSK 16
Kanada / USA / 2012

In einer abgelegenen und verarmten amerikanischen Provinzgemeinde erledigt nach dem Tode ihres Mannes einige Jahre zuvor die Krankenschwester Julia allein die anfallenden medizinischen Notfälle von der Grippe bis zur Geburt. In der Gegend sind in den letzten Jahren immer wieder Kinder spurlos verschwunden, hartnäckig hält sich deshalb die Legende von einem großen schwarzen Mann, der die Kinder verschleppt. Als Julia Zeugin wird, wie tatsächlich eine dunkle Gestalt ein Kind verschleppt, nimmt sie die Verfolgung auf.


Beim Namen Pascal Laugier muss man ganz automatisch an den 2008 erschienenen Film "Martyrs" denken, der doch ein herber Schlag in die Magengrube war und bei jeder neuerlichen Sichtung noch immer ein flaues Gefühl im Magen des Zuschauers hinterlässt. Mit "The Tall Man" liegt nun das neue Werk von Laugier vor und der Film geht vielmehr in die Richtung psychischer Härte, als das er mit expliziten Gewaltdarstellungen schockieren würde. Gleich zu Beginn wird man dabei mit einer kurzen Einstellung konfrontiert, die anscheinend schon das Ende der Geschichte vorweg nimmt, um dann jedoch 36 Stunden früher mit der Erzählung zu beginnen. Hier liegt die größte Stärke dieses Werkes, weiß man doch die ganze Zeit über nicht, wie sich das Geschehen entwickeln wird und ob die zu Beginn eingespielte Sequenz einen wirklich mit einem eher offenen Ende zurücklassen wird. Und so bekommt man immer nur kleinere Brocken an Informationen hingeworfen, die den Zuschauer anscheinend der Lösung der mysteriösen Vermissten-Fälle immer ein wenig näher bringt. Man wird mit der Legende vom Tall Man konfrontiert, der angeblich in Cold Rock etliche Kinder entführt hat, von denen jegliche Spur fehlt. Dabei wird dieser Eindruck auch mit den dazu gehörigen Bildern untermauert, was dem Szenario im ersten Drittel fast schon eine übernatürliche Note verleiht, was sich im weiteren Verlauf der Ereignisse aber noch relativieren soll.

Laugier hat es dabei erstklassig verstanden, den Betrachter in eine bestimmte Richtung zu lenken, um dann aber mit einem Twist daher zu kommen, den man in dieser Form eigentlich nicht vorhersehen konnte. Zwar verschwindet dadurch der übernatürliche Touch und die Ereignisse gestalten sich vollkommen irdisch, das ändert jedoch rein gar nichts an der Tatsache, das die aufgebaute Spannung weiterhin keinerlei Einbrüche zu verzeichnen hat und die Geschichte bis zur wirklich letzten Minute unglaublich interessant bleibt. Dazu trägt auch die absolut glänzend agierende Jessica Biehl bei, um die es in letzter Zeit etwas ruhiger geworden ist, die aber mit ihrem äußerst gelungenem Schauspiel wie Phoenix aus der Asche aufsteigt und dem Geschehen ihren ganz persönlichen Stempel aufdrückt. Zu sehr darf man allerdings nicht darauf eingehen, da man ansonsten viel von der vorherrschenden Spannung vorwegnehmen würde, denn ihre Rolle ist absolut tragend für den gesamten Film. In atmosphärischer Hinsicht ist "The Tall Man" absolut erstklassig gestaltet, entfaltet sich doch im Laufe der Zeit eine extrem beklemmende Grundstimmung, die einem selbst ziemlich zu schaffen macht.

Dabei ist es vor allem der Zeitpunkt der eigenen Erkenntnis, der im Kopf des Zuschauers eine Maschinerie in Gang setzt, die einen in einen Zwiespalt der Emotionen versetzt. Was zu Beginn nämlich noch recht vorhersehbar erscheint und einem das Gefühl vermittelt, sich in einem normalen Horror-Thriller mit eventueller Serienkiller-Thematik zu befinden, schlägt eine vollkommen andere Richtung ein. Auf einmal sieht man sich mit ganz anderen Problemen konfrontiert, die einerseits eine Menge an Sozialkritik beinhalten und einen auf der anderen Seite auch äußerst nachdenklich stimmen. Die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen vollkommen und man weiß eigentlich gar nicht so genau, gegen wen man seine mittlerweile aufgestaute Wut richten soll. Um das besser zu verstehen, muss man den Film allerdings selber sehen, denn nur so kann man sich ein Bild davon machen, wie vielschichtig die Gefühls-Palette ist, die in diesem Szenario auf einen einprasselt. Manch einer mag vielleicht ein wenig enttäuscht sein von diesem Film, weil er etwas in der Art wie "Martyrs" erwartet hat, was sich insbesondere auf den vorhandenen Härtegrad bezieht. Hier gibt es nämlich überhaupt nichts zu sehen, was brutal oder blutig erscheinen würde, dafür bekommt man vielmehr eine Geschichte präsentiert, die einen psychisch so richtig runterzieht.

Laugier hat meiner Meinung nach mit "The Tall Man" einen absolut erstklassigen Thriller auf den Weg gebracht, der einen von der ersten bis zur letzten Minute in seinen Bann zieht und dabei mit einer wendungsreichen Geschichte aufwarten kann. Eine glänzend aufspielende Jessica Biehl ist dabei absolut prägend und drückt dem Szenario ihren Stempel auf. Der Film hinterlässt einen wirklich nachhaltigen Eindruck und bringt einen dazu, sich in gewissen Dingen selbst zu hinterfragen. Wenn man nämlich die Auflösung um die verschwundenen Kinder kennt, ist hier rein gar nichts mehr, wie es noch am Anfang erscheinen mag.


Fazit:


"The Tall Man" ist nicht nur ein erstklassiger Thriller, sondern bietet ab einem gewissen Zeitpunkt auch das berühmte Kopf-Kino, das den Zuschauer so ungemein beschäftigen kann. Erstklassige Darsteller, sehr viel Spannung und eine Menge kritischer Töne machen dieses Werk zu einem echten Erlebnis, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.


8/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Portrait of a Zombie
(Portrait of a Zombie)
mit Patrick Murphy, Geraldine McAlinden, Rory Mullen, Paul O'Bryan, Sonya O'Donoghue, Todd Fletcher, Steven Neeson, Ciaran Davies, Sara Eavan, Gerry Shanahan, Diane Jennings, Neill Fleming, Bernie Fitzgerald
Regie: Bing Bailey
Drehbuch: Bing Bailey / Laura Morand Bailey
Kamera: Clayton H. Haskell
Musik: Amanda Rose Smith
keine Jugendfreigabe
Irland / 2011

Als ihr Sohn Billy zu einem Zombie mutiert, beschließen die Murphys ihn trotz aller Widrigkeiten bei sich im Hause zu behalten. Doch die Nachbarn laufen schnell Sturm, und auch der örtliche Gangsterboss kann sich nicht damit abfinden, dass ein Untoter in seiner Nähe wohnt. Als schließlich ein amerikanisches Filmteam auftaucht, um einen Dokumentarfilm über Billy und seine Familie zu drehen, nimmt das Blutbad seinen Lauf...


Liest man sich einmal einige Kritiken zu diesem zugegebenermaßen außergewöhnlichen Zombiefilm durch, dann trifft man auf die unterschiedlichsten Meinungen. Von absolutem Müll bis hin zu einem sehenswerten Genre-Vertreter ist die Rede und ich kann es persönlich durchaus nachvollziehen, das "Portrait of a Zombie wahrlich nicht jeden Geschmack trifft. Mit seinem Regie-Erstling hat Bing Bailey jedoch meiner Meinung nach eine wirklich interessante Low Budget Produktion auf die Beine gestellt, die das Thema Zombie-Epidemie einmal aus einem vollkommen anderen Blickwinkel betrachtet, womit sich der Film sehr wohlwollend von den etlichen Billig-Filmchen abhebt, die einem in den letzten Jahren serviert wurden. Da wäre zuerst schon einmal die Erzählweise der Geschichte, denn es offenbart sich eine sogenannte Mockumentary, in der dem Zuschauer eine fiktive Dokumentation präsentiert wird, die mit teilweise richtig bissigem Humor versehen ist, der trotz aller vorhandenen Ernsthaftigkeit immer wieder zum Vorschein kommt.

Hier liegt dann auch gleich eine der großen Stärken des Szenarios verborgen, ist das Geschehen doch phasenweise mit bissigem Wortwitz und streckenweise fast schon absurder Situationskomik garniert. Dennoch ist es dem Regisseur jederzeit gelungen, die vollkommen absurde Story nicht wie eine Komödie erscheinen zu lassen, wird einem doch durchgehend das Gefühl vermittelt, sich in einem Szenario zu befinden, das wirklich so stattgefunden hat. Das liegt hauptsächlich darin begründet, das sämtliche Ereignisse im Interview-Stil abgefilmt wurden, was trotz der streckenweise absurdesten Situationen ein hohes Maß an Autentizithät aufkommen lässt. So weiß man auch manchmal nicht genau, ob man eher lachen oder weinen soll, offenbaren sich doch einerseits immer wieder grotesk anmutende Dialoge, wobei die Geschichte auf der anderen Seite auch sehr viel emotionalen Tiefgang beinhaltet. Betrachtet man beispielsweise einmal die Mutter von Zombie-Billy, so wird man mit einer Frau konfrontiert, die den Begriff Mutterliebe neu definiert und wie eine Löwin um die Rechte ihres Sohnes kämpft. Dabei muss man sich natürlich als Betrachter vollkommen auf das Geschehen einlassen, denn die Sichtweise, das man einen Untoten in eine normale Gesellschaft eingliedern will erscheint doch so ungewöhnlich, das man sich mit diesem Gedanken erst einmal anfreunden muss.

Ganz generell ist es als äußerst erstaunlich anzusehen, mit wie viel Tiefgang hier die einzelnen Charaktere beleuchtet werden. In der Hauptsache ist es dabei die Familie von Billy, der ein Löwenanteil des Geschehens gewidmet wird. Doch auch die Film-Crew steht im Mittelpunkt, wobei die Aspekte zwischen Mitgefühl und purer Sensations-Gier ganz hervorragend herausgearbeitet werden. Es ist ein Szenario voller Kontraste, das den Zuschauer in einen wahren Zwiespalt der Gefühle versetzt. Sind da einerseits die skurrilen Dialoge, in denen über Veganer und Rechte der Untoten diskutiert wird und andererseits die Bemühungen einer Familie, ihren untoten Sohn wie ein normales Familien-Mitglied zu behandeln, das auch einen Platz in der Gesellschaft bekommen soll. Das eine solche Geschichte nicht jeden Geschmack trifft dürfte wohl auf der Hand liegen, doch wenn man sich darauf einlassen kann, wird man mit einem außergewöhnlichen, aber absolut sehenswerten Genre-Vertreter belohnt, der die Zombie-Thematik einmal von einer vollkommen anderen Seite zeigt.

Insgesamt gesehen konnte mich "Portrait of a Zombie total überzeugen, auch wenn ich zu Beginn noch einige Schwierigkeiten hatte, mich in das Geschehen hinein zu versetzen. Zu Beginn noch sehr gewöhnungsbedürftig, zieht einen die skurrile Story immer mehr in ihren Bann, denn trotz etlicher bissig-witziger Dialoge geht eine ungeheuer starke Faszination von ihr aus, der man sich beim besten Willen nicht entziehen kann. Zudem beinhaltet der Film auch noch diverse derbe-und blutige Effekte, wobei diverse Passagen (Fötus-Szene) einem sogar böse auf den Magen schlagen und einen gewissen Ekel hervorrufen. Es ist die außergewöhnliche Mischung, die dieses Werk in meinen Augen zu etwas ganz Besonderem macht und dem Betrachter einen Genre-Vertreter serviert, den man in dieser Form wohl noch nicht gesehen hat. Vielleicht ist darin auch die negative Meinung einiger Leute zu begründen, handelt es sich doch keinesfalls um einen Zombiefilm im herkömmlichen Sinne. Dennoch ist es gerade die Abweichung vom ansonsten üblichen 08/15 Schema, die an dieser Stelle ein wenig frischen Wind in ein Sub-Genre bringt, das in den letzten Jahren mit irgendwelchen C-Movies regelrecht überflutet wurde, so das man jede kleine Abwechslung willkommen heißen sollte


Fazit:


Absurd, skurril und extrem außergewöhnlich wird hier eine altbekannte Thematik einmal aus einer vollkommen anderen Sichtweise gezeigt. "Portrait of a Zombie" ist witzig und tragisch zugleich und besticht durch ungewöhnlich viel Tiefgang bei den Zeichnungen der einzelnen Charaktere. Der fiktive Doku-Stil des Filmes mag ungewohnt erscheinen, verleiht dem Ganzen aber ein Höchstmaß an Internsität und ist eine tragende Säule des insgesamt überdurchschnittlich guten Gesamteindruckes, den ich von diesem Film gewinnen konnte.


7/10
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horror1966
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Hunting Season
(Deep Dark Canyon)
mit Ted Levine, Spencer Treat Clark, Nick Eversman, Martin Starr, Michael Bowen, Matthew Lillard, Justine Bateman, Abraham Benrubi, Brandon Barrera, Micha Borodaev, Amaryllis Borrego, Noel Carpenter
Regie: Abe Levy / Silver Tree
Drehbuch: Abe Levy / Silver Tree
Kamera: Dan Stoloff
Musik: James Weston
keine Jugendfreigabe
USA / 2013

Die beiden Brüder Nate und Skylar Towne unternehmen einen Jagdausflug. Was ein entspannter Tag werden soll, endet jedoch in einer blutigen Tragödie, als Nate ungewollt Bürgermeister Dick Cavanaugh erschießt. Die beiden Brüder kommen sofort in Polizeigewahrsam und ihr eigener Vater, der Sheriff der Stadt, übernimmt die Ermittlungen im Fall. Gleichzeitig lässt die mächtige Cavanaugh-Familie nichts unversucht, die beiden Brüder des gezielten Mordes an Dick Cavanaugh zu überführen. Die Situation eskaliert endgültig, als Nate und Skylar aus dem Gefängnis flüchten. Gejagt von einem wütenden Lynchmob müssen die Brüder um ihr Leben kämpfen. Die einzige Hoffnung ist ihr Vater, der versucht die Unschuld seiner Söhne zu beweisen. Doch sind Nate und Skylar wirklich unschuldig oder doch kaltblütige Killer?


Was auf den ersten blick eventuell wie ein handelsüblicher Backwood-Slasher anmutet, entwickelt sich hier in kürzester Zeit zu einer gnadenlosen Menschenjagd, die mit ordentlich Spannung und jeder Menge Tempo ausgestattet ist. "Hunting Season" bietet dabei eine äußerst gelungene Mixtur aus Action, Drama-und Thriller, wobei der Zuschauer bis zur wirklich letzten Minute bei Atem gehalten wird. Den Regisseuren Abe Levy und Silver Tree ist es dabei erstklassig gelungen, den Ereignissen einen dramaturgisch gelungenen Spannungsaufbau zu verleihen, der zudem von einer äußerst gelungenen Grundstimmung begleitet wird. Dazu tragen auch die Schauplätze bei, denn die Jagd in den dichten Wäldern rund um ein kleines Provinz-Städtchen ist absolut sehenswert und entfaltet eine extrem dichte Atmosphäre, an der man sich durchgehend erfreuen kann. Die Geschichte an sich beinhaltet zwar nicht sonderlich viel Innovation, erzählt jedoch eine interessante Thematik geplanter Lynchjustiz, die an den beiden Jungen Nate und Skylar begangen werden soll. Diese haben den Bürgermeister der Stadt erschossen und da der Ort von der Familie Cavanaugh regelrecht beherrscht wird, will diese den Tod des Familienmitglieds mit allen Mitteln rächen und setzt dabei etliche Mittel ein, die jenseits des Gesetzes angesiedelt sind.

Besondere Brisanz erhält das Szenario durch den Aspekt, das die beiden Teenager auch noch die Söhne des Sheriffs (Ted Levine) sind, der aber auch auf das Gutdünken der Cavanaugh-Sippe angewiesen ist. Vetternwirtschaft steht also im Mittelpunkt des Geschehens und daraus entwickeln die Ereignisse ihre ganz eigene Dynamik. Ziemlich schnell bekommt man dabei mit das es vollkommen egal ist, ob man die Jungen tot oder lebendig findet und so entwickelt sich eine recht packende Verfolgungsjagd, die auf den ultimativen Showdown hinausläuft. Das dieser im Prinzip nur tragisch enden kann, dürfte dabei keine sonderliche Überraschung darstellen und so kommt es letztendlich wie es kommen muss, zwei zahlenmäßig vollkommen unterschiedlich aufgestellte Familien stehen sich gegenüber und beenden eine gnadenlose Menschenjagd auf die einzige Art und Weise, die man sich aufgrund der Abläufe vorstellen kann. Das Ende des Filmes kommt dabei ziemlich kurz und schmerzlos daher, bildet jedoch einen gelungenen Abschluss zu einem Szenario, das streckenweise sogar ein wenig nachdenklich stimmt und den Betrachter zudem mit einem nachhaltigen Eindruck zurücklässt.

Etwas fragwürdig erscheint hier die hohe Alterseinstufung, denn "Hunting Season" beinhaltet eigentlich keinerlei Passagen, die man als extrem hart oder blutig einstufen könnte, eine 16er Freigabe wäre an dieser Stelle also vollkommen ausreichend gewesen. Die eigentliche Härte des Szenarios entsteht vielmehr auf der psychischen Ebene, denn wenn man sich einmal in die Situation der Teenager und des Vaters hineinversetzt, kann man die Ausweglosigkeit der gegebenen Situation äußerst gut nachvollziehen. Insbesondere für den Vater muss es geradezu furchtbar quälend sein hilflos mit anzusehen, wie seine Söhne immer mehr in die Enge getrieben werden. Immer enger zieht sich der Ring der Verfolger, die sich zugegebenermaßen an diversen Stellen des Geschehens etwas dämlich anstellen, im Endeffekt aber logischerweise doch ihr Ziel erreichen, da die zahlenmäßige Überlegenheit ganz einfach zu groß ist.

"Hunting Season" ist sicherlich kein filmisches Meisterwerk und bietet noch nicht einmal eine Geschichte, die durch diverse Neuerungen ins Auge fällt. Vielmehr haben die beiden Regisseure altbewährte Zutaten in einen Topf geworfen und so einen jederzeit unterhaltsamen Genre-Mix kreiert, der einen bestens unterhalten kann. Das dargebotene Schauspiel kann sich dabei auch jederzeit sehen lassen, wobei insbesondere Ted Levine durchgehend zu überzeugen weiß. Wer sich also an mangelnder Innovation nicht stört und einen gelungenen Genre-Flick zu schätzen weiß, der wird an dieser Produktion seine Freude haben.


Fazit:


"Hunting Season" ist ein atmosphärischer Mix aus Drama, Action-und Thriller, der das Rad zwar nicht unbedingt neu erfindet, aber absolut sehenswert erscheint. Kraftvolle Bilder, tolle Schauplätze und eine gut agierende Darsteller sorgen im Zusammenspiel mit einer temporeichen Geschichte für einen Gesamteindruck, der sich auf jeden Fall über dem normalen Durchschnitt ansiedeln kann.


7/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Clownhouse
(Clownhouse)
mit Nathan Forrest Winters, Brian McHugh, Sam Rockwell, Michael Jerome West, Byron Weible, David C. Reinecker, Timothy Enos, Frank Diamanti, Karl-Heinz Teuber, Viletta Skillman, Gloria Belsky, Tom Mottram
Regie: Victor Salva
Drehbuch: Victor Salva
Kamera: Robin Mortarotti
Musik: Michael Becker / Thomas Richardson
ungeprüft
USA / 1988

Es ist wenige Tage vor Halloween, der Nacht der Geister und Maskierten. Wie die meisten ihrer Freunde, wollen auch Geoff und Randy Collins den Wanderzirkus sehen, der in diesen Tagen in der Stadt gastiert. Casey, der Jüngste der drei Brüder, wird indes von Horror-Visionen geschüttelt. Panisch warnt er Geoff und Randy vor dem Zirkus und insbesondere vor den Clowns. Es dauert nicht lange, da werden Caseys scheinbar kindliche Prophezeihungen von der grausigen Wirklichkeit eingeholt...


Das es genügend Kinder gibt die Angst vor den eigentlich lustigen Clowns aus dem Zirkus haben dürfte allgemein bekannt sein, denn für so manchen jungen Menschen stellen die witzigen Gesellen vielmehr eine Bedrohung dar. Nicht anders verhält es sich in vorliegender Geschichte, denn Casey, der jüngste von 3 vollkommen unterschiedlichen Brüdern hat sogar panische Angst vor den grell geschminkten Spaßmachern. Dieser Angst nimmt sich Regisseur Victor Salva (Jeepers Creepers 1 & 2) an und hat daraus ein recht interessantes Szenario gebastelt, an das man jedoch nicht mit zu hohen Erwartungen herangehen sollte. Und diese könnten durch die vollkommen überzogene Alterseinstufung auf jeden Fall entstehen, wird dem Zuschauer doch suggeriert, das es sich wahrscheinlich um eine ziemlich harte-und blutige Sache handeln könnte, was sich letztendlich aber als absoluter Trugschluss herausstellen soll. Ich meine das keineswegs als negative Kritik, denn insbesondere in atmosphärischer Hinsicht offenbart sich ein durchgehend dichtes-und gruseliges Szenario, das jedoch mit einer 16er Freigabe immer noch bestens bedient wäre, da es im Bezug auf den Härtegrad überhaupt nichts zu vermelden gibt.

Und so muss man sich dann mit einer wunderbaren Grundstimmung und einem in allen Belangen gelungenem Spannungsaufbau zufrieden geben, denn in diesen beiden Dingen sind definitiv die tragenden Säulen dieses Werkes zu finden, das im Prinzip weder innovativ noch besonders überraschend daher kommt. Meiner persönlichen Meinung nach ist das aber vollkommen ausreichend für gut 75 Minuten Netto-Spielzeit, denn für mehr Laufzeit ist das Geschehen nicht ausgelegt. Inhaltliche Tiefe oder sensationell viel Substanz sollte man dabei nicht erwarten, die Ereignisse drehen sich einzig und allein um die Ängste des jungen Casey und dessen Verhältnis zu seinen beiden Brüdern, von denen Randy der Älteste ist und sich immer wieder über die Panik seines kleinen Bruders amüsiert. Es ist im Prinzip schon recht erstaunlich, das Salva aus diesem bisschen Inhalt eine doch spannende Geschichte geformt hat, in der jedoch der Terror erst am Ende des Filmes zum tragen kommt. Drei aus einer Heilanstalt ausgebrochene Psychophaten in Clowns-Kostümen werden dabei zum Schrecken für das Brüder-Trio, doch bis es erst einmal soweit kommt, ist schon gut eine Stunde des Szenarios vorbei. Dennoch gestaltet sich das Ganze bis dahin keinesfalls uninteressant, denn mehr als nur einmal sind die Wahnsinnigen den Kindern so nahe, das man fast ihren Atem im Nacken verspüren kann.

Salva versteht es sogar ziemlich geschickt, dem Zuschauer immer wieder die Hoffnung zu verleihen, das der wahre Terror nun endlich beginnt, um dann doch wieder ein wenig den Fuß vom Gaspedal zu nehmen. Manch einen mag das eventuell stören, ich selbst sehe darin aber viel eher die hohe Kunst, den von Haus aus schon gelungenen Spannungsbogen immer weiter ansteigen zu lassen, bis es dann in den letzten Minuten zu einer endgültigen Entladung des Ganzen kommt. So bleiben die Ereignisse bis zum Ende jederzeit interessant, wobei der Showdown aber nicht ganz frei von diversen Logiklöchern daher kommt. Hauptsächlich bezieht sich das auf die Anzahl der Peiniger, von denen zwei auf einmal nicht mehr zu sehen sind, andererseits erscheint es streckenweise doch recht unglaubwürdig, das drei erwachsene Männer nicht mit den halbwüchsigen Kindern fertig werden. Wie dem aber auch sei, das ändert nichts am Unterhaltungswert dieser kleinen aber recht feinen Produktion, die ein auf jeden Fall sehenswertes Film-Erlebnis darstellt.

"Clownhouse" ist wahrlich kein Genre-Kracher, bietet aber sehr solide Genrekost, die ihre Stärken ganz eindeutig in einer exzellenten Grundstimmung hat, ansonsten aber keine erwähnenswerten Höhepunkte bietet. Die manchmal fehlende Logik und das vollkommene Fehlen jeglicher Härte kann man dabei durchaus akzeptieren, da sich ansonsten ein herrlich gruseliges Geschehen offenbart. Wenn man sich damit zufrieden geben kann, sollte man auf jeden Fall einen Blick riskieren, denn "Clownhouse" ist auch ohne Blut und Härte ein ansehnlicher Horrorfilm.


Fazit:


Auch wenn hier sicherlich kein Highlight vorliegt, hat mir der Film eigentlich sehr gut gefallen. Es muss nicht immer die derbe Genrekost sein, denn manchmal reicht auch eine gelungene Atmosphäre vollkommen aus, um den Zuschauer bestens zu unterhalten.


6,5/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Afterparty - Feiern bis der Tod kommt
(Afterparty)
mit Úrsula Corberó, Lucho Fernández, Alicia Sanz, Rocío León, David Seijo, Andrea Dueso, Ana Caldas, Fernando Lueches, Juan Blanco, Eva Ugarte
Regie: Miguel Larraya
Drehbuch: Miguel Larraya / Fernando Sancristóbal Zurita
Kamera: Pablo Rosso
Musik: Lucas Vidal
keine Jugendfreigabe
Spanien / 2013

Der attraktive Carlos ist Star einer eigenen TV-Mysteryserie und als solcher ein gefragter Mann bei jungen Frauen in und außerhalb der Branche. Als er gerade mit seiner Freundin Schluss gemacht hat und vor beruflichen Veränderungen steht, wird er eines Abends auf eine rauschende Party eingeladen. Am nächsten Tag ist das Haus hermetisch abgeriegelt, und Carlos steckt allein darin mit jenen vier Frauen, mit denen er die Nacht verbrachte. Nicht ganz allein, wie sich heraus stellt, denn auch ein maskierter Mörder macht das Gebäude unsicher.


Spanien hat sich längst als eines der besten Filmländer in Europa etabliert und insbesondere im Horror-Bereich so manch beeindruckenden Vertreter heraus gebracht. Das hier vorliegende Regie-Debüt von Miguel Larraya kann man nun nicht unbedingt in diese Kategorie einordnen, denn dafür hat "Afterparty" dann doch zu viele offensichtliche Mankos und kann nicht gänzlich überzeugen. Dabei ist die Geschichte zwar einigermaßen spannend gestaltet, leidet aber letztendlich trotz eingebautem Plot-Twist unter einer gewissen Vorhersehbarkeit der Ereignisse, was den teilweise gelungenen Spannungsaufbau doch erheblich schmälert. Im Mittelpunkt des Geschehens steht der umschwärmte Serien-Star Capi, der sich kaum vor den Avancen der Frauenwelt retten kann, aber gerade durch diesen Umstand in eine äußerst brenzlige Situation gerät, aus der es scheinbar kein Entrinnen gibt.

Was sich hier anscheinend wie ein typischer Slasher aufbaut, erhält im Laufe der Zeit eine ziemliche Richtungsänderung, die sämtliche Ereignisse in einem vollkommen anderen Licht erscheinen lassen. Und obwohl der bevorstehende Twist einerseits eine nette Abwechslung darstellt, so ist er keinesfalls nicht vorherzusehen, sondern erscheint aufgrund diverser Informationen sogar recht nachvollziehbar und logisch. Das Problem des Filmes ist vielmehr die Umsetzung der recht guten Ansätze, denn Miguel Larraya ist es leider nicht gelungen, seine Geschichte mit einer wirklich bedrohlichen Grundstimmung zu versehen, zu keiner Zeit ist ein echter Funke zu erkennen, der eventuell auf den Zuschauer überspringen könnte. Hinzu kommt auch noch erschwerend der Aspekt hinzu, das man durch die Bank mit absolut unsympathischen Charakteren zu tun bekommt, so das einem deren Schicksal auch nicht sonderlich am Herzen liegt.

Eher teilnahmslos verfolgt man so das Szenario, das auch im Bezug auf die Härte nicht sonderlich viel zu bieten hat. Wer aufgrund der Alterseinstufung ein derbes-und blutiges Spektakel erwartet, sollte diese Hoffnung schon vor der Sichtung des Filmes begraben. Bis auf wenige Blutstropfen bekommt man nämlich in dieser Beziehung überhaupt nichts geboten, so das man "Afterparty" auch an dieser Stelle irgendwie aufwerten könnte. Und so ergibt sich im Prinzip eine Produktion, die man sich bestimmt einmal anschauen kann, denn so schlecht wie manche Kritik es vermuten lässt ist der film dann doch nicht geraten. Höhere Ansprüche sollte man aber definitiv nicht haben, denn weder inhaltlich noch Härte-mäßig bekommt man sonderlich viel Substanz geboten, was sich auch in der geringen Laufzeit von gerade einmal knapp 75 Minuten erkennen lässt. Selbst bei dieser Spielzeit ist das Szenario nicht ganz frei von kleineren ÖLängen, die eher schwerlich zu übersehen sind.

Letztendlich kommt man maximal zu einem durchschnittlichen Eindruck, was man meiner Meinung nach durchaus hätte vermeiden können. "Afterparty" beinhaltet nämlich durchaus Potential, das aber leider noch nicht einmal im Ansatz ausgeschöpft wurde. Übrig bleibt ein spanischer Genre-Beitrag, der höchstens zu einer einmaligen Sichtung einlädt und ansonsten keinerlei nachhaltigen Eindruck beim Betrachter hinterlässt.


Fazit:


Man hat sicherlich schon bessere Regie-Erstlinge zu Gesicht bekommen, aber auch hier kommt man zumindest streckenweise auf seine Kosten. Beinhaltet der Film doch einige starke Momente, wobei die offensichtlichen Defizite aber dennoch in der Mehrzahl vorhanden sind. Dennoch wird auch diese Produktion ihre Zielgruppe finden und manch einer wird das Szenario eventuell sogar überdurchschnittlich bewerten.


5/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Sleeping Car
(The Sleeping Car)
mit David Naughton, Judie Aronson, Kevin McCarthy, Jeff Conaway, Dani Minnick, Ernestine Mercer, John Carl Buechler, Gary Brockett, Steve Lundquist, Billy Stevenson, Michael Scott-Bicknell, David Coburn
Regie: Douglas Curtis
Drehbuch: Greg Collins O'Neill
Kamera: David Lewis
Musik: Ray Colcord
ungeprüft
USA / 1989

Nach seiner gescheiterten Ehe glaubt Jason nicht mehr an die Liebe, genauso wenig wie an den Weihnachtsmann oder den Boogeyman, aber er irrt sich gewaltig! Jason nimmt sein Journalismus-Studium wieder auf und zieht zur Miete aufs Land in einen stillgelegten Bahnwagon, der frühere Lieblingsort des Misters, dem verstorbenen Mann der Vermieterin. Vom ersten Moment an plagen ihn schreckliche Albträume. Jasons angestauter Hass zu seiner Exfrau erweckt den wütenden Geist des Misters. Auch Jacksons neue Liebschaft Kim spürt die böse Macht, die den Wagon umgibt. Der Mister verabscheut die schnelle Liebe und erteilt allen, die seine Ruhe stören, eine blutige Lektion. Gemeinsam mit Jasons Nachbar Vincent, einem Praktiker der weißen Magie, versuchen sie dem Terror ein Ende zu setzten...


Der eher unbekannte Regisseur Douglas Curtis hat lediglich zwei Regie-Arbeiten in seiner Vita stehen, wobei der vorliegende "The Sleeping Car" aus dem Jahr 1989 auch schon die letzte darstellt. Eigentlich sehr schade, präsentiert uns Curtis doch einen insbesondere in atmosphärischer Hinsicht einen richtig gelungenen Horrorfilm, der durch seine durchweg vorhandene bedrohliche Grundstimmung jede Menge Pluspunkte beim Zuschauer sammeln kann. Da nimmt man es auch gern in Kauf, das sich rein inhaltlich eine ziemlich haarsträubende-und an den Haaren herbeigezogene Geschichte offenbart, der zudem in einigen Passagen auch eine leicht trashige Note beiwohnt. Im Mittelpunkt steht ein ein absolut überzeugender David Naughton (American Werewolf, der den Zuschauer von der ersten Minute an durch seine sympatische Ausstrahlung und seinen trockenen Humor in Beschlag nimmt. Nachdem er sich ein altes Zugabteil als neue Bleibe angemietet hat muss er recht schnell feststellen, das hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht und anscheinend ein böser Geist in seinem neuen Heim zugegen ist. Was er zu Beginn noch nicht ernst nehmen kann, entwickelt sich mit der Zeit zu einer echten Bedrohung, die auch mehreren Menschen zum Verhängnis werden soll, die in dem Abteil auf brutale Art und Weise ihr Leben verlieren.

An dieser Stelle wären wir auch schon bei den teils ziemlich blutigen Effekten des Filmes angelangt und es ist doch immer wieder schön sich die etwas älteren Genre-Beiträge anzusehen, in denen man nicht mit den heute unvermeidlichen CGI-Gewittern überflutet wird. So bekommt man einige wirklich sehenswerte Szenen geboten, die über einen gehobenen Blutgehalt und auch einen angemessenen Härtegrad verfügen, so das der Horror-Fan hier jederzeit auf seine Kosten kommt. Aber auch ganz generell bietet "Sleeping Car" durchgehend sehr kurzweilige-und bestens unterhaltende Horrorkost, bei der auch immer wieder eine leicht komödiantische Note durchschlägt, die sich hauptsächlich in etlichen Dialogen zu erkennen gibt.

Neben einem dramaturgisch gelungenem Spannungsaufbau ist es aber in erster Linie eine erstklassige Atmosphäre, die diese Produktion ganz besonders auszeichnet. Teilweise wunderbar düster gehalten sind es die Passagen die in der Nacht spielen, die einen besonders nachhaltigen Eindruck hinterlassen. In etlichen Passagen kann einen dabei eine leichte Gänsehaut überkommen, beinhaltet das Szenario doch ein erstklassiges Grusel-Ambiente, das im Zusammenhang mit diversen Slasher-Elementen eine absolut gelungene Kombination ergibt. Sicherlich handelt es sich hier um keinen absolut herausragenden Horrorfilm, es ist vielmehr eine der etlichen 80er Jahre Perlen, denen nie die Aufmerksamkeit zu teil wurde, die sie aufgrund der vorhandenen Klasse aber auf jeden Fall verdient hätten. Und so kann man "Sleeping Car" als einen überdurchschnittlich guten Genre-Beitrag einordnen, der mit manchmal schon leicht schrägem Humor versehen ist. Ein Indiz dafür ist sicherlich die deutsche Synchronisation, die ich persönlich unbedingt bei der Sichtung empfehlen würde. Bekommt man dort doch ein Paradebeispiel dafür geliefert wie es sich anhört, wenn man einen Horrorfilm fast schon krampfhaft lustiger erscheinen lassen will, als er es in Wirklichkeit ist. Manche der Dialoge erscheinen nämlich fast künstlich auf cool getrimmt, was andererseits aber den reinen Unterhaltungswert noch einmal zusätzlich ansteigen lässt.

Insgesamt gesehen handelt es sich auf jeden Fall um einen absolut empfehlenswerten Film, denn man sich unbedingt einmal zu Gemüte führen sollte. Ein gut aufgelegter David Naughton, eine wunderbar dichte Grundstimmung, eine ziemlich hanebüchene Geschichte und diverse blutige Passagen ergeben zusammen mit dem schrägen Humor ein wunderbares Film-Erlebnis, das im Bezug auf den puren Unterhaltungswert hoch oben angesiedelt ist. Nicht nur die 80er Jahre Fans sollten definitiv einen Blick riskieren, denn "Sleeping Car" ist durchaus eine generelle Empfehlung wert.


Fazit:


Douglas Curtis hat hier eine Menge richtig gemacht und durch einige ungewollte Mankos die Kurzweil seines Werkes noch zusätzlich in die Höhe getrieben. Das Ergebnis ist ein tolles Relikt der 80er, das meiner persönlichen Meinung nach weitaus mehr Beachtung verdient hätte


7,5/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Primitive - Beware the Evil Within
(Primitive)
mit Matt O'Neill, Kristin Lorenz, Jeff Ryan, S. Daxton Balzer, Reggie Bannister, Mayank Bhatter, Bruce Brown, Philip Colaprete, Carl Edge, Susan Fulton, Elliott Kwong, Rachel Riley, Anastasia Savko, Gregory Paul Smith
Regie: Benjamin Cooper
Drehbuch: Kenneth L. Province Jr.
Kamera: Adonis Cruz
Musik: Le'Rue Delashay
FSK 16
USA / 2012

Der Special Effects Make-Up Künstler Martin Blaine muss sich einer Aggressionstherapie unterziehen, nachdem es am Set eines Horror-Films zu einer Schlägerei zwischen ihm und dem Regisseur kam. Der Einsatz von Tiefenhypnose scheint zuerst von Erfolg gekrönt. Doch das ändert sich, als Martin erfährt, dass seine Mutter, zu der er schon seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte, verstorben ist. Denn kurz nachdem er in seinem früheren Heimatort angekommen ist, kommt es zu mysteriösen Todesfällen. Die Opfer werden alle zerfetzt aufgefunden, so als hätte sie ein großes, wildes Tier angegriffen. Da sämtliche Tote in irgendeiner Beziehung zu Martin stehen, hält ihn nicht nur der Sheriff für den Täter, sondern auch er selbst ist davon immer mehr überzeugt. Denn die Vorfälle weisen beunruhigende Parallelen zu seinen allnächtlichen Alpträumen auf …


Nach dem doch ziemlich enttäuschenden Film "The Brink" aus dem Jahr 2006 ist "Primitive" erst die zweite Regie-Arbeit von Benjamin Cooper und nach Ansicht des Filmes kann man auch durchaus Verständnis dafür aufbringen, das der gute Mann nicht unbedingt zu den Viel-Filmern zu zählen ist. Fehlt es ihm doch scheinbar am nötigen Talent, eine gänzlich überzeugende Produktion auf den Weg zu bringen, in der einem die offensichtlichen Defizite nicht so extrem ins Auge springen. Dennoch gestaltet sich die vorliegende Geschichte nicht ganz so schlecht, wie viele Kritiken es eventuell vermuten lassen. Man kann das Szenario durchaus als Hommage an die 80er Jahre B-Monsterfilme ansehen, sollte sich dabei jedoch darüber im Klaren sein, das gerade im Bezug auf Ausstattung und Effekte absolute Schmalkost geboten wird, denn ganz augenscheinlich wurde insbesondere für das Monster-Kostüm nicht gerade viel Geld ausgegeben. Andererseits verleiht das dem Ganzen eine unfreiwiliig komische Note, so das man aus der Sicht des Trash-Liebhabers einiges an Sympathie für diesen Film aufbringen kann, der stellenweise wirklich recht kurzweilig unterhalten kann.

Rein inhaltlich bekommt der Zuschauer die schon oft verwendete Jekyll und Hyde Thematik serviert, wobei Benjamin Cooper das eigentliche Thema nur oberflächlich ankratzt. Vielmehr verlässt sich der Regisseur auf eine gelungene-und dichte Grundstimmung, die man dem Werk nun wirklich nicht absprechen kann. Dafür leidet das Geschehen jedoch unter seiner Vorhersehbarkeit, denn schon nach wenigen Minuten weiß man ganz genau, worauf die ganze Chose am Ende hinauslaufen wird. Die Spannung hält sich also in recht überschaubaren Grenzen und daran ändert auch der Aspekt nichts, das es stellenweise atmosphärisch gesehen durchaus stimmig zur Sache geht. Auch das mordende Monster ist oft genug im Bild zu sehen und manchmal fallen die Tötungen seiner Opfer sogar erstaunlich blutig aus, dennoch kann man sich nur schwerlich ein Lachen verkneifen, wenn das zottelige Biest wieder einmal bei der Sache ist.

Zu skurril gestaltet sich der Anblick und man stellt sich ganz unweigerlich die Frage, wie niedrig das Budget des Filmes ausgestattet war, wenn noch nicht einmal genügend Geld vorhanden war, um ein bedrohlich wirkendes Monster auf die Beine zu stellen. Doch auch wenn sich das jetzt alles viel eher sehr negativ anhört, hat mir "Primitive" irgendwie ganz gut gefallen. Zwar handelt es sich ganz bestimmt um keinen Film mit nachhaltiger Wirkung, aber der reine Unterhaltungswert kann sich meiner Meinung nach durchaus sehen lassen. Langeweile kommt jedenfalls nicht auf, denn dafür sorgt schon der streckenweise unfreiwillige Humor, der insbesondere durch groteske Situationskomik zum tragen kommt und manchmal auch durch die etwas hölzern agierenden Darsteller in Erscheinung tritt. Mit etwas mehr Geld und einem talentierteren Regisseur wäre sicherlich weitaus mehr drin gewesen und hier hätte ein richtig guter Genre-Beitrag entstehen können, so aber kann man sich hauptsächlich an den augenscheinlichen Mankos erfreuen.

Man sollte von Beginn an nicht mit der Erwartung an einen richtig ernsten Monsterfilm an die Sache herangehen, denn diese kann "Primitive" definitiv nicht erfüllen. Mit einem gewissen Augenzwinkern und der Vorliebe für unfreiwillig komische Werke kommt man jedoch durchaus auf seine Kosten und wird bestens unterhalten. Mangelndes Talent des Regisseurs wird hier durch etliche Unzulänglichkeiten kompensiert, die dem Betrachter ganz unweigerlich ins Auge springen. So sollte man vor der Sichtung des Werkes auf jeden Fall seinen Verstand ausschalten, denn nur dann kann diese skurrile Story auch wirklich unterhalten.


Fazit:


Die hohe Filmkunst sieht ganz bestimmt vollkommen anders aus, aber dennoch kann man dem grotesken Treiben auch eine ganze Menge Positives abgewinnen. Gehirn ausschalten und eine Vorliebe für den schlechten Geschmack in den Vordergrund rücken sind dabei aber die wichtigsten Voraussetzungen, um dieses Monster-Movie sehenswert erscheinen zu lassen.


5/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Evil Dead
(Evil Dead)
mit Jane Levy, Shiloh Fernandez, Lou Taylor Pucci, Jessica Lucas, Elizabeth Blackmore, Phoenix Connolly, Jim McLarty, Sian Davis, Stephen Butterworth, Karl Willetts, Randal Wilson, Rupert Degas, Bob Dorian
Regie: Fede Alvarez
Drehbuch: Fede Alvarez / Rodo Sayagues / Sam Raimi
Kamera: Aaron Morton
Musik: Roque Baños
SPIO/JK
USA / 2013

Fünf College-Twens ziehen sich in eine entlegene Waldhütte zurück. Dort wollen Eric, Olivia, Natalie und ihr Freund David die Drogensucht seiner Schwester Mia auskurieren. Als Eric im Keller ein uraltes Buch entdeckt und daraus Beschwörungsformeln zitiert, entfesselt er die Hölle auf Erden: Dämonen ergreifen Besitz von der labilen Mia, die daraufhin ihre Freunde attackiert. Von Hochwasser eingeschlossen, kämpft David um das Leben seiner Schwester, während sich die anderen in besessene Tote verwandeln.


Es ist ja schon seit einigen Jahren Gang und Gebe, das fast jedem älteren Horrorfilm eine zeitgemäß aufgepeppte Neuauflage zu teil wird, so das ein Remake des Sam Raimi Klassikers "Tanz der Teufel" fast schon überfällig war. Die Realisierung des Projektes übernahm der eher unbekannte Fede Alvarez, der bisher nur einige Kurzfilme in seiner Vita stehen hat und somit mit "Evil Dead" sein Langfilm-Debüt feiern konnte. Nun ergibt sich für den Zuschauer das kleine Problem, das man die neue Version des Stoffes ganz automatisch mit dem genialen Original vergleicht, das wohl unumstritten zu den absoluten Größen des Genres zu zählen ist. Diesem Vergleich kann die Version von Alvarez dann auch nur bedingt standhalten, wobei man aber der Fairness halber von Beginn an festhalten sollte, das es sich hier um einen sehr guten Horrorfilm handelt. Dennoch kann "Evil Dead" keinesfalls die gleiche Wirkung erzielen, wie es noch bei Raimi's Werk der Fall war, das dem Betrachter seinerzeit insbesondere psychisch stark zusetzen konnte. Diesen Aspekt vermisst man in der Neuauflage leider vollkommen, die zwar in Sachen Härte-und Blutgehalt eine ganze Menge zu bieten hat, den Zuschauer aber dennoch zu keiner Zeit wirklich in ihren Bann ziehen kann. Gerade die jüngere Generation mag das eventuell vollkommen anders sehen, ist die Inszenierung doch mit äußerst viel Tempo ausgestattet und kann zudem auch die Gelüste des geneigten Gorehounds durchaus befriedigen.

Die Defizite des Werkes liegen vielmehr in der Grundstimmung der Geschichte begründet, die zu keiner Zeit die Dichte des Originals erreichen kann. Zwar ist das Szenario herrlich dunkel-und düster gehalten, es will sich jedoch irgendwie nicht diese extrem beklemmende Atmosphäre entfalten, wie man sie aus dem 1981er Film her kennt. Die flüsternden Stimmen der Dämonen und generell die gesamte Geräuschkulisse sind in vorliegendem Film ganz eindeutig weitaus schwächer geraten, so das die Ereignisse eigentlich nie die gewünschte Wirkung erzielen können. Zudem sind es die eher austauschbaren Charaktere zu denen man nie einen wirklichen Bezug aufbauen kann, die das Seh-Vergnügen doch ein wenig trüben. Zwar liefern die Darsteller einen durchaus gelungenen Job ab, allerdings kann niemand von ihnen irgendwelche Sympathie-Punkte beim Betrachter einheimsen. War es im Original doch der charismatische Bruce Campbell, der in der Rolle von Ash einen wahren Kultstatus erlangen konnte, so kristallisiert sich hier keine einzige Person heraus, der man besondere Aufmerksamkeit schenken würde. So ist es dann wohl auch am ehesten zu begründen, das man die Ereignisse einfach hinnimmt und fast teilnahmslos mit ansieht, wie eine Person nach der anderen den Dämonen zum Opfer fällt. Das Szenario lässt einen also eher kalt und es will kein richtiger Funke entstehen, der auf einen überspringen könnte. Diese Stärke des Originals kommt hier überhaupt nicht zur Geltung, was den gesamten Film irgendwie seltsam kalt-und steril erscheinen lässt, was ich persönlich sehr schade finde.

Gelungen sind hingegen die diversen Abänderungen von der Original-Geschichte, wobei sich Alvarez aber weitesgehend an Raimi's Geschichte anlehnt. Einige neue Ansätze tun dem Ganzen gut, wobei man diverse Dinge weitaus näher hätte beleuchten können. So wird beispielsweise eine Menge an Potential bei der Beziehung zwischen Mia und ihrem Bruder David verschenkt, denn das sichtlich angespannte Verhältnis der beiden hätte durchaus einige Minuten mehr Laufzeit verdient gehabt. So aber werden Neuerungen leider nur oberflächlich angekratzt, wozu auch die zu Beginn kurz eingestreute Vorgeschichte zu zählen ist. Insbesondere aus diesem neuen Gesichtspunkt hätte man eine Menge mehr herausholen können, was für die Geschichte insgesamt ganz bestimmt sehr positiv-und interessant gewesen wäre. Doch dafür hat man sich mehr daran orientiert, dem Publikum ein recht blutiges Gemetzel zu präsentieren, was dann letztendlich auch vortrefflich gelungen ist. Doch ehrlich gesagt empfand ich das Original als weitaus härter, auch wenn die damals verwendeten Effekte aus heutiger Sicht eventuell etwas überholt erscheinen. Das Remake enthält insgesamt gesehen sicherlich mehr explizite Gewaldarstellungen, kann jedoch in seiner Gesamtheit keinesfalls die unglaubliche Härte vermitteln, die in der Originalversion durch das entstehende Kopf-Kino so brillant zur Geltung kam.

Letztendlich ist "Evil Dead" ein wirklich gelungener Horrorfilm, den man auch als durchaus würdiges Remake eines der größten Horror-Klassiker ansehen kann. In atmosphärischer Hinsicht muss man jedoch äußerst starke Abstriche in Kauf nehmen, was man sicherlich hätte vermeiden können. Es fehlt ganz einfach das Gefühl der Beklemmung, das Raimi seinerzeit so grandios in den Vordergrund rücken konnte. Etwas gewöhnungsbedürftig erscheint auch das hier gewählte Ende, das sich doch ziemlich von der Original-Story unterscheidet und somit nicht jedem gefallen dürfte. Ansonsten aber bekommt man einen harten-und blutigen Genre-Beitrag serviert, der insbesondere das jüngere Publikum begeistern dürfte. Jede Menge Tempo und etliche derbere Passagen sind aber dennoch kein Ersatz dafür, das hier ein steriler Eindruck zurückbleibt und man die Ereignisse eher teilnahmslos zur Kenntnis nimmt.


Fazit:


Mit "Evil Dead" hat Fede Alvarez ein ansehnliches Langfilm-Debüt präsentiert, das jedoch keinesfalls an die große Klasse des Originals herankommt. Zeitgemäß mit ordentlich Härte garniert hinterlässt das Remake einen überdurchschnittlichen Gesamteindruck, muss sich aber den Vorwurf gefallen lassen, vor allem in atmosphärischer Hinsicht augenscheinliche Defizite aufzuweisen, die man meiner Meinung nach hätte vermeiden können. Wenn man also die Wahl hat, sollte man jederzeit Raimi's Version den Vorzug geben, da dieses in seiner Gesamtheit ganz klar die Nase vorn hat.


7/10
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horror1966
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The Orphan Killer
(The Orphan Killer)
mit Diane Foster, David Backus, Matt Farnsworth, James McCaffrey, John Savage, Karen Young, Charlotte Maier, Spencer List, Dana DeVestern, Margot White, Mike Doyle, Ivan Martin, Karen Olivo, Matthew Arkin
Regie: Matt Farnsworth
Drehbuch: Matt Farnsworth
Kamera: Matt Farnsworth / Aaron Medick
Musik: keine Information
ungeprüft
USA / 2011

Als das Geschwisterpaar Marcus und Audrey Miller durch einen kaltblütigen Mord eines Einbrechers beide Elternteile verlieren, werden sie in das naheliegende Kinderheim gebracht. Das jener Vorfall an den beiden nicht unbeschadet vorrübergegangen ist wird deutlich, als Marcus emotionslos ein anderes gleichaltriges Heimkind mit einem Baseballschläger niederknüppelt. Fortan wird er von den betreuenden Schwestern des Heimes gehasst, gedemütigt und misshandelt. Nachdem Audrey liebevoll von Pflegeeltern aufgenommen wird und behütet heranwächst, bleibt Marcus hasserfüllt im Heim zurück. Jahre später, spürt Marcus seine Schwester auf und meuchelt alles nieder, was sich ihm in den Weg stellt.


Serienkiller mit Maske haben ja bekannterweise eine lange Tradition im Horror-Genre und mit "The Orphan Killer" kommt nun eine neue Gestalt hinzu, die mit geradezu brachialer Gewalt Jagd auf ihre Opfer macht. Genau in diesem Punkt ist aber auch gleichzeitig die Schwäche dieser Independent-Produktion zu suchen, denn reduziert sich der Film von Matt Farnsworth doch fast ausschließlich auf seine etlichen Gewaltdarstellungen und vernachlässigt die Geschichte an sich fast schon sträflich. So sollte man sich auf jeden Fall vor der Ansicht des Werkes die Inhaltsangabe durchlesen, da man ansonsten mit einem phasenweise wirren Szenario konfrontiert wird, das nur an diversen Stellen so etwas wie einen Erzählfluss erkennen lässt. In großen Teilen erscheint einem das Geschehen nämlich eher unstrukturiert und seltsam zerstückelt, die einzelnen Sequenzen hinterlassen nicht selten den Eindruck, das hier mehrere Video-Clips wild aneinandergereiht wurden, so das sich die Ansicht stellenweise sogar fast schon als anstrengend offenbart. Im Prinzip präsentiert sich die Story als eine Aneinanderreihung brutaler Splatter-Gore Passagen, die zugegebenermaßen einem wahren Gemetzel gleichen, was die Gorehounds unter den Zuschauern sicherlich mehr als nur zufriedenstellen wird. Wer jedoch ein wenig mehr von einem Film erwartet wird eher nicht auf seine Kosten kommen, da Farnsworth es vollkommen versäumt hat, den Geschehnissen auch ein wenig inhaltliche Substanz zu verleihen.

Auch einige fast willkürlich eingestreute Rückblenden in die Kindheit der Geschwister können dem Zuschauer die eigentlichen Hintergründe nur sehr oberflächlich näher bringen, konzentriert sich der gesamte Ablauf doch lediglich auf ein wahres Splatter-Gore Spektakel, das extrem derbe und blutig in Szene gesetzt wurde. Ansonsten aber präsentiert sich die äußerst dünne Rahmenhandlung vielmehr als inhaltsloses Vakuum, das jegliche Substanz vermissen lässt. Der Aspekt, das hier eigentlich so gut wie nie ein wirklicher Erzählfluss entstehen will, beeinträchtigt das Seh-Vergnügen für den Betrachter doch merklich und so stellen sich nach einer gewissen Zeit doch richtige Ermüdungserscheinungen ein. Zu monoton und stumpf gestaltet sich die Gewalt-Orgie und es macht sich schon fast so etwas wie die pure Langeweile breit. Hinzu kommt die musikalische Untermalung des Ganzen, denn fast durchgehend werden die Ohren des Zuschauers mit harten Rock-Klängen malträtiert. Zwar erscheinen die Klänge absolut passend, doch die durchgehend harte Musik geht einem mit der Zeit so richtig an die Nerven und verleitet einen fast dazu, sich den Rest des Filmes ohne Ton anzuschauen.

Man sollte "The Orphan Killer" wirklich differenziert bewerten, denn wenn man lediglich auf extrem harte-und blutige Abläufe aus ist denen es fast gänzlich an Sinn mangelt, dann ist man bei dieser Produktion bestens aufgehoben. Stellt man jedoch etwas höhere Ansprüche und erwartet eine Produktion, die auch über eine stimmige Geschichte verfügt, dann sollte man lieber die Finger von diesem Werk lassen. Zu Gute halten muss man Farnsworth jedoch, das er seinen Film mit einer herrlich kruden Grundstimmung versehen hat. Es entfaltet sich innerhalb kürzester Zeit eine wunderbar siffige-und dreckige Atmosphäre, die wiederum absolut perfekt zu den Ereignissen passt. Dafür fehlt es aber an jeglichen Emotionen die beim Betrachter aufkommen könnten, prallt das Geschehen doch eher an einem ab, als das man Mitgefühl für die Opfer des Killers empfinden könnte. Begründet ist dies in erster Linie an den äußerst schwachen Charakter-Zeichnungen, zudem kristallisiert sich auch nicht eine Person heraus, die einem sonderlich sympatisch erscheinen würde. Diese Mankos sind extrem auffällig und werten die gesamte Chose auch nicht gerade auf. So nimmt man die brutalen Abläufe dann auch eher emotionslos hin und erfreut sich lediglich an etlichen recht gut gemachten Effekten, kann dem Werk aber ansonsten nicht sehr viel abgewinnen.

Letztendlich hat mich "The Orphan Killer" doch eher enttäuscht, denn nach einigen überschwänglichen Kritiken im Netz hatte ich mir doch weitaus mehr von dieser Produktion erwartet. Im Bezug auf die Härte wurden die Erwartungen zwar mehr als nur erfüllt, doch leider ist dies meiner Meinung nach längst nicht genug, um von einem wirklich überzeugenden Horrorfilm zu sprechen. Dazu fehlt es dem Film dann doch an allen Ecken und Enden, wobei die äußerst schwache-und dünne Rahmenhandlung ganz eindeutig als größtes Defizit auszumachen ist. Mittelmäßiges Schauspiel der Darsteller und mangelnder Erzählfluss sind weitere Gründe dafür, das man "The Orphan Killer" dann letztendlich eine maximal durchschnittliche Gesamt-Bewertung verpassen kann.


Fazit:


Matt Farnsworth lässt stellenweise durchaus ambitionierte Ansätze erkennen, lässt seine Geschichte aber im Endeffekt in einem Sumpf aus Brutalität-und Blut versinken, anstatt dem Geschehen auch ein wenig inhaltliche Tiefe zu verleihen. Für den geneigten Gorehound offenbart sich hier sicherlich ein wahres Fest, da sich die Ereignisse lediglich auf den Härtegrad reduzieren. Ansonsten jedoch bietet dieses Werk so gut wie gar nichts und versinkt somit in den unendlichen Weiten des Durchschnitts-Bereiches.


5/10
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Blood Money
(Blood Money)
mit Byron J. Brochmann, Alex Castro, Pauline Egan, Jeronimo Garcia, Masson Ge, Nancy Ibarra Grande, Nelson Grande, Shiga Lin, Chia Hui Liu, Zheng Liu, Alana Lowes, Brad McMurray, Jason Neibling
Regie: Gregory McQualter
Drehbuch: Gregory McQualter
Kamera: Dan Macarthur
Musik: keine Information
keine Jugendfreigabe
Australien / 2012

Zhou ist der gefürchtetste Krieger der Shaolin-Dynastie in China. Als seine Eltern ermordet und seine Schwester entführt werden, wendet er sich einem Leben des Verbrechens zu, das ihn beinahe umbringt. Er wird schließlich von der Dragon-Triade angeheuert, um ein Mädchen zu retten, das von Handlangern des kolumbianischen Drogenkartells entführt worden ist, nachdem ein Deal zwischen Kartell und Triade nicht zustande kam. Als Attentäter macht er mit einem Arsenal von High-Tech-Waffen Jagd auf die Führungsriege des Kartells. Doch dann einigen sich Triade und Kartell und aus dem Jäger wird ein Gejagter. Während Zhou noch ums Überleben kämpft, tritt ein Shaolin-Mönch aus seiner Vergangenheit in sein Leben, der es für alle Zeiten verändern wird…


In letzter Zeit trifft man vermehrt auf diverse Regie-Debüts unbekannter Regisseure und mit "Blood Money" bekommt man es dieses Mal mit dem Erstling von Gregory McQualter zu tun, der auch gleichzeitig für das Drehbuch verantwortlich zeichnet. Das Ergebnis präsentiert sich dabei als teilweise hektischer Mix aus Drogen-Thematik und Martial Arts Film, der den Zuschauer zwar nicht gänzlich überzeugen kann, aber doch mit einigen starken Momenten aufwartet. Diese eröffnen sich hauptsächlich in den vorhandenen Fights, die recht gut und ansehnlich in Szene gesetzt wurden, jedoch nicht die Qualität beinhalten, um hier von der Geburt eines neuen Martial Art Stars zu sprechen, so wie es auf der Rückseite des deutschen DVD-Covers angepriesen wird. Zheng Liu legt in der Hauptrolle zwar eine durchaus überzeugende Performance ab, allerdings fehlt es im hauptsächlich am nötigen Charisma, um sich für höhere Aufgaben zu empfehlen.

Dennoch entwickelt sich hier eine ansehnliche Geschichte, die allerdings ein wenig unter dem Aspekt leidet, das es stellenweise zu leichten Verwirrungen beim Zuschauer kommen kann. Die recht oberflächliche Einführung der etlichen Figuren geschieht viel zu schnell, so das man gerade zu Beginn des Szenarios leicht den Überblick verlieren kann. An dieser Stelle sind diverse Defizite des manchmal schwächelnden Drehbuches unübersehbar und McQualter hätte gut daran getan, seine Geschichte in etwas ruhigere Gewässer gleiten zu lassen, stattdessen versucht er aber, mit ständig wechselnden Locations den Betrachter für sich zu gewinnen, was letztendlich aber etwas in die Hose geht, da man zu leicht den Überblick verlieren kann. Der Kampf der verschiedenen Drogen-Kartelle wird zudem auch noch mit diversen Verteiler-Gruppen angereichert, so das man bald schon kaum noch durchblicken kann und die einzelnen Gruppen erst einmal richtig sortieren muss, was gar nicht einmal so leicht fällt.

Die in der Inhaltsangabe angerissene Shaolin-Thematik kommt dabei absolut zu kurz und wird während der Ereignisse auch nur dezent gestreift. Insbesondere diesen Punkt hätte man jedoch weitaus besser hervorheben können, um den Abläufen noch ein wenig mehr Würze zu verleihen. Leider wurde das aber vollends versäumt und man hat sich fast ausschließlich auf die Drogen-Thematik konzentriert, wobei es zwischen den Triaden und den Kolumbianern lediglich darum geht Macht zu demonstrieren, was in diesem Fall auf die typische Macho-Art dargestellt wird. Phasenweise kommt man sich vor wie in einem Hahnenkampf, besonders von kolumbianischer Seite wird dabei keinesfalls mit den üblichen Klischees gegeizt, wie man durchgehend beobachten kann.

So präsentiert sich letztendlich ein Film, der sicherlich nicht durchgehend überzeugen kann, aber doch größtenteils kurzweilige Unterhaltung anbietet, ohne dabei durch inhaltliche Substanz zu glänzen. Einige nett inszenierte Kämpfe und ein ansehnlicher Härtegrad können dabei jedoch nicht gänzlich über die anderen Schwächen hinwegtäuschen. Mit etlichen Klischees versehen siedelt sich "Blood Monkey" im soliden Durchschnittsbereich an, stellt aber keinesfalls einen Film dar, der einen sonderlich nachhaltigen Eindruck hinterlassen kann.


Fazit:


Mit einigen guten Ansätzen versehen gestaltet sich die vorliegende Geschichte mit einem ordentlichen Tempo, was durchaus für eine Menge Kurzweil sorgt. Die ständig erfolgenden und stellenweise hektischen Schauplatz-Wechsel trüben jedoch das Seh-Vergnügen und können gleichzeitig für einige Verwirrungen beim Betrachter sorgen. Dennoch kann "Blood Money" insgesamt gesehen als sehenswerter B-Movie bezeichnet werden, der sich auf jeden Fall für eine einmalige Sichtung anbietet.


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