Kommando Panther - Pierre Chevalier (1984)

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Salvatore Baccaro
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Kommando Panther - Pierre Chevalier (1984)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

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Originaltitel: Panther Squad

Produktionsland: Frankreich/Belgien 1984

Regie: Pierre Chevalier

Darsteller: Sybil Danning, Jack Taylor, Karin Schubert, Antonio Mayans, Donald O'Brien
Abt. Dem Canisius sei Dank…

Eine abenteuerliche Reise hat die DVD-R bereits hinter sich, die mir Canisius freundlicherweise zum Begutachten und Besprechen irgendwann letztes Jahr zur Verfügung gestellt hat, bevor ich sie mir wiederum nun endlich einmal zu Gemüte geführt habe: Versehentlich in einer Spalte meiner Reisetasche versteckt, hat sie einige Stationen in Norditalien zurückgelegt, wo sie mir irgendwann, auf der Suche nach frischer Unterwäsche, in die Hände springt, ich sie dann aber aus den Augen verliere, und schon glaube, sie in einem Bologneser Pensionszimmer für immer verloren zu haben, nur um sie dann wiederzufinden, erneut in irgendwelchen Zellulite-Falten besagter altgedienter Reisetasche, und zwar Monate später, als ich sie mit Sachen fülle, von denen ich glaube, dass ich sie in einer ehemaligen Grenzstadt an der Elbe brauchen könnte. Fast wirkt es, als ob dieser Film mir hat entkommen wollen, oder aber, als ob höhere Mächte mich vor ihm zu bewahren versuchten. Dabei ruft sein Name PANTHER SQUAD und gerade auch der deutsche Titel KOMMANDO PANTHER doch liebgewonnene Erinnerungen an Juwelen der italienischen Kriegsfilmkunst wach: An Gianfranco Parolinis TODESKOMMANDO PANTHERSPRUNG, an Antonio Margheritis KOMMANDO LEOPARD, an Umberto Lenzis KOMMANDO SCHWARZER PANTHER. Allerdings, was Pierre Chevalier (aka Peter Knight) hier auf die schwarzen Raubkatzentatzen stellt, spottet tatsächlich jeder Beschreibung:

1. Ich habe schon seit einer Ewigkeit keinen Film mit einem derart haarsträubenden, sich in sich selbst verknotenden, und blind vor sich hin mäandernden Plot gesehen. Die Prämisse, die nötig ist, damit eine Eliteeinheit aus weiblichen Söldnern unter Vorsitz Sybil Dannings ihre Krallen zeigt, liest sich wahrscheinlich nicht halb so himmelschreiend wie sie in vorliegendem Spektakel präsentiert wird: Die sogenannte „N.O.O.N.“, auch bekannt als „New Organisation of Nation“ – scheinbar ein positiv konnotiertes Äquivalent zur gefürchteten „New World Order“ –, hat es sich zur Aufgabe gemacht, nachdem sie sich bereits offenkundig die Erde untertan gemacht hat, nun auch noch den Weltenraum zu erobern. Hierzu wird ein Raumschiff, bemannt lediglich mit einem einzigen Astronauten, unter den Augen der Weltöffentlichkeit in die Tiefen des Kosmos entsandt. Dumm nur, dass ein radikaler Greenpeace-Ableger namens „Clean Blue“ sabotierend in die Funkverbindung zwischen terraner und extraterrestrischer Ordnung eingreift: Weder gelingt es, Kontakt zum Astronauten herzustellen noch dessen Gefährt zurück zur Erde zu lenken. Hilflos kreist das Schiff um sich selbst immer weiter an die Ränder unseres Sonnensystems. Einen Trumpf hat die „N.O.O.N.“ aber noch im Ärmel: Eine Ersatzpilotin, mindestens genauso versiert in ihrem Metier wie der in Lebensgefahr befindliche Astronaut jenseits des Firmaments. Diese soll nun zur Rettung ihres Kollegen ebenfalls in den Äther gepustet werden. Dumm erneut nur, dass die radikalen Umweltschützer von „Clean Blue“, denen jedweder Weltraummüll ein Dorn im Auge ist, auch hierfür bereits Vorkehrungen getroffen, sprich, die junge Dame in ihre Gewalt gebracht und auf einem Hausboot irgendwo vor der karibischen Küste gefangengesetzt haben. Mit ihrer Freilassung ist erst zu rechnen, wenn „N.O.O.N.“ einknickt, und sämtliche ihrer Weltraummissionen abbläst. Das werden sie nie tun!, versichert unsere Pilotin ihrer Geiselnehmerin Karin Schubert, die darauf nur erwidert: Dann wirst Du eben sehr lange unser Gast sein! Was liegt in dieser verzwickten Situation näher, als die bereits erwähnte Eliteeinheit aus weiblichen Söldnern unter Vorhut Sybil Dannings aufs Schlachtfeld zu rücken, um die Pilotin heil und an einem Stück aus den Fängen von „Clean Blue“ zu befreien. Zu ihrem Equipment gehören die reizenden Körper über alle Maße fetischisierende Lack-und-Leder-Kostüme, Fäuste, die nur in die ungefähre Nähe einer gegnerischen Wange geraten müssen, und schon bricht der Besitzer derselben bewusstlos zusammen, und Jack Taylor als abgehalfterter Agent, der den gesamten Film hauptsächlich sturzbesoffen oder eben auf der Suche nach Alkoholika bestreitet. Trotz dieser, sagen wir, ungünstigen Voraussetzungen stehen unsere in der deutschen Synchronfassung nach Gewürzen benannten „Spice Girls“ schließlich im Finale vor Plot-Entwicklungen, die nicht mehr nur den Himmel, sondern den gesamten Kosmos regelrecht hysterisch anbrüllen: Diktator in spe Antonio Mayans hat sich der „Clean-Blue“-Truppe aus dem unlauteren Zweck bedient, sich selbst zum Herr der Welt ausrufen zu können, und muss gemeinsam mit seiner Privatarmee mittels Laserwaffen bekriegt werden, die alles, was ihr Strahl erwischt, innerhalb von Sekundenbruchteilen vaporisiert. Manche Dinge muss man wohl am eigenen Leib erleben, um sie glauben zu können…

2. Ich habe schon seit einer Ewigkeit keinen Film mehr gesehen, der, obwohl sein Haupt-Cast sich größtenteils aus leicht bekleideten, bis an die Zähne bewaffneten Frauen besteht, und obwohl in ihm alle paar Minuten irgendetwas explodiert, abgefeuert wird, oder jemand unliebsamen Kontakt mit der Schlagkraft einer Pantherin macht, und obwohl er zudem nicht viel länger als siebzig Minuten dauert (abzüglich fünf Minuten, die allein der Vorspann mit einem schlimmen 80er-Pop-Song totschlägt: „She’s though and tender“), letztendlich derart anti-dramaturgisch ausgefallen ist. Die Nahkämpfe erinnern mich an Karateschüler an ihrem ersten Nachmittag: Man traut sich noch nicht, richtig zuzulangen, und wenn einen eine Handkante nur streift, lässt man sich lieber schon zu Boden fallen, um Schlimmeres zu vermeiden. Dass Monsieur Chevalier anderer Ansicht zu sein scheint, beweist nicht zuletzt, dass er einige der „schönsten“ Duelle in Zeitlupe abspielen lässt. En Detail können wir dadurch nachvollziehen: Nein, diese Faust trifft ihr Ziel nicht annähernd. Aber auch ohne derart kontraproduktiven Actionsequenzen kommt die Handlung im Grunde niemals derart in die Gänge, dass ihr Motor mehr als ein klägliches Hüsteln von sich geben würde. Das liegt, meiner Meinung nach, vor allen an der Figurenzeichnung: Sybil Dannings Charakter Ilona, die immerhin den Dreh- und Angelpunkt der wirren Story bildet, ist eine Superheldin aus dem Modellbaukasten. Selbst Superman hat sein Kryptonit, und selbst James Bond wird doch mindestens einmal pro Film von irgendwem k.o. geprügelt, eingesperrt oder mit dem Tode bedroht. Nicht Fräulein Panther und ihre Grazien: Ihre Masche, noch dem bärbeißigsten Gegenüber einfach schöne Augen und ihre Brüste ein wenig nach vorne pressen zu müssen, und schon erliegt er ihrem Charme derart, dass man ihn problemlos zu Boden bringen kann, wirkt zu einhundert Prozent; auch wenn Ilona sich ohne Rückendeckung und unbewaffnet mit drei oder mehr Männer gleichzeitig herumschlagen muss, hat sie innerhalb weniger Handgriffe die Oberhand. Das gilt übrigens auch für Jack Taylors Figur des schnapsseligen Frank. In einer Szene liegt der lesend und saufend am Pool, und entledigt sich eines Heckenschützes, indem er, ohne hinzusehen, einen Schuss in die entsprechende Richtung abgibt. Unsere Helden sind keine Charaktere mit Stärken und Schwächen, mit denen man sich identifizieren könnte, sondern zum Leben erwachte Comic-Figuren, die sich vollends den immer abstrusere und unverständlicheren Drehbuch-Kapriolen angleichen. Nervenkitzel mag deshalb nie aufkommen. Stattdessen starrt man PANTHER SQAUD mit offenem Mund an wie ein besonders „extravagantes“ modernes Kunstwerk, das man nicht unbedingt ästhetisch findet, das einen aber gerade deshalb fasziniert wie ein schlimmer Autounfall.

3. Ich habe schon seit einer Ewigkeit keinen Film gesehen, der derart unbeholfen geschnitten war wie vorliegender. Nehmen wir eine Szene im ersten Drittel, als Ilona Panther und Jack sich mit irgendeinem Informanten in irgendeiner Hafenschenke treffen sollen – und sich natürlich so unauffällig wie möglich geben, indem der eine sich erst einmal mehrere Schnäpse hinter die Binde kippt, und die andere in einem Outfit aufkreuzt, als habe sie eigentlich den Besuch einer Fetischmesse geplant. Der Informant wird ermordet, Danning stellt den Meuchler in einem Raum hinter der Bar, und verwickelt ihn in einen ungleichen Zweikampf. Offenbar haben die Herren im Schnittraum so etwas Ähnliches wie eine spannungsgeladene Parallelmontage auf den Weg bringen wollen – im Endergebnis aber wird der an sich bereits völlig unspektakuläre (und teilweise erneut in Zeitlupe ausgetragene) Zwist zwischen Danning und ihrem Kontrahenten noch zusätzlich dadurch entschleunigt, dass andauernd willkürlich in den Nebenraum geblendet wird, wo ein Latino-Troubadour ein Ständchen intoniert, Jack weiter an der Theke seine Leber ruiniert, und der stark übergewichtige Wirt mit finsteren Blicken um sich wirft. Ebenfalls das Genick bricht der dilettantischen Montage die Verwendung von Stock-Bildern, die gerade in der Exposition in Form von startenden Raumschiffen, seriös dreinschauenden Wissenschaftlern und Aufnahmen des Kosmos inflationär zum Einsatz kommen, und natürlich ebenfalls kein bisschen dabei helfen, vorliegendem Machwerk irgendein Lüftchen an Dynamik einzuhauchen.

Dabei hätte das Ergebnis von PANTHER SQUAD nicht einmal derart desaströs ausfallen müssen. Hätte der Film sich nur ein bisschen weniger ernstgenommen, wäre er nur ein Stückchen mehr der Selbstironie auf die Pelle gerückt, hätte daraus möglicherweise sogar eine veritable Genre-Parodie werden können. Wobei ich mir nicht einmal sicher bin, ob das von Chevalier und seinen Miteitern nicht sogar angesichts der erwähnten Plot-Deformationen und ihrer inszenatorischen Umsetzung intendiert gewesen sein mag. Falls dem so gewesen ist, kann man davon höchstens Spurenelemente erahnen. Nicht dass mich THE PANTHER SQUAD nicht auf eine bestimmte perverse Art unterhalten hätte, aber unterm Strich legt der Film dann doch sehr stark die Attitüde von jemandem an den Tag, der mit schwarzer Sonnenbrille, Kippe und cool-legerer Pose an der Flanke eines halbdemolierten Wartburg lehnt, und versucht, Mädels aufzureißen..
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Canisius
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Re: Kommando Panther - Pierre Chevalier (1984)

Beitrag von Canisius »

Jawoll! Endlich eine Besprechung dieses Eurociné-Female-Mercenary-Kleinods. Echt Wahnsinn, dass so ein Film realisiert wurde. :o Und wie! :shock: Für mich ist "Panther Squad" so etwas wie der She-Wolf unter den Eurotrash-Craptionern. Ein angeknackster She-Wolf wohlgemerkt, dessen Heulen man nach dem Genuss noch länger in den Ohren hat. Ob man will oder nicht. Definitiv ein Werk, das einen spielend schachmatt setzen kann. :mrgreen: :thup:
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Salvatore Baccaro
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Re: Kommando Panther - Pierre Chevalier (1984)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

Ich glaube, ich muss den zeitnah noch einmal schauen. Ich fühle mich immer noch nicht richtig beisammen.
Ob der in der Originalfassung genauso kalauernd ist? Ilona Panther zu ihren Gewürzmädchen, als sie sie in die bereitstehende Mercenary-Kutsche scheucht: Los, ihr Gewürze, rein in den Streuer! :?
Zuletzt geändert von Salvatore Baccaro am Mi 20. Feb 2019, 00:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Reinifilm
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Re: Kommando Panther - Pierre Chevalier (1984)

Beitrag von Reinifilm »

Dem Kampfgigant sei Dank mal in großer Runde gesehen - ein Film, bei dem scheinbar wirklich ALLE komplett besoffen waren. :mrgreen:
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Canisius
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Re: Kommando Panther - Pierre Chevalier (1984)

Beitrag von Canisius »

Reinifilm hat geschrieben:Dem Kampfgigant sei Dank mal in großer Runde gesehen - ein Film, bei dem scheinbar wirklich ALLE komplett besoffen waren. :mrgreen:
Das ist eine mögliche Erklärung, warum der Film so ist, wie er ist. :)
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Salvatore Baccaro
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Re: Kommando Panther - Pierre Chevalier (1984)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

Reinifilm hat geschrieben:Dem Kampfgigant sei Dank mal in großer Runde gesehen - ein Film, bei dem scheinbar wirklich ALLE komplett besoffen waren. :mrgreen:
Meintest Du denn jetzt das Team um Peter Knight herum, oder die Teilnehmer der kampfgigantischen Pantherschau? :?
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Reinifilm
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Re: Kommando Panther - Pierre Chevalier (1984)

Beitrag von Reinifilm »

Salvatore Baccaro hat geschrieben:
Reinifilm hat geschrieben:Dem Kampfgigant sei Dank mal in großer Runde gesehen - ein Film, bei dem scheinbar wirklich ALLE komplett besoffen waren. :mrgreen:
Meintest Du denn jetzt das Team um Peter Knight herum, oder die Teilnehmer der kampfgigantischen Pantherschau? :?
:lol:
In dem Fall beide Teams. :kicher:
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Dick Cockboner
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Re: Kommando Panther - Pierre Chevalier (1984)

Beitrag von Dick Cockboner »

Ob als amüsantes Beiwerk zur Druckbetankung im Freundeskreis (Hallo Reini) oder als Äquivalent zum sauberen Schlüpper (Hallo Salvatore) -
"Kommando Panther" ist Beides zur selben Zeit: Gaudi & Diarrhoe.
Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Cheap cheap cheap!
Sybil Danning pendelt hier lässig zwischen Femme und Butch, Jack Taylor zwischen Juhnke und Liberace...
Ein ganz toller Scheiss-Film! :prost:
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Dr. Monkula
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Re: Kommando Panther - Pierre Chevalier (1984)

Beitrag von Dr. Monkula »

Cheap Cheap Cheap !....aus Rock´n´Roll Highschool

Sybil Danning geht immer !
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Canisius
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Re: Kommando Panther - Pierre Chevalier (1984)

Beitrag von Canisius »

Dick Cockboner hat geschrieben:Ob als amüsantes Beiwerk zur Druckbetankung im Freundeskreis (Hallo Reini) oder als Äquivalent zum sauberen Schlüpper (Hallo Salvatore) -
"Kommando Panther" ist Beides zur selben Zeit: Gaudi & Diarrhoe.
Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Cheap cheap cheap!
Sybil Danning pendelt hier lässig zwischen Femme und Butch, Jack Taylor zwischen Juhnke und Liberace...
Ein ganz toller Scheiss-Film! :prost:
Haha, der angedickte Vergleich gefällt mir besonders! :lol:
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