Das Haus der Verfluchten - Alberto De Martino (1983)
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Re: Das Haus der Verfluchten - Alberto De Martino
Auf den bin ich schon richtig heiß!
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Re: Das Haus der Verfluchten - Alberto De Martino (1983)
Das Haus der Verfluchten
(Seven Hyden Park: la casa maledetta)
mit Christina Nagy, David Warbeck, Carroll Blumenberg, Rossano Brazzi, Andrea Bosic, Loris Loddi, Adriana Giuffrè, Daniela De Carolis, Rodolfo Ruzza, Arthur Webber Jr.
Regie: Alberto De Martino
Drehbuch: Alberto De Martino / Vincenzo Mannino
Kamera: Gianlorenzo Battaglia
Musik: Francesco De Masi
ungeprüft
Italien / 1985
Als Kind wird ihr von einem trügerisch verkleideten Priester die Unschuld geraubt und ein tragischer Unfall passiert... Viele Jahre später sitzt sie noch immer im Rollstuhl. Auf einmal beginnt ein mörderisches Treiben in ihrer Umgebung. Der Priester verschwindet spurlos und auch ihre beste Freundin und einzige Helferin ist bald nicht mehr aufzufinden... Joanna steht kurz vor dem Wahnsinn! Doch was hat ihr neuer Mann alles mit der Geschichte zu tun....und wer ist der Priester mit der blutverschmierten Puppe den sie immer wieder sieht?
Die größte Zeit des italienischen Gialli war schon vorbei, als 1985 dieses Spätwerk von Alberto De Martino (Der Antichrist, Feuerstoß) erschien. In einer gewissen Form ist das dann auch der Geschichte anzumerken, die doch in wesentlichen Teilen vom ansonsten üblichen Strickmuster des beliebten Sub-Genres abweicht. So bekommt der Zuschauer dann auch lediglich in den ersten gut 30 Minuten ein Geschehen geboten, in dem sich anscheinend der gewohnte Story-Aufbau zu erkennen gibt, in dem ein maskierter Mörder sein Unwesen treibt. Der Spannungsaufbau der Ereignisse gestaltet sich dabei sehr gut und es scheint sich einmal mehr um ein Werk zu handeln, in dem die Motive und die Identität des Killers bis kurz vor dem Ende im Dunkeln bleiben. Umso überraschter ist man dann über den Aspekt, das Martino seinen Täter kurz danach demaskiert, was im ersten Moment doch ein ziemlicher Schock für den Betrachter ist, bei dem sich gleichzeitig eine Mischung aus leichter Enttäuschung-und Ernüchterung breit macht. Dieser Zustand verflüchtigt sich aber relativ schnell, denn auch wenn sich die Abläufe von nun an relativ durchschaubar gestalten präsentiert der Regisseur nun an Stelle des üblichen geheimnisvollen Rätselratens ein perfides Katz-und Mausspiel, das sich in erster Linie auf psychischer Ebene zwischen Täter und Opfer abspielt.
Seinen besonderen Reiz bezieht der Film dabei aus dem Gesichtspunkt, das Opfer Joanna an den Rollstuhl gefesselt ist und ihrem Peiniger offensichtlich hilflos ausgeliefert ist. Auch wenn hier bis auf die erste halbe Stunde die großen Überraschungsmomente fehlen, entfaltet "Das Haus der Verfluchten" insbesondere in atmosphärischer Hinsicht eine ungeheure Intensität die sich mit zunehmender Laufzeit auch immer weiter auf einen selbst überträgt. Komischerweise erinnert das Szenario an etlichen Stellen an Lucio Fulci's "New York Ripper", was in erster Linie sicherlich an der Location von New York liegt, in der sich große Teile der Geschichte abspielen. Bestimmte Schauplätze erscheinen einem dabei sogar identisch und wenn ich mich nicht ganz verhört habe, dürften auch Teile der musikalischen Untermalung aus Fulci's Klassiker stammen. Wie dem aber auch sei, trotz wesentlicher Abweichungen von der üblichen Gialli-Schiene präsentiert sich hier ein Szenario, das in seiner Gesamtheit fast durchgehend überzeugen kann und so doch weitaus besser geraten ist als man aufgrund mehrerer Kritiken vermuten konnte. Sicherlich kann sich der Film nicht mit den absoluten Größen dieser Film-Gattung messen, siedelt sich meiner Meinung nach im Endeffekt aber dennoch oberhalb des normalen Durchschnitts an.
Zudem wartet "Das Haus der Verfluchten" mit einigen wirklich blutigen Einstellungen auf, die man doch eher selten in anderen Gialli geboten bekommt. Zwar sind diese keinesfalls im Überfluss vorhanden, doch dafür überraschen die entsprechenden Passagen durch ihre kompromisslose Härte. Gleichzeitig ergibt sich auch durch das sehenswerte Schauspiel der Akteure ein zusätzlicher Pluspunkt für Martino's Werk, wobei hauptsächlich die drei Haupt-Charaktere im Mittelpunkt der Ereignisse stehen. Im letzten Drittel der Geschichte entwickelt sich das Ganze dann sogar in Richtung eines bedrohlichen Kammerspiels, wobei das etwas länger geratene Finale zwischen Täter und Opfer in dem riesigen Haus nahezu perfekt in Szene gesetzt wurde und so gleichzeitig einen absoluten Höhepunkt darstellt. Was sich also nach dem ersten Drittel des Filmes als kurze Enttäuschung entpuppt kommt danach trotzdem ordentlich auf Touren und präsentiert sich so insgesamt als sehr guter Genre-Beitrag, den man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.
Auch wenn "Das Haus der Verfluchten" nicht die übliche Mördersuche beinhaltet und fast gänzlich ohne Überraschungen auskommen muss, handelt es sich dennoch um einen lohnenswerten Film aus der Spätzeit des Gialli. Ähnlichkeiten zu Fulci's "New York Ripper" sind dabei unübersehbar, wobei diese sich keinesfalls auf die Story, sondern lediglich auf Schauplätze und musikalische Untermalung beschränken. In seiner Gesamtheit hat Martino ganz sicher keinen Meilenstein geschaffen, doch gibt es weitaus schlechter unterhaltende Vertreter des Sub-Genres. Gutes Schauspiel, eine interessante Geschichte, blutige Einstellungen und eine größtenteils äußerst bedrohliche Grundstimmung lassen einen dabei recht großzügig darüber hinwegsehen, das Motivlage und Identität des Killers schon frühzeitig gelüftet werden.
Fazit:
Nach einigen doch eher mittelmäßigen Kritiken bin ich letztendlich sehr positiv überrascht, wie gut "Das Haus der Verfluchten" letztendlich funktioniert. Die gelungene Mixtur aus Gialli und Psycho-Thriller wurde extrem stimmig ins Bild gesetzt und mit einigen härteren Einstellungen eindrucksvoll unterstützt. Im Endeffekt bekommt man also einen mehr als soliden Beitrag serviert, an dem man jederzeit seine Freude haben kann.
7,5/10
(Seven Hyden Park: la casa maledetta)
mit Christina Nagy, David Warbeck, Carroll Blumenberg, Rossano Brazzi, Andrea Bosic, Loris Loddi, Adriana Giuffrè, Daniela De Carolis, Rodolfo Ruzza, Arthur Webber Jr.
Regie: Alberto De Martino
Drehbuch: Alberto De Martino / Vincenzo Mannino
Kamera: Gianlorenzo Battaglia
Musik: Francesco De Masi
ungeprüft
Italien / 1985
Als Kind wird ihr von einem trügerisch verkleideten Priester die Unschuld geraubt und ein tragischer Unfall passiert... Viele Jahre später sitzt sie noch immer im Rollstuhl. Auf einmal beginnt ein mörderisches Treiben in ihrer Umgebung. Der Priester verschwindet spurlos und auch ihre beste Freundin und einzige Helferin ist bald nicht mehr aufzufinden... Joanna steht kurz vor dem Wahnsinn! Doch was hat ihr neuer Mann alles mit der Geschichte zu tun....und wer ist der Priester mit der blutverschmierten Puppe den sie immer wieder sieht?
Die größte Zeit des italienischen Gialli war schon vorbei, als 1985 dieses Spätwerk von Alberto De Martino (Der Antichrist, Feuerstoß) erschien. In einer gewissen Form ist das dann auch der Geschichte anzumerken, die doch in wesentlichen Teilen vom ansonsten üblichen Strickmuster des beliebten Sub-Genres abweicht. So bekommt der Zuschauer dann auch lediglich in den ersten gut 30 Minuten ein Geschehen geboten, in dem sich anscheinend der gewohnte Story-Aufbau zu erkennen gibt, in dem ein maskierter Mörder sein Unwesen treibt. Der Spannungsaufbau der Ereignisse gestaltet sich dabei sehr gut und es scheint sich einmal mehr um ein Werk zu handeln, in dem die Motive und die Identität des Killers bis kurz vor dem Ende im Dunkeln bleiben. Umso überraschter ist man dann über den Aspekt, das Martino seinen Täter kurz danach demaskiert, was im ersten Moment doch ein ziemlicher Schock für den Betrachter ist, bei dem sich gleichzeitig eine Mischung aus leichter Enttäuschung-und Ernüchterung breit macht. Dieser Zustand verflüchtigt sich aber relativ schnell, denn auch wenn sich die Abläufe von nun an relativ durchschaubar gestalten präsentiert der Regisseur nun an Stelle des üblichen geheimnisvollen Rätselratens ein perfides Katz-und Mausspiel, das sich in erster Linie auf psychischer Ebene zwischen Täter und Opfer abspielt.
Seinen besonderen Reiz bezieht der Film dabei aus dem Gesichtspunkt, das Opfer Joanna an den Rollstuhl gefesselt ist und ihrem Peiniger offensichtlich hilflos ausgeliefert ist. Auch wenn hier bis auf die erste halbe Stunde die großen Überraschungsmomente fehlen, entfaltet "Das Haus der Verfluchten" insbesondere in atmosphärischer Hinsicht eine ungeheure Intensität die sich mit zunehmender Laufzeit auch immer weiter auf einen selbst überträgt. Komischerweise erinnert das Szenario an etlichen Stellen an Lucio Fulci's "New York Ripper", was in erster Linie sicherlich an der Location von New York liegt, in der sich große Teile der Geschichte abspielen. Bestimmte Schauplätze erscheinen einem dabei sogar identisch und wenn ich mich nicht ganz verhört habe, dürften auch Teile der musikalischen Untermalung aus Fulci's Klassiker stammen. Wie dem aber auch sei, trotz wesentlicher Abweichungen von der üblichen Gialli-Schiene präsentiert sich hier ein Szenario, das in seiner Gesamtheit fast durchgehend überzeugen kann und so doch weitaus besser geraten ist als man aufgrund mehrerer Kritiken vermuten konnte. Sicherlich kann sich der Film nicht mit den absoluten Größen dieser Film-Gattung messen, siedelt sich meiner Meinung nach im Endeffekt aber dennoch oberhalb des normalen Durchschnitts an.
Zudem wartet "Das Haus der Verfluchten" mit einigen wirklich blutigen Einstellungen auf, die man doch eher selten in anderen Gialli geboten bekommt. Zwar sind diese keinesfalls im Überfluss vorhanden, doch dafür überraschen die entsprechenden Passagen durch ihre kompromisslose Härte. Gleichzeitig ergibt sich auch durch das sehenswerte Schauspiel der Akteure ein zusätzlicher Pluspunkt für Martino's Werk, wobei hauptsächlich die drei Haupt-Charaktere im Mittelpunkt der Ereignisse stehen. Im letzten Drittel der Geschichte entwickelt sich das Ganze dann sogar in Richtung eines bedrohlichen Kammerspiels, wobei das etwas länger geratene Finale zwischen Täter und Opfer in dem riesigen Haus nahezu perfekt in Szene gesetzt wurde und so gleichzeitig einen absoluten Höhepunkt darstellt. Was sich also nach dem ersten Drittel des Filmes als kurze Enttäuschung entpuppt kommt danach trotzdem ordentlich auf Touren und präsentiert sich so insgesamt als sehr guter Genre-Beitrag, den man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.
Auch wenn "Das Haus der Verfluchten" nicht die übliche Mördersuche beinhaltet und fast gänzlich ohne Überraschungen auskommen muss, handelt es sich dennoch um einen lohnenswerten Film aus der Spätzeit des Gialli. Ähnlichkeiten zu Fulci's "New York Ripper" sind dabei unübersehbar, wobei diese sich keinesfalls auf die Story, sondern lediglich auf Schauplätze und musikalische Untermalung beschränken. In seiner Gesamtheit hat Martino ganz sicher keinen Meilenstein geschaffen, doch gibt es weitaus schlechter unterhaltende Vertreter des Sub-Genres. Gutes Schauspiel, eine interessante Geschichte, blutige Einstellungen und eine größtenteils äußerst bedrohliche Grundstimmung lassen einen dabei recht großzügig darüber hinwegsehen, das Motivlage und Identität des Killers schon frühzeitig gelüftet werden.
Fazit:
Nach einigen doch eher mittelmäßigen Kritiken bin ich letztendlich sehr positiv überrascht, wie gut "Das Haus der Verfluchten" letztendlich funktioniert. Die gelungene Mixtur aus Gialli und Psycho-Thriller wurde extrem stimmig ins Bild gesetzt und mit einigen härteren Einstellungen eindrucksvoll unterstützt. Im Endeffekt bekommt man also einen mehr als soliden Beitrag serviert, an dem man jederzeit seine Freude haben kann.
7,5/10
Big Brother is watching you
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Re: Das Haus der Verfluchten - Alberto De Martino (1983)
Kein Wunder, wenn schon De Masi am Werk ist. Außerdem gibt es ja in der Manhattan-Szene auch eine abgewandelte Version von "New York One More Day" zu hören.horror1966 hat geschrieben:Ähnlichkeiten zu Fulci's "New York Ripper" sind dabei unübersehbar, wobei diese sich keinesfalls auf die Story, sondern lediglich auf Schauplätze und musikalische Untermalung beschränken.
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Re: Das Haus der Verfluchten - Alberto De Martino (1983)
Erscheint voraussichtlich am 29.04.2016 bei '84 Entertainment in verschiedenen Ausführungen auf Blu-ray und DVD:
Kleine Hartbox, Einzel-DVD
Große Hartbox A, Blu-ray + DVD, limitiert auf 150 Exemplare
Große Hartbox B, Blu-ray + DVD, limitiert auf 150 Exemplare
Große Hartbox C, Blu-ray + DVD, limitiert auf 84 Exemplare
Große Hartbox D, Blu-ray + DVD, limitiert auf 84 Exemplare
Große Hartbox E, Blu-ray + DVD, limitiert auf 84 Exemplare
Kleine Hartbox, Blu-ray + DVD, limitiert auf 250 Exemplare
Extras:
• Soundtrack-CD
• Audiokommentar mit Dr. Marcus Stiglegger
• Deutscher Videotrailer
• Bildergalerie
• Deutscher Videovorspann
• Programmtrailer
Quelle: OFDb-Shop
Kleine Hartbox, Einzel-DVD
Große Hartbox A, Blu-ray + DVD, limitiert auf 150 Exemplare
Große Hartbox B, Blu-ray + DVD, limitiert auf 150 Exemplare
Große Hartbox C, Blu-ray + DVD, limitiert auf 84 Exemplare
Große Hartbox D, Blu-ray + DVD, limitiert auf 84 Exemplare
Große Hartbox E, Blu-ray + DVD, limitiert auf 84 Exemplare
Kleine Hartbox, Blu-ray + DVD, limitiert auf 250 Exemplare
Extras:
• Soundtrack-CD
• Audiokommentar mit Dr. Marcus Stiglegger
• Deutscher Videotrailer
• Bildergalerie
• Deutscher Videovorspann
• Programmtrailer
Quelle: OFDb-Shop
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- Tomaso Montanaro
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Re: Das Haus der Verfluchten - Alberto De Martino (1983)
Einer der letzten klassischen Giallos mit allem, was dazu gehört: Ein Mörder mit schwarzen Handschuhen, ein paar zünftigen Mordszenen usw. Auch technisch und optisch kann man nochmals an die gute alte Zeit anknüpfen. Nur das Drehbuch ist arg zusammengeschustert und hinterlässt den geneigten Zuschauer mit einem zwiespältigen Gefühl.
5/10 Punkten
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- buxtebrawler
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Re: Das Haus der Verfluchten - Alberto De Martino (1983)
„Solche Pfaffen lehne ich ab!“
Eine der letzten Regiearbeiten des Italieners Alberto De Martino („Der Antichrist“) ist der Spät-Giallo „Das Haus der Verfluchten“ aus dem Jahre 1985. Das italienische Genrekino befand sich bereits auf dem absteigenden Ast und im Giallo war eigentlich alles bereits auserzählt worden. Doch De Martino ließ einige zeitgenössische Einflüsse zu und wollte es noch einmal wissen.
„Du wirst nie wieder nach Hause gehen!“
Die junge Joana (Christina Nagy) ist zwar an den Rollstuhl gefesselt, lässt sich von ihrem Handicap jedoch nicht unterkriegen und lebt ein aufgewecktes Leben voller Aktivitäten – vor allem innerhalb ihrer Sportgruppe für Querschnittsgelähmte, wo sie sich in ihren Trainer Craig (David Warbeck, „The Beyond – Über dem Jenseits“) verliebt. Ihre Freundin und Pflegerin Ruth (Caroll Blumenberg), die auf Joanas Zuneigung hoffte, betrachtet diese Entwicklung mit Argwohn. Tatsächlich ist auch Craig Joana sehr zugetan und macht ihr einen Heiratsantrag. Daraufhin tritt Joanas behandelnder Arzt Dr. Sernich (Rossano Brazzi, „Mondo Cane“) an Craig heran und unterrichtet ihn über grausame Ereignisse aus Joanas Kindheit: Sie wurde von einem als Pfarrer verkleideten Kinderschänder missbraucht und fiel auf der Flucht eine Treppe herunter, woher ihre Lähmung rührt. Sie hat dieses Trauma vollständig verdrängt – doch gelangt es wieder in ihr Bewusstsein, riskiert sie, einen Herzinfarkt zu erleiden. Nach der Vermählung mit Craig scheint eben jener Triebtäter immer wieder in Joanas Nähe aufzutauchen und sie zu terrorisieren. Der Grund: Joana ist finanziell nicht schlecht gestellt – und an Übeltäter geraten, die sie in den Wahnsinn bzw. Tod treiben wollen, um sich über ihr Vermögen hermachen zu können…
„Mein psychisches Gleichgewicht ist sehr labil...“
Ein sehr durchästhetisierter Prolog deutet in Zeitlupen Joanas schreckliche Missbrauchserlebnisse an. In der erzählerischen Gegenwart definiert De Martino sodann die Genrezugehörigkeit des Films, indem er in Point-of-View-Perspektive einen heftigen Priestermord durch einen schwarzbehandschuhten Mörder inszeniert. Anschließend wird einem Joana nähergebracht, die irgendetwas im Schaufenster sieht, das sie zu irritieren scheint... Doch das mit dem Priestermord initiierte Whodunit? wird nach der Charakterisierung Joanas überraschend schnell aufgeben und Craig als Mörder enttarnt. Dass es zwei Täter gibt, da Ruth gemeinsame Sache mit Craig macht, bleibt ebenso wenig ein Geheimnis. Diese ungewöhnlich frühe Bekanntgabe von Täter(n) und Motiv führt jedoch kaum zu Spannungsabfall, sondern gibt De Martino die Gelegenheit, sich stärker in Richtung Slasher (das mit subjektiver Kamera gefilmte Erschlagen eines jungen Pfaffen ist nicht von schlechten Eltern), vor allem aber Psycho-Thriller zu orientieren und dabei den Überlebenskampf der querschnittsgelähmten Joana in den Mittelpunkt zu stellen. Der Wissensvorsprung des Publikums schafft Raum für Suspense-Momente.
De Martino und sein Team reizen auch die optischen Möglichkeiten ein gutes Stück weit aus, nicht nur in den Gewaltspitzen: Alpträume werden visualisiert, Spiegelungen in Sonnenbrillen stellen einen schönen grafischen Effekt dar, weitläufige Gebäude werden zu klaustrophobischen Fallen verengt. Die recht krude Handlung erhält nach rund zwei Dritteln eine plötzliche überraschende Wendung und einige genüsslich ausgewalzte Spannungsszenen, was in ein vom Wahnsinn geprägtes Finale mündet, in dem der Terror regiert und ein expressiver Warbeck noch einmal so richtig aufdreht. Dass Joana auf ihren Rollstuhl angewiesen ist, erhöht die Perfidie der Täter und die Diskrepanz zwischen Opfer und Täter beträchtlich, was sich in der Konsequenz positiv auf die Empathieentwicklung zugunsten Joanas auswirkt.
Nein, „Das Haus der Verfluchten“ verfügt über kaum Alleinstellungsmerkmale. Es handelt sich vielmehr um ein Genrefilm-Puzzle, dem immerhin das Kunststück gelingt, trotz früher Aufdeckung seines „Geheimnisses“ spannend und unterhaltsam zu bleiben, wenngleich er dadurch etwas inkonsistent erscheint. Carroll Blumenberg bringt Sex-Appeal ein, Warbeck haut kräftig auf die Kacke und Christina Nagy ist mitleiderregend und wehrhaft zugleich – ein Trio, dem man gern in diesem in Boston und New York spielenden Spät-Giallo aus der zweiten Reihe in tollem Look, mit sehr hörenswerter musikalischer Untermalung Francesco de Masis und mit einigen deftigen Gewalterruptionen angereichert, zusieht. Schade, dass Nagy und Blumenberg nicht in weiteren Produktionen zu sehen waren.
Eine der letzten Regiearbeiten des Italieners Alberto De Martino („Der Antichrist“) ist der Spät-Giallo „Das Haus der Verfluchten“ aus dem Jahre 1985. Das italienische Genrekino befand sich bereits auf dem absteigenden Ast und im Giallo war eigentlich alles bereits auserzählt worden. Doch De Martino ließ einige zeitgenössische Einflüsse zu und wollte es noch einmal wissen.
„Du wirst nie wieder nach Hause gehen!“
Die junge Joana (Christina Nagy) ist zwar an den Rollstuhl gefesselt, lässt sich von ihrem Handicap jedoch nicht unterkriegen und lebt ein aufgewecktes Leben voller Aktivitäten – vor allem innerhalb ihrer Sportgruppe für Querschnittsgelähmte, wo sie sich in ihren Trainer Craig (David Warbeck, „The Beyond – Über dem Jenseits“) verliebt. Ihre Freundin und Pflegerin Ruth (Caroll Blumenberg), die auf Joanas Zuneigung hoffte, betrachtet diese Entwicklung mit Argwohn. Tatsächlich ist auch Craig Joana sehr zugetan und macht ihr einen Heiratsantrag. Daraufhin tritt Joanas behandelnder Arzt Dr. Sernich (Rossano Brazzi, „Mondo Cane“) an Craig heran und unterrichtet ihn über grausame Ereignisse aus Joanas Kindheit: Sie wurde von einem als Pfarrer verkleideten Kinderschänder missbraucht und fiel auf der Flucht eine Treppe herunter, woher ihre Lähmung rührt. Sie hat dieses Trauma vollständig verdrängt – doch gelangt es wieder in ihr Bewusstsein, riskiert sie, einen Herzinfarkt zu erleiden. Nach der Vermählung mit Craig scheint eben jener Triebtäter immer wieder in Joanas Nähe aufzutauchen und sie zu terrorisieren. Der Grund: Joana ist finanziell nicht schlecht gestellt – und an Übeltäter geraten, die sie in den Wahnsinn bzw. Tod treiben wollen, um sich über ihr Vermögen hermachen zu können…
„Mein psychisches Gleichgewicht ist sehr labil...“
Ein sehr durchästhetisierter Prolog deutet in Zeitlupen Joanas schreckliche Missbrauchserlebnisse an. In der erzählerischen Gegenwart definiert De Martino sodann die Genrezugehörigkeit des Films, indem er in Point-of-View-Perspektive einen heftigen Priestermord durch einen schwarzbehandschuhten Mörder inszeniert. Anschließend wird einem Joana nähergebracht, die irgendetwas im Schaufenster sieht, das sie zu irritieren scheint... Doch das mit dem Priestermord initiierte Whodunit? wird nach der Charakterisierung Joanas überraschend schnell aufgeben und Craig als Mörder enttarnt. Dass es zwei Täter gibt, da Ruth gemeinsame Sache mit Craig macht, bleibt ebenso wenig ein Geheimnis. Diese ungewöhnlich frühe Bekanntgabe von Täter(n) und Motiv führt jedoch kaum zu Spannungsabfall, sondern gibt De Martino die Gelegenheit, sich stärker in Richtung Slasher (das mit subjektiver Kamera gefilmte Erschlagen eines jungen Pfaffen ist nicht von schlechten Eltern), vor allem aber Psycho-Thriller zu orientieren und dabei den Überlebenskampf der querschnittsgelähmten Joana in den Mittelpunkt zu stellen. Der Wissensvorsprung des Publikums schafft Raum für Suspense-Momente.
De Martino und sein Team reizen auch die optischen Möglichkeiten ein gutes Stück weit aus, nicht nur in den Gewaltspitzen: Alpträume werden visualisiert, Spiegelungen in Sonnenbrillen stellen einen schönen grafischen Effekt dar, weitläufige Gebäude werden zu klaustrophobischen Fallen verengt. Die recht krude Handlung erhält nach rund zwei Dritteln eine plötzliche überraschende Wendung und einige genüsslich ausgewalzte Spannungsszenen, was in ein vom Wahnsinn geprägtes Finale mündet, in dem der Terror regiert und ein expressiver Warbeck noch einmal so richtig aufdreht. Dass Joana auf ihren Rollstuhl angewiesen ist, erhöht die Perfidie der Täter und die Diskrepanz zwischen Opfer und Täter beträchtlich, was sich in der Konsequenz positiv auf die Empathieentwicklung zugunsten Joanas auswirkt.
Nein, „Das Haus der Verfluchten“ verfügt über kaum Alleinstellungsmerkmale. Es handelt sich vielmehr um ein Genrefilm-Puzzle, dem immerhin das Kunststück gelingt, trotz früher Aufdeckung seines „Geheimnisses“ spannend und unterhaltsam zu bleiben, wenngleich er dadurch etwas inkonsistent erscheint. Carroll Blumenberg bringt Sex-Appeal ein, Warbeck haut kräftig auf die Kacke und Christina Nagy ist mitleiderregend und wehrhaft zugleich – ein Trio, dem man gern in diesem in Boston und New York spielenden Spät-Giallo aus der zweiten Reihe in tollem Look, mit sehr hörenswerter musikalischer Untermalung Francesco de Masis und mit einigen deftigen Gewalterruptionen angereichert, zusieht. Schade, dass Nagy und Blumenberg nicht in weiteren Produktionen zu sehen waren.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Das Haus der Verfluchten - Alberto De Martino (1983)
Erscheint voraussichtlich am 27.01.2023 bei Leonine noch einmal als Blu-ray/DVD-Kombination in verschiedenen Mediabooks sowie auf separater Blu-ray und DVD:
Mediabook Cover A
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Extras:
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Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Das Haus der Verfluchten - Alberto De Martino (1983)
Wen hat man denn da die Cover verschlimmbessern lassen? Anscheinend den Praktikanten.
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Re: Das Haus der Verfluchten - Alberto De Martino (1983)
Erscheint voraussichtlich am 08.11.2024 (DVD) bzw. 15.11.2024 (Blu-ray) bei Tonpool Medien noch einmal innerhalb der "Horror Box" Nr. 16 bzw. 10:
Enthält:
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Das Haus der Verfluchten
Alien - Die Saat des Grauens kehrt zurück
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Das Haus der Verfluchten
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