Der gelbe Teppich - Carlo Lizzani (1982)

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Der gelbe Teppich - Carlo Lizzani (1982)

Beitrag von jogiwan »

Der gelbe Teppich - Carlo Lizzani (1982)

Bild

Originaltitel: La Casa del tappeto giallo

Alternativtitel: House of the yellow carpet

Herstellungsland: Italien, 1982

Regie: Carlo Lizzani

Darsteller: Erland Josephson, Béatrice Romand, Vittorio Mezzogiorno, Milena Vukotic, Corinne Clery, u.a.

Story:

Franka und ihre Ehemann Antonio wollen einen alten gelben Teppich von Frankas Stiefvater verkaufen. Auf die Zeitungsanzeige meldet sich ein mysteriöser alter Herr, der gerade auftaucht als Antonio nicht zu Hause ist. Der ältere Herr entpuppt sich als ein entlassener Sträfling, der auf dem gleichen gelben Teppich seine Ehefrau ermordet hat und sich nun mit Franka in der Wohnung verbarrikadiert.... (Quelle: ofdb)
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jogiwan
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Re: Der gelbe Teppich - Carlo Lizzani (1982)

Beitrag von jogiwan »

Die emotional etwas gebeutelte Franka (Beatrice Romand) und ihr Ehemann Antonio (Vittorio Mezzagiorno) leben in einer Mietwohnung in einer großen Siedlung am Rande einer Stadt. Franka hat von ihrem Stiefvater einen gelben Teppich geerbt, dessen Verkauf die finanziellen Sorgen des Paares beenden soll. Auf eine diesbezügliche Kontaktanzeige meldet sich auch prompt ein älterer Herr, der reges Interesse am Kauf des überdimensionalen Teppichs hat. Als Antonio kurz die Wohnung verlassen muss, da sein Auto abgeschleppt zu werden droht, läutet der mysteriöse Mann (Erland Josephson) und Franka lässt ihn gutgläubig in die Wohnung.

Doch schon wenig später zeigt der ältere Mann seltsame Züge und ehe Franka sich versieht, ist sie gefangene in ihrer eigenen Wohnung. Der Mann gibt sich als entlassener Sträfling aus, der seine Frau ebenfalls auf einem gelben Teppich ermordet hat und auch den Stiefvater von Franka zu kennen scheint. Es entwickelt sich ein brisantes Katz und Maus-Spiel, wobei der ältere Herr stets die Oberhand behält. Immer seltsamere Dinge verlangt der Mann von der eingeschüchterten Franka, die Mühe hat, nicht den Verstand zu verlieren. Doch Franka behält einen klaren Kopf und schafft es, das Messer des Eindringlings in die Hand zu bekommen und ersticht den Mann in ihrem Wohnzimmer.

Doch zu diesem Zeitpunkt ist der Alptraum für die junge Frau noch immer nicht zu Ende. Abermals läutet es an der Tür und eine Frau (Milena Vukotic) begehrt dringen Einlass, da diese auf der Suche nach ihrem Mann ist. Dieser ist Schauspieler und verwandelt die Wohnungen von ahnungslosen Mietern in seine Bühne, in dem er improvisierte Stücke spielt um zu sehen, wie die Menschen reagieren. Doch Franka glaubt kein Wort und setzt die Dame kurze Zeit später vor die Türe. Als sie seltsame Geräusche aus dem Wohnzimmer hört und dieses betritt, wird sie abermals von dem blutüberströmten Mann attackiert und erwacht wenig später in ihrem Bett und alles scheint nur ein böser Traum gewesen zu sein…

Tja, die Erlebnisse unserer werten Franka sind ja wirklich mehr als mysteriös und der Zuschauer wird in dem von Aldo Sellerie´s adaptierten Bühnenstück „Theater zu Hause“ mehrfach auf eine falsche Fährte gelockt. „The House with the yellow carpet“ ist ja eigentlich eine Wohnung und auch der titelgebende Teppich in unserer Lieblingsfarbe spielt eigentlich nur eine untergeordnete Rolle. Dennoch bleibt Carlo Lizzanis Streifen aus dem Jahre 1982 bis zum (bitteren) Ende absolut unberechenbar und unterhält den Italo-erfahrenen Zuschauer mit hübschen und vor allem sehr überraschenden Wendungen, die man kaum erahnen kann.

Wie der ruhig-inszenierte, aber dennoch durchaus spannende Streifen ausgeht, wird ja natürlich nicht verhalten und im letzten Drittel nimmt der Streifen ja auch nochmals eine vollkommen unerwartete Richtung, die man so wohl kaum erahnen würde. Warum der Streifen auf der OFDB jedenfalls zwei sehr schlechte Bewertungen erhalten hat, ist jedenfalls nach meiner Sichtung nicht ganz zu verstehen. Sicherlich ist der Kammerspiel-artige Film trotz Gialloesker Momente ja auch eher ein ruhiges und exzentrisches Psychodrama und auch sleazige Momente und blutige Gewalt halten sich eher in dem Hintergrund, dennoch ist Lizzanis „Der gelbe Teppich“ durchaus kurzweilig ausgefallen.

„The House oft he yellow carpet“ ist dann aber auch vollkommen auf seine vier Darsteller zugeschnitten. Den schwedischen Schauspieler Erlend Josephson kennt der Zuschauer ja aus zahlreichen Werken von Ingmar Bergman und auch hier liefert der Theater-erprobte Schauspieler eine bravouröse Leistung als undurchschaubarer Eindringling ab. Auch die mir bislang unbekannt Beatrice Romand überzeugt als gebeutelte Franka, die eigentlich gar nicht mehr weiß, wie ihr geschieht. Auch bei den restlichen beiden Darstellern gibt es wenig zu meckern und auch die solide Inszenierung, der man ihr niedriges Budget jedoch stets ansieht und die Musik von Stelvio Cipriani , tragen zum Gelingen des ungewöhnlichen Filmes bei.

Unterm Strich bleibt ein solides Drama, irgendwo zwischen Thriller, Giallo Drama und Mystery, dass den aufgeschlossenen Zuschauer durchaus gefallen wird und bei dem es abermals verwundert, dass er den offiziellen Weg auf Silberling noch nicht geschafft hat. Carlo Lizzani´s Werk ist jedenfalls trotz gegenteiliger Stimmen als durchaus gelungen zu werden und sollte mit guten Darstellern und ungewöhnlicher Geschichte ja auch in keiner gepflegten Sammlung fehlen. Auch wenn er Mainstream-Zuschauern vermutlich zu konstruiert und Low-Budget sein wird, so hat mir „Der gelbe Teppich“ auch dank der eindrucksvollen Leistungen von Erlend Josephson und Beatrice Romand durchaus gut gefallen: 7/10 Punkten bzw. ungewöhnlich gesetzten Spritzen…
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Nello Pazzafini
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Re: Der gelbe Teppich - Carlo Lizzani (1982)

Beitrag von Nello Pazzafini »

endlich auch gesichtet, naja, man kann alles schöner reden als es ist, die Geschichte klingt ja gelesen recht spannend aber die Umsetzung war äusserst langweilig, das hat sich alles gezogen wie Pizzakäse.... :D
Die Schauspieler geben sich auch relativ mühe aber aus einem langweiligen Kammerspiel wird nun mal ein langweiliges Kammerspiel. 1x und nie mehr wieda!
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luca canali
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Re: Der gelbe Teppich - Carlo Lizzani (1982)

Beitrag von luca canali »

Ja, hab ich auch ähnlich empfunden, hab den eher gesehen, um eine Lücke in meinem Giallo- know-them-all zu schließen. Recht lahmes Teil dass man (sehr) schnell vergisst. Hab auch "nur" die engl. Synchro gesichtet (...ihr wollt mir doch nicht erzählen, ihr habt den in deutsch gesehen, oder ?). Eher 5,5 / 10
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jogiwan
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Re: Der gelbe Teppich - Carlo Lizzani (1982)

Beitrag von jogiwan »

Hui, da hat sich ja ein falsches Bild eingeschmuggelt... Aber ich fand den ganz stimmig - zwar schon etwas Low-Budget, aber durchaus okay! Ich kenn aber auch nur die englische Fassung...
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jogiwan
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Re: Der gelbe Teppich - Carlo Lizzani (1982)

Beitrag von jogiwan »

Dieser unbekannte Giallo kommt demnächst von Pidax - allerdings nur auf DVD

gelbeteppich.jpg
gelbeteppich.jpg (129 KiB) 222 mal betrachtet
Spannender Gruselkrimi vom Drehbuchautor von „Das Geheimnis des gelben Grabes“

Franca und Antonio sind in einen riesigen Wohnblock gezogen. Dort haben sie für den großen gelben Teppich, der ein Geschenk von Francas Stiefvater war, keinen Platz mehr. Das Pärchen beschließt, das Stück zu verkaufen. Als Antonio fort ist, meldet sich ein mysteriöser Interessent dafür. Anna lässt ihn in die Wohnung und stürzt sich damit in einen Albtraum. Der Mann nennt sich Achille Cimatti und erklärt, dass er auf dem gelben Teppich seine Frau aus Eifersucht ermordet hat. Achille scheint ein Psychopath zu sein. In der kleinen, dunklen Wohnung kommt es zu einem schrecklichen Duell, das fatal endet ...

Hintergrundinformationen:
Carlo Lizzanis Psychothriller basiert auf einem Theaterstück von Aldo Selleri, das Lucio Battistrada („Das Geheimnis des gelben Grabes“) für die Leinwand adaptierte. In der Hauptrolle agiert Erland Josephson, der durch seine Filme mit Ingmar Bergmann bekannt wurde. In weiteren Rollen sind Béatrice Romand („Graf Yoster gibt sich die Ehre“), Vittorio Mezzogiorno („Allein gegen die Mafia“) und Milena Vukotic (sie spielte die Tanzlehrerin in der ZDF-Kultserie „Anna“) zu sehen. Der Gruselkrimi hatte seine Premiere in Cannes sowie beim MystFest in Cattolica, wo er 1983 als Bester Film nominiert war.

HANS SCHAFFNER PRÄSENTIERT „Der gelbe Teppich“ MIT Erland Josephson, Béatrice Romand, Vittorio Mezzogiorno, Milena Vukotic

Drehbuch: Filiberto Bandini, Lucio Battistrada
nach dem Theaterstück von Aldo Selleri
Kamera: Giuliano Giustini
Schnitt: Angela Cipriani
Musik: Stelvio Cipriani
Bauten: Livia Borgognoni
Produzenten: Filiberto Bandini, Renzo Rossellini
Regie: Carlo Lizzani
quelle: pidax.de
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Arkadin
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Re: Der gelbe Teppich - Carlo Lizzani (1982)

Beitrag von Arkadin »

Hui... Lizzani! Auch wenn die Kritiken hier 1:2 gegen den "Gelben Teppich", den ich nicht kenne, sprechen - von Lizzani habe ich bislang nichts schlechtes gesehen. Eher im Gegenteil. Ich sehe gerade, dass Lizzani bis 2011 Filme gedreht hat und tatsächlich die Zeit nach ab den 80ern seine quantitativ produktivste war. Ob die wohl an die Meisterwerke aus den 60ern und 70ern anschließen kann? Bin sehr neugierig und werden den Film mal auf die Wunschliste setzen.
Früher war mehr Lametta
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Re: Der gelbe Teppich - Carlo Lizzani (1982)

Beitrag von Pippolino »

jogiwan hat geschrieben: Mo 22. Jan 2024, 18:24 Dieser unbekannte Giallo kommt demnächst von Pidax - allerdings nur auf DVD
Ist dies ihr erster Giallo?
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buxtebrawler
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Re: Der gelbe Teppich - Carlo Lizzani (1982)

Beitrag von buxtebrawler »

Pippolino hat geschrieben: Di 23. Jan 2024, 23:10 Ist dies ihr erster Giallo?
Nope: :arrow: https://www.ofdb.de/fassung/4989,465939 ... en-Grabes/
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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