Die Bestie mit dem feurigen Atem - Riccardo Freda (1971)

Bava, Argento, Martino & Co.: Schwarze Handschuhe, Skalpelle & Thrills

Moderator: jogiwan

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Blap
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Re: Die Bestie mit dem feurigen Atem - Riccardo Freda (1971)

Beitrag von Blap »

Der Streifen ist bekanntlich von Arrow auf Blu-ray verfügbar. Gibt es Gerüchte oder gar Ankündigungen, ob sich ein einheimisches Label um eine Veröffentlichung bemüht?
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Onkel Joe
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Re: Die Bestie mit dem feurigen Atem - Riccardo Freda (1971)

Beitrag von Onkel Joe »

Blap hat geschrieben:Der Streifen ist bekanntlich von Arrow auf Blu-ray verfügbar. Gibt es Gerüchte oder gar Ankündigungen, ob sich ein einheimisches Label um eine Veröffentlichung bemüht?
Nope da ist momentan niemand dran, wohl auch weil die deutsche Synchro nie bezahlt wurde ;) :lol:.
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
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Blap
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Re: Die Bestie mit dem feurigen Atem - Riccardo Freda (1971)

Beitrag von Blap »

Onkel Joe hat geschrieben:
Blap hat geschrieben:Der Streifen ist bekanntlich von Arrow auf Blu-ray verfügbar. Gibt es Gerüchte oder gar Ankündigungen, ob sich ein einheimisches Label um eine Veröffentlichung bemüht?
Nope da ist momentan niemand dran, wohl auch weil die deutsche Synchro nie bezahlt wurde ;) :lol:.
Danke für die Info, werter Onkel. Dann werde ich mir die Arrow Scheibe beschaffen.
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Maulwurf
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Re: Die Bestie mit dem feurigen Atem - Riccardo Freda (1971)

Beitrag von Maulwurf »

Die Bestie mit dem feurigen Atem
L'iguana dalla lingua di fuoco
Deutschland/Frankreich/Italien 1971
Regie: Muscha
Luigi Pistilli, Dagmar Lassander, Anton Diffring, Arthur O'Sullivan, Werner Pochath, Dominique Boschero, Renato Romano, Sergio Doria, Ruth Durley, Valentina Cortese


The iguana with the tongue of fire.jpg
The iguana with the tongue of fire.jpg (138.03 KiB) 558 mal betrachtet
OFDB
Italo-Cinema.de

Als der Chauffeur den Kofferraum der Botschafterlimousine öffnet, liegt darin - eine entstellte Frauenleiche. Der Botschafter verhält sich der Polizei gegenüber zwar durchaus entgegenkommend, ist aber nichtsdestotrotz ein Botschafter, und damit quasi fremdes Staatseigentum. Inspektor Lawrence muss also zur Aufklärung dieses Mordfalles zu ungewöhnlichen Methoden greifen, und seine ungewöhnliche Methode heißt Norton. Inspektor Norton, genannt „Der Henker“. Norton versucht erstmal, Zugang zur Familie des Botschafters zu bekommen, indem er mit der Tochter des Botschafters ins Bett geht und ungehemmt mit der Ehefrau flirtet. Aber er kann nicht verhindern, dass die Mitglieder der Familie eines nach dem anderen grauenhaften Säureattentats zum Opfer fallen. Und dann konzentriert sich der Mörder auch noch auf die Familie von Norton …

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Der rote Hering mit dem feurigen Atem. Die Menge an roten Heringen ist riesig, und ich hatte selten so wenig Ahnung, wer denn letztendlich der Mörder sein mag. Was sehr wohl als Kompliment zu versehen ist, handelt es sich bei BESTIE schließlich um einen archetypischen Whodunit-Giallo, mit vielen Zutaten die ein Giallo aus dieser Zeit so benötigt: Ein Mörder mit schwarzen Handschuhen, grausige Morde, sinistere Atmosphäre, … OK, der Ermittler ist dieses Mal keine Privatperson und steht nicht selber unter Verdacht, die nackten Damen sind recht selten, und das ganze spielt nicht unter der warmen Sonne Italiens sondern im kalten Nieselregen Dublins (was auch erklären könnte, warum die Frauen so standhaft angezogen bleiben. Bis auf Dagmar Lassander, aber als Deutsche ist sie dieses Klima natürlich eher gewohnt …). Die Charaktere sind durch die Bank merkwürdig und haben auch alle irgendwie Dreck am Stecken, oder zumindest tun sie so als ob, wodurch generell eine kühle und bedrückte Stimmung aufgebaut wird, in der sich die düstere Story um den Mörder mit der Vitriolflasche unaufhaltbar entfalten und verästeln kann.

Dabei ist viel den erstklassig gecasteten Schauspielern zu verdanken, allen voran Anton Diffring als arroganter Diplomat Sobieski, der genau weiß, dass ihm niemand etwas kann. Und ja, gegen Ende des Films merkt er, dass auch das Gegenteil zutreffen mag. Dann natürlich Luigi Pistilli als Ermittler Norton. Raubeinig und hemdsärmelig prügelt er sich bis in die Auflösung dieses Rätsels, und sein Holzfällercharme ist genau das, was BESTIE vom Mittelmaß abhebt: Pistillis Natürlichkeit und Erdung bieten das perfekte Gegenstück zum distinguiert-abgehobenen Diffring. Zwei entgegengesetzte Pole von Männlichkeit, die sich mit einem gesunden gegenseitigen Misstrauen umschleichen, ergänzt vom trocken-biederen Arthur O’Sullivan als Inspektor, der seine Fragen wie ein Heckenschütze aus dem Hinterhalt abfeuert, dabei aber niemals die Fasson verliert.
Bei den Frauen natürlich die wundervolle Valentina Cortese, welche die Ehe mit Sobieski nur erträgt, weil sie sich dem regelmäßigen Genuss von Marihuanazigaretten hingibt, und weil die jetzige Situation immer noch erheblich besser ist als diejenige, in der Sobieski sie damals aufgelesen hat. Und, ganz wichtig, die Filmtochter Dagmar Lassander, die unabhängig von der Familie ihre völlig eigenen Wege geht. Sowohl in der Wahl der Männerbekanntschaften wie auch der Aufenthaltsorte ist ihre Helen modern und lässt sich von niemandem etwas vorschreiben. Eine Diplomatentochter mit Hang zur Straße. Ganz die (Stief-)Mama …

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Aber auch die Nebenfiguren sind hinreißend gezeichnet: Nortons krimilesende Mutter, die nur gut hört wenn sie ihre Brille aufhat. Der Chauffeur mit der Sehschwäche. Der ausgesprochen skurrile Arzt, der mit seiner drolligen Art die Figur eines Dr. Brinkmann aus DER WIXXER vorwegnimmt („Der Mörder muss ein Experte sein. So wie ich!“). Oder vielleicht auch eines Professors Boerne aus den Münster-TATORTs, je nachdem wie man das sehen mag. Nur Werner Pochath hätte gerne mehr Screentime haben dürfen. Auf der anderen Seite: Mit Halbglatze schaut Pochath fast aus wie Ralf Wolter …

Dazu ein ohrenschmeichelnder Score von Stelvio Cipriani, eine unauffällige Kameraführung von Silvano Ippoliti, und was dann am Ende herauskommt mag vielleicht kein Highlight des Giallogenre sein, aber es unterhält enorm. Das Einzige, was man dem Film vorwerfen kann, und woran ich Freda mittlerweile auch erkenne, ist sein fehlendes Gefühl für gute Special Effects. Bereits der erste Mord erweckt schlimme Erinnerungen an den Autounfall in DAS GESICHT IM DUNKELN oder die Axtattacke in MURDER OBSESSION. Aber gut, da muss man einfach drüber stehen. Der Rest passt schließlich und stellt einen erstklassig besetzten Giallo aus der zweiten Reihe dar, der seinen geringen Bekanntheitsgrad und den schlechten Ruf überhaupt nicht verdient hat …

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7/10
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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FarfallaInsanguinata
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Re: Die Bestie mit dem feurigen Atem - Riccardo Freda (1971)

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Ich bin ja momentan dabei, meine DVD-Altbestände abzutragen, so kam es heute zur ersten Ansicht der "NEW"-Erstauflage, die ich bereits vor einigen Jahren gebraucht erstanden hatte.
Alles wichtige wurde von meinen Vorrednern bereits erwähnt. Alle Giallo-Zutaten vorhanden, Geschichte unrund, Effekte schlecht, trotzdem nicht ohne Charme. Positive Überraschung für mich neben der tollen Musik die erstaunlich gelungene Synchronisation, die sogar recht authentisch zeitgemäß klingt.
Für Fans und Sammler durchaus eine Sichtung wert, nur, warum die Tochter des Inspektors zum Musikhören bis auf ihr Höschen unbekleidet sein musste, hat sich mir nicht logisch erschlossen. :lol: Mittelmaß!

6/10
Diktatur der Toleranz
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karlAbundzu
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Re: Die Bestie mit dem feurigen Atem - Riccardo Freda (1971)

Beitrag von karlAbundzu »

Die Bestie mit dem feurigen Atem (1971) DVD
Regie Riccardo Freda
Im Umfeld der Schweizer Botschaftsfamilie in Dublin passieren grausame Morde. Der unorthodoxe Inspektor Norton ermittelt.
Schwarze Handschuhe, Rasiermesser explizit in Kehlen, Zutaten eines Giallos, aber durch das Millieu auch ein bisschen Wallace und vor allem auch Whodunit. Obwohl der Täter im Endeffekt der ist, der übrig bleibt.
Ein toller Cast. Viel Screentime bekommt erfreulicherweise Dagmar Lassander, die sich auch entblättert. Luigi Pistelli gibt überzeugend den traumatisierten und zur Gewalt neigenden Inspektor, der sich auch entblättert. Auch die Spieler in den Nebenrollen sind gut, und die Charaktere sind auch gut ausgestaltet. Ordentliche Kamera und Regie dazu, einen hübschen Soundtrack von Cipriani, passt alles. Leider ist das Buch/ die Story ein wenig inspiriert, sonst hätten wir wohl einen Knaller, so haben wir einen angenehmen gialloartigen Krimi.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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CamperVan.Helsing
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Re: Die Bestie mit dem feurigen Atem - Riccardo Freda (1971)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Maulwurf hat geschrieben: Sa 20. Mär 2021, 06:22
Die Bestie mit dem feurigen Atem
L'iguana dalla lingua di fuoco
Deutschland/Frankreich/Italien 1971
Regie: Muscha
:???:
The more I see
The less I know
About all the things I thought were wrong or right
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jogiwan
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Re: Die Bestie mit dem feurigen Atem - Riccardo Freda (1971)

Beitrag von jogiwan »

Muscha erst noch schauen, ob das auch so passt! :nick:
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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Captain Blitz
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Re: Die Bestie mit dem feurigen Atem - Riccardo Freda (1971)

Beitrag von Captain Blitz »

Soll der nicht von Koch/Plaion die Tage in HD kommen?
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karlAbundzu
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Re: Die Bestie mit dem feurigen Atem - Riccardo Freda (1971)

Beitrag von karlAbundzu »

jogiwan hat geschrieben: Mo 19. Dez 2022, 16:58 Muscha erst noch schauen, ob das auch so passt! :nick:
Als Freda gefragt wurde, ob er den drehen will, dachte er: Muscha, brauche die Kohle.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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