Handlung:
Die Tanzgruppe von Mrs. Candice Norman lebt glücklich tanzend dahin. Doch eines Tages ruft die Casting-Agentur für „Flashdance“ an und meint, sie würden nicht die ganze Truppe, sondern nur die drei besten von ihnen brauchen. Unter den Tänzerinnen bricht also ein Konkurrenzkampf aus und schon bald findet sich die erste Leiche, denn einer aus dem Tanzstudio ist ein Maniac, Maniac, that is sure and he’s killing like he’s never killed before…
Kritik:
Einer der Hauptkritikpunkte, die sich dieser Film meist anhören muss, sind die Dutzenden ausgedehnten Tanzszenen, besonders in der ersten Hälfte. Tanzszenen an sich sind allerdings nichts schlechtes, sofern sie nicht amateurhaft in Szene gesetzt sind, und ehrlich gesagt, die Tanzsequenzen in „Murder Rock“ sind wundervoll photographiert! Die rhythmische Art wie sie geschnitten sind, die aussagekräftigen Großaufnahmen, all das hätte im Repertoire des Regisseurs eher „Flashdance“ oder „Saturday Night Fever“ und weniger „New York Ripper“ vermuten lassen. Sicher, man erwartet in einem Giallo keine minutenlangen Hüftschwingereien, doch gerade diese Szenen hat Fulci so gekonnt eingefasst, dass ich sie eher als Pluspunkt betrachten würde.
Selbst der 80er Jahre Disco Musik konnte ich was abgewinnen. In den spannenderen Szenen wirkten diese Klänge meines Erachtens sogar wesentlich stimmiger als der Heavy-Metal-Trip auf dem sich Argento Mitte der 80er befand.
Die Story selbst ist nett und behält mein Interesse, die Auflösung hat mir, auch wenn ich sie teilweise vorrausgesehen habe, besonders gut gefallen und Fulci inszeniert das Ganze wieder äußerst gekonnt. In Sachen Beleuchtung spielt er sich ein wenig damit den Hintergrund besonders dunkel zu lassen, den Vordergrund aber besonders Hell zu beleuchten, wie es für die Zeit recht typisch war. Auch was die Kamerapositionierung betrifft hat sein Genie verglichen mit seinen Werken aus den frühen 80ern nur wenig nachgelassen, wodurch wir einige äußerst nervenzerreißende Szenen bekommen. Da verzeiht man gerne die eine oder andere Ungereimtheit im Skript oder die hier und da etwas abfallende Spannung.
Schade nur, dass es keine richtige Hauptfigur gibt, die uns durch den Film begleitet. Cosimo Cinieri schafft es als Commissario Tränensack zwar recht viel Spaß zu machen und den harten Cop raushängen zu lassen, und das obwohl er aussieht wie Herbert Loms Alkoholleiche, aber wir erfahren über ihn persönlich zu wenig, als dass er dem Publikum als Protagonist dienen könnte. Olga Karlatos Rolle bietet sich durch ihre häufige Anwesenheit zwar auch als Hauptfigur an, aber sie besitzt zu wenige positive Charakterzüge um eine Vertrauensperson des Publikums sein zu können. Dass es mit dem Rest der Tänzergruppe nicht besser steht, sollte spätestens dann klar sein, als Commissario Tränensack sie „ein Haus voll böser Leute“ nennt. Der Freund des ersten Opfers hätte in meinen Augen eine halbwegs brauchbare Identifikationsfigur abgegeben, aber das Drehbuch entschied sich dann doch ihn nach der ersten halben Stunde verschwinden zu lassen.
Obwohl es keinen richtigen Protagonisten gibt, kann man sich über die schauspielerischen Leistungen keinesfalls beschweren. Cinieri und Karlatos leisten hervorragende Jobs, Claudio Cassinelli und Ray, die olle Liebeslocke, sind auch mit von der Partie, sämtliche Tänzerinnen sind zumindest in dem Gebiet begabte Bewegungskünstler und in einer Szene wuselt sogar Al Cliver im Hintergrund herum – super!

(Und das brachte ihn sogar auf dem DVD-Cover nach Cassinelli den zweiten Platz in der Darstellerliste ein

).
Fazit: Auch wenn „Murder Rock“ in Sachen durchgehende Spannung und guter Protagonist nicht an Fulcis andere Meisterwerke herankommt, so überzeigt er doch mit einer schön beleuchteten Giallo-Atmosphäre und einigen exzellent abgelichteten Tanzszenen. Auch wenn das eine nicht ganz zu dem anderen passt, muss zugegeben werden, dass beides für sich allein betrachtet spitzenmäßig inszeniert wurde. 7/10