The red headed Corpse - Renzo Russo (1971)

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jogiwan
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The red headed Corpse - Renzo Russo (1971)

Beitrag von jogiwan »

La rossa dalla pelle che scotta - Renzo Russo (1971)

Bild

Originaltitel: La rossa dalla pelle che scotta

Alternativtitel: the red headed corpse / The sensuous doll / Sweet spirits

Herstellungsland: Italien, 1971

Regie: Renzo Russo

Darsteller: Farley Granger, Erika Blanc, Krista Nell, Ivana Novak, u.a.

Story:

In einer Bar wird John Ward (Farley Granger) von einer fremden rothaarigen Frau (Ivana Novak) angesprochen, ob er nicht Lust hätte mit Ihr ins Bett zu gehen. Er lehnt zunächst Ihr Angebot ab, da Sie aber hartnäckig bleibt und keine Gegenleistung verlangt geht er mit Ihr aufs Zimmer. Als Sie erfährt, daß Er Maler ist bietet Sie sich als Nacktmodel an. John ist inzwischen mit seinen Gedanken bei einer anderen rothaarigen Frau (Erika Blanc), die vor sehr langer Zeit sein Nacktmodel und Geliebte war. Die lebenshungrige Frau verschwand eines Tages spurlos... (Quelle: ofdb)
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jogiwan
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Re: The red headed Corpse - Renzo Russo (1971)

Beitrag von jogiwan »

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Ein Mann namens Gonzales (Venantino Venantini) erzählt auf einem Polizeirevier in Istanbul den Beamten eine seltsame Geschichte. Seine Freundin (Erika Blanc), mit der er zusammenleben wollte ist seit Tagen verschwunden. Doch Namen kann er keinen nennen und auch sonst weiß Gonzales recht wenig von seiner ominösen Freundin. Nur dass diese zuletzt mit dem abgehalfterten Maler John (Farley Granger) zusammengelebt haben soll, der dem Alkohol sehr zugewandt ist, zurückgezogen lebt, in einer Schaffenskrise steckt und sowieso von Haus aus etwas seltsam ist. Doch Gonzales lässt nicht locker und ist sogar in John Haus eingebrochen um nach Hinweisen über den Verbleib seiner Geliebten zu suchen.

Kurze Zeit später trifft John in der Nähe seines Hauses auf eine Gruppe zugekiffter Hippies, die sich vergnügen. Einer der Leute schenkt John eine abgehalfterte Schaufensterpuppe. John nimmt diese mit nach Hause und richtet die zugerichtete Puppe wieder her. Noch am selben Abend erwacht diese wie durch ein Wunder zu leben und ist dem Künstler eine treue, wenn auch stumme Gefährtin. Doch mit der Verwandlung erinnert sich John auch an vergangene Tage, wo er ebenfalls glücklich mit einer Frau in seinem abgelegenen Haus wohnte. Eine Frau, die ihm als Muse diente, zu künstlerischen Erfolgen verhalf und diese letztendlich auch mit ihrem Verhalten wieder zerstörte…
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Achtung! Im nächsten Absatz wird heftigst gespoilert!!!
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Jedenfalls wird durch die geschenkte Schaufensterpuppe in dem Künstler etwas ausgelöst, dass ihn an eine Frau erinnern lässt, mit der er zusammenlebt hat und die ihn inspiriert, auch wirtschaftlich-erfolgreiche Akte der schönen Frau zu malen. Doch die etwas vernachlässigte Dame sucht sich aber schon bald andere Männer und provoziert den Maler immer mehr, in dem Wissen, dass dieser von ihr abhängig ist. Doch eines Tages geht sie zu weit und plant mit einem Nebenbuhler abzuhauen und den Maler endgültig zu verlassen. Als dieser davon erfährt, ermordet er die junge Frau. Doch in dem Grab ist wenig später wieder die Puppe und alles scheint darauf zu deuten, dass sich alles nur im Bewusstsein des psychisch gestörten Mannes abgespielt hat.

Die Geschichte ist also Geschmacksache, aber der Inszenierung gibt es hingegen wenig zu meckern. Der Film hat Istanbul als Handlungsort und die Schönheiten der Stadt sind mehrfach sehr gut eingefangen, was wohl daran liegt, dass der örtliche Tourismusverband, wie auch eine Zigarettenmarke wohl die Portokasse für die Finanzierung des 1972 entstandenen Streifen geöffnet hat. Auch der schmissige Soundtrack im loungigen Stil und die Ausstattung sind sehr stimmig und wer genau hinsieht, kann sogar entdeckten, dass Frau Blanc in der November-Ausgabe eines deutschen (!!!) Modemagazins blättert, was in einem italienischen Film mit türkischen Handlungsort wohl auch eher wenig zu suchen hat.
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Auch die Darsteller in „The Red-Headed Corpse“ a.k.a. „Sweet Spirits“ sind natürlich gut ausgewählt und Farley Granger, der alte Schwerenöter überzeugt wieder einmal in einer Mischung aus Gentlemen, Freigeist und psychisch gestörter Mann. Ihm zur Seite steht die zauberhafte Erika Blanc mit übersteigerden Zuneigungsdrang, die wie immer eine gute Figur macht. Aber auch Krista Nell, die österreichische Schauspielerin, die leider viel zu früh an Leukämie verstorben ist und Parade-Nebendarsteller Venantino Venantini bieten solide Leistungen, die den Film auch aus der Masse der unbekannten Gialli herausstechen lässt.

Unterm Strich bleibt dennoch ein etwas seltsames Psychodrama über einen psychisch kranken Künstler, dass zwar irgendwie schon etwas das Giallo-Genre streift, aber ansonsten sehr blutarm bleibt und gelben Die-Hard-Fans wohl insgesamt nicht so zusagen dürfte. Die durchaus interessante Erzählweise, die tollen Darsteller, ein hoher Sleaze-Faktor und auch der schmissige Soundtrack machen „The Red-Headed Corpse“ aber dennoch zu einem kurzweiligen Vergnügen für den Italo-Nerd, der sich auch nicht zu sehr an dem obskuren Ende stoßen sollte. Insgesamt gesehen zwar kein Highlight, aber durchaus okay: 6-7 von 10 Punkten mit einem Bonus für die besonders seltsame Story.
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Nello Pazzafini
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Re: The red headed Corpse - Renzo Russo (1971)

Beitrag von Nello Pazzafini »

also zuerst mal, giallo ist das wirklich keiner. Man kann ihn zu den Randgruppen der Giallos vielleicht stecken aber eigentlich gehört er nicht mal da hin. Aber seis drum, die Menschheit braucht ja immer Schubladen und Vergleiche (oder Analysen und Interpretationen usw usf) - und gerade dieser Film ist so wunderbar versponnen das jegliche Interpretation falsch sein kann.
Hier ist die eigene Imagination gefragt aber man muss sich auch reinfallen lassen können in dieses Werk. Vielen wird das zu langatmig, vielleicht sogar zu langweilig sein. Aber hier sollten sich doch die richtigen dafür finden die mit diesem sonderbaren und meines Erachtens interessanten Film etwas anfangen können.
Geholfen wird ganz klar mit den hervorragenden und sehr unterstützenden Klängen von Sante Maria Romitelli, wunderbarer Score der diesen Film extrem aufwertet. Ohne ihn würde ich den Film zurück zum Bazar von Istanbul wünschen. Obwohl ja da noch die blanke Erica und die Kristl von der Post wären (also Krista Nell mein ich :knutsch: ) .... aber auch der Granger gefällt mir gut in der Rolle (erinnert etwas an den steifen Steffen :kicher: ) und natürlich der Mann mit dem grandiosen Namen, Venantino Venantini.
Alles gute Leute die in ihren Rollen aufgehen und uns diese verworrene Geschichte erleichtern. Regisseur Russo hat sie verworren und träumerisch gemacht und man weiss nie befinden wir uns in der Wirklichkeit, in der Vergangenheit, in den psychotischen Vorstellungen des Malers oder gar in einer Inszenierung? Ich beantworte euch dies sicher nicht ausserdem denke ich gibt es doch mindestens 2 Möglichkeiten wie das alles gemeint ist.
Allen die mit interessant gemachten, eigenwilligen und auch an der Nase herumführenden Filmen etwas anfangen können und diese italienische Stimmung die dieser Film (trotz Istanbul) versprüht, durch seine Damen und seiner Musik sowie seiner Machart, sollten sich den auf die Wunschliste schreiben.
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"Ein Grab im K-Gebiet wünscht dir Dein Ugo"
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sergio petroni
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Re: The red headed Corpse - Renzo Russo (1971)

Beitrag von sergio petroni »

Der künstlerisch und finanziell wenig erfolgreiche Maler John Ward (Farley Granger)
lebt zurückgezogen in einem einsamen Landhaus. Alkohol bietet ihm eine willkomene
Gelegenheit, seinem tristen Alltag zu entfliehen. Eine weitere Gelegenheit bietet sich,
als er in einem Lokal die rothaarige Prostituierte Mala (Ivana Novak) trifft, die sich
anbietet, mit John ohne finanzielle Gegenleistung zu schlafen. Kurz danach
verwischen die Realitäten und zeitlichen Ebenen. John trifft ein paar Hippies
und bekommt von diesen eine Puppe und einen Joint geschenkt. Wieder zuhause
erwacht die Puppe zum Leben und steht John Modell. Aber erst als die Puppe
die Gestalt von Krista Nell zu Erika Blanc wechselt, hat John mit seinen erotischen
Gemälden Erfolg. Der Preis dafür ist ein immer tiefergehender geistiger
Zerfall Johns, der zugleich seine Muse mit immer krankhafter werdender Eifersucht
überzieht. Offenbar nicht ganz grundlos.

Solides Verwirrspiel von Regisseur Russo, das mit gern gesehenen Darstellern und
gelungenem Soundtrack aufwartet. Auf alle Fälle für Italophile sehenswert!
6/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Il Grande Racket
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Re: The red headed Corpse - Renzo Russo (1971)

Beitrag von Il Grande Racket »

Ruhiges Psycho-Drama, dass nur in seinen Mystery-Anteilen entfernt Giallo-Qualitäten besitzt. Ward ist der arme, bemitleidenswerte Künstler, der irgendwann unter der Fuchtel seiner großen Liebe steht, die ihn betrügt und erniedrigt. Toll ist hier vor allem Erika Blanc, die sich von liebenswerter Muse zur niedrträchtigen Furie wandelt. Der Großteil des Films spielt sich dabei in Wards Hütte ab. Farley Grangers gebrochener Maler schwankt dabei immer zwischen wütender Eifersucht und fassungsloser Resignation, sieht im Verlaufe des Films immer mehr wie ein getretener Hund aus. Der Film ist nicht besonders spannend, auch das Ende ist mau, aber als Psychogramm durchaus sehenswert. 6,5/10
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Maulwurf
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Re: The red headed Corpse - Renzo Russo (1971)

Beitrag von Maulwurf »

 
The red headed corpse
La Rossa dalla pelle che scotta
Italien 1972
Regie: Renzo Russo
Farley Granger, Erika Blanc, Krista Nell, Ivana Novak, Venantino Venantini, Aydin Terzel


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The red headed corpse.jpg (83.92 KiB) 51 mal betrachtet
OFDB
Italo-Cinema.de (Christian Ade)

An diesem Film ist vieles mysteriös. Fast alles! Die Handlung, um nur ein Beispiel zu nennen: Der auf den Hund gekommene Maler John versucht, in Istanbul seine Bilder an Galeristen zu verkaufen, die ihm das wenige Geld, das er für seinen Whiskykonsum benötigt, bar auf die Hand geben. Ein schwieriger Mensch, aber ein großartiger Künstler, wie es einer der Käufer einmal ausdrückt. Eines Tages wird John von einer rothaarigen Hure angesprochen, die mysteriöserweise Hemmungen hat sich nackt zu zeigen. Sie möchte für ihn Modell stehen, was zu einer mysteriösen Rückblende führt, in der John ein stummes Mädchen, das er offensichtlich sehr liebt, verpflegt liebt malt. Aber ach, er gibt ihr die falsche Kleidung zum Anziehen. Diejenigen Fummel, die ein anderes Modell einmal trug, in welches er ebenfalls verliebt war. Eine rothaarige Nymphomanin, die es mit absolut allen Männern trieb, die ihr gerade über den Weg liefen. Und die John heftige Vorhaltungen machte, wenn er ihr von seiner Knete nichts kaufte. Schmuck, Kleidung, Stiefel, solche Dinge. Die rothaarige Nymphomanin(?) blättert in der „Neuen Welt“ und schwärmt von den Wunderdingen der Novemberausgabe 1971, während John neben ihr sitzt und in Alkohol, Trübsal und Eifersucht versinkt. John beschattet die Nymphomanin, und sein Zorn wächst immer mehr. Auf den Jäger. Auf den Galeristen. Auf den Studenten. Alle dürfen mal ran, aber ihn hat die Rothaarige in der Hand, denn die Bilder von ihr bringen ein Vielfaches Geld seiner anderen Bilder. Johns Geist vernebelt sich zusehends, und er kann, genauso wie der Zuschauer zu diesem Zeitpunkt, Wirklichkeit und Schein nicht mehr so recht auseinanderhalten.

Auch die Zeitebenen verwischen immer mehr zugunsten ungelöster Fragen. Wo ist die Stumme? Was ist mit der schüchternen Hure passiert? Wieso begräbt John eine Schaufensterpuppe? Wie viele ineinander geschachtelte Rückblenden kann ein Zuschauer auseinanderhalten, bevor er den Pinsel abgibt und sich den wohlgefälligen Bildern, dem schmeichlerischen Soundtrack und dem giftigen Charme Erika Blancs hingibt? Ohne weitere Fragen zu stellen, wohlgemerkt …

Nein, mit Logik hat es THE RED HEADED CORPSE nicht wirklich. Genauso wenig wie mit einer stringenten Handlung oder nachvollziehbaren Aktionen. Aber dafür hat man das Vergnügen, einer Erika Blanc in Hochform zuzuschauen, wie sie die halbe Männerwelt Istanbuls verrückt macht, und den Zuschauer mit ihrem ständig angedeuteten Ausziehen gleich mit. Mann darf einen Film bestaunen, der fürmal nicht von J&B sondern von der Zigarettenmarke Peer gesponsort wurde. Die schönen Bilder aus dem damaligen Istanbul verzücken und sorgen auf ihre Art für eine fast somnambule Stimmung, und es ist dem Regisseur Renzo Russo dabei hochanzurechnen, dass er auf die üblichen touristisch interessanten Aufnahmen komplett verzichtet, und dafür lieber tief in das Alltagsleben der Metropole eintaucht. Weiter gibt es eine sehr hübsche Ganzkörperansicht desjenigen Models, welches für das Plakat des Films DIE ROTE DAME aus dem gleichen Jahr ihr Gesicht hergab. Es hat Erika Blanc (erwähnte ich schon, wie aufregend sie hier aussieht?). Und last but not least Farley Granger, der gestrauchelte Starschauspieler, der es hier tatsächlich schafft, völlig überzogen und dabei gleichzeitig realistisch zu wirken.

Nein, mit herkömmlichen Begrifflichkeiten kann man THE RED HEADED CORPSE nicht zu Leibe rücken, dafür ist dieser Film zu mysteriös. Aber als Wunderhorn obskurer Merkwürdigkeiten, als Galavorstellung Erika Blancs und als drolliges Schmuckstück aus der hinteren Reihe der unentdeckten Gialli, da taugt der Film auf jeden Fall. Nichts für Giallo-Anfänger, aber für erfahrene Giallo-Fans mit Erfahrung und gewaltigem Bock auf die Erika eine ziemliche Empfehlung. Tipp: Das Gehirn vor der Sichtung nach Möglichkeit irgendwo ablegen, vielleicht zum Trocknen über eine Staffelei hängen, damit das Mysteriöse besser genossen werden kann …

6/10
Der Sieg des Kapitalismus ist die endgültige Niederlage des Lebens.
(Bert Rebhandl)
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