H.P. Lovecrafts Saat des Bösen - Ivan Zuccon (2008)

Grusel & Gothic, Kannibalen, Zombies & Gore

Moderator: jogiwan

Antworten
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 38762
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

H.P. Lovecrafts Saat des Bösen - Ivan Zuccon (2008)

Beitrag von buxtebrawler »

H.P. Lovecrafts Saat des Bösen.jpg
H.P. Lovecrafts Saat des Bösen.jpg (548.72 KiB) 108 mal betrachtet

Originaltitel: Colour from the Dark

Herstellungsland: Italien / 2008

Regie: Ivan Zuccon

Darsteller(innen): Debbie Rochon, Michael Segal, , Marysia Kay, Gerry Shanahan, Eleanor James, Matteo Tosi, Alessandra Guerzoni, Emmett J Scanlan u. A.
Wir schreiben den 2. Weltkrieg. Irgendwo in Italien auf einem Bauernhof wohnen Pietro und Lucia mit ihrer zurückgebliebenen Schwester. Ihre Ernte ist mager, doch als sie ungewollt eine scheinbar diabolische Macht freisetzen, geschehen unerklärliche Vorfälle. Jetzt ist ihre Ernte und ihr Verdienst zwar hoch, doch das hat seinen Preis. Die Familie verliert allmählich den Bezug zur Realität und ihre scheinbar besser gewordene kleine Welt verfällt in ein Teufelshaus aus Schmerz, Grauen und Tod, als hätte der Teufel persönlich angeklopft.
Quelle: www.ofdb.de

Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 38762
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: H.P. Lovecrafts Saat des Bösen - Ivan Zuccon (2008)

Beitrag von buxtebrawler »

„Der liebe Gott liebt uns gar nicht, oder?“

Die italienische Low-Budget-Horror-Produktion „H.P. Lovecrafts Saat des Bösen“ aus dem Jahre 2008, inszeniert von Ivan Zuccon („Armee des Jenseits – Unknown Beyond“), ist die dritte Spielfilm-Adaption (eine französische Fernsehserienepisode nicht mitgerechnet) der Geschichte „Die Farbe aus dem All“ aus der Feder des berüchtigten H.P. Lovecraft.

„So ist das halt...“

Italien im Jahre 1943: Der Zweite Weltkrieg tobt, während Pietro (Michael Segal, „Armee des Jenseits – Unknown Beyond“) und Lucia (Troma-Stammmimin Debbie Rochon, „Terror Firmer“) eine kriselnde Farm im Niemandsland bewirtschaften. Im Gegensatz zu seinem Bruder wurde Pietro nicht als Soldat eingezogen, da er ein Knieleiden hat. Lucias jüngere, stumme Schwester Alice (Marysia Kay, „Forest of the Damned“) lebt mit auf dem Hof und ist aus unbekannten Gründen in totale Apathie verfallen. Was die drei nicht wissen: Ihr Brunnen beherbergt eine dämonische Macht, die eines Tages aktiv wird und zunächst die Situation zu verbessern scheint: Alice findet zur Sprache zurück, Pietros Knie heilt, Lucias Libido wird reaktiviert und das Brunnenwasser wirkt wie ein Superdünger auf das angebaute Gemüse. Doch schon kurz darauf ergreift das Dämonische Besitz von den Farmbewohnern, mit grauenvollen Konsequenzen…

„Dein Gott existiert nicht!“

Der wunderbar gruselig inszenierte Prolog um Alice, ihre Stoffpuppe, den Brunnen und einen blutigen Alptraum macht Lust auf den Film, dessen Handlung gegenüber Lovecrafts Vorlage aus dem Neuengland des auslaufenden 19. Jahrhunderts ins Italien des Jahres 1943 transferiert wurde und von mehreren Monaten auf wenige Tage gestrafft wurde. Einblendungen, um welchen Wochentag es sich gerade handelt (natürlich beginnt das Grauen an einem Montag) strukturieren den Film, der mit der ländlichen Tristesse, den ernsthaften Figuren sowie unheilvollem Klaviergeklimper und Zikadenzirpen gekonnt eine düstere Atmosphäre heraufbeschwört. Die Verquickung mit dem realen Horror des Zweiten Weltkriegs und der Judenverfolgung – eine Jüdin wird auf der Flucht vor den Faschisten erschossen – steigert das Unwohlsein. Auf der Farm indes ist dann Lucia die erste, derer sich der Dämon ermächtigt. In einer fiesen Szene reißt sie sich das Gesicht auf, etwas später bringt sie ihre Schwester um – die jedoch als Untote zurückkehrt und einen unliebsamen Besucher (Emmett J Scanlan, „Guardians of the Galaxy“) blutig zerhackt.

Zuccon zeigt davon dabei jedoch lediglich das spritzende Blut, einen Körperhorror- oder Splatter-Film, wofür sich Lovecraft-Adaptionen häufig anbieten, macht er aus „Colour from the Dark“ (so der Originaltitel) nicht. Das Ergebnis ist sehr ambivalent: Guter Maskenarbeit stehen billige CGI-Effekte gegenüber; tolle Bilder ländlichen Ambientes und von Sonnenauf- und -untergängen können nicht dauerhaft darüber hinwegtäuschen, wie langatmig und eintönig der schwermütige Film wird. Es gelingt Zuccon leider nicht, den grassierenden Wahnsinn, dem die Figuren verfallen, auf eine innere Logikebene zu hieven, sodass die Handlung zu beliebig und wirr erscheint, um bei der Stange zu halten. Zudem verweigerte man ihr ein richtiges Ende und eine Kulmination in etwas Größeres bleibt ebenso aus.

Wie der gegenüber Lovecraft abgewandelte Filmtitel bereits andeutet, handelt es sich im Gegensatz zur literarischen Vorlage nicht um eine außerirdische Macht, sondern um eine derart irdische, dass der Film eine stark religiöse Konnotation erhält, mit der er zuweilen wie ein Lovecraft/Exorzist-Crossover wirkt. Die zeitliche Neuansiedelung könnte einem Versuch geschuldet sein, die Geschichte zu einer Parabel auf den Krieg umzufunktionieren. Am stärksten in Erinnerung geblieben ist mir aber ein relativ subtil angewandter visueller Kniff: Während andere „Die Farbe aus dem All“-Verfilmungen ihren Look um eine artifiziell wirkende, grelle Farbe erweitern, scheint Zuccons Film immer blasser zu werden, bis hin zu Graufiltern und Schwarzweißbildern – irdische Farben scheinen im Laufe der Zeit immer mehr aus dem Film zu weichen…
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Antworten