Hell's Gate / Gates of Hell - Umberto Lenzi (1989)
Moderator: jogiwan
Re: Hell's Gate - Umberto Lenzi
Das nennt man überall so, weil ich sich nicht deine höchst befremdlichen Assoziationen dahinter verbergen.
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
Re: Hell's Gate - Umberto Lenzi
Ich kam vor einigen Jahren mal in den Genuss eines Videozusammenschnittes von einem uns allen bekannten Filmgelehrten . Dieser hatte sich die Arbeit gemacht, etliche Szenen der schlechtesten Filme(Horror-Western-Sleaze-Sex...) zusammen zufügen & zu kommentieren. Und ich weiß noch heute wie gestern das GATES OF HELL gleich zum Anfang besprochen wurde & wir uns alle kollektiv vor Lachen und mit Tränen in den Augen in den Armen lagen Ich hatte zwar nur wenige Ausschnitte gesehen, aber dieses Machwerk gleich ins Herz geschlossen, war mir bis dahin unbekannt das der von LENZI ist.
Muss ich mir unbedingt zur nächsten TRASH-NIGHT mal zulegen
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Re: Hell's Gate - Umberto Lenzi
Das ist auch mal eine wirklich feine Idee.McBrewer hat geschrieben:Ich kam vor einigen Jahren mal in den Genuss eines Videozusammenschnittes von einem uns allen bekannten Filmgelehrten . Dieser hatte sich die Arbeit gemacht, etliche Szenen der schlechtesten Filme(Horror-Western-Sleaze-Sex...) zusammen zufügen & zu kommentieren.
Früher war mehr Lametta
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Re: Hell's Gate - Umberto Lenzi
Jep, und vor allem: SCHWER UNTERHALTSAMArkadin hat geschrieben:Das ist auch mal eine wirklich feine Idee.McBrewer hat geschrieben:Ich kam vor einigen Jahren mal in den Genuss eines Videozusammenschnittes von einem uns allen bekannten Filmgelehrten . Dieser hatte sich die Arbeit gemacht, etliche Szenen der schlechtesten Filme(Horror-Western-Sleaze-Sex...) zusammen zufügen & zu kommentieren.
Den Zusammenschnitt hab ich zwar noch auf Video hier...nur wurden die eigenen Kommentare vom "Produzenten" vorsorglich zensiert & heraus geschnitten
Was bleibt ist immer noch eine Sammelsurium skurriler Ausschnitte.
Re: Hell's Gate - Umberto Lenzi
mmmh, das würd mich ja schwer interessieren. hast du vielleicht ne möglichkeit das zu digitalisieren?McBrewer hat geschrieben: Den Zusammenschnitt hab ich zwar noch auf Video hier...nur wurden die eigenen Kommentare vom "Produzenten" vorsorglich zensiert & heraus geschnitten
Was bleibt ist immer noch eine Sammelsurium skurriler Ausschnitte.
Re: Hell's Gate - Umberto Lenzi
Sie rechnen mit dem Schlimmsten ! Gerade ist aus unerklärlichen Gründen die Kamera-Verbindung zu Maurizio, einem abenteuersüchtigen Höhlenforscher, zusammengebrochen. Das Rettungsteam macht sich einsatzfertig, um ihn aus den geheimnisumwitterten ehemaligen Kloster-Katakomben zu retten. Doch noch ehe sie die erste Spur von Maurizio finden, machen sie eine schreckliche Entdeckung : Ein jahrhundertealter Fluch liegt über diesen Höhlen und Maurizio hat die Ruhe der Toten gestört. Der Fluch des Todes erwacht, unerbittlich und grausam ... !
Die Inhaltsangabe versucht künstlich Spannung zu erschaffen wo gar keine ist. "Gates of Hell" ist leider ein ganz ganz müder und lahmer Möchtegern-Horrorfilm, bei dem Genre-Größe Umberto Lenzi wohl aus gutem Grund lieber ein Pseudonym anstatt seinen richtigen Namen verwandt hat.
Ist die Location noch ganz annehmbar und atmosphärisch, so haut die schwache Story und die noch schwächere Umsetzung dem sprichwörtlichen Fass den Boden raus. Die Schauspieler verdienen diese Bezeichnung allesamt nicht. Leider trifft das auch auf Giamcomo Rossi-Stuart zu, der diverse Filme mit Kinski (Churchills Leoparden, Mörderbestien, Spezialkommando Wildgänse, Karate Jack) und Gruselklassiker wie "Die toten Augen des Dr. Dracula" drehte. Rossi-Stuart ist hier in seiner letzten Rolle zu sehen, er starb 1994. Man hätte ihm einen besseren Abgang gewünscht.
Lieblos herunter gedreht und mit einer grottenschlechten deutschen Synchro versehen, muss man sich als Zuschauer wirklich zusammenreißen, um nicht permanent die Vorspultaste zu drücken. Da hilft es auch nichts, dass die italienische DVD-VÖ neuerdings mit dem Zusatz "Lucio Fulci präsentiert" wirbt ...
Insgesamt gesehen kommt hier wieder deutlich mein Lenzi-Problem zum Vorschein. Wohl kaum ein anderer Regisseur hat in diesem Genre soviele Filme gemacht, die ich nicht mag. Dabei verleiten mich die Ansätze wie Story, Location oder Atmosphäre regelmäßig dazu, auf mehr zu hoffen, als mir dann letztendlich geboten wird. So ist und bleibt "Großangriff der Zombies" der einzige Genre-Streifen von Lenzi, der bei mir ansatzweise landen konnte.
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Die Inhaltsangabe versucht künstlich Spannung zu erschaffen wo gar keine ist. "Gates of Hell" ist leider ein ganz ganz müder und lahmer Möchtegern-Horrorfilm, bei dem Genre-Größe Umberto Lenzi wohl aus gutem Grund lieber ein Pseudonym anstatt seinen richtigen Namen verwandt hat.
Ist die Location noch ganz annehmbar und atmosphärisch, so haut die schwache Story und die noch schwächere Umsetzung dem sprichwörtlichen Fass den Boden raus. Die Schauspieler verdienen diese Bezeichnung allesamt nicht. Leider trifft das auch auf Giamcomo Rossi-Stuart zu, der diverse Filme mit Kinski (Churchills Leoparden, Mörderbestien, Spezialkommando Wildgänse, Karate Jack) und Gruselklassiker wie "Die toten Augen des Dr. Dracula" drehte. Rossi-Stuart ist hier in seiner letzten Rolle zu sehen, er starb 1994. Man hätte ihm einen besseren Abgang gewünscht.
Lieblos herunter gedreht und mit einer grottenschlechten deutschen Synchro versehen, muss man sich als Zuschauer wirklich zusammenreißen, um nicht permanent die Vorspultaste zu drücken. Da hilft es auch nichts, dass die italienische DVD-VÖ neuerdings mit dem Zusatz "Lucio Fulci präsentiert" wirbt ...
Insgesamt gesehen kommt hier wieder deutlich mein Lenzi-Problem zum Vorschein. Wohl kaum ein anderer Regisseur hat in diesem Genre soviele Filme gemacht, die ich nicht mag. Dabei verleiten mich die Ansätze wie Story, Location oder Atmosphäre regelmäßig dazu, auf mehr zu hoffen, als mir dann letztendlich geboten wird. So ist und bleibt "Großangriff der Zombies" der einzige Genre-Streifen von Lenzi, der bei mir ansatzweise landen konnte.
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- Salvatore Baccaro
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Re: Hell's Gate - Umberto Lenzi
Was für ein ausgezeichneter Film! Wie schon bei dem eben besprochenen Mario-Bianchi-Heuler NON AVER PAURA DELLA ZIA MARTA erwies sich Umberto Lenzis gnadenloser Höhlenhorror mit dem wunderschönen Titel LE PORTE DELL’INFERNO für mich bei der zweiten Sichtung nach etlichen Jahren als völlig verkannter Geniestreich und als wahrlich angemessene Unterhaltung für meinen traditionellen Trash-Marathon der Weihnachtstage, sozusagen eine Studie im filmischen Minimalismus, die, was sein Spätwerk angeht, in meiner subjektiven Werteskala gar noch seinen exzellenten GHOSTHOUSE oder den ebenfalls zeitnah entstandenen Giallo-US-Slasher-Hybrid NIGHTMARE BEACH übertrifft. Sowieso ist Lenzi für mich so etwas wie der Prototyp des italienischen Genrefilm-Regisseurs. Wohl niemand hat so lange und so ausdauernd in so vielen Sparten gewildert wie der gute Umberto. Angefangen von für heutige Augen wahrscheinlich ziemlich altbackenen, jedoch unglaublich unterhaltsamen Sandalen-Vehikeln wie ZORRO CONTRO MACISTE, über 60er-Pulp-Krimis wie KRIMINAL, Italo-Western wie UNA PISTOLA PER CENTO BARE, zuweilen durchaus überdurchschnittlichen Gialli wie den von mir sehr geschätzten SETTE ORCHIDEE MACCHIATE DI ROSSO, der Geburtsstunde des Italo-Kannibalismus IL PAESE DEL SESSO SELVAGGIO und ordentlichen Polizeifilmen wie NAPOLI VIOLENTA bis hin zu all den trashigen Barbaren-, Zombie- und Spukhaus-Kloppern der 80ern, findet man Umbertos Namen in eigentlich jedem Genre des italienischen Kinos, das irgendwann einmal Bedeutung und kommerziellen Erfolg hatte, wobei Lenzi, für mein Empfinden, in keinem freilich zu den Spitzengrößen gezählt werden darf, trotzdem allerdings stets solide, mit Ausnahme seiner Plakativitätslehrstunden der frühen 80er wie MANGIATI VIVI! und CANNIBAL FEROX, auch selten marktschreierisch auftretende Arbeiten lieferte. LE PORTE DELL’INFERNO nun ist womöglich Lenzis reduziertestes Werk, ein Kammerspiel nahezu, für das es nicht mehr braucht als: eine Tropfsteinhöhle mit angegliederter unterirdischer Kapelle, ein Haufen debil agierender Protagonisten, eine völlig an den Haaren herbeigezogene Prämisse, die diese Männer und Frauen erst in besagte Tropfsteinhöhle lockt, sowie den allseits bekannten Leerlauf, der die späten italienischen Horrorfilm auszeichnet, d.h. das Nicht-Vorhandensein eines kohärenten Drehbuchs, dessen fehlende Seiten dann eben durch endloses Füllmaterial ersetzt werden müssen, in dem unsere Helden umhertapsen, umherschauen und umherfaseln, ohne dass die Narration ein Stück voran käme - das alles freilich in einem solchen Ausmaß, dass es einen hypnotischen Reiz gewinnt, so, als würde man in Echtzeit einer Weinbergschnecke zuschauen, die eine komplette Hausfassade nach oben kriecht.
Ein bisschen erinnert das Deckmäntelchen, in das Lenzi seine sogenannte Story packt, an einen Klassiker Amando de Ossorios, nämlich EL BUQUE MADITO, wo bekanntlich ja ein paar gerissene Geschäftsleute, die ein neu entwickeltes Schnellboot kongenial zu vermarkten trachten, zwei Models auf offener See aussetzen, um sie medien- und werbewirksam mit eben jenem retten zu können, was letztlich aber dazu führt, dass beide Damen spurlos verschwinden, und die dafür Verantwortlichen bei ihrer Suchaktion in eine Art Zeittor geraten, als das ein seelenloses Geisterschiff voller reitender, jedoch pferdeloser Leichen fungiert. Lenzi fällt etwas ähnlich Abstruses ein: bei ihm sitzt schon seit einigen Wochen ein nicht näher kategorisierter Mann in einer unfassbar tiefen Höhle, um den Weltrekord im, na ja, in-unglaublich-tiefen-Höhlen-Sitzen zu brechen, während seine Helfer oben, vor der Pforte in die Unterwelt, mittels hochmoderner Gerätschaften sein Treiben beobachten und dafür sorgen, sofort einschreiten zu können, wenn ihn in seiner Isolation der Höhlenkoller erwischen sollte. Der Rekord ist schon beinahe gebrochen, da spielt plötzlich die Technik verrückt, unser Rekordbrecher scheint, wie man auf den Monitoren sieht, nahezu durchzudrehen – einer der Anwesenden meint in der deutschen Synchronfassung, er sähe aus, als wolle er sich umbringen -, schließlich bricht die Verbindung zu ihm vollends ab, und man muss jetzt selbst hinabsteigen, um nach dem Rechten zu sehen, inzwischen komplettiert von einem jungen Liebespaar, das zufällig in der Gegend ist, um einer örtlichen Legende nachzuforschen, nach der irgendwo in den Schlünden des Berges eine grausige Kirche versteckt wäre, in der im hohen Mittelalter Mönche mit dem Teufel verschriebenen Seelen gehaust haben sollen. Was dann folgt, ist das, was jeder, der schon ein, zwei Filme dieser Machart gesehen hat, erwarten darf: die Gruppe ist alsbald im Höhlenlabyrinth gefangen, wird Stück für Stück dezimiert und stößt endlich auf eine lateinische Inschrift, die verkündet, die Mönche, 1291 hingerichtet, würden ach exakt siebhundert Jahren zu neuem Leben erstehen, um exakt sieben Ketzer zu meucheln – und, wie ein findiger Mensch aus dem Team unterstreicht, sieben Köpfe zählt der Filmcast, und jeder von ihnen ist im katholischen Sinne des Jahres 1291 ein Ketzer, denn Juden, Protestanten, gar Atheisten sind hier vertreten, nur eben leider kein Papist – was ein interessanter Plotpunkt ist, heißt das doch nichts anderes als dass Kirchendogmen des hohen Mittelalters zumindest in den tiefsten Tiefen italienischer Höhlengänge nicht nur, als seien sie in einem Kokon außerhalb von Raum und Zeit konserviert, nach wie vor Gültigkeit besitzen, sondern auch die Macht, ihre praktische Anwendung durch eigentlich ja ebenfalls ketzerische Mönche zu erlangen. Ich weiß, ich weiß, damit mache ich mir schon mehr Gedanken über den Plot als es irgendeinem der Beteiligten jemals eingefallen wäre, gerade das aber ist es, was einen Film wie LE PORTE DELL’INFERNO für mich so sehr adelt: nachdem die Dinge so eingerichtet sind, dass das Abschlachten, Fliehen und Schaudern beginnen kann, zerfällt die Geschichte wie das Kartenhaus, das sie in Wirklichkeit ist – wobei es Lenzis surrealistischem Konzept mehr als zuträglich ist, dass er als gewaltiges Bild das Absteigen in die Innereien der Erde wählt, quasi als Metapher für sein Ergründen der unbewussten Strömungen im Innern des Menschen, sodass der Film ab dem Punkt, wo die Schwelle zu Traum und Wahn überschritten ist, allein aufgrund seines Subtextes gar nicht mehr gezwungen ist, irgendwelchen Ordnungen irgendwelche Zugeständnisse zu machen.
LE PORTE DELL’INFERNO ist ein Sedativ, vergleich vielleicht mit einer Hypnosetherapie bei einem irrsinnigen Psychiater. Lenzi zieht seine Szenen wie Kaugummis, schafft es trotz kompakter Kulisse und kompakter „Story“ unzählige Logiklöcher zu öffnen, spuckt auf Dramaturgie, auf Spannung, auf all das, was „normale“ Cineasten normalerweise jauchzen lässt. Noch einmal wiederhole ich: was für ein ausgezeichnetes, subversives Meisterwerk!
Ein bisschen erinnert das Deckmäntelchen, in das Lenzi seine sogenannte Story packt, an einen Klassiker Amando de Ossorios, nämlich EL BUQUE MADITO, wo bekanntlich ja ein paar gerissene Geschäftsleute, die ein neu entwickeltes Schnellboot kongenial zu vermarkten trachten, zwei Models auf offener See aussetzen, um sie medien- und werbewirksam mit eben jenem retten zu können, was letztlich aber dazu führt, dass beide Damen spurlos verschwinden, und die dafür Verantwortlichen bei ihrer Suchaktion in eine Art Zeittor geraten, als das ein seelenloses Geisterschiff voller reitender, jedoch pferdeloser Leichen fungiert. Lenzi fällt etwas ähnlich Abstruses ein: bei ihm sitzt schon seit einigen Wochen ein nicht näher kategorisierter Mann in einer unfassbar tiefen Höhle, um den Weltrekord im, na ja, in-unglaublich-tiefen-Höhlen-Sitzen zu brechen, während seine Helfer oben, vor der Pforte in die Unterwelt, mittels hochmoderner Gerätschaften sein Treiben beobachten und dafür sorgen, sofort einschreiten zu können, wenn ihn in seiner Isolation der Höhlenkoller erwischen sollte. Der Rekord ist schon beinahe gebrochen, da spielt plötzlich die Technik verrückt, unser Rekordbrecher scheint, wie man auf den Monitoren sieht, nahezu durchzudrehen – einer der Anwesenden meint in der deutschen Synchronfassung, er sähe aus, als wolle er sich umbringen -, schließlich bricht die Verbindung zu ihm vollends ab, und man muss jetzt selbst hinabsteigen, um nach dem Rechten zu sehen, inzwischen komplettiert von einem jungen Liebespaar, das zufällig in der Gegend ist, um einer örtlichen Legende nachzuforschen, nach der irgendwo in den Schlünden des Berges eine grausige Kirche versteckt wäre, in der im hohen Mittelalter Mönche mit dem Teufel verschriebenen Seelen gehaust haben sollen. Was dann folgt, ist das, was jeder, der schon ein, zwei Filme dieser Machart gesehen hat, erwarten darf: die Gruppe ist alsbald im Höhlenlabyrinth gefangen, wird Stück für Stück dezimiert und stößt endlich auf eine lateinische Inschrift, die verkündet, die Mönche, 1291 hingerichtet, würden ach exakt siebhundert Jahren zu neuem Leben erstehen, um exakt sieben Ketzer zu meucheln – und, wie ein findiger Mensch aus dem Team unterstreicht, sieben Köpfe zählt der Filmcast, und jeder von ihnen ist im katholischen Sinne des Jahres 1291 ein Ketzer, denn Juden, Protestanten, gar Atheisten sind hier vertreten, nur eben leider kein Papist – was ein interessanter Plotpunkt ist, heißt das doch nichts anderes als dass Kirchendogmen des hohen Mittelalters zumindest in den tiefsten Tiefen italienischer Höhlengänge nicht nur, als seien sie in einem Kokon außerhalb von Raum und Zeit konserviert, nach wie vor Gültigkeit besitzen, sondern auch die Macht, ihre praktische Anwendung durch eigentlich ja ebenfalls ketzerische Mönche zu erlangen. Ich weiß, ich weiß, damit mache ich mir schon mehr Gedanken über den Plot als es irgendeinem der Beteiligten jemals eingefallen wäre, gerade das aber ist es, was einen Film wie LE PORTE DELL’INFERNO für mich so sehr adelt: nachdem die Dinge so eingerichtet sind, dass das Abschlachten, Fliehen und Schaudern beginnen kann, zerfällt die Geschichte wie das Kartenhaus, das sie in Wirklichkeit ist – wobei es Lenzis surrealistischem Konzept mehr als zuträglich ist, dass er als gewaltiges Bild das Absteigen in die Innereien der Erde wählt, quasi als Metapher für sein Ergründen der unbewussten Strömungen im Innern des Menschen, sodass der Film ab dem Punkt, wo die Schwelle zu Traum und Wahn überschritten ist, allein aufgrund seines Subtextes gar nicht mehr gezwungen ist, irgendwelchen Ordnungen irgendwelche Zugeständnisse zu machen.
LE PORTE DELL’INFERNO ist ein Sedativ, vergleich vielleicht mit einer Hypnosetherapie bei einem irrsinnigen Psychiater. Lenzi zieht seine Szenen wie Kaugummis, schafft es trotz kompakter Kulisse und kompakter „Story“ unzählige Logiklöcher zu öffnen, spuckt auf Dramaturgie, auf Spannung, auf all das, was „normale“ Cineasten normalerweise jauchzen lässt. Noch einmal wiederhole ich: was für ein ausgezeichnetes, subversives Meisterwerk!
- sergio petroni
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Re: Hell's Gate - Umberto Lenzi
Das kann sehr beruhigend sein!Salvatore Baccaro hat geschrieben:einen hypnotischen Reiz gewinnt, so, als würde man in Echtzeit einer Weinbergschnecke zuschauen, die eine komplette Hausfassade nach oben kriecht.
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
- Salvatore Baccaro
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Gates of Hell - Umberto Lenzi (1989)
Originaltitel: Le porte dell'inferno
Regisseur: Umberto Lenzi
Kamera: Sandro Mancori
Musik: Piero Montanari
Drehbuch: Olga Pehar, Umberto Lenzi
Regisseur: Umberto Lenzi
Kamera: Sandro Mancori
Musik: Piero Montanari
Drehbuch: Olga Pehar, Umberto Lenzi
Maurizio ist im Begriff den Highscore eines ganz besonderen Glanzstücks zu brechen. Seit 78 Tagen ist er in einer Höhle (die Katakomben eines alten Klostergemäuers) eingeschlossen, um zu testen, wie sich seine Psyche während seiner Isolation verändert. Die Freude über die neu geschaffene Bestmarke ist jedoch getrübt, denn Maurizios per Funk gesteuerter Kontakt zur Außenwelt, der nur im äußersten Notfall genutzt werden darf, lässt nichts Gutes erahnen. Der frischgebackene Rekordhalter berichtet seinen Kontrolleuren, vier Höhlenforschern, von einer unheimlichen Bedrohung, die ihm nach dem Leben trachtet. Das klingt für die Angefunkten: Erna, Paul, Manfred und Dr. Johns, nach den Symptomen eines Höhlenkollers. Und um Maurizio keiner Eigengefährdung auszusetzen, müssen sie ihn so schnell wie möglich vom Höhlendasein befreien. Doch ihr Abstieg in das Abteihöhlensystem, dem sich die Archäologen Laura Benson und Theo anschließen, wird sie schon bald mit dem diabolisch grinsenden Schnitter konfrontieren.
In Zeiten der schwierig zu durchschauenden italienischen TV-Politik, ein TV Sender plante eine Reihe von Haunted House-Filmen und ließ Lenzi zwei Beiträge („La casa delle anime erranti” und „La casa del sortilego”) fertig stellen, die hiernach (angeblich) nicht einmal im TV ausgestrahlt wurden, entstand der ebenfalls für das Fernsehen produzierte „Gates of Hell“. Verglichen mit dem Firmierungschaos, das die beiden zuvor genannten sowie zahlreiche weitere Italo-Spukfilme anrichteten, liefert Lenzis Höhlenhorror eine (auch länder- und sprachenübergreifend) eindeutige definierte Headline, die mittels der Passage zur Hölle den Zuschauer in selbige einlädt.
Was diesen sowie viele weitere Italo-Horrorfilme aus der zweiten Hälfte der 1980er bis in die 1990er hinein eint, ist deren temperamentlose, jederzeit austauschbare und per Synthesizer realisierte Konfektionsmusik. Zudem sind die angesprochenen Filme, wie die zahlreichen Direct-to-Video-Produktionen, welche die bundesrepublikanischen Videotheken fluteten, mit einer ebenso billigen deutschen Tonbearbeitung ausgestattet. Was die Synchronisation von „Gates to Hell“ allerdings von ihren Nebenbuhlern unterscheidet wie abhebt: Sie liefert einen Brüller nach dem anderen und kommt quasi einer Festlichkeit gleich, bei der kein Auge trocken bleibt. So wird beispielshalber die Aussage „Es sieht so aus, als ob er sich gleich umbringt!“ mit der empörten Feststellung „Was soll das? Die Leute vom Fernsehen kommen gleich!“ gekontert. Und wenn der Archäologiestudent Theo behauptet, „er habe einen Schnellkurs im Höhlenforschen gemacht und das er unbedingt zwei Aspirin einnehmen muss, da er schon wieder merkt, wie ihn (s)eine Klaustrophobie überfällt“, dann fühle ich mich in Lenzis grottiger Schauergrotte gar wunderprächtig aufgehoben.
Die überschaubare Geschichte klingt mit dem Weltrekord eines ganz besonderen Pannemanns an. Denn wer ist so blöd und lässt sich auf eine solche, wie innert der Inhaltsangabe skizzierte, Tortur ein? Maurizio! Der Kollege eines Höhlenforscherteams, zu dem er nur im dringendstem Notfall per Funk Kontakt aufnehmen darf. Und wenn es dann tatsächlich so weit und das Maß des Erträglichen überschritten ist, berichtet er erwartungsgemäß verwirrt von x-beliebigen Dämonen sowie dem letzten Ausweg aus dem umrissenen Schlamassel - den Suizid.
Innert dieses Kontexts ist es zwingend erforderlich, den Mann asap aus seiner Notlage zu befreien. Folglich steigen die vier Höhlenforscher gemeinsam mit zwei Archäologieassistenten der Uni Florenz (die zufälligerweise gerade in der Nähe waren) in das Höhlensystem des Klostergemäuers herab, um Maurizio wieder aufzupäppeln und ihn bei (s)einer Genesung zu unterstützen. Folglich bewegen sich sieben Personen durch die gefährlichen Tiefen einer Höhle, was die Methoden eines Dezimations-Films mit closed bzw. locked room mystery Tönung flink erahnen lässt. Dabei haben wir es notabene mit keinem Whodunit-Motiv, das sich ja aus der beschriebenen Ausgangslage herauskristallisieren könnte, zu tun und werden stattdessen, was bereits der Klappentext reflektiert, mit den Motiven aus den Slasher- und Horrorsektoren beliefert.
Währenddessen treibt das Sujet ein mystisches Spielchen um sieben Benediktinermönche, die im Jahre 1291 einen Pakt mit dem Teufel schlossen, anschließend der Ketzerei überführt und zum ewigen Leiden verdammt wurden.
Seither sind 7 Jahrhunderte durch die Zeitrechnung gezogen. Und Lenzis Horrorfilm wäre kein Horrorfilm, wenn man den Mönchen nicht die Möglichkeit einräumen würde, sich ihrer Verdammnis zu entledigen. Um die Anwartschaft zu erfüllen, müssen die sieben Ketzer 700 Jahre nach Ausspruch des Fluchs sieben andere Ketzer töten. Es sollte nicht schwierig zu erraten sein, wer diese sieben auserkorenen Personen sind. Sie erhalten übrigens auch die Erklärungen (eine Sternstunde deutscher Rhetorik, der Dialogbuchautor hat wirklich alles gegeben) warum sieben Personen, die im Jahre 1991 leben, sich als Ketzer definieren lassen.
Jenes Unbehagen, der Anmarsch, der Ausbruch wie das darauf folgende Walten von Klaustrophobie, das einen Höhlenaufenthalt sehr wohl begleiten kann, erhält innert Lenzis Film keine Entfaltungschancen. Es kommt nicht einmal ansatzweise eine solche, vom Zuschauer als bedrückend wahrnehmbare Atmosphäre auf. Da hat selbst der Höhlenaufenthalt in „Alien, die Saat des Grauens kehrt zurück“ deutlich mehr Pfeile im Köcher. Wer mal die unliebsame wie verstörende Atmosphäre des Eingesperrtseins vor der Glotze erleben wie durchleben mag, der sollte, da führt ja mal gar kein Weg vorbei, Neil Marshalls „The Descent“, die Atmosphäre beschert mir immerzu übelste Ängste, sichten. Nebstdem empfehle ich Ihnen (die Filme spielen zwar in keiner Höhle, versprühen allerdings jene unbequem-teuflische Zauberkraft, die in geschlossenen Räumen auftreten und die Anwesenden in den Wahnsinn treiben kann) „The Hole” (GB, 2001) und den vorzüglichen „Them - Spiel oder stirb“ (FRA, ROM, 2006) zu sichten.
Fazit: Lenzis Höhlenhorror ist von Spannung weitestgehend befreit. Das Mitfiebern mit den Protagonisten funktioniert ebenso wenig wie das Schema F der Logikeiferer, die diesen zu keiner Zeit klaustrophobisch wirkendem Film höchstwahrscheinlich einem Telefonbuch gleichstellen und ihn ebenso humorlos aus dem Effeff lesen werden. „Gates of Hell“ offeriert diesen Miesmachern freilich keinen Platz, an dem sie sich auf irgendeine Weise wohl fühlen werden, aber reichlich Zündstoff, um über die visuellen Sünden des Umberto Lenzi zu lästern und aus der nicht vorhandenen Klaustrophobie eine Katastrophe zu zaubern. Wer dieser Gilde nicht verpflichtet ist, ggf. - wenn es darauf ankommt - die Zahl 7 als eine Gerade einordnen kann, eine Schwäche für unfreiwilligen Humor besitzt und die Vorzüge einer durchweg bekloppten Synchronisation zu schätzen weiß, der oder die darf sich in der Höhle bzw. in der Hölle der Benediktinermönche auf ebenso positiv(!)-bekloppte Momente freuen.
In Zeiten der schwierig zu durchschauenden italienischen TV-Politik, ein TV Sender plante eine Reihe von Haunted House-Filmen und ließ Lenzi zwei Beiträge („La casa delle anime erranti” und „La casa del sortilego”) fertig stellen, die hiernach (angeblich) nicht einmal im TV ausgestrahlt wurden, entstand der ebenfalls für das Fernsehen produzierte „Gates of Hell“. Verglichen mit dem Firmierungschaos, das die beiden zuvor genannten sowie zahlreiche weitere Italo-Spukfilme anrichteten, liefert Lenzis Höhlenhorror eine (auch länder- und sprachenübergreifend) eindeutige definierte Headline, die mittels der Passage zur Hölle den Zuschauer in selbige einlädt.
Was diesen sowie viele weitere Italo-Horrorfilme aus der zweiten Hälfte der 1980er bis in die 1990er hinein eint, ist deren temperamentlose, jederzeit austauschbare und per Synthesizer realisierte Konfektionsmusik. Zudem sind die angesprochenen Filme, wie die zahlreichen Direct-to-Video-Produktionen, welche die bundesrepublikanischen Videotheken fluteten, mit einer ebenso billigen deutschen Tonbearbeitung ausgestattet. Was die Synchronisation von „Gates to Hell“ allerdings von ihren Nebenbuhlern unterscheidet wie abhebt: Sie liefert einen Brüller nach dem anderen und kommt quasi einer Festlichkeit gleich, bei der kein Auge trocken bleibt. So wird beispielshalber die Aussage „Es sieht so aus, als ob er sich gleich umbringt!“ mit der empörten Feststellung „Was soll das? Die Leute vom Fernsehen kommen gleich!“ gekontert. Und wenn der Archäologiestudent Theo behauptet, „er habe einen Schnellkurs im Höhlenforschen gemacht und das er unbedingt zwei Aspirin einnehmen muss, da er schon wieder merkt, wie ihn (s)eine Klaustrophobie überfällt“, dann fühle ich mich in Lenzis grottiger Schauergrotte gar wunderprächtig aufgehoben.
Die überschaubare Geschichte klingt mit dem Weltrekord eines ganz besonderen Pannemanns an. Denn wer ist so blöd und lässt sich auf eine solche, wie innert der Inhaltsangabe skizzierte, Tortur ein? Maurizio! Der Kollege eines Höhlenforscherteams, zu dem er nur im dringendstem Notfall per Funk Kontakt aufnehmen darf. Und wenn es dann tatsächlich so weit und das Maß des Erträglichen überschritten ist, berichtet er erwartungsgemäß verwirrt von x-beliebigen Dämonen sowie dem letzten Ausweg aus dem umrissenen Schlamassel - den Suizid.
Innert dieses Kontexts ist es zwingend erforderlich, den Mann asap aus seiner Notlage zu befreien. Folglich steigen die vier Höhlenforscher gemeinsam mit zwei Archäologieassistenten der Uni Florenz (die zufälligerweise gerade in der Nähe waren) in das Höhlensystem des Klostergemäuers herab, um Maurizio wieder aufzupäppeln und ihn bei (s)einer Genesung zu unterstützen. Folglich bewegen sich sieben Personen durch die gefährlichen Tiefen einer Höhle, was die Methoden eines Dezimations-Films mit closed bzw. locked room mystery Tönung flink erahnen lässt. Dabei haben wir es notabene mit keinem Whodunit-Motiv, das sich ja aus der beschriebenen Ausgangslage herauskristallisieren könnte, zu tun und werden stattdessen, was bereits der Klappentext reflektiert, mit den Motiven aus den Slasher- und Horrorsektoren beliefert.
Währenddessen treibt das Sujet ein mystisches Spielchen um sieben Benediktinermönche, die im Jahre 1291 einen Pakt mit dem Teufel schlossen, anschließend der Ketzerei überführt und zum ewigen Leiden verdammt wurden.
Seither sind 7 Jahrhunderte durch die Zeitrechnung gezogen. Und Lenzis Horrorfilm wäre kein Horrorfilm, wenn man den Mönchen nicht die Möglichkeit einräumen würde, sich ihrer Verdammnis zu entledigen. Um die Anwartschaft zu erfüllen, müssen die sieben Ketzer 700 Jahre nach Ausspruch des Fluchs sieben andere Ketzer töten. Es sollte nicht schwierig zu erraten sein, wer diese sieben auserkorenen Personen sind. Sie erhalten übrigens auch die Erklärungen (eine Sternstunde deutscher Rhetorik, der Dialogbuchautor hat wirklich alles gegeben) warum sieben Personen, die im Jahre 1991 leben, sich als Ketzer definieren lassen.
Jenes Unbehagen, der Anmarsch, der Ausbruch wie das darauf folgende Walten von Klaustrophobie, das einen Höhlenaufenthalt sehr wohl begleiten kann, erhält innert Lenzis Film keine Entfaltungschancen. Es kommt nicht einmal ansatzweise eine solche, vom Zuschauer als bedrückend wahrnehmbare Atmosphäre auf. Da hat selbst der Höhlenaufenthalt in „Alien, die Saat des Grauens kehrt zurück“ deutlich mehr Pfeile im Köcher. Wer mal die unliebsame wie verstörende Atmosphäre des Eingesperrtseins vor der Glotze erleben wie durchleben mag, der sollte, da führt ja mal gar kein Weg vorbei, Neil Marshalls „The Descent“, die Atmosphäre beschert mir immerzu übelste Ängste, sichten. Nebstdem empfehle ich Ihnen (die Filme spielen zwar in keiner Höhle, versprühen allerdings jene unbequem-teuflische Zauberkraft, die in geschlossenen Räumen auftreten und die Anwesenden in den Wahnsinn treiben kann) „The Hole” (GB, 2001) und den vorzüglichen „Them - Spiel oder stirb“ (FRA, ROM, 2006) zu sichten.
Fazit: Lenzis Höhlenhorror ist von Spannung weitestgehend befreit. Das Mitfiebern mit den Protagonisten funktioniert ebenso wenig wie das Schema F der Logikeiferer, die diesen zu keiner Zeit klaustrophobisch wirkendem Film höchstwahrscheinlich einem Telefonbuch gleichstellen und ihn ebenso humorlos aus dem Effeff lesen werden. „Gates of Hell“ offeriert diesen Miesmachern freilich keinen Platz, an dem sie sich auf irgendeine Weise wohl fühlen werden, aber reichlich Zündstoff, um über die visuellen Sünden des Umberto Lenzi zu lästern und aus der nicht vorhandenen Klaustrophobie eine Katastrophe zu zaubern. Wer dieser Gilde nicht verpflichtet ist, ggf. - wenn es darauf ankommt - die Zahl 7 als eine Gerade einordnen kann, eine Schwäche für unfreiwilligen Humor besitzt und die Vorzüge einer durchweg bekloppten Synchronisation zu schätzen weiß, der oder die darf sich in der Höhle bzw. in der Hölle der Benediktinermönche auf ebenso positiv(!)-bekloppte Momente freuen.