Sado - Stoß das Tor zur Hölle auf - Joe D'Amato (1979)

Grusel & Gothic, Kannibalen, Zombies & Gore

Moderator: jogiwan

Benutzeravatar
DrDjangoMD
Beiträge: 4329
Registriert: Fr 20. Mai 2011, 15:19
Wohnort: Wien, Österreich

Re: Sado - Stoß das Tor zur Hölle auf - Joe D'Amato

Beitrag von DrDjangoMD »

Blap hat geschrieben:Genug davon,
:nick: Ja, alles was gesagt werden sollte ist wohl gesagt...
Blap hat geschrieben:letztlich kann wohl doch nicht sinnvoll über Geschmack streiten
:nick: ...ja, jeder hat halt seinen eigenen Geschmack...
Blap hat geschrieben:(schon gar nicht mit Westernavataristen des Grauens).
:o :o :o :nixda: :thdown: Die Aussage verurteile ich zu tiefst! Dürfte ich das verehrte Blap und seine Vorurteile daran erinnern, dass ich beispielsweise "Sado" mit 9/10 abgesegnet habe :|
Benutzeravatar
Blap
Beiträge: 6291
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 14:21

Re: Sado - Stoß das Tor zur Hölle auf - Joe D'Amato

Beitrag von Blap »

Welche Vorurteile? Ich habe schon Western geschaut...

- als ihr verdammten Bengel noch flüssig wart
- als ihr verdammten Bengel die Teletubbies für die grösste Errungenschaft der TV-Kultur gehalten habt
- als ihr von eurer Mami bei der Masturbation auf Papis Pornos erwischt wurdet

(jede betroffene Altersgruppe darf sich den passenden Schuh anziehen)

:palm:
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
purgatorio
Beiträge: 15627
Registriert: Mo 25. Apr 2011, 19:35
Wohnort: Dresden

Re: Sado - Stoß das Tor zur Hölle auf - Joe D'Amato

Beitrag von purgatorio »

SADO – Stoß das Tor zur Hölle auf (BUIO OMEGA, Italien 1979, Regie: Joe D’Amato)

Veröffentlichungsjahr 1979, Produktionsland Italien und ein Soundtrack von GOBLIN – Genre: Splatter/Horror. Das klingt nach den soliden Grundbausteinen eines vielversprechenden Films aus der Hochphase südeuropäischer Schaffenskraft in der Filmbranche. Aber was Aristide Massaccesi unter seinem geläufigeren Pseudonym Joe D’Amato mit BUIO OMEGA ablieferte, war etwas mehr als nur ein Italo-Kracher unter vielen. Auf Grund heftigster Effekte ergatterte sich dieser Genre-Beitrag schnell einen legendären Ruf. Werberatschläge bekräftigten diesen zusätzlich mit Presse- und Verleih-Zitaten: „Vergessen sie alles, was sie bisher gesehen haben!“, „Der schrecklichste Film dieser Zeit“, „Der Verleih empfiehlt, nur Erwachsenen über 21 Jahren den Zutritt zu gestatten.“ Alles nur Vermarktungsstrategie, oder steckt auch ein Fünkchen Wahrheit im Ruf des Films?

Frank, ein reicher junger Mann, verliert seine Verlobte an einen Voodoo-Zauber. Initiiert wurde dieser durch seine Haushälterin, welche die Rolle als Allround-Paket Mutterersatz/Geliebte/Milchquelle etwas zu ernst nahm und sich eine Ehe mit dem Erben herbeisehnt. Frank jedoch will den Verlust der Freundin nicht akzeptieren und sieht die Zeit gekommen, seine erlernten Fähigkeiten als Tierpräparator nun zu perfektionieren und mit der Präparation seiner Freundin gleichzeitig sein Meisterstück abzuliefern. Spontane Aktionen hinterlassen aber Spuren und das perfekte Verbrechen war von ihm nicht geplant. In Konsequenz häufen sich die Probleme. Eine junge Tramperin verirrt sich in den Gewölben seines Schlosses und sieht mehr als sie sehen soll, ein nerviger Angestellter aus dem Bestattungsinstitut wittert eine Schandtat und beginnt mit Nachforschungen, die Haushälterin bekommt dank Beihilfe Erpressungspotenzial zur Hand und versucht sich eine Vermählung zu erzwingen. Franks Psyche bleibt derweil völlig auf der Strecke…

Was geschieht nun, wenn jemand, der gewohnt ist alles zu haben, etwas Geliebtes verliert? Frank wird immerhin als ein reicher Erbe aus offenbar hochwohlgeborenem Geschlecht vorgestellt. Er kann sich in seinem geerbten Schloss das kostspielige Hobby der Tierpräparation leisten und lässt sich nebenher von einer sehr fürsorglichen Haushälterin bemuttern (wer mäht dort eigentlich den Rasen?). Seine Verlobte kann er aber nicht vor dem Tod bewahren. Er glaubt aber offenbar, sie auch nach dem Ableben weiterhin zu besitzen und auch für sich behalten zu können, was sich in einer Nacht- und Nebel- Exhumierung und anschließender Präparation im schlosseigenen Gruselkabinett äußert. Was vorsichtig und verlegen – ja beinahe einfühlsam – beginnt, reißt alsbald einen tiefen Krater ins Gedächtnis des Rezipienten, wenn Frank beginnt Liebe und Zuneigung in mechanisches Handwerk zu übertragen. Mit Perfektion und Sicherheit zerlegt er seine Geliebte, kehrt gefasst und professionell ihr Inneres nach Außen und verstaut es in einem dreckigen Eimer. Die blasse Hülle mit starrem Blick verbirgt er mit Hilfe seiner Haushälterin in seinem Bett. Diese Szenen sind sehr kraftvoll und höchst unangenehm inszeniert. Man fragt sich zwangsläufig, ob diese Detailfülle wirklich notwendig war und welches Ziel damit verfolgt wurde.

Was bleibt aber, wenn man das Grundgerüst des Films betrachtet? Eine recht simpel gestrickte und überschaubare Geschichte wird hier stringent und schnörkellos auf eine abendfüllende Laufzeit ausgewälzt. Zur Streckung dienten hauptsächlich endlos wirkende und unerträglich detaillierte Gore-Szenen. Über große Strecken wird ein sehr ernster Grundtenor generiert. Und dann gibt es wieder allerhand Situationen und Szenen, in denen der ernste Grundton ins kuriose kippt und den Film im Gesamtbild skurril erscheinen lässt (so kommt die Szene des mütterlichen Stillens eines erwachsenen Mannes sehr unerwartet, dann gibt es einen fiesen Damenbart zu sehen, die Voodoo-Sequenz will sich überhaupt nicht ins Gesamtbild fügen, etc.) . Ist das nun ernst gemeint, soll der Ernst unterwandert werden, ist das alles nur selbstzweckhaft inszeniert und soll lediglich für Gorehounds Unterhaltung bieten, war das erklärte Ziel eine möglichst große Ansammlung von Tabubrüchen oder wollte Herr D’Amato tatsächlich auch etwas sagen? Dies muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Fakt ist aber, dass BUIO OMEGA sehr finstere Bilder zu generieren vermag, die sich ins Gedächtnis graben, die empfindliche Mägen durchaus zu verunsichern wissen, die lange nachwirken. Handwerklich und teils auch atmosphärisch ist dieser recht überzeugend ausgestatte Film also durchaus bemerkenswert und entsprechend sehenswert. Und jeder, der die Gelegenheit einer Sichtung geboten bekommt, sollte diese auch nutzen. Was man diesem Film jedoch über seine gute Atmosphäre und seine derben Effekte hinaus entnimmt, steht auf einem anderen Blatt.

Der psychische Bruch des Protagonisten, dessen Rezeption unklar und wechselnd zwischen Mitleid und Abscheu anzusiedeln ist, ist schwer nachvollziehbar. War der Mann schon immer irre? Kommt Irrsinn automatisch, wenn man zu lang gestillt wird? Muss wirklich noch eine Joggerin dran glauben wenn ein Affektmord (der unsinniger und unlogischer Weise mit dem Ausreißen von Fingernägeln beginnt) und ein nekrophiler Akt nicht ausreichen? War es in den 70ern wirklich so leicht Frauen in der Disko abzuschleppen? Hat sich der Wahnsinn lediglich von der Amme auf den psychisch labilen Frank übertragen?

Zu den schwer nachvollziehbaren Charakterentwicklungen (lohnt es überhaupt sich darüber Gedanken zu machen?) gesellt sich leider obligatorisch noch die krankende Logik. Diese ist natürlich ein Ärgernis (Wenn man so viel Geld hat, warum fährt man dann mit solch einer Gurke von Auto durch die Gegend? Warum ruft der neugierige Angestellte nicht einfach die Polizei? Warum lösen sich Augen nicht in Salzsäure? Warum hat man überhaupt so viel Salzsäure zu Hause? Warum verdammt nochmal muss man den jemandem, den man schlicht ersticken möchte, vorher die Fingernägel ausreißen? Etc.). So lässt einen der Film zwiespältig zurück und wirft lediglich die Frage in den Raum, ob man hier nun Interpretationen ansiedeln möchte/kann/darf, oder ob man sich nur unterhalten lassen sollte. Beides ist auf eine morbide Art und Weise sehr makaber. Als Italo-Kuriosum mit den üblichen Tiefpunkten aber auch mit diversen Stärken auf der Haben-Seite ist der Film allerdings sehr sehenswert und eines kann der Film gewiss: mit Atmosphäre und Spannung den Rezipienten bei Laune halten. Zumal: gemessen an D’Amatos Gesamtwerk ist BUIO OMEGA definitiv eines der Highlights. 7-8/10
Zuletzt geändert von purgatorio am So 29. Apr 2012, 11:12, insgesamt 2-mal geändert.
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 38766
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Sado - Stoß das Tor zur Hölle auf - Joe D'Amato

Beitrag von buxtebrawler »

Gelungene, wortgewandte, differenzierte Kritik, purgschi. Als "banal" habe ich die Geschichte aber keinesfalls empfunden, vielmehr als tiefe Einblicke in psychische Abgründe.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
purgatorio
Beiträge: 15627
Registriert: Mo 25. Apr 2011, 19:35
Wohnort: Dresden

Re: Sado - Stoß das Tor zur Hölle auf - Joe D'Amato

Beitrag von purgatorio »

buxtebrawler hat geschrieben:Gelungene, wortgewandte, differenzierte Kritik, purgschi. Als "banal" habe ich die Geschichte aber keinesfalls empfunden, vielmehr als tiefe Einblicke in psychische Abgründe.
Danke, Bux! Auch für die Anmerkung. In der Tat hab ich auch nicht "banal" gemeint, diesen Begriff verhindert ja die Thematik per se schon. Gemeint war eher "Eine recht simpel gestrickte und überschaubare Geschichte", eben schnörkellos. Soetwas passiert wohl wenn man die abends zusammengetragenen Gedanken morgens bei zwei, drei Tassen Kaffee zu einem Review zusammen schustert :mrgreen:
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
Benutzeravatar
McBrewer
Beiträge: 3838
Registriert: Do 24. Dez 2009, 20:29
Wohnort: VORHARZHÖLLE
Kontaktdaten:

Re: Sado - Stoß das Tor zur Hölle auf - Joe D'Amato

Beitrag von McBrewer »

BUIO-OMEGA...nun weile ich doch schon einige Jahr(zehnt)e im Horror-Exploitation, aber bisher ohne DIESEN Klassiker gesehen zu haben *ascheaufmeinhaupt* Jetzt verstehe ich auch, warum gerade DIESER Film Namensgeber für den berühmten Filmclub aus Gelsenkirchen/Buer geworden ist :idea:
Ein Film mit einem FRANK (nicht Fränk..oder Fronk), ein Film..dessen GOBLIN-Musikstücke gleich zu Anfang ganz tief ins Herz gehen & dieses dann mit lauter glückseligen Blumen füllen :D
Es ist natürlich schön, gleich zu Beginn an Parallelen von Das 3. Auge zu ziehen/finden, trotzdem ist D´Amatos Werk sehr eigenständig, schon alleine das "andere" Ende wegen.
"Trash as Trash can... "...und das natürlich im Positiven Sinne, ganz großes Wohlfühlkino (HIER bin ich zu house) daher 9/10 :thup:
Bild
Benutzeravatar
Onkel Joe
Forum Admin
Beiträge: 18016
Registriert: Sa 28. Nov 2009, 08:40

Re: Sado - Stoß das Tor zur Hölle auf - Joe D'Amato

Beitrag von Onkel Joe »

Bild
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 38444
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Sado - Stoß das Tor zur Hölle auf - Joe D'Amato

Beitrag von jogiwan »

:lol:

Bild
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
purgatorio
Beiträge: 15627
Registriert: Mo 25. Apr 2011, 19:35
Wohnort: Dresden

Re: Sado - Stoß das Tor zur Hölle auf - Joe D'Amato

Beitrag von purgatorio »

jogiwan hat geschrieben: :lol:

Bild
:o welch beeindruckende und beneidenswerte Ansammlung von Memorabilia :thup:
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
Benutzeravatar
Onkel Joe
Forum Admin
Beiträge: 18016
Registriert: Sa 28. Nov 2009, 08:40

Re: Sado - Stoß das Tor zur Hölle auf - Joe D'Amato

Beitrag von Onkel Joe »

purgatorio hat geschrieben:
jogiwan hat geschrieben: :lol:

Bild
:o welch beeindruckende und beneidenswerte Ansammlung von Memorabilia :thup:
Noch ist es nichts meins, es steht unter Beobachtung und ich habe mich noch nicht durchgerungen es für viel Geld zu kaufen :| .
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
Antworten