Zombi 4 - After Death - CLAUDIO FRAGASSO (1989)

Grusel & Gothic, Kannibalen, Zombies & Gore

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sid.vicious
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Re: Zombi 4 - After Death - CLAUDIO FRAGASSO (1989)

Beitrag von sid.vicious »

Ich habe noch (m)einen sehr alten Text gefunden.
After_death_Credit.png
After_death_Credit.png (470.08 KiB) 33 mal betrachtet
Nachdem ein Woodoopriester eine Insel mit seinem Fluch belegt hat, steigen die Toten aus ihren Gräbern, um anschließend die Inselbewohner zu verspeisen. Einzig ein kleines Mädchen kann der Fressorgie entkommen. Zwanzig Jahre später „entert“ eine Gruppe junger Menschen (auch Vollidioten genannt) die Insel. Durch deren Unachtsamkeit (dem Aufsagen eines Zauberspruchs) werden die Untoten erneut herbeigerufen und diesmal sind sie hungriger als je zuvor…

Was konnten sie doch einst für eine Euphorie in mir entfachen, diese menschenfleischfressenden Kreaturen, die Romero mit „Dawn of the Dead“ auf das Kinopublikum hetzte. Die „BLÖD“ warnte vor dem Kinobesuch und vor den Lichtspielhäusern standen eifrige „Rote Kreuzritter“, um die möglicherweise kollabierenden Kinobesucher zu versorgen. Mit gefakten Tattoos und Nietenarmbändern gelang es mir (im Alter von 13 Jahren) den Drachen an der Kinokasse des Bochumer Union Theaters zu täuschen, um den Zugang zum berüchtigten Zombiekracher D A W N zu erhalten. Die Pforte öffnete sich für ein fulminantes Filmerlebnis, welches weitere Kinobesuche von Glanzstücken wie „Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies“, „Die Hölle der lebenden Toten“ und „Die Rückkehr der Zombies“ folgen ließ.

Diese goldene Ära des Zombiefilms neigte sich jedoch Mitte der 1980er Jahre dem Ende entgegen, denn Genrevertreter wie „Redneck Zombies“ oder „Zombie Nightmare“ ließen das Mystische und das Knallharte, welches den Zombiefilm der späten 1970er und frühen 1980er auszeichnete, in Vergessenheit geraten. Das Genre wurde von einem speziellen (nicht sonderlich mundenden) Humor unterwandert und der Menschenfresser aus dem Reich der Toten verlor seine besondere Aura. Die Zeichen standen fortan auf Wandel und alles wurde schriller und bekloppter. Inwiefern dieses Vorgehen einer Neubelebung des Genres diente, soll jede/r für sich selbst entscheiden.

„After Death“ ist (und da werden mir wohl fast alle Filmfans Recht geben) ein gutes Beispiel für die Entmythologisierung des Zombiefilms. Unter dem Strich gesehen: ein extrem schlechter Streifen.

Dieser dilettantische Zombie-Aufguss wird mit der Musik von Al Festa eröffnet. Ein eingängiges Leitmotiv, welches sich an den Schemen zahlreicher amerikanischer Scores zu Billig-Horror-Produktionen orientiert. Untypische (Italo-)Klänge, die einen Vergleich mit den teils grandiosen Kompositionen der 1980er Zombiestreifen aus dem Stiefelland in keiner Weise Standhalten können. Aber von eben solchen Produktionen distanziert sich das Werk und fungiert vielmehr als eine Art Partyfilm, der mit den typischen Ingredienzien des italienischen Zombiefilms durchweg satirisch umgeht.

„Sie kommen zu Hunderten. Und sie kommen immer näher…“

…und sie können rennen, springen und sprechen. Eine Ballung von Eigenschaften, die zu den „lebenden Toten“ passen wie der Löwensenf zur Buttercremetorte. Mir stoßen solche unpassenden Fähigkeiten immer wieder extrem bitter auf. Eine der wenigen Ausnahmen bietet Lenzis „Großangriff der Zombies“, bei dem man allerdings beachten muss, dass dort Verseuchte und keine Zombies für apokalyptische Zustände sorgen. Heutzutage ist der rennende und springende Untote Kinonormalität. Eine Tatsache, die allerdings weniger für ein nicht vorhandenes Feingefühl der Regisseure, als für einen vollkommen verkorksten Zeitgeist spricht.

Unter dem Strich bezeichne ich „After Death“ als einen spannungsarmen Post-Italo-Zombie-Schinken, der einzig den knallharten Horrorfreaks etwas geben wird. Die schauspielerischen Leistungen siedeln sich bestenfalls im unteren Mittelmaß an. Das Highlight ist Nick Nicholson als Rod. Ein furchtloser und zugleich extrem hohler Zombiejäger, der jegliche Genreklischees bestätigt.
https://www.italo-cinema.de/item/zombie-iv-after-death
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