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Alternativer Titel: Ognuno per sé
Produktionsland: Italien, Deutschland
Produktion: Luciano Ercoli, Alberto Pugliese
Erscheinungsjahr: 1967
Regie: Giorgio Capitani
Drehbuch: Fernando di Leo, Augusto Caminito
Kamera: Sergio D'Offizi
Schnitt: Renato Cinquini
Musik: Carlo Rustichelli
Länge: ca. 110 Minuten
Freigabe: FSK 12
Darsteller:
[center]Van Heflin: Sam Cooper
Gilbert Roland: Mason
Klaus Kinski: Brent/Blond
George Hilton: Manolo Sanchez
Sarah Ross: Annie
Rick Boyd: Hal Brady
Sergio Doria: Fred Brady
Ivan G. Scratuglia: Marshal
Giorgio Gruden: Lancaster
Harry Reichelt: Slim[/center]
Sam Cooper und sein Partner haben eine Goldader gefunden. Da Sams Partner das Gold nicht teilen will entkommt Sam knapp einem Mordanschlag. Zurück in der Stadt lässt Sam seinen Ziehsohn Manolo rufen. Mit ihm zusammen will er das Gold aus der Mine holen. Allerdings hat Manolo einen gesuchten Mörder bei sich.
Giorgio Capitanis Western ist natürlich eindeutig an John Hustons „Der Schatz der Sierra Madre“ angelegt und Capitani gelingt dabei eine sehr gute Umsetzung des Stoffs. Nach einem etwas gemächlichen Beginn steigert sich der Film von Minute zu Minute. Dabei bereitet die erste ausgiebige Schießerei dem Zuschauer eine Menge Freude.
Capitani setzt häufig auf die Momentausnahme und lässt sehr gern Nahaufnahmen der Gesichter sprechen. Dieses ist ein äußerst gelungenes Mittel die Personen in einem noch deutlicheren Licht erscheinen zu lassen. Neben der sehr vergifteten Stimmung, die unter den Hauptakteuren herrscht, bindet Capitani eine trostlose und dreckige Wüstenlandschaft ein. Ein Ambiente, das die negative Gesamtstimmung verstärkt. Der Zuschauer ist nie auf die Folgesituationen vorbereitet, da die Charaktere allesamt unberechenbar sind. Jeder ist der Feind des Anderen. Keiner traut dem Anderen und Jeder wartet auf einen günstigen Moment um seine Trümpfe auszuspielen.
Innerhalb der Darstellerriege sollte dem Freund des italienischen Westernkinos auf Anhieb Gilbert Roland in der Rolle von Mason auffallen. Gilbert Roland hatte nämlich ein Jahr nach „Das Gold von Sam Cooper“ eine tragende Rolle in Castellaris exzellenten Western „Django – Die Totengräber warten schon“. Zu Klaus Kinski und George Hilton muss man Nichts sagen, da sie auch dem unbefangenen Italo-Western-Fan innerhalb des Genres hinreichend bekannt sind. Interessant ist es weiterhin das der Part des Sam Cooper von Van Heflin verkörpert wird, den man gemein aus US Produktionen wie Stevens „Mein großer Freund Shane“ kennt. Alle Darsteller machen ihre Sache absolut überzeugend.
Fazit: Ein sehr guter Western der von leichter Suspense angehaucht ist und eine sehr gute Kameraarbeit verbuchen kann.
„Wenn du reich geworden bist, ist dein Leben keinen Cent mehr wert.“
Der deutsch-italienisch produzierte Italo-Western „Das Gold von Sam Cooper“ aus dem Jahre 1967 ist Regisseur Giorgio Capitanis („Der große Schwarze mit dem leichten Knall“) einziger Ausflug in das Genre. Das Drehbuch aus der Feder von Augusto Caminito und Fernando Di Leo basiert auf dem US-amerikanischen Abenteuerfilm „Der Schatz der Sierre Madre“, das dessen Thema variiert und in ein Western-Gewand kleidet. Di Leos ursprüngliches Drehbuch wurde stark modifiziert, was als Grund für dessen harsche Kritik am Regisseur angenommen wird.
Nach langer Zeit stößt der alternde Goldschürfer Sam Cooper (Van Heflin, „Zähl bis drei und bete“) in einer Mine der Sierra Nevada endlich auf Gold. Doch sein Partner will nicht mit ihm teilen und versucht, ihn um die Ecke zu bringen. Dank seiner List kann sich Cooper des Angreifers erwehren, steht nun aber vor dem Problem, das Gold nicht allein bergen zu können. Er kehrt vorbei an Wegelagerern zurück nach Villetown und übt sich bei der Suche nach einem neuen Partner in Verschwiegenheit. Einzig seinem Ziehsohn Manolo (George Hilton, „Django – Sein Gesangbuch war der Colt“) schenkt er sein Vertrauen, weshalb er ihn aus Mexiko kommen lässt. Dieser jedoch hat den undurchsichtigen Brent (Klaus Kinski, „Leichen pflastern seinen Weg“) im Schlepptau, zu dem er eine von Unterwürfigkeit geprägte Beziehung unterhält. Zu Coopers Entsetzen weiht Manolo ihn in den Plan ein, woraufhin dieser mitzukommen beschließt. Da Cooper dem Fremden nicht über den Weg traut, zieht er seinen ehemaligen Weggefährten Mason (Gilbert Roland, „Cheyenne“) hinzu, welcher jedoch Groll und Rachegedanken gegen Cooper hegt, da er ihn bezichtigt, ihn im Stich gelassen zu haben und ihm einige Jahre Zuchthaus zu verdanken. Voll gegenseitigem Misstrauen tritt man zu viert die beschwerliche Reise zur Goldmine an, deren Weg nur Cooper kennt…
Der auf eine hochkarätige internationale Besetzung bauende Western ist ein untypischer, eigenständiger seiner Art, der sich einerseits zwar an US-amerikanischen Vorbildern orientiert, jedoch in seiner dichten, spannenden Weise der Inszenierung keinen Millimeter Raum lässt für Verklärung des US-Goldrauschs und Pioniergeists und in seinem Pessimismus typisch italienisch ist, ohne den genreprägenden Stil eines Leones zu kopieren. Bereits wenn Cooper seinen ersten Rückweg antritt, durch die siedend heiße Wüste und voller Entbehrungen, ist man als Zuschauer voll drin in der Thematik und Stimmung des Films: Im Schweiße seines zerlebten Angesichts nimmt Cooper für seine Aussicht auf späten Reichtum unheimliche Anstrengungen auf sich und begibt sich in sowohl von Banditen als auch der lebensfeindlichen Natur ausgehende Gefahren. Die Kamera Sergio d’Offizios betont Coopers Antlitz ebenso wie die Geographie der Wüste und fängt Bilder von Einsamkeit und Isolation ein, wie sie in etwas abgewandelter Form so typisch sind für diese Art von Western. Carlo Rustichelli unterlegt den Film mit epischen, orchestralen Kompositionen, die gänzlich anders klingen als Morricones häufig lautmalerische Western-Soundtracks und sich dennoch stimmig einfügen oder vielmehr maßgeblich zur Atmosphäre des Films beitragen.
Kernstück von „Das Gold von Sam Cooper“ ist das ungleiche und sich letztlich doch so ähnliche Quartett mit seinen unterschiedlichen, interessant und spannend herausgearbeiteten, ambivalenten Charakteren, die eine äußerst zerbrechliche Zweckgemeinschaft miteinander eingehen. Manolo, ein junger Strahlemann, hat in den Jahren seiner Abwesenheit von Ziehvater Sam den merkwürdigen, wenig vertrauenserweckenden Brent kennengelernt, welcher ihm in die Stadt folgte. Zum bleichen, in schwarz gekleidet phantomhaft wirkenden Blonden, der mit scheinbar innerer Ruhe und wachem Geist, doch unruhigem, manischem Blick die Situation verfolgt, unterhält er eine Art Abhängigkeitsbeziehung, angelegt als angedeutete Homosexualität. In Brents Anwesenheit wird aus Manolo ein unterwürfiger, kaum noch Stärke oder Souveränität ausstrahlender Mensch, der häufig zwischen Sam und Brent hin- und hergerissen scheint, sich im Zweifelsfall jedoch stets für Brent entscheiden würde. Diese gegen viele Genreklischees gebürstete Figurenkonstellation ist von psychologischer und moralischer Brisanz und lässt viel zwischen den Zeilen lesen. Brent bleibt mysteriös. Zwar weiß man, dass auch er ans Gold will, viel mehr aber auch nicht. Erst im Laufe der Handlung erfährt der Zuschauer, dass es sich um einen gesuchten Mörder handelt – was wenig überrascht.
Mit weitaus offeneren, wenn auch nicht gänzlich einsehbahren Karten spielt Mason, der mit Cooper noch eine Rechnung offen hat, um das Gleichgewicht wiederherzustellen aber mitgenommen und von Cooper trotz allem für einen der integeren Männer gehalten wird. Optisch bietet dieser einen starken Kontrast zu Cooper. Mit seinem dünnen Oberlippenbart und Latino-Schick wirkt er eitel, ein wenig eingebildet, dabei aber blitzgescheit und vorausdenkend – was sich später bewahrheiten wird. Ihm macht die Reise aufgrund seiner Malaria besonders zu schaffen, dennoch bleibt er sich und seiner Linie treu und lässt nur selten eigene Schwäche zu. Die Ausmaße menschlicher Abgründe, die Ausgeprägtheit der Gier und Skrupellosigkeit der Vier, wird erst im Verlaufe der Handlung deutlich, woraus der Film einen Großteil seiner Spannung bezieht. Als Zuschauer ist man unsicher, wer wie weit gehen würde und wem vielleicht Unrecht getan wird, stempelte man ihn zu früh als Intriganten und Verräter ab. Zweckbündnisse werden eingegangen – auch, um sich gegen äußere Gefahren zu erwehren – und wieder aufgebrochen; am sichersten sind alle vier, wenn gleich verteilte Kräfteverhältnisse vorherrschen. Die Anspannung steht allen ins Gesicht geschrieben, jeder muss stets damit rechnen, den Dolchstoß zu erleiden und dementsprechend vorsichtig und mit Bedacht agieren.
Es dauert lange, bis sich der aufgestaute Hass entlädt, dann aber so richtig und mit herben, gar tragischen Verlusten. Am Ende steht ein einsamer, alter Mann, der trotz des Goldschatzes alles verloren hat und über dem die Frage im Raum schwebt, wozu das alles nötig war. Damit ist „Das Gold von Sam Cooper“ ein Film, der sich kritisch mit menschlichen Schwächen wie Gier und Neid auseinandersetzt und aufzeigt, wie sämtliche Werte über Bord geworfen werden, sobald der schnelle Reichtum lockt, aber auch eine Gesellschaft, die in erster Linie nach maximalem materiellen Besitz strebt, in Frage stellt, indem er in überspitzter Weise ihren Zynismus dokumentiert. Ein fesselndes, hervorragend gefilmtes Stück europäischer Western-Geschichte, das einen hohen Grad gefühlter und fühlbarer Authentizität aus dem Ambiente des südspanischen Drehorts herauskitzelt sowie zwei in erster Linie durch Nebenrollen bekannt gewordenen, alternden Ami-Recken große Rollen sowie einem jungen George Hilton einen seiner ersten Genreauftritte und Klaus Kinski noch vor „Leichen pflastern seinen Weg“ eine Möglichkeit zur Entfaltung seiner diabolischen Ausstrahlung bietet. Capitani und seine Autoren verstanden es zudem, allen vier ausreichend Raum nicht nur für ihre trotz mehr oder weniger aufs Gleiche hinauslaufenden, dennoch mehrschichtigen und doppelbödigen Charaktere inkl. einiger Exzentrik (nach Ringo dürfte Brent der zweite Italo-Western-Pistolero sein, der ein Glas Milch bestellt) zur Verfügung zu stellen. Ein gut gereifter, nur auf den ersten Blick wenig spektakulärer Genre-Klassiker, der zwar „Der Schatz der Sierre Madre“ bisweilen szenegetreu kopiert, jedoch mit individueller Note versieht und auf ein ganz eigenes Level des schmerzhaft ehrlichen, auf Heldenzeichnungen verzichtenden Italo-Western hievt.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Die Koch-Media-DVD ist ja wirklich klasse - Spitzenbild, interessantes Bonusmaterial und schöne Aufmachung. Aber ist es bei euch auch so, dass auf Seite 3 des Booklets das Ende vom Text fehlt? Oder hab ich 'nen Fehldruck erwischt?
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
buxtebrawler hat geschrieben: Aber ist es bei euch auch so, dass auf Seite 3 des Booklets das Ende vom Text fehlt? Oder hab ich 'nen Fehldruck erwischt?
Habe es gerade überprüft, der Text bricht inmitten des Satzes ab.
" ... , den DDR-Western der Siebziger boten sie eine"