Django und die Bande der Bluthunde
„Wohin willst du denn jetzt?!“ – „Zur Hölle!“Ein geheimnisvoller Fremder bringt den Tod in die Stadt. Er hat einige Personen auf seiner Abschussliste. Einen Tag bevor er sein Urteil vollstreckt, stellt er einen Grabstein in die Mitte der Straße. Eingraviert ist der Name des nächsten Opfers ...
In „Ein fremder ohne Namen“ (1973) suchte ein gespensterhafter Clint Eastwood in seinem Regiedebüt eine Westernstadt heim und entfachte in Inferno, drei Jahre zuvor jagte Antonio Margheriti Klaus Kinski in „Satan der Rache“ auf einen Geisterbahn-Feldzug gegen seine Peiniger, doch noch ein Jahr früher war es Sergio Garrone („Drei Kreuze, um nicht zu sterben“), der Anthony Steffen („Die blutigen Spiele der Reichen“) für seinen Rache-Western „Django und die Bande der Bluthunde“ (übrigens ein „echter“ Django) wie ein übernatürliches Phantom Angst und Schrecken unter denjenigen, die Dreck am Stecken hatten, verbreiten ließ.
Ein geheimnisvoller, schwarzgewandter Fremder taucht in der Stadt auf und hat Holzkreuze mit bereits eingravierten Namen dabei. Wann immer er eines dieser Kreuze in den Boden rammt, dauert es nicht lange, bis derjenige, für den es vorgesehen war, nicht mehr unter den Lebenden weilt. Django fackelt nicht lange und räumt unter verräterischen Bürgerkriegsoffizieren rigoros auf. In den Weg stellt man sich ihm besser nicht. Doch wird er es auch schaffen, an Chef-Gangster Murdok heranzukommen?
Seine alles andere als originelle Geschichte setzt Regisseur Garrone in Form eines atmosphärischen, mit Versatzstücken des Gruselfilms spielenden Stils um und hat genug kreative Ideen im Gepäck, um sich von anderen Rache-Western abzuheben und länger im Gedächtnis zu bleiben. Sein Django ist ein phantomhafter Rächer im pechschwarzen Umhang, der wirkt, wie der Sensenmann persönlich und genauso plötzlich irgendwo auftaucht, wie er wieder verschwindet. Dabei guckt er stets bedeutungsschwanger-langsam unter seinem schwarzen Hut hervor und zeigt dabei den einen Gesichtsausdruck Anthony Steffens, der zwar nie für sein exaltiertes Mienenspiel bekannt gewesen wäre, hier aber so hölzern agiert wie selten. Das geht so weit, dass in Dialogszenen, in denen der deutsche Synchronsprecher Erregung und Wut in seine Stimme legt, Steffen scheinbar gelangweilt vor sich schwadroniert – wenn die Kamera denn überhaupt mal auf sein Gesicht hält, die den Verdacht aufkommen lässt, genau dies kaschieren zu wollen. Doch auch hier hatte Steffen das Glück, dass das auf gewisse Weise zu seiner Rolle passt, die eine fast schon paranormale Aura umgibt. Kleinere technische Spielereien unterstreichen diesen Eindruck, wenn Steffen verschwommen und nicht greifbar vor den Augen seiner Opfer erscheint und diese lediglich in Leere schießen.
Die tolle Titelmelodie mit ihrem gehauchten „Django!“ stimmt schön aufs kommende Geschehen ein und auch sonst untermalt hörenswerte, die Szenen unterstützende Musik die Handlung, die nach einigen schnell geschnittenen, fragmentarischen Rückblenden, wenn Django auf seine Opfer trifft, nach der Hälfte in einer ausgedehnten Rückblende zeigt, was wirklich geschehen und der Grund für Djangos Rachefeldzug ist. Dieser spitzt sich immer mehr auf die ungleichen Murdok-Brüder zu, von denen der jüngere ein blonder, blasser, unberechenbarer Wahnsinniger im Stile eines Klaus Kinskis ist, irre gespielt von Luciano Rossi („Lauf um dein Leben“). Eine ganze Reihe originell konstruierter (Todes-)Szenen und Lebensenden in Zeitlupe sind echte Hingucker und pflastern den Weg zum großangelegten Finale und schließlich letzten Showdown. Da wird dann auch endlich Steffen mehr gefordert, der seine leidensfähige Mimik unter Beweis stellen darf. Was „Django und die Bande der Bluthunde“ an klassischer Spannung mangelt, wird durch die Atmosphäre, diese düstere Stimmung im typischen Italo-Western-Ambiente, wettzumachen versucht und das großartige Ende entschädigt schließlich für manch kleinere Schwäche. Was fehlt, ist ein typischer „Steffen-Schluss“, denn Django hatte hier von vornherein quasi nichts mehr zu verlieren.