Für eine Handvoll Dollar - Sergio Leone (1964)
Moderator: jogiwan
Re: Für eine Handvoll Dollar - Sergio Leone (1964)
Before and after the new 2014 restoration
Cineteca Nazionale / Ripley's Film 2007 restoration Cineteca di Bologna 2014 restoration (look at the two guys on the right!)
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Re: Für eine Handvoll Dollar - Sergio Leone (1964)
Was sagt uns das? Kaputtrestauriert?
- totalschaden
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Re: Für eine Handvoll Dollar - Sergio Leone (1964)
Heute vor 50 Jahren lief der Streifen in den bundesdeustchen Kinos an.
- buxtebrawler
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Re: Für eine Handvoll Dollar - Sergio Leone (1964)
Darauf trinken wir!totalschaden hat geschrieben:Heute vor 50 Jahren lief der Streifen in den bundesdeustchen Kinos an.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
Re: Für eine Handvoll Dollar - Sergio Leone (1964)
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
- buxtebrawler
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Re: Für eine Handvoll Dollar - Sergio Leone (1964)
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Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Für eine Handvoll Dollar - Sergio Leone (1964)
„Freundliche Leute...“
Basierend auf Akira Kurosawas japanischem „Yojimbo - Der Leibwächter“ verfasste der italienische Filmemacher Sergio Leone zusammen mit Duccio Tessari ein Drehbuch, um es 1964 selbst zu verfilmen. Zuvor hatte er als Regisseur lediglich bei einigen Produktionen an der Seite von Kollegen ausgeholfen, jedoch immerhin auch den Sandalenfilm „Der Koloss von Rhodos“ inszeniert. Die Low-Budget-Produktion „Für eine Handvoll Dollar“, die im mexikanischen Grenzgebiet zu den USA spielt, wurde in Spanien gedreht – und avancierte zum kommerziell einträglichen Startschuss eines neuen Genres: dem sich deutlich vom US-Western abgrenzenden Italo-Western. Zudem befeuerte er die Karrieren von Hauptdarsteller Clint Eastwood („Noch heute sollst du hängen“), Antagonisten-Mime Gian Maria Volonté („Vergewaltigt in Ketten“) und Filmkomponist Ennio Morricone, die damit erstmals größere internationale Aufmerksamkeit erlangten.
„'ne üble Gesellschaft – alles Schmuggler und Banditen!“
Ein namenloser, einsamer Fremder (Clint Eastwood) stattet dem Wüstenort San Miguel einen Besuch ab und begibt sich zwischen die Fronten zweier rivalisierender krimineller Clans: den US-amerikanischen Baxters, deren Oberhaupt (Wolfgang Lukschy, „Die toten Augen von London“) zugleich der amtierende Sheriff des Orts ist, und den mexikanischen Rojos um Anführer Ramón (Gian Maria Volonté). Die normale Bevölkerung lebt in Verunsicherung und Angst und schreitet auch dann nicht ein, wenn vor ihren Augen ein Vater mitsamt seines kleinen Jungen misshandelt werden. Wirt Silvanito (José Calvo, „Viridiana“) hat nur mahnende, desillusionierende Worte für den Fremdling übrig, doch dieser denkt gar nicht daran, schnell wieder das Weite zu suchen. Er heuert bei den Rojos an, um sich an denjenigen der Baxters zu rächen, die ihm direkt bei seiner Ankunft übel zugesetzt haben. Am nächsten Tag wird er Zeuge, wie die in Uniformen der US-Armee geschlüpften Rojos eine Postkutsche überfallen. Zahlreiche Tote auf Seiten der US- und mexikanischen Soldaten sind die Folge. Von nun an stellt sich der Fremde abwechselnd in den Dienst der Baxters und der Rojos, arbeitet jedoch stets auf eigene Rechnung – und spielt beide Clans nach und nach gegeneinander aus…
„Wenn man einen Mann umlegen will, dann muss man ihn mitten ins Herz treffen!“
Ein animierter Vorspann mit Schuss-Samples auf der Tonspur und natürlich Morricones kongenialer Titelmelodie stimmt auf einen Film ein, der wenig mit dem verklärenden, mitunter mit Rassismus gegen die indigenen nordamerikanischen Völker gespickten Bild des guten, alten Wilden Westens gemein hat, das so viele US-Western mit ihren heldenhaften Protagonisten transportiert hatten. Leone etablierte das Prinzip des von egoistischen Motiven geleiteten, meist wortkargen Antihelden, der sich einer unsolidarischen, vom Recht des stärkeren und der Gier nach schnellem Reichtum geprägten frühkapitalistischen Gesellschaft durchschlägt. Einher geht dieser Paradigmenwechsel mit einer neuen Bildsprache, die ein dreckiges, staubiges Ambiente ebenso betont wie sie die Mimik ihrer oft nicht weniger schmuddeligen Figuren durch distanzlose Nah- und Detailaufnahmen hervorhebt. Die Landschaftspanoramen in Supertotalen hielten jedoch erst mit Leones Fortsetzung „Für ein paar Dollar mehr“ Einzug ins Genresujet. 1964 musste Kameramann Massimo Dallamano noch mit einem recht übersichtlichen Filmset auskommen. Das gewählte Techniscope-Breitwandformat korreliert indes hervorragend mit Eastwoods zu Schlitzen zusammengekniffenen Augen, insbesondere wenn man sich den Film im Heimkino auf kleinerem Bildschirm ansieht.
Eastwood existiert in seiner Rolle ebenso ausschließlich im Hier und Jetzt wie seine Gegner – man erfährt nur das Allernötigste über ihn, jedoch nicht, wer er wirklich ist, woher er kam und wohin er gehen wird. Eine Vorgeschichte zum Konflikt der Clans wird ebenso ausgespart, auch ihre Mitglieder bleiben auf ihre wichtigsten Eigenschaften beschränkt. Der Sarghersteller Piripero (Joseph Egger, „Mikosch im Geheimdienst“) wiederum ist ein westerntypisches Comic Relief, jedoch auch ein Unterstützer des namenlosen, von ihm „Joe“ getauften Antihelden, fast so etwas wie ein Freund. „Für ein Handvoll Dollar“ ist auf das Wesentliche reduziert, und als jenes wird hier der Mammon definiert. Abweichungen von dessen Fokussierung bringen sofort Probleme mit sich, dafür exemplarisch erscheint die selbstlose, emotional motivierte Befreiung Marisols (Marianne Koch, „Liebling, ich muß dich erschießen“) und ihres Kinds aus den Fängen der Rojos, woraufhin diese „Joe“ übel zurichten.
Ein Problem des Films ist es, dass beide Clans – im Prinzip erst einmal Alkohol- versus Waffenschmuggler – einander nie ebenbürtig wirken, die Rojos sind wesentlich größer, fieser, kaltblütiger. Sie sind gewissenlose Mörder, die eine ganze Armeeeinheit auslöschen. Weniger klare Kräfteverhältnisse hätten die Handlung sicherlich noch spannender gestaltet und für zusätzlichen dramaturgischen Kniff gesorgt. „Joe“ wiederum beweist sich als Revolverheld und Meisterschütze, der ohne diese Eigenschaften vollkommen aufgeschmissen wäre. Der große Showdown zwischen beiden Clans geht mit spektakulären Explosionen und Feuersbrünsten einher, was an religiös konnotierte Motive vom reinigenden oder Fegefeuer gemahnt. Anschließend greift „Joe“ wieder direkt ein und widmet sich den Übriggebliebenen, bevor ein klassisches finales Duell von einem bestimmten Gimmick eines der Kontrahenten mitentschieden wird.
„Für eine Handvoll Dollar“ ist noch Leones konventionellster Western, bedingt durch den Verzicht auf die epische Komponente, die seinen späteren Werken stets immanent war. Die wichtigsten Eckpunkte des neuen Subgenres schlug er jedoch bereits eindrucksvoll ins Fundament, angefangen beim grimmigen Nihilismus über die eingangs genannten visuellen Charakteristika und Morricones fantastische musikalische Untermalung bis hin zur reduzierten Mimik des schweigsamen Antihelden, die Eastwood ins Gesicht geschrieben scheint. Die Intelligenz der Figurenzeichnung, die psychologische Wechselwirkung zwischen den Charakteren aller Reduktion zum Trotz, wird hier indes noch nicht derart deutlich wie in späteren Filmen, ist aber bereits angelegt und Teil des Faszinosums. Zwei Filme später noch größere Bedeutung erlangen sollte die Szene, in der „Joe“ den Wirt vom Galgen schießt – Leones Meisterwerk „The Good, the Bad and the Ugly“ hat hier seinen Ursprung, weshalb „Für ein Handvoll Dollar“ auch als erster Beitrag zur losen „Dollar-Trilogie“ gilt.
Dieser ist ein ungeschliffener Rohdiamant, der etliche Landsleute Leones sowie natürlich den italienischen Filmmarkt derart inspirierte, dass sich der Italo-Western als eigenes Subgenre etablierte und zahlreiche Meisterwerke nicht nur Leones, sondern insbesondere auch seiner Namensvettern Sergio Corbucci und Sergio Sollima hervorbrachte und sogar eine Wechselwirkung mit dem US-Western erzielte, der wiederum unter Italo-Einfluss für einige Produktion den raueren Stil annahm. Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass die Italiener ihr neues Genre durch ein Vielzahl ähnlich angelegter, qualitativ jedoch eher durchschnittlicher und inhaltlich uninspirierter, trittbrettfahrender Produktionen über kurz oder lang totritten. Nichtsdestotrotz macht es bis heute Spaß, auch in der zweiten Reihe des Italo-Westerns nach Gold zu schürfen – insbesondere, wenn man sich von Epik und Pathos der auf diesen Meilenstein gefolgten, nahezu perfekten Western Leones geradezu erschlagen fühlt. Die Bewertung mit 7 von 10 Galgenvögeln ist vor dem Hintergrund eben jener 8- bis 10-Punkte-Glanzleistungen Leones zu verstehen.
Basierend auf Akira Kurosawas japanischem „Yojimbo - Der Leibwächter“ verfasste der italienische Filmemacher Sergio Leone zusammen mit Duccio Tessari ein Drehbuch, um es 1964 selbst zu verfilmen. Zuvor hatte er als Regisseur lediglich bei einigen Produktionen an der Seite von Kollegen ausgeholfen, jedoch immerhin auch den Sandalenfilm „Der Koloss von Rhodos“ inszeniert. Die Low-Budget-Produktion „Für eine Handvoll Dollar“, die im mexikanischen Grenzgebiet zu den USA spielt, wurde in Spanien gedreht – und avancierte zum kommerziell einträglichen Startschuss eines neuen Genres: dem sich deutlich vom US-Western abgrenzenden Italo-Western. Zudem befeuerte er die Karrieren von Hauptdarsteller Clint Eastwood („Noch heute sollst du hängen“), Antagonisten-Mime Gian Maria Volonté („Vergewaltigt in Ketten“) und Filmkomponist Ennio Morricone, die damit erstmals größere internationale Aufmerksamkeit erlangten.
„'ne üble Gesellschaft – alles Schmuggler und Banditen!“
Ein namenloser, einsamer Fremder (Clint Eastwood) stattet dem Wüstenort San Miguel einen Besuch ab und begibt sich zwischen die Fronten zweier rivalisierender krimineller Clans: den US-amerikanischen Baxters, deren Oberhaupt (Wolfgang Lukschy, „Die toten Augen von London“) zugleich der amtierende Sheriff des Orts ist, und den mexikanischen Rojos um Anführer Ramón (Gian Maria Volonté). Die normale Bevölkerung lebt in Verunsicherung und Angst und schreitet auch dann nicht ein, wenn vor ihren Augen ein Vater mitsamt seines kleinen Jungen misshandelt werden. Wirt Silvanito (José Calvo, „Viridiana“) hat nur mahnende, desillusionierende Worte für den Fremdling übrig, doch dieser denkt gar nicht daran, schnell wieder das Weite zu suchen. Er heuert bei den Rojos an, um sich an denjenigen der Baxters zu rächen, die ihm direkt bei seiner Ankunft übel zugesetzt haben. Am nächsten Tag wird er Zeuge, wie die in Uniformen der US-Armee geschlüpften Rojos eine Postkutsche überfallen. Zahlreiche Tote auf Seiten der US- und mexikanischen Soldaten sind die Folge. Von nun an stellt sich der Fremde abwechselnd in den Dienst der Baxters und der Rojos, arbeitet jedoch stets auf eigene Rechnung – und spielt beide Clans nach und nach gegeneinander aus…
„Wenn man einen Mann umlegen will, dann muss man ihn mitten ins Herz treffen!“
Ein animierter Vorspann mit Schuss-Samples auf der Tonspur und natürlich Morricones kongenialer Titelmelodie stimmt auf einen Film ein, der wenig mit dem verklärenden, mitunter mit Rassismus gegen die indigenen nordamerikanischen Völker gespickten Bild des guten, alten Wilden Westens gemein hat, das so viele US-Western mit ihren heldenhaften Protagonisten transportiert hatten. Leone etablierte das Prinzip des von egoistischen Motiven geleiteten, meist wortkargen Antihelden, der sich einer unsolidarischen, vom Recht des stärkeren und der Gier nach schnellem Reichtum geprägten frühkapitalistischen Gesellschaft durchschlägt. Einher geht dieser Paradigmenwechsel mit einer neuen Bildsprache, die ein dreckiges, staubiges Ambiente ebenso betont wie sie die Mimik ihrer oft nicht weniger schmuddeligen Figuren durch distanzlose Nah- und Detailaufnahmen hervorhebt. Die Landschaftspanoramen in Supertotalen hielten jedoch erst mit Leones Fortsetzung „Für ein paar Dollar mehr“ Einzug ins Genresujet. 1964 musste Kameramann Massimo Dallamano noch mit einem recht übersichtlichen Filmset auskommen. Das gewählte Techniscope-Breitwandformat korreliert indes hervorragend mit Eastwoods zu Schlitzen zusammengekniffenen Augen, insbesondere wenn man sich den Film im Heimkino auf kleinerem Bildschirm ansieht.
Eastwood existiert in seiner Rolle ebenso ausschließlich im Hier und Jetzt wie seine Gegner – man erfährt nur das Allernötigste über ihn, jedoch nicht, wer er wirklich ist, woher er kam und wohin er gehen wird. Eine Vorgeschichte zum Konflikt der Clans wird ebenso ausgespart, auch ihre Mitglieder bleiben auf ihre wichtigsten Eigenschaften beschränkt. Der Sarghersteller Piripero (Joseph Egger, „Mikosch im Geheimdienst“) wiederum ist ein westerntypisches Comic Relief, jedoch auch ein Unterstützer des namenlosen, von ihm „Joe“ getauften Antihelden, fast so etwas wie ein Freund. „Für ein Handvoll Dollar“ ist auf das Wesentliche reduziert, und als jenes wird hier der Mammon definiert. Abweichungen von dessen Fokussierung bringen sofort Probleme mit sich, dafür exemplarisch erscheint die selbstlose, emotional motivierte Befreiung Marisols (Marianne Koch, „Liebling, ich muß dich erschießen“) und ihres Kinds aus den Fängen der Rojos, woraufhin diese „Joe“ übel zurichten.
Ein Problem des Films ist es, dass beide Clans – im Prinzip erst einmal Alkohol- versus Waffenschmuggler – einander nie ebenbürtig wirken, die Rojos sind wesentlich größer, fieser, kaltblütiger. Sie sind gewissenlose Mörder, die eine ganze Armeeeinheit auslöschen. Weniger klare Kräfteverhältnisse hätten die Handlung sicherlich noch spannender gestaltet und für zusätzlichen dramaturgischen Kniff gesorgt. „Joe“ wiederum beweist sich als Revolverheld und Meisterschütze, der ohne diese Eigenschaften vollkommen aufgeschmissen wäre. Der große Showdown zwischen beiden Clans geht mit spektakulären Explosionen und Feuersbrünsten einher, was an religiös konnotierte Motive vom reinigenden oder Fegefeuer gemahnt. Anschließend greift „Joe“ wieder direkt ein und widmet sich den Übriggebliebenen, bevor ein klassisches finales Duell von einem bestimmten Gimmick eines der Kontrahenten mitentschieden wird.
„Für eine Handvoll Dollar“ ist noch Leones konventionellster Western, bedingt durch den Verzicht auf die epische Komponente, die seinen späteren Werken stets immanent war. Die wichtigsten Eckpunkte des neuen Subgenres schlug er jedoch bereits eindrucksvoll ins Fundament, angefangen beim grimmigen Nihilismus über die eingangs genannten visuellen Charakteristika und Morricones fantastische musikalische Untermalung bis hin zur reduzierten Mimik des schweigsamen Antihelden, die Eastwood ins Gesicht geschrieben scheint. Die Intelligenz der Figurenzeichnung, die psychologische Wechselwirkung zwischen den Charakteren aller Reduktion zum Trotz, wird hier indes noch nicht derart deutlich wie in späteren Filmen, ist aber bereits angelegt und Teil des Faszinosums. Zwei Filme später noch größere Bedeutung erlangen sollte die Szene, in der „Joe“ den Wirt vom Galgen schießt – Leones Meisterwerk „The Good, the Bad and the Ugly“ hat hier seinen Ursprung, weshalb „Für ein Handvoll Dollar“ auch als erster Beitrag zur losen „Dollar-Trilogie“ gilt.
Dieser ist ein ungeschliffener Rohdiamant, der etliche Landsleute Leones sowie natürlich den italienischen Filmmarkt derart inspirierte, dass sich der Italo-Western als eigenes Subgenre etablierte und zahlreiche Meisterwerke nicht nur Leones, sondern insbesondere auch seiner Namensvettern Sergio Corbucci und Sergio Sollima hervorbrachte und sogar eine Wechselwirkung mit dem US-Western erzielte, der wiederum unter Italo-Einfluss für einige Produktion den raueren Stil annahm. Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass die Italiener ihr neues Genre durch ein Vielzahl ähnlich angelegter, qualitativ jedoch eher durchschnittlicher und inhaltlich uninspirierter, trittbrettfahrender Produktionen über kurz oder lang totritten. Nichtsdestotrotz macht es bis heute Spaß, auch in der zweiten Reihe des Italo-Westerns nach Gold zu schürfen – insbesondere, wenn man sich von Epik und Pathos der auf diesen Meilenstein gefolgten, nahezu perfekten Western Leones geradezu erschlagen fühlt. Die Bewertung mit 7 von 10 Galgenvögeln ist vor dem Hintergrund eben jener 8- bis 10-Punkte-Glanzleistungen Leones zu verstehen.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
Re: Für eine Handvoll Dollar - Sergio Leone (1964)
Nach der Erstsichtung von YOJIMBO musste dieser Film einfach mal wieder in den Player wandern. Zitatesuche, Motive finden, mitpfeifen, Texte mitsprechen, wobei mir bei jeder Sichtung immer mehr auffällt, wie unsicher Leone in manchen Momenten noch war, und dass er seinen eigenen Stil tatsächlich erst bei FÜR EIN PAAR DOLLAR MEHR gefunden hat. Bekanntlich hat Leone Clint Eastwood als Vorbereitung für die Dreharbeiten empfohlen, sich die Filme von Kurosawa anzuschauen, und tatsächlich habe ich bei Eastwood Manierismen von Toshiro Mifune wiedergefunden. HANDVOLL ist ein genialer Schritt zwischen YOJIMBO und EIN PAAR DOLLAR MEHR, und er macht auch in der x-ten Sichtung immer noch einen höllischen Spaß.
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
Jack Grimaldi
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Re: Für eine Handvoll Dollar - Sergio Leone (1964)
Die Trilogie erscheint voraussichtlich am 06.08.2021 bei Leonine noch einmal als 3-Blu-ray-Mediabook:
Extras:
24-seitiges Booklet
Audiokommentare
Trailer
Interviews
Dokumentationen
Enthält:
- Für eine Handvoll Dollar
- Für ein paar Dollar mehr
- Zwei glorreiche Halunken
Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=110415
Extras:
24-seitiges Booklet
Audiokommentare
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Dokumentationen
Enthält:
- Für eine Handvoll Dollar
- Für ein paar Dollar mehr
- Zwei glorreiche Halunken
Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=110415
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Für eine Handvoll Dollar - Sergio Leone (1964)
Für eine Handvoll Dollar
Per un pugno di Dollari
Italien/Spanien/Deutschland 1964
Regie: Sergio Leone
Clint Eastwood, Marianne Koch, Gian Maria Volonté, Wolfgang Lukschy, Sieghardt Rupp, Joseph Egger, Antonio Prieto, José Calvo, Margarita Lozano, Daniel Martín, Benito Stefanelli, Bruno Carotenuto
OFDB
Per un pugno di Dollari
Italien/Spanien/Deutschland 1964
Regie: Sergio Leone
Clint Eastwood, Marianne Koch, Gian Maria Volonté, Wolfgang Lukschy, Sieghardt Rupp, Joseph Egger, Antonio Prieto, José Calvo, Margarita Lozano, Daniel Martín, Benito Stefanelli, Bruno Carotenuto
OFDB
Ein Mann kommt in eine Stadt, in der sich zwei Banden gegenseitig bekriegen. Der Mann spielt die beiden Banden gegeneinander aus und zieht um Geld und Erfahrungen reicher von dannen.
Nachdem kurz zuvor die Erstsichtung von Akira Kurosawas YOYIMBO, DER LEIBWÄCHTER über meinen Fernseher leuchtete, war es mal wieder an der Zeit das große Remake eines großen Originals einzulegen. Nach Toshiro Mifune, der als namenloser Samurai zeigen durfte wie das mit dem Bösewichter gegeneinander ausspielen im Wilden Osten so ging, wollte ich einfach einen direkten Vergleich mit der gleichen Geschichte im Wilden Westen ziehen.
Irgendwann in der ersten Hälfte der 80er-Jahre entdeckte der kleine Maulwurf in den Kinos der großen Stadt den Italo-Western. Neben dem Ur-DJANGO war es vor allem die Dollar-Trilogie von Sergio Leone, die sich damals unauslöschlich in die Netzhaut einbrannte, und dem Maulwurf eine lebenslange Affinität zum Italo-Western bescherte. Mittlerweile wurde vor allem diese Dollar-Trilogie so oft gesehen, dass die Sichtung eines dieser Filme fast ein wenig wie Nachhausekommen ist: Man kennt die Charaktere, man kennt die Kulissen, man kann die Texte mitsprechen und die Musik mitpfeifen. Man fühlt sich in diesem Universum so wohl wie in seinem Wohnzimmer, und kann aber gleichzeitig auch immer wieder Neues entdecken, weil man sich auf die eigentliche Geschichte nicht mehr so konzentrieren muss.
Dieses Mal allerdings war es der erwähnte Vergleich mit dem, am Vortag genossenen, Original, dem erwähnten YOJIMBO, und da wurde die Sache erst richtig interessant. Wie hat Kurosawa eine bestimmte Szene umgesetzt, und was hat Leone aus diesem Moment herausgeholt? Wenn Unosuke den Samurai als Urheber des Massakers entlarvt, dann zieht sich die Spannung aus der Tatsache, dass auf dem Tisch eine Dankesbotschaft des geretteten Ehemannes liegt, und der Samurai verzweifelt versucht, diese Nachricht zu verdecken. Ramon Rocco auf der anderen Seite taucht wie der Teufel aus der Kiste auf. Plötzlich ist er da und weiß durch einen dummen Zufall, wer die Toten im Haus seiner Geliebten zu verantworten hat. Seine leise Gefährlichkeit erzeugt eine erheblich intensivere Stimmung als die Darstellung von Tatsuya Nakadai, der seinem Pistolenhelden zwar eine fast überirdische Bosheit gibt, aber interessanterweise ausgerechnet in dieser Szene eben nicht so satanisch wirkt wie Gian Maria Volonté.
Andersherum: Wenn die Roccos das Haus der Baxters belagern, und nach und nach alle vor dem Feuer Flüchtenden erschießen, dann ist diese Szene ungemein düster, in der ungeschnittenen Fassung sogar ausgesprochen finster. Sie ist tiefschwarz und abgrundtief schlecht, und je länger die Schießerei dauert, desto schrecklicher wirkt dieser Moment, und desto entsetzter wird der Zuschauer ob dieser furchtbaren Metzelei. Ein kurzer Blick in ein Inferno wie es kaum schwärzer sein könnte. Doch wenn das Haus von Ushi-Tora brennt, und die Banditen vor dem Haus jeden vor dem Feuer flüchtenden erschlagen bzw. erstechen, dann hat Kurosawa diese Szene tatsächlich noch ein paar Ecken dämonischer und mit einem fast überirdischen Schrecken angelegt. Der Rauch zieht durch das Bild, verhüllt stellenweise die Toten und ihr Sterben, und erzeugt damit ein wahres Pandämonium, das Bild eines infernalischen Terrors, die Hölle auf Erden …
Leone hat ja Clint Eastwood bekanntlich den Rat gegeben sich auf die Rolle vorzubereiten, indem er sich die japanischen Filme anschauen soll, nicht die US-Western. Eastwood scheint dies auch getan zu haben. Hat er doch etwa die Geste des sich durch den Bart fahrens von Toshiro Mifune kopiert und sie dabei tatsächlich zu etwas ganz eigenem gemacht. Mit dem Aufspüren solcher Details könnte man wahrscheinlich ein ganzes Buch füllen. Als kleinem Maulwurf, der staunend vor solch filmischen Meisterwerken steht, bleibt mir nichts anderes übrig als zu konstatieren, dass wenn ein großartiger Regisseur das erstklassige Werk eines anderen herausragenden Regisseurs neuverfilmt, in der Summe eben auch nur ein kleines Meisterwerk entstehen kann. Und der eigentlich angestrebte Vergleich der Meisterwerke entfallen muss, weil beide Filme trotz ihrer Gleichheit (Richtiger: Ähnlichkeit) in ihrer Art einzigartig sind, und beide auch zur fassungslosen Sprachlosigkeit und großen glänzenden Augen führen. Mögen sich Berufenere an diesen Vergleich wagen, ich für meinen Teil bekomme das nicht hin …
9/10
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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