Spiel mir das Lied vom Tod - Sergio Leone (1968)

Helden, Halunken, staubige Dollars, Pferde & Colts

Moderator: jogiwan

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Arkadin
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Re: Spiel mir das Lied vom Tod - Sergio Leone

Beitrag von Arkadin »

Ich finde, dass man "Zwei glorreiche Halunken" und "Spiel mir das Lied.." gar nicht vergleichen sollte. Ja, "Halunken" ist sicherlich unterhaltsamer, witziger und "einfacher" zu konsumieren. "Das Lied.." hat aber GRÖSSE und so viele gottgleiche Szenen und Schichten, dass er mich immer wieder schlichtweg vom Sattel fegt. Allein dieses fantastische Ende mit der Kranfahrt, Claudia, die den Männern Wasser bringt und irgendwo hinten kippt Cheyenne vom Pferd, die Musik stoppt kurz und dann dieser gewaltige Choral. Das ist KINO!

Besonders schön finde ich - vielleicht geht es mir nur allein so - dass man sich je nach Lebensabschnitt immer mit jemand anderen idenfiziert: Als Teenie war man Bronson der Rächer, später dann gerne der böse Fonda mit den eiskalten, blauen Augen... und in meinem jetztigen Alter halte ich es mit dem abgeklärten, lässigen Cheyenne.

Irgendwann bin ich dann bei Jack Elam und spiele mit Fliegen...
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Onkel Joe
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Re: Spiel mir das Lied vom Tod - Sergio Leone

Beitrag von Onkel Joe »

Arkadin hat geschrieben:Ich finde, dass man "Zwei glorreiche Halunken" und "Spiel mir das Lied.." gar nicht vergleichen sollte. Ja, "Halunken" ist sicherlich unterhaltsamer, witziger und "einfacher" zu konsumieren. "Das Lied.." hat aber GRÖSSE und so viele gottgleiche Szenen und Schichten, dass er mich immer wieder schlichtweg vom Sattel fegt. Allein dieses fantastische Ende mit der Kranfahrt, Claudia, die den Männern Wasser bringt und irgendwo hinten kippt Cheyenne vom Pferd, die Musik stoppt kurz und dann dieser gewaltige Choral. Das ist KINO!

Besonders schön finde ich - vielleicht geht es mir nur allein so - dass man sich je nach Lebensabschnitt immer mit jemand anderen idenfiziert: Als Teenie war man Bronson der Rächer, später dann gerne der böse Fonda mit den eiskalten, blauen Augen... und in meinem jetztigen Alter halte ich es mit dem abgeklärten, lässigen Cheyenne.

Irgendwann bin ich dann bei Jack Elam und spiele mit Fliegen...
Ich denke schon das man beide vergleichen kann, auch Halunken hat Szenen die so nie wieder zu sehen gewesen sind im Kino.Nur die Charakteren sind bei Spiel mir...um einiges tiefer.

Bronson ist hier mein All-Time Fave, Fonda ist für mich der wohl außergewöhnlichste Bösenwicht der Filmgeschichte.Roberts habe ich erst in den letzten 3-4 Jahren so richtig zur Kenntnis genommen und Jack Elam ist über allen zweifeln erhaben :mrgreen: .

Es klingt sehr abgedroschen aber dieses Spiel mit der Fliege ist einfach nur der BURNER.
Das Duell :rambo: und die Zitate(Du hast ein Pferd zu wenig.NEIN ich hab zwei zuviel.) am Bahnhof, einfach nur der Wahnsinn.Alleine nur die ersten 25 Minuten sind fast nicht mehr zu toppen.Danach wird das ganze etwas ruhiger und kommt dann so langsam aber sicher Storytechnisch in fahrt.

Leone hat es einfach drauf gehabt, für mich bis heute bei dem Spiel von Bildern und Musik der BESTE den es je gab :verbeug: .

:prost:
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CamperVan.Helsing
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Re: Spiel mir das Lied vom Tod - Sergio Leone

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Arkadin hat geschrieben:Ich finde, dass man "Zwei glorreiche Halunken" und "Spiel mir das Lied.." gar nicht vergleichen sollte. Ja, "Halunken" ist sicherlich unterhaltsamer, witziger und "einfacher" zu konsumieren. "Das Lied.." hat aber GRÖSSE und so viele gottgleiche Szenen und Schichten, dass er mich immer wieder schlichtweg vom Sattel fegt.
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Die Kroete
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Re: Spiel mir das Lied vom Tod - Sergio Leone

Beitrag von Die Kroete »

Onkel Joe hat geschrieben:Er ist und bleibt ein Meilenstein des Western Genres! Viele Szenen bleiben unerreicht, der Bahnhof, das Wilde morden wo sich Fonda als Killer outet usw. usw..Es gibt auch längen aber der Film geht ja auch an die 3 Stunden und ein ein wenig Geschichte soll ja auch erzählt werden.Hier passt schon ein menge den Darsteller, Kamera, Sets, Musik sind einfach grandios und werden nur von den Zwei Glorreichen Halunken übertroffen.
Im Kino eine Bombe, wobei ich immer wenn Cardinale am Bahnhof ankommt eine kleine auszeit nehme :kicher: .
Alles eine Frage der Kohle. Stinken doch beide kräftig nach Hollywood :kotz:

Wahre Kunst besteht darin, mit wenig Geld, einen klasse Film zu machen! :nick:

...und darin kacken beide, sowohl "Lied vom Tod", als auch die ewig nervenden Halunken, dicke ab :engel:
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Onkel Joe
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Re: Spiel mir das Lied vom Tod - Sergio Leone

Beitrag von Onkel Joe »

Die Kroete hat geschrieben:
Alles eine Frage der Kohle. Stinken doch beide kräftig nach Hollywood :kotz:

Wahre Kunst besteht darin, mit wenig Geld, einen klasse Film zu machen! :nick:

...und darin kacken beide, sowohl "Lied vom Tod", als auch die ewig nervenden Halunken, dicke ab :engel:

Alles eine frage der Kohle :roll: stimmt.Ich hab mal gelesen das Lawrence von Arabien an die 70 Millionen Dollar gekostet hat.Dagegen sollen die glorreiche Halunken 1,3 Mio. gekostet haben.Das meiste Geld ging für die doppelt aufgebaute Brücke drauf.Beides Klassiker, beide Filme sehr gut aber sieht man den Halunken dieses doch lächerliche Budget an, NEIN !! Das ist KUNST würde ich sagen.Bei Lawrence frage ich mich schon manchmal wo die Kohle hin ist :? .Die glorreichen Halunken sehen doch aus als hätten sie mindestens 20 Millionen gekostet.

Was hätte Leone wohl für einen Film mit 70 Mio. Dollar gedreht :opa: .

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buxtebrawler
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Re: Spiel mir das Lied vom Tod - Sergio Leone

Beitrag von buxtebrawler »

Die Kroete hat geschrieben:Alles eine Frage der Kohle. Stinken doch beide kräftig nach Hollywood :kotz:

Wahre Kunst besteht darin, mit wenig Geld, einen klasse Film zu machen! :nick:

...und darin kacken beide, sowohl "Lied vom Tod", als auch die ewig nervenden Halunken, dicke ab :engel:
Das ist doch Kokolores, man kann auch mit viel Kohle - viel mehr, als sie Leone zur Verfügung hatte - Filme in den Sand setzen, wie immer wieder bewiesen wird.

Ich setze zehn lumpige Dollar auf den Krötenkopf und bitte darum, ihn beim nächsten Mal nicht mehr vom Galgen zu schießen. Walte deines Amtes, Clint :D
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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Die Kroete
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Re: Spiel mir das Lied vom Tod - Sergio Leone

Beitrag von Die Kroete »

buxtebrawler hat geschrieben:
Die Kroete hat geschrieben:Alles eine Frage der Kohle. Stinken doch beide kräftig nach Hollywood :kotz:

Wahre Kunst besteht darin, mit wenig Geld, einen klasse Film zu machen! :nick:

...und darin kacken beide, sowohl "Lied vom Tod", als auch die ewig nervenden Halunken, dicke ab :engel:
Das ist doch Kokolores, man kann auch mit viel Kohle - viel mehr, als sie Leone zur Verfügung hatte - Filme in den Sand setzen, wie immer wieder bewiesen wird.:D
@ buxtebrawler & Onkel Joe

Wir reden aber doch hier nicht von irgendwelchen Historien-Filme ala "Lawrence von Arabien" oder gar "Ben Hur", genausowenig wie es hier um irgendwelche anderen Hollywood Blockbuster geht. Selbst bei Western Made in the USA ist es nicht außergewöhnlich, daß darin die Dollars in rauen Mengen geflossen sind.

Hier geht es um den Italo-Western, in den eben gewöhnlich nicht die großen Geldmengen gestopft wurden und schon gar nicht in der Größenordnung von "2 glorreiche Halunken" oder gar von "Spiel mir das Lied vom Tod".

Das Genre zeichnete sich dadurch aus, daß es hart, derb und schmutzig seine Protagonisten agieren ließ und das sollte sich eben oder gerade auch mit wenig Kohle gut bewerkstelligen lassen. Was andere auch eindrucksvoll geschaffen haben. Ich erinnere hier nur mal an Baldi, Tessari, Corbucci, Caiano, Castellari u.a., selbst Leone konnte das bestens, was er mit seinen beiden Erstlingen bewiesen hatte.

Ich bleibe also dabei, sowohl die Halunken als auch das Lied vom Tod stinken zu sehr nach Hollywood, sie wirken einfach zu aufgesetzt und zu sauber :nick: :troest:
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Onkel Joe
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Re: Spiel mir das Lied vom Tod - Sergio Leone

Beitrag von Onkel Joe »

Das es nicht um Historienfilme ging war uns allen hier doch klar, mir ging es um das Budget das Leone zu verfügung hatte.Selbst wenn er mehr hatte als die meisten anderen, Leone hat immer unglaubliches aus dem Hut gezaubert.Darum ging es mir und so sauber sind die Leones auch nicht gewesen, es wird aufgehongen, Familien inkl. kleinen Kindern erschoßen usw. und sofort.So clean sind die Glorreichen und Spiel mir das Lied also gar nicht und noch Kohle stinken die auch nicht denn wie gesagt:Lawrence 70 Mio$ und die Glorreichen 1.3 Mio $ und das auch nur weil die Brücke 2 mal aufgebaut werden mußte.Kein Vergleich also, die einen haben die Kohle nur so zum Himmel geschmissen und Leone hat, ich sags nochmals:GEZAUBERT!!!

Es ist ja auch eine tatsache das nur Leone (vielleicht noch Corbucci) den Sprung vom Sandkasten ins große Lager geschaftt hatte.Alle anderen sind mehr oder weniger immer nur den aufträgen hinterher geflitzt.
Leone konnte sich aussuchen was er macht und das hat ja wohl einiges zu bedeuten denke ich.
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DrDjangoMD
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Re: Spiel mir das Lied vom Tod - Sergio Leone

Beitrag von DrDjangoMD »

Onkel Joe hat geschrieben:Es ist ja auch eine tatsache das nur Leone (vielleicht noch Corbucci) den Sprung vom Sandkasten ins große Lager geschaftt hatte.Alle anderen sind mehr oder weniger immer nur den aufträgen hinterher geflitzt.
Ich finde es ist weder ein Qualitätsmerkmal von Filmen wie viel Geld in sie gesteckt wurde (zumindest sofern ein gewisses Grundbudget gegeben ist), noch ob der Regisseur genug Anerkennung findet um größere Projekte zu bekommen. Ich würde nicht "Lawrence von Arabien" sein großes Budget neiden, weil ein echt gutes Endprodukt herausgekommen ist, und genausowenig würde ich diverse europäische Kleinstproduktionen herunterstufen, sofern die geringen Mittel gut genutzt wurden. Und genauso finde ich, ist es absolut kein Qualitätsmerkmal eines Regisseurs wie groß die Aufträge sind, die er bekommt: Meine drei Lieblingsregisseure Margheriti, Fulci und Corbucci tauchen sicherlich in keinem Buch der größten Regisseure auf und ich mag sie trotzdem mehr als so manche Persönlichkeit mit Weltruhm.

Um beim Thema zu bleiben: Die Gründe für mich persönlich, warum ich "Spiel mir..." nicht in meiner Top-Liste der Italowestern habe (nochmal zur erinnerung, diese Begründungen gelten für mich und haben keinen Allgemeinwert) sind, dass mir a) einige Einstellungen oder Szenen zu langatmig geworden sind; b) Claudia Cardinale als weibliche Hauptrolle hier und da ein wenig (von Seiten der Produzenten) ergezwungen erscheint und c) meiner Meinung nach Bronsons Grinser, den er oft auflegt, einfach nicht zu der Rolle passt. Diesen drei Punkten muss man nicht zustimmen (ist halt mein Geschmack, und nochmal: Ich find nicht, dass der Film schlecht sei, ich mag halt andere lieber), ich nenne sie hier nur um zu zeigen, dass ich weder andere Italowestern vorziehe, weil mir das Budget des Streifens zu hoch ist noch weil ich irgendwas gegen Leone hätte (seine "Zwei glorreichen Halunken" ist in meinen Augen einer der perfektesten Filme überhaupt).

So, genug von meiner Seite. :winke:
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Onkel Joe
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Re: Spiel mir das Lied vom Tod - Sergio Leone

Beitrag von Onkel Joe »

DrDjangoMD hat geschrieben:"Ich finde es ist weder ein Qualitätsmerkmal von Filmen wie viel Geld in sie gesteckt wurde"
Sondern das was draus gemacht wurde und da hatte Leone in allem die Nase vorne, in allem.
Nur Bava konnte es ähnlich gut der aber wollte nicht in das Fach Western abdriften.Corbucci, Fulci und Castellari alles gute Handwerker keine frage aber das gewissen etwas hat immer gefehlt.

Kurz nochmals zu Bronson, das ist so wie Arkadin es mal bemerkte, im laufe der Zeit wechselt man seine Favoriten aus diversen Filmen.Wenn du lieber Django MD vom Filzhut zum Cowboy Hut übergehst, dann wirst du verstehen was sich hinter dem ach so breiten Grinsen von Bronson versteckt und :prost: .
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
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