Bud Spencer - In achtzig Jahren um die Welt. Der zweite Teil [...und mehr]
Moderator: jogiwan
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Re: Bud Spencer - In achtzig Jahren um die Welt. Der zweite Teil
jetzt übertreibt man es bei Schwarzkopf wirklich übers Maß
Quelle: https://schwarzkopf-verlag.info/p/mein- ... QdV3XzVBek
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Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
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- kein Sonnenlicht
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Re: Bud Spencer - In achtzig Jahren um die Welt. Der zweite Teil
Eigentlich war mir dieser Schwarzkopf Verlag immer ganz sympatisch ...
Diktatur der Toleranz
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
Re: Bud Spencer - In achtzig Jahren um die Welt. Der zweite Teil
Realsatire
Der 1.4. ist doch noch weit weg
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Re: Bud Spencer - In achtzig Jahren um die Welt. Der zweite Teil
Ich pack's mal hier rein:
Bud Spencer – Was ich euch noch sagen wollte…
Der alte Mann und das Netz
Mit der Veröffentlichung der ins Deutsche übersetzten Biographie des Schauspielers Bud Spencers im Jahre 2011, in deren Zuge Spencer auch durch Deutschland tourte, hatte der Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf offenbar einen großen Coup gelandet. Böse Zungen behaupten, dass anschließend die Kuh gemolken werden sollte, solange sie noch Geld gibt, sprich: dass die darauf gefolgten drei (!) autobiographischen Bücher vom Verlag lanciert wurden, um aus dem Phänomen des damals schon kränkelnden und 2016 dann ja auch leider verstorbenen Bud Spencer möglichst viel Kapital zu schlagen. Für diese These sprechen die teuren Sondereditionen (Spencer soll sogar 10.000 (!) Exemplare handsigniert haben) und die etlichen Veranstaltungen, die zusammen mit Spencer durchgeführt wurden – zu einem Zeitpunkt, zu dem man dem Mann in erster Linie Ruhe und Zeit mit seiner Familie gegönnt hätte. Ich weiß es natürlich nicht und habe – Schockschwerenot! – seine ersten drei Bücher (von denen zumindest das erste, „Mein Leben, meine Filme“ vorbehaltlos zu empfehlen sein soll) noch nicht einmal gelesen. Beim dritten handelte es sich übrigens um eine philosophische Abhandlung übers Essen.
Gelesen habe ich aber das vierte Buch: „Was ich euch noch sagen wollte…“ Den rund 370-seitigen, 20 Kapitel plus Pro- und Epilog umfassenden gebundenen Wälzer im Schutzumschlag, der im April 2016 (also kurz vor Spencers Tod) bei den Schwarzköpfen erschien, bekam ich einst zum Geburtstag geschenkt und legte mich im Sommer vergangenen Jahres in eine mallorquinische Bucht damit.
Wie zuvor verfasste Spencer das Buch zusammen mit Lorenzo de Luca, die Übersetzung besorgte Johannes Hampel. Spencer nimmt seine neue Facebook-Präsenz „Facebud“ zum Anlass, seine Gefühle bei der Kommunikation mit Fans zu beschreiben, zu erkunden zu versuchen, woher seine anhaltende Popularität rührt, aber auch immer wieder aus seinem Leben zu berichten, Respektsbekundungen und Ehrerbietungen an Kollegen und Regisseure dazulassen und auch einzelne Filme – eigene wie fremde – hervorzuheben sowie seine Arbeitsphilosophie zu erklären. Als Aufhänger dient ihm dabei jeweils eine Antwort auf einen Facebook-Kommentar. Er hält ein Plädoyer gegen Rassismus, liefert Anekdoten und Überlegungen zum Thema Sport (Spencer war einst Leistungsschwimmer) und zur Abschottung junger Menschen durch Flucht in virtuelle Welten. Er bricht eine Lanze für seine Heimat Neapel und gibt sich bodenständig, bescheiden und verständnisvoll, u.a. wenn er beschreibt, wie er damit umzugehen versucht, dass Fans ihn zu einem Mythos stilisieren.
Von der europäischen Idee zeigt er sich begeistert, wirkt aber politisch naiv, wenn er glaubt, China werde sich schon in Richtung Demokratie entwickeln, und verfängt sich ein wenig in der „Seid froh, wie gut es hier habt"-Politphrase, denn: „Das ist die Drohung mit dem Faschismus. sie ist immer da.“ (Ronald M. Schernikau) Spencer schreibt weiter: „Wir schwitzen und rudern herum, aber schließlich haben wir Italiener doch zwei Weltkriege überstanden, haben den Terrorismus, die Inflation und eine endlose Folge von Regierungen und Skandalen überlebt. Wir werden es auch diesmal schaffen.“ (S. 83) Nun ja, dieses Aushalten, Durchstehen und Überleben darf nicht unser europäischer Anspruch sein – gerade nicht nach Faschismus und zwei Weltkriegen. Gegen Kriege spricht er sich dann auch deutlich aus, gegen korrupte Politik und gegen unmenschliche Subjekte ebenso – seine Ansprüche scheinen also doch nicht ganz so niedrig zu sein – und spannt den Bogen zur Kraft der Solidarität und seiner Hoffnung für die Menschheit, ja, bezieht sogar Position für die Solidarität mit übers Mittelmeer kommenden Flüchtlingen und nennt als Ursache unter anderem die Ausbeutung des afrikanischen Kontinents durch die sog. Erste Welt. Er ist sich der Abstraktion seiner Filme, ihrer Vermittlung schlichter Weltbilder, bewusst, und kritisiert Banken, Rüstungsindustrie und Kapitalismus. Das sechste Kapitel heißt dann gar „Krieg dem Krieg!“. Leider verfiel er der NATO-Propaganda, im jugoslawischen Krieg habe es KZs gegeben, philosophiert im Anschluss aber klug über Krieg und Frieden und erwähnt eine Reihe Antikriegsfilme lobend.
Er teilt mit seinen Leserinnen und Lesern seine Erinnerungen an seine Zeit als Straßenbauer in Südamerika. Dann lässt er seine 55-jährige glückliche Ehe Revue passieren – ganz wunderbar, ohne sentimental zu werden. Als ehemaliger Raucher spricht er sich gegen das Rauchen aus, bezieht Stellung gegen Drogen und Alkohol und reflektiert auch kurz seine Adipositas. Er stellt echte Freundschaften, auch die zu Terence Hill, dem Geltungsdrang anderer Prominenter im Netz gegenüber. Das ist in Ordnung, eigentlich aber auch klar und sicherlich dem Missverständnis geschuldet, dass Facebook Vernetzungen mit anderen Personen Freundschaften nennt. Anschließend plaudert er ein wenig über Schauspielkollegen, allen voran über Giuliano Gemma weiß er nur Gutes zu berichten. Hiernach geht es um die Regisseure, mit denen er drehte. Ausgehend von einem Facebook-Kommentar geht er noch einmal tiefer auf seine Freundschaft zu Hill ein und arbeitet Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu den von ihnen verkörperten Filmfiguren heraus – und zwar während der Konversation mit einem einsamen, introvertierten jungen bei Facebook, der sich ihm öffnet und die Freundschaft zwischen Hill und ihm idealisiert. Spencer scheint sich seiner Verantwortung sehr bewusst. Anhand dieses Kontakts lernt er auch Schattenseiten sozialer Netzwerke kennen. Zum Web 2.0 resümiert er: „(…) ich halte es für ein Eigentor, wenn man sich als älterer Mann in den sozialen Netzwerken so exponiert, denn letztlich wird man ja dann irgendwelche sinnlosen Wortgefechte mit kleinen Jungs austragen, und in gewisser Weise entwürdigt man sich dadurch auch selbst. Der Meinungsaustausch mit den jüngeren Generationen ist sicher sinnvoll; das aber via Web zu machen kitzelt manchmal die hässlichste Seite in den Menschen hervor. (…) Die Kommentarmöglichkeiten im Web kommen mir wie eine Art Prüfstein für den IQ von Menschen vor, die im normalen Leben durchaus angenehme Zeitgenossen sein mögen.“ (S. 153f)
Es folgt ein Kapitel über seine Begeisterung für Motorentechnik, das aber schnell zum Thema Cybermobbing und die Verantwortung der Eltern übergeht. Ein weiterer Exkurs in seine Zeit in Venezuela geht erneut vom Gedankenspiel aus, dass es bereits in den 1950ern PC und Mobilfunk gegeben hätte. Sprunghaft geht es auch im darauffolgenden Kapitel zu: Von seiner Liebe zur Musik über die Frage nach seinem Glauben zu Kritik an US-Actionfilmen und Überlegungen zu Waffenbesitz hin zur Flüchtlingswelle in nur wenigen Zeilen – puh, da kann einem schon mal schwindelig werden. Gedanken zu Politik und zum modernen Fernsehen, Ehrerbietungen an weitere Filmklassiker – dieses Kapitel ringt um seinen Fokus, findet ihn aber schließlich in der Glaubensfrage: Natürlich ist er kein religiöser Fanatiker, dennoch wird's hier etwas anstrengend, denn an seinen Überlegungen zur Existenz eines Gottes lässt er einen sehr detailliert teilhaben. Darüber landet er jedoch bei Bibelverfilmungen, inklusive einer schönen Anekdote vom „Barabbas“-Set, an dem er mitwirkte. Ein Kapitel weiter geht es ihm um seinen Glauben an ein Leben nach dem Tod, um seine Serienfolge „Extralarge gegen Tod und Teufel“ sowie um neapolitanische Bräuche und Legenden. Vom Teufel persönlich kommt er zum Geld und seinen Umgang damit. Das Kapitel endet köstlich!
Im Netz sieht sich Bud Spencer auch mit Falschmeldungen und Verschwörungstheorien wie von seinem Tod oder der Fälschung der ersten Mondlandung konfrontiert, woraufhin er Überlegungen zu Raumfahrt und Wissenschaft allgemein anstellt. Sein nächster Exkurs in die Vergangenheit führt zu seiner ersten Zusammenarbeit mit Terence Hill – und wie es zur ihr kam. Mit am schönsten ist es, wenn er Beiläufiges aus seinem Privatleben erwähnt, das ihn nahbar macht, zu Facebook und was sich auf seiner dortigen Seite so tut übergeht und dann anhand eines einzelnen Kommentars ein bestimmtes Thema herauspickt und vertieft – so wie in Kapitel 16, als er mit einem Ausreißer chattet. In diesem Zusammenhang spricht er sich gegen Homophobie und für die gleichgeschlechtliche Ehe aus, bittet aber auch darum, die Berichterstattung angemessen zu gewichten und keine Hysterie oder Kontraproduktivität durch Omnipräsenz zu erzeugen. Als er dem Ausreißer rät er müsse seinem Vater auch Zeit lassen, sich an eine Realität, die er nicht kannte, zu gewöhnen (S. 250), mutet dies beinahe exemplarisch für eine mögliche Progression der Gesellschaft auch in ganz anderen Fragen an.
Bud Spencer ist gegen Gewalt, kokettiert aber immer mal wieder mit der cartoonesken Variante eben dieser und seinen Filmen. Er erzählt ehrlich und zugleich herzlich von seinem Vater und beantwortet die 21 ihm am häufigsten gestellten Fragen, darunter jene, wie oft er im Leben jemanden wirklich verdroschen habe. In seiner Antwort fehlt seltsamerweise der Vorfall, den er im nächsten Kapitel erwähnt und schon oft erzählt habe. Ein Spaziergang im Park fördert Erinnerungen und nachdenkliche Gedanken zutage – und endet einmal mehr mit einer köstlichen Pointe. Ein hypothetischer Chat mit seiner Rolle Banana Joe führt ihn zum Thema Bürokratie und dazu, wie gut der Film gealtert sei. Er erwähnt recht häufig alte Meister, besonders gern Philosophen, scheint in dieser Hinsicht wirklich belesen. Dies war offenbar auch Teil seines dritten Buchs „Ich esse, also bin ich“. Das Paradoxon von Achilles' Wettlauf mit der Schildkröte wendet er auf seine früheren Sorgen an, in finanzieller Hinsicht ein guter Familienvater zu sein.
Auf Seite 318 liefert er eine Definition seiner Paraderollen des rauen, aber gutmütigen Riesen: „(…) dass jener Außenseiter, sowohl als Solist als auch im Duo, eine Gestalt ist, die gestern wie heute auf unblutige Art die einfachen Menschen vor den Bedrängnissen rettet, denen sie Tag um Tag ausgesetzt sind, ohne sich zur Wehr setzen zu können.“ Von hier aus gelangt er zu Politikern und Politik und schließlich zur Reflektion eben jener Paraderolle. In seiner Bescheidenheit hadert er damit, sich als Schauspieler zu bezeichnen. Im Epilog zieht er ein Stück weit Bilanz eines erfüllten Lebens. Enttäuschend jedoch: Letztlich gibt er zu, dass die Facebook-Kommentare und -Chats frei erfunden waren.
„Was ich euch noch sagen wollte…“ ist gespickt mit dem feinen, selbstironischem Humor eines überwiegend altersweisen, besonnenen Senioren, der gern blumige Sprache verwendet und in Metaphern und Bildnissen schreibt. Große Teile des Buchs sind kreativ und originell verfasst, zudem gut übersetzt. Bud Spencer wirkt am Ende seines Lebens sehr dankbar, gelassen und optimistisch. Sein Buch steckt voller positiver Energie. Unbedingt erwähnenswert sind auch die beiden eingearbeiteten Fotostrecken, die ihn bei einer Stippvisite in Berlin zeigen und Porträtaufnahmen eines schelmischen Bud Spencer enthalten.
Filmfans erfahren sicherlich aus anderen Büchern mehr über Spencers Arbeiten, zudem fehlen mir die Vergleiche mit den von mir ungelesenen vorausgegangenen drei Büchern. Insofern kann ich nicht beurteilen, was zum Beispiel eventuell doppelt und damit redundant wäre. Und noch weniger kann ich wissen, wie groß Spencers Anteil an diesem Buch tatsächlich war und wie viel davon der kreativen Schreibe Lorenzo de Lucas entspringt. Ich fühlte mich aber dann doch überraschend gut unterhalten, fand Inspiration und wurde zum Nachdenken animiert – und erhielt interessante Einblicke in das Leben, Wirken und Denken dieses Schauspielers, der mich seit Kindheitstagen begleitet. Wenn es sich also um aus in erster Linie monetären Gründen nachgeschobenes „Bonusmaterial“ handelt, liest es sich dafür ziemlich gut – wenngleich man auf den „Facebud“-Aufhänger gern hätte verzichten dürfen, suggeriert er doch eine unmittelbare Fan-Nähe, die sich am Ende als Trugschluss erweist.
Bud Spencer – Was ich euch noch sagen wollte…
Der alte Mann und das Netz
Mit der Veröffentlichung der ins Deutsche übersetzten Biographie des Schauspielers Bud Spencers im Jahre 2011, in deren Zuge Spencer auch durch Deutschland tourte, hatte der Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf offenbar einen großen Coup gelandet. Böse Zungen behaupten, dass anschließend die Kuh gemolken werden sollte, solange sie noch Geld gibt, sprich: dass die darauf gefolgten drei (!) autobiographischen Bücher vom Verlag lanciert wurden, um aus dem Phänomen des damals schon kränkelnden und 2016 dann ja auch leider verstorbenen Bud Spencer möglichst viel Kapital zu schlagen. Für diese These sprechen die teuren Sondereditionen (Spencer soll sogar 10.000 (!) Exemplare handsigniert haben) und die etlichen Veranstaltungen, die zusammen mit Spencer durchgeführt wurden – zu einem Zeitpunkt, zu dem man dem Mann in erster Linie Ruhe und Zeit mit seiner Familie gegönnt hätte. Ich weiß es natürlich nicht und habe – Schockschwerenot! – seine ersten drei Bücher (von denen zumindest das erste, „Mein Leben, meine Filme“ vorbehaltlos zu empfehlen sein soll) noch nicht einmal gelesen. Beim dritten handelte es sich übrigens um eine philosophische Abhandlung übers Essen.
Gelesen habe ich aber das vierte Buch: „Was ich euch noch sagen wollte…“ Den rund 370-seitigen, 20 Kapitel plus Pro- und Epilog umfassenden gebundenen Wälzer im Schutzumschlag, der im April 2016 (also kurz vor Spencers Tod) bei den Schwarzköpfen erschien, bekam ich einst zum Geburtstag geschenkt und legte mich im Sommer vergangenen Jahres in eine mallorquinische Bucht damit.
Wie zuvor verfasste Spencer das Buch zusammen mit Lorenzo de Luca, die Übersetzung besorgte Johannes Hampel. Spencer nimmt seine neue Facebook-Präsenz „Facebud“ zum Anlass, seine Gefühle bei der Kommunikation mit Fans zu beschreiben, zu erkunden zu versuchen, woher seine anhaltende Popularität rührt, aber auch immer wieder aus seinem Leben zu berichten, Respektsbekundungen und Ehrerbietungen an Kollegen und Regisseure dazulassen und auch einzelne Filme – eigene wie fremde – hervorzuheben sowie seine Arbeitsphilosophie zu erklären. Als Aufhänger dient ihm dabei jeweils eine Antwort auf einen Facebook-Kommentar. Er hält ein Plädoyer gegen Rassismus, liefert Anekdoten und Überlegungen zum Thema Sport (Spencer war einst Leistungsschwimmer) und zur Abschottung junger Menschen durch Flucht in virtuelle Welten. Er bricht eine Lanze für seine Heimat Neapel und gibt sich bodenständig, bescheiden und verständnisvoll, u.a. wenn er beschreibt, wie er damit umzugehen versucht, dass Fans ihn zu einem Mythos stilisieren.
Von der europäischen Idee zeigt er sich begeistert, wirkt aber politisch naiv, wenn er glaubt, China werde sich schon in Richtung Demokratie entwickeln, und verfängt sich ein wenig in der „Seid froh, wie gut es hier habt"-Politphrase, denn: „Das ist die Drohung mit dem Faschismus. sie ist immer da.“ (Ronald M. Schernikau) Spencer schreibt weiter: „Wir schwitzen und rudern herum, aber schließlich haben wir Italiener doch zwei Weltkriege überstanden, haben den Terrorismus, die Inflation und eine endlose Folge von Regierungen und Skandalen überlebt. Wir werden es auch diesmal schaffen.“ (S. 83) Nun ja, dieses Aushalten, Durchstehen und Überleben darf nicht unser europäischer Anspruch sein – gerade nicht nach Faschismus und zwei Weltkriegen. Gegen Kriege spricht er sich dann auch deutlich aus, gegen korrupte Politik und gegen unmenschliche Subjekte ebenso – seine Ansprüche scheinen also doch nicht ganz so niedrig zu sein – und spannt den Bogen zur Kraft der Solidarität und seiner Hoffnung für die Menschheit, ja, bezieht sogar Position für die Solidarität mit übers Mittelmeer kommenden Flüchtlingen und nennt als Ursache unter anderem die Ausbeutung des afrikanischen Kontinents durch die sog. Erste Welt. Er ist sich der Abstraktion seiner Filme, ihrer Vermittlung schlichter Weltbilder, bewusst, und kritisiert Banken, Rüstungsindustrie und Kapitalismus. Das sechste Kapitel heißt dann gar „Krieg dem Krieg!“. Leider verfiel er der NATO-Propaganda, im jugoslawischen Krieg habe es KZs gegeben, philosophiert im Anschluss aber klug über Krieg und Frieden und erwähnt eine Reihe Antikriegsfilme lobend.
Er teilt mit seinen Leserinnen und Lesern seine Erinnerungen an seine Zeit als Straßenbauer in Südamerika. Dann lässt er seine 55-jährige glückliche Ehe Revue passieren – ganz wunderbar, ohne sentimental zu werden. Als ehemaliger Raucher spricht er sich gegen das Rauchen aus, bezieht Stellung gegen Drogen und Alkohol und reflektiert auch kurz seine Adipositas. Er stellt echte Freundschaften, auch die zu Terence Hill, dem Geltungsdrang anderer Prominenter im Netz gegenüber. Das ist in Ordnung, eigentlich aber auch klar und sicherlich dem Missverständnis geschuldet, dass Facebook Vernetzungen mit anderen Personen Freundschaften nennt. Anschließend plaudert er ein wenig über Schauspielkollegen, allen voran über Giuliano Gemma weiß er nur Gutes zu berichten. Hiernach geht es um die Regisseure, mit denen er drehte. Ausgehend von einem Facebook-Kommentar geht er noch einmal tiefer auf seine Freundschaft zu Hill ein und arbeitet Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu den von ihnen verkörperten Filmfiguren heraus – und zwar während der Konversation mit einem einsamen, introvertierten jungen bei Facebook, der sich ihm öffnet und die Freundschaft zwischen Hill und ihm idealisiert. Spencer scheint sich seiner Verantwortung sehr bewusst. Anhand dieses Kontakts lernt er auch Schattenseiten sozialer Netzwerke kennen. Zum Web 2.0 resümiert er: „(…) ich halte es für ein Eigentor, wenn man sich als älterer Mann in den sozialen Netzwerken so exponiert, denn letztlich wird man ja dann irgendwelche sinnlosen Wortgefechte mit kleinen Jungs austragen, und in gewisser Weise entwürdigt man sich dadurch auch selbst. Der Meinungsaustausch mit den jüngeren Generationen ist sicher sinnvoll; das aber via Web zu machen kitzelt manchmal die hässlichste Seite in den Menschen hervor. (…) Die Kommentarmöglichkeiten im Web kommen mir wie eine Art Prüfstein für den IQ von Menschen vor, die im normalen Leben durchaus angenehme Zeitgenossen sein mögen.“ (S. 153f)
Es folgt ein Kapitel über seine Begeisterung für Motorentechnik, das aber schnell zum Thema Cybermobbing und die Verantwortung der Eltern übergeht. Ein weiterer Exkurs in seine Zeit in Venezuela geht erneut vom Gedankenspiel aus, dass es bereits in den 1950ern PC und Mobilfunk gegeben hätte. Sprunghaft geht es auch im darauffolgenden Kapitel zu: Von seiner Liebe zur Musik über die Frage nach seinem Glauben zu Kritik an US-Actionfilmen und Überlegungen zu Waffenbesitz hin zur Flüchtlingswelle in nur wenigen Zeilen – puh, da kann einem schon mal schwindelig werden. Gedanken zu Politik und zum modernen Fernsehen, Ehrerbietungen an weitere Filmklassiker – dieses Kapitel ringt um seinen Fokus, findet ihn aber schließlich in der Glaubensfrage: Natürlich ist er kein religiöser Fanatiker, dennoch wird's hier etwas anstrengend, denn an seinen Überlegungen zur Existenz eines Gottes lässt er einen sehr detailliert teilhaben. Darüber landet er jedoch bei Bibelverfilmungen, inklusive einer schönen Anekdote vom „Barabbas“-Set, an dem er mitwirkte. Ein Kapitel weiter geht es ihm um seinen Glauben an ein Leben nach dem Tod, um seine Serienfolge „Extralarge gegen Tod und Teufel“ sowie um neapolitanische Bräuche und Legenden. Vom Teufel persönlich kommt er zum Geld und seinen Umgang damit. Das Kapitel endet köstlich!
Im Netz sieht sich Bud Spencer auch mit Falschmeldungen und Verschwörungstheorien wie von seinem Tod oder der Fälschung der ersten Mondlandung konfrontiert, woraufhin er Überlegungen zu Raumfahrt und Wissenschaft allgemein anstellt. Sein nächster Exkurs in die Vergangenheit führt zu seiner ersten Zusammenarbeit mit Terence Hill – und wie es zur ihr kam. Mit am schönsten ist es, wenn er Beiläufiges aus seinem Privatleben erwähnt, das ihn nahbar macht, zu Facebook und was sich auf seiner dortigen Seite so tut übergeht und dann anhand eines einzelnen Kommentars ein bestimmtes Thema herauspickt und vertieft – so wie in Kapitel 16, als er mit einem Ausreißer chattet. In diesem Zusammenhang spricht er sich gegen Homophobie und für die gleichgeschlechtliche Ehe aus, bittet aber auch darum, die Berichterstattung angemessen zu gewichten und keine Hysterie oder Kontraproduktivität durch Omnipräsenz zu erzeugen. Als er dem Ausreißer rät er müsse seinem Vater auch Zeit lassen, sich an eine Realität, die er nicht kannte, zu gewöhnen (S. 250), mutet dies beinahe exemplarisch für eine mögliche Progression der Gesellschaft auch in ganz anderen Fragen an.
Bud Spencer ist gegen Gewalt, kokettiert aber immer mal wieder mit der cartoonesken Variante eben dieser und seinen Filmen. Er erzählt ehrlich und zugleich herzlich von seinem Vater und beantwortet die 21 ihm am häufigsten gestellten Fragen, darunter jene, wie oft er im Leben jemanden wirklich verdroschen habe. In seiner Antwort fehlt seltsamerweise der Vorfall, den er im nächsten Kapitel erwähnt und schon oft erzählt habe. Ein Spaziergang im Park fördert Erinnerungen und nachdenkliche Gedanken zutage – und endet einmal mehr mit einer köstlichen Pointe. Ein hypothetischer Chat mit seiner Rolle Banana Joe führt ihn zum Thema Bürokratie und dazu, wie gut der Film gealtert sei. Er erwähnt recht häufig alte Meister, besonders gern Philosophen, scheint in dieser Hinsicht wirklich belesen. Dies war offenbar auch Teil seines dritten Buchs „Ich esse, also bin ich“. Das Paradoxon von Achilles' Wettlauf mit der Schildkröte wendet er auf seine früheren Sorgen an, in finanzieller Hinsicht ein guter Familienvater zu sein.
Auf Seite 318 liefert er eine Definition seiner Paraderollen des rauen, aber gutmütigen Riesen: „(…) dass jener Außenseiter, sowohl als Solist als auch im Duo, eine Gestalt ist, die gestern wie heute auf unblutige Art die einfachen Menschen vor den Bedrängnissen rettet, denen sie Tag um Tag ausgesetzt sind, ohne sich zur Wehr setzen zu können.“ Von hier aus gelangt er zu Politikern und Politik und schließlich zur Reflektion eben jener Paraderolle. In seiner Bescheidenheit hadert er damit, sich als Schauspieler zu bezeichnen. Im Epilog zieht er ein Stück weit Bilanz eines erfüllten Lebens. Enttäuschend jedoch: Letztlich gibt er zu, dass die Facebook-Kommentare und -Chats frei erfunden waren.
„Was ich euch noch sagen wollte…“ ist gespickt mit dem feinen, selbstironischem Humor eines überwiegend altersweisen, besonnenen Senioren, der gern blumige Sprache verwendet und in Metaphern und Bildnissen schreibt. Große Teile des Buchs sind kreativ und originell verfasst, zudem gut übersetzt. Bud Spencer wirkt am Ende seines Lebens sehr dankbar, gelassen und optimistisch. Sein Buch steckt voller positiver Energie. Unbedingt erwähnenswert sind auch die beiden eingearbeiteten Fotostrecken, die ihn bei einer Stippvisite in Berlin zeigen und Porträtaufnahmen eines schelmischen Bud Spencer enthalten.
Filmfans erfahren sicherlich aus anderen Büchern mehr über Spencers Arbeiten, zudem fehlen mir die Vergleiche mit den von mir ungelesenen vorausgegangenen drei Büchern. Insofern kann ich nicht beurteilen, was zum Beispiel eventuell doppelt und damit redundant wäre. Und noch weniger kann ich wissen, wie groß Spencers Anteil an diesem Buch tatsächlich war und wie viel davon der kreativen Schreibe Lorenzo de Lucas entspringt. Ich fühlte mich aber dann doch überraschend gut unterhalten, fand Inspiration und wurde zum Nachdenken animiert – und erhielt interessante Einblicke in das Leben, Wirken und Denken dieses Schauspielers, der mich seit Kindheitstagen begleitet. Wenn es sich also um aus in erster Linie monetären Gründen nachgeschobenes „Bonusmaterial“ handelt, liest es sich dafür ziemlich gut – wenngleich man auf den „Facebud“-Aufhänger gern hätte verzichten dürfen, suggeriert er doch eine unmittelbare Fan-Nähe, die sich am Ende als Trugschluss erweist.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!