Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Moderator: jogiwan

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karlAbundzu
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

sehr schöner Bericht! :thup:
Hoffentlich habe ich nächstes Mal Zeit.
Ich habe auch gerade ein wenig auf vinyl die sammlung vervollständigt!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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buxtebrawler
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

15.12.2017, Menschenzoo, Hamburg:
NITRO INJEKZIA + TILIDIN


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Normalerweise versuche ich es ja zu vermeiden, Punk-/HC-Konzerte in der Markthalle aufzusuchen, jenem seelenlosen Klotz. Zum Studienbeginn hatte ich jedoch so’n Druckerzeugnis von der Uni bekommen, mit dem ich von Oktober bis Dezember je 1x gratis in alle möglichen Hamburger Veranstaltungsorte hineinkommen solle. Da ich allein schon zeitbedingt noch kein einziges Mal davon Gebrauch gemacht hatte, nahm ich den alljährlichen Besuch der alten UK-Punks von PETER & THE TEST TUBE BABIES zum Anlass, es zumindest einmal zu versuchen. Mir schwante schon nichts Gutes, denn dass ausgerechnet die Markthalle etwas zu verschenken hat, konnte ich kaum glauben. Also habe ich mich brav angestellt, den Wisch schließlich vorgezeigt – und mir die erwartete Abfuhr eingehandelt. „Heute nicht! Und ich habe auch keine Ahnung, wie man so etwas vorher in Erfahrung bringen kann!“ War klar, fick dich, Drecksladen, und bevor ich bei dir 25 Tacken für’n Punk-Gig latze, müssen schon Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen. Nach einer erkältungsgeplagten, stressigen Woche mit Studium und Arbeit bis zum Exitus + üblichem Vorweihnachtsremmidemmi sowie der unspektakulärsten Firmen“weihnachtsfeier“ ever (wo ich immerhin mittels Powernapping Kraft tanken konnte, sprich: bin mal kurz weggenickt) war ich nun aber auf Trinken geeicht, zumal sich Madame selbst noch auf ihrer etwas opulenteren Weihnachtsfeier befand und sich später mit mir treffen wollte. Zumindest ‘nen Kleinen wollte ich bis dahin schon heben. Bei Hermann im Osborne bot sich die Gelegenheit, in lauschiger Atmosphäre den HSV live verlieren zu sehen, also ab auf den Kiez und die nächsten drei Bier gehoben, bekannte Gesichter gesehen – und den HSV verlieren.

Madame noch auf Weihnachtsfeier. Was nun? Im Menschenzoo sollte irgendein Konzert stattfinden, weit weniger als halb so teuer, dafür weit mehr als doppelt so angenehm wie in Markthalle. Der Plan stand. Am Eingang informierte man mich, dass ich just die kurzfristig als dritte Band aufgrund eines Ausfalls auf ihrer regulären Tour eingesprungenen FEMME KRAWALL versäumt – und damit echt was verpasst – hatte. Sei’s drum, wegen spezieller Bands war ich ohnehin nicht hier, Namen wie TILIDIN und NITRO INKEKZIA sagten mir rein gar nichts. Das machte nichts, denn bald sagte der TILIDIN-Leadsänger und -gitarrist mit alberner Weihnachtsmütze von der Bühne aus etwas, indem er seine Band vorstellte. Das Trio stammt aus Berlin, eigentlich aber von überall aus der Welt, es handelt sich um „Berlin Punkrock mit Migrationsvordergrund“ sowie „Dirty Immigrant Punk Rock’n’Roll“, nicht ganz alltäglich für ‘ne junge Band und mit diesem zum Image umfunktionierten Umstand kokettierte man dann auch in humorvollen Ansagen und Songtexten, wobei interessanterweise die Titel meist englisch, die Texte jedoch deutsch sind. Musikalisch war das ungezwungener, frecher, frischer, freier Punkrock irgendwo zwischen Punk’n’Roll, Schweinepunkröck und ’77-Anleihen, der sofort Bock auf Bewegung machte. Im überraschend gut gefüllten Zoo bildete sich sodann auch flugs eine pogende, gutgelaunte Menschentraube vor der Bühne und ich war mittendrin. Kühles Ratsherrn sorgte für den nötigen Flüssigkeits- und Mineralstoffausgleich während des Stepptanzes und gleichzeitig für einen sich weiter steigernden Spaßfaktor, sodass bereits mit Ende des klasse TILIDIN-Gigs auch meine Erinnerung fleucht.

Da es nicht nur mir so geht, ist nicht exakt überliefert, ob die hinzustoßende Herzdame noch etwas von TILIDIN gesehen hatte oder erst zu NITRO INJEKZIA auf den Plan trat. Jedenfalls war meine Freude groß, als auch sie kurzerhand zu bleiben und weiterzufeiern beschloss, was wir dann auch kräftig taten. NITRO INJEKZIA ist auch so’ne Migratentruppe in Trio-Größe, russisch und kanadisch, aber ebenfalls aus Berlin. Im Gegensatz zu TILIDIN sang man (soweit mich meine Erinnerungsfetzen nicht täuschen, mehr noch als sonst ist ab jetzt hier alles ohne Gewähr) verstärkt auf Russisch, was dem Ganzen natürlich bischn was Exotisches verlieh. Musikalisch ließ man’s richtig krachen, meist treibender Uptempo-Punkrock mit geilen Melodien, ohne dabei zu poppig o.ä. zu werden. An diesem Abend und in meiner Stimmung kam das einer Offenbarung gleich und so wurde getanzt, gefeiert und gesoffen, als gäb’s kein Morgen mehr – womit ich auch alles andere als allein war. Verdammt großartiger Gig, irgendwie auch eine perfekte Bandkombination an diesem Abend, da gibt’s mal so rein gar nix dran zu mäkeln – auch nicht am Sound, den P.A.-Hexer Norman einmal mehr brillant abgemischt hatte. NITRO INJEKZIA hätte ich eigentlich auch kennen können, das sind weder Frischlinge noch ein Untergrund-Geheimsttipp; keine Ahnung, weshalb die bisher unter meinem Radar flogen.

Zwischendurch outete sich übrigens irgendein Spacko, indem er das FREI.WILD-Shirt offenbarte, das er unter seiner Oberbekleidung trug. Tolle Provo, Digger – wenn man Spaß daran hat, flugs herauskomplimentiert zu werden (wie geschehen). Im Anschluss an den Liveteil blieben wir dann noch auf ein paar Absacker sowie etwas Powernapping, um nach dem Erwachen am Tresen den Heimweg anzutäuschen, aber doch noch im Treibeis auf die Absacker von den Absackern zu landen. In Schlangenlinien ging’s in den gar nicht mal mehr so frühen Morgenstunden schließlich in die Pofe, wo ich am nächsten Nachmittag herrlich ausgepowert und mit geleertem Arbeitsspeicher erwachte und freudig feststellte, TILIDIN-Merch mitgenommen zu haben (EP für die Sammlung und schickes Shört für die Dame). Die spontanen Partys sind eben meist die besten. An diesem Wochenende habe ich aber natürlich so gut wie gar nichts mehr von dem auf die Reihe bekommen, was ich mir so vorgenommen hatte. Danke an TILIDIN, NITRO INJEKZIA, den Menschenzoo und den Alkohol, mich derart erfolgreich vor Überarbeitung geschützt zu haben!

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Arkadin
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von Arkadin »

Klingt gut. Also, der musikalische Teil. Die Namen der Bands werde ich mir mal merken. :prost:
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CamperVan.Helsing
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von CamperVan.Helsing »

ugo-piazza hat geschrieben:Was machen große Bands, wenn der Stern sinkt? Man löst sich auf, klar. Allerdings versucht man häufig, aus dem alten Starstatus Kapital zu schlagen, indem i.d.R. ein Mitglied den alten Namen wieder ausgräbt, neue Musiker anheuert und so weitermacht (und so den alten Bandnamen am Leben erhält). Deep Purple müsste jetzt ungefähr in Mk. 57 Besetzung unterwegs sein, bei Uriah Heep dürfte es ähnlich sein.
Für die große Konzerthallen reicht es vielfach auch nicht mehr, so dass Provinzgetingele nicht so selten ist.

Auch die legendären Zeiten von Fischer-Z liegen ca. 30 Jahre zurück, dennoch will John Watts von diesem Namen nicht lassen. Vor 2 Jahren konnten Nordlichter ihn bei den üblichen Gratiskonzerten auf der Kieler Woche sehen. Dennoch hielt ich es für einen Scherz, als ich vor einigen Wochen vernahm, Fischer-Z würden bei den Südwesthörner Schleusentagen auftreten. :shock: Doch diese Behauptung zog weiter ihre Runden und ein Blick auf die Bandhomepage beseitigte jeden Zweifel: Das machen die wirklich!

Wie man Mr. Watts dazu gebracht hat, dort aufzutreten (NEIN, es ist keine Bildungslücke, nicht zu wissen, wo SW-Hörn liegt), dürfte wohl nie publik werden. Ein ganz klarer Fall von Surrealismus: Ein Ort am Arsch der Welt, ein Veranstaltungszelt, 2 Bierwagen, 1 Imbisswagen und eine Open-Air-Bühne auf einer Stoppelkoppel voller Matsch, dazu Mr. Watts in Sakko und mit Hut. Das Publikum sehr übersichtlich. Watts begrüßt das Publikum: "Hallo people, hallo Denmark, hallo Cows" :kicher: Die Kühe haben es ihm offenbar angetan: In jeder zweiten Ansage kommen sie vor. Watts und seine Mannern ziehen 80 Minuten durch, von Klassikern wie "Red Skies over paradise" zu brandneuem Matrial wie "Trouble in the euro-zone". Das Publikum ist weitgehend zufrieden, auch wenn Klassiker wie "Berlin" und "In England" fehlen. Die Sicht der Veranstalter bleibt abzuwarten, Nach dem Auftritt enterte Anna Maria Zimmermann (who???) die Bühne und spielte deutschen Schlager! :rambo: Flucht...
Ich habe 48 Sekunden Footage dieses einmaligen Auftritts aus dem Juli 2012 wiedergefunden (der Akku war dann leider leer :( )

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Der Veranstalter war danach übrigens insolvent...
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karlAbundzu
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

Oh, vor dem Bux den ersten Eintrag hier 2018!
6. Januars, 20 Uhr, Schlachthof Kesselhalle.
BETASTONE, ETA LUX und MAMMOTH MAMMOTH

ETA LUX, eine Bremer in weitesten Sinne" Stoner Rock Band hat eine neue LP raus und lud zu einer Party. Dazu brachten sie die Freunde von Betastone mit und extra aus Australien die Mammuts.
Ich wunderte mich, dass sie in der großen Kesselhalle spielen, da passen einige hundert rein, ich ging vorher von dem Magazinkeller aus, und mir waren Mammoth² völlig unbekannt, und bei den bisher gesehenen Eta-Konzerten waren nicht so viel.
OK, aber erst mal ins Winterdorf vor dem Schlachthof und mit einem Glühwein aufgewärmt. Das Winterdorf ist so eine Art Weihnachtsmarkt ohne Tünnef, also nur mit mehreren Geträneständen , ein bißchen Essen und ein großes Feuer. Organisiert von der Schlachthofkneipe, die Arkschi und mich ja auch immer beim Open Air Kino was zeigen lassen. Selbstgebastelte Hütten, leckeres Heißgetränk, passt. Drinnen umgeschaut, guten Platz gesucht (im Schlachthof auch imer gut für alte Leute, ist so stufenäßig aufgebaut und weiter oben kan man dann auch sitzen) und gewundert, dass doch sehr viele kamen, es wurde gut voll. OK; sind zwei Loalmatadoren mit Beta und Eta, und die Australier waren wohl auch ziemlich bekant, ich traf da einen ganzen Fanklub, der extra aus Hamburg kam.
Betastone legten pünktlich los, waren sehr druckvoll, und legten eher am Punkrand des Stoner Rocks los. Gefiel ir ganz gut, aber so richtig erreichten mich die Songs nicht. Obwohl musikalisch nah bei mir.
Dann kamen Eta Lux, die ihren neuen Songs der neuen hübschen LP ESCAPE THROUGH THE VOID, eine SciFi-Thema Platte, präsentierten. Ihre erste LP mit dem neuen Sänger, dessen anderen Bands Krieg Destino und andere ich hier ja schon vorher hochlobte. Und wie groß war das denn. Die neuen Songs waren unglaublich, sie lehnten sich weit über die Stoner - Fenster hinaus. Das riß mit, war voller Energie, die Songs richtig richtig toll. Von der ersten LP, von denen sie natürlich auch noch ein paar Lieder spielten, war das eine brillante weiterenterwicklung. Wir waren umgehauen! Sie brauchten auf der Bühne zwei drei Songs, um locker zu werden, aber dann...
Hier gibt es doch so viele Harte Gitarren Fans - hört da mal rein! Bucht sie!
Dann kamen Mammoth Mammoth, eher so trockener straighter Hardrock . Gute Riffs, und einen Showman von einem Sänger! Der lief manchmal ganze Songs durch die Halle, Treppe rauf und runter, und die Leute und die Band hatten einen Riesenspaß. Mir machte das auch richtig Spaß, aber musikalisch war ich noch von Eta so mitgerissen, das ich mich einfach durch die Songs so weitertreiben ließ.
Danach gab es nach dem Konzert, dass ja selbst dort pümktlich um 23:30 aufhören mußte, eine Aftershowparty und ich hab noch nie erlebt, dass eine solche Veranstaltung so schnell nach dem Konzert so voll und voller Stimmung war. Um 2:30 war dann für uns Schluß, die Erlebnisse wurden immer surrealer, und die Party war noch voll.
Zuletzt geändert von karlAbundzu am Di 16. Jan 2018, 13:48, insgesamt 1-mal geändert.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

13. Januar, wieder in der Kesselhalle im Schlachthof
PUSSY RIOT: RIOT DAYS
Wieder die Gelegenheit im Winterdorf ein Heißgetränk zu sich zu nehmen und rumzuraten, was uns erwartet. Theater? Lesung? Konzert?
Angekündigt war Marija Wladimirowna Aljochina, die mit drei Musiker*innen/Performer*innen musikalisch theatralisch ihr Buch / ihre Punknovelle Riot Days / Tage des Aufstands vorstellen wird.
Und so wa es auch. Einen analogen und elektronischen Beat, Saxophon und ein wenig Krach, eine riesige Leinwand mit Bildern der Stationen und deutschen Übertiteln, die ein wenig schnell liefen. Und in der Mitte Mascha, die zusammen mit einem Performer aus der Ukraine und einer Pussy Riot - Mitstreiterin die Erinnerungen performt.
Es ging um die Zeit von der ersten Aktion auf dem roten Platz über das Punkgebet die hin zur Knastzeit und der Amnestie.
Das war treibend mitreißend und inspierierend, der Sound war sehr minimal und schlicht und lange ähnlich, aber sie lasen den Text nicht vor. Sie performten ihn. Trugen Masken, Wasser flog, es wurde skandiert gesungen proklamiert agitiert und Anne Clark - mäßig gesprochen.
Und nach einer Stunde war es schon vorbei. In dem schnellen Rausch reflektiert man natürlich nciht mit, sondern saugt auf, und so ist der Inhalt über ideologische Gedanken, moralische Notwednigkeiten, juritische Feinheiten und persönliche Gefühle sehr gut nachzuspüren. Wenn in der Knastzeit das Recht auf Schlaf, warme Kleidung, die Verliebtheit in eine andere Gefangene, die Trennung vom Sohn, das Agitieren gegen Putin nebeneinander steht, gewürzt mit religiösen Gedanken: Toll.
Nachher dachte ich, was hat das mit mir und unserer Situation zu tun? War es nur ein Rückblick? Immehrin einer, der nicht nur von erfolglosigkeit solcher Aktionen erzählt, sondern gerade von Teilerfolgen, Notwendigkeiten usw.
Im Anschluss gab es noch Berichte von aktuellem, was ich leider nicht so recht verstand.
Inspirierender Abend, danke!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Arkadin
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von Arkadin »

BETASTONE / ETA LUX / MAMMOTH MAMMOTH
6. Januar, 20 Uhr, Schlachthof Kesselhalle.

Für mich ein bisher einmaliges Erlebnis. Es spielen drei Bands in der großen Schlachthofhalle – und ich kenne Leute aus zwei der drei Bands. Was das Ganze auch wunderschön familiär macht. Der Abend fing schon nett an, mit KarlAbundzu und einem Glühwein im „Winterdorf“ und dann noch netten Gesprächen vor Beginn des Konzerts. Jenes startete auch pünktlich um 20:00 Uhr (Vorgabe war wohl, dass um 23:30 Schluss sein musste und bei drei Bands ist das nicht viel Zeit). Anlass für das Ganze war der Release der neuen Platte von sowohl Betastone als auch Eta Lux.

Dadurch, dass auf die Minute pünktlich gestartet wurde, war der Hauptteil des (zahlreichen!) Publikums wohl etwas überrascht. Zumindest fühlte sich der Saal erst nach und nach – da waren Betastone schon beim zweiten Song. Danach war es aber gut voll und die Stimmung super! Ich wusste gar nicht, dass die bereits so viele Fans haben, die allesamt gut auf die Tube drückten. Betastone gehört wie Eta Lux zur „Stoner“-Fraktion. Eine Musikrichtung, die ich so unter diesem speziellen Gattungsbegriff nicht kannte. Für mich läuft das unter Hard Rock/Metal/Grunge. Ich glaube auch, wenn ich mir das so anhöre, dass der Begriff „Stoner“ ebenso diffus ist wie „Metal“ und zahlreiche Bands hinter sich versammelt, die mal mehr die, mal mehr die Ecke der vorgenannten Musikrichtungen bedienen. Wenn ich „Stoner“ höre, denke ich doch eher an sowas wie Can oder ähnlichen Krautrock. Davon sind aber Betastone und Eta Lux sehr weit entfernt.

Betastone zeichnen sich durch harte, aggressive Musik aus. Der Sound ist sehr kompakt und knallt wie eine Faust nach vorne. Man wird förmlich von einem wütenden Orkan überrollt. Was etwas zu Lasten der Wiedererkennbarkeit der Songs geht. Nach dem ersten Hören bleiben nicht viele Melodien oder Riffs hängen. Bis auf „Mother Protect The Children“, dem Duett mit dem Sänger von Noisescape und dem ein oder anderen Gitarrensolo hatte ich später nicht mehr viel im Ohr. Auch „Son Mas“ (ein Favorit auf der LP) habe ich erst beim „Nachhören“ auf dem mitgenommenen Vinyl zu schätzen gelernt. Wenn ich Betastone beschreiben sollte, würde ich sagen, dass sie mich an die große Ernsthaftigkeit und Verzweiflung von Alice in Chains erinnern, gepaart mit der aggressiven Härte von Bands wie Pantera Mitte der 90er (der Name der Platte „Panthea“ klingt zwar so ähnlich, hat aber nichts mit der Band zu tun, sondern eine gänzlich andere Bedeutung). Das Publikum war jedenfalls unisono begeistert und feierte lautstark „ihre“ Band. Zu Recht!

Danach eine kurze Pause, die viele Leute nutzten sich an die Theke oder zum Quatschen vor die Türen des Schlachthofs zu verziehen. Wodurch wieder eine ziemliche Leere herrschte, als Eta Lux zu spielen anfingen. Auch hier dauerte es bis zum zweiten-dritten Song, bis wieder alle da waren. Und – Kinners! – was haben die verpasst. Von Eta Lux hatte ich vorher nichts gehört- umso mehr riss mich der Sound dieser grandiosen Band fort. Die Songs sind unglaublich abwechslungsreich, eingängig und auf positive Weise „verspielt“. Es war tatsächlich so, dass ich da innerhalb kürzester Zeit mitsummen konnte und – als ich am übernächsten Tag die Platte auflegte – sofort alle Lieder wieder präsent hatte und die mir auch bis heute nicht aus dem Kopf gekommen sind. Die technische Versiertheit, die Bandbreite und breite Phrasierung wird unterstützt durch einen formidablen Sänger, der er locker schafft, raues und aggressives Brüllen in einen Gesang zu verpacken, der sich perfekt an die sich im Gehörgang widerhakenden Melodien anschmiegt. Toll. Meine Begeisterung kannte kein Ende und ich bin jetzt ganz offiziell Eta-Lux-Fan. Die Musik erinnert mich an eine interessante Mischung aus Spacerock ala Hawkwind, Deep Purple in Rock, Black Sabbath, klassischen Metal ala ganz frühen Maiden mit Di‘Anno und Nirwana. Kaufen! Hören! Lieben!

Danach wieder Pause und das alte Spiel. Allerdings war es – als die Australier „Mammoth Mammoth“ begannen – vor der Bühne etwas voller, da der „Mammoth Mammoth“-Fanclub Norddeutschland angereist war und wunderbar am Durchdrehen war. Was „Mammoth Mammoth“ an Bühnenshow abfackelten hatte ich so auch noch nicht gesehen. Unfassbar! Der Sänger (der glaube ich die hässlichsten Tattoos der Welt sein eigen nennen kann – ich habe mich echt gefragt ob die echt oder mit dem Filzstift aufgekritzelt sind) ist eine Rampensau par excellence. Wenn er dann mal auf der Rampe ist. Denn schon nach wenigen Minuten war er schon von selbiger gesprungen und im Laufschritt durch den gesamten Schlachthof unterwegs. Da kletterte er über Balkons, animierte Zuschauer zum Mitsingen, sprang von der Brüstung, tankte sich durch die Massen – und dabei immer lauthals in sein Mikro brüllend. Einmal verschwand er für etwas längere Zeit und tauchte plötzlich mit einem Riesenbecher Bier wieder auf (ich fragte Karlschi, ob ich das richtig gesehen hätte, dass der Typ echt während des Konzerts an die Bar gegangen ist und sich da ein Bier bestellt hat), welchen er sich genüsslich in den Mund kippte. Gerne spuckte er das Gesöff auch Fontänen-mäßig aus oder kippte sich den Inhalt einer Beck’s-Falsche über den Kopf. Sprang, rollte, stampfte, marschierte, rannte, lag, kletterte. Ich fand’s super und mochte auch die Musik. Das war halt schneller, eingängiger Hard Rock mit gleichen Teilen Rose Tattoo und Mötorhead. Wobei ich auch schon eine CD von den im Schrank hatte und daher einige Songs kannte. Was vielleicht von Vorteil war.

Pünktlich um 23:30 Uhr war Schluss und das Volk zog recht schnell in die Schlachthofkneipe zur After-Show-Party. Nachdem ich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich meine Jacke gefunden hatte, die ich am Betastone-Merchandise-Stand zu treuen Händen gegeben hatte, schlurften Karlschi und ich hinterher – und über den Rest des Abends schweige ich mal.

Hier übrigens der KOMPLETTE Auftritt von Betastone als Video (Karlschi und ich sollen da auch irgendwo zu sehen sein).

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buxtebrawler
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

12.01.2018, Fanräume, Hamburg:
DIE DORKS + STACKHUMANS + LOSER YOUTH


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Zum Jahresbeginn hat mich die Zeitfalle endgültig erwischt: Der Semesterendspurt meines Studiums fordert seinen Tribut. Den Eintrag zu meinem ersten Konzert des noch jungen Jahres, das mich in die Fanräume führte, will ich trotzdem nicht unterschlagen, auch wenn’s etwas länger dauerte. Kohle für Anti-G20-Repressionskosten sollte eingespielt werden und eigentlich waren auch AUS DEM RASTER dabei, die jedoch gerade mit ihrem Set durch waren, als ich am ziemlich gut gefüllten Ort des Geschehens aufschlug. Die LOSER YOUTH um Gitarrist, Sänger und Tausendsassa Thommy prügelte gefühlt 40 schnörkellose, rudimentäre Oldestschool-HC-Punk-Eruptionen durch die P.A., kurze, direkt auf den Punkt kommende Songs mit deutschsprachigen, bewusst provokant-plakativen Texten, garniert mit herrlich stumpfen Ansagen und schönem Bass-Gerödel, das hilft, die Stücke voneinander unterscheiden zu können. Brachte gut Stimmung in die Bude und die entspannte Attitüde der Band, die den einen oder anderen Einstieg vergeigte und bisweilen dann einfach zum nächsten Song überging, ist mal echt sympathisch.

Wesentlich brachialer gingen die STACKHUMANS aus Itzehoe im Anschluss zu Werke, die ihren für mich bisher besten Gig ablieferten. Aggressiver, krustiger HC-Punk mit bösem gutturalem Shouting in deutscher Sprache und ohne Rücksicht auf Verluste. Der Fronter rüpelte sich durchs immer heftiger pogende Publikum und war irgendwann wieder barfuß, während seine Band sich durch die Songs fräste und bollerte. Leider spielte die Technik nicht ganz mit und so setzte immer wieder der Bass aus, bis der Bassist irgendwann entnervt ganz abbrach und eine Pause nötig wurde, um den Mist endlich in den Griff zu kriegen. Das unterbrach natürlich den Fluss und ich hatte meine Zweifel, ob man den Stimmungspegel danach würde halten können. Doch Pustekuchen, schon bald ging’s ebenso heftig vor der Bühne weiter, wie’s vor der Zwangspause geendet hatte. Von den Publikumsreaktionen her also das genaue Gegenteil des Lobusch-Gigs vor einigen Monaten – freut mich!

Die bayrischen DORKS um Sängerin/Gitarristin Lizal kannte ich bisher nur von vereinzelten Songs und aus Fanzine-Interviews. Dass sie mit ihrem deutschsprachigen Punkrock wohl dem „Deutschpunk“ zuzurechnen sind, hinderte sie nicht daran, als Soundcheck DIOs „Rainbow in the Dark“ anzuspielen, was nicht der einzige Ausflug ins Metallische bleiben sollte. Andere waren wesentlich vertrauter mit der Band als ich und feierten von der ersten bis zur letzten Sekunde kräftig ab, was Lizal, ihr Co-Sänger und der Rest der Bande fabrizierten. Mein persönlicher Genuss wurde jedoch empfindlich durch Lizals viel zu leise Klampfe und ihren höchstens als Flüstern zu vernehmenden Gesang gestört. Offenbar war die Anlage an ihre Grenzen gelangt oder was auch immer. Soundhexer Norman ließ nichts unversucht, das Problem auszumerzen, doch schienen ihm die Hände gebunden. Irgendwann mittendrin scheint dann doch irgendwas funktioniert zu haben und zumindest Lizals Stimme erklang endlich in voller Pracht, ihre Klampfe blieb jedoch arg unterrepräsentiert. Das ist schade, denn im Gegensatz zu den vorausgegangenen Bands leben die DORKS-Songs neben frechen Texten auch von ihren Melodien. Dem Mob vor der Bühne aber schien das alles herzlich egal und so überwog in jedem Fall der Eindruck einer zünftigen Hamburg-bayrischen Party. Ein weiterer Verweis auf klassischen Metal war das gegen Ende gezockte „Fear of the Dorks“, dem einen oder anderen vielleicht noch als „Fear of the Dark“ von IRON MAIDEN ein Begriff. Geile Scheiße und man setzte sogar noch einen drauf: Vermutlich als Tribut an die nun komplett an einem hoffentlich besseren Ort rödelnde und saufende alte MOTÖRHEAD-Besetzung entließ man mit einem „Ace of Spades“-Cover den Pöbel in die Nacht. Und aufgrund diverser Samstagmorgenverpflichtungen fiel meine sonst so obligatorische Absackertour der Vernunft zum Opfer. Sachen gibt’s…

Bleibt zu hoffen, dass ordentlich Rubel für die gute Sache und gegen die politische G20-Justiz zusammenkam und so lange weitere solch wohlfrequentierte Sausen stattfinden, wie es in diesen „schillernden Zeiten“ vonnöten ist.

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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

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02.02.2018, Menschenzoo, Hamburg:
BARETTA LOVE + ATOMIC SUNRISE + CRUDE CARESS


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An diesem Freitag kam einiges zusammen: Ich sollte noch einmal im Menschenzoo auflegen, gleichzeitig lockte dort ein Konzert mit gleich drei Bands – und galt es, den Beginn der vorlesungsfreien Zeit zu feiern. Mein erstes „Deutsche Sprache und Literatur“-Semester lag quasi hinter mir und ist offenbar gar nicht so übel gelaufen – also Tassen hoch bis zum Verlust der Muttersprache! Außerdem wurde die neue P.A.-Anlage entjungfert, und zwar durch das Trio CRUDE CARESS aus Winterthur (Schweiz). Die 2014 gegründete Band zockte eine erquickende Melange aus rustikalem Oldschool-Punkrock und wüsteren HC-Punk-Eruptionen, stimmlich mal vom Basser, mal vom Drummer rau vorgetragen, mal auf Deutsch, mal auf Englisch, bisweilen gar in Schwyzerdütsch. Der Zoo war noch relativ übersichtlich frequentiert, füllte sich aber nach und nach zusehends und das anwesende Volk lauschte interessiert, ohne gleich durchzudrehen. Witzig war ein Schreihals im Publikum, der jede Ansage launig kommentierte. Die Drums waren mir manchmal zu sehr uffta-uffta und die Handbremse zu angezogen, der Gitarrist währenddessen auf der Suche nach dem dritten Akkord. Je aggressiver, flotter und kürzer die Stücke aber wurden, desto besser lief mir das Zeug rein und das sympathische Auftreten der Band, die mit ihrer Schweizer Herkunft kokettierte und kleine Lehrstunden in Schwyzerdütsch abhielt („Wisst ihr, was ein Schlägli ist? Ein Schlachanfall! Das muss doch SCHLACHANFALL heißen!!!“), trugen zur guten Stimmung bei. Der Basser kompensierte das Fehlen eines klassischen Vorturners mit zappeligen Ausflügen vor die Bühne, zupfte seine Axt auch mal kniend und gegen Ende gab’s mit „We Bite“ vonne MISFITS dann auch noch ‘nen Song, den nun wirklich jeder kannte. Ausbaufähig, aber nicht schlecht und vor allem unterhaltsam!

Durchatmen, lüften, paar Songs auflegen, paar Bierchen (und Kiezmischen…) zischen – und die Magdebürger ATOMIC SUNRISE auf der Bühne begrüßen. Die Bude war mittlerweile sehr gut gefüllt und das Quartett gab sofort kräftig Gas. Den Sound würde ich als melodischen Punk mit einigen Punk’n’Roll-Anleihen bezeichnen. Ich hörte viel THE BONES heraus, aber auch viele Melodic-US-Punk-Einflüsse. Der Sänger, der zugleich die Rhythmusklampfe bediente, erinnerte mich an ANTI-FLAG, die mehrstimmigen Chöre sind natürlich genreimmanent und der Leadgitarrero schüttelte eine eingängige Melodie nach der anderem aus dem Ärmel. Das war schon alles sehr, sehr amtlich, zumal die pure, entfesselte Spielfreude da von der Bühne drang. Die mehr am Hauruck-Punk interessierten Anwesenden hatten sich nach hinten zurückgezogenen und den Anhängern der munteren Melodei das Feld überlassen, welche nun verzückt das Tanzbein schwangen. Auch hier gab’s ‘ne Coverversion eines unzerstörbaren Klassikers, DEAD BOYS‘ „Sonic Reducer“ musste herhalten und wurde nicht nur von mir begeistert mitgesungen. Für meinen Geschmack könnte der Gesang noch etwas mehr Abwechslung und Dreck vertragen und dem Sound würde auf Dauer eine etwas individuellere Note sicherlich gut tun, aber das ist Kritik auf hohem Niveau und schon gar kein Gemecker, denn live haben ATOMIC SUNRISE richtig was gerissen!

Die Wahlberliner BARETTA LOVE sind stets gern gesehene Gäste im Menschenzoo, spielen dort wohl 1x jährlich und 2016 wurde uns mit BOLANOW BRAWL sogar das Vergnügen zuteil, mit ihnen zusammen zu zocken. Englischsprachiger Punkrock voller Pop und Melodie, gern auch mal etwas getragener, aber immer eingängig, inbrünstig vorgetragen von drei Typen, die auf der Bühne keine Show abziehen, sondern ihre Musik leben und lieben und sich dafür den Arsch abschwitzen. Wenn der Schweiß schon den Gitarrengurt runtertropft, verleiht das BARETTA LOVE eine unheimliche Authentizität und der Funke springt sofort aufs Publikum über, das nun komplett mitging – übrigens inkl. eines Rollstuhlfahrerpärchens, das den ganzen Abend über anwesend war und seine Reifen zum Glühen brachte. Der Sänger trägt mittlerweile Irokese und seine Gitarre fast unterm Kinn, obwohl er diese quasi blind beherrscht. Die Abgewichstheit, mit der BARETTA LOVE ihr künstlerisches Handwerk beherrschen, geht schon verdammt stark in Richtung – nicht negativ gemeinter – Professionalität, da sitzt einfach alles. Feiner Gig, wenn auch auf Dauer vielleicht nicht 100%ig meine Mucke, denn ein paar mehr Ecken und Kanten dürften’s letztlich dann schon sein – und das obligatorische TOTE-HOSEN-Cover „1000 gute Gründe“ darf dann auch sehr gerne langsam mal ersetzt werden. Gegen 1:00 Uhr wird wohl Schluss gewesen sein, aber die Nacht blieb famos – Freunde und Bekannte sowie eine Vielzahl nun auch von anderen, parallel stattgefundenen Konzerten einströmenden Menschen machten die Nacht zum Tag, das „DJing“ zum Vergnügen und die Kehle so heiser, dass ständig nachgekippt werden musste, bis Chefwirtin Iris irgendwann zum Feierabend mahnte. Eine „Absacker-Tour“ ersparte ich mir (und den anderen) diesmal – besser hätte es nicht mehr werden können.

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buxtebrawler
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

16.02.2018, MS Stubnitz, Hamburg:
TORTENSCHLACHT + CHOLERA TARANTULA + ROSTDOCS


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Geil, endlich mal wieder ‘ne schnieke Punk-Sause auf der Stubnitz und ich hatte sogar Zeit! Bischn Rahmenprogramm in Form einer Doku und ‘ne Vokü gab’s auch, also ging’s nach der Maloche und der allwöchentlichen Sporteinheit ohne Abendessen los in die HafenCity, wo das Rostocker Kultur- und Denkmalschiff zurzeit liegt. Nach offiziellem Zeitplan waren wir dennoch spät dran, also schnell den Eintritt i.H.v. 5-10 EUR abgedrückt und gehofft, noch etwas vom Büffet zu bekommen. Das machte jedoch einen etwas traurigen Eindruck, Reis mit Tomaten- und Blumenkohl-Soße, dazu bischn grünen Salat… Und ob vorher eklatant mehr vorhanden gewesen ist, weiß ich gar nicht. Jut, zumindest Skorbut würde man wohl man nicht davon bekommen, also zu zweit vom letzten verbliebenen Teller im Vorführsaal schnabuliert, wo dann auch alsbald die Doku begann; ein rund einstündiger Film über die Historie der Stubnitz seit der Wende. Mittels Interviews mit den Stubnitz-Pionieren und zahlreichen historischen Aufnahmen wurde ein Eindruck davon vermittelt, welch Mammutprojekt es war, die Stubnitz vor der Verschrottung zu retten und kulturell nutzbar zu machen – und was sie bereits alles erlebt hat. Das ist einer dieser Fälle, in denen sich einige Idealisten buchstäblich den Arsch bis an die Grenzen zur Selbstaufgabe und bisweilen darüber hinaus aufgerissen haben, um etwas auf die Beine zu stellen – großen Respekt dafür!

Erstmals auf der Stubnitz war ich in Rostock, als sie während eines legendären DRITTE-WAHL-Konzerts aus allen Nähten platzte. Seit ein paar Jahren liegt sie dauerhaft in Hamburg, fungiert aber nach wie vor als wichtige Komponente im Rostock-Hamburg-Kulturaustausch, was sich nicht zuletzt im heutigen Bandaufgebot niederschlug: Die erste „Punkship“-Sause (weitere sollen wohl folgen) hatte gleich zwei Rostocker Combos geladen. Nachdem die ersten Dosen Pils verköstigt waren (5,0 zum Punker-Sonderpreis von einsfuffzsch), enterten die für die verhinderten SCHROTZ eingesprungenen ROSTDOCS die (ziemlich hohe) Bühne und zockten ihren deutschsprachigen Oi!-Punk mit vielen Rock’n’Roll-Anleihen und hier und da ‘nem lütten Offbeat sowie mit ordentlich Spaß inne Backen. Die obligatorische Hansa-Rostock-Hymne durfte nicht fehlen, dafür allerdings der zweite Gitarrist: Dieser betrat erst nach den ersten Songs für die Band ebenso überraschend wie fürs Publikum die Bühne und stieg mit ein – war vorher wohl noch am Deckschrubben. Die beiden Gitarristen waren dann ziemlich gut aufeinander abgestimmt und auch die Rhythmus-Abteilung auffallend talentiert. Ein gelungener Auftakt, wenn auch vor der Bühne der Gesang etwas arg leise war.

Es folgte ‘ne ziemlich lange Umbauphase, in der der Bereich vor der Bühne zum Ring umfunktioniert wurde. Cindy Clawful und ihr Partner präsentierten nämlich ‘ne astreine, athletische, brutale Wrestling-Nummer wie seinerzeit auf dem Sommerfest des Wagenplatzes Norderstedt, an deren Ende der böse Heel einen Kopf kürzer gemacht wurde – und Louis Armstrongs „What a Wonderful World“ dudelte unablässig kontrastierend dazu aus der P.A. Genau das Richtige für meinen guten schlechten Geschmack und nachdem ich mir diesmal anfänglich einen Spaß daraus gemacht hatte, den Heel anzufeuern, verfiel ich letztlich doch wieder der guten Cindy und ihrer konsequenten Durchsetzung feministischer Ideen…

Bis die Bremer HC- und Euro-Dance-Trash-Punks CHOLERA TARANTULA loslegten, war weitere Zeit vergangen und das Dosenbier-Kontingent leider erschöpft, weshalb ich nun aufs mit 3,- EUR leider immer etwas teure Gezapfte umsteigen musste. Mittlerweile war ich auch so richtig auf Betriebstemperatur und feierte die Band mit ihren giftigen deutschsprachigen Texten ab. Dürfte mein dritter CHOLERA-TARANTULA-Gig gewesen sein, mit dem Set war ich recht vertraut, „Freiheit statt Frontex“, der Sing-a-long „Bullenterror“ usw. – und am Ende die unvermeidliche ‘90s-Trash-Einlage… Allerdings hatten sie diesmal entweder gar keinen von vornherein schon gut zugelöteten Anhang dabei oder er ist mir schlicht nicht mehr aufgefallen, da ich längst in einem ähnlichen Zustand weilte. Hat mich jedenfalls ordentlich durchgeschüttelt und den Alkohol in jede Körperzelle verteilt, sodass ich mich ehrlich gesagt an den kurz vor 1:00 Uhr gestarteten Gig der Rostockerinnen TORTENSCHLACHT gar nicht mehr erinnern kann. Zumindest habe ich wohl noch ein paar ganz ordentliche Fotos gemacht, aber das ist auch die einzige überlieferte Erinnerung. Die Damen werden gewohnt charmant, ruppig und rustikal ihren aus allen drei Kehlen abwechselnd interpretierten Punkrock mit den selbstbewusst feminin-frechen Texten abgeliefert und die eine oder andere Coverversion von SCHLEIM-KEIM, DIMPLE MINDS usw. dargeboten haben und ich hatte sie ja nun bei Weitem nicht zum ersten Mal gesehen… Meine nächste Erinnerung ist aber, dass ich träumte, wohlig im vertrauten Bette zu schlummern, jedoch urplötzlich geweckt wurde und mich mit dem Kopf auf dem Tisch liegend inmitten wummernden Stumpf-Technos und völlig pleite wiederfand. Sofort wurde ich mir meiner prekären Situation bewusst: Ich muss beim letzten Absacker auf den Sitzmöbeln weggeknackt sein und mittlerweile war die Anschlussveranstaltung, irgend’ne Techno-Zappelei, in vollem Gange. Fluchend spurtete ich mit Madame, der es ganz ähnlich ergangen war, aufs Deck, um erleichtert festzustellen, dass wir uns glücklicherweise nicht auf hoher See befanden, sondern noch im vertrauten Hamburch ankerten. Der Versuch, ein Taxi für uns Süßwassermatrosen zu ordern, geriet abenteuerlich – Servicewüste Taxidienste, echt ma! Als dann aber wie aus dem Nichts eines vor dem Kutter hielt, wurde es sofort von uns gekapert und gen tatsächliches Schlafgemach geleitet…

Insgesamt ‘ne feine Angelegenheit – wenn auch mit nicht ganz so geplantem Ausgang – in nicht alltäglichem Ambiente, die hoffentlich positiv zum Kulturaustausch zwischen HH und HRO beigetragen hat, schließlich wird in der nächsten Saison der FC St. Pauli mutmaßlich wieder auf Hansa Rostock treffen… Und bevor jemand fragt: Taxifahren ist definitiv Punkrock.

Reich bebildert auch hier:
http://www.pissedandproud.org/16-02-201 ... -rostdocs/
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
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