Maulwurfs Hör-Bar

Moderator: jogiwan

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Maulwurf
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Re: Maulwurfs Hör-Bar

Beitrag von Maulwurf »

The Clash
Give 'em enough rope

LP - 1978

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Das zweite Album, und die Band musste all die tollen Dinge durchmachen, die junge erfolgreiche Bands so durchmachen müssen: Touren bis zur völligen Erschöpfung, Plattenaufnahmen, dann wieder Touren und Plattenaufnahmen. Auf dem Stück All the young punks singen sie davon:

Face front ya' got the future shining
Like a piece of gold
But I swear as we get closer
It look more like a lump of coal


Und dass diese Art Beschäftigung genauso schlaucht wie so manch andere Beschäftigung:

You gotta drag yourself to work
Drug yourself to sleep
You're dead from the neck up
By the middle of the week


Give 'em enough rope sollte den Durchbruch in den USA bringen, so war es der Wunsch der Plattenfirma CBS, weswegen als Produzent Sandy Pearlman angagiert wurde, der für seine Arbeit mit BLUE OYSTER CULT bekannt war. Entsprechend ist der Sound erheblich kommerzieller geworden als der des Debutalbums, was dann wiederum in England zu gemischten Kritiken führte, trotzdem aber einen Platz 2 in den UK-Album-Charts sicherte. Basser Paul Simonon sagte später dazu: "Recording that album was just the most boring situation ever. It was just so nitpicking, such a contrast to the first album ... it ruined any spontaneity."

Ich hatte mit Give 'em enough rope immer so meine Probleme, und konnte heute das erste Mal mehr damit anfangen. Ob das damit zusammenhing, dass ich das erste Mal die hervorragenden Texte gelesen habe? Mag sein, zusätzlich ist die Musik ordentlich in die Beine gefahren, und sogar das letzte Stück, das erwähnte All the young punks, das ich immer gehasst habe, gefiel mir heute. Punk Rock im Mid-Tempo, bereits mit leichten Anklängen an die kommende Entwicklung (Stay free könnte problemlos auch von London calling stammen), mit gut nach vorne abgehendem Wumms und gleichzeitig maximal überzeugenden Texten. Sicher nicht so genial wie das erste Album, aber verdammt gut. Insofern ist Give 'em enough rope ein durchwachsenes Stückchen Musikgeschichte geworden, in das man sich offensichtlich erst ein wenig einhören muss. Aber wenn es selbst bei mir nach 40 Jahren endlich gezündet hat, dann schaffen das andere auch. Gebt der Platte eine Chance, sie lohnt!


The Clash - Tommy gun (War die erste Singleauskopplung des Albums, und das erste Video der Band. Joe Strummer trägt ein H-Block T-Shirt, um seine Unterstützung für die Anerkennung der IRA-Häftlinge als politische Gefangene kundzutun. Ich glaube, CBS hatte es nicht immer leicht mit den Jungs ... :kicher: )
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
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karlAbundzu
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Re: Maulwurfs Hör-Bar

Beitrag von karlAbundzu »

Vorweg: ich mag durchaus alle Alben von The Clash.
Give 'em hatte keinen guten Sound, zu matschig, ich wundere mich immer wieder, was so als kommerziell galt. Hörgewohnheiten halt. Die Songs sind sehr gut, für all the young punks musste ich allerdings auch erst die Pop kulturellen Anspielungen verstehen. Zusammen mit Songs von der black Market clash, bei der ja Lieder aus der Zeit mit drauf sind, und etwas anderem Sound, wäre das ein Spitzen -Album.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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buxtebrawler
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Re: Maulwurfs Hör-Bar

Beitrag von buxtebrawler »

Maulwurf hat geschrieben: Sa 21. Dez 2024, 12:36 Ich hatte mit Give 'em enough rope immer so meine Probleme, und konnte heute das erste Mal mehr damit anfangen. Ob das damit zusammenhing, dass ich das erste Mal die hervorragenden Texte gelesen habe? Mag sein, zusätzlich ist die Musik ordentlich in die Beine gefahren, und sogar das letzte Stück, das erwähnte All the young punks, das ich immer gehasst habe, gefiel mir heute. Punk Rock im Mid-Tempo, bereits mit leichten Anklängen an die kommende Entwicklung (Stay free könnte problemlos auch von London calling stammen), mit gut nach vorne abgehendem Wumms und gleichzeitig maximal überzeugenden Texten. Sicher nicht so genial wie das erste Album, aber verdammt gut. Insofern ist Give 'em enough rope ein durchwachsenes Stückchen Musikgeschichte geworden, in das man sich offensichtlich erst ein wenig einhören muss. Aber wenn es selbst bei mir nach 40 Jahren endlich gezündet hat, dann schaffen das andere auch. Gebt der Platte eine Chance, sie lohnt!
Ich mag das Album sehr, wenngleich sich verglichen mit der Frühphase der Band hier der eine oder andere nicht wirklich zwingende Song eingeschlichen hat. Die enthaltenen Überhits machen das aber wett und mit dem ausdifferenzierteren Sound komme ich auch prima klar. "All The Young Punks" zählt seit jeher zu meinen Favoriten - vielleicht auch, weil meine erste Berührung mit dem Song Strummers raue Gesangsaufnahmen im Film "Rude Boy" waren.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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Maulwurf
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Re: Maulwurfs Hör-Bar

Beitrag von Maulwurf »

buxtebrawler hat geschrieben: Mo 30. Dez 2024, 13:05
Maulwurf hat geschrieben: Sa 21. Dez 2024, 12:36 Ich hatte mit Give 'em enough rope immer so meine Probleme, und konnte heute das erste Mal mehr damit anfangen. Ob das damit zusammenhing, dass ich das erste Mal die hervorragenden Texte gelesen habe? Mag sein, zusätzlich ist die Musik ordentlich in die Beine gefahren, und sogar das letzte Stück, das erwähnte All the young punks, das ich immer gehasst habe, gefiel mir heute. Punk Rock im Mid-Tempo, bereits mit leichten Anklängen an die kommende Entwicklung (Stay free könnte problemlos auch von London calling stammen), mit gut nach vorne abgehendem Wumms und gleichzeitig maximal überzeugenden Texten. Sicher nicht so genial wie das erste Album, aber verdammt gut. Insofern ist Give 'em enough rope ein durchwachsenes Stückchen Musikgeschichte geworden, in das man sich offensichtlich erst ein wenig einhören muss. Aber wenn es selbst bei mir nach 40 Jahren endlich gezündet hat, dann schaffen das andere auch. Gebt der Platte eine Chance, sie lohnt!
Ich mag das Album sehr, wenngleich sich verglichen mit der Frühphase der Band hier der eine oder andere nicht wirklich zwingende Song eingeschlichen hat. Die enthaltenen Überhits machen das aber wett und mit dem ausdifferenzierteren Sound komme ich auch prima klar. "All The Young Punks" zählt seit jeher zu meinen Favoriten - vielleicht auch, weil meine erste Berührung mit dem Song Strummers raue Gesangsaufnahmen im Film "Rude Boy" waren.
Bei RUDE BOY habe ich das Pech, die englische BD zu besitzen - Ohne Untertitel. Was das Verständnis nicht immer ganz einfach macht, wenn auch dafür die Authentizität enorm ist. Was ja dann irgendwie wieder zu den CLASH passt: Street Credibility haben die Jungs zweifelsohne gehabt, aber die Texte sind manchmal ... sagen wir mal kryptisch.
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Maulwurf
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Re: Maulwurfs Hör-Bar

Beitrag von Maulwurf »

karlAbundzu hat geschrieben: Sa 21. Dez 2024, 12:57 Vorweg: ich mag durchaus alle Alben von The Clash.
Give 'em hatte keinen guten Sound, zu matschig, ich wundere mich immer wieder, was so als kommerziell galt. Hörgewohnheiten halt. Die Songs sind sehr gut, für all the young punks musste ich allerdings auch erst die Pop kulturellen Anspielungen verstehen. Zusammen mit Songs von der black Market clash, bei der ja Lieder aus der Zeit mit drauf sind, und etwas anderem Sound, wäre das ein Spitzen -Album.
Der rohe und bollernde Punk-Sound der Jahre '76 und '77 klang halt anders, und das erste Album der CLASH gleich noch mal ganz anders. Wie genial hätte GIVE 'EM ENOUGH ROPE klignen können mit einem englischen Produzenten, der sich in der Szene zuhause gefühlt hat ...
BLACK MARKET CLASH liebe ich sehr, die kommt bald. Auch hier mal wieder lauter Lieblingslieder ... :sabber:
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Re: Maulwurfs Hör-Bar

Beitrag von Maulwurf »

The Clash
London calling

Doppel-LP - 1979

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Was schreibt man zu so einem Album? THE CLASH zeigen, dass sie aus dem Punk kommen, Reggae und Ska lieben, und erfinden mal eben die Rockmusik neu. Die erste Platte knallt aggressiv und vorwärts treibend rein und enthält jede Menge absoluter Klassiker. Die zweite Platte ist vom Ton her etwas ruhiger und wildert eher im Rock als im (Post-) Punk, aber bei genauerem Hinhören stellt man schnell fest, dass hier die gleiche Energie am Arbeiten ist, nur die Melodien sind etwas freundlicher. Auf der Tube habe ich folgenden Kommentar gefunden: Love every song on this album. Forty years later and it still makes me want to bounce off walls like I'm twenty again. Dem möchte ich mich rückhaltlos anschließen!

London calling ist ein Album der Superlative. Musikalisch kein einziger Aussetzer, mehrere Stücke, die den Begriff Klassiker erfüllen, das Cover ist ikonisch geworden, und irgendwie stimmt hier einfach alles. So gut werden die CLASH leider nie wieder sein, aber eine so großartige Platte ein zweites Mal einzuspielen, das haben nur die STOOGES und JOY DIVISION jemals geschafft. Ah, und die DOORS ... :mrgreen:


The Clash - Hateful
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Jack Grimaldi
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Maulwurf
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Re: Maulwurfs Hör-Bar

Beitrag von Maulwurf »

The Clash
Black market clash

LP - 1980 - Reissue 1985

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BLACK MARKET CLASH ist eine Kompilation mit einer sehr frühen Single-A-Seite (Capital radio one) und einem ganzen Schwung B-Seiten für so zu spät Gekommene wie mich, die an die originalen Singles damals nur mit erheblichem Einsatz an Geld und Mühe herangekommen wären. Und was soll ich sagen, schon wieder ein Album voller Lieblingssongs! Kein einziges schwaches Stück dabei, und diese Platte war originär daran schuld, dass ich diese ganz spezielle europäische Art des Reggae und des Dubs sehr liebe. Mehr dazu unter dem Buchstaben J. :mrgreen:

Beim Durchhören wird auch schnell klar, warum der NME die CLASH damals als einflussreichste und beste Punkband bezeichnete. Nicht der schlichte Hardrock etwa der SEX PISTOLS oder der UK SUBS ist hier zu hören, sondern klar strukturierter und enorm vorwärts treibender Rock 'n' Roll, Ska, Reggae, der damals enorm die Birne freigemacht haben dürfte, und heute immer noch unglaublich in die Beine geht. Vor allem auf der zweiten Seite, mit den neuer klingenden Knallern Bankrobber und Armagideon time ist deutlich zu hören, wie viel Ideen die Band damals hatte, und wie frisch das alles klang. Nur noch genial!!


The Clash - The prisoner


The Clash - Armagideon time
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Jack Grimaldi
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