Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Alles, was nichts oder nur am Rande mit Film zu tun hat

Moderator: jogiwan

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buxtebrawler
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

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Mad-Taschenbuch Nr. 42: Paul Coker Jr. – Mads Tierleben

„Der komplette, lehrreiche & wahnsinnige Ratgeber über den Umgang mit Haustieren“ – nach dem „Mad-Buch der Rache“ und seinen Beiträgen zu „Mads großem Müll-Buch“ war dieses im US-Original 1983, in der deutschen Bearbeitung 1984 erschienene Taschenbuch Cokers dritter Mad-Auftritt im handlichen Format.

Über 160 unnummerierte Schwarzweiß-Seiten erstreckt sich diese Parodie auf Ratgeberbücher, die ihren Humor aus der Schere zwischen dem weitestgehend seriösen Text und den dazugehörigen witzigen Karikaturen bezieht. Diese bis zu drei Zeichnungen pro Seite illustrieren den Text humoristisch und ziehen das Verhältnis zwischen Tierhalter(innen) und Tieren durch den Kakao. Da auf Panels und Sprechblasen verzichtet wird, mutet dieses Mad-Taschenbuch dann auch weniger wie ein Comic, stattdessen mehr wie eine bildlastige Satire an – beide Konzepte halten sich in der Mad-Taschenbuch-Reihe ja ungefähr die Waage. Alle sechs Kapitel von der Wahl des Tiers über dessen Unterbringung und Ernährung bis hin zur Abrichtung, Erhaltung der Gesundheit und „was man sonst noch über Haustiere wissen muss“ enthalten erwartungsgemäß viel Mad-typischen Humor und machen entsprechend Spaß.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Blap
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

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fsg.jpeg (93.25 KiB) 365 mal betrachtet
• Fräulein Smillas Gespür für Schnee (Peter Høeg, 1992)

Ein kleiner Junge stürzt in den Tod. Zunächst deutet alles auf einen tragischen Unfall hin, doch Smilla Jaspersen zweifelt zunehmend daran. Zuvor hatte sich immer wieder um das Kind aus der Nachbarschaft gekümmert, da dessen Mutter überwiegend mit sich selbst beschäftigt war. Ermittlungen auf eigene Faust sollen sich bald als sehr gefährlich heraustellen ...

Was vordergründig als Kriminalroman firmiert, entpuppt sich schnell als Geschichte über eine Frau mit zahlreichen Ecken und Kanten. Smilla Jaspersen wuchs zunächst in Grönland auf, sie ist die Tochter einer Grönländerin und eines Dänen. Nach dem Tod der Mutter holt der Vater seine Tochter nach Dänemark. Dort hat Smilla Schwierigkeiten sich anzupassen, unternimmt immer wieder Fluchtversuche. So ist der Roman eine Erzählung über den Verlust von Wurzeln, Identität und innerer Heimat, zeigt uns eine kluge und kämpferische Außenseiterin mit fundierten wissenschaftlichen Kenntnissen. Immer wieder nehmen wir an den teils philosophisch anmutetenden Gedankengängen Smillas teil, während der Kriminalfall oft in den Hintergrund tritt.

Høegs Schreibstil sagt mir nur teilweise zu, hier und da verzettelt er sich ein wenig, reitet zu sehr auf seiner Message umher. Postiv fällt auf, dass ein Däne den Umgang seiner Nation mit Grönland durchaus skeptisch beurteilt. Er verleiht siner Hauptfigur klare Umrisse und Tiefe, wirklich greifbar wird Smilla jedoch nicht, stets bleibt eine gewisse Distanz zum Leser. Ein Balanceakt, den der Autor recht überzeugend meistert, der fraglos gut zur Thematik passt. Vor dem Leser breitet sich eine zunehmend finstere Stimmung aus, kleine Gewaltspitzen inklusive. Das Ende lässt der Fantasie angenehm unangenehme Freiräume.

Verschlungen habe ich "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" nicht, dennoch trieb mich die Neugier auf mehr durch das Buch. Wird sicher kein Liebling, war aber eine interessante "Leseerfahrung".
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McBrewer
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Beitrag von McBrewer »

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Als letzten Roman hatte ich CHRISTINE von Stephen King im Lesesessel.
Die Filmsichtung davon lag jetzt schon über 30 Jahre zurück, daher war ich gespannt, was aus meinen Erinnerungen ich noch im Buch vorfinden würde.
Und die unvermeidliche "Dreiecksbeziehung" geht rasant los, schlingert dann aber ab der Mitte etliche Seiten vor sich hin & auch der Showdown war da mehr schlecht als Recht vorbei. gegenüber dem buch hat
Natürlich hatte ich dann zeitnah auch gleich den Film dazu im Player, der zwar einige kleine Änderungen gegenüber dem Buch hat (u.a. der Vorbesitzer von CHRISTINE ist nun der Bruder von LeBay und LeBay taucht da nicht mehr als Geist/Dämon auf, auch sterben einige Charakter anders als im Buch) punktet aber trotzdem mit einem feinen 80iger Charme & tollen Tricks des sich selbst reparierenden Fahrzeugs.
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wir-treffen-uns-wieder-in-meinem-paradies-epub-christel-zachert.jpeg (31.25 KiB) 340 mal betrachtet
Als Sachlektüre hatte ich trotz der schwere des Themas Wir treffen uns wieder in meinem Paradies von Christel Zachert zur Hand, die dort die letzte Lebenszeit ihrer an Krebs erkrankten Tochter Isabell dokumentiert.
Nach Christoph Schlingensiefs "Ich weiß, ich wars" erst das zweite Buch, das sich mit dem ( realen ) Sterben näher beschäftigt.
Die erst genannte Lektüre ging stellenweise sehr unter die Haut & man fühlt förmlich der Familie mit.
Dann gibt es da aber auch viel Zuspruch zu Religion & Gott, was ich zwar Akzeptiere aber nicht teilen kann.
Und dann fand ich schade, das zwar oft die Zusammengestellten Kassetten für Isabell erwähnt wurden, aber leider keinen einzigen Background, was sie nun für Musik hörte. Das hatte mich persönlich schon sehr interessiert.
Und das nächste Buch mit solch schweren Thema liegt hier schon griffbereit.
"So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein!" von Christoph Schlingensief :(
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buxtebrawler
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Pierre Seron / Mittéi – Herbie Huppser und die Mikronauten, Band 5: Der Klabautermann von Kap Kaputt

Achtung, Oppa erzählt wieder vom Krieg aus den ‘80ern: Eigentlich hießen sie „Die Minimenschen“ (im Original: Les petits hommes), jene französischen Provinzbewohner, die durch Kontakt mit einem Meteoriten auf Zentimetergröße geschrumpft sind und deren Abenteuer im typisch franko-belgischen Funnystil Zeichner und Texter Pierre Seron ab den 1960ern in 49 Alben erzählte. In den 1970ern schafften sie es auch nach Deutschland, wurden sie doch als „Die Minis“ in den Fix-&-Foxi-Heften abgedruckt. Anfang der 1980er nahm sich der Bastei-Verlag ihrer an und veröffentlichte ihre Abenteuer in elf 100-seitigen Taschenbüchern unter dem herrlichen Namen „Herbie Huppser und die Mikronauten“. Für wahre Fans ist es natürlich ein Gräuel, franko-belgische Comics aufs Taschenbuchformat zusammengestaucht und dann noch bei Bastei veröffentlicht zu sehen, wo man (wie auch bei Ehapa und Condor) das Hand- durch Maschinenlettering ersetzte und immer im Verdacht stand, die Originale zu stark zu bearbeiten, teilweise Panels zu streichen usw. Im zarten Grundschulalter liebte ich all diese bunten Taschenbücher – ganz gleich aus welchem Verlag – jedoch und tue es irgendwie bis heute.

Von den Minimenschen habe ich jedoch gar keine Ahnung, denn dieses Büchlein – der fünfte Band der Bastei-Reihe – ist das einzige, das ich von ihnen besitze und gelesen habe. Als ich begann, Comics zu lesen, war diese Reihe nämlich längst wieder eingestellt. Der Zeitschriftenhändler meines Vertrauens hatte jedoch in seinem unheimlich engen, weil vollgestellten und dadurch unfassbar gemütlichen Laden (diesen Mischgeruch aus verschiedensten Papierpublikationen, losem süßen und sauren Fruchtgummi sowie frischen Tabakerzeugnissen hätte ich gern als Raumduft) in der hintersten Ecke eine kleine Second-Hand-Kiste stehen, in der sich immer mal wieder gebrauchte Comics fanden, die aufgrund ihrer stark reduzierten Preise auch für mich erschwinglich wurden bzw. zu deren Kauf ich meine Mutter überreden konnte. Besonders günstig kam mich eben dieses Taschenbuch zu stehen, denn der Einband fehlte. Da ich noch wusste, dass mir die Geschichte gefallen hatte, nahm ich ein natürlich ebenfalls antiquarisches, gleichwohl vollständiges Exemplar kürzlich bei meinem Comichändler mit, nachdem ich es dort entdeckt hatte.

Eine (vermutlich in jedem Band identische) Übersichtsseite stellt die vier, offenbar allesamt von Bastei mit neuen Namen versehenen Hauptfiguren vor, gefolgt von einer knappen zweiseitigen Einführung in die Mikronauten in Comicform. Der Hauptteil, die den alliterationsstarken Titel gebende und von Serons Kollegen Mittéi getextete Story, ist eine an Spirou & Fantasio erinnernde Abenteuer-Mystery-Gruselgeschichte um ein Geisterschiff und Skelette mit rotleuchtenden Augen – irre cool und genau das richtige für mich von Skeletor und Heavy Metal besessenen Schuljungen damals. Ich erinnere mich, mich damals tatsächlich ein kleines bisschen gegruselt zu haben. Ein Segelschiff aus einem vergangenen Jahrhundert trifft auf moderne Hochtechnologie. Das ist angenehm spannend erzählt und wird nicht vom Humor dominiert. Bastei hat eine komplette Kolorierung springen lassen (was bei damaligen Comic-Taschenbüchern nicht selbstverständlich war), die Zeichnungen sind über jeden Zweifel erhaben, die Panelstruktur ist dynamisch, aber übersichtlich, und die Seiten sind sauber durchnummeriert. Kurioserweise findet sich in der Buchmitte ein vierseitiger Rätsel- und Witzteil, der nichts mit der Reihe zu tun hat.

Ein schöner, nicht nur nostalgischer Spaß. Vielleicht drücke ich mir irgendwann noch mehr von den Minimenschen. Dieses Taschenbuch jedenfalls kann ich jetzt endlich meinem einbandlosen Exemplar zu Seite stellen.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Maulwurf
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von Maulwurf »

Die Mini-Menschen waren im französischen Sprachraum lange Zeit ein Riesenerfolg. Ich meine, 49 Alben muss man erst mal schaffen. In Deutschland gab es nach den von Dir geschilderten Veröffentlichungen in den 90ern noch mal einen Versuch vom Feest-Verlag, das ganze mit Handlettering, Albenformat und richtiger Reihenfolge hinzubekommen. Aber zum einen war der Feest-Verlag dafür bekannt, eine miese Bindung zu haben, weswegen die Feest-Alben sich alle mal mehr und mal weniger flott in einzelne Seiten aufgelöst haben. Und zum anderen hat sich die Reihe in Deutschland einfach nie richtig durchsetzen können. Keine Ahnung woran das lag - Ich schaue dabei mich selber als alten franko-belgischen Fanboy an. Ich habe viele Comics aus den 50ern bis in die 70er aus diesem Gebiet, gerne auch mal Semi-Funnies wie die Mini-Menschen. Und trotzdem habe ich gerade dort niemals auch nur reingeschaut ...

Ein Wort noch zu Taschenbuch-Veröffentlichungen: Klassische Comic-Alben lassen sich nicht einfach auf Taschenbuchformat runterstauchen, dafür sind die Formate zu unterschiedlich. Was bedeutet, dass bei TB-Veröffentlichungen immer(!!) Panels abgeschnitten werden, aufgeteilt werden, fortgelassen werden. Im Zweifelsfall tut es auch mal eine kurze erklärende Textbox, eine auffällende Werbung, oder man packt halt schlicht und einfach einen anderen Sinn in die Sprechblasen. Die einzige Ausnahme die mir auf Anhieb einfällt, ist die Jugend von Blueberry, die in den 70ern in der Zack-Parade im Taschenbuch erschien - Und dies im Originalformat, weil auch das französische Original im Taschenbuch erschien. Als viele Jahre später die Abenteuer als Alben bei Ehapa erschienen hatten der Verlag das Problem andersherum anzupacken, was bedeutet dass Panels erweitert werden mussten, um das TB-Format passend hoch zu skalieren. Was man den Bildern dann auch ansieht - Da wurden Hintergründe einfach mal weitergezeichnet, ohne Sinn und Verstand, und die Bildkonzeption des Künstlers einfach ignoriert ...

Dies als kurze Hintergrundinformation. Um dem Bildungsauftrag Genüge zu tun :mrgreen:
Und vielen Dank für die Vorstellung des Taschenbuchs! :thup:
Der Sieg des Kapitalismus ist die endgültige Niederlage des Lebens.
(Bert Rebhandl)
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Dick Cockboner
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buxtebrawler hat geschrieben: Di 20. Mai 2025, 16:07 Im zarten Grundschulalter liebte ich all diese bunten Taschenbücher – ganz gleich aus welchem Verlag – jedoch und tue es irgendwie bis heute.
Das geht mir ganz genau so! :D
Allerdings gibt, je nach Dicke des TB, gerne mal die Leimung nach, was dann lose Blätter zur Folge hat, von meinen daraus resultierenden Nervenzusammenbrüchen will ich gar nicht erst anfangen...(passierte mir mehr als einmal bei Raumschiff Enterprise von Condor und Captain Future von Bastei :cry: )
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buxtebrawler
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

Beitrag von buxtebrawler »

Maulwurf hat geschrieben: Di 20. Mai 2025, 18:06 Die Mini-Menschen waren im französischen Sprachraum lange Zeit ein Riesenerfolg. Ich meine, 49 Alben muss man erst mal schaffen. In Deutschland gab es nach den von Dir geschilderten Veröffentlichungen in den 90ern noch mal einen Versuch vom Feest-Verlag, das ganze mit Handlettering, Albenformat und richtiger Reihenfolge hinzubekommen. Aber zum einen war der Feest-Verlag dafür bekannt, eine miese Bindung zu haben, weswegen die Feest-Alben sich alle mal mehr und mal weniger flott in einzelne Seiten aufgelöst haben. Und zum anderen hat sich die Reihe in Deutschland einfach nie richtig durchsetzen können. Keine Ahnung woran das lag - Ich schaue dabei mich selber als alten franko-belgischen Fanboy an. Ich habe viele Comics aus den 50ern bis in die 70er aus diesem Gebiet, gerne auch mal Semi-Funnies wie die Mini-Menschen. Und trotzdem habe ich gerade dort niemals auch nur reingeschaut ...
Vielleicht war der deutsche Markt mit Asterix, Lucky Luke, Spirou & Fantasio sowie Tim & Struppi frankbelgisch gesättigt - oder die Feest-Alben kamen ein, zwei Jahrzehnte zu spät :???:
Nach Feest übernahm übrigens von 2000 bis 2015 der Salleck-Verlag, der die noch fehlenden Alben veröffentlichte.
Maulwurf hat geschrieben: Di 20. Mai 2025, 18:06Ein Wort noch zu Taschenbuch-Veröffentlichungen: Klassische Comic-Alben lassen sich nicht einfach auf Taschenbuchformat runterstauchen, dafür sind die Formate zu unterschiedlich. Was bedeutet, dass bei TB-Veröffentlichungen immer(!!) Panels abgeschnitten werden, aufgeteilt werden, fortgelassen werden. Im Zweifelsfall tut es auch mal eine kurze erklärende Textbox, eine auffällende Werbung, oder man packt halt schlicht und einfach einen anderen Sinn in die Sprechblasen. Die einzige Ausnahme die mir auf Anhieb einfällt, ist die Jugend von Blueberry, die in den 70ern in der Zack-Parade im Taschenbuch erschien - Und dies im Originalformat, weil auch das französische Original im Taschenbuch erschien. Als viele Jahre später die Abenteuer als Alben bei Ehapa erschienen hatten der Verlag das Problem andersherum anzupacken, was bedeutet dass Panels erweitert werden mussten, um das TB-Format passend hoch zu skalieren. Was man den Bildern dann auch ansieht - Da wurden Hintergründe einfach mal weitergezeichnet, ohne Sinn und Verstand, und die Bildkonzeption des Künstlers einfach ignoriert ...
Genau, danke für die Ergänzungen! Interessant auch das mit Blueberry, das wusste ich nicht.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

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Dick Cockboner hat geschrieben: Di 20. Mai 2025, 18:48 Allerdings gibt, je nach Dicke des TB, gerne mal die Leimung nach, was dann lose Blätter zur Folge hat, von meinen daraus resultierenden Nervenzusammenbrüchen will ich gar nicht erst anfangen...(passierte mir mehr als einmal bei Raumschiff Enterprise von Condor und Captain Future von Bastei :cry: )
Das kenne ich zur Genüge, allein schon, weil ich mit Vorliebe die bereits druckfrisch mit schwacher Leimung ausgelieferten und entsprechend ausgesonderten Exemplare als im Preis deutlich reduzierte Sonderposten von meinem Taschengeld aufkaufte :D Allerdings ging mir, glaube ich, keine einzige Seite verloren. Die Leimung von Büchern lässt sich ja erneuern, bieten glaube ich spezielle Dienstleister an. Kann man vielleicht sogar selbst machen - wäre evtl. was fürs Rentenalter ;)
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE

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Schwermetall präsentiert Band 22: Tanino Liberatore – Video Clips

Das 22. Album der „Schwermetall präsentiert“-Reihe aus dem Alpha-Verlag erschien im Jahre 1989, im Original bereits 1984. Das 64-seitige Softcover-Album gehört dem italienischen Comiczeichner Tanino Liberatore (der im Patatext auf der Rückseite seltsamerweise Gaetano mit Vornamen genannt wird) und kompiliert mehrere seiner Geschichten – sowie einige vollfarbige, ganzseitige Damenporträts.

„Eingesperrt“, die erste Geschichte dieser handgeletterten Sammlung, ist eine bitterböse, die von einem vollständig gelähmten Senior handelt, der von seiner Betreuerin und deren Freund zunächst im Spiel, dann aber immer fieser regelrecht gefoltert und misshandelt wird – und die seine Rachegedanken visualisiert... Sleaziger Horror vom Derbsten, zudem vollfarbig dargereicht.

Mit „Sax Blues“ geht’s im schwarzweißen Noir-Stil weiter: Ein Saxophonist gerät an eine Nachtclubsängerin, die sich als Femme fatale entpuppt. Zynischerweise verzichtet Liberatore auf einen negativen Ausgang für den Protagonisten, wodurch die Geschichte aber auch etwas nichtssagend wirkt – von einem Seitenhieb auf New York abgesehen.

Ebenfalls schwarzweiß ist die Science-Fiction-Story „Erde gegen Saturn“, in der die Saturnier die Erde friedlich kolonisieren wollen, doch kommunikative Missverständnisse mit Kneipengästen zur Eskalation führen. Humorig. Die Saturnier haben in ihren Sprechblasen eine eigene Sprache, die jeweilige Übersetzung ist anbei. Um die Erdlinge kennenzulernen, sehen sie sich übrigens einen Clark-Gable-Film an; einen entsprechenden Screenshot hat Liberatore in seine Zeichnung eingebettet.

Wir bleiben in der schwarzweißen Science-Fiction: „Folly Bololy“ handelt von einer dystopischen Diktatur, in der die Menschen zunehmend mit implementieren Schnittstellen zu elektrischen Geräten herumlaufen und schließlich ein Diktator gestürzt wird. „E.M.P.S.“ ist eine abermals unkolorierte sozialistische Dystopie um eine Psychiatrie, in der ein Kerl mit Superman fickt... Eine köstlich respektlose Persiflage mit zensierten Sprechblasen als Stilelement.

In Farbe präsentiert sich „Real Vision“ um eine sadistische Geiselnahme, deren Ausgang ich nicht verstanden habe. „Bitte keine Fotos“ entpuppt sich als farbiger Mystery-Thriller um ein Fotomodell, das seine Fotografen um sich versammelt und einen nach dem anderen umbringt – mit überraschender Begründung. Leider kommt die Story mit der Zählweise durcheinander. Das Album schließt mit einem Onepager um eine überraschende Geschlechtsverschleierung bei Raub und Vergewaltigung.

Der Titel irritiert mich, denn der Bezug zur Videotechnologie wird mir (abgesehen vom Clark-Gable-Film) nicht klar. Davon unabhängig handelt es sich um eine interessante, provokante Zusammenstellung für eine erwachsene Leserschaft, für die sich Liberatore unterschiedlicher Erzähl- und an den Realismus angelehnter Zeichenstile bedient und sich für Panelstruktur etc. jede Freiheit herausnimmt, die er dafür benötigt.
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Jan Reiser – Sticks & Fingers: Basement Blues

Sticks & Fingers entstammen wohl ursprünglich den Jugendseiten der Süddeutschen Zeitung, für die der bayrische Zeichner und Texter Jan Reiser sie entwarf. Im Jahre 2006 erschien dann das rund 50-seitige Softcover-Album „Sticks & Fingers: Basement Blues“ im Ehapa-Verlag.

Das vollfarbige Album ist handgelettert und weist eine i.d.R. vierreihige, damit klar strukturierte, in der Anzahl dennoch dynamische Panelstruktur auf, die den Rahmen für Reisers großartigen und detailverliebten Funny-Stil bildet. Die Geschichte um zwei studierende Rock’n’Roller (Sticks: Drummer, Fingers: Gitarrist), die eine Band gründen wollen und dabei alle erdenklichen Schwierigkeiten, beginnend bei der Proberaumsuche, durchleben, spielt in München und steckt voller Referenzen auf reale Bands, Bücher, Magazine, Songzitate und Plattencover. Der Humor speist sich aus einigem Funny-typischen Slapstick, in erster Linie wird aber eine große, zusammenhängende Geschichte erzählt. In dieser fungiert Fingers auch als intradiegetische Erzählinstanz im Präteritum.

Ein paar Rock-Klischees werden repliziert und persifliert, aber auch die Kunstwelt ist Ziel einiger Gags. Apropos: Fingers malt auch Bilder – über Kopf hängend. Seine Sprechblasen wurden dabei ebenfalls auf dem Kopf stehend abgedruckt. Ein wunderbar konzipierter Klischee-Italiener mit Akzent in den Sprechblasen wird Manager der Band. Köstlich auch die Basser-Auditions, in deren Zuge in jeweils einem Panel die verschiedensten Musikrichtungen durch den Kakao gezogen werden. Auch die Münchner Schickeria kriegt ihr Fett weg, inklusive Rudolph Moshammer. Die Suche nach der sexy Bassistin Bo, die Sticks und Fingers in der Bahn über den Weg lief, wird recht breit ausgewalzt und ist Anlass für viele Gags. Leider ist Bo mit einem reichen Schnösel liiert – zumindest noch… Mit diesem im Bett zeichnet Reiser sie auch schon mal nackt.

Es folgt eine schwierige Suche nach ersten Auftrittsmöglichkeiten. Die Band nennt sich mittlerweile „The Burp“ und ist vor ihrem ersten Gig im Jugendzentrum eines Kaffs regelrecht euphorisch. Fingers‘ großes Idol ist Slash, was man ihm auch mehr als ansieht, und Sticks verknallt sich in die aus der Oberschicht stammende Bo, womit auch eine sehr klassische Liebesgeschichte mit ein paar vorsichtigen klassenkämpferischen Tendenzen Einzug hält. Immer dabei ist Kumpel Mücke, der Metallica- und AC/DC-Fan ist. Wunderbar realistisch wirkt der erste Gig ab dem Moment der Ankunft am Jugendzentrum. Auf Seite 47 hat Reiser eine Konzertszene als prima Wimmelbild gezeichnet, ein weiteres folgt drei Seiten später nach dem Umzug des Gigs in eine Villa. Das Album schließt mit einem Porträt Reisers und Aufschlüsselungen der verwendeten Songtext-Zitate.

Auf Seite 41 findet sich ein kleiner Meta-Ebenen-Gag, der einen weiteren „Sticks & Fingers“-Band suggeriert – woraus leider nichts wurde. Schade, denn „Basement Blues“ ist ein toller Jugendcomic, der nicht nur Jungs, die selbst in Amateurkapellen lärmen, Spaß machen dürfte.
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