Forentreffen-Countdown 2017

Alles, was nichts oder nur am Rande mit Film zu tun hat

Moderator: jogiwan

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buxtebrawler
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Re: Forentreffen-Countdown 2017

Beitrag von buxtebrawler »

DrDjangoMD hat geschrieben:deswegen sind Lektoren die wichtigsten Bewohner von Gottes grüner Erde. :palm:
:opa: :D :kicher:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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Arkadin
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Re: Forentreffen-Countdown 2017

Beitrag von Arkadin »

:wart:
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DrDjangoMD
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Re: Forentreffen-Countdown 2017

Beitrag von DrDjangoMD »

Arkadin hat geschrieben: :wart:
Es ist theoretisch noch Freitag, ich bin nur erst jetzt nach Hause gekommen. :)

Nur noch sieben Wochen bis zum Forentreffen...

... und ich musste zum (hoffentlich) letzten Mal einen Ersatz für einen Schauspieler, der zu faul zum selber-Singen war, suchen!

Diese Woche hätte es sich um niemand anderen als Franco Nero gehandelt. Ich wollte mich gerne ausführlich mit seinem Auftritt in "Camelot" beschäftigen, vorzugsweise mit dem kleinen, amüsanten Lied "C'est moi": https://www.youtube.com/watch?v=TdrEmZ35fxc. Vor allem, weil es sich um Franco Nero handelt und Franco Nero ist nun mal, wissenschaftlich und absolut objektiv betrachtet, einer der großartigsten Schauspieler aller Zeiten. Zum zweiten, weil der Song aus "Camelot" ist und ich das Wort "Camelot" gerne schreibe, da es mich an Monty Python erinnert. Zum dritten mag ich das Lied an sich natürlich auch sehr gerne. Der Text ist so eine wundervoll übertriebene Selbstverherrlichung, die Franco in seiner energetischen darstellerischen Kunst nochmals auf die Spitze treibt, dass man bei der Szene einfach lächeln muss.
Dass seine Stimme allerdings hier nicht von ihm, sondern von Gene Merlino stammt, hätte ich fast nicht herausgefunden. Viele Internet-Seiten zu "Camelot" verschweigen dies und immerhin war Franco in seinem Leben zumindest ein bisschen musikalisch tätig. Zum Beispiel fand ich diese schöne Nummer von ihm: https://www.youtube.com/watch?v=mcmyQ9sdeW0 − Daran ist natürlich nichts auszusetzen, aber als Ersatz für "C'est moi" war es mir etwas zu gewöhnlich-solide. Daher wollte ich mir lieber einen anderen Schauspieler/Sänger suchen. Ich überlegte kurz, ob ich einfach einen anderen Star aus "Camelot" nehmen sollte. Außer Franco sangen nämlich meines Wissens alle selbst, inklusive Vanessa Redgrave. Singen kann sie ja gut, aber auch ihre Lieder tun sich für mich nicht besonders hervor. Wenn schon nicht "Camelot", vielleicht dann ein Lied aus einem anderen Mittelalter-Fantasy-Film. Mir fiel ein, dass zum Beispiel Jeff Bridges in "Das letzte Einhorn" selbst singt: https://www.youtube.com/watch?v=8EpL44uG8Nc. Ich hörte mir sein Lied nochmal an... und ja... nein!
Dann halt keine Mittelalter-Fantasy. Aber, dachte ich mir, was "C'est moi" so einmalig macht, ist ja die Diskrepanz zwischen den Lyrics, welche den Sänger großartig erscheinen lassen sollen, und der maßlosen Übertreibung, durch die es dann einfach nur albern wirkt. Vielleicht finde ich ja einen anderen Song, der mir aufgrund eines Kontrastes gefällt... und da fiel mir dann doch etwas ein:

Platz 7: Gene Wilder − "Pure Imagination" aus "Willy Wonka and the Chocolate Factory"

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Der Film "Willy Wonka and the Chocolate Factory" verfügt über eine Reihe toller Lieder, die in der Regel eines gemein haben: Die Sänger singen sie so, wie die Lyrics nahelegen: "The Candyman can" ist ein fröhliches Lied und der Süßigkeitenverkäufer singt es fröhlich; "Cheer up Charlie" ist ein berührendes Lied und Charlies Mutter singt es berührend; die Umpa-Lumpa-Lieder sind umpa-lumparig und die Umpa-Lumpas singen sie umpa-lumparig! Die Ausnahme hier bildet "Pure Imagination", gesungen von Gene Wilder als Willy Wonka.
Der Text findet schöne Worte, um auf die Welt aus Fantasie neugierig zu machen. Allein von den Lyrics könnte man das Lied für einen guten, aber nicht herausragenden Kitsch-Song halten, ungefähr so wie Sylvias "Alle Macht den Träumen" oder Elke Bests "Land der Fantasie". Anders als die nachnamenlose Sylvia oder die beste Elke singt der wildere Gene seine Imaginations-Verherrlichung ohne jeglichen Kitsch, ja man möchte fast sagen, ohne jegliche Begeisterung.
Die Worte kommen ihm zwar leicht von der Zunge, verspielt wird seine Stimme mal schneller, mal langsamer, mal höher, mal tiefer und doch legt er nicht das geringste Bisschen Begeisterung in seinen Gesang. Stattdessen schwingt in seiner Stimme eine gewisse Melancholie mit, die sich schwer beschreiben lässt. Ich will es nicht Langeweile und auch nicht Depression nennen, aber irgendwas dazwischen.
Seine Schauspielkunst drückt in der entsprechenden Filmszene dasselbe aus. Seine Bewegungen sind durchaus verspielt, besonders an den Stellen, in denen er sich in Monty Pythons Ministry of Silly Walks zu befinden scheint. Doch anstatt vollkommen den sympathisch-albernen Clown zu spielen bleibt sein Gesicht permanent schwermütig (gewürzt mit ein paar brutalen Stockschlägen am Anfang). Diese scheinbare Unstimmigkeit passt natürlich hervorragend zu der Aura des Mysteriösen, die in der Verfilmung um Willy Wonka aufgebaut wird. Eigentlich weiß man nie, was genau in seinem Kopf vorgeht und der Song mit der dazugehörigen Szene bringt dies auf den Punkt.
Auf der einen Seite nimmt man Gene Wilder vollkommen ab, dass er tatsächlich von einem Land reiner Vorstellungskraft spricht, doch auf der anderen Seite scheint dem märchenhaften Willy Wonka all diese Fantasie schon gehörig beim Hals herauszuhängen. Damit regt der Song wiederum auch etwas zum Nachdenken an: Kann pure Fantasie irgendwann mondän werden? Als Gedankenexperiment habe ich mir, seit ich über das Lied nachdenke, immer wieder überlegt, wie fantastisch die langweiligen Aspekte meines Alltags auf jemanden wirken würden, der noch ein Kleinkind ist oder aus einem früheren Jahrhundert stammt. Dies führt schön vor Augen, wie wundersam viele der "gewöhnlichsten" Aspekte des Lebens sind. Und dass mich das Lied dazu gebracht hat, mehr Begeisterung für meinen Alltag aufzubringen, ist ein größeres Kompliment, als ich den meisten anderen Songs geben könnte. :?
Zurecht war Gene Wilder für diese Rolle 1971 für einen Golden Globe in der Kategorie Bester Schauspieler in einem Musical oder einer Komödie nominiert worden (verlor allerdings gegen Topol aus "Fiddler on the Roof"). Obwohl er den Preis nicht bekommen hat, steht außer Frage, dass gerade seine Interpretation es war, die das Lied "Pure Imagination" so großartig machte. Dies verhinderte allerdings nicht, dass sich auch einige andere Künstler daran versuchten und wir einige Cover-Versionen bekamen. Diese würde ich in drei Kategorien einteilen:
1. Kategorie eins "PURE Imagination": Die Covers dieser Kategorie verzichten auf Wilders Schwermut. Stattdessen bleiben die Sänger begeistert oder zumindest einladend. Das Lied verliert damit zwar seine Besonderheit, bleibt aber ein aufmunternder kleiner Song, dem es vielleicht sogar gelingt, ein Lächeln auf das Gesicht der Hörer zu zaubern. Als Beispiel beachte man die Version von Lou Rawls, die meiner Meinung nach sehr gut gelungen ist: https://www.youtube.com/watch?v=06QYdaVBnlM.
2. Kategorie zwei "Was bedeutet Imätschinäschon?": Anstatt sich auf Wilders Fantastik zu konzentrieren, konzentriert sich diese Kategorie auf Wilders Schwermut. Die in diese Kategorie fallenden Musiker wirken beim Singen, als hätten sie in ihrem Leben keine Sekunde lang Glück erfahren (auch wenn der Instrumentalteil ganz flott werden kann). Trotz sprachlicher Glanzleistungen und eindeutigem Können aller Beteiligten, bevorzuge ich die positiven Covers der ersten Kategorie oder − noch besser − die halbpositive Version Gene Wilders. Auf die Schnelle habe ich als einziges Beispiel für Kategorie 2 das Cover von Jamie Cullum gefunden: https://www.youtube.com/watch?v=srNkCHB3MSQ.
3. Kategorie drei "Oh mein Gott, der Bass nervt!": Die Covers dieser Kategorie haben viel Bass. Und er nervt in diesem Lied. Wie hier bei Maroon 5: https://www.youtube.com/watch?v=bk82L6DwUE8 oder noch schlimmer dem Remix von Wilders Version: https://www.youtube.com/watch?v=tIE5GXHAgHw.
Mit fällt kein passender Schlusssatz ein, daher poste ich abschließend einfach dieses Video:

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Apropos "Frankenstein Junior"... nächste Woche besuchen wir das Dracula-Land... :popcorn:

P.S. Den Text habe ich gestern geschrieben. Seit dem geht mir Elke Bests "Land der Fantasie" nicht mehr aus dem Kopf. Ich bin kaum mehr im Stande konzentriert zu arbeiten, weil permanent die beste Elke in meinen Gedanken damit angibt, dass sie von Tarzan vor King Kong gerettet wurde. Warum kann ich nicht einfach einen Ohrwurm von "Land of Make Believe" haben!? Das ist dieselbe Melodie! Aber nein, es die Elke Best, die mich ungewollt durch meinen Alltag begleitet. Ich hoffe, dass dieser Ohrwurm bald wieder weg geht. Um sicherzugehen, werde ich mich hüten, jemals wieder das Wort "Fantasie" zu benutzten. :cry:
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DrDjangoMD
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Re: Forentreffen-Countdown 2017

Beitrag von DrDjangoMD »

DrDjangoMD hat geschrieben:Mit fällt kein passender Schlusssatz ein, daher poste ich abschließend einfach dieses Video:

[BBvideo][/BBvideo]
Offenbar hat Fox das Video, welches Gene Wilders großartige Performance von "Puttin on the Ritz" aus "Frankenstein Junior" zeigt, gleich nachdem ich es gepostet habe, aus Copyright-Gründen entfernt... ich wollte schon wütend sagen, dass ich mir zur Strafe den nächsten von Fox produzierten Film nicht ansehen werde, aber das könnte "Mord im Orientexpress" sein.... mit KENNETH BRANAGH als HERCULE POIROT. KENNETH BRANAGH!!! POIROT!!!!!!!! Das werde ich mir nicht entgehen lassen. :D :popcorn: :popcorn: :popcorn:
:offtopic:
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Arkadin
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Re: Forentreffen-Countdown 2017

Beitrag von Arkadin »

DrDjangoMD hat geschrieben:Stattdessen schwingt in seiner Stimme eine gewisse Melancholie mit, die sich schwer beschreiben lässt. Ich will es nicht Langeweile und auch nicht Depression nennen, aber irgendwas dazwischen.
Ich finde er klingt, als ob er sich beim Singen an etwas erinnert, was für ihn für immer verloren ist. Vielleicht das Unbeschwerte der Kindheit. So oder so... schöner Song.
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Re: Forentreffen-Countdown 2017

Beitrag von DrDjangoMD »

Arkadin hat geschrieben:Ich finde er klingt, als ob er sich beim Singen an etwas erinnert, was für ihn für immer verloren ist. Vielleicht das Unbeschwerte der Kindheit. So oder so... schöner Song.
Das ist extrem interessant, dass du es so siehst. Das Remake ist ja genau in die Richtung gegangen, dass Willy Wonka so seltsam geworden ist, weil er keine unbeschwerte Kindheit hatte und deshalb so seltsam-kindlich geworden ist (Sein Vater ließ ihn keine Schokolade essen, also wurde er Schokoladen-Fabrikant. Zum Glück war sein Vater Christopher Lee, andernfalls wäre er wahrscheinlich ein Vampir geworden :? ).
Der Film mit Gene Wilder (und auch die Buchvorlage, wenn ich richtig informiert bin), lassen Wonkas Vergangenheit im Dunkeln und sein Verhalten offen für Interpretationen. Für mich erschien er manchmal sogar mehr wie ein Trickster-Gott, anstatt ein Mensch mit kompensierbaren Hintergründen, so bizarr wird er manchmal in Szene gesetzt.
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karlAbundzu
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Re: Forentreffen-Countdown 2017

Beitrag von karlAbundzu »

Für mich hatte das Lied klar etwas melnacholisches, eine gewisse Müdigkeit: Wonkas totale Phantasie hat ja real Gestalt angenommen, er hat alles ausgestaltet und nun den Kindern geöffnet. Und jetzt? Also das Loch eines kreativen Künstlers nach Beendigung eines großen Werkes.
Und: Am Anfang hat der ja auch noch richtig unheimliche Untertöne, so ein düsteren Bass. Deutet wohl schon darauf hin, was mit den Kindern passiert.

Draculalaland? Hm, zweimal um die Ecke gedacht, aber diese Lippen, diese Augen wurden doch nie auf deutsch veröffentlicht, bzw. der FIlm ist doch sehr unbekannt?
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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DrDjangoMD
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Re: Forentreffen-Countdown 2017

Beitrag von DrDjangoMD »

karlAbundzu hat geschrieben:Draculalaland? Hm, zweimal um die Ecke gedacht, aber diese Lippen, diese Augen wurden doch nie auf deutsch veröffentlicht, bzw. der FIlm ist doch sehr unbekannt?
So viel Gedanken hab ich mir leider gar nicht gemacht - ich habe nur auf Transylvania/ Transilvanien angespielt. :)

NUR NOCH 6 WOCHEN BIS ZUM FORENTREFFEN!!!!!!

Platz 6: Tim Curry − "Sweet Transvestite" aus "Rocky Horror Picture Show"

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Als ich das Thema zum diesjährigen Countdown festlegte, stand für mich unweigerlich fest, dass ich einen Platz mit Tim Curry belegen werde. Die Frage war nur, welchen Song ich besonders ins Rampenlicht rücken möchte. Als ausgebildeter Sänger war Curry nämlich ziemlich aktiv, veröffentlichte einige Alben, die sowohl Cover-Versionen als auch neue Kompositionen enthalten, und hatte in Amerika zwei Chartplatzierungen mit "I do the Rock" und "Paradise Garage". Erstes lief auch in Deutschland ganz gut und ich kann ihm sehr viel abgewinnen: https://www.youtube.com/watch?v=E1gzt4yU0T4. Es ist flott, macht Spaß und im geposteten Video lässt der lächelnd herum hüpfende Curry auch fast nichts zu wünschen übrig.
Mir kommt es aber so vor, als ob er dieses wunderbare Gönnerhafte, das seine Stimme so markant macht, in seinen Songs aus Filmen und Musicals einfach noch mehr steigert − wahrscheinlich weil er eine Rolle spielend noch mehr dazu tendiert, eine übertrieben theatralische Performance abzuliefern. Und da ich seinen Darstellungsstil extrem gerne mag, bevorzuge ich auch besonders seine Film-Lieder.
Mein Favorit ist sicherlich "Anything can happen on Halloween" aus "The Worst Witch" (https://www.youtube.com/watch?v=-FMf8ltkCgM), welches vor zwei Jahren Platz eins beim Countdown belegte; in dem Zeichentrickfilm "Ferngully" singt er einen Song namens "Toxic Love" (https://www.youtube.com/watch?v=ChkhL1rulfs), bei dem er sich herrlich reinhängt; und in "Muppets Treasure Island" hat er auch ein kleines, feines Lied namens "Professional Pirate" (https://www.youtube.com/watch?v=Nrj8EZm9ca8 − Meine liebste Stelle des Videos ist, wenn man zum ersten Mal die Muppets sieht. Curry beäugt sie kurz und legt dann, einen kurzen Lacher ausstoßend, den Kopf in den Nacken. Es sieht wirklich so aus, als wäre das der erste Drehtag gewesen, als hätte man ihm nicht gesagt, dass er mit Handpuppen drehen wird und als hätte er das in eben diesem Moment zu seinem Amüsement herausgefunden.) Obwohl ich alle aufgezählten Lieder sehr gerne mag, kommt Currys Großartigkeit für mich in keinem davon so sehr zur Geltung, wie in seiner berühmten Performance von "Sweet Transvestite" aus der "Rocky Horror Picture Show".
Obwohl ich die einzelnen Gesangs-Clips schon kannte, sah ich das Musical von Richard O'Brien (in der Verfilmung ist er auch in der Rolle des Riff Raff zu sehen) heuer zum ersten Mal und zwar in meinem geliebten Fortuna-Kino. Ganz überzeugen konnte es mich leider nicht − vor allem war es mir streckenweise zu seltsam − was ich aber absolut genießen konnte, waren die Darsteller. Besonders gefielen mir Susan Sarandon, deren Mimik oft hinreißend komödiantische Reaktionen auf die ganze Seltsamkeit bereit hält; Charles Gray, weil ich alte Männer lustig finde, die sich in einer Szene seriös geben und in der nächsten auf Tischen tanzen; und eben Tim Curry. Ihm einfach zuzusehen, wie er ganz in der Rolle aufgeht, hat so viel Spaß gemacht, dass mir die Handlung und sonstige Inszenierung des Filmes vollkommen egal wurde, solange ich ihm zusehen konnte. Und die Einführung dieser unterhaltsamen Figur mit "Sweet Transvestite" ist einfach perfekt.
Als man ihn zum ersten Mal sieht, fällt Susan Sarandon in Ohnmacht, weil sie Curry mit weißer Gesichtsschminke an Stephan Kings "Es" erinnert. Doch gleich darauf wird der eben eingeführten Figur durch sein übertrieben selbstgefälliges Grinsen und dem albernen Korsett-Fummel, oder wie man das sonst nennt, das Schreckliche genommen. Man mag ihn schon als lachhafte Figur abstempeln, doch seine Bewegungen und seine feste Stimme beim Singen strotzen so vor Selbstsicherheit, dass man ihn trotzdem ernst nimmt.
Seine Stimme finde ich überhaupt toll, da sie eine deutlich männlich klingende Tiefe aufweist, die aber nie bedrohlich tief wird. Im Song wechselt er ständig zwischen "normal" gesungenen Passagen, fast schon geflüsterten oder in Konversationston gesprochenen Sätzen und laut ausgebrüllten Proklamationen, was eine tolle Wirkung hat. Hinzu kommt noch das genüssliche Hinauszögern einzelner Silben und die Tatsache, dass Curry sowieso bei jedem Wort, das er spricht, so klingt, als empfinde er gerade orgastisches Wohlbefinden. An einer Stelle blickt er sogar die Vierte Wand niederreißend direkt in die Kamera, weil Curry ab hier sowieso schon längst die Alleinherrschaft über den ganzen Film errungen hat und jetzt machen darf, was er will.
Für mich trägt Curry so viel zum Gelingen des Songs bei, dass mir das Lied in Bühnenversionen mit anderen Sängern irgendwie überhaupt nicht gefällt. Die einzige Stelle, die ich an der eigentlichen Komposition beeindruckend finde, ist jene, in der die Figur Brad einige Worte an Dr. Frank N. Furter richtet. Das Reimschema ist hier viel strenger gehalten als in den von Dr. Frank gesungenen Strophen. Es wirkt erzwungen im Gegensatz zu dem restlichen, äußerst lockeren Lied. Dadurch wird die unangenehme Situation, in der sich der versteifte Brad befindet im Kontrast zum extrovertierten Doktor wunderbar durch einen sprachlichen Kunstgriff hervorgehoben. Alle anderen Vorzüge des Liedes kommen für mich allerdings nur zur Geltung, wenn sie von Currys herrlicher Stimme vertont werden. Hier kann am besten auch gleich erwähnt werden, dass Curry die Figur nicht nur in der berühmtesten Inszenierung des Musicals, der Verfilmung aus 1975, spielte und sang, sondern auch bereits bei der Bühnenfassung zur Urbesetzung zählte.

So, ich gehe jetzt für meine Master-Prüfung am Dienstag lernen. :winke: Da sich meine Arbeit mit Shakespeare beschäftigt, haben wir nächste Woche eine (sehr freie!) Shakespeare-Adaption, allerdings eine sehr animalische...
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Re: Forentreffen-Countdown 2017

Beitrag von buxtebrawler »

DrDjangoMD hat geschrieben:Als man ihn zum ersten Mal sieht, fällt Susan Sarandon in Ohnmacht, weil sie Curry mit weißer Gesichtsschminke an Stephan Kings "Es" erinnert.
:D
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Re: Forentreffen-Countdown 2017

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