Sobald die DVD im Saturn steht, steht sie auch in meinem Wohnzimmer. Es gab schon lange keine Veröffentlichung auf die ich mich so gefreut habe.reggie hat geschrieben:Heute erschienen, zuschlagen leute ist bombig geworden!
Die Gewalt bin ich - Umberto Lenzi (1977)
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Re: Die Gewalt bin ich - Umberto Lenzi
Re: Die Gewalt bin ich - Umberto Lenzi
Gelungener Vertreter seines Genres, der zu unterhalten weiß, routiniert gut auf Film gebannt.
8/10
8/10
Re: Die Gewalt bin ich - Umberto Lenzi
Hab die Tage die hervorragende DVD aus dem Hause FilmArt gesichtet und wurde bestens unterhalten. Eine traumhafte Besetzung, besonders der Milian in mal wieder grandios in seiner Paraderolle als Gangster. Saxon ist immer gern gesehen, und Merli walzt ebenfalls in Hochform durch den Film, immer getreu seinem Motto "erst schlagen, dann fragen" Auf der Schlußgeraden gerät der Film etwas ins Straucheln mit dieser ganzen beknackten Einbruchsaktion, die irgendwie völlig schwachsinnig ist; das hat schon fast Mad Mission-Kaliber mit diesen ganzen Gimmicks wie den Teleskop-Kletterstangen und den modischen Infrarotbrillen spaßig ist das aber allemal.
Unterm Strich ein sehr gelungener Film, aufgrund der starken Konkurrenz kann ich aber nur 7/10 Punkten zücken, da er eben nicht ganz an die großen Granaten des Poliziesco-Genres rankommt (Milano, Viper ...).
Unterm Strich ein sehr gelungener Film, aufgrund der starken Konkurrenz kann ich aber nur 7/10 Punkten zücken, da er eben nicht ganz an die großen Granaten des Poliziesco-Genres rankommt (Milano, Viper ...).
Re: Die Gewalt bin ich - Umberto Lenzi
Bei den 7/10 bin ich mitbei und die Quali ist wirklich ansprechend nur die deutschen Ut´s sind ein Graus .
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
Re: Die Gewalt bin ich - Umberto Lenzi
War mir nicht aufgefallen, da ich den Film erstmal auf deutsch geschaut habe. Hab jetzt mal kurz reingezappt und es scheinen halt die bei kleinen Labels oft vorhandenen kleinen Defizite im Umgang mit der deutschen Sprache zu sein. Ein paar holprige Formulierungen sind auf alle Fälle dabei, z.B. als der Kommissar Tanzi über die neuen Machenschaften des Chinesen unterrichtet: "Es scheint, als ist er gerade am Aufstieg" .Onkel Joe hat geschrieben:Bei den 7/10 bin ich mitbei und die Quali ist wirklich ansprechend nur die deutschen Ut´s sind ein Graus .
Edit: Mir fiel heut Nacht im Traum was ein: ich vermute du bist durch manuelles Zuschalten der Untertitelspur auf die als Hidden Feature namens "Dada-Untertitel" auf die Scheibe gepackte Schwachsinnsübersetzung gestoßen. Das sind in der Tat Untertitel die scheinbar aus einem automatischen Sprachübersetzer stammen und natürlich grottenschlecht sind. Die normalen Untertitel sind wie gesagt nicht fehlerfrei, aber wenigsten passabel.
Re: Die Gewalt bin ich - Umberto Lenzi
Jeroen hat geschrieben:Edit: Mir fiel heut Nacht im Traum was ein....
Soetwas fällt dir im Traum ein , mir fällt da immer wieder ein das ich noch keinen flotten Vierer mit drei Mädels hatte .
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Re: Die Gewalt bin ich - Umberto Lenzi
• Die Gewalt bin ich (Italien 1977) - Genremeister Umberto Lenzi hetzt Maurizio Merli, Tomas Milian und John Saxon aufeinander, Charakterkopf Renzo Palmer ist in einer Nebenrolle am Start, Kenner freuen sich über weitere geschätzte Ergänzungsfratzen. So sieht ein erstklassiger Polizeifilm aus Italien aus, so herrlich kann sich der prächtige Stoff anfühlen! Prügel, Geballer und kernige Sprüche, die grandiose Besetzung treibt mir Freundentränen in die Augen! Nebenbei bleibt sogar Raum für einen gelungenen "Heist-Einschub", lediglich in der Disziplin Verschrottung von Automobilen, hält sich Meister Lenzi ein wenig zurück.
Ganz, ganz großes Lob für die DVD aus dem Hause filmArt! "Il cinico, l'infame, il violento" liegt in ansprechender Qualität vor, uns steht nicht nur die (starke) deutsche Synchronisation zur Verfügung, auch italienischer und englischer Ton sind wählbar, weiterhin ein prächtiger Audiokommentar mit den (S)Experten Christian Keßler und Pelle Felsch. Dazu gibt es Interviews mit John Saxon und Franco Micalizzi, ein Booklet mit Anmerkungen von Umberto Lenzi, Trailer bilden als Sahnehäubchen, das Case steckt in einem schicken Schuber. Sehr respektvolle und fanfreundliche Veröffentlichung, absoluter Kaufzwang!
8/10 (sehr gut)
Ganz, ganz großes Lob für die DVD aus dem Hause filmArt! "Il cinico, l'infame, il violento" liegt in ansprechender Qualität vor, uns steht nicht nur die (starke) deutsche Synchronisation zur Verfügung, auch italienischer und englischer Ton sind wählbar, weiterhin ein prächtiger Audiokommentar mit den (S)Experten Christian Keßler und Pelle Felsch. Dazu gibt es Interviews mit John Saxon und Franco Micalizzi, ein Booklet mit Anmerkungen von Umberto Lenzi, Trailer bilden als Sahnehäubchen, das Case steckt in einem schicken Schuber. Sehr respektvolle und fanfreundliche Veröffentlichung, absoluter Kaufzwang!
8/10 (sehr gut)
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Re: Die Gewalt bin ich - Umberto Lenzi
„Ich hab' auf Gangster geschossen und ich werd' es auch wieder tun, wenn es sein muss! Willst du mich deswegen verhaften?“
1976 drehte Italo-Regisseur Umberto Lenzi den Poliziesco „Die Viper“ mit Maurizio Merli in der Hauptrolle. Die deutsche Bearbeitung machte aus Merlis Rolle Kommissar Ferro, eigentlich hörte er aber auf Tanzi – wie auch im 1977 erschienenen weiteren Poliziesco „Die Gewalt bin ich“, der daher als Fortsetzung der „Viper“ betrachtet werden kann.
Rom: Die konkurrierenden Gangsterbanden des „Chinesen“ (Tomas Milian, „Lauf um dein Leben“) und Di Maggios (John Saxon, „Black Christmas“) vereinbaren eine Geschäftsbeziehung, von der beide profitieren sollen. Es handelt sich jedoch um eine reine Zweckbeziehung, denn die Banden, die ganz Rom mit ihren Schutzgelderpessungen und Morden in Atem halten, trauen sich gegenseitig nicht über den Weg. Kommissar Tanzi gerät ins Visier des „Chinesen“ und fällt beinahe einem Mordanschlag zum Opfer. Kurzerhand wird er für tot erklärt und fürs Erste aus dem Verkehr gezogen, damit er nicht täglich um sein Leben fürchten muss. Doch als sein Onkel Opfer von Verbrechern wird, reicht es Tanzi und er stürzt sich wieder ins Getümmel, versucht dabei, beide Banden gegeneinander auszuspielen...
„Geht's dir gut?“ - „Ich bin zufrieden.“ - BÄM! - „Und wie geht’s dir jetzt?“ - „Besser! Du hast Recht gehabt!“ (Tanzi weiß, was Frauen brauchen...)
Manch Poliziesco war noch unverkennbar mit dem Italo-Western verwandt, woran Lenzi mit seinem überzeichneten „Die Gewalt bin ich“ offensichtlich ein Stück weit wieder anzuknüpfen versuchte: Der Originaltitel „Il cinico, l'infame, il violento“ lässt Erinnerungen an Sergio Leones Premium-Western „The Good, the Bad and the Ugly“ wach werden und die Handlung der zwei konkurrierenden Gangsterbanden, die man gegeneinander auszuspielen versucht, erinnert natürlich an Leones Auftakt seiner Dollar-Trilogie „Für eine Handvoll Dollar“ (der wiederum inspiriert war vom Samurai-Eastern „Yojimbo - Der Leibwächter“). Tomas Milian, der Gerüchten zufolge nach „Die Viper“ eigentlich nicht mehr mit Maurizio Merli zusammenarbeiten wollte, stand nun doch wieder mit ihm vor der Kamera – jedoch wurden laut Lenzi die unterschiedlichen Handlungsstränge jeweils getrennt voneinander gedreht, so dass beide erst zum Finale aufeinandertrafen. Möglicherweise war dies der Grund, weshalb sich Milian bereiterklärte, doch noch einmal mit dem blondgescheitelten Schnauzbart- und Goldkettchenträger Merli zu drehen, dem man nachsagt, er habe seine Rollen etwas sehr ernst genommen, sich eventuell selbst für eine Art Prügel-Cop gehalten, der im Eifer des Gefechts auch mal etwas fester auf Milian einprügelte und zudem so selbstverliebt gewesen sein soll, dass er von sich in der dritten Person sprach. Beide Hauptdarsteller sollen laut Lenzi in der Tat zerstritten gewesen sein und versucht haben, ihrem jeweiligen Part im Film höhere Priorität einzuräumen. Zudem wurde das Drehbuch gleich viermal neu geschrieben, mit Ernesto Gastaldi, Umberto Lenzi, Dardano Sacchetti und Sauro Scavolini waren ebenso viele Autoren beteiligt. Lenzi sagt rückblickend, er habe diese Probleme professionell überwunden, jedoch merkt man sie dem Film durchaus an. Er wirkt bisweilen etwas zerfahren und wild zusammengestückelt, dafür drehen beide Hauptdarsteller voll auf: Milian, indem er seine Rolle gewohnt fein säuberlich ausarbeitete und ihr zu Aura, Ausstrahlung und Tiefgang verhalft und Merli, indem er es noch mehr übertrieb.
Bekannte Zutaten in „Die Gewalt bin ich“ sind die brutalen Schutzgelderpressungen seitens skrupelloser Gangster, die über Leichen gehen, die völlige Ignoranz jeglicher Vorschriften seitens des ermittelnden Kommissars, zu dessen alltäglichen Arbeitsinstrumenten Prügel und Folter gehören und der schneller das Schießeisen zückt, als ein Delinquent seine Unschuld beteuern kann sowie die aus dieser Konstellation resultierenden Actioneinlagen und Leichenberge. Eigenartig aber mutet die irgendwie umständlich erzählte Handlung an, wenn man von Tanzis Schussverletzung nicht viel merkt und Merli fidel wie eh und je durch die Kulissen kickboxt. Gar unpassend erscheint auch die ausgedehnte Einbruchs-Einlage, in der Tanzi infrarotbebrillt mit einem „Professor“ in ein Hochsicherheitsgebäude eindringt – das erinnert an Heist-Movies oder Eurospy, evtl. gar an Genrekomödien, irritiert aber in einem Poliziesco wie diesem. Hammerhart fiel Tanzis Überfall auf ein Modelstudio aus, auch schreckt er (s. obiges Zitat) überhaupt nicht mehr davor zurück, grundlos Frauen schallend ins Gesicht zu schlagen. Mit seinem ehemaligen Vorgesetzten prügelt er sich auch schon mal zur Begrüßung einfach so. Während Merli das vermutlich alles furchtbar ernst nahm und sich irre abgebrüht in seiner Machoproll-Rolle vorkam, fasst sich manch Zuschauer an den Kopf oder kann sich ob der unfreiwilligen Komik ein Schmunzeln nicht verkneifen. John Saxon zeigt als Di Maggio, dass man beim Golf besser Helm und Mundschutz trägt und ergänzt dadurch Lenzis mahnende Haltung zum Bowling-Sport aus „Camorra – Ein Bulle räumt auf“. Er und Milian reißen viel heraus und verleihen dem trotz aller Action für Lenzi-Verhältnisse fast schon geschwätzigen Film neben schauspielerischer Finesse seinen grimmigen Ton.
Insgesamt ist „Die Gewalt bin ich“ ein leider noch weniger als die Vorgänger ernstzunehmendes Potpourri aus Genrezutaten und gleichzeitig der Versuch, einzelne davon noch weiter auf die Spitze zu treiben und mit neu entliehenen Versatzstücken innovativ zu wirken, was jedoch nicht so recht funktionieren will. Doch auch, wenn mich selbst Franco Micalizzis Soundtrack diesmal nicht so recht überzeugen will, verfügt „Die Gewalt bin ich“ über einen gewohnt hohen Unterhaltungswert und zelebriert insbesondere seinen Milian, aber auch Saxon sowie bekannte Nebendarsteller-Gesichter wie Renzo Palmer („Racket“) oder Claudio Undari („Das Schlitzohr und der Bulle“) auf eine Weise, dass es für Genre-Fans die reinste Freude ist – wozu natürlich auch Merlis Schnauzbartzucken zu zählen ist. Dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass sich mit „Die Gewalt bin ich“ entweder diese Form des Selbstjustiz-Poliziescos langsam totzurennen drohte oder schlicht zu viele Köche sowie künstlerische Eifersüchteleien den Brei zwar nicht verdarben, aber etwas anbrennen ließen. Und wem das jetzt alles nicht passt, kann mir mal das Architekturbuch rauslegen.
1976 drehte Italo-Regisseur Umberto Lenzi den Poliziesco „Die Viper“ mit Maurizio Merli in der Hauptrolle. Die deutsche Bearbeitung machte aus Merlis Rolle Kommissar Ferro, eigentlich hörte er aber auf Tanzi – wie auch im 1977 erschienenen weiteren Poliziesco „Die Gewalt bin ich“, der daher als Fortsetzung der „Viper“ betrachtet werden kann.
Rom: Die konkurrierenden Gangsterbanden des „Chinesen“ (Tomas Milian, „Lauf um dein Leben“) und Di Maggios (John Saxon, „Black Christmas“) vereinbaren eine Geschäftsbeziehung, von der beide profitieren sollen. Es handelt sich jedoch um eine reine Zweckbeziehung, denn die Banden, die ganz Rom mit ihren Schutzgelderpessungen und Morden in Atem halten, trauen sich gegenseitig nicht über den Weg. Kommissar Tanzi gerät ins Visier des „Chinesen“ und fällt beinahe einem Mordanschlag zum Opfer. Kurzerhand wird er für tot erklärt und fürs Erste aus dem Verkehr gezogen, damit er nicht täglich um sein Leben fürchten muss. Doch als sein Onkel Opfer von Verbrechern wird, reicht es Tanzi und er stürzt sich wieder ins Getümmel, versucht dabei, beide Banden gegeneinander auszuspielen...
„Geht's dir gut?“ - „Ich bin zufrieden.“ - BÄM! - „Und wie geht’s dir jetzt?“ - „Besser! Du hast Recht gehabt!“ (Tanzi weiß, was Frauen brauchen...)
Manch Poliziesco war noch unverkennbar mit dem Italo-Western verwandt, woran Lenzi mit seinem überzeichneten „Die Gewalt bin ich“ offensichtlich ein Stück weit wieder anzuknüpfen versuchte: Der Originaltitel „Il cinico, l'infame, il violento“ lässt Erinnerungen an Sergio Leones Premium-Western „The Good, the Bad and the Ugly“ wach werden und die Handlung der zwei konkurrierenden Gangsterbanden, die man gegeneinander auszuspielen versucht, erinnert natürlich an Leones Auftakt seiner Dollar-Trilogie „Für eine Handvoll Dollar“ (der wiederum inspiriert war vom Samurai-Eastern „Yojimbo - Der Leibwächter“). Tomas Milian, der Gerüchten zufolge nach „Die Viper“ eigentlich nicht mehr mit Maurizio Merli zusammenarbeiten wollte, stand nun doch wieder mit ihm vor der Kamera – jedoch wurden laut Lenzi die unterschiedlichen Handlungsstränge jeweils getrennt voneinander gedreht, so dass beide erst zum Finale aufeinandertrafen. Möglicherweise war dies der Grund, weshalb sich Milian bereiterklärte, doch noch einmal mit dem blondgescheitelten Schnauzbart- und Goldkettchenträger Merli zu drehen, dem man nachsagt, er habe seine Rollen etwas sehr ernst genommen, sich eventuell selbst für eine Art Prügel-Cop gehalten, der im Eifer des Gefechts auch mal etwas fester auf Milian einprügelte und zudem so selbstverliebt gewesen sein soll, dass er von sich in der dritten Person sprach. Beide Hauptdarsteller sollen laut Lenzi in der Tat zerstritten gewesen sein und versucht haben, ihrem jeweiligen Part im Film höhere Priorität einzuräumen. Zudem wurde das Drehbuch gleich viermal neu geschrieben, mit Ernesto Gastaldi, Umberto Lenzi, Dardano Sacchetti und Sauro Scavolini waren ebenso viele Autoren beteiligt. Lenzi sagt rückblickend, er habe diese Probleme professionell überwunden, jedoch merkt man sie dem Film durchaus an. Er wirkt bisweilen etwas zerfahren und wild zusammengestückelt, dafür drehen beide Hauptdarsteller voll auf: Milian, indem er seine Rolle gewohnt fein säuberlich ausarbeitete und ihr zu Aura, Ausstrahlung und Tiefgang verhalft und Merli, indem er es noch mehr übertrieb.
Bekannte Zutaten in „Die Gewalt bin ich“ sind die brutalen Schutzgelderpressungen seitens skrupelloser Gangster, die über Leichen gehen, die völlige Ignoranz jeglicher Vorschriften seitens des ermittelnden Kommissars, zu dessen alltäglichen Arbeitsinstrumenten Prügel und Folter gehören und der schneller das Schießeisen zückt, als ein Delinquent seine Unschuld beteuern kann sowie die aus dieser Konstellation resultierenden Actioneinlagen und Leichenberge. Eigenartig aber mutet die irgendwie umständlich erzählte Handlung an, wenn man von Tanzis Schussverletzung nicht viel merkt und Merli fidel wie eh und je durch die Kulissen kickboxt. Gar unpassend erscheint auch die ausgedehnte Einbruchs-Einlage, in der Tanzi infrarotbebrillt mit einem „Professor“ in ein Hochsicherheitsgebäude eindringt – das erinnert an Heist-Movies oder Eurospy, evtl. gar an Genrekomödien, irritiert aber in einem Poliziesco wie diesem. Hammerhart fiel Tanzis Überfall auf ein Modelstudio aus, auch schreckt er (s. obiges Zitat) überhaupt nicht mehr davor zurück, grundlos Frauen schallend ins Gesicht zu schlagen. Mit seinem ehemaligen Vorgesetzten prügelt er sich auch schon mal zur Begrüßung einfach so. Während Merli das vermutlich alles furchtbar ernst nahm und sich irre abgebrüht in seiner Machoproll-Rolle vorkam, fasst sich manch Zuschauer an den Kopf oder kann sich ob der unfreiwilligen Komik ein Schmunzeln nicht verkneifen. John Saxon zeigt als Di Maggio, dass man beim Golf besser Helm und Mundschutz trägt und ergänzt dadurch Lenzis mahnende Haltung zum Bowling-Sport aus „Camorra – Ein Bulle räumt auf“. Er und Milian reißen viel heraus und verleihen dem trotz aller Action für Lenzi-Verhältnisse fast schon geschwätzigen Film neben schauspielerischer Finesse seinen grimmigen Ton.
Insgesamt ist „Die Gewalt bin ich“ ein leider noch weniger als die Vorgänger ernstzunehmendes Potpourri aus Genrezutaten und gleichzeitig der Versuch, einzelne davon noch weiter auf die Spitze zu treiben und mit neu entliehenen Versatzstücken innovativ zu wirken, was jedoch nicht so recht funktionieren will. Doch auch, wenn mich selbst Franco Micalizzis Soundtrack diesmal nicht so recht überzeugen will, verfügt „Die Gewalt bin ich“ über einen gewohnt hohen Unterhaltungswert und zelebriert insbesondere seinen Milian, aber auch Saxon sowie bekannte Nebendarsteller-Gesichter wie Renzo Palmer („Racket“) oder Claudio Undari („Das Schlitzohr und der Bulle“) auf eine Weise, dass es für Genre-Fans die reinste Freude ist – wozu natürlich auch Merlis Schnauzbartzucken zu zählen ist. Dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass sich mit „Die Gewalt bin ich“ entweder diese Form des Selbstjustiz-Poliziescos langsam totzurennen drohte oder schlicht zu viele Köche sowie künstlerische Eifersüchteleien den Brei zwar nicht verdarben, aber etwas anbrennen ließen. Und wem das jetzt alles nicht passt, kann mir mal das Architekturbuch rauslegen.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Die Gewalt bin ich - Umberto Lenzi
buxtebrawler hat geschrieben: Zudem wurde das Drehbuch gleich viermal neu geschrieben, mit Ernesto Gastaldi, Umberto Lenzi, Dardano Sacchetti und Sauro Scavolini Lenzi waren ebenso viele Autoren beteiligt.
Stimmt, die Hoch-Zeit war da schon vorbei, und die letzte Lenzi/Merli-Zusammenarbeit "Von Corleone nach Brooklyn" fiel dann ja auch sehr anders aus, was auch die legendäre Videofirma VPS so sah: Er wurde in der "Krimi"-Reihe veröffentlicht, die Übrigen als "Action"buxtebrawler hat geschrieben:Dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass sich mit „Die Gewalt bin ich“ entweder diese Form des Selbstjustiz-Poliziescos langsam totzurennen drohte oder schlicht zu viele Köche sowie künstlerische Eifersüchteleien den Brei zwar nicht verdarben, aber etwas anbrennen ließen. Und wem das jetzt alles nicht passt, kann mir mal das Architekturbuch rauslegen.
My conscience is clear
(Fred Olen Ray)
(Fred Olen Ray)
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- Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
- Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
- Kontaktdaten:
Re: Die Gewalt bin ich - Umberto Lenzi
Ich wusste, dass ich da irgendwo ein "Lenzi" zuviel drin habe, hatte es aber nicht mehr gefundenugo-piazza hat geschrieben:
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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