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dr. freudstein hat geschrieben:Man sollte Filme nicht zu ernst nehmen und seine eigene Anschauung da mit hinein projizieren. Filme sind Unterhaltung. Klar hat der Bux recht, aber es scheint mir auch eine Zeitgeistfrage zu sein, denn Italien 70er Jahre war nun mal geprägt von Gewalt, Mafia und auch Kleinkriminellen. Die Mehrheit der Bevölkerung hat sicher aus Wut auch so gedacht, Selbstjustiz. Das dies sich auch nicht mit meiner Einstellung deckt, ist eine Sache. Aber es ist ja kein Wahlwerbefilm, sondern ein Unterhaltungsprodukt. Und unterhalten tut der Film zweifelsohne, hat ein gutes Tempo etc. Hab mir auch ein paar Notizen gemacht, aber ich sitze da nicht so überkritisch vor Aber gut, ein Film ohne Intelligenz, genau das richtige für mich
Es ist schon ewig her, dass ich den Film gesehen habe, die Erinnerung ist daher getrübt. Ich unterstütze hier allerdings den Doc. Auch wenn gewiss in manchen Polizeifilmen jener Zeit unreflektiert staatliche Härte, Abschaffung rechtsstaatlicher Prinzipien bis hin zu Selbstjustiz propagiert wurde, so erschließt sich mir dennoch nicht, deshalb erstmal generell auf einen einzigen Punkt abzuwerten. Zumindest der Zuschauer von heute dürfte allein durch den zeitlichen Abstand eine gewisse Distanz zum Geschehen aufbauen.
Oder anders gesagt: Was real absolut nicht sein darf, kann im Film sehr wohl unterhaltsam sein und Spaß machen.
The more I see
The less I know
About all the things I thought were wrong or right
& carved in stone
Ich sehe solche Filme auch nicht als Propaganda oder Aufforderung zu irgendwas, sondern eher als Katharsisversuch oder einfach als Zeitzeugnis mit Protest gegen die damalige Kriminalitätsrate, ohne dass die gezeigten Methoden damit automatisch empfohlen würden. Die Aussage wäre demnach "In unserer Zeit ist Verbrechen derart alltäglich, dass man theoretisch einen derartigen Brutalokommissar brauchte, um damit fertig zu werden, was jedoch unter rechtsstaatlichen Gesichtspunkten nicht möglich wäre."
Adalmar hat geschrieben:Ich sehe solche Filme auch nicht als Propaganda oder Aufforderung zu irgendwas, sondern eher als Katharsisversuch oder einfach als Zeitzeugnis mit Protest gegen die damalige Kriminalitätsrate, ohne dass die gezeigten Methoden damit automatisch empfohlen würden. Die Aussage wäre demnach "In unserer Zeit ist Verbrechen derart alltäglich, dass man theoretisch einen derartigen Brutalokommissar brauchte, um damit fertig zu werden, was jedoch unter rechtsstaatlichen Gesichtspunkten nicht möglich wäre."
Amen!
Nach dem Film wollte ich mir auch nicht sofort die nächstbeste Knarre organisieren und aufräumen. Oder doch?
Man muss solche Filme aber nicht überdramatisieren.
Ich habe ein paar Probleme mit der Strukturierung des Films. Der Plot um die Bürgerwehr setzt für mich zu spät ein, den hätte Girolami etwas mehr Spielzeit einräumen sollen. Auch fehlt ein passender Antagonist, John Steiner kommt dem am nächsten, wird aber schon kurz nach der Hälfte des Films von Merli zur Strecke gebracht. Und das Fehlen einer richtigen finalen Auseinandersetzung ist doch etwas unbefriedigend, auch wenn das wohl durchaus so intendiert ist. Die Welle der Verbrechen ebbt ja auch nicht ab, das ist grundsätzlich nicht unüblich, aber es fehlt mir am Ende der persönliche Etappensieg des Helden vor dem deprimierenden Ende. Aber langweilig ist der nicht. 6,5/10