A Menina e o Cavalo - Conrado Sanchez (1985)
Moderator: jogiwan
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A Menina e o Cavalo - Conrado Sanchez (1985)
Originaltitel: A Menina e o Cavalo
Produktionsland: Brasilien 1985
Regie: Conrado Sanchez
Darsteller: Aryadne de Lima, Antônio Rodi, Elizabeth de Luiz, Edna Costa, Genésio de Carvalho
Abt. Zoophiles für Zwischendurch
A MENINA E O CAVALO. Eine Frau und ein Pferd. Dass diese brasilianische Boca-do-Lixo-Produktion – erschienen im gleichen Jahr, in der Militärdiktatur und damit zensorische Beschränkungen fallen – ihren Titel durchaus angereicht mit einem sexuellen Subtext verstanden wissen will, zeigt gleich die (von Borowczyks BÊTE abgeguckte?) Eröffnungsszene: Ein Hengst und eine Stute kopulieren auf der Weide miteinander, zunächst gefilmt in einer Totalen, doch Großaufnahmen der geil schnaubenden Hengstnüstern und seines aus der Stutenscheide glitschenden noch halb erigierten Penis erspart uns der Film ebenfalls nicht.
In seinen ersten zehn, fünfzehn Minuten erweckt der von einem gewissen Conrado Sanchez sowohl inszenierte wie geskriptete Streifen durchaus noch den Eindruck, es könne sich um ein halbwegs seriöses Erotikdrama mit subversiven Obertönen handeln: Aus der Beziehung zwischen Marcia und Beto ist die Luft raus. Grund genug, sich eine gemeinsame Auszeit zu gönnen, - und zwar auf der Farm, wo Marcia ihre Kindheit verbracht hat, und heute noch ihr Vater mit seiner neuen Frau lebt. Genau diese Stiefmutter indes hat wenig Skrupel, sogleich mit Beto anzubandeln und ihn zum Objekt ihrer nymphomanischen Begierden zu machen. Während Marcias Freund bald jede Gelegenheit nutzt, mit der Hausdame fremdzuvögeln, wird unsere Heldin von ihrer ebenfalls wenig keuschen Vergangenheit eingeholt: Da ist nicht nur Juka, der Stallbursche, mit dem sie früher ein Techtelmechtel hatte, sondern vor allem der blendendweiße Hengst Ariscu, Marcias Busenfreund aus Jugendtagen. Ich muss wohl nicht betonen, dass sich die Beziehung zwischen Marcia und Ariscu weder damals noch jetzt, nach ihrem Wiedersehen, keineswegs auf rein platonischer Basis abspielt…
Tatsächlich dauert es keine zwanzig Minuten und die Handlung wird von den bizarren Sexphantasien des Herrn Sanchez nicht nur etwa geentert, sondern komplett kontaminiert. Was hat sich dieser Mann nicht alles ausgesonnen, um meine Kinnlade nach unten stürzen zu lassen! Beto und die Stiefmutter vergnügen sich inmitten zahlloser Hühner, die gackernd und gaffend um das Pärchen herumstaksen; Marcia geht Ariscu öfter hilfreich zur Hand, indem sie seine Hoden manuell von ihrer Spermalast erlöst; Kühe werden von Marcias Vater gemolken, wobei er zärtlich an den milchsatten Zitzen herumspielt, während er den Hintern des Dienstmädchens studiert; später scheint die Milch in einem großen Badezuber zu landen, wo sich wiederum Marcia und Beto nackt umherwälzen; nicht zuletzt dürfen auch die Pferde immer mal wieder einander gegenseitig besteigen, was zu weiteren Close-Up-Paraden steifer Rossglieder führt. Dabei durchzieht A MENINA E O CAVALO eine durchweg triste, fast schon unangenehme Atmosphäre: Freudvoller Sex sieht anders aus als das, was wir von den Darstellern größtenteils geboten bekommen. Bezeichnend für die Trostlosigkeit, die der Film vermittelt, scheint mir eine längere Szene zu sein, in der Beto, Juka und Marcias Vater im Keller ein Billard-Match bestreiten. Die Stiefmutter sitzt derweil anbei in einem Sessel und reibt sich gelangweilt das Geschlechtsteil. Als Juka und Marcias Vater den Raum verlassen haben, beeindruckt sie Beto damit, dass sie auf den Billardtisch klettert, einen Queque mit etwas einschmiert, das ich für Streichkäse halte, und sich sodann selbst mit dem Stock vaginal penetriert. Allerdings ist dies dann aber auch die einzige Szene, in der Sanchezs Streifen sichtlich in Hardcore-Gefilde hinüberwuchert: Alle übrigen Intimkontakte spielen sich im Softsex-Sektor ab, und selbst die Pferdestimulationen scheinen - Gottlob! - reiner Fake-Natur sein. Leider ist der alberne Bar-Jazz, der zumeist ertönt, wenn es in A MENINA E O CAVALO zugange geht, - (also alle zwei, drei Minuten) – in etwa genauso unerträglich wie es tatsächliche sodomistische Eskapaden gewesen wären.
Dass vorliegender Streifen auf irgendeinen Teil seines Publikums als audiovisuelles Aphrodisiakum gewirkt haben könnte, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. A MENINA E O CAVALO ist spröde, komplett unsinnlich, stellenweise regelrecht abstoßend, - da kann Ariscu noch so malerisch ins Bild gesetzt sein, wenn der Hengst Marcia beim Wasserfallbaden zuschaut. Neben einer Szene, in der sich völlig unvermittelt auch Marcias Stiefmutter entschließt, sich von Ariscu besteigen zu lassen, (wozu sie ihm ein Kondom mitgebracht hat, das lang ist wie ein Gartenschlauch), und einem (spezialeffekttechnisch realisierten) nicht enden wollenden Samenerguss mitten in Marcias Gesicht, nachdem sie ihrem behuften Freund einen Blow Job hat angedeihen lassen, (erneut eine Borowczyk-Referenz?), sind es insbesondere zwei Momente, die mich zutiefst verwirrt, wenn nicht gar verstört haben: Zum einen ein Alptraum Marcias, in dem sie sich selbst splitterfasernackt an die Speichen eines Rades gefesselt imaginiert, das sich im Pferdestall langsam um die eigene Achse dreht. Von dort beobachtet sie, wie ihre Stiefmutter, die kurioserweise ein islamisch anmutendes Kopftuch trägt, die Handarbeit bei Ariscu erledigt, während ein stämmiger Mann mit Maske und Ganzkörperkostüm, bei dem es sich vielleicht um ihren Vater handelt, ziellos durch die düsteren Gänge schleicht. Dass man dieses surreale Intermezzo mit Passagen aus Pink Floyds „Echoes“ unterlegt hat, steigert ihren irrealen Effekt nur noch. Während man die Traumsequenz noch als durchaus wirkmächtig bezeichnen kann, (auch wenn sich mir ihr Sinn im Kontext der umliegenden Story kein bisschen erschlossen hat), musste ich mich bei einer der Sexszenen zwischen Beto und Stiefmütterchen brüskiert abwenden: Da fallen die Beiden doch glatt im Schweinestall übereinander her und schöpfen Lust daran, sich zunächst die Gesichter mit der den Boden bedeckenden Tinktur aus Schweinekot und Schlamm einzuschmieren und sich diese dann gegenseitig sauber zu lecken. Am Ende sind ihre Körper völlig bedeckt von dem klebrig-braunen Morast, in dem sie beim erotischen Nahkampf geradezu versinken. Pfui Teufel! Parallel dazu vergewaltigt Marcias Vater nur eine Stalltür entfernt übrigens gerade die bereits erwähnte Dienstmagd...
Mit Abstand der absonderlichste kreative Einfall Sanchezs ist es jedoch, uns die Gedanken des Hengstes Ariscu und seiner Geschwister von einem Sprecher aus dem Off mitteilen zu lassen. So nähert sich in einer Szene das Hausmädchen von Marcias Familie der Pferdekoppel mit entblößtem Hintern, um die Tiere – aus welchem Grund auch immer! – sexuell aufzuheißen, worauf diese sich untereinander die Zoten wie Bälle zuwerfen, die auch auf einem Herrenabend herumkullern könnten. Wenn Ariscu manuell oder oral von Marcia stimuliert wird, stöhnt, grunzt, jodelt es clownesk von der Tonspur, dass der Fremdschamfaktor innerhalb kürzester Zeit durch die Decke bricht.
Da ich den Film im portugiesischen Originalton ohne Untertitel gesichtet habe, mag es freilich durchaus sein, dass mir einige Feinheiten der Handlung entgangen sein könnten. Andererseits: Einmal abgesehen von der ersten Viertelstunde ist der eigentliche Plot bloße Nebensache, und hangelt sich der Streifen von einer abstrusen Sexszene zur nächsten. Das Ende legt nahe, dass es sich bei all den erotischen Entgleisungen auch nur um Fieberträume unserer Heldin gehandelt haben könnte. Immerhin steht Ariscu, der kurz zuvor von ihrem entrüsteten Vater erschossen worden ist, quietschfidel auf der Weide, als Marica und Beto, offenbar solidiert in ihrem Liebesleben, Papa und Stiefmama mit bester Laune wieder verlassen. Was ich mir indes nicht vorstellen kann, ist, dass dieser Streifen mit noch so akkuraten Untertiteln irgendetwas von seiner befremdlichen Wirkung auf mich einbüßen würde. Tja, das ist schon eine ganze Weile nicht mehr vorgekommen, dass ich nach Genuss eines Filmes nicht mal genau sagen konnte, was nun mehr überwiegt, die Begeisterung oder die Entgeisterung…
Aber, Leute, ohne Spaß: Dieser Schweinestallsex ließ meinen Magen auf die Größe einer Paranuss kontrahieren!
- buxtebrawler
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Re: A Menina e o Cavalo - Conrado Sanchez (1985)
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
Re: A Menina e o Cavalo - Conrado Sanchez (1985)
Ich hab den Streifen schon für die B-Film Basterds vorgeschlagen.
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http://www.reinifilm.blogspot.com / https://bfilmbasterds.de/
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Re: A Menina e o Cavalo - Conrado Sanchez (1985)
Oha, die Boca do lixo Sachen, die ich gesehen habe, sind echt nur für Ekel-Schmuddel-Spezialisten. Da bin ich dann doch recht schnell an die Grenzen der eigenen Sehgewohnheiten gestoßen.
Ich gebe zu, dass es manchmal nur ein schmaler (und subjektiver) Grat ist, der Sleaze (Edel-Schmuddel) und Smut (Ekel-Schmuddel) trennt.
Ich gebe zu, dass es manchmal nur ein schmaler (und subjektiver) Grat ist, der Sleaze (Edel-Schmuddel) und Smut (Ekel-Schmuddel) trennt.
„Ist es denn schade um diesen Strohhalm, Du Hampelmann?“