THE SINFUL DWARF / DAS HAUS DER VERLORENEN MÄDCHEN (1973)
mit Anne Sparrow, Tony Eades, Clara Keller, Werner Hedmann, Gerda Madsen, Dale Robinson und Torben Bille
eine Produktion der BIP International Pictures
ein Film von Vidal Raski
»Sie ist ein attraktives Häschen. Nicht wahr, Olaf?«
Auf der Suche nach Arbeit verschlägt es das junge Ehepaar Peter und Mary Davis in die dunkelsten Ecken Londons. Geldmangel zwingt sie dazu, sich in einem heruntergekommenen Hotel einzuquartieren, betrieben von dem Ex-Showgirl Lila Lash und ihrem degenerierten Sohn Olaf. Das Ehepaar ahnt nicht, dass der Dachboden des Hotels ein Bordell ist, in dem die Mädchen mehrmals täglich von zahlreichen Freiern bestialisch vergewaltigt werden. Als Peter einen Job bekommt, der ihn kurzfristig nach Paris ruft, ist die hübsche Mary allein und das neue Ziel von Lila und Olaf Lash, die schon auf sie warten! [Zitat: "Das Haus der verlorenen Mädchen", erschienen bei Candybox]
Bereits beim Einstieg zu Vidal Raskis Film will man als Zuschauer seinen weit aufgerissenen Augen kaum trauen. Eine junges Mädchen spielt auf der Straße und wird von der Titelfigur mit einem Duracell-Stoffhund angelockt, dessen Geräusche beinahe noch für unerträgliche akustische Momente sorgen werden. Die Zeiten sind also hiermit vorbei, wo man noch mit Süßigkeiten oder Geld lockte, außerdem ist diese junge Dame nur schwerlich unter 18 Jahren alt und daher vermutlich leicht oligophren, denn sie folgt ihrem potentiellen Peiniger, und dessen Attraktivitätssteigerung in Form des Vierbeiners, mit einem unschuldigen Lächeln im Gesicht. Dann schlägt Olaf zu bis der Vorspann einsetzt, der diverse Stofftiere zeigt die nach wenigen Sekunden durchaus beunruhigend wirken, und man weiß schließlich wohin die groteske Reise gehen wird. Eigentlich ist es kaum zu fassen, dass es solche Filme gibt, aber noch viel unglaublicher ist es, dass mich "Das Haus der verlorenen Mädchen" so unverschämt gut unterhalten konnte. Mit einem Produktionsbudget, das wohl offensichtlich den genauen Gegenwert einer Rechnung in einer Kneipe hatte (und vermutlich ist die Idee zu diesem Streifen eben dort, nach einigen ordentlichen Drinks auch entstanden), braucht man hier nicht nach einem Sinn oder gar einer maßgeblichen Handlung herumzuschnüffeln, und der Film reduziert sich ausschließlich auf seine überaus reißerischen Veranschaulichungen. Ganz ungeniert gibt sich der Stoff also weitgehend abartig, unappetitlich und derartig schlampig inszeniert, dass es beinahe schon weh tut, außerdem sieht man sich mit einem vollkommen verworrenen Stück schwarzer Filmkunst konfrontiert. Es scheint tatsächlich so, als verfolge "The Sinful Dwarf" schließlich nur ein erstrebenswertes Ziel, nämlich sich mit dem Bodensatz des Film-Universums um den untersten Platz zu streiten. Dabei zeigt sich dieser unbändige Favorit für diesen Titel als sehr mutig und resolut!
Naja, junge Mädchen werden also in einen, als Hotel getarnten Puff verschleppt, um dort, angekettet auf dem Dachboden, für die Inhaber anzuschaffen. Natürlich setzt man sie auch unter Drogen, was sonst? Ihr Lohn: die hübsche Unterkunft ist kostenlos. Im direkten Vergleich wirkt jeder Jess Franco-Folterkeller ab sofort wie ein erlesenes Setting, jedes schlampige Flittchen aus seinen Filmen erscheint nun wie eine Aspirantin auf höchste Film-Auszeichnungen, ja, das Prädikat miserabel wäre für diese Produktion definitiv eine Auszeichnung. Dennoch ist "Das Haus der verlorenen Mädchen" in eigenartiger Art und Weise ein Film der Umkehrreaktionen, vorausgesetzt man kann sich auf solche Schwachsinnigkeiten auch einlassen. Man schauts sich an und kann alles kaum fassen weil es so schlecht ist. Manchmal ist einem dann so, dass alles so stumpsinnig ist, als dass es wieder gut sein könnte, aber es geht immer wieder einige Niveau-Stufen nach unten, so dass man ab einem unbestimmten Zeitpunkt völlig schmerzfrei geworden ist, quasi in seinen Empfindungen wie betäubt. Plötzlich kommt einem der Ekel erregende Olaf beängstigend vor, die Stofftiere beispielsweise fangen an wie bedrohliche Monster zu wirken, die unwirsche Musik zerrt unverhofft an den Nerven und die billigen Kulissen verbreiten in ihrer Schäbigkeit eine Unbehaglichkeit, in der man sich in seinen schlimmsten Alpträumen nicht wieder finden möchte. Das denken sich wohl auch die Damen in den oberen Gemächern, die nicht nur unter ihren Freiern, sondern insbesondere unter ihrem Gastgeber Olaf zu leiden haben. Hin und wieder wurde das ganze mit einem Porno-Einschlag angereichert, doch alles wirkt irgendwie komplett abstoßend, was eventuell am Ambiente liegen mag, denn man muss es auf verranzten Matratzen treiben, unmittelbar neben einer verschissenen Toilette, ja und Olaf tut das Übrige mit seinem Multifunktions-Gehstock dazu. "Das Haus der verlorenen Mädchen" ist schließlich ein Beitrag geworden, der sich ausgiebig freiwilliger Komik bedient, vermutlich wäre dieses Vehikel sonst auch nicht zu ertragen gewesen. Zu den Darstellern lässt sich nur sagen, dass laienhaft beinahe zu viel gesagt wäre, nur Clara Keller und Gerda Masden wissen in irre komischen Sequenzen zu gefallen, als sie sich bei der Teestunde ganz ordentlich einen nach dem anderen runterschütten. Naja, und Torben Bille in der Titelrolle dürfte mittlerweile einen gewissen Kultstatus genießen. Insgesamt gesehen eine grottenschlechte Sex-Groteske und für meine Begriffe auch beängstigend unterhaltsam!