Die Bett-Hostessen - Michael Thomas (1973)
Moderator: jogiwan
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Die Bett-Hostessen - Michael Thomas (1973)
CH 1973
R: Michael Thomas (= Erwin C. Dietrich)
D: Ingrid Steeger, Karin Hofmann, Christa Free, Britt Corvin, Kurt Meinicke, Erwin C. Dietrich
Nette Mädchen in hübschen Kostümen: Hostessen Helferinnen. Sie sind alle jung und ungebunden, frei, alle Abenteuer einzugehen, die dem Geschäft nützen. Was sie erleben, zeigt dieser Film in schonungsloser Offenheit. Karin ist Hostesse bei einer privaten Yacht-Gesellschaft. Ein Kunde, dem sie auf der Fahrt zu einer Insel gemäß Firmenordnung auch Liebe in allen Variationen bot, lässt sie auf der Insel zurück, wo sie von einer Bande junger Männer aufgegriffen wird. Sie braucht eine volle Nacht um sie kennen zu lernen. Die schwarze Diane ist Gogo-Girl in einer zwielichtigen Bude, bei der die Männer durchs Fenster steigen und nur die Polizei die Tür benutzt ... Ingrid ist Hostesse eines Reisebüros, die einen berühmten Radrennfahrer vom Flughafen abholt und ihn gleich massiert ... Christa spielt gerne Pfänderspiele, Kenita ist Fotomodell und Angelika sucht liebende Frauen ... und allesamt sind gut zu Vögeln. (Backcover)
Geben wir auf die Inhaltsangabe besser nicht allzu viel, die Mädchen vom Hostessenservice tauchen nämlich nicht mal in der Hälfte der Episoden auf, denn in klassischer Dietrich-Manier wurden hier diverse Epsisoden zusammengestückelt. Verbindendes Glied ist hier vielmehr ein junger Mann, der schon diverseste Jobs ausführte und aktuell als Fensterputzer tätig ist. Dabei hat er nun die Fenster der Zentrale der "Elite-Film" zu reinigen und wird prompt vom Chef (Dietrich himself natürlich!) hereingebeten, um ein paar Storys zum besten zu geben, die man als Filmepisoden drehen könnte.
Die Episoden sind dabei recht unterschiedlich ausgefallen. Bei den Damen gibt es wahres Augenfutter zu bewundern (Ingrid Steeger! Karin Hofmann!), bei den Männern gibt es so einige baumelnde bis aufsteigende Penisse zu sehen, leider bei reichlich unattraktiven Vertretern dieses Geschlechts (Kurt Meinicke ist hier freilich eine Ausnahme). Am schönsten ist die Pfänderspiel-Episode mit Kurt Meinicke, Britt Corvin und Christa Free, bei der wir Zeuge einer wunderbar erotischen Lesbennummer werden.
Ingrid Steeger gibt es leider nur kurz in der ersten Episode zu sehen. Karin Hofmann ist auch eine Augenweide, ihre Traumsequenz mit einer halben Fußballmannschaft und einer Schlange, die sich über ihren nackten Körper windet, finde ich allerdings eher befremdlich.
Insgesamt ein Werk aus der Dietrich-Factory, dass man nicht unbedingt kennen muss.
Die 2015er-Neuauflage ist dennoch interessant aufgrund eines langen Interviews von Uwe Huber mit der Steeger, das für gleich zwei Features Verwendung fand. Im einen geht es um Ingrids Werdegang insgesamt (und die Frau hat wirklich einiges mitgemacht), im zweiten um die Dietrich-Zeit.
My conscience is clear
(Fred Olen Ray)
(Fred Olen Ray)
- sergio petroni
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Re: Die Bett-Hostessen - Michael Thomas (1973)
ugo-piazza hat geschrieben:Verbindendes Glied
Was Du alles ausgräbst ugo
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
Re: Die Bett-Hostessen - Michael Thomas (1973)
Die Bett-Hostessen (Erwin C. Dietrich, 1972) 5/10
Der Fensterputzer Blomsky hat in seinem Job die Möglichkeit, in vieler Frauen Fenster zu schauen. In eben dieser Eigenschaft als Fensterputzer krabbelt er bei der Filmgesellschaft Ascot-Film durchs Fenster, und weil in seinem Leben nicht nur Fensterputzer, sondern auch Masseur, Kutschenfahrer, Krankenpfleger und wer weiß noch alles war, erzählt Blomsky nun dem geneigten Produzenten, Erwin C. Dietrich himself, lustige Schwänke aus seinem Leben: Was der 6-Tage-Rennen-Profi hinterm Vorhang treibt, was Arzt und Schwester machen wenn ein Patient das Bett verlässt, wie hinterhältige Fotografen unschuldigen Mädchen vorgaukeln, dass sie gerade mit Umberto Fellini telefonieren würden (“Marlon Brando in LETZTES POLKA“) ... Solche Dinge halt.
Dass es dabei nur um eines geht ist klar, immerhin reden wir hier von einem Film von Erwin C. Dietrich, womit Handlungs(?)ablauf, Stil der Erotik, Musik und der Grad der Nacktheit eigentlich festgelegt sind, und der Zuschauer früher oder später selig entschlummern kann.
Doch halt, was ist das? Die letzte Episode dieses bunten und meist drögen Einerleis, die ist anders. Die ist ... fremdartig: Erwin C. Dietrich macht transgressives Kino! Eine nackte Frau im Stroh, drumherum eine Gruppe Männer (zuerst im sexy 70er-Jahre-Trainingsanzug, dann nackt), und die Frau tanzt zu hypnotisch-psychedelischen Rhythmen. Ein Krug geht herum mit einer unbekannten Flüssigkeit, welche sich in eine Schlange verwandelt und den Körper der Frau liebkost. Jeder darf die, sich im Stroh aufreizend gebärende, Schönheit mal genießen, wobei das bis hin zu Überblendungen von Gewaltfantasien über den sich räkelnden Körper geht, während die übrigen Männer vollkommen regungslos dabei stehen. Und als Geräuschkulisse, gleichberechtigt zur Musik - die Geräusche eines Fußballplatzes …
Dietrich und sein Stamm-Kameramann Walter Baumgartner verlassen mit dieser Episode die Welt der kleinen billigen Sexfilmchen und stoßen in die Sphären eines Kinos vor, von dem ich an dieser Stelle niemals zu träumen gewagt hätte. Bild, Ton und Assoziation gehen durch ihre Verschiedenartigkeit eine Synthese ein und erschaffen etwas ganz Neues. Etwas hocherotisches und zugleich mystisches. Eine künstlerisch-sexuelle Darbietung, die vielleicht nicht gegen die Fantasien von, sagen wir, Michael Ninn bestehen kann, aber wenn sie von Schmuddel-Onkel Erwin kommt, definitiv etwas Außergewöhnliches ist. Und den ansonsten eher mauen 08/15-Softsexer gewaltig aufwertet. Auch wenn man um die Filme von Dietrich einen Bogen macht – diesen sollte man mal gesehen haben.
Der Fensterputzer Blomsky hat in seinem Job die Möglichkeit, in vieler Frauen Fenster zu schauen. In eben dieser Eigenschaft als Fensterputzer krabbelt er bei der Filmgesellschaft Ascot-Film durchs Fenster, und weil in seinem Leben nicht nur Fensterputzer, sondern auch Masseur, Kutschenfahrer, Krankenpfleger und wer weiß noch alles war, erzählt Blomsky nun dem geneigten Produzenten, Erwin C. Dietrich himself, lustige Schwänke aus seinem Leben: Was der 6-Tage-Rennen-Profi hinterm Vorhang treibt, was Arzt und Schwester machen wenn ein Patient das Bett verlässt, wie hinterhältige Fotografen unschuldigen Mädchen vorgaukeln, dass sie gerade mit Umberto Fellini telefonieren würden (“Marlon Brando in LETZTES POLKA“) ... Solche Dinge halt.
Dass es dabei nur um eines geht ist klar, immerhin reden wir hier von einem Film von Erwin C. Dietrich, womit Handlungs(?)ablauf, Stil der Erotik, Musik und der Grad der Nacktheit eigentlich festgelegt sind, und der Zuschauer früher oder später selig entschlummern kann.
Doch halt, was ist das? Die letzte Episode dieses bunten und meist drögen Einerleis, die ist anders. Die ist ... fremdartig: Erwin C. Dietrich macht transgressives Kino! Eine nackte Frau im Stroh, drumherum eine Gruppe Männer (zuerst im sexy 70er-Jahre-Trainingsanzug, dann nackt), und die Frau tanzt zu hypnotisch-psychedelischen Rhythmen. Ein Krug geht herum mit einer unbekannten Flüssigkeit, welche sich in eine Schlange verwandelt und den Körper der Frau liebkost. Jeder darf die, sich im Stroh aufreizend gebärende, Schönheit mal genießen, wobei das bis hin zu Überblendungen von Gewaltfantasien über den sich räkelnden Körper geht, während die übrigen Männer vollkommen regungslos dabei stehen. Und als Geräuschkulisse, gleichberechtigt zur Musik - die Geräusche eines Fußballplatzes …
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Dietrich und sein Stamm-Kameramann Walter Baumgartner verlassen mit dieser Episode die Welt der kleinen billigen Sexfilmchen und stoßen in die Sphären eines Kinos vor, von dem ich an dieser Stelle niemals zu träumen gewagt hätte. Bild, Ton und Assoziation gehen durch ihre Verschiedenartigkeit eine Synthese ein und erschaffen etwas ganz Neues. Etwas hocherotisches und zugleich mystisches. Eine künstlerisch-sexuelle Darbietung, die vielleicht nicht gegen die Fantasien von, sagen wir, Michael Ninn bestehen kann, aber wenn sie von Schmuddel-Onkel Erwin kommt, definitiv etwas Außergewöhnliches ist. Und den ansonsten eher mauen 08/15-Softsexer gewaltig aufwertet. Auch wenn man um die Filme von Dietrich einen Bogen macht – diesen sollte man mal gesehen haben.
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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