DR
● DOKTOR / DR. / DR (JUG|1962)
mit Milivoje Živanović, Katarina Ignjatović, Beba Lončar, Bata Živojinović, Mija Aleksić, Petar Slovenski, Ljubinka Bobić
als Gäste Hans Nielsen und Marisa Mell
eine Produktion der Avala Film
ein Film von Soja Jovanović
»Aber ich suche meinen Mann!«
Diese Verwechslungskomödie aus dem Jahre 1962 ist alleine schon aus dem einen Grund bemerkenswert, weil - für damalige Verhältnisse vollkommen unüblich - eine Frau auf dem Regiestuhl saß. Die jugoslawische Regisseurin Soja Jovanović war außerdem die erste Frau, die im ehemaligen Jugoslawien einen Film realisieren konnte. "Dr" stellt sich dabei als recht gelungene Komödie heraus, die ihren Weg von Anfang bis Ende auf einem sehr heiteren Niveau gehen wird und ebenso als klassisches Zeitdokument angesehen werden kann. Die Schwarz/Weiß-Produktion der Avala-Film war natürlich hauptsächlich mit bekannten, heimischen Darstellern ausgestattet, zeigt mit Marisa Mell und Hans Nielsen allerdings auch zwei länderübergreifende Verpflichtungen, die den Film aus persönlicher Sicht erst richtig interessant machen. Die Dialoge hört man in der Landessprache Serbisch und von daher ist es natürlich nicht gerade einfach, der Handlung komplett zu folgen und Pointen herauszufiltern. Allerdings fällt gerade deswegen der recht hohe stilistische Anspruch auf, denn die Sprache der Bilder ist leicht verständlich und transportiert den nötigen Humor sehr flüssig, außerdem sieht man in Gestik und Mimik der Protagonisten eine offensichtlich sehr ansprechende Geschichte. Die deutschsprachige Erstaufführung erlangte dieser Film Anfang der siebziger Jahre im Fernsehen der DDR. Gefilmt wurde vor schönen Kulissen, besonders das winterliche Ambiente hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck und alles wirkt hier genau so, wie man es aus Filmen Anfang der Sechziger gewöhnt ist. Die Darsteller legen ein gutes Tempo vor und es ist ganz interessant zu sehen, wie man sich hier mit Händen und Füßen verständigen konnte. Auch ohne ein einziges Wort zu verstehen, bekommt man eine gute Portion Situationskomik mit.
Interessant sind hier natürlich die Auftritte der deutschen Darsteller. Hans Nielsen, der in allen Szenen sogar selbst Serbisch spricht, wirkt anfangs recht steif und zugeknöpft, doch spätestens nach dem ersten Saufgelage kommt er richtig auf Touren und kann den Komödianten herauskehren. Es wird getanzt gesungen und gestikuliert, so dass er ganz im Sinne des Films für Schmunzeln beim Zuschauer sorgen kann. Auch die Verpflichtung von Marisa Mell als Klara erscheint hier zunächst etwas sonderbar zu sein, doch betrachtet man die Geschichte, macht sich ihr Auftritt definitiv bezahlt. Ihre Passagen spricht sie alle auf Deutsch und sie wurden im Film untertitelt. Die Dialogpassagen gehen gewollt aneinander vorbei, der eine versteht die andere nicht und man muss sich buchstäblich auf seine Interpretationsgabe verlassen. Außerdem war die Regisseurin dieses Films die Schwester ihrer damaligen Münchner Agentin Steffi Jovanović, was ihren Auftritt in dieser Komödie wohl am einfachsten erklärt. Marisa Mell selbst erwähnte "Dr" in ihrer Biografie "Coverlove" nur am Rande, beziehungsweise so gut wie gar nicht und zwar in Kapitel 1 - Großaufnahme: Alain Delon: »Er schlug bei mir ein wie ein Blitz. Er, das war Alain Delon. Wir saßen beide in derselben Maschine von Wien nach Belgrad. Ich musste dort irgend etwas Jugoslawisches filmen, er drehte seinen »Marco Polo« mit der wunderschönen Farbigen Dorothy Dandridge als Partnerin [...]« Danach wird ausgiebig über ihre Liaison mit dem Franzosen berichtet, weiter nichts. Ihre Rolle ist im Endeffekt aber gar nicht so kurz ausgefallen, wie man es bei einem Gast vermuten würde, und auch in ihrem leichtfüßigen Spiel sieht man immer wieder die waschechte Komödiantin hervor blitzen, selten hat man sie in einem Film so häufig lachen gesehen. Dass sie auch hier für ein Fließband an Großaufnahmen zur Verfügung stand, sei nur kurz angemerkt. Insgesamt gestaltet sich der Verlauf als wirklich kurzweilig, selbst wenn man kaum ein Wort versteht, und er verbreitet eine ausgelassene und unbeschwerte Note. Auf die Verständigung!