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Darsteller: Radovan Lukavský, Zdenek Stepánek, Frantisek Smolík, Otto Lackovic, Jozef Adamovíc, Jirí Vrstála,
Miroslav Machácek, Marcela Martínková, Jaroslav Rozsíval, Irena Kacírková, Jan Cmíral, Rudolf Deyl
Im Jahre 2163 startet die Besatzung der IKARIE zu einer Expedition ins All. Ihr Ziel ist der Planet Alpha Centauri, auf dem sie voller Tatendrang eine friedliche Kolonie, frei von Korruption und Missgunst, aufbauen wollen. Unerwartet treffen sie jedoch auf ein fremdes Raumschiff, dessen Mannschaft sich offenbar gegenseitig umgebracht hat. Fast zeitgleich geraten sie in die Nähe eines Dunkelsterns, von dem eine rätselhafte Strahlung ausgeht. Geplagt von unüberwindlicher Müdigkeit, wird die Crew zudem von einer tödlichen Krankheit befallen. Verseucht von Strahlung und nicht mehr Herr über seine Sinne, schaltet der Koordinator lebenswichtige Geräte aus. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. (Quelle: Ostalgica/Al!ve-DVD-Covertext)
Inspiriert vom Roman „Gast im Weltraum“ des polnischen Autors Stanislaw Lem drehte der tschechoslowakische Regisseur Jindrich Polák („Pan Tau“) im Jahre 1963 den Science-Fiction-Film „Ikarie XB 1“ komplett in Schwarzweiß. Im Jahre 2163 bricht eine Raumfahrtexpedition zum Alpha Centauri auf, um einen neuen Planeten zu besiedeln. Auf dem Weg dorthin stößt man zunächst auf ein Raumschiff aus dem 20. Jahrhundert, auf dem sämtliche Besatzungsmitglieder den Tod fanden. Außerdem gerät man in den gefährlichen Strahlenkreis eines Dunkelsterns. Wird die Besatzung ihr Ziel erreichen?
In detailreicher, sehr gelungener Science-Fiction-Ausstattung erzählt Polák in betont ernstem Tonfall eine Geschichte von menschlicher Hoffnung, menschlichem Versagen und menschlicher Furcht. Ohne in ideologische Fahrwasser zu geraten wird unüberhörbare Kritik laut am selbstzerstörerischen Verhalten der Menschheit, das es zu überwinden gilt, sowie konkret an den Verbrechen des Dritten Reichs und den Gefahren unkontrollierbarer Massenvernichtungswaffen. Auf Horrorelemente wird vollständig verzichtet, Spannung wird erzeugt durch die Begegnungen mit der Vergangenheit, die bei Erscheinen des Films Gegenwart war, sowie vor allem die Konfrontation mit dem Dunkelstern, die richtiggehend gruselig ausgekostet wird und im Zusammenhang mit der weitestgehenden Nüchternheit des Films beängstigend dystopische Ausmaße annimmt – um letztlich jedoch in einem Hoffnung spendenden, offenen Ende zu münden.
Die Dramaturgie des Films mit seinen zweckmäßigen schauspielerischen Leistungen kann nur schwer guten Gewissens als dauerhaft fesselnd bezeichnet werden. Das Tempo zwischen den beiden Höhepunkten der Handlung wird immer wieder arg gedrosselt, auf Action oder ähnliche Stilelemente setzte man ausdrücklich nicht. Zwar wird dadurch die Monotonie an Bord während der langen Reise durchaus spürbar, doch dürfte auch die Aufmerksamkeit des Zuschauers darunter leiden. Aufzulockern versuchte man das Ganze beispielsweise mit einer unvermeidlichen Tanzeinlage, die wie auch bei der westlichen Konkurrenz mehr zum Schmunzeln als zu allem anderen einlädt. Dankenswerterweise verzichtete man dafür aber auf ausuferndes pseudowissenschaftliches Technik-Gesabbel und überflüssige Romanzen innerhalb der gemischtgeschlechtlichen Besatzung.
Das eigentlich Interessante an „Ikarie XB 1“ ist natürlich der filmhistorische und gesellschaftliche Kontext, in dem er betrachtet werden sollte. Er ist eines der Aushängeschilder des sozialistischen Science-Fiction-Films, der ebenso wie die reale Raumfahrt in Konkurrenz zu seinen westlichen Mitbewerbern jenseits des Warschauer Pakts stand. Roger Corman erkannte das Potential des Films, schnitt ihn um, versah ihn mit einem kitschigen, USA-freundlichen Ende und gab ihn als US-Produktion aus. Aus heutiger Sicht ist „Ikarie XB 1“ ein faszinierendes Zeitzeugnis des phantastischen Films der Ostblockstaaten, der angenehm eigenständig und ambitioniert wirkt und sich mit seinem Bemühen um Realismus und seiner anti-militaristischen Ausrichtung stark von oftmals eindimensionaleren und/oder trashigen westlichen Vertretern unterscheidet.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Den will ich auch haben Allerdings fehlerhaft. Alpha Centauri ist ein Stern (Sonne) und kein Planet (der erleuchtet nicht sondern wird beleuchtet) und zwar unser nächster Nachbar innerhalb eines 3er Gestirns, 4 Millionen Lichtjahre entfernt
dr. freudstein hat geschrieben:Den will ich auch haben Allerdings fehlerhaft. Alpha Centauri ist ein Stern (Sonne) und kein Planet (der erleuchtet nicht sondern wird beleuchtet) und zwar unser nächster Nachbar innerhalb eines 3er Gestirns, 4 Millionen Lichtjahre entfernt
Ja, war mir auch aufgefallen. Da hat man beim Covertext wieder ganze Arbeit geleistet
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
"Ikarie XB-1" ist nichts anderes als sensationelles und absolut liebenswertes SF-Kino aus der Tschechoslowakei mit existenziellen Ton und einer fesselnden Geschichte aus den unendlichen Weiten des Weltalls. Der Streifen von Jindrich Polák ist ganz klar als Vorläufer zu "Solaris" und Kubriks "2001" zu sehen und sogar ein bissl "Event Horizon" vermag man in dem schick ausgestatteten Drama vernehmen. Die Geschichte wirkt zwar manchmal etwas holprig erzählt, zu moralisch und arg nach vorwärts getrieben, aber die Musik fiept, die Darsteller geben sich redlich mühe und die Ausstattung, meine Herren... die Ausstattung!!! Ich gebe so etwas gerne alle Punkte dieser Welt und irgendwie wünsche ich mir sofort den experimentellen Soundtrack auf Vinyl, aber auch ansonsten ist "Ikarie XB-1" die Art von Film, die mich zu absoluten Begeisterungsstürmen hinreisen kann. Ganz im Gegensatz zur furchtbaren DVD von Ostalgia mit den ganzen Tonfehlern und dem Fehlen von deutschen Untertiteln zur tschechischen Originalfassung, die aber in diesem Falle die Sichtung trotzdem nicht verleiden können. Super!
jogiwan hat geschrieben:Ganz im Gegensatz zur furchtbaren DVD von Ostalgia mit den ganzen Tonfehlern und dem Fehlen von deutschen Untertiteln zur tschechischen Originalfassung, die aber in diesem Falle die Sichtung trotzdem nicht verleiden können.
Man sollte Ostalgia echt verbieten Filme rauszubringen. Die haben ganz wunderbare Sachen im Programm, die dann auf absolut minderwertigen Scheiben rausgerotzt werden. Ich sage nur Tarkowski.
Früher war mehr Lametta
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