Die Nacht der reitenden Leichen - Amando de Ossorio (1971)
Moderator: jogiwan
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Re: Die Nacht der reitenden Leichen - Amando de Ossorio
„Das ist doch was für alte Weiber!“ (kann ich nicht bestätigen…)
„Die Nacht der reitenden Leichen“ ist der Auftakt zur iberischen Kult-Horror-Tetralogie des spanischen Regisseurs Amando de Ossorio und vermutlich dessen populärster Film. Er entstand im Jahre 1971 in spanisch-portugiesischer Koproduktion und dürfte neben den zahlreichen Paul-Naschy-Beiträgen einer der bekanntesten und berüchtigtsten Genrebeiträge jener Zeit sein. Stark beeinflusst wurde er vermutlich vom drei Jahre zuvor veröffentlichten Zombie-Schocker „Night of the Living Dead“ von George A. Romero.
In einem spanischen Ferienparadies treffen sich die alten Schulfreundinnen Betty (Lone Fleming, „Saat der Angst“) und Virginia (María Elena Arpón, „Fuzzy, halt die Ohren steif!“) wieder, die ihre Kindheit zusammen in einem strengen Internat verbrachten. Doch die Wiedersehensfreude währt nur kurz, denn als Virginias Freund Roger (César Burner, „Die große Abrechnung“) hinzustößt, brechen sich während einer gemeinsamen Zugreise Eifersüchteleien bahn, woraufhin Virginia entnervt während der Fahrt in einer gottverlassenen Einöde abspringt und sich schließlich in einer uralten Burgruine zur Nacht bettet. Was sie nicht ahnt: In der Nacht erwachen die auf dem nahen Friedhof begrabenen Mitglieder eines geheimnisvollen Templerordens aus ihrem Totenschlaf und machen Jagd auf die Lebenden. Nachdem sie Virginia schließlich totgebissen haben, begeben sich sowohl die Polizei, als auch Betty und Roger auf die Suche nach ihrer Freundin – und direkt in die Knochenarme(e) der untoten Templer...
Amando de Ossorio transportiert sein ganz eigenes Gemisch aus Gothic- und Untoten-Horror ins sonnendurchflutete Spanien der frühen 1970er. Sicherlich war er kein perfekter Regisseur, doch auch bei allen Schwächen dieses Low-Budget-Reißers schlägt das Pendel eindeutig in die richtige Richtung aus. Noch zu Zeiten des faschistischen Franco-Regimes gedreht, beschritt er mit „Die Nacht der reitenden Leichen“ manch mutigen Weg. Doch auch außerhalb von Zensurproblematik u.ä. traf er manch unkonventionelle Entscheidung. So ist Virginia, nachdem sie vom Zug in die vermeintliche Einsamkeit sprang, ganz auf sich allein gestellt, so dass es folgerichtig keinen einzigen Dialog gibt – und das verdammt lange! Genüsslich und mit aller Zeit der Welt folgt ihr die Kamera in die Ruine, filmt stilvoll durchs prasselnde Lagerfeuer, wie sie sich umzieht, während sich die schaurige Atmosphäre des Films langsam aber sicher in den Nacken des Zuschauers schleicht. Die Ruinen stehen im Kontrast zu den grünen Sommerlandschaften Spaniens, die man zuvor zu sehen bekam. Diese wunderschönen, authentischen Kulissen etablieren bereits die morbide Ästhetik, die mit dem Auftauchen der wiedererwachten Templer ihre Formvollendung findet: Lebendige Skelette, gehüllt in vermoderte Kutten, die mit leeren Augenhöhlen durch die Gemäuer schleichen oder auf ihren unheimlichen Pferden durch die Nacht reiten. Diese liebevolle Masken- und Spezialeffektarbeit wurde mit viel Sinn fürs Detail aufwändig und sorgfältig umgesetzt und wenngleich nicht jede Nahaufnahme einzelner Extremitäten ebenso wenig wie manch ein sparsam, aber effektiv eingesetzter blutiger Effekt hyperrealistisch wirkt, verfehlt sie ihre Wirkung nicht und kann ich nur meinen Hut ziehen vor dieser Arbeit, die weder in dieser Qualität, noch in dieser Konsequenz seinerzeit an der Tagesordnung war. Ein Markenzeichen des Films sind Schockeffekte mit einem aus dem Off versehenen Schrei, was mal mehr, mal weniger passend erscheint, zugegebenermaßen stark in Richtung Effekthascherei tendiert, dabei jedoch durchaus Charme entwickelt. Zusätzlich für wohlige Schauer garantieren die musikalische Untermalung mit ihren sakralen Chören, eine unheimliche Geräuschkulisse, die die Hufe der Templerpferde durch die Gemäuer hallen lässt und der häufige Gebrauch von Zeitlupen, die die sich aus ihren Gräbern erhoben habenden Reiter mächtig und erhaben durch die nebelverhangene Szenerie galoppieren lassen.
Wie bereits angedeutet, gesellen sich zur höchst gelungenen morbiden Ästhetik einige krude Szenen, allen voran die Rückblende ins 12. Jahrhundert, die die fantastische Mythologie des Films erläutert. Während man erfährt, dass es sich bei den Templern um Kreuzzügler handelt, die aus dem Orient nicht nur mit materieller Beute, sondern auch mit reichlich okkultem Geheimwissen zurückkehrten, wird man Augenzeuge eines ihrer mörderischen Rituale, während dessen einer entblößten, gefesselten Frau von Reitern mit Schwertern die Brustpartie aufgeschlitzt wird, woraufhin sich, wenn das Blut erst einmal so richtig fließt, die Templer an ihr festsaugten und gierig das Blut schlürfen. Nackte Oberweiten und explizite Gewalt – Exploitation vom Feinsten! Ferner erfahren wir, dass die mittelalterliche Obrigkeit dem blasphemischen Treiben nicht lange tatenlos zusah und die Ketzer böse bestrafte. Schließlich wurden ihnen die Augen von Krähen herausgehackt, weshalb nun auch die Untoten Skelett-Templer blind sind, dafür umso besser hören – beispielsweise das nervöse Herzpochen ihrer nächsten Opfer. Wunderbar originell und ein sehr schönes Alleinstellungsmerkmal!
Nicht sonderlich vertrauenserweckend werden auch die noch menschlichen Spanier gezeichnet. So wird man mit einem debilen, finsteren, hämisch grinsenden Pathologen ebenso konfrontiert wie mit einem kauzigen, abweisenden Bibliothekar und einem unsympathischen Anführer einer Bande Kleinkrimineller, der sich zudem in einer ebenfalls wenig dezent gefilmten Szene als Vergewaltiger entpuppt – wodurch sich zum Teil Genugtuung beim Zuschauer einstellt, sobald einer dieser schmierigen Vertreter der eigenen Spezies das Zeitliche segnet. Der Grund, weshalb die nicht nur reitenden, sondern vor allem schleichenden und schlurfenden Leichen überhaupt einige Opfer erwischen, liegt in ihrem zahlreichen Auftreten, ähnlich wie bei einer auf die Ebbe folgenden Flut: Ganz langsam steigt der Wasserpegel und ehe man sich versieht, ist man knietief drin. Skeptiker und Gegner der phantastischen Films werden vermutlich spätestens hier anknüpfen und versuchen, dem Film jegliches Gespür für Logik abzusprechen. Sicherlich sollte man „Die Nacht der reitenden Leichen“ logisch nicht allzu sehr hinterfragen und stattdessen das Treiben genussvoll auf sich wirken lassen. Die große Zahl vermeintlicher Logikfehler entdecke ich hier dennoch nicht, erst in den weiteren Teilen verwickelt man sich stellenweise ein wenig in Widersprüche. Schade ist jedoch, weshalb aus dem Umstand, dass Virginia nach ihrem Tod eine Art Vampirin wird, meines Erachtens etwas wenig gemacht wird. Auch diese außerhalb der Ruine spielenden Szenen sind zwar schön anzusehen, wirken aber bisweilen wie ein Fremdkörper und finden keine wirkliche Entsprechung in der Mythologie des Films. Weitaus kritischer darf man indes einige wenig sinnvolle Streckdialoge betrachten, die jedoch spätestens im großartigen Finale vergessen sind. Die Pointe setzt einen herrlich bösen Schlusspunkt, an ein „Happy End“ ist nicht zu denken. Nicht alle aufgekommenen Fragen werden erschöpfend geklärt, was für sich genommen schon Grund genug ist, auch die Fortsetzungen nicht unbeachtet an sich vorbeiziehen zu lassen, wenn diese auch nicht mehr ganz die Qualität dieses Originals heranreichen. In der mir bekannten ungeschnittenen deutschen Fassung lenken die zahlreichen nachsynchronisierten Dialoge zu sehr von den schauspielerischen Leistungen ab, als das ich diese wirklich beurteilen könnte, deshalb nur so viel: Die Mädels sind hübsch anzusehen und geizen nicht mit ihren Reizen, die Kerle sind i.d.R. hässlich und/oder prollig, die Unterscheidung zwischen Unsympath und Sympathieträger fällt nicht immer leicht, dafür wird viel geschrien und gekreischt. Sicher ist aber: Alle spielen hinter den skelettierten Templern die zweite Geige. Je nach Zeitgeist mag ein Film wie dieser in der einen oder anderen Weise unfreiwillig komisch auf den abgeklärten Rezipienten wirken, doch während Trends und Modeerscheinungen kommen und gehen, bleibt den reitenden Leichen auf ewig ein Platz im Herzen des Liebhabers europäischer Horrorfilme längst vergangener Zeiten sicher.
Fazit: Spanischer Kult-Horror, der bei mir trotz ein paar Abzügen in der B-Note ganz hohen Stellenwert genießt. Seinerzeit erstmals im RTL-Nachtprogramm, anmoderiert vom Elvira-Plagiat „Wilde Hilde“, damit konfrontiert worden und seitdem ins morbide Herz geschlossen. Reitende Knochenmänner - atmosphärisch, gruselig, grandios!
„Die Nacht der reitenden Leichen“ ist der Auftakt zur iberischen Kult-Horror-Tetralogie des spanischen Regisseurs Amando de Ossorio und vermutlich dessen populärster Film. Er entstand im Jahre 1971 in spanisch-portugiesischer Koproduktion und dürfte neben den zahlreichen Paul-Naschy-Beiträgen einer der bekanntesten und berüchtigtsten Genrebeiträge jener Zeit sein. Stark beeinflusst wurde er vermutlich vom drei Jahre zuvor veröffentlichten Zombie-Schocker „Night of the Living Dead“ von George A. Romero.
In einem spanischen Ferienparadies treffen sich die alten Schulfreundinnen Betty (Lone Fleming, „Saat der Angst“) und Virginia (María Elena Arpón, „Fuzzy, halt die Ohren steif!“) wieder, die ihre Kindheit zusammen in einem strengen Internat verbrachten. Doch die Wiedersehensfreude währt nur kurz, denn als Virginias Freund Roger (César Burner, „Die große Abrechnung“) hinzustößt, brechen sich während einer gemeinsamen Zugreise Eifersüchteleien bahn, woraufhin Virginia entnervt während der Fahrt in einer gottverlassenen Einöde abspringt und sich schließlich in einer uralten Burgruine zur Nacht bettet. Was sie nicht ahnt: In der Nacht erwachen die auf dem nahen Friedhof begrabenen Mitglieder eines geheimnisvollen Templerordens aus ihrem Totenschlaf und machen Jagd auf die Lebenden. Nachdem sie Virginia schließlich totgebissen haben, begeben sich sowohl die Polizei, als auch Betty und Roger auf die Suche nach ihrer Freundin – und direkt in die Knochenarme(e) der untoten Templer...
Amando de Ossorio transportiert sein ganz eigenes Gemisch aus Gothic- und Untoten-Horror ins sonnendurchflutete Spanien der frühen 1970er. Sicherlich war er kein perfekter Regisseur, doch auch bei allen Schwächen dieses Low-Budget-Reißers schlägt das Pendel eindeutig in die richtige Richtung aus. Noch zu Zeiten des faschistischen Franco-Regimes gedreht, beschritt er mit „Die Nacht der reitenden Leichen“ manch mutigen Weg. Doch auch außerhalb von Zensurproblematik u.ä. traf er manch unkonventionelle Entscheidung. So ist Virginia, nachdem sie vom Zug in die vermeintliche Einsamkeit sprang, ganz auf sich allein gestellt, so dass es folgerichtig keinen einzigen Dialog gibt – und das verdammt lange! Genüsslich und mit aller Zeit der Welt folgt ihr die Kamera in die Ruine, filmt stilvoll durchs prasselnde Lagerfeuer, wie sie sich umzieht, während sich die schaurige Atmosphäre des Films langsam aber sicher in den Nacken des Zuschauers schleicht. Die Ruinen stehen im Kontrast zu den grünen Sommerlandschaften Spaniens, die man zuvor zu sehen bekam. Diese wunderschönen, authentischen Kulissen etablieren bereits die morbide Ästhetik, die mit dem Auftauchen der wiedererwachten Templer ihre Formvollendung findet: Lebendige Skelette, gehüllt in vermoderte Kutten, die mit leeren Augenhöhlen durch die Gemäuer schleichen oder auf ihren unheimlichen Pferden durch die Nacht reiten. Diese liebevolle Masken- und Spezialeffektarbeit wurde mit viel Sinn fürs Detail aufwändig und sorgfältig umgesetzt und wenngleich nicht jede Nahaufnahme einzelner Extremitäten ebenso wenig wie manch ein sparsam, aber effektiv eingesetzter blutiger Effekt hyperrealistisch wirkt, verfehlt sie ihre Wirkung nicht und kann ich nur meinen Hut ziehen vor dieser Arbeit, die weder in dieser Qualität, noch in dieser Konsequenz seinerzeit an der Tagesordnung war. Ein Markenzeichen des Films sind Schockeffekte mit einem aus dem Off versehenen Schrei, was mal mehr, mal weniger passend erscheint, zugegebenermaßen stark in Richtung Effekthascherei tendiert, dabei jedoch durchaus Charme entwickelt. Zusätzlich für wohlige Schauer garantieren die musikalische Untermalung mit ihren sakralen Chören, eine unheimliche Geräuschkulisse, die die Hufe der Templerpferde durch die Gemäuer hallen lässt und der häufige Gebrauch von Zeitlupen, die die sich aus ihren Gräbern erhoben habenden Reiter mächtig und erhaben durch die nebelverhangene Szenerie galoppieren lassen.
Wie bereits angedeutet, gesellen sich zur höchst gelungenen morbiden Ästhetik einige krude Szenen, allen voran die Rückblende ins 12. Jahrhundert, die die fantastische Mythologie des Films erläutert. Während man erfährt, dass es sich bei den Templern um Kreuzzügler handelt, die aus dem Orient nicht nur mit materieller Beute, sondern auch mit reichlich okkultem Geheimwissen zurückkehrten, wird man Augenzeuge eines ihrer mörderischen Rituale, während dessen einer entblößten, gefesselten Frau von Reitern mit Schwertern die Brustpartie aufgeschlitzt wird, woraufhin sich, wenn das Blut erst einmal so richtig fließt, die Templer an ihr festsaugten und gierig das Blut schlürfen. Nackte Oberweiten und explizite Gewalt – Exploitation vom Feinsten! Ferner erfahren wir, dass die mittelalterliche Obrigkeit dem blasphemischen Treiben nicht lange tatenlos zusah und die Ketzer böse bestrafte. Schließlich wurden ihnen die Augen von Krähen herausgehackt, weshalb nun auch die Untoten Skelett-Templer blind sind, dafür umso besser hören – beispielsweise das nervöse Herzpochen ihrer nächsten Opfer. Wunderbar originell und ein sehr schönes Alleinstellungsmerkmal!
Nicht sonderlich vertrauenserweckend werden auch die noch menschlichen Spanier gezeichnet. So wird man mit einem debilen, finsteren, hämisch grinsenden Pathologen ebenso konfrontiert wie mit einem kauzigen, abweisenden Bibliothekar und einem unsympathischen Anführer einer Bande Kleinkrimineller, der sich zudem in einer ebenfalls wenig dezent gefilmten Szene als Vergewaltiger entpuppt – wodurch sich zum Teil Genugtuung beim Zuschauer einstellt, sobald einer dieser schmierigen Vertreter der eigenen Spezies das Zeitliche segnet. Der Grund, weshalb die nicht nur reitenden, sondern vor allem schleichenden und schlurfenden Leichen überhaupt einige Opfer erwischen, liegt in ihrem zahlreichen Auftreten, ähnlich wie bei einer auf die Ebbe folgenden Flut: Ganz langsam steigt der Wasserpegel und ehe man sich versieht, ist man knietief drin. Skeptiker und Gegner der phantastischen Films werden vermutlich spätestens hier anknüpfen und versuchen, dem Film jegliches Gespür für Logik abzusprechen. Sicherlich sollte man „Die Nacht der reitenden Leichen“ logisch nicht allzu sehr hinterfragen und stattdessen das Treiben genussvoll auf sich wirken lassen. Die große Zahl vermeintlicher Logikfehler entdecke ich hier dennoch nicht, erst in den weiteren Teilen verwickelt man sich stellenweise ein wenig in Widersprüche. Schade ist jedoch, weshalb aus dem Umstand, dass Virginia nach ihrem Tod eine Art Vampirin wird, meines Erachtens etwas wenig gemacht wird. Auch diese außerhalb der Ruine spielenden Szenen sind zwar schön anzusehen, wirken aber bisweilen wie ein Fremdkörper und finden keine wirkliche Entsprechung in der Mythologie des Films. Weitaus kritischer darf man indes einige wenig sinnvolle Streckdialoge betrachten, die jedoch spätestens im großartigen Finale vergessen sind. Die Pointe setzt einen herrlich bösen Schlusspunkt, an ein „Happy End“ ist nicht zu denken. Nicht alle aufgekommenen Fragen werden erschöpfend geklärt, was für sich genommen schon Grund genug ist, auch die Fortsetzungen nicht unbeachtet an sich vorbeiziehen zu lassen, wenn diese auch nicht mehr ganz die Qualität dieses Originals heranreichen. In der mir bekannten ungeschnittenen deutschen Fassung lenken die zahlreichen nachsynchronisierten Dialoge zu sehr von den schauspielerischen Leistungen ab, als das ich diese wirklich beurteilen könnte, deshalb nur so viel: Die Mädels sind hübsch anzusehen und geizen nicht mit ihren Reizen, die Kerle sind i.d.R. hässlich und/oder prollig, die Unterscheidung zwischen Unsympath und Sympathieträger fällt nicht immer leicht, dafür wird viel geschrien und gekreischt. Sicher ist aber: Alle spielen hinter den skelettierten Templern die zweite Geige. Je nach Zeitgeist mag ein Film wie dieser in der einen oder anderen Weise unfreiwillig komisch auf den abgeklärten Rezipienten wirken, doch während Trends und Modeerscheinungen kommen und gehen, bleibt den reitenden Leichen auf ewig ein Platz im Herzen des Liebhabers europäischer Horrorfilme längst vergangener Zeiten sicher.
Fazit: Spanischer Kult-Horror, der bei mir trotz ein paar Abzügen in der B-Note ganz hohen Stellenwert genießt. Seinerzeit erstmals im RTL-Nachtprogramm, anmoderiert vom Elvira-Plagiat „Wilde Hilde“, damit konfrontiert worden und seitdem ins morbide Herz geschlossen. Reitende Knochenmänner - atmosphärisch, gruselig, grandios!
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Die Nacht der reitenden Leichen - Amando de Ossorio
Sicher, dass es Spanien ist? Ich meine, dass es im Film Hinweise auf Portugal gab.buxtebrawler hat geschrieben:
Amando de Ossorio transportiert sein ganz eigenes Gemisch aus Gothic- und Untoten-Horror ins sonnendurchflutete Spanien der frühen 1970er.
Auch in Teil 2 fährt Tony Kendall ja einen Wagen mit porugiesischem Kennzeichen.
Weiß jemand her oder kennt Hintergründe?
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Re: Die Nacht der reitenden Leichen - Amando de Ossorio
Sicher bin ich mir nicht, das wäre in der Tat interessant zu wissen.ugo-piazza hat geschrieben:Sicher, dass es Spanien ist? Ich meine, dass es im Film Hinweise auf Portugal gab.
Auch in Teil 2 fährt Tony Kendall ja einen Wagen mit porugiesischem Kennzeichen.
Weiß jemand her oder kennt Hintergründe?
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- horror1966
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Re: Die Nacht der reitenden Leichen - Amando de Ossorio
Ich verweise hier auf die IMDB, laut der die Drehorte sowohl in Spanien wie auch in Portugal liegen.
http://www.imdb.com/title/tt0067500/locations
http://www.imdb.com/title/tt0067500/locations
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- karlAbundzu
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Re: Die Nacht der reitenden Leichen - Amando de Ossorio
Hey, ging mir genauso! Die Wilde Hilde, Erinnerungen werden wach. Und als Kabeltestkind durfte ich auf einem englischen Sender auch DEADLY ERNEST bewundern, auch gerne mit Horrordoppelprogramm aus den 70ern.buxtebrawler hat geschrieben:Spanischer Kult-Horror, der bei mir trotz ein paar Abzügen in der B-Note ganz hohen Stellenwert genießt. Seinerzeit erstmals im RTL-Nachtprogramm, anmoderiert vom Elvira-Plagiat „Wilde Hilde“, damit konfrontiert worden und seitdem ins morbide Herz geschlossen. Reitende Knochenmänner - atmosphärisch, gruselig, grandios!
Und halt auch die Reitenden Leichen liebgewonnen und gleich alles mögliche auf vhs verfolgt, bis zum fast absurden Schwimmenden Leichen Film.
Sehr atmosphärisch!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Die Nacht der reitenden Leichen - Amando de Ossorio
DIE NACHT DER REITENDEN LEICHEN (LA NOCHE DEL TERROR CIEGO, Spanien, Portugal 1971, Regie: Amando de Ossorio)
Der Film ist zwar hier und dort ungewollt albern, aber trotzdem unfassbar gruselig. Und das Finale ist regelrecht markerschütternd! Großartiger, stimmungsvoller, sehr schön inszenierter und atmosphärisch dichter Film – über jeden Zweifel erhaben: 8/10
Der Film ist zwar hier und dort ungewollt albern, aber trotzdem unfassbar gruselig. Und das Finale ist regelrecht markerschütternd! Großartiger, stimmungsvoller, sehr schön inszenierter und atmosphärisch dichter Film – über jeden Zweifel erhaben: 8/10
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
- Salvatore Baccaro
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Re: Die Nacht der reitenden Leichen - Amando de Ossorio
Wie der Zufall so will, stoße ich heute Morgen, als ich zum Wachwerden nach dem Erzählband des spanischen Romantikers Gustavo Adolfo Bécquer (1836-1870) greife, den ich gerade lese, auf eine Geschichte, die, angeblich auf einer Legende aus der Provinz Soria beruhend, auffallende Ähnlichkeit mit de Ossorios Templer-Mythen aufweist, sodass ich mir durchaus vorstellen kann, dass de Ossorio, der ja, nehme ich an, sicherlich mit der Schauertradition seines Heimatlandes einigermaßen vertraut gewesen sein muss, wenn er, wie er in einem Interview nachdrücklich betont, von Kindesbeinen an dem Horror-Genre verfallen gewesen ist, nicht wenig Inspiration aus ihr geschöpft haben könnte.
Inhaltlich dreht sich der Text, der in der deutschen Übertragung schlicht "Der Geisterberg" heißt, um einen adligen Ritter und eine wunderhübsche Dame, die während eines Ritts an einer Klosterruine vorbeikommen. Die Dame, ortsfremd, ist verwundert über die Panik, die ihr Begleiter beim Anblick des Gemäuers empfindet, dringt in ihn und erfährt, dass es sich um das einstige Domizil des Templerordens handle. Da dieser sich indes, analog zu de Ossorios Visionen, nicht wirklich christlich verhalten und mit seinem arroganten Auftreten die Bewohner der umliegenden Dörfer gegen sich aufgebracht hat, indem er diesen versagte, in dem Gebiet rund um das Kloster zu jagen, lief der Konflikt auf eine regelrechte Schlacht hinaus, bei der die Templer und die Dörfler sich gegenseitig die Leiber durchstachen. Nun, etliche Jahrhunderte später, sind sämtliche Toten in besagter Ruine bestattet, wo es in der Nacht zu Allerseelen seitdem nicht mehr ganz geheuer ist. Man vernimmt schaurigen Mönchsgesang und das Läuten der Kirchenglocke und laut der Überlieferung der Alten solle man sich hüten, den blutbefleckten Ort nach Einbruch der Nacht zu betreten. Nichtsdestotrotz lässt unser Held sich von der Dame, die eine blaue Schärpe unweit der Ruine verloren haben muss, von dieser so lange becircen bzw. einen Hasenfuß schimpfen, bis er über seine Furcht springt, sich auf sein Ross schwingt und in die Finsternis davonreitet, um ihr ihren Verlust zurückzubringen und sie dadurch eventuell gleich zur Braut zu gewinnen. Wie sich jeder denken kann, läuft das Ganze freilich auf eine Katastrophe hinaus. Der letzte Absatz lautet dann:
"Einige Zeit nach diesem Vorfall soll ein verirrter Jäger, der die Allerseelennacht auf dem Geisterberg verbringen mußte und am anderen Tag, ehe er starb, noch erzählen konnte, was er gesehen, schaurige Dinge berichtet haben. Unter anderem, so behauptet man, habe er gesehen, wie die Skelette der einstigen Tempelherren und der Adligen von Soria, die allesamt im Vorhof der Kapelle begraben liegen, schlagartig, sobald die Litanei ertönte, mit grausigem Geklapper ihren Gräbern entstiegen und als Reiter auf Gerippen von Rossen, als hetzten sie ein wildes Tier, eine schöne Frau verfolgten, ein Mädchen mit blassem Gesicht und flatternden Haaren, das auf nackten, blutenden Füßen und schreiend vor Entsetzen im Kreise raste, Runde um Runde, rings um das Grabmal Alonsos."
Nicht nur die Vorgeschichte, die mich frappierend an die in DIE RÜCKKEHR DER REITENDEN LEICHEN berichtete erinnert (ein gewalttätiger Konflikt zwischen den lasterhaften, hochmütigen Templern und den rechtschaffenden Spaniern, die sich gegen ihre Herrschaft zur Wehr setzten), sondern auch solche Details wie die Kirchensingsanglitanei, die das Auftauchen der lebenden Toten begleitet (ein integraler Bestandteil sämtlicher reitenden-Leichen-Filme), sowie die gesamte Beschreibung der auferstehenden Templer rufen in mir sofort Bilder, Szenen aus de Ossorios Meisterwerk(en) wach. Ob de Ossorio nun allerdings wirklich die Erzählung Bécquers als Grundlage nahm oder ob er, falls diese tatsächlich auf einer örtlichen Legende beruht, eben jene als Inspirationsquelle benutzt hat, müsste man ihn freilich selbst fragen, sofern das noch möglich wäre...
Referenz: Bécquer, Gustavo Adolfo, Der Geisterberg, in: Die grünen Augen. Phantasiestücke, Stuttgart 1982, S. 141-153.
Inhaltlich dreht sich der Text, der in der deutschen Übertragung schlicht "Der Geisterberg" heißt, um einen adligen Ritter und eine wunderhübsche Dame, die während eines Ritts an einer Klosterruine vorbeikommen. Die Dame, ortsfremd, ist verwundert über die Panik, die ihr Begleiter beim Anblick des Gemäuers empfindet, dringt in ihn und erfährt, dass es sich um das einstige Domizil des Templerordens handle. Da dieser sich indes, analog zu de Ossorios Visionen, nicht wirklich christlich verhalten und mit seinem arroganten Auftreten die Bewohner der umliegenden Dörfer gegen sich aufgebracht hat, indem er diesen versagte, in dem Gebiet rund um das Kloster zu jagen, lief der Konflikt auf eine regelrechte Schlacht hinaus, bei der die Templer und die Dörfler sich gegenseitig die Leiber durchstachen. Nun, etliche Jahrhunderte später, sind sämtliche Toten in besagter Ruine bestattet, wo es in der Nacht zu Allerseelen seitdem nicht mehr ganz geheuer ist. Man vernimmt schaurigen Mönchsgesang und das Läuten der Kirchenglocke und laut der Überlieferung der Alten solle man sich hüten, den blutbefleckten Ort nach Einbruch der Nacht zu betreten. Nichtsdestotrotz lässt unser Held sich von der Dame, die eine blaue Schärpe unweit der Ruine verloren haben muss, von dieser so lange becircen bzw. einen Hasenfuß schimpfen, bis er über seine Furcht springt, sich auf sein Ross schwingt und in die Finsternis davonreitet, um ihr ihren Verlust zurückzubringen und sie dadurch eventuell gleich zur Braut zu gewinnen. Wie sich jeder denken kann, läuft das Ganze freilich auf eine Katastrophe hinaus. Der letzte Absatz lautet dann:
"Einige Zeit nach diesem Vorfall soll ein verirrter Jäger, der die Allerseelennacht auf dem Geisterberg verbringen mußte und am anderen Tag, ehe er starb, noch erzählen konnte, was er gesehen, schaurige Dinge berichtet haben. Unter anderem, so behauptet man, habe er gesehen, wie die Skelette der einstigen Tempelherren und der Adligen von Soria, die allesamt im Vorhof der Kapelle begraben liegen, schlagartig, sobald die Litanei ertönte, mit grausigem Geklapper ihren Gräbern entstiegen und als Reiter auf Gerippen von Rossen, als hetzten sie ein wildes Tier, eine schöne Frau verfolgten, ein Mädchen mit blassem Gesicht und flatternden Haaren, das auf nackten, blutenden Füßen und schreiend vor Entsetzen im Kreise raste, Runde um Runde, rings um das Grabmal Alonsos."
Nicht nur die Vorgeschichte, die mich frappierend an die in DIE RÜCKKEHR DER REITENDEN LEICHEN berichtete erinnert (ein gewalttätiger Konflikt zwischen den lasterhaften, hochmütigen Templern und den rechtschaffenden Spaniern, die sich gegen ihre Herrschaft zur Wehr setzten), sondern auch solche Details wie die Kirchensingsanglitanei, die das Auftauchen der lebenden Toten begleitet (ein integraler Bestandteil sämtlicher reitenden-Leichen-Filme), sowie die gesamte Beschreibung der auferstehenden Templer rufen in mir sofort Bilder, Szenen aus de Ossorios Meisterwerk(en) wach. Ob de Ossorio nun allerdings wirklich die Erzählung Bécquers als Grundlage nahm oder ob er, falls diese tatsächlich auf einer örtlichen Legende beruht, eben jene als Inspirationsquelle benutzt hat, müsste man ihn freilich selbst fragen, sofern das noch möglich wäre...
Referenz: Bécquer, Gustavo Adolfo, Der Geisterberg, in: Die grünen Augen. Phantasiestücke, Stuttgart 1982, S. 141-153.
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Re: Die Nacht der reitenden Leichen - Amando de Ossorio
tolle Info! Was du so alles liest
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
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Re: Die Nacht der reitenden Leichen - Amando de Ossorio
Klasse, klingt wirklich sehr eindeutig. Aber warum auch nicht, kaum jemand saugt sich eine Geschichte einfach so aus den Fingern, sondern war durch iwas inspiriert und Romane stehen da wohl ganz weit oben an oder iwelche Sagen. Sehr interessant. Zum Aufwachen Bücher lesen? Da hätte ich nicht die Geduld und Konzentration für, aber ich les eh immer ständig an den Zeilen vorbei und muss wieder von vorne anfangen. In der Reha hats aber nach einigen Tagen geklappt und ich hab 2 Bücher durchgekriegt. Vielen Dank, Salvatore, sehr interessant
- Salvatore Baccaro
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Re: Die Nacht der reitenden Leichen - Amando de Ossorio
So weit ich das mit meinem Laien-Spanisch in Erfahrung gebracht habe, ist zumindest die sagenumwobene Klosterruine bei der Stadt Soria keine Erfindung des guten Bécquers, und, sofern ich mich nicht täusche, sieht das Prachtstück allerdings mehr wie ein griechisches Felsenkloster aus als wie die gotische Ruine des de Ossorios:
http://www.flickr.com/photos/lumiago/47 ... 161329781/
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