Hypnos - David Carreras (2004)
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Hypnos - David Carreras (2004)
Hypnos
(Hipnos)
mit Cristina Brondo, Demian Bechir, Marisol Membrillo, Julian Villagran, Feodor Atkine, Natalia Sanchez, Carlos Lasarte, Cesar Nebrada, Vicente Gil, Chus Leiva, Marisa Duaso, Beatriz Escalas, Alfonso Bayard
Regie: David Carreras
Drehbuch: David Carreras / Javier Azpeitia
Kamera: Xavi Gimenez
Musik: Oscar Maceda
FSK 16
Spanien / 2004
Als die Polizei in einer stürmischen Nacht an einem Tatort eintrifft, erwartet sie ein grauenvoller Anblick: ein blutverschmierter Frauenkörper, neben dem ein kleines Mädchen hockt. Beatriz, eine Spezialistin im Gebiet der Hypnose, will dem Kinde helfen, das sich seit dem furchtbaren Ereignis in einer Psychiatrie befindet. Doch nach anfänglichen Erfolgen wird das Mädchen plötzlich mit aufgeschnittenen Pulsadern tot aufgefunden. Ein unheimlicher Patient warnt Beatriz: "Es war kein Selbstmord." Je mehr sie sich mit der Lösung befasst, desto mehr verschwimmen für sie die Grenzen zwischen Traum und Realität. Und eines steht fest: Beatriz soll als nächste sterben.
Ob man einen Film wie "Hypnos" als innovativ und überraschend ansieht liegt immer im Auge des Betrachters, denn wenn man noch keinen thematisch ähnlich gelagerten Film gesehen hat, bekommt man durchaus eine sehr innovativ und ineinander verschachtelte Story offeriert, in der die Grenzen zwischen Realität und Fiktion sehr oft verschwimmen und fast schon ineinander übergehen. Kennt man allerdings vergleichbare Werke wie besipielsweise "Dedales - Würfel um dein Leben", dann hält sich die Überraschung des Zuschauers doch in überschaubaren Grenzen, da man durch diverse Kleinigkeiten und Hinweise recht früh erahnen kann, in welche Richtung vorliegender Plot tendiert. Doch selbst wenn dies der Fall sein sollte, ist die bearbeitete Thematik sehr spannend und interessant in Szene gesetzt worden, so das keinesfalls Langeweile aufkommen kann. Dies liegt in erster Linie an der teils sehr verschachtelten Erzählstruktur die Regisseur David Carreras gewählt hat, denn nehmen die Geschehnisse doch nach einer recht gradlinigen Anfangsphase ziemlich schnell surreale Konturen an, die sich in erster Linie durch traumartige Passagen äussern, die immer wieder die hübsche Beatriz (Cristina Brondo) heimsuchen und auf die man sich im ersten Moment kaum einen Reim machen kann. So gibt es auch etliche Einstellungen, bei denen man wirklich nicht weiss, ob die gezeigten Ereignisse wirklich passieren, oder ob es sich um eine Traumsequenz handelt.
Carreras hat gerade diese Stellen besonders gut in Szene gesetzt und macht es einem nicht gerade leicht, zwischen Wirklichkeit und Fiktion zu unterscheiden, zu fließend gehen die einzelnen passagen ineinander über, als das man das Gesehene ohne zu zögern einer bestimmten Seite zuordnen zu können. Lediglich erfahrene Kenner dieser Filmart dürften keine zu großen Probleme haben, die Ereignisse richtig einzuordnen und so auch den weiteren Verlauf vorhersehen zu können, den diese interessante Geschichte nimmt. Wie dem auch sei, die ganz große Stärke von "Hypnos" ist ganz sicher der visuelle Aspekt, den man ohne Übertreibung als absoluten Leckerbissen bezeichnen kann. Stellvertretend dafür kann man allein schon das Innere der psychtrischen Klinik heranziehen, das durch einen äusserst futuristischen Look sofort ins Auge des Betrachters fällt. Insbesondere die weiße Farbgebung ist dabei besonders prägnant und vermittelt einen fast schon kalten und sehr sterilen Eindruck. Durch die futuristische Gestaltung kommen besonders die surreal erscheinenden Momente des Filmes extrem gut zur Geltung und lassen nicht selten das Gefühl entstehen, das hier eine dezente SCI/FI Note mitschwingt.
Mit der Zeit baut sich auf jeden Fall ein immer weiter ansteigender Spannungsbogen auf, so das die Aufmerksamkeit des Zuschauers immer gewährleistet ist und man voller Interesse das phasenweise ominöse Geschehen verfolgt, auf das man sich nicht zwangsläufig sofort einen Reim machen kann. Unterstützt durch sehr gut agierende Darsteller, von denen Cristina Brondo in der Rolle der Beatriz absolut hervorsticht, entfaltet sich so ein immer undurchsichtigeres Puzzle, das sich erst in den letzten Minuten des Filmes endgültig zusammensetzt und eine lückenlose Erklärung des Ganzen abliefert, so das man letztendlich ohne jegliche offene Fragen aus einer Story entlassen wird, die kurzweilige und für viele Leute sogar innovative Thrillerkost bietet, die man sich auf jeden Fall anschauen sollte, handelt es sich doch um einen Film, der durchaus auch höheren Ansprüchen genügen kann. Dafür sprechen auch die äusserst interessanten Charaktere wie beispielsweise der geheimnisvolle Patient Miguel oder auch die Ärztin Elena, die im Laufe der Ereignisse noch eine ganz andere Rolle einnehmen sollen, wie es zu Beginn der Fall ist.
Ganz egal, ob man schon ähnlich gelagerte Genre-Vertreter gesehen hat oder nicht, "Hypnos" ist auf jeden Fall ein äusserst sehenswerter Film, der ganz besonders in visueller Hinsicht ganz stark erscheint. Ein gut inszeniertes Verwirrspiel, das den Zuschauer lange Zeit über die wirklichen Zusammenhänge im Dunkeln tappen lässt und so auch für jede Menge Spannung sorgt. Eine faszinierende Grundstimmung, ein futuristischer Look und ein gut agierendes Darsteller-Ensemble sorgen für ein Gesamtpaket, das sich durchaus sehen lassen kann und sehr niveauvolle Thriller-Unterhaltung bietet.
Fazit:
Auch wenn dieser spanische Genre-Vertreter für viele Leute eventuell nicht die ganz große Innovation bietet, so handelt es sich doch immerhin um einen äusserst sehenswerten Film, der kurzweilige und auch spannende Unterhaltung darbietet und sich allemal zu den besseren Thrillern zählen lassen darf, die man sich auch gern mehrmals anschauen kann. Ich fühlte mich jedenfalls bestens unterhalten und kann das Werk nur wärmstens empfehlen.
8/10
Big Brother is watching you
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Re: Hypnos - David Carreras
„Es ist so einfach, zu sterben…“
Der spanische TV-Serien-Regisseur David Carreras Solè verfilmte für seinen bis dato einzigen Kinofilm „Hypnos“ aus dem Jahre 2004 einen Roman Javier Azpeitias. Beatriz (Cristina Brondo, „Do You Like Hitchcock?“) tritt eine neue Arbeitsstelle als Therapeutin in einer psychiatrischen Klinik an, in der u.a. ein junges Mädchen als Patientin weilt. Als diese sich eines Tages die Pulsadern aufschneidet, beginnt Beatritz die Methoden des Klinikleiters Sánchez Blanch (Féodor Atkine, „Aktion Mutante“) in Frage zu stellen und heimlich Nachforschungen zu diesem und anderen (vermeintlichen?) Selbstmordfällen anzustellen – woraufhin Wirklichkeit und Traumwelt immer mehr miteinander zu verschmelzen scheinen und sich Beatriz unheimlichen Visionen ausgesetzt sieht…
In den jüngeren vergangenen Jahrzehnten kamen eine Menge sehenswerter Horrorfilme und (Mystery-)Thriller von der iberischen Halbinsel und „Hypnos“ ist einer davon. Der gruselige Mystery-Thriller wurde mit Xavi Giménez hinter der Kamera realisiert, der bekannter ist für seine Arbeiten an „The Machinist“ und „The Nameless“ und der auch diesem Film seinen originellen visuellen Stempel aufdrückt. In lebensfremden, widernatürlichen, unbehaglich übersterilen und damit ins Surreale tendierenden Bildern aus dem Klinikinneren wird eine Parallelwelt etabliert, in der Traum und Realität sowie Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft ineinander zerfließen und sich die Hauptrolle auf der Suche nach der Wahrheit und schließlich nach sich selbst befindet. „Hypnos“ ist ein verfilmter Psychotrip, der in keinen kunterbunten LSD-Rausch führt, sondern in Tristesse, Misstrauen und Haltlosigkeit mündet und eine unheimliche Atmosphäre des Realitätsverlusts erzeugt. Der Sound spielt dabei eine große Rolle, verträumte Klaviermusik wechselt sich ab mit einer Klangkulisse aus Stimmen, Geräuschen und akzentuiert eingesetzten Tönen, wobei die gesamte musikalische Untermalung ebenso dynamischen, pointierten, abgehackten Schnitten ausgesetzt ist wie die artifizielle Bilderwelt. Die wenigen Schocks und Gewaltausbrüche des viel erzählenden, wenig verratenden und dabei sogar trotz des beschriebenen Schnitts im Tempo besonnen wirkenden Films sitzen dafür umso heftiger.
Die wunderschöne Cristina Brondo führt als Beatriz sehr offenherzig durch den durchästhetisierten Film und ihre eigene Gefühlswelt bis hin zu ihren tiefsten seelischen Abgründen, zeigt sich immer wieder nackt vor der Kamera und setzt damit einen naturalistischen Kontrast zum Künstlichen, Sterilen. Ihre Darbietung endet in einem wahren Magenschwinger von Ende, den ich trotz des Konsums so mancher sog. „Mindfuck-Filme“ in dieser Konsequenz nicht vorhergesehen habe, wenngleich primäres Thema des Subtexts unschwer erkennbar der Selbstmord ist und zahlreiche Überlegungen dahin tendierten, den Film mit seinen verschiedenen, ineinander verschachtelten Ebenen und Zeitsprüngen puzzleartig zu einem sinnergebenden Ganzen unter Berücksichtigung dieses Aspekts zusammenzusetzen. Auch wenn seinerzeit Filme mit dieser Art Plottwists sich abzunutzen begannen und irgendwann den einen oder anderen Filmfreund nervten, so handelt es sich beim spannenden „Hypnos“ doch um einen positiven, länger nachwirkenden und nachdenklich stimmenden Genre-Beitrag, der zu einem späteren Zeitpunkt sicherlich als schönes Beispiel für eine stark europäisch bzw. spanisch dominierte Epoche des Films stehen und anerkannt werden wird.
Der spanische TV-Serien-Regisseur David Carreras Solè verfilmte für seinen bis dato einzigen Kinofilm „Hypnos“ aus dem Jahre 2004 einen Roman Javier Azpeitias. Beatriz (Cristina Brondo, „Do You Like Hitchcock?“) tritt eine neue Arbeitsstelle als Therapeutin in einer psychiatrischen Klinik an, in der u.a. ein junges Mädchen als Patientin weilt. Als diese sich eines Tages die Pulsadern aufschneidet, beginnt Beatritz die Methoden des Klinikleiters Sánchez Blanch (Féodor Atkine, „Aktion Mutante“) in Frage zu stellen und heimlich Nachforschungen zu diesem und anderen (vermeintlichen?) Selbstmordfällen anzustellen – woraufhin Wirklichkeit und Traumwelt immer mehr miteinander zu verschmelzen scheinen und sich Beatriz unheimlichen Visionen ausgesetzt sieht…
In den jüngeren vergangenen Jahrzehnten kamen eine Menge sehenswerter Horrorfilme und (Mystery-)Thriller von der iberischen Halbinsel und „Hypnos“ ist einer davon. Der gruselige Mystery-Thriller wurde mit Xavi Giménez hinter der Kamera realisiert, der bekannter ist für seine Arbeiten an „The Machinist“ und „The Nameless“ und der auch diesem Film seinen originellen visuellen Stempel aufdrückt. In lebensfremden, widernatürlichen, unbehaglich übersterilen und damit ins Surreale tendierenden Bildern aus dem Klinikinneren wird eine Parallelwelt etabliert, in der Traum und Realität sowie Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft ineinander zerfließen und sich die Hauptrolle auf der Suche nach der Wahrheit und schließlich nach sich selbst befindet. „Hypnos“ ist ein verfilmter Psychotrip, der in keinen kunterbunten LSD-Rausch führt, sondern in Tristesse, Misstrauen und Haltlosigkeit mündet und eine unheimliche Atmosphäre des Realitätsverlusts erzeugt. Der Sound spielt dabei eine große Rolle, verträumte Klaviermusik wechselt sich ab mit einer Klangkulisse aus Stimmen, Geräuschen und akzentuiert eingesetzten Tönen, wobei die gesamte musikalische Untermalung ebenso dynamischen, pointierten, abgehackten Schnitten ausgesetzt ist wie die artifizielle Bilderwelt. Die wenigen Schocks und Gewaltausbrüche des viel erzählenden, wenig verratenden und dabei sogar trotz des beschriebenen Schnitts im Tempo besonnen wirkenden Films sitzen dafür umso heftiger.
Die wunderschöne Cristina Brondo führt als Beatriz sehr offenherzig durch den durchästhetisierten Film und ihre eigene Gefühlswelt bis hin zu ihren tiefsten seelischen Abgründen, zeigt sich immer wieder nackt vor der Kamera und setzt damit einen naturalistischen Kontrast zum Künstlichen, Sterilen. Ihre Darbietung endet in einem wahren Magenschwinger von Ende, den ich trotz des Konsums so mancher sog. „Mindfuck-Filme“ in dieser Konsequenz nicht vorhergesehen habe, wenngleich primäres Thema des Subtexts unschwer erkennbar der Selbstmord ist und zahlreiche Überlegungen dahin tendierten, den Film mit seinen verschiedenen, ineinander verschachtelten Ebenen und Zeitsprüngen puzzleartig zu einem sinnergebenden Ganzen unter Berücksichtigung dieses Aspekts zusammenzusetzen. Auch wenn seinerzeit Filme mit dieser Art Plottwists sich abzunutzen begannen und irgendwann den einen oder anderen Filmfreund nervten, so handelt es sich beim spannenden „Hypnos“ doch um einen positiven, länger nachwirkenden und nachdenklich stimmenden Genre-Beitrag, der zu einem späteren Zeitpunkt sicherlich als schönes Beispiel für eine stark europäisch bzw. spanisch dominierte Epoche des Films stehen und anerkannt werden wird.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Hypnos - David Carreras
Screenshots der e-m-s-DVD:
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!