La cripta de las condenadas - Jess Franco (2012)

Moderator: jogiwan

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Maulwurf
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La cripta de las condenadas - Jess Franco (2012)

Beitrag von Maulwurf »

 
Crypt of the condemned
La cripta de las condenadas
Spanien 2012
Regie: Jess Franco
Fata Morgana, Carmen Montes, Eva Neumann, Marta Simoes, María Traven, Olivia Deveraux



Crypt of the condemned II
La cripta de las condenadas II
Spanien 2012
Regie: Jess Franco
Fata Morgana, Carmen Montes, Eva Neumann, Marta Simoes, María Traven, Olivia Deveraux


Crypt of the condemned_1u2.jpg
Crypt of the condemned_1u2.jpg (598.63 KiB) 469 mal betrachtet
OFDB Teil 1
OFDB Teil 2

Altmännerfantasien, festgehalten auf experimentellem Videomaterial: In der Wohnung von Jess Franco räkeln sich sechs junge nackte Frauen, filmen sich gegenseitig, und spielen aneinander rum. Dazu ertönen von der Tonspur Maurice Ravel und Paul Hindemith, Johan Sebastian Bach und Bela Bartok, die gelegentlich von Stan Kenton sowie einer eigenartigen kleinen Geschichte über eine Prinzessin unterbrochen werden, die ihren Prinzen ersticht und darum dem Teufel gehört. Zwischengeschnitten werden Bilder eines Friedhofs, eines steinernen Engels sowie ein meeresumbrandeter Felsen, der verteufelt aussieht wie ein weibliches Dreieck. Ende der Inhaltsangabe. Ach ja, ich vergaß, dass gelegentlich eine Art Monstergebrüll zu hören ist. Oder sowas ähnliches zumindest …

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Nein, leicht macht es Señor Franco einem nicht mit seinem Alterswerk. Wo PAULA-PAULA noch gekonnt mit visuellen Spielereien arbeitet, ist CONDENADAS in erster Linie ein bloßes, zeitlupengesteuertes Abfilmen weiblicher Schönheit. Natürlicher Schönheit wohlgemerkt – Keine der Frauen ist künstlich aufgehübscht, keine ist nuttig geschminkt, und dass Carmen Montes deutlich sichtbar einen Tampon spazierenträgt, untermauert diese Feststellung nur umso mehr. Dazu kommen ein paar eingestreute visuelle Effekte die ein Gewitter darstellen sollen, sowie Tricks mit Spiegeln und Fernsehgeräten, in denen quasi die andere Seite des Zimmers (und einmal auch Jess Franco selber ) gezeigt wird. Auf diese Art entsteht sehr schnell eine leicht erotische Atmosphäre, die aber durch die Tonspur immer wieder konterkariert wird – Spätestens wenn Klassik, Jazz und verlangsamt abgespielte Erzählung sich miteinander vermengen, entsteht je nach Zuschauer schnell ein Gefühl der Verstörung oder auch des Überdrusses. Doch dann lächelt Fata Morgana wieder in die Kamera, ihre Augen sagen Nimm mich, und es entsteht schnell wieder diese besondere Stimmung, die das Alterswerk Francos so oft auszeichnet. Doch auch dann muss angemerkt werden, dass sinfonische Dichtung und sich streichelnde Mädchen nur bedingt zusammen passen, und Bild und Ton in diesem Film kaum ein einziges Mal eine Einheit ergeben, oft die Musik sogar die Stimmung der Bilder zerreißt.

Das Problem bei CONDENADAS ist einfach, dass der Film außer ein paar sich räkelnden Schönheiten nichts bietet. Keine Geschichte, keine Spannung, kaum einmal Erotik, und nach 72 Minuten gibt es dann den zweiten Teil, der im Prinzip genauso weitergeht, nur dass das ganze irgendwann noch langweiliger ist. Dafür passt die Musik aber und an ein klein wenig besser zu den Bildern …
Ich persönlich vergebe hier mit wohlwollendem Franco-Bonus 4 von 10 Zeitlupen (für den ersten Teil, der zweite bekommt 3 von 10 Spiegeln für die gesteigerte Ideenlosigkeit), aber ich möchte darauf hinweisen, dass auch außerordentlich niedrigere Bewertungen kritiklos möglich wären. CONDENADAS ist eine Nullnummer vor dem Gott der Videotechnik, ein Nichts an Verpackung oder Inhalt. Eine Gruppe nackter Frauen die lasziv in die Kamera schauen, ohne dabei irgendetwas Sinnvolles zu tun. Stephen Thrower schreibt zu CONDENADAS sinngemäß, dass es einen Preis hat, die Filme von Jess Franco komplett zu sammeln, und CONDENADAS (bzw. LA CRIPTA DE LAS MALDITAS*) ist dieser Preis. In der Wohnung sitzen und sich einen alten Mann anschauen, wie er über den Möglichkeiten der modernen Videotechnik gar nicht mehr weiß was er damit anstellen könnte, während da draußen Millionen schönerer, sinnvollerer oder einfach nur befriedigenderer Dinge auf einen warten, bedeutet unweigerlich, 148 Minuten seines eigenen Lebens wegzuschmeißen …

* LA CRIPTA DE LAS MALDITAS ist der gleiche Film wie LA CRIPTA DE LAS CONDENADAS. „Spannend“, nicht? MALDITAS wurde 2008 von Franco gedreht, und der Produzent von PAULA-PAULA kam dann 2012 auf die Idee, Franco zu fragen, ob er MALDITAS nicht mit einer anderen Musik hinterlegen möchte. Gesagt, getan – Ravel und Hindemith ersetzen in CONDENADAS den zeitgenössischen Score von Ludo, Antoine y Thomas, und fertig ist ein neuer Franco-Film, beziehungsweise durch die Teilung der Laufzeit sogar zwei „neue“ Filme. Puh …

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4/10 (Teil 1)
3/10 (Teil 2)
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Dick Cockboner
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Re: La cripta de las condenadas - Jess Franco (2012)

Beitrag von Dick Cockboner »

Maulwurf hat geschrieben: So 18. Jun 2023, 05:20  Nein, leicht macht es Señor Franco einem nicht mit seinem Alterswerk.
:kicher:
Um so schöner finde ich, das Du dir dieses Alterswerk von olle Jesus stellvertretend für mich reinziehst. Meine Hochachtung sei Dir gewiss und schöne Grüße ans Gehirn & die Sehnerven.
Bis vor etlichen Jahren hab ich alles was ich vom feinen Herrn Manera sah ziemlich kritiklos abgefeiert. Direkt rechts neben meinem Laptop steht ein gerahmtes Foto in Din A4, höchst eigenhändig signiert von Jess Franco, aber ich bin mittlerweile alt & müde und mag mir das nicht mehr geben.
Franco war ein wirklich großer spanischer Filmfritze, der reichlich Güldenes erschaffen hat, aber der Komposthaufen direkt nebenan....nee, darauf hab ich schon länger keinen Bock mehr. Aber hey, das ist keine Kritik an den Maulwurf, denn, wie gesagt, bin ich froh, das einer den fiesen Job übernimmt und sich das antut. :thup:
(...und falls mich jemand fragen sollte: "Hey Cockboner, haste 'n Problem mit Jess Franco in 2023?" würde ich sagen: "Ja, hab ich!")
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Arkadin
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Re: La cripta de las condenadas - Jess Franco (2012)

Beitrag von Arkadin »

Mit Francos Videowerk in den 00ern und 10ern Jahren des neuen Jahrtausends werde ich auch nicht warm. Ich finde den Look schrecklich und seine Darstellerinnen in den allermeisten Fällen auch. Gerade in den ganz späten Werken sind die ja größtenteils sehr offensichtlich silikonverstärkt und wirken auch von der Schauspielkunst wie gerade von der Strasse geholt. Aber man soll sich ja nicht an Äußerlichkeiten aufhängen. Wenn diese allerdings die "Haupthandlung" des Filmes darstellen, dann ist das - zusammen mit der erwähnten gruselig billigen Video-Optik - ein Problem. Die "Cripta"-Filme habe ich auf Platte und nur einmal reingezappt. Was ich sah ließ mich aus den falschen Gründen erschaudern. Der letzte, den ich wirklich mochte war "Killer Barbys" von 1996. Danach wird es schwierig.
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Maulwurf
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Re: La cripta de las condenadas - Jess Franco (2012)

Beitrag von Maulwurf »

Dick Cockboner hat geschrieben: So 18. Jun 2023, 22:14
aber ich bin mittlerweile alt & müde
Du alt und müde? Und solche Aussagen vom Grossmeister der filmischen Extravaganz? :shock:

Arkadin hat geschrieben: So 18. Jun 2023, 22:42
Mit Francos Videowerk in den 00ern und 10ern Jahren des neuen Jahrtausends werde ich auch nicht warm. Ich finde den Look schrecklich und seine Darstellerinnen in den allermeisten Fällen auch. Gerade in den ganz späten Werken sind die ja größtenteils sehr offensichtlich silikonverstärkt und wirken auch von der Schauspielkunst wie gerade von der Strasse geholt. Aber man soll sich ja nicht an Äußerlichkeiten aufhängen. Wenn diese allerdings die "Haupthandlung" des Filmes darstellen, dann ist das - zusammen mit der erwähnten gruselig billigen Video-Optik - ein Problem. Die "Cripta"-Filme habe ich auf Platte und nur einmal reingezappt. Was ich sah ließ mich aus den falschen Gründen erschaudern. Der letzte, den ich wirklich mochte war "Killer Barbys" von 1996. Danach wird es schwierig.
Bei mir schaut halt einfach noch der Fanboy durch, weswegen ich Sachen wie PASSION oder PERVERSION zwar nicht abfeiere, aber ihnen zumindest noch etwas Positives abgewinnen kann. Was mir dann bei LA CRIPTA einfach nicht mehr gelang. Die KILLER BARBYS wurden mir durch die extrem miese englische Synchro ernsthaft versaut, ich habe erst später rausbekommen dass es eine spanische DVD mit englischen Subs gibt. Die muss wohl irgendwann mal her. Allein die 59-jährige Mariangela Giordano, die sich nackt in Blutlachen wälzt, ist den Film mehr als wert. MARI-COOKIE hatte mir auch ausgesprochen gut gefallen, und dass ich PAULA-PAULA in den Himmel lobe dürfte mittlerweile bekannt sein. Ich glaube der ist ziemlich scheiße, hat mich damals aber anscheinend auf dem richtigen Fuß erwischt.

Aber wie gesagt, der Fanboy. Alles muss her, und alles wird gesehen werden. Aber irgendwann sind die 60er- und 70er halt abgefrühstückt, und dann ist das Spätwerk dran. Trotzdem Männer, ich halte durch! Versprochen!! Ein Mann muss tun was ein Mann tun muss ... :palm:
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Re: La cripta de las condenadas - Jess Franco (2012)

Beitrag von buxtebrawler »

Maulwurf hat geschrieben: Mo 19. Jun 2023, 18:07 Trotzdem Männer, ich halte durch! Versprochen!! Ein Mann muss tun was ein Mann tun muss ... :palm:
Wir sind sehr stolz auf dich und basteln dir einen Tapferkeitsorden, sobald du mit allen Francos durch bist :thup: :D
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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Dick Cockboner
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Re: La cripta de las condenadas - Jess Franco (2012)

Beitrag von Dick Cockboner »

Maulwurf hat geschrieben: Mo 19. Jun 2023, 18:07 Aber wie gesagt, der Fanboy. Alles muss her, und alles wird gesehen werden.
:thup:
Jeder hier ist doch ein Fanboy von Wem/Was/Wovon auch immer. Ich finde das sehr gut und eine Erklärungspflicht besteht nicht! Fanboytum bei DI ist doch eigentlich stets interessant & ünterstützenswert, haben mich doch schon so einige "Rosarote Brille - Posts" auf viele dicke Goldadern stoßen lassen. Danke an der Stelle :wink: :knutsch:
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