The devil's cross - John Gilling (1975)

Moderator: jogiwan

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sergio petroni
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The devil's cross - John Gilling (1975)

Beitrag von sergio petroni »

THE DEVIL'S CROSS

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Originaltitel: La Cruz del diablo

Alternativtitel: Cross of the devil

Herstellungsland/-jahr: SPA 1975

Regie: John Gilling

Darsteller: Eduardo Calvo, Emma Cohen, Eduardo Fajardo, Pascual Hernandez, Tony Isbert, Adolfo Marsillach,
Ramiro Oliveros, Antonio Ramis, Mónica Randall, Fernando Sancho, Carmen Sevilla, Silvio Vivo...

Story: Der Journalist Alfred Dawson (Oliveros) möchte mit seiner Frau Maria (Sevilla) seine Schwester
in Spanien besuchen. Die Reise soll ihm helfen, seine Schreibblockade zu überwinden.
Jedoch in Spanien angekommen, muß Dawson feststellen, daß seine Schwester, die kürzlich geheiratet
hatte, umgebracht wurde. Natürlich glaubt er den offiziellen Verlautbarungen nicht, nach denen
der Mörder seiner Schwester bereits inhaftiert ist und stellt selbst Nachforschungen an.
Am Fundort des Leichnams seiner Schwester stößt Dawson auf die Legende vom "Kreuz des Teufels"
nach der sich untote Templer einmal im Jahr aus ihren Gräbern erheben...
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: The devil's cross - John Gilling (1975)

Beitrag von sergio petroni »

Dies ist John Gillings letzter Film. Der Job des Regisseurs hierzu wurde ihm sozusagen in seinem
Spanien-Urlaub auf's Auge gedrückt. Das Drehbuch stammt von Jacinto Molina. Natürlich wollte
man sich an de Ossorios' Erfolg mit den "Reitenden Leichen" dranhängen. Manch einer spricht
in diesem Zusammenhang auch vom inoffiziellen fünften Teil der Templer-Saga.

Ich habe diesen Film bislang leider nur auf spanisch in einer mehr als bescheidenen Kopie gesehen.
Deshalb erlaube ich mir keine endgültige Bewertung. Soweit es sich mir erschließt wird zwar
atmosphärisch einiges geboten, jedoch hält sich des Erzähltempo stets im überschaubaren
Rahmen. Es ist wohl nicht damit zu rechnen, daß dieser Streifen demnächst eine gescheite
Veröffentlichung spendiert bekommt; wo auch immer!
Schade, non habla espanol.
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Salvatore Baccaro
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Re: The devil's cross - John Gilling (1975)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

Zum Abschluss dieses wundervollen, ereignisreichen Jahres habe ich mich einmal mehr dazu entschlossen, die komplette REITENDE-LEICHEN-Saga des Amando de Ossorio zum bestimmt inzwischen fünften oder sechsten Mal Revue passieren zu lassen – und bin einmal mehr entzückt davon, wie großartig der spanische Maestro es schafft, hanebüchenen Trash mit einer dezidierten Schauerromantik-Ästhetik zu verbinden.

Ob nun in LA NOCHE DEL TERROR CIEGO Groschenromanversatzstücke um eine einstige lesbische Liebe, einen Schmuggler, der sich als Sohn eines renommierten Mittelalterhistorikers herausstellt, und eine Schaufensterpuppenfabrik, die nachts vom neonroten Licht einer Werbereklametafel vom Dach gegenüber gespenstisch erhellt wird, auf lyrische Grusel-Vignetten treffen, in denen de Ossorio seinem Film beispielweise schon mal eine Viertelstunde lang komplett die Dialoge verweigert, wenn er eine junge Frau dabei begleitet, wie sie die Ruine einer Templerburg erkundet, sich halbwegs heimisch in ihr einrichtet, und schließlich bei Glock Zwölf von den untoten Burgherren drangsaliert wird; ob nun in EL ATAQUE DE LOS MUERTOS SIN OJOS ein klassisches Horror-Szenario abgespult wird, weil sich eine Handvoll zumeist unsympathischer Menschen in einer Kirche verschanzt, während draußen die blinden, schneckenlahmen, aber immerhin berittenen Klappergerippe lauern, und durch ihre eigene Blödheit und haufenweise Intrigen den Toten reihenweise in die gezückten Klingen laufen; ob in EL BUQUE MALDITO ein maritimes Geisterschiff-Setting erkundet wird, hinter dessen knirschenden Planken, wispernden Wellen und unter Deck sich aus ihren Holzsärgen schälenden Klabautermännern die Handlung derart in den Hintergrund tritt, dass sie mit elegisch fast noch zu dramatisch umschrieben ist; oder ob im Grande Finale der nicht mal lose zusammenhängenden Quadrologie, LA NOCHE DE LAS GAVIOTAS, ein argloser Arzt nebst Gattin sich in einem Hinterwäldlerdörfchen wiederfindet, wo es zur Tradition gehört, den Templern jedes Jahr eine Reihe Jungfrauen rituell zuzuführen, und de Ossorio gar nicht genug bekommen kann vom schrillen Möwengekreisch, von hinter weichzeichnerischen Filtern photographierten tristen Küsten, von Krabben, die um die Überbleibsel zerhackstückter Frauen wuseln – ich kann mich gar nicht entscheiden, welcher dieser Filme sich dolchgleich inniger in mein jugendliches Herz gebohrt hat, als ich sie mit sechzehn oder siebzehn zum ersten Mal sehen durfte, und seitdem für das Nonplusultra dessen halte, was man, je nach Perspektive, entweder Eurotrash oder Filmpoesie nennen kann.

Nicht wenig hat es mich gefreut, als ich vor sieben Jahren zufällig einen Schriftsteller ausfindig gemacht habe, den de Ossorio mit Sicherheit gekannt haben dürfte, als er die innovativ Elemente von Zombies und Vampiren ineinander vereinenden Templerskelette ersonnen hat. Auch wenn ihn hierzulande höchstens die eingefleischtesten Aficionados Phantastischer Literatur kennen, besitzt der 1870 mit Anfang 30 verstorbene Schriftsteller Gustavo Adolfo Bécquer sowohl mit seinen Gedichten wie auch mit seinen Legenden einen festen Platz innerhalb der Iberischen Literaturgeschichte. Eine dieser Legenden, in denen Bécquer volkstümliche Geschichten verschriftlicht und ausschmückt, und sich dabei vor allem für die düsteren Stoffe interessiert, in denen Wahnsinn, Mord und sich öffnende Unterweltpforten wichtige Rollen spielen, nennt sich „El monte de las ànimas“. Wie ich schon vor Jahren in diesen heiligen Hallen schrieb, rankt sich der kurze Text um einen jungen Adligen und seine wunderhübsche Cousine, die während eines Ausritts an einer Klosterruine vorbeikommen. Die Dame, ortsfremd, ist verwundert über die Panik, die ihr Begleiter beim Anblick des Gemäuers empfindet, dringt in ihn, was es denn mit seiner Gänsehaut auf sich habe, und erfährt, dass es sich bei dem schaurigen Gelände um das einstige Domizil des Templerordens handle. Da dieser sich in der Vergangenheit nicht wirklich christlich verhalten und mit seinem arroganten Auftreten die Bewohner der umliegenden Dörfer gegen sich aufgebracht habe, indem er diesen versagte, im Gebiet rund um das Kloster zu jagen, mündete der Konflikt zwischen weltlicher und geistlicher Macht in einer regelrechten Schlacht, bei der die Templer und die Aristokraten sich gegenseitig abschlachteten. Nun, etliche Jahrhunderte später, sind sämtliche Toten in besagter Ruine bestattet, wo es in der Nacht zu Allerseelen allerdings seitdem nicht mehr geheuer ist. Man vernimmt schaurigen Mönchsgesang; die Kirchenglocke läutet, obwohl sich niemand in den Mauern aufhält, der ihren Strick ziehen könnte; laut Überlieferung der Alten solle man sich hüten, den blutbefleckten Ort nach Einbruch der Nacht zu betreten. Nichtsdestotrotz lässt unser Held sich von der Dame, die eine blaue Schärpe unweit der Ruine verloren haben will, von dieser so lange becircen bzw. einen Hasenfuß schimpfen, bis er über seine Furcht springt, sich auf sein Ross schwingt und in die Finsternis davonreitet, um ihr ihren Verlust zurückzubringen und sie dadurch, wie sie ihm kokett in Aussicht stellt, eventuell zur Braut zu gewinnen. Der Schlussteil der Erzählung wird dann aus Perspektive der jungen Frau erzählt, die gar nicht daran denkt, ihrem Cousin das Ja-Wort zu geben, sondern ihn rein zur eigenen Belustigung in die Nacht hinausgeschickt hat. Schnell aber verliert sie ihre Überheblichkeit, als ihr Cousin nach Stunden noch nicht zurück ist. Im Schlaf plagen sie Alpträume – und am nächsten Morgen liegt zwar ihre Schärpe neben ihr auf dem Bett, doch ihr Verehrer wird grausig zugerichtet unweit der Klosterruine aufgefunden.

Der allerletzte Absatz liest sich dann wie folgt: „Einige Zeit nach diesem Vorfall soll ein verirrter Jäger, der die Allerseelennacht auf dem Geisterberg verbringen mußte und am anderen Tag, ehe er starb, noch erzählen konnte, was er gesehen, schaurige Dinge berichtet haben. Unter anderem, so behauptet man, habe er gesehen, wie die Skelette der einstigen Tempelherren und der Adligen von Soria, die allesamt im Vorhof der Kapelle begraben liegen, schlagartig, sobald die Litanei ertönte, mit grausigem Geklapper ihren Gräbern entstiegen und als Reiter auf Gerippen von Rossen, als hetzten sie ein wildes Tier, eine schöne Frau verfolgten, ein Mädchen mit blassem Gesicht und flatternden Haaren, das auf nackten, blutenden Füßen und schreiend vor Entsetzen im Kreise raste, Runde um Runde, rings um das Grabmal Alonsos.“

Obwohl Bécquer in den Vorspännen von de Ossorios Templerfilmen nicht als Inspirationsquelle genannt wird, bin ich doch scheinbar nicht der Einzige, der eine Analogie zwischen der Legende des ersteren und den Genre-Streifen des zweiteren gezogen hat. 1975, nur ein Jahr, nachdem de Ossorio seine Templer zum letzten Mal hat ausreiten lassen, entsteht in Spanien ein Film namens LA CRUZ DEL DIABLO. Bereits sein Titel spielt auf Bécquer an, denn eine weitere Legende seiner Sammlung trägt denselben Titel - auch wenn diese Geschichte um einen bitterbösen Rittersmann, dessen Rüstung nach seinem Tod ein diabolisches Eigenleben entwickelt, mit dem gleichnamigen Film nichts zu tun hat außer das titelgebende Teufelskreuz, an dem die leiblichen Überreste des Unholds begraben liegen, und das bei den Bewohnern der Umgegend als Tanzplatz des Leibhaftigen gilt. LA CRUZ DEL DIABLO gilt nicht nur als inoffizieller fünfter Teil der Templer-Saga de Ossorios, sondern führt aus Gründen, die mir selbst noch nicht ganz klar geworden sind, für Jahrzehnte selbst das Daseins eines Gespenstes, gilt zwischenzeitlich gar als verschollen – und das, obwohl nicht nur der ehemalige Hammer-Horror-Spezialist John Gilling, der sich Anfang der 70er auf die Iberische Halbinsel absetzt, um sich der Malerei zu widmen, Regie führt, sondern das Drehbuch aus der Feder von niemand Geringerem als Paul Naschy höchstselbst stammt. Selbst im Jahre 2020 ist es zumindest mir bislang einzig möglich, eine unautorisierte Fassung des Streifens aufzutreiben, deren Bildqualität höchstens eine ungefähre Ahnung davon gibt, wie er im ursprünglichen 35mm-Format gewirkt haben dürfte.

Inhaltlich beackert Naschys Drehbuch vertrautes Terrain: Ein englischer Romancier befindet sich in einer Schreibkrise und versucht, diese zu lösen, indem er enthusiastisch in Bécquers „Leyendas“ blättert. Als ihn ein Brief seiner Schwester erreicht, die vor geraumer Zeit einen spanischen Edelmann geehelicht hat, und in dem sie ihm verkündet, sie befinde sich in äußerster Lebensgefahr, zögert er keine Sekunde, zusammen mit seiner eigenen Liebsten die Reise ins südliche Europa anzutreten. Angekommen auf dem Landsitz des ihm bislang unbekannten Schwagers bleibt unserem Helden jedoch nichts anderes übrig als sein Schwesterherz zu betrauern: Angeblich sei sie bei einem Ausflug unweit des verschrienen Teufelskreuzes einer Horde Banditen zum Opfer gefallen, die sie ausgeraubt und gemeuchelt hätten. Einen der Halunken immerhin habe man dingfestmachen können, doch sei dieser ebenfalls längst an den Galgen gewandert. In den schwermütigen Mauern seines Schwagers setzen dem Schriftsteller bald seltsame Träume zu, in denen ihm die immergleiche junge Frau sowie eine Mannschaft Ordensritter erscheinen. Zeitgleich stolpert er über immer mehr Ungereimtheiten in den Geschichten, die ihm sein Schwager und ein ständig bei diesem verkehrender Arzt über die Todesumstände seiner Schwester auftischen, weshalb er fordert, von den Männern zum mehrere Tagesreisen entfernt liegenden Schauplatz ihres Sterbens gebracht zu werden. Nach anfänglichem Zögern willigen Schwager und Arzt dann doch ein, und man begibt sich per Kutsche ins spanische Hinterland, wo es nicht lange dauert bis unserem Helden und uns exakt die Legende zu Ohren kommen, die Bécquer in seinem "Geisterberg“ verarbeitet. Mehr noch: Die Burgruine, in denen an Allerseelen noch heute die Templer ihre Teufelstänze aufführen sollen, liegt in direkter Nachbarschaft des Ortes, an dem die geliebte Schwester ihren letzten Herzschlag getan hat…

Was soll ich groß um den heißen Brei herumreden? Meine Erwartungshaltung ist einmal mehr viel zu hoch gewesen, dachte ich doch, in LA CRUZ DEL DIABLO entweder einen fulminanten, wenn auch von de Ossorio nicht abgesegneten Abschluss seiner REITENDEN-LEICHEN-Saga zu finden, oder eine würdige Adaption der schauerromantischen Legenden Bécquers, oder wenigstens ein vergessenes B-Movie, mit dem das Gespann Naschy-Gilling mir unterhaltsame eineinhalb Stunden bescheren wird. In einer Netzkritik habe ich gelesen, LA CRUZ DEL DIABLO sei ein reines TV-Projekt gewesen, - was ich nach meiner Sichtung für durchaus plausibel halte. Lasst mich alle meine drei Erwartungshaltungen nacheinander abarbeiten, um zu veranschaulichen, weshalb ich dem Ganzen ungleich weniger wohlwollend gegenüberstehe als der geschätzte Kollege Sergio:

Mit den de-Ossorio-Templern hat LA CRUZ DEL DIABLO im Endeffekt rein gar nichts zu tun, - wenn man einmal davon absieht, dass sowohl de Ossorio wie Naschy sich bei derselben Quelle bedienen. Die untoten Ordensritter, die unter Gillings Regie ins Feld geführt werden, sind beileibe keine modrigen, ziegenbärtigen Gerippe, bei deren Erscheinen Mönchschoräle und leidenschaftliches Rülpsen ertönen, sondern präsentieren sich vielmehr vollgerüstet mit intakten Kutten, Helmen, Rüstungen, Waffenwerkzeug. Auch schlurfen sie nicht im Tempo einer mit mehreren Zentnern Blei beschwerten Schildkröte durch die verfallenen Gemächer ihrer einstigen Prunkburg, verfügen stattdessen über die Koordinationsfähigkeit und Agilität, die sie auch zu Lebzeiten besessen haben. Was LA CRUZ DEL DIABLO aber vor allen Dingen für einen exzessiven Filmabend mit den de-Ossorio-Templern disqualifiziert, ist der Fakt, dass die Tempelherren eine Screentime von wohlwollend geschätzten fünf Minuten spendiert bekommen. Zu sehen sind sie – neben einem knappen Prolog – noch in der Rückblende, die Bécquers "El monte de las ánimas" illustriert, und in einem Finale, das diesen Namen aufgrund seiner Kürze kaum verdient: Es wirkt beinahe, als hätten die Verantwortlichen den Spuk flugs zu Ende bringen wollen, denn kaum sind die Templer endlich (wenig eindrucksvoll) aus ihren Grüften gekraucht und stehen sie unserem Held im Zweikampf gegenüber, setzt bereits der Abspann einen verfrühten Schlussakkord. Aber wenn ein Film mit untoten Tempelherren nicht unbedingt der Marschrichtung de Ossorios folgen möchte, muss er deshalb natürlich noch nicht zweitklassig sein. Wie schaut es also aus, wenn man LA CRUZ DEL DIABLO vorrangig als Hommage an Bécquer zu goutieren versucht?

Obwohl ich nun beileibe nicht jede einzige Zeile gelesen habe, die Gustavo Adolfo in seinem kurzen Leben zu Papier bringen konnte, kenne ich doch mindestens zwanzig bis fünfundzwanzig seiner Novellen. Mit „El monte de las ànimas“ springt LA CRUZ DEL DIABLO respektvoll um und schafft es, die kurze Story als Kurzfilm-im-Langfilm per Rückblende unterzubringen, die auch isoliert für sich stehend funktionieren würde. Was den Rest von Naschys Skript angeht, kann ich gesteigerte Bezüge zum Oeuvre Bécquers indes nicht ausmachen. Zwar ragt auch das titelgebende Teufelskreuz in einer seiner Erzählungen aus verwunschenem Waldboden, ansonsten aber erzählt LA CRUZ DEL DIABLO recht langatmig und umständlich viel eher eine klassische Gothic-Horror-Geschichte mit Krimielementen, die weniger in die märchenhaft-entrückte Welt des spanischen Autors gehört, sondern eher an Pulp-Romane der vorletzten Jahrhundertwende erinnert. Metareflexiv verwiesen wird innerhalb des Films zwar regelmäßig auf Bécquers „Leyendas“, die dann auch mehrmals als Buch in die Kamera gehalten werden, doch davon, dass ihr Geist tatsächlich in einer Zelluloidkapsel eingefangen worden wäre, würde ich sicher nicht sprechen. Was an sich natürlich ebenfalls kein Problem wäre, wenn denn LA CRUZ DEL DIABLO trotz allem ein atmosphärischer, spannender, unterhaltsamer Film wäre.

Es stimmt: Der Trockeneisnebel wabert; die Kutschpferde gehen durch; die Wälder sind tief und schwarz; einsam liegen Gasthöfe an unwegsamen Landstraßen; ein Schloss birgt schreckliche Geheimnisse; in schweißnassen Träumen bitten Jungfrauen um Hilfe. Aber was nutzen all diese Ingredienzien, wenn der Film, in dem sie wild zusammengewürfelt herumpurzeln, mir kaum eine Bildkomposition, kaum eine Kamerafahrt, kaum eine Montageentscheidung anbietet, die ihn irgendwie originell erscheinen lassen würden. Trotzdem LA CRUZ DEL DIABLO kopfüber in ein wahres Museumskabinett gotischer und romantischer Topoi und audiovisueller Ikonen hineingestürzt scheint, macht der Film auf mich einen unliebsam sterilen Eindruck, bleiben seine Figuren ebenso leblos wie seine Bildsprache, würde ich ihn tatsächlich für einen Fernsehgruselfilm halten, für den keiner der Beteiligten besonders viel Herzblut verschenkt hat – zumal seine Handlung, wie bereits angedeutet, was überraschende Wendungen oder dramaturgisch interessante Momente angeht, nun wirklich nicht gesegnet ist. Vielmehr steht der Antagonist relativ deutlich von Anfang an fest; vielmehr stagniert der Plot immer wieder auf der Stelle tretend; vielmehr wollen sich wenigstens für mich die realistisch angehauchte Thriller-Story um die Aufklärung des schwesterlichen Todes und die schauerromantischen Schwelgereien kaum einmal homogen miteinander in Bezug setzen. Selbst aus der Idee, dem Publikum freizustellen, ob es sich bei den seltsamen Beobachtungen unseres Helden um Wahnvorstellungen handeln könnte, wird nicht wirklich dramaturgisches Kapital geschlagen. Was ebenfalls alles nicht schlimm wäre, wenn denn LA CRUZ DEL DIABLO wenigstens filmisch mehr wäre als käuzchenrufender, kutschpferdkeuchender, klosterruinennebliger Einheitsbrei.

Aber immerhin hat mich der Streifen dazu animiert, nach vielen Jahren einmal wieder das Näschen in die empfehlenswerte Legenden-Anthologie Bécquers zu stecken, die unter dem Titel „Die grünen Augen. Phantasiestücke“ 1982 im Klett-Cotta-Verlag erschienen ist.
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