Dangerous Obsession - Lucio Fulci (1986)

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Moderator: jogiwan

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Arkadin
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Re: Dangerous Obsession - Lucio Fulci (1986)

Beitrag von Arkadin »

Kurze Anmerkung: Über "Devil's Honey" (aka "Dangerous Obsession) habe ich vor zwei Jahren einen Artikel für dieses mittlerweile "legendäre" Fulci-Buch gechrieben, welches bis zum heutigen Tag noch immer nicht veröffentlicht ist. Da ich mich in München mit ein paar Co-Autoren drüber unterhalten habe: Auch Facebook kam jetzt die Meldung (interessanterweise nicht von dem Initator der Aktion, sondern jemand anderem), dass das Projekt nicht tot wäre, sondern weiter dran gearbeitet würde (einige Texte seien immer noch nicht da... nach zwei Jahren! :palm: ) und die Veröffentlichung jetzt 2018 kommen soll. Das erste Buch des Verlages (über John Badham) würde in Kürze erscheinen. Ich zitiere mal: " Das Projekt liegt nicht auf Eis. Es sind tolle Texte geschrieben worden und es gibt guten Grund, sich auf das fertige Buch zu freuen. Aber wenn alle Beteiligten ehrenamtlich arbeiten, dann braucht Gutes eben Zeit." Ich glaube es ja erst, wenn ich es sehe - aber immerhin mal eine Reaktion.

Zu "Dangerous Obsession": Ich komme da dann doch zu einer etwas anderen Einschätzung als jogi. Zwar halte ich den Film ebenfalls nicht für ein Meisterwerk, aber für eine interessante Auseinandersetzung mit Oberflächlichkeiten.
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jogiwan
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Re: Dangerous Obsession - Lucio Fulci (1986)

Beitrag von jogiwan »

Arkadin hat geschrieben: Zu "Dangerous Obsession": Ich komme da dann doch zu einer etwas anderen Einschätzung als jogi. Zwar halte ich den Film ebenfalls nicht für ein Meisterwerk, aber für eine interessante Auseinandersetzung mit Oberflächlichkeiten.
Ich bin auch zweifelsfrei etwas voreingenommen, da Pedro Almodóvar mit "Fessle mich" meines Erachtens einfach den viel besseren und vielschichtigeren Film zu dem spannenden Thema gedreht hat! ;)

Andere Frage, Arkschi... hast du eine Fassung gesehen, in der zu sehen ist, was...
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Arkadin
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Re: Dangerous Obsession - Lucio Fulci (1986)

Beitrag von Arkadin »

jogiwan hat geschrieben: Andere Frage, Arkschi... hast du eine Fassung gesehen, in der zu sehen ist, was...
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Re: Dangerous Obsession - Lucio Fulci (1986)

Beitrag von jogiwan »

PS: sollte mich jemals jemand nach der persönlich am unerotischsten empfundenen Softsex-Szene ("Porno Holocaust" ist also raus) des italienischen Genre-Kinos fragen, ist dieses wohl die Laufmaschen-Nagellack-Szene in "Dangerous Obession" und auf Platz 2 folgt gleich das berüchtigte "Sexophon-Tröt-o-Rubbelfick" aus dem selben Film hinterher... :angst: :kicher: ;)
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Salvatore Baccaro
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Re: Dangerous Obsession - Lucio Fulci (1986)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

Es gibt wahrscheinlich zwei Wege, darauf zu reagieren, wenn Menschen um einen her begeistert sind von einer Sache, für die man selbst kein bisschen entbrennt, wenn die höchsten Lobpreisungen über einen Gegenstand ausgeschüttet werden, der einen völlig kaltlässt, wenn alle andern so wirken, als hätten sie das Ei des Kolumbus gefunden, und man selbst davon überzeugt ist, nur ein armes, grünfleckiges Hühnerei in den Händen zu halten: 1) Sich auf die elitäre Position zurückziehen, dass man über all diese Dinge besser Bescheid weiß als das Gros, dass man über einen wesentlich ausgeprägteren Geschmack verfügt, dass man nur müde lachen kann über das, was die andern für ein Goldenes Ei halten, weil man selbst einen ganzen Stall voller goldener Hühner hat, der denen wiederum verschlossen bleiben muss, oder 2) Sich ausgeschlossen fühlen, so, als ob man etwas, das einem direkt vor der Nase sitzt, partout nicht zur Kenntnis nehmen kann, so, als ob man der Einzige auf der Welt ist, der dort, wo eigentlich ein Sack voll Gold sitzt, bloß einen Kübel mit Küchenabfällen sieht.

Ähnliches ist mir letztes Wochenende bei der Sichtung von Lucio Fulcis 1986er Erotikthriller IL MIELE DEL DIAVOLO auf dem diesjährigen Terza-Visione im Frankfurter Filmmuseum widerfahren: Eingeleitet wird der Streifen, den ich als Teenager, während meine Liebe zum Italienischen Kino zu knospen begann, einmal gesehen haben muss, an den ich jedoch kaum noch Erinnerungen hatte, von einer Videoeinführung, für die Begriffe wie „Leidenschaftlich“ oder „Enthusiastisch“ erfunden worden sind: Die Einführende verheißt einen der großartigsten Filmanfänge der Kinogeschichte, bezeichnet Fulcis Comeback nach einer schweren Hepatitis-Erkrankung sinngemäß als ein Werk voll abgründiger Leidenschaft und grenzüberschreitender Obsessionen, wünscht sich, dass alle, die die Ehre haben, den Streifen auf 35mm in einem Kinosaal zu sehen, ihn genauso lieben lernen wie sie selbst. Nachdem die eineinhalb Stunden vorbei sind, bin ich indes ziemlich ratlos: Es stimmt, es gibt gleich zu Beginn eine himmelschreiende Szene, in der eine Frau mit einem Saxophon zum Orgasmus gebracht wird, (und zwar, wohlgemerkt, ohne dass das Musikinstrument überhaupt Tuchfühlung mit ihrem Geschlechtsorgan aufnimmt!), und sicherlich sieht man IL MIELE DEL DIAVOLO an, dass da niemand seine Finger im Spiel hat, der nie zuvor einen Film inszenierte, sodass manche Einstellung durchaus geschmackvoll daherkommt, aber, puh, im Großen und Ganzen muss ich doch konstatieren: Der allzu große Wurf ist dieser „Teufelshonig“ nicht, da er im Grunde gar nicht recht zu wissen scheint, was er eigentlich erzählen möchte, da sämtliche seiner Sexszenen mehr mit schmierigstem Sleaze statt mit knisternder Erotik zu tun haben, da einige Plot-Volten wie der Tod eines Schäferhundes, die Ehekrise des männlichen Protagonisten oder ein Ärzteversagen, das zum Verscheiden des erwähnten Saxophonspielers führt, letztlich entweder narrativ kaum motiviert scheinen oder aber irgendwann, was nicht zuletzt an der defizitären Figurenzeichnung liegen mag, einfach nicht mehr weitergesponnen werden. Falls es tatsächlich Fulcis Anliegen gewesen sein soll, zu zeigen, wie eine Frau nach dem Tod ihres sexuell reichlich derangiert agierenden Freundes dessen Perversionen quasi internalisiert und sie an jenem Mann auslässt, der mutmaßlich das Ableben des Jünglings zu verantworten hat, dann ist schon viel guter Wille und viel Glück bei der Auswahl des Interpretationswerkzeugs nötig, um diesen Kern aus der vorliegenden Sammlung obskurer Kopulationen, pseudo-philosophischer oder -poetischer Dialoge und manchmal fast unfreiwillig komischer Ausflüge in BDSM-Gefilde herausschälen zu können.

Ins Grenzenlose wächst meine Verwunderung, als quasi niemand nach Ende des Films meine Meinung zu teilen scheint: Sowohl in den Gesprächen, die ich im Museumsfoyer belausche, als auch in den virtuellen Festivalnachberichten fällt kein einziges schlechtes Wort über IL MIELE DEL DIAVOLO, - mehr noch wird der Film zuweilen gar als Festivalhighlight hochgehoben, als Beispiel für ein Kino modelliert, „das einem den Verstand raubt“, immer wieder die Einstiegssequenz mit dem Saxophone als „wunderschön“, wenn nicht gar eine der „allerschönsten“ Szenen der Kinogeschichte überhaupt bezeichnet. Ich wiederum bin weiterhin ratlos, komme mir wie in Variante 2) vor, nämlich so, als würde ich etwas Naheliegendes einfach nicht zu fassen zu bekommen, als seien alle um mich herum Teil eines Clubs Auserwählter, die die sinnlichen Qualitäten von Fulcis IL MIELE DEL DIAVOLO problemlos inhalieren, während ich, wenn ich an den Film zurückdenke, entweder innerlich mit den Schultern zucke, oder aber sich mein Inneres vor lauter Cringe zusammenzieht, sobald ihm ausgewählte Szenen dieses Werks in den Sinn kommen, die für mich nach kreuzmüdem Trash und nicht nach aufwühlender Filmkunst™ duften.
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Re: Dangerous Obsession - Lucio Fulci (1986)

Beitrag von buxtebrawler »

Salvatore Baccaro hat geschrieben: Sa 30. Jul 2022, 16:50 Es stimmt, es gibt gleich zu Beginn eine himmelschreiende Szene, in der eine Frau mit einem Saxophon zum Orgasmus gebracht wird, (und zwar, wohlgemerkt, ohne dass das Musikinstrument überhaupt Tuchfühlung mit ihrem Geschlechtsorgan aufnimmt!), und sicherlich sieht man IL MIELE DEL DIAVOLO an, dass da niemand seine Finger im Spiel hat
Hier hätte der Satz auch enden können :kicher:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Dangerous Obsession - Lucio Fulci (1986)

Beitrag von Arkadin »

Salvatore Baccaro hat geschrieben: Sa 30. Jul 2022, 16:50 Ins Grenzenlose wächst meine Verwunderung, als quasi niemand nach Ende des Films meine Meinung zu teilen scheint: Sowohl in den Gesprächen, die ich im Museumsfoyer belausche, als auch in den virtuellen Festivalnachberichten fällt kein einziges schlechtes Wort über IL MIELE DEL DIAVOLO, - mehr noch wird der Film zuweilen gar als Festivalhighlight hochgehoben, als Beispiel für ein Kino modelliert, „das einem den Verstand raubt“, immer wieder die Einstiegssequenz mit dem Saxophone als „wunderschön“, wenn nicht gar eine der „allerschönsten“ Szenen der Kinogeschichte überhaupt bezeichnet. Ich wiederum bin weiterhin ratlos, komme mir wie in Variante 2) vor, nämlich so, als würde ich etwas Naheliegendes einfach nicht zu fassen zu bekommen, als seien alle um mich herum Teil eines Clubs Auserwählter, die die sinnlichen Qualitäten von Fulcis IL MIELE DEL DIAVOLO problemlos inhalieren, während ich, wenn ich an den Film zurückdenke, entweder innerlich mit den Schultern zucke, oder aber sich mein Inneres vor lauter Cringe zusammenzieht, sobald ihm ausgewählte Szenen dieses Werks in den Sinn kommen, die für mich nach kreuzmüdem Trash und nicht nach aufwühlender Filmkunst™ duften.
Man darf dabei nicht vergessen, dass das eine Blase ist, die sich da gegenseitig hochschaukelt und bestätigt. Das sind drei-vier Leute die den Ton angeben und die anderen stimmen dann mit ein, um dazuzugehören. "Teil eines Clubs Auserwählter" trifft es da schon ganz gut. Ich glaube, die stehen schon auf der richtigen Seite und höre mir auch gerne an, was sie so toll an diesem oder jenen Film finden. Grundsätzlich versuche ich ja auch in jedem Film etwas zu finden, was ich mag oder ihn besonders macht. Und ich finde es höchst spannend gerade bei Filmen, die mir auf den ersten Blick nichts geben, mich auf eine gegenteilige Meinung einzulassen. Davon lernt man auch, Filme einmal "anders" zu sehen und eingefahrene Gleise zu verlassen. Ich glaube aber auch, dass diese Gruppe es ab und zu übertreibt und dann mit (sehr) vielen schönen Adjektiven und Fremdworten auf Teufel komm raus ein neues Meisterwerk hochschreiben (ich kenne die alle nicht persönlich, sondern nur von dem was sie in den sozialen Netzwerken schreiben) möchte, welches dann ganz allein ihnen gehört.

Zu "Devil's Honey": Ich mag den ja tatsächlich und habe mich (wie ich oben schon geschrieben habe) intensiv mit ihm beschäftigt. Für mich handelt er von innerlich leeren Menschen, die sich mehr an der Idee von "Liebe" (körperlich und geistig) berauschen und hineinsteigern, aber zu echten Gefühlen gar nicht fähig sind. Dazu passt auch das seltsame, kontaktlose Saxofon-Spielchen am Anfang.
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Re: Dangerous Obsession - Lucio Fulci (1986)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

Arkadin hat geschrieben: Do 19. Okt 2017, 10:24
jogiwan hat geschrieben: Andere Frage, Arkschi... hast du eine Fassung gesehen, in der zu sehen ist, was...
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Ah, das war auch eines der größten Mysterien dieses seltsamen Films für mich. In der beim Terza gezeigten Fassung jedenfalls fehlte ebenfalls jedwede Hinweis darauf, was genau sich da abgespielt haben soll...
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Re: Dangerous Obsession - Lucio Fulci (1986)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

Arkadin hat geschrieben: Do 19. Okt 2017, 09:57 Über "Devil's Honey" (aka "Dangerous Obsession) habe ich vor zwei Jahren einen Artikel für dieses mittlerweile "legendäre" Fulci-Buch gechrieben, welches bis zum heutigen Tag noch immer nicht veröffentlicht ist.
Ist Dein Artikel denn inzwischen irgendwo zweitverwertet worden oder lagert der noch immer in der Schublade? Der würde mich ja tatsächlich interessieren, nachdem ich Fulci in meinem vorherigen Post derart zerrissen habe... ;-)
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Re: Dangerous Obsession - Lucio Fulci (1986)

Beitrag von Onkel Joe »

Arkadin hat geschrieben: Mo 1. Aug 2022, 22:14
Man darf dabei nicht vergessen, dass das eine Blase ist, die sich da gegenseitig hochschaukelt und bestätigt. Das sind drei-vier Leute die den Ton angeben und die anderen stimmen dann mit ein, um dazuzugehören.
Wobei dieses "dazugehören" schon seine Grenzen haben sollte. Trifft der Film nicht deinen Geschmack wirst du blöde angeschaut und oftmals wird probiert dir die Weisheit mit Löffel einzutrichtern und wenn das nicht funktioniert wirste ignoriert. Ich mach mir nen großen Spaß damit, ich bleibe bei meiner Meinung und das Gesichter lesen ist jede Sekunde wert. Jeder hat einfach seinen eigenen Geschmack und Favoriten und das sollten selbst diese Leute einfach akzeptieren.
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
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