Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

White God

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01.jpg (44.39 KiB) 232 mal betrachtet
Scheidungskind Lili ist dreizehn Jahre und soll die nächsten drei Monate bei ihrem entfremdeten Vater verbringen, als ihre Mutter mit ihrem neuen Freund beruflich nach Australien fliegt. Der freut sich zwar auf Lili, aber weniger auf ihren Hund Hagen, den sie im Gepäck hat und der zu Differenzen führt. Diese eskalieren und der Vater setzt den Mischlingsrüden kurzerhand am Autobahnverteilerkreuz aus und überlässt diesem seinem Schicksal. Während Lili versucht ihren Hund wieder zu finden, landet Hagen endgültig auf der Verliererstraße und nach turbulenten Verwicklungen in der Todeszelle es Tierheims, wo jedoch etwas Unerwartetes geschieht…

Ungarn ist ja so etwas wie das europäische Problemkind und „White God“ eine ungewöhnliche Parabel über Unterdrückung, Rassismus und Solidarisierung. Ich hab mich ja bewusst nicht über den Film informiert, der ja immer wieder mal empfohlen wird und der Streifen beginnt ja auch mit einem Paukenschlag, wenn ein junges Mädchen auf einem Fahrrad im menschenleeren Budapest von einer Horde Hunde verfolgt wird. Danach folgt in einer Rückblende einerseits eine Coming-of-Age-Geschichte, andererseits der Abstieg eines Mischlingsrüden durch alle Widrigkeiten des Hundelebens, ehe sich dieser mit anderen Straßenkötern solidarisiert und zurück schlägt. Dabei wurde „White God“ ohne Computertricks und mit echten Hunden gedreht, was teilweise echt unglaublich wirkt. Die Geschichte über ungleiche Machtverhältnisse mag vielleicht etwas einfach gestrickt wirken, aber sie ist zeitgleich auch ungemein effektiv und eindringlich in Szene gesetzt. Was Hagen so alles erlebt ist für Tierfreunde wohl nur schwer zu verdauen, auch wenn es am Ende wieder etwas versöhnlicher wird. Der menschliche Handlungsstrang wirkt dagegen eher verhalten und konventionell und doch zeugen bei gemeinsam von gesellschaftlichen Problemen des Landes. Im gar nicht mal so weit entfernten Ungarn will man wohl weder Hund, Kind oder Migrant sein und das sollten sich vielleicht auch mal die Leutchen vor Augen halten, die sich in unserer westlichen Wohlstands- und Überschussgesellschaft dennoch als Verlierer fühlen.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Night Eyes

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01.jpg (38.46 KiB) 218 mal betrachtet
Der smarte Paul unterrichtet seine Schüler in Biologie an der Universität, während Kelly als Chefin der städtischen Lebensmittelbehörde kontrolliert unter anderem, ob alle Hygiene-Richtlinien eingehalten werden. Kurz bevor das Schicksal bzw. die Liebe die Beiden zusammenführt, lässt Kelly eine Ladung mit Stereoiden verseuchtes Tierfutter vernichten, ohne zu ahnen, dass sich damit in der Kanalisation und im U-Bahn-Netz auch eine Horde überdimensionaler Ratten über die Stadt verteilen. Kurz bevor die Neueröffnung eines neuen U-Bahnstreckenabschnittes bevorsteht, häufen sich Angriffe und als Paul und Kelly gemeinsam hinter das Geheimnis der tödlichen Attacken kommen ist es bereits zu spät…

Tierhorror aus den Achtzigern geht ja immer und auch „Deadly Eyes“ ist da keine Ausnahme. Hier sind es Ratten, die durch verseuchtes Tierfutter zu riesigen Viechern mit erhöhten Aggressionspotential heranwachsen und eine Stadt in Angst und Schrecken versetzen. Dazu kommen noch eine aufkeimende Liebesgeschichte zwischen einem Lehrer und einer Lady vom Gesundheitsamt, die auch nicht ganz konfliktfrei über die Bühne geht, sowie ein cholerischer Bürgermeister, der wie üblich alle Warnzeichen ignoriert. Lustig sind hier auch die Effekte und man hat kurzerhand Rattenkostüme über eine Horde Dackel gestülpt, die aber zweifelsfrei recht eindrucksvoll als Ratten durchgehen. Es darf zwischendurch also auch durchaus geschmunzelt werden, auch wenn es am Ende doch etwas düsterer wird und die Ratten in der Nahaufnahme auch gar nicht mehr so putzig aussehen. Das Robert Clouse hinter der Kamera stand merkt man neben der soliden Regie u.a. auch an dem Auftreten von Bruce Lee, der hier in einem Filmfestival zu Ehren kommt, dass die jugendlichen Protagonisten besuchen. Unterm Strich eine unterhaltsame Sache mit bösen Nagern, blutigen Gekröse und allen Zutaten, die es sonst für einen gelungenen Tierhorror-Streifen so braucht. Spaßig!
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Bloody New Year

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01.jpg (16.98 KiB) 209 mal betrachtet
jogiwan hat geschrieben: So 27. Jan 2019, 08:36 Mit „Bloody New Year“ hat Regisseur Norman J. Warren ja einen völlig kruden, aber doch sehr charmanten Horror-Slasher mit übernatürlicher Komponente geschaffen. Warren hat ja gleich eine Handvoll obskurer Genre-Streifen in seinem Schaffen, aber „Bloody New Year“ setzt hier nochmals einen drauf und geht eigentlich völlig durch die Decke. Die teils sehr surrealen Vorgänge in dem Hotel sind völlig bizarr und auch die Ereignisse und die Auflösung sind völlig jenseitig, sodass man nur noch mit dem Kopf schütteln kann. Von Slasher, Drama bis hin zu übernatürlichen Horror ist hier alles dabei und die unterschiedlichen Richtungen werden mehr schlecht als recht unter einen Hut gebracht. Trotzdem macht der Streifen Laune und präsentiert sich wie eine alptraumhafte Wundertüte, bei der sich Drehbuchautoren, Set-Designer und FX-Künstler auch so richtig austoben konnten. Da werden Menschen von Celluloid einer Filmrolle genauso angegriffen wie von Fahrstuhlwänden verschluckt und zwischendurch wird auch immer wieder mal hübsch geschmoddert und Panik geschoben. Auf der abgelegenen Insel sind nicht nur Raum und Zeit, sondern auch die Genre-Logik völlig aus den Fugen geraten und dennoch verliert Norman J. Warren nie die Fäden aus der Hand und inszeniert sein Spätachtziger-Abenteuer auch auf sehr solide und völlig ernsthafte Weise. Vielleicht kein Highlight, aber doch eine sehr hübsche Entdeckung für Freunde des obskuren Filmguts, welches auch stets den Schwachsinnsdetektor ganz ordentlich glühen lässt.
Gibt es ja auch auf Netflix, allerdings nur im englischen Original mit deutschen Untertiteln und die zweite Sichtung war jetzt irgendwie nicht mehr ganz so spannend, wenn man ungefähr weiß, was auf einen zukommt. Die Geschichte ist doof, die Ideen sind schräg, die Darsteller semi-talentiert irgendwie ist hier auch ständiges Chaos angesagt. Norman J. Warren ist aber schon ein Guter, dem man auch gerne mal verzeiht, wenn die Dramaturgie holprig erscheint und sich die Logik verabschiedet. Lustiger Blödsinn für Menschen mit Humor und abseitigen Geschmack, die sich keinen handelsüblichen Slasher-Horror-Hybriden erwarten, kommen aber dennoch auf ihre Kosten - alle anderen wohl weniger.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

11 Minut

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01.jpg (38.75 KiB) 201 mal betrachtet
Eine junge Schauspielerin bei einem Bewerbungsgespräch, ein schmieriger Produzent, ein rasend eifersüchtiger Ehemann, ein Notärzte-Team, ein Hot-Dog-Verkäufer mit dunklem Geheimnis, ein Ex-Junkie, ein Drogenkurier und noch viele weitere Personen befinden sich in der Nähe eines Hotels im Zentrum von Warschau. Obwohl sie einander sich nicht kennen, so wird ihr Schicksal doch untrennbar miteinander verbunden sein – doch davon wissen die Personen noch nichts, dass schicksalhafte 11 Minuten ihr Leben grundlegend verändern wird…

Eine Zeit lang waren Anfang der Nuller-Jahre diese Arthouse-Episoden-Filme wie „Babel“, „Amores Perros“ oder auch „L.A. Crash“ und „Magnolia“ ja ganz populär und zeigten das Leben und Schicksal unterschiedlichster Menschen, die doch irgendwie miteinander verbunden sind. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch der polnische Regisseur Jerzy „Deep End“ Skolimowski mit seinem 2015 entstandenen „11 Minut“ der viele Schicksale unterschiedlichster Menschen zusammenbringt. Dabei steigert er minütlich die Intensität, selbst wenn fast alles in dem Film doch sehr vage bleibt. Den Figuren bleibt jeglicher Hintergrund verwehrt und dennoch schafft es Skolimowski, dass man mit ihnen etwas anfangen kann. Zudem gibt es Momente, in dem das Szenario ganz leicht ins Surreale kippt oder andere Momente, wo der Zuschauer ebenfalls im Unklaren gelassen wird, in welche Richtung sich der Streifen entwickeln könnte. „11 Minut“ ist mit seiner stetig steigenden und bedrohlichen Stimmung jedenfalls sehr gut gemacht und auch effektiv, selbst wenn man sich vielleicht etwas mehr Antworten auf die Fragen gewünscht hätte, die sich vor den titelgebenden und schicksalhaften elf Minuten zugetragen haben. So bleibt ein spannender und auch sehr kurzweiliger Streifen mit kurzer Laufzeit, intensiver Stimmung und dem erwartbaren Knall am Ende, bei dem aber andererseits auch sehr vieles offen bleibt.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Garbage Pail Kids

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01.jpg (21.14 KiB) 187 mal betrachtet
Der junge Dodger wird von dem wesentlich älteren Juice und dessen Freunden drangsaliert und gequält. Nebenher arbeitet der Schüler auch im Antiquitätenladen von Captain Manzini, der wie aus der Zeit gefallen wirkt und auch nicht wirklich eine große Hilfe scheint. Als Juice eines Tages im Geschäft vorbeischaut und Randale macht, kippt auch eine Mülltonne im hintersten Eck um und heraus krabbeln die Garbage Pail Kids, die komplett gegen den Strich gebürstet sind. Hässliche Kids mit subversiven Neigungen, die furzen, kotzen und Gesichter haben, die nur eine Mutter lieben kann. Doch im Herzen sind es gute Wesen mit Sinn für Humor und dem jungen Dodger fortan zur Seite stehen und ihn auch unterstützen um die große Liebe seines noch jungen Lebens näher zu kommen, die dummerweise auch die Freundin von Juice ist. Die Zeichen stehen daher auf Sturm, doch mit den Garbage Pail Kids und Captain Manzini an seiner Seite, kann im Grunde nicht viel schiefgehen…oder doch?

Du meine Güte… Die Garbage Pail Kids waren wohl eine in den USA beliebte Sammelkarten-Reihe und ungefähr auch der ultimative Gegenentwurf zum Schönheits- und Fitnesskult, sowie dem üblichen Superheldentum und so etwas kann man sich für Kinder ja heutzutage ja gar nicht mehr vorstellen. In Zeiten in denen ja alle hochgradig alarmiert sind wirken die „Garbage Pail Kids“ ja ungefähr wie der Albtraum einer woken Gesellschaft, in der so etwas Diskriminierung, Body-Shaming, Stereotype und Mobbing ja nicht existieren darf. Hier wird kurzerhand aus der Not eine Tugend gemacht und die Kids rüpeln, kotzen, saufen und pinkeln sich durch die Gegend und sind dennoch die positiven Identifikationsfiguren und loyale Freunde für den gemobbten Dodger. Die Geschichte ist recht turbulent, völlig gaga und hat den tieferen Kern, dass optische Schönheit nicht automatisch auch einen schönen Charakter bedeuten und sich auch hinter hässlichsten Fratze ein gutes Herz stecken kann. Insofern ist „Garbage Pail Kids“ schon ein Film mit humanistischer Botschaft und einer guten Aussage, auch wenn er diese hinter einem völlig unglaublichen Film versteckt, den man fast mit eigenen Augen gesehen haben muss. Was hier als Mischung aus Komödie, Kinder- und Musikfilm unter die Leute gebracht wird, ist eine lustige Abrechnung mit Schönheit, Mode und sonstigen Oberflächlichkeiten und macht die völlig aus der Zeit gefallenen „Garbage Pail Kids“ zugleich auch ungemein sympathisch.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Elvira's Haunted Hills

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So sehr mir der erste Teil aus den Achtzigern gefällt, so wenig mundet mir leider der zweite Teil aus den Nuller-Jahren. War Elvira im ersten Teil noch eine schräg-sympathische Erscheinung und der Gegenentwurf zum spießigen und konservativen Kleinstadtbewohnern, so verkommt Elvira hier zu einer extrem egoistischen und nervigen Figur, die man kaum in sein Herz schließen möchte. Zudem nerven die restlichen Charaktere, die völlig überzeichnet erscheinen, aber niemals ernst genommen werden. In den besten Momenten ist „Elviras Haunted Hills“ eine lustige Persiflage auf Gothic-Horror-Filme des vergangenen Jahrhunderts, aber in übermäßigen Rest leider nur ein wenig originelles Spoof-Movie, dass Szenen aus anderen Filmen mäßig erfolgreich zweitverwertet, ohne auf ein harmonisches Ganzes zu achten. Herausgekommen ist auch ein völlig unwitziger Film mit einer eigentlich sympathischen Hauptdarstellerin, die sich alle Mühe gibt, gerade dieses zu verschleiern. Kaum gute Pointen, keine liebenswerten Figuren und eine Geschichte, die auch nicht sonderlich originell um die Ecke biegt. Viel mehr wirkt Elvira wie der misslungene Versuch noch ein letztes bisschen Fame aus einer Kunstfigur zu generieren, die wie die persiflierten Filme ihre besten Zeiten auch schon länger hinter sich hat.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Viking Wolf

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01.png (156.96 KiB) 156 mal betrachtet
Die siebzehnjährige Thale ist gerade mit ihrer Mutter, der Polizistin Liv und dem Rest ihrer Familie vom schwedischen Oslo in die norwegische Kleinstadt Nybo gezogen, wo sie versucht Anschluss zu finden. Eines Abends wird sie Zeuge, wie eine Schulkameradin bei einer Party an einer Bucht von einem Wesen verschleppt und getötet wird, wobei auch Thale verletzt wird. Während Liv und ihre Kollegen von einer Tierattacke ausgehen, stellt ein weiterer Besucher die These auf, dass es sich bei dem Angreifer um einen Werwolf handelt. Eine Jagd wir organisiert, die im Fiasko endet und als sich auch Thale beginnt zu verändern, ist das Grauen endgültig im beschaulichen Nybo angekommen…

In Norwegen gibt es ja viel Gegend und noch mehr Mythologie, die neben Trollen, Odin, Thor und Walhalla offensichtlich auch für Werwölfe Platz hat. Die von Wikingern eingeschleppte Kreatur ist auch der Aufhänger für den mittelprächtigen Netflix-Streifen „Viking Wolf“ der sich nicht entscheiden kann, ob er jetzt „Coming of Age“, Werwolf-Horror oder Kleinstadt-Befindlichkeitsdrama sein möchte. Herausgekommen ist ein unentschlossener und leider auch langweiliger Streifen, der der Werwolf-Thematik auch nicht wirklich etwas hinzufügen kann und auch sehr vorhersehbar ist. Der Film kommt nie in die Gänge und der Werwolf stammt aus dem Rechner und sieht dabei nicht einmal sonderlich gut aus. Die Figuren sind blass, das Szenario überladen und altbekannt und die zahlreichen Nebenschauplätze wie innerfamiliäre Konflikte werden auch nur angeschnitten. Werwolf-Thematik geht ja eigentlich nur in Kombination mit dem Naschy und sogar der große Landis-Klassiker hat mich nicht wirklich begeistert, sodass ich auch „Viking Wolf“ abgesehen von seinen Landschaftsaufnahmen auch ziemlich mau fand.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Beach House - Am Strand hört dich niemand schreien!

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01.jpg (17.92 KiB) 142 mal betrachtet
Um ihre angeknackste Beziehung wieder ins Reine zu bekommen, beschließen Studentin Emily und Schulabbrecher Randall ein Wochenende in einem Strandhouse von Randalls Vater zu verbringen. Dort angekommen entpuppt sich der Strand in der Nebensaison als menschenleerer Ort im Gegensatz zum Haus, in dem sich wider Erwarten noch zwei weitere Freunde von Randalls Vater befinden. Da man sich versteht, teilt man sich das geräumige Haus, doch nach einem gemeinsamen Abendessen mit viel Wein und etwas Cannabis, kippt die Szenerie als auf einmal ein merkwürdiger Nebel und Geruch die Gegend überzieht. Am nächsten Tag sind die vier Leute nicht nur verkatert, auch etwas anderes wurde in Gang gesetzt und während Emily versucht die Geschehnisse des Abends zu rekonstruieren, beginnen die Menschen um sie herum, sich bereits sehr seltsam zu verhalten…

Ruhig erzählter, aber durchaus passabler Streifen, der sich mehr auf seine Atmosphäre, als auf seine Geschichte verlässt. Diese erinnert an Body-Horror der Siebziger und hat dezente Verweise an Lovecraft, die aber nicht ausformuliert werden. Schon bei der Ankunft entpuppt sich der idyllische Ort als verlassen und trotz der hübschen Gegend wirkt alles etwas entrückt und seltsam, was sich später auch bewahrheiten soll. Dabei geht es mehr um Kontrollverlust, des Verloren seins und andere Themen, die hier im Verlauf in die Story miteingearbeitet werden. Ich fühlte mich von der Stimmung her auch etwas an Scott Schirmers „Harvest Lake“ erinnert, auch wenn „Beach House“ wesentlich kühler und distanzierter bleibt. Ich fand den Streifen jedenfalls durchaus solide und bedrohlich und in der zweiten Hälfte wird es dann auch hübsch eklig, auch wenn man dabei nie über die Stränge schlägt. Wer ruhigen Horrorfilmen mit Schwerpunkt Atmosphäre nicht abgeneigt ist, kann durchaus einen Blick riskieren. Vielleicht würde man sich anhand des Covers und Titels etwas anderes erwarten, aber dennoch seltsam, dass der Streifen nicht bekannter scheint.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Phänomena

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01.png (165.09 KiB) 134 mal betrachtet
Basierend auf wahren Begebenheiten erzählt Phänomena die Geschichte einer Gruppe von Leuten, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, übersinnlichen Phänomenen auf die Spur zu kommen. Angeführt wird die Gruppe, bestehend aus drei älteren Frauen und einem jungen Studenten von einem Pfarrer, der eines nachts von einem übernatürlichen Wesen attackiert wird und im Krankenhaus landet. Die restlichen Leute der Gruppe machen sich trotz kleinerer Differenzen auf die Suche nach dem Ursprung dieser Attacke und kommen einem bösen Geist auf die Spur.

Örks… keine Ahnung was das hätte werden sollen, aber „Phänomena“ wirkt wie der Pilotfilm einer Serie, deren Realisierung wohl nach dem vorliegenden Desaster eher unwahrscheinlich erscheint. Ein heilloses Durcheinander an Figuren, Ereignissen und sonstigen Dingen, die mehr schlecht als recht zueinanderfinden und weder spannend, lustig oder gar unterhaltsam erscheinen. Die Idee ältere spanische Frauen mitsamt ihren Befindlichkeiten als „Ghostbusters“ zu inszenieren, mag ja noch ansatzweise originell, schrullig und sympathisch wirken, aber die Ausführung geht ja mal völlig in die Hose. Als Zuschauer wird man förmlich in die Ereignisse geschmissen und bei den vielen Figuren weiß man ja gar nicht um wenn oder was es denn eigentlich gehen soll. Der Retro-Charme wirkt völlig aufgesetzt, genauso wie die Tatsache, dass die Figuren bei jeder Gelegenheit eine Zigarette in der Hand haben, ständig im Regen herumlaufen und völlig banale Dinge thematisieren. Alles hier wirkt irgendwie falsch, umständlich erzählt oder willkürlich zusammengesetzt und herausgekommen ist ein hysterisch erscheinender Film mit überzeichneten Charakteren, der auf der Grusel- und Komödien-Ebene völlig versagt und auch ansonsten völlig in die Hose geht. Eigentlich phänomenal schlecht und erschreckend ist hier leider nur das Gesamtergebnis.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Amok Train

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01.jpg (21.11 KiB) 125 mal betrachtet
jogiwan hat geschrieben: So 18. Sep 2016, 09:04 Die Fahrt mit dem „Amok Train“ macht wirklich Spaß und bietet die bereits erwähnte, temporeiche und ziemlich krude Mischung aus Okkult-Horror, Roadmovie, Splatter- und Katastrophenfilm und gleich ein paar weitere Momente, bei der man sich als Besitzer einer Bahnkarte nur verwundert die Augen reiben kann. Dieser Zug lässt sich wie bereits oben erwähnt nämlich nicht durch kleinere Betriebsstörungen aufhalten, sondern poltert über Stock und Stein, ohne Schienen und sogar zu Wasser lässt sich das Gefährt nicht von seinem Plan abbringen, eine holde Jungfrau zum dämonischen Ritual im finstersten Jugoslawien zu chauffieren. In bester Italo-Achtziger-Manier werden hier ohne Rücksicht auf Verluste alle möglichen Versatzstücke des Genres in einem Topf geworfen, durch den Fleischwolf gedreht und dem verblüfften Zuschauer vor die Füße geworfen. Zwar ist die Geschichte über die amerikanischen Studenten, eine auserwählte Jungfrau und feindselige Hinterwäldler mindestens so holprig wie das jugoslawische Streckennetz, aber das verzeiht man dieser blutigen Produktion gerne, die wie der titelgebende Zug auch ziemlich Stoff gibt. Daneben gibt es herrlich übertriebene Splatter-Effekte und die komplette Balkan-Freakshow inklusive zahnlosen Zigeuner Roma und Sintihexe, den Leibhaftigen persönlich bis hin zu einem zwielichtigen Bo Svenson. Interessant auch, dass der Streifen wohl kurz vor dem Zerfall Jugoslawien gedreht worden ist und wohl inmitten nationaler Konflikte entstanden ist. Alles in allem ein ziemlich ruppiger Euro-Horrorstreifen für Fans der etwas härteren Gangart und ein Streifen irgendwo zwischen Interrail-Abenteuer, Geisterbahnfahrt, Backwood-Kuriosum und Schlachthausbesuch.
Nachdem ich ja morgen selber mit dem Zug durch den Balkan an die dalmatische Küste reisen werde, passt der ja ganz gut. Mal schauen, ob die Zugfahrt bei uns auch so ruppig wird. Die Reise mit dem "Amok Train" macht jedenfalls schon mal gehörig Laune. Ich mag den Film - in diesem Sinne: Dva piva i piće, molim.
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