Von der Schauburg zum Schauburgle

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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

144. Raging Fire (Benny Chan, 2021)
Hongkong Cop Bong (Donnie Yeun) gehört samt seiner bedingungslos zu ihm stehenden Einheit zur
rechtschaffenen Seite des Gesetzes. Immer auf der Jagd nach den Bösen in der Stadt, läßt er nie einen
Zweifel an seiner Integrität aufkommen. Zuhause wartet die ihm innigst zugetane schwangere Ehefrau
auch gerne Nacht um Nacht auf ihren Mann. Als die Unterwelt durch eine neue Gruppierung
aufgemischt wird, stellt sich schnell heraus, daß diese aus ehemaligen Cops besteht.
Unter der Leitung von Ngo, Bongs ehemaligem Partner, versucht die Bande zum einen
an's große Geld zu kommen und zum andere ist Rache an Bong ein Leitmotiv.
Im Fall einer tödlich verlaufenen Zeugenbefragung hatte dieser Ngo mit seinen
Aussagen vor Jahren in den Knast geschickt.

Im letzten Film von Benny Chan wird eine zweistündiges Actionfeuerwerk abgebrannt,
in dem sich wilde Schießereien, Kloppereien und waghalsige Stunts abwechseln.
Ein bißchen Drama hier und dort beigemengt, fertig ist der unterhaltsame Hongkongklopper!?
Leider nicht ganz. Von Anfang an durchzieht das Werk ein moralinsaures Timbre,
wird ein Hochlied auf aufrechte Polizisten gesungen und sind die Bösen gaaanz böse.
Diese Schwarzweißmalerei, offensichtlich von oben vorgegeben, hat mir den Genuß
dieses technisch durchaus sehr beachtenswerten Films vergällt.
Da hilft auch das an John Woos "The Killer" angelehnte Finale in einer Kirche nicht wirklich.
4/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

145. Die Bestie mit dem Skalpell (Robert Hartford-Davis, 1968)
Der angesehen Chirurg Dr. John Rowan (Peter Cushing) ist mit der wesentlich jüngeren Lynn (Sue Lloyd)
liiert. Daß zwischen den beiden nicht alles Gold ist, was glänzt, zeigt sich auf einer Fashion-Party
bei dem Fotografen Booth. Zunächst ist John der bei weitem älteste Besucher der Party, und zum
anderen hat Booth Lynn schnell zu freizügigen Aufnahmen verleitet. Kochend vor Eifersucht stößt
John versehentlich einen Scheinwerfer in Lynns Gesicht. Diese ist nun durch die verbrannte Haut
in ihrem Gesicht für immer entstellt, oder?
Nicht umsonst ist John der Beste in seinem Job. Und so experimentiert er mit Zirbeldrüsenhormonen
von Verstorbenen, um die Haut von Lynn zu regenerieren. Das klappt auch, allerdings nur für jeweils kurze Zeit.
Denn die Hormone waren nicht frisch genug......

Au weia. Der arme Dr. John ist dem Biest Lynn komplett verfallen. Dabei müßte ein intelligenter Mann
wie er eigentlich sofort erkennen, daß dieses bösartige Weib es nur auf Ansehen und Geld abgesehen hat.
Und zwar seines. Als er dann versehentlich für ihre Verstümmelung sorgt, wird die Abhängigkeit von ihr nur
noch größer; schließlich kommen Schuldgefühle hinzu. Und diese sind es auch, die John zum äußersten treiben.
Bei der Jagd auf frische Zirbeldrüsen entstehen einige herrliche Szenen. So zum Beispiel an der Küste von Cornwall,
wenn ein Hippiemädchen als vermeintlich leichtes Opfer erscheint.
Ein bißchen Swinging Sixties, ein bißchen "Augen ohne Gesicht" gemischt mit
ein paar für die Entstehungszeit durchaus derberen Morden bilden das Gerüst für diesen Streifen
von Robert Hartford-Davis.
Die vorletzte Szene mit dem Laser ist dann tatsächlich der Oberhammer;
ob es der letzten Szene bedurft hätte, möge jeder selbst entscheiden.
Klare Empfehlung!

Ebenfalls klare Empfehlung für die neue Indicator-Veröffentlichung, die massenweise Bonusmaterial
enthält. So erfährt man vieles über die unterschiedlichen Schnittfassungen des Films.
Interessant, daß der Prostituiertenmord für das europäische Festland mit einer anderen Darstellerin
und mit mehr nackten Tatsachen sowie wesentlich brutaler gedreht wurde.
7,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

146. Two Heads Creek (Jesse O'Brien, 2019)
Norman und Annabelle hält nichts mehr in ihrem englischen Kaff. Die polnische Metzgerei des Vaters
weiterzuführen ist nicht Normans Ding, und so beschließen die beiden, nach Australien auszuwandern.
Das Ziel dort ist die Ortschaft Two Heads Creek, aus der die Mutter der beiden stammt.
Erstaunlicherweise zieht das in der Wüste gelegene Örtchen Besucher aus der ganzen Welt an.
Die sehr speziellen Einwohner freuen sich diebisch über jeden einzelnen Neuankömmling;
das Ortsjubiläum steht an, und den Fremden ist eine besondere Rolle dabei zugedacht....

Es sollte wohl der Name Herschell Gordon Lewis in Verbindung mit seinem Werk "2000 Maniacs"
genügen, um die Richtung dieser schwarzen Splatterkomödie zu erahnen. Britischer Humor
in Verbindung mit Aussie-Hinterwäldlertum führt zu einer sich steigernden Splatterorgie,
von der man sich in entsprechender Stimmung gut unterhalten lassen kann.
Ein Muß ist dieses Werk jedoch nicht, dafür werden die Scherze und Effekte dann
etwas zu sehr bemüht, die nicht vorhandene Story zu überdecken.
Nebenher zu empfehlen: eiskaltes Dosenbier in ausreichender Menge!
5,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Blap
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von Blap »

sergio petroni hat geschrieben: Di 9. Aug 2022, 15:36 Nebenher zu empfehlen: eiskaltes Dosenbier in ausreichender Menge!
5,5/10
Unterbewertet! Muss am Bier liegen, zu geringer Alkoholgehalt. :opa:

Die Geschwister sind doch herrlich, vor allem die Schwester. Was für ein bekloppter Spaß!

7/10
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

Blap hat geschrieben: Mi 10. Aug 2022, 09:51
sergio petroni hat geschrieben: Di 9. Aug 2022, 15:36 Nebenher zu empfehlen: eiskaltes Dosenbier in ausreichender Menge!
5,5/10
Unterbewertet! Muss am Bier liegen, zu geringer Alkoholgehalt. :opa:

Die Geschwister sind doch herrlich, vor allem die Schwester. Was für ein bekloppter Spaß!

7/10
Okay, nächstes Mal Bockbier statt dem lapprigen Fosters..... :prost:
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Blap
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von Blap »

sergio petroni hat geschrieben: Mi 10. Aug 2022, 11:52 Okay, nächstes Mal Bockbier statt dem lapprigen Fosters..... :prost:
Jim Beam & Coke! Dröhnt schneller! :opa: :mrgreen:
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

Blap hat geschrieben: Mi 10. Aug 2022, 19:19
sergio petroni hat geschrieben: Mi 10. Aug 2022, 11:52 Okay, nächstes Mal Bockbier statt dem lapprigen Fosters..... :prost:
Jim Beam & Coke! Dröhnt schneller! :opa: :mrgreen:
Etwas mehr Stil bitte.....
IMG_1413a.jpg
IMG_1413a.jpg (363.49 KiB) 235 mal betrachtet
TOP Riesling!
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von Blap »

Nur der Fiesling ... trinkt gern Riesling! :mrgreen:

Wein geht schon, aber nur süßes Zeug! :D
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

147. Augen der Angst (Michael Powell, 1960)
Kameramann Mark Lewis (Karlheinz Böhm) führt ein Doppelleben. Neben seiner Tätigkeit für Filmstudios
und diverse Magazine filmt er seine ganz persönlichen Obsessionen und Ängste. Sein Ziel: Todesangst auf
Zelluloid zu bannen. Dabei geht er bis zum äußersten und bringt seine Opfer während sie gefilmt werden um.
Nach außen hin bewahrt Mark die Fassade des Unschuldslammes. Als er jedoch die junge Helen kennenlernt,
droht diese Oberfläche Risse zu bekommen.

Da sich kurz nach Kinostart die Presse förmlich in Verrissen erging, wurde der Streifen vom Verleiher
kurzerhand wieder zurückgezogen. Die Folgen für die Karriere von Powell und Böhm sind
hinlänglich bekannt. Dabei war Powell nur seiner Zeit voraus. Sein Spiel mit Voyeurismus
und einem ambivalenten Bösewicht, der nicht nur abstößt, sondern auch Mitleid erzeugt,
hält dem Publikum den Spiegel vor. Vielleicht war deshalb der Aufschrei so groß.
Zudem kann man trefflich darüber spekulieren, was passiert wäre, wäre Hitchcocks "Psycho" nicht
kurz nach sondern vor "Augen der Angst" in die Kinos gekommen.
Martin Scorseses setzte sich vehement für die Rehabilitierung dieses Meisterwerks ein.
8,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle

Beitrag von sergio petroni »

148. The Assent (Pearry Teo, 2019)
Witwer Joel wohnt mit Sohn Mason in alten, heruntergekommenen Haus der Familie. Nach dem Tod seiner Frau
ist Joel auf jeden Dollar angewiesen. Zudem plagen ihn Schübe von Schizophrenie, denen er mit Medikamenten und
regelmäßigen Sitzungen bei seiner Betreuerin Dr. Maya entgegenwirkt. Ständig schwebt das
Damoklesschwert in Form des Jugendamtes über Joel, das droht, ihm seinen Sohn wegzunehmen.
Da paßt es gar nicht, daß Joel glaubt, an seinem Sohn schizophrenieähnliche Symptome zu
entdecken. Masons religiös geprägtes Kindermädchen glaubt allerdings eher an Besessenheit
und ruft den Exorzismuspater Lambert zu Hilfe. Dieser verbüßte unlängst eine Gefängnisstrafe,
da bei einem Exorzismus ein Kind um's Leben kam.
Da Joel nicht mehr weiter weiß, akzeptiert er widerwillig Lamberts Hilfsangebot.
Mit unabsehbaren Folgen.....

Die Standard-Exorzsimus-Klaviatur wird hier rauf und runter gespielt. Die Story weiß lediglich
kurz vor Schluß zu überraschen. Bis dahin ist das auch alles gut und stimmungsvoll gefilmt.
Wenn man mit dem Genre etwas anfangen kann, kann man sich Teos Film durchaus
mal geben. Trotz des für mich recht unvorhersehbaren Twists, ist "The Assent" jedoch
kein Kandidat für das obere Drittel der Nachhaltigkeitsskala.
5,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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