Karl or Karla goes to Cinema

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Moderator: jogiwan

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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

29.1.2023, 17:30, Schauburg Bremen Großer Saal

The Banshees of Inishirin (2022)
R: Martin McDonagh, D: Colin Farrell, Brendan Gleeson, Kerry Condon, Barry Keoghan; M: Carter Burwell
Colm und Padraic sind zwei alte Freunde, die täglich zusammen in den Pub gehen. Bis eines Tages, und hier setzt der Film an, Colm Padraic meidet und ihm die Freundschaft kündigt. Padraic versteht die Welt nicht mehr.
Das ist der Grundplot und daraus entwickelt sich einiges.
Farrell spielt den naiven ungebildeten Kerl, der mit seiner Schwester im Haus seiner Eltern lebt und sich um die wenigen Tiere kümmert. Gleeson den vielleicht weiter herum gekommenen Musiker mit eher schwermütiger Seele. Und die beiden machen das toll, Padraic mit verzweifelten Versuchen des Verstehens, Colm auf seiner Suche nach dem Sinn und gegen die Depression. Aussen und innen spielt eine große Rolle, auch wenn ich das nur in Ansätzen beschreiben kann. Klar, oberflächlich vielleicht ein Bild für Depression. Wir haben hier Häuser, mit wenigen kleinen Fenstern, in denen Mensch und Tiere gerne hineinschauen, aus denen aber kaum heraus geschaut wird. Eigentlich nur im Pub, wo sich durch das Fenster in zwei Richtungen betrachtet wird. Wir haben die Insel, getrennt vom Festland, auf dem auch noch sicht- und hörbar Bürgerkrieg herrscht, auch diese Trennung ist nur schwer zu überwinden, allerdings eher wegen eigener Abhängigkeiten zu der Insel.
Gespielt ist das brillant von den beiden Hauptdarstellern, dazu in den anderen Rollen sehr gute Darsteller und Charakterköpfe. Gefilmt auch wunderbar (Die irische Insel gibt aber auch einiges her.) und der Sound von Coen-Regular Burwell super.
Erzählt ist das auch toll: Von leicht komödiantisch bis bitter lustig zu verzweifelt hart. Und man geht die ganze Zeit mit. Stark.
Empfehlung.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

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Mondo Weekender! Alles 35mm!
3.2.23, 20:30 Black Box Düsseldorf
Die Mumie des Pharao (1981)
R: Frank Agrama, D: Brenda King, Barry Sattels, George Peck, John Salvo; M: Shuki Y. Levy
Ein gieriger Grabräuber aus den USA findet mit seinen nicht minder goldgierigen Handlangern ein bisher unentdecktes Grab und suchen GOLD! Derweil kommt ein Team mit Models und Fotografen zum Fotoshoot vorbei. Die eine verläuft sich. Und es gibt eine Mumie. Und Zombies.
Großer Spaß. Es wird chargiert, geschrien, gezetert von eher wenig begabten Darstellern, dafür gibt es aber haufenweise skurile wie wundervolle Einfälle, sehr gute Masken der Monster, ziemliches Gesplattere. Und Pferde, die meist zur Stelle sind. nur manchmal sind sie auch einfach weg, dann wird halt gelaufen.
Wunderbarer Start, hat mir gut gefallen.

23:00
Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies (1979)
R: Lucio Fulci, D: Tisa Farrow, Ian McCulloch, Richard Johnson, Al Cliver, Olga Karlatos, Dakar, Ottaviano Dell'Acqua; M: Fabio Frizzi, Giorgio Cascio
Wiedersehen eines Klassikers, eines der Höhepunkte des Genres. Herrlich. Ansonsten siehe oben.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Wenn man sich so die Titel anschaut, war wohl Thementag Die Frau am Samstag beim Mondo Weekender.

4.2.23, 15:30, Black Box

Das Mädchen mit dem Mini (1964)
R: Paul Milan, D: Karin Field, Frank Roberts, Judith Roth, Ernst Schönleitner, Tamara Tiomkin, Fred Weißmann; M: Teddy Windholz
Der Wahnsinn des Wochenendes. Ein östereichischer Nudie Cutie. Frank Roberts erzählt die Geschichte seiner Geliebten, nachdem sie sich entschied, ihren Mini (hier weder Rock noch Auto, sondern ein Bikini ohne Oberteil) zu tragen. Die ganze Zeit Voice over des Hauptdarstellers inklusive nachgesprochener Dialoge. Und der Typ ist echt unangenehm: Gibt sich modern und eloquent mit Pfeife und anscheinend aufgeschlossen, denkt, das seine Worte auf ansprechende Weise witzig sind, dabei ist er nur schmierig, pseudowitzig und spiessig, aufgeschlossen nur dann, wenn es seinem privaten Vergnügen dient. Alles läuft auf einen Chanson aus, der dann tatsächlich ein Tiefpunkt ist.
Interessantes Zeitdokument, und sowas haste noch nicht gesehen. C'est la rue.

18 Uhr
Teufelscamp der verlorenen Frauen (1977)
R: Hubert Frank, D: Patricia Adriani, Bárbara Rey, José Antonio Ceinos, Miguel Angel Godó, Alexander Allerson, Brigitte Stein, Manou Wondratschek, Eric Wedekind, Florentino Alonso, José Luis Alexandre; M: Gerhard Heinz
Der Film besteht aus zwei Handlungsfragmenten, die durch eine Person verbunden werden. Da haben wir das reiche Paar. Er, tendenziell sexuell uninteressiert, hat trotzdem eine Geliebte, die die beiden eventuell ausspioniert. Daher versucht das Paar sie loszuwerden und wirft sie über den Dschungel von Teneriffa ab. Direkt in die Hände zweier Gangsterpaare, die jemanden entführten, warten und Sex haben.
Ist aber nicht so wichtig. Wichtig sind viele wunderbare Ideen, sowohl vom Buch als von der Umsetzung her. Die Beziehung unter den Paaren ist durchweg von giftigem geprägt, es wird gestritten, geschlagen und beim Sex philosophiert. Die Männer denken sich durchweg in der stärkeren Position, sozusagen von der Gesellschaft vorgegeben, doch zeigen die Frauen ihnen klare Grenzen auf.
Fasziniert war ich sowohl von der mir unbekannten Hauptdarstellerin Patricia Adriani als auch von Manou, der selbst ernannten Sadonymphomanin in Aerobic Stulpen und Adidas.
Interessant wie manches erzählt wird, bzw. eigentlich nur behauptet, die Spionage, die Polizei, die nur in einer Off Stimme und Schüssen besteht.
Der Soundtrack von Heinz ist auch spitze.
Und der Drehort: Teneriffa hat ja was und die Ruine, die zweimal ohne Grund mit eingeführt wird, habe ich sogar schon mal gesehen.
Empfehlung.

20:30
Die weiße Göttin der Kannibalen (1978)
R: Sergio Martino, D: Ursula Andress, Stacy Keach, Claudio Cassinelli, Antonio Marsina, Franco Fantasia, Lanfranco Spinola, Carlo Longhi, Luigina Rocchi; M: Gebrüder de Angelis
Ein Trio macht sich auf einen Mann zu finden, der bei einem heiligen Berg verloren ging und an dem ausgestorben geglaubte Kannibalen hausen.
Auf der Habenseite haben wir, daß das Hauptdarsteller Trio wirklich sehr gut zusammen funktioniert, mit Cassinelli auch einen wirklichen Blickfang, das einige Szenen wirklich spannend sind und die Maskierung der Kannibalen auch spannend und mal was anderes. Und den Soundtrack der Onions. Aber die ganz gute Story wird immer wieder unnötig gestreckt, mit langem ereignislosen Rumgekrauche durch den Dschungel, Archivaufnahmen, geklauter und ungeklauter unnötiger Tiersnuff. Wäre gar nicht nötig gewesen. So nickte ich doch hin und wieder ein. Schade.
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Dann der letzte Mondotag.
5.2.2023, Black Box
13 Uhr
Frankenstein - Der Schrecken mit dem Affengesicht (1965)
R: Ishiro Honda, D: Koji Furahata, Sumio Nakao, Nick Adams, Tadao Takashima, Kumi Mizuno, Peter Mann, Yoshio Tsuchiya, Yoshifumi Tajima, Takashi Shimura, Susumu Fujita; M: Akira Ifukube
Ein Kaiju ohne Godzilla, aber ansonsten Dream Team: Honda, Ifukube und die wunderbare Kumi Mizuno. Frankenstein wird das Herz seines Monsters aus Deutschland im zweiten Weltkrieg genommen, um es nachJapan zu bringen. Der Kaiju, der sozusagen die unheilige Verbindung Japans und Nazideutschland thematisiert und dann den Schrecken der Atombombe mit hereinbringt. Das Herz gelangt irgendwie in einen Jungen, der dann wächst und wächst und hungrig ist, bis er irgendwann so groß ist, dass er gegen die Bedrohung aus der Unterwelt, Baragon antreten kann.
Vielleicht mein liebster Kaiju ohne Big G. Vorteil bei den Kämpfen ist, dass Frankenstein eben kein Gummianzug trägt und so in den Kämpfen agiler wirkt.
Und weil der wirklich erfolgreich war, wurden dann in Deutschland die weiteren japanischen Monsterfilme mit Frankenstein beworben, aber eigentlich ist er nur hier drin.
Ein großer Spaß.
Ich empfehle euch mal das alternative Ende mit dem Oktopus zu sichten!

15:30
Nachts, wenn die Leichen schreien (1975)
R: Robert Fuest, D: Ernest Borgnine, Eddie Albert, Ida Lupino, William Shatner, Keenan Wynn, Tom Skerritt, Joan Prather, John Travolta; M: Al De Loy
Neulich ja schon auf DVD gesichtet und jetzt auf großer Wand.
Guter Film um einen Satanskult, der vor etlichen Jahren verraten wurde, und ihr Buch verlor. Wirklich spannend, nur das Ende übertreibt mit dem Geschmelze. Dafür haben wir unter anderen einen Borgnine, der sich in einem Mensch-Ziegen-Hybrid-Dämon verwandelt und einen gefolterten Cpt. Kirk. Und Travolte darf sogar was sagen.
Ich mag den, gute Unterhaltung.

18:00
Perry Rhodan – SOS aus dem Weltall (1967)
R: Primo Zeglio, D: Lang Jeffries, Essy Persson, Luis Dávila, Joachim Hansen, Ann Smyrner, Pinkas Braun, Dakar, Daniel Martín, John Karlsen, Stefano Sibaldi, Lisa Halvorson, Tom Felleghy, Gianni Rizzo;; M: Antón García Abril
Sci Fi mit Deutschland größtem Weltraumhelden, die Story orientiert sich grob an den ersten drei Heftchen.
Das ist hübsch rasant inszeniert, sehr gut und bunt ausgestattet und kostümiert. Weltraum gibt es weniger zu sehen, die Story um Pinkus Braun Gangstertum kommt immer mehr in den Mittelpunkt und so wird es mehr ein Euro Spy als ein Space Opera. Und auch mit dem augenzwinkernden Ton eines Euro Spys, ich schätze, das hat die DIe Hard Perry Fans gestört. Ob die wissen, dass er seinen Nachnamen von einem japanischen Monster hat? Egal.
Mir gefällt der ja: 60s poppig, schön.
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12.2.23, Cinema Ostertor. 19 Uhr
Weird Xperience präsentiert:
MEDUSA (2021)
OmU
R: Anita Rocha da Silveira, D: Mari Oliveira, Lara Tremouroux, Joana Medeiros, Felipe Frazão, Thiago Fragoso, Bruna G., Bruna Linzmeyer, Carol Romano, Fernanda Lasevitch, Isadora Ruppert, Julianna Pimenta, Anita Chaves, Natália Balbino, João Oliveira; M: Bernardo Uzeda
Eine Gruppe junger Frauen maskiert sich und jagt des nächtens andere junge Frauen, die sich irgendwie unzüchtigen Verhaltens verdächtig machen. Tatsächlich in Religion verfangen, aber auch um Klickzahlen zu produzieren. Eine der Frauen ist Mariana, die bei einem solchen Angriff selbst im Gesicht verletzt wird, ihre Stelle in einer Schönheitschurigie verliert, und sich auf die Suche nach dem Opfer einer Attacke macht, der die Frauen inspirierte.
Viel drin hier: Die Reise einer Frau, bei der sie alles in Frage stellt, um zu sich zu finden, Kritik am heuchlerischen religiösen christlichen Wahn, Fixierung am Schönheitsideal als einzigen Lebensinhalt der Frau, und bestimmt noch viel mehr. Und das alles in einem modernen Brasilien, ein wenig neben der Realität, sozusagen alternative Realität, aber eben nahe dran.
Nach einem Prolog Auftritt der Gruppe, ein bißchen wie bei den Droogs mit Siouxsies Cities in Dust unterlegt, bekam ich fast Angst, dass das die Identifikationsfiguren sein sollen. Was dann anders war, aber auch stimmte. Im Mittelpunkt eben Mariannes Reise, die sie in ein Hospital für Komapatienten führt, das aus einem europäischen Horrorfilm der 70er entsprungen sien könnte. Apropos, hier gibt es Kameraeinstellungen und Farben, die sich an Argento orientieren, dazu eine Musik, die sich gerne mal an frühe deutsche Elektronik, Kraut und Carpenter anlehnt.
zwischendurch wurde es mir fast mal zu viel, da wir neben Marianas Geschichte, noch die ihrer besten Freundin und Rädelsführerin mitbekommen, und der Film läßt sich oft Zeit: Ganze YT-Videos mit Schminktipps für aufrechte Christinnen oder Predigten eines Beseelten und Ministers, alles unangenehm und heuchlerisch. Doch an Ende fügt sich das zu einem tollen runden Bild, hat auch Humor mit drin und andere positive Momente.
Wirklich gut, Empfehlung.
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17.2.23 20 Uhr, Atlantis Bremen
Die Frau im Nebel (2022)
R: Park Chan-wok, D: Park Hae-il, Tang Wei, Lee Jung-hyun, Go Kyung-pyo, Park Yong-woo, Jung Yi-seo, Yoo Seung-mo, Jeong Ha-dam; M: Cho Young-wok
Ein Kommissar wird zu einem Todesfall gerufen, irgendetwas erscheint ihm nicht koscher, er beobachtet die Witwe und verliebt sich in sie. Wie wir aus einigen Tatorten wissen, kann das nicht gut gehen.
13 Monate später, der Kommissar ist inzwischen zu seiner Frau in eine andere Stadt gezogen, wohl auch, um der Witwe nicht mehr zu begegnen. Doch auch da passiert ein Todesfall und die Witwe ist auch nicht weit.
Krimi und Liebesgeschichte sind der Rahmen für einen existentialistischen Film, der auch die großen Fragen stellt, wer sind wir, was macht uns aus usw. Und erinnert an französisches Kino der 60er, der Exis. Und das hätte ich vom Regisseur Park Chan-wok nicht erwartet, hier wird so gar nicht am Rad gedreht. Klar, in der ersten Hälfte ist auch noch Humor dabei, meist durch seinen etwas trotteligen und unkontrollierten Assistenten, aber in der zweiten Hälfte bekommt er eine kluge, leicht zynische Mitermittlerin.
Mir hat das gut gefallen, der Soundtrack, Kamera, Ausstattung waren top, und trotz 2:20 nicht zu lang.
Toll auch die beiden Hauptdarsteller, er ein häufig gesehener Schauspieler in koreanischen Genrefilmen, zwischen überlegt und verzweifelt, sie eine Chinesin, mir bisher unbekannt, nimmt man alles ab, vermutet aber auch immer mehr.
Es wäre wohl gut, etwas zum Verhältnis China Südkorea oder der südkoreanischen Stimmung zu Einwanderern aus China zu wissen; ich hatte den Eindruck, da hier und da Anspielungen und Details nicht zu verstehen.
Wie alles von Park Chan-wok zu empfehlen, auch wenn er sich in seinem Oeuvre außergewöhnlich macht.
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10.3.2023 14:20, Cinemaxx Bremen
Ant-Man and the Wasp: Quantumania (2023)
2D
R: Peyton Reed, D: Paul Rudd, Evangeline Lilly, Michael Douglas, Michelle Pfeiffer, Jonathan Majors, Kathryn Newton, Corey Stoll, Bill Murray, Katy O’Brian, William Jackson Harper, James Cutler, David Dastmalchian, Randall Park; M: Christophe Beck
Nach einem merkwürdigen und unerfreulichen Vormittag wollte ich in fremde Welten entfliehen und was lockt da mehr als ein Kino. Und dann in einen Blockbuster, der in einer fremden Welt spielt und schon einige Zeit läuft, passt absolut, vor allem, wenn man zur Kaffeezeit in einem großen Saal ganz alleine ist. Herrlich.
Scott Lang und seine Familie tauchen in die Quantenwelt, aus der sie in irgendeinem Film zuvor janet befeiten, die da 30 Jahre herumhing. Was da so alles passierte, darüber schwieg sie sich aus, doch nur kommt es peu a peu ans Licht. Da unten hat sich Kang, der Eroberer breit gemacht, und die Helden müssen ihn nicht nur stürzen, sondern auch sein auftauchen in ihrem Universum verhindern.
Ah so, Multiverse, ein Konzept, was mir in den Comics meist nicht so gefiel, weil es ja meist nur dazu genutzt wurde ooc Stories oder Unstimmigkeiten zu kaschieren. Hier spielt es zum Glück nahezu keine Rolle. Eigentlich haben wir ein makelloses Space Abenteuer, auch wenn der Raum halt das Quantenuniversum ist. Aber es gibt Raumschiffe und haufenweise verschiedene Außerirdische. Das ist alles mit viel Fantasie ausgedacht und umgesetzt. Dazu kommen rasante Action an Boden und in der Luft, und eine gute Story, bei der Michelle Pfeifer überraschend viel Platz hat und Douglas eher weniger.
Im Mittelpunkt aber eben Ant-Man und seine Tochter, gespielt von Evangeline Lilly, die mir sehr gut gefiel. Humor war auch drin, ein toller Auftritt von Bill Murray auch.
Klar, insgesamt typische Marvelware, nichts besonders neues, aber eben auch unterhaltend gemacht. Nur der Oberbösewicht hättem mehrdimensionaler ausfallen können, Jonathan Majors bleibt überraschend blass, liegt wohl aber an der Rolle und in der Nachabspannszene bekommt sie aber noch einige Dimensionen dazu.
Kino-Spaß.
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

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12.3.2023, 19 Uhr, Cinema Ostertor
Weird Xperience präsentiert:
Ganja & Hess (1973)
R: Bill Gunn, D: Marlene Clark, Duane Jones, Bill Gunn, Sam Waymon, Leonard Jackson, Candece Tarpley, Richard Harrow, John Hoffmeister, Betty Barney, Mabel King; M: Sam Waymon
Wir freuten uns sehr, beinahe die Deutschlandpremiere dieses hochgelobten und so gut wie nie gesehenen Film durch zu führen und ich war gespannt. Doch damit hatte ich nicht gerechnet.
Vampirfilm? Naja, Blut wird getrunken und auch mal gebissen, aber es ist eher die Geschichte iner Sucht: Der Anthropologe wird mit einem afrikanischen Ritualmesser getötet, lebt wieder, muss aber Blut trinken, nicht zum Überleben sondern eben als Sucht. Dies macht er auf verschiedenen Wegen in den verschiedenen Situationen des Filmes: Er klaut Blut beim Arzt, heimlich auf dem Dachboden, Blutkonserven lagern im Weinkeller, doch es werden auch Blutlachen neben Leichen aufgelegt, und junge Prostiituierte mit kleinem Kind getötet. Und das alles wird mit dem Blutmythos der christlichen Kirche verbunden, wir bekommen hier fast Mondo Einblicke in Gottesdienste, die in der schwarzen Community Jesus Blut feiern.
Aber das ist Hess, es gibt ja auch noch Ganja (bin nicht sicher, ob die Namen sprechend sind), eine starke Frau, die von Hess in ihrer Welt geholt wird. Während Marlene Clark das mit einer natürlichen Präsenz und starken Schauspiel macht, glänzt Duane Jones als Hess mit einr körperlichen Ausstrahlung.
Nun hält sich das alles nicht an eine wie auch immer bekannte Filmdramaturgie, man weiß lange nicht wohin der Film will (also bis es einem egal ist), es geht nicht um die Gefahr und Vernichtung des Monsters, oder die psychologischen Hintergründe (oder vielleicht doch?), sondern trotz einer chronologischen Erzählung wird hier Collagenhaft gearbeitet. Mit einigen surrealen Einbrüchen (Visionen, Vorstellungen, Erinnerungen).
Trotz allem ist neben Gewalt, Sex auch Humor drin, unglaubliche Szenen und auch spannende Musik: Gospel, Blues, Psychedelisches und verfremdete Geräusche. Ach ja, und Bach.
Ich bin froh, diesen Film gesehen zu haben. Im Kino. Einmalige Poesie, die sich öchstens bei anderen Poeten oder bei dem anderen outstanding Blaxploitator, Peebles' Sweet Sweetback's Baadasssss Song , andockt.
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24.3.23 18:20 Cinema Ostertor
Seneca – Oder: Über die Geburt von Erdbeben (2023)
R: Robert Schwenkte, D: John Malkovich, Tom Xander, Louis Hofmann, Andrew Koji, Julian Sands, Geraldine Chaplin, Alexander Fehling, Lilith Stangenberg, Mary-Louise Parker, Samuel Finzi, Wolfram Koch, Samia Chancrin; M: Martin Todsharow
Seneca, Philosoph, Senator und Berater von Kaiser Nero versucht seinem Chef ein wenig mehr Gnade auf dem Weg zu geben. In seiner Freizeit veranstaltet er eigene kleine Theaterabende für ausgewählte Freunde bis ihm die Nachricht überbracht wird, dass er zum Tode verurteilt wurde. Und eine Nacht Zeit hat, sich selbst das Leben zu nehmen.
Eine John Malkovich Show, trotz der wirklich spannenden Besetzung. Nebenbei ein bisschen unheimlich, Julian Sands zu sehen, der ja immer noch verschollen ist.
Malkovichs Seneca kloppt wohlformulierte Kalendersprüche raus, ist in seine eigenen Worte verliebt, und kann daher nicht aufhören zu reden. Dabei auch immer ein wenig heuchlerisch und er biegt es sich zu Recht.
Und so begleiten wir ihn.
Das Setting will kein historisch korrektes oder auch nur historisierendes sein. Es ähnelt eher einem Theaterstück: es wird viel behauptet und mit aktuellen Anspielungen versehen, die hier nicht besonders versteckt sind, sondern eher klar und grob: Nero wird konsequent Präsident und auch mal Mr. President genannt, verscharrte Tote tragen die bekannten orangenen Overalls, Nero trägt eine aufblasbare Plastikkrone mit seinem Namen und hat ein Mom-Tattoo.
Gleich die erste Szene, bei der Seneca Nero versucht, eine Rede beizubringen, spielt in einer Ruine.
Der Nero Darsteller auch toll, taucht leider in der zweiten Hälfte kaum mehr auf.
Besonders gut gefallen hat mir das Theaterstück im Film, Seneca inszeniert ein Treffen zweier griechischer Götter als Grand Guignol mit echten Blut und Mord in Pappkulissen.
Dazu ein spannender Elektrosound mit arabischen Einflüssen als Soundtrack.
Ich war überrascht und erwartete anderes bei dem Regisseur, ein deutscher Genrefilmer, der es in die USA schaffte und dort handwerklich korrektes Zeug ablieferte. Hier mit einem europäischem Kunstfilm.
Direkt nach dem Besuch wußte ich nicht genau, wie er mir gefällt, nach der berühmten Nacht würde ich sagen: interessante Erfahrung mit ungewöhnlichem. Ist auf jeden Fall einen zweiten Blick wert.
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

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27.3.23, 15 Uhr, Gondel
Lars Eidinger - Sein oder Nicht Sein (2023)
R: Reiner Holzemer, D: Lars Eidinger, Juliette Binoche, Isabelle Huppert, Edith Clever, Angela Winkler, Verena Altenberger, Gustav Peter Wöhler, Thomas Ostermeier, Oliver Assayas, Michael Sturminger; M: Max Rieger
Im Kino
Montag, 15 Uhr, normalerweise sitz ich da mit höchstens 4, 5 Piepeln aber auch gerne mal alleine im Kino.
Diesmal ausverkauft. Weil Lars Eidinger war anwesend, das Objekt dieses Dokumentarfilms. Als er noch frug, ob wir alle keine Arbeit hätten, war ihm wohl nicht klar, das die Osterschulferien just an dem Tage begonnen, und so, neben Rentnerinnen vor allem Lehrerinnen da waren. Sag ich mal so.
Der Rahmen sind die Proben zu Jedermann in Salzburg. Auch ansonsten sehen wir viel Probenarbeit, zu Hamlet, zu Richard III. Zwischendurch Interviews mit Schauspielkolleg*innen, Regisseuren. Und eben viel Lars. Er besucht seine Schauspielschule, sieht im Film seinen für sich wichtigsten Film, telefoniert, lernt Text. Und erzählt, von seinem Werdegang, seinen Ideen zum Schauspiel, seine Gedanken zum Leben. Dabei werden auch die beiden Negativ -Aufreger in seiner Bio nicht ausgespart, Stichworte Alditüte und Tränen.
Vieles war mir schon bekannt, gerade wenn man Lars gerne mal im Interview sah.
Am meisten überrascht war ich, wie gut seine Kraft, seine Energie, seine Schauspielkunst von der Bühne und der Probensituation herüber kommt. Immer schwierig, das einzufangen, von der Bühne zur Kamera ins Kino. Das ist wirklich stark und gab mir Lust, mir endlich mal Eidinger in Hamlet, Richard oder einer anderen Produktion zu sehen. Und ein bisschen auch ein schlechtes Gewissen.
Und so auch Werbung für das Theater überhaupt.

Nach einem interessanten und trotz Zeitdruck von ihm geduldigen Q&A, stand er neben dem Lichtspielhaus noch für Fotos und Gespräche bereit, auch hier wieder geduldig.

Danke.
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