Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Moderator: jogiwan

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buxtebrawler
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von buxtebrawler »

Sonntag um 20:15 Uhr (ARD) verabschiedet sich Charly Hühner als Sascha Bukow aus der "Polizeiruf 110"-Reihe - mit der Episode "Keiner von uns":

:arrow: https://www.daserste.de/unterhaltung/kr ... s-100.html
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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FarfallaInsanguinata
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Als Gast obliegt einem selten die Macht über das ausgewählte Fernsehprogramm, so kam ich auch diesmal über Weihnachten und Silvester in den „Genuss“ von Filmen und Serienfolgen, die ich mir freiwillig nie ausgesucht hätte.

- Tatort Crossover: Alles kommt zurück

Vorbemerkungen:
Ich hasse Udo Lindenberg! Damit es keine Missverständnisse gibt, einige der Krautrock-Projekte, bei denen er in den frühen Siebzigern mitwirkte, sind durchaus cool, etwa Niagara oder Emergency, von letzteren besitze ich sogar die erste LP. Aber Udo solo ist Mist und je neuer, umso mistiger!
Ich hasse Charlotte Lindholm und schaue ihre Episoden grundsätzlich nicht!

Super Voraussetzungen für einen gelungen Fernsehabend also. Und ich wurde voll und ganz bestätigt! Da passte wenig bis gar nichts zusammen. Lindholm fährt von Göttingen nach Hamburg für ein Online-Sex-Date mit einem völlig Unbekannten?! Sooo unglaubwürdig! Lindholm bespringt unmotiviert ihren Co-Ermittler widerwillen?! Sooo unglaubwürdig! Da sollte sie wohl endlich mal wild und ungezügelt rüberkommen, und nicht spießig und verklemmt, wie sonst immer; egal, ob das irgendeinen Sinn machte. Und das war nur die Spitze des Eisbergs, eine Unwahrscheinlichkeit in der Handlung jagte die nächste, die agierenden Personen glichen Karikaturen, sowohl optisch (Detlef Buck und Nadeshda Brennicke) als auch vom Verhalten (eigentlich alle). Udo darf die Gelegenheit nutzen, um zwei Songs zum Besten zu geben. Was macht er dort eigentlich, außer dass zufällig an seinem Wohnort gedreht wurde? Bestandteil der Handlung war er jedenfalls nicht.
Als Parodie auf einen Krimi eher schlecht als recht, als regulärer Beitrag in der Tatort-Reihe eine Frechheit!
Von Buck war ich mal besseres gewohnt, dass er sich für so einen Quatsch hergab, enttäuscht mich ganz schön.
Lustigerweise hörte ich vorher eine Besprechung auf DLF, wo die Rezensentin das Werk in den höchsten Tönen lobte. Möchte mal wissen, was die geraucht hatte.

Wie es deutlich besser geht, zeigte nicht einmal eine Woche später der

- Tatort Stuttgart: Videobeweis

Auf den ersten Blick ein unspektakulärer Fall mit einem überschaubaren Tatort und wenigen Verdächtigen, aber was sich da im Laufe der Handlung auf der psychologischen Ebene entwickelte, war ausgesprochen beachtlich und brachte auch echte Spannung. Ansonsten verweise ich hier auf die Besprechung von karl, der alles wichtige erwähnte.
Hat mit gut gefallen!
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buxtebrawler
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von buxtebrawler »

Polizeiruf 110: Keiner von uns

„Du bist vielleicht Freds Sohn, aber keiner von uns!“

Mit seiner 24. Episode endete Charly Hübners „Polizeiruf 110”-Ära als Rostocker Kommissar Alexander Bukow an der Seite Katrin Königs (Anneke Kim Sarnaus). Der Titel „Keiner von uns“ ist angelehnt an Hübners und Sarnaus ersten „Polizeiruf 110: Einer von uns“ aus dem Jahre 2010. Der im Herbst und Winter 2020 von Regisseur Eoin Moore gedrehte Fall ist Moores zwölfter Beitrag zur öffentlich-rechtlichen Krimireihe, von denen die meisten aufs Team Bukow/König entfallen. Das Drehbuch verfasste Moore zusammen mit Anika Wangard.

„Entschuldigung, sind Sie alkoholisiert?“

Ausgerechnet als Bukow nach dem Tod seines kriminellen Vaters komplett mit seiner Halbwelt-Vergangenheit abschließen und mit Kollegin König ein neues Leben in trauter Zweisamkeit beginnen will, wird der Clubbesitzer Andrej „Tito“ Titolew (Alexandru Cirneala, „Operation Zucker“) getötet aufgefunden. Zunächst sieht es nach Raubmord aus, denn die gesamte Abendkasse des Konzerts mit Jo Mennecke (Bela B. Felsenheimer, „Richy Guitar“) fehlt. Der Musiker ist daher zunächst der Hauptverdächtige, und tatsächlich gab es einen nonverbalen Disput zwischen ihm und Tito, doch die Autopsie ergibt, dass Tito erst zu einem späteren Zeitpunkt seine tödlichen Verletzungen erlitten hat. Die Spur führt bald ins Milieu, denn der Serbe Zoran Subocek (Aleksandar Jovanovic, „Der Kroatien-Krimi“) wurde just aus der Haft entlassen, ist zurück in Rostock und möchte in die Fußstapfen Bukow Seniors treten – wie auch der Rechtsextremist Marlon „Der Falke“ Lemke (Oskar Bökelmann, „Petting statt Pershing“). Bukow und König geraten zwischen die Fronten beider Männer, Bukow wird zudem von Subocek mit Beweismaterial bezüglich zurückliegender Beweismittelfälschungen erpresst. Bukow stehen schwere Entscheidungen bevor…

„…weil du im Grunde deines Herzens ein Verbrecher bist!“

Hübners bzw. Bukows Abschied ist ebenso emotional wie spannend und macht Tabula rasa, angefangen bei Bukows und Königs Plänen, für die Polizei Interessantes aus dem Besitz Bukows Vaters der Polizei zu übergeben und den Vorgesetzten eigene Verfehlungen zu gestehen. Doch da platzt Subocek wie ein alter Geist aus der Vergangenheit herein und stellt alles auf den Kopf. Man belauert sich, heckt Pläne aus, stellt Fallen – und doch kommt stets alles anders als gedacht, und zwar für alle Parteien. Bukows und Königs junges Beziehungsglück droht in der Gemengelage aus aktuellen Bedrohungen und einen einholender Vergangenheit gnadenlos zerrieben zu werden. Die Luft ist dick und wird von manch Pistolenkugel zerrissen, dazu wabert beständig angemessen unheilvolle Hintergrundmusik. Selbst Rostocks bunte Einkaufsmeilen wirken hier grau, doch wann immer es allzu schwer und düster zu werden droht, werden Figuren am Rande zur Karikatur präsentiert. Und dieses „am Rande“ sorgt für eine beunruhigende Unberechenbarkeit.

Was das horizontale, also über mehrere Episoden hinweg erzählte Narrativ an losen Enden bot, wird hier aufgelöst. Stallgeruch, den man nie loswird, Loyalität, die eingefordert wird und zur Disposition steht, die Grenzen von Recht und Unrecht, von Wahrheit und Lüge, der schmale Grat zwischen Gesetzeshüter und Verbrecher, zwischen Courage und Selbstjustiz – all dies wird aufgeworfen, verhandelt, ausgelotet und eskaliert in einem Showdown, an dessen Ende einige Fragen ein für allemal geklärt sind, aber andere aufgeworfen werden und beantwortet werden müssen. Bela B. als Jo Mennecke ist lediglich ein zwar gern angenommenes und die Ereignisse etwas auflockerndes, sich letztlich aber klar unters von Zweifeln geplagtes Bukow/König-Drama unterordnendes Gimmick.

Diese Mischung aus Krimi, Polizei-Thriller und fatalistischem Liebesfilm dürfte Freunde der Rostocker „Polizeirufe“ nicht kaltlassen, andere werden hingegen eventuell Probleme haben, sich in die Gefühlswelt der Figuren hineinzufühlen oder der Handlung zu folgen. Hübner dominiert seinen letzten Fall, bevor seine Ehefrau zukünftig Sarnau für weitere Rostocker Episoden zur Seite gestellt wird. Danke, Charly, für eine der gelungensten zeitgenössischen deutschen Fernsehkrimireihen – und den Macher(inne)n hinter ihr wünsche ich weiterhin ein gutes Händchen bei der Wahl der Geschichten, ihrer Regisseure und ihren Besetzungen.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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karlAbundzu
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von karlAbundzu »

Während ich noch überlege, wie ich es formulieren soll, hat der bux schon raus gehauen.
Also auch von mir ein Charly goodbye! Das war wirklich sehr gut.
Vielleicht noch eine kritische Anmerkung: An sich war Belas Einbindung sehr gut, und inzwischen kann er auch spielen. Nur warum er zurück blieb und nichts mehr hatte verstand ich nicht. Nun gut, gab es noch einen hübschen Abschluss Song von ihm.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von buxtebrawler »

karlAbundzu hat geschrieben: Mi 12. Jan 2022, 16:20 Vielleicht noch eine kritische Anmerkung: An sich war Belas Einbindung sehr gut, und inzwischen kann er auch spielen. Nur warum er zurück blieb und nichts mehr hatte verstand ich nicht. Nun gut, gab es noch einen hübschen Abschluss Song von ihm.
War es nicht so, dass er ohnehin schon klamm war, nach dem Rostock-Gig auch noch die entwendete Abendkasse zurückgeben und schließlich tatsächlich als "verarmter Musiker" Geld für die Weiterreise sammeln musste?
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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karlAbundzu
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von karlAbundzu »

buxtebrawler hat geschrieben: Mi 12. Jan 2022, 17:31
karlAbundzu hat geschrieben: Mi 12. Jan 2022, 16:20 Vielleicht noch eine kritische Anmerkung: An sich war Belas Einbindung sehr gut, und inzwischen kann er auch spielen. Nur warum er zurück blieb und nichts mehr hatte verstand ich nicht. Nun gut, gab es noch einen hübschen Abschluss Song von ihm.
War es nicht so, dass er ohnehin schon klamm war, nach dem Rostock-Gig auch noch die entwendete Abendkasse zurückgeben und schließlich tatsächlich als "verarmter Musiker" Geld für die Weiterreise sammeln musste?
Stimmt, weil die Managerin/Freundin ja mit dem Tourbus weg ist, während er noch in U-Haft war. Gibt es für sowas kein staatlichen Ausgleich?
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von buxtebrawler »

karlAbundzu hat geschrieben: Do 13. Jan 2022, 15:24 Stimmt, weil die Managerin/Freundin ja mit dem Tourbus weg ist, während er noch in U-Haft war. Gibt es für sowas kein staatlichen Ausgleich?
In jedem Falle skandalös und anzuprangern :opa:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von buxtebrawler »

Tatort: Wodka Bitter-Lemon

Buddha bei die Fische

„Höchstwahrscheinlich Zyankali! Die roten Flecken am Körper, der Geruch nach Bittermandel, das deutet darauf hin.“

Für den vierten Fall des Essener Kommissarduos Heinz Haferkamp (Hansjörg Felmy) und Willy Kreutzer (Willy Semmelrogge) verfilmte Regisseur Franz Peter Wirth („Eisenwichser“) ein Drehbuch Henry Kolarz‘. Es handelt sich um Wirths erste von nur zwei „Tatort“-Episoden seiner Karriere, dafür aber um ein Jubiläum: Es ist der 50. „Tatort“, erstausgestrahlt am 13. April 1975.

„Ausgeschlossen! Das macht meine Tochter nicht.“

Martin Koenen (Heinz Bennent, „Possession“), Chef des größten Essener Betriebs, einem Chemiewerk, gabelt abends die Anhalterin Irene Lersch (Sabine von Maydell, „Wehe, wenn Schwarzenbeck kommt“) – eine Azubine seines Unternehmens – auf und nimmt sie mit zu sich nach Hause. Noch während sie dort den ersten Drink zu sich nimmt, plagen ihn bereits Gewissensbisse, doch als er aus dem Badezimmer zurückkehrt, liegt Irene bereits tot auf dem Fußboden der herrschaftlichen Familienvilla. Um einen Aufruhr um seine Person zu vermeiden, drapiert er sie nachts heimlich auf einer Parkbank. Dennoch sind Kommissar Haferkamp und Konsorten schnell zur Stelle und verhaften Koenen, der seine Unschuld beteuert. In der Gerichtsmedizin wurde eine Zyankalivergiftung diagnostiziert. Aber weshalb hätte die attraktive junge Frau sich umbringen sollen? Haferkamp ahnt, dass Martin Koenen unschuldig ist, und sieht sich in dessen Familie um, die einen dysfunktionalen Eindruck macht: Martins Schwester Adele (Margot Trooger, „Pippi Langstrumpf“) lässt kein gutes Haar an dessen wesentlich jüngerer Ehefrau Petra (Claudia Amm, „Madman“), die wiederum nicht sonderlich glücklich mit Martin verheiratet ist…

„Hier wird nichts geändert. Alles bleibt so, wie es war.“

Aufgrund der Exposition, in der Irene auch oben ohne vorm Spiegel posiert, weiß man als Zuschauerin oder Zuschauer, dass Martin unschuldig ist. Da dessen Frau Petra sich währenddessen in München aufhielt, telefoniert Haferkamp mit dem Münchner Kommissar Veigl (Gustl Bayrhammer), womit der damals obligatorische Gastauftritt eines „Tatort“-Ermittlers aus einer anderen Stadt untergebracht wäre. Und natürlich besucht Haferkamp wieder seine Ex-Frau Ingrid (Karin Eickelbaum), dazu später mehr. Martins Familie lernen wir als überaus bourgeois und eine Art Matriarchat kennen, ihr Oberhaupt ist Martins streng konservative Mutter (Lil Dagover, „Die seltsame Gräfin“). Etwas länger als unbedingt nötig integriert Wirth (respektive der Cutter) Bilder vom Springreiten, an dem sich Petra beteiligt, bevor sich Haferkamp an ihre Fersen heftet. Er versucht, von ihr mehr über Martin, seine Ehe und seine Familie zu erfahren.

„Man heiratet nicht nur einen Mann, man heiratet auch seine Familie…“

Petra entpuppt sich als sehr moderne junge Frau, die nicht so recht in die Familie passen will – was auch Anlass für Konflikte ist. Haferkamp und Petra scheinen mitunter fast miteinander zu flirten. Ist sie die Mörderin und wenn ja, warum? Der Giftanschlag galt offenbar Martin und nicht der Anhalterin. Oder ist Adele die Täterin, um die Konzernleitung an sich zu reißen? Martin verschwindet erst einmal aus der Öffentlichkeit, sie leitet das Unternehmen derweil kommissarisch. Plötzlicher Szenenwechsel, die Nordseeinsel Sylt: Haferkamp spannt Ingrid während eines Spaziergangs durch die Dünen als Hilfspolizistin ein. Sie soll eine Galerie am Strand aufsuchen, die überraschenderweise bestens besucht ist, sogar eine Gruppe Motorradfahrer(innen) macht dort Halt und es läuft Hardrock! Diese Szenerie bildet einen starken Kontrast zur miefig-konservativen und machtversessenen Atmosphäre innerhalb Martins Familie. Die dort ausgestellten Bilder bekommt man indes leider nicht zu sehen, dafür Petra, deren Liebhaber Joschi (Sky du Mont, „Otto – Der Film“) der Galeriebetreiber ist und in Geldnöten steckt.

„Herr Haferkamp, Sie sind ein gefährlicher Mann!“

Prompt wird Ingrid angegraben und zu einer Strandparty eingeladen, die das Hippieklischee von Manipulationsversuchen unter dem Deckmantel „freier Liebe“ erfüllt: Ingrid bekommt eine in einen Eiswürfel eingefrorene Perle in ihren Drink und „darf“ dafür die Nacht mit Nino (Klaus Grünberg, „Zum Abschied Chrysanthemen“) verbringen. Sie verzichtet dankend, hat damit aber herausgefunden, wie das Gift in Irenes Getränk gelangte. Für Haferkamp ist der Fall damit klar, wenngleich es sich eigentlich eher um Indizien denn um handfeste Beweise handelt. Bis dahin überzeugte „Wodka Bitter-Lemon“ mit seiner Herangehensweise, komplett ohne Schusswaffen oder Actionszenen auszukommen, und trotzdem durchaus spannend und unterhaltsam zu sein. In zugegebenermaßen etwas betulichem Erzähltempo steht die Psychologie der Figuren, das, was sich in ihren Gesichtszügen ablesen und zwischen den Dialogzeilen heraushören lässt, im Vordergrund. Die für einen Essener „Tatort“ ungewöhnlichen Drehorte sorgen für willkommene Abwechslung.

Wirth verknüpft versiert zwei Handlungsstränge miteinander, während die Handlung mitunter etwas sprunghaft und konstruiert anmutet. Schade, dass Kreutzer hier eine derart untergeordnete Rolle spielt, dass er kaum zum Zuge kommt, während Ingrid ihn gewissermaßen auf die Plätze verweist. Überhaupt wird dieser „Tatort“ von Frauen unterschiedlichster Art bestimmt, was interessante Perspektiven ermöglicht und unter die sich Haferkamp biertrinkend und rauchend mischt. Dass Martin sich letztlich als charakterlich integer herausstellt, ist ein schöner Kniff und der leisere, unauffällige Teil der Pointe, der zu seiner leisen, unauffälligen Art passt wie eine Perle in einen Eiswürfel.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von buxtebrawler »

Die Episoden 1-12 des "Tatort"-Teams Wien um Eisner und Kollegen erscheinen voraussichtlich am 28.01.2022 bei Fernsehjuwelen als 6-DVD-Box:

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Weitere Highlights
Schuber
Wendecover

Episoden:
1. Nie wieder Oper, 1999
2. Absolute Diskretion, 1999
3. Der Millenniumsmörder, 1999
4. Passion, 1999
5. Nichts mehr im Griff, 2000
6. Böses Blut, 2000
7. Tödliche Tagung, 2001
8. Elvis lebt!, 2001
9. Tödliche Souvenirs, 2002
10. Tod unter der Orgel, 2002
11. Der Wächter der Quelle, 2003
12. Die schlafende Schöne, 2004

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=114654

Die Episoden 13-24 des "Tatort"-Teams Wien um Eisner und Kollegen erscheinen voraussichtlich am 28.01.2022 bei Fernsehjuwelen als 6-DVD-Box:

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Extras:
Trailer
Weitere Highlights
Schuber
Wendecover

Episoden:
13. Der Teufel vom Berg, 2004
14. Tödliches Vertrauen, 2005
15. Tod aus Afrika, 2005
16. Familiensache, 2006
17. Tödliche Habgier, 2006
18. Exitus, 2007
19. Granit, 2007
20. Baum der Erlösung, 2008
21. Kinderwunsch, 2008
22. Operation Hiob, 2009
23. Glaube, Liebe, Tod, 2009
24. Lohn der Arbeit, 2010

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=114656
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen

Beitrag von CamperVan.Helsing »

buxtebrawler hat geschrieben: Mo 24. Jan 2022, 14:54 Die Episoden 1-12 des "Tatort"-Teams Wien um Eisner und Kollegen erscheinen voraussichtlich am 28.01.2022 bei Fernsehjuwelen als 6-DVD-Box:

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Episoden:
1. Nie wieder Oper, 1999
2. Absolute Diskretion, 1999
3. Der Millenniumsmörder, 1999
4. Passion, 1999
5. Nichts mehr im Griff, 2000
6. Böses Blut, 2000
7. Tödliche Tagung, 2001
8. Elvis lebt!, 2001
9. Tödliche Souvenirs, 2002
10. Tod unter der Orgel, 2002
11. Der Wächter der Quelle, 2003

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=114654
Da stehen aber nur 11...
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& carved in stone
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